Coup d'Etat von rokugatsu-go ================================================================================ Kapitel 9: Gutes Timing ----------------------- Sai parierte Angriff um Angriff seines Gegenübers, doch er konnte keine Lücke, keine Möglichkeit finden, selbst zum Angriff überzugehen. „Du bist wahrlich nicht schlecht“, sagte der Ne schon merklich außer Atem, als Sai einen weiteren Hieb abgewehrt hatte und sie nun in einiger Distanz zu einander standen. „Ich verstehe jetzt, warum du einer von Danzous Lieblingen warst.“ Bei diesen Worten verstärkte Sai den Griff um sein Schwert. „Wenn ihr jetzt aufgebt, werde ich persönlich beim Hokage um Gnade für euch bitten.“ „Ha!“ Der andere Shinobi lachte verächtlich. „Um dann dabei zu zusehen, wie die Ideale Danzous mit Füßen getreten werden? Nein, wir sterben lieber, ehe wir Danzous Vision verraten!“ „Es gibt viele Möglichkeiten, das Beste für Konoha zu wollen. Und Danzous Weg war voller Fehler. Ich bitte euch: Wenn ihr mit dem Hokage sprechen würdet, würdet ihr verstehen, dass es als Ninja auf mehr ankommt als blinder Gehorsam und die Verleugnung des eigenen Selbst. Anstatt Danzous Vision von Konoha umsetzen zu wollen, solltet ihr versuchen, im tatsächlichen Konoha zu leben und es mit Mitteln reformieren, die nicht Menschenleben in Gefahr bringen und Familien auseinanderreißen. Ich verspreche euch, dass der Hokage, wer auch immer es sein wird, euch zuhören wird.“ Der Ne schüttelte energisch den Kopf. „Du warst einst einer der Lieblinge Danzous. Und jetzt bist du nur noch eine Schande. Wir leben und sterben für unsere Mission; Danzous Traum von Konoha. Das ist alles, was ein Ne ist. Und es macht uns euch gefühlsduseligen Schwächlingen so überlegen!“ Aus dem Nichts aktivierte der Shinobi ungeahnte Chakrareserven und Sai fühlte, wie die Luft um ihn herum immer kälter wurde. Plötzlich bemerkte Sai wie sich ein Schatten über ihm zu formen schien. Eine Wolke bildete sich genau hoch über seinem Kopf und mit einem Mal schossen Hagelkörner von der Größe von Tennisbällen auf ihn herab. Er wollte sie mit seinem Schwert abwehren, doch der Hagel war so stark, dass die Klinge ihnen nicht standhalten konnte und zerbrach. Geschwind griff Sai zu seinem Pinsel und seiner Schriftrolle und zeichnete ein paar Vögel, die zum Himmel empor rasten und die Wolke verwirbelten, sodass sie sich auflöste. Ein letzter Hagel, der aus der Wolke fiel, erwischte Sai am linken Arm und ihm blieb gerade genug Zeit, den Schmerz zu spüren, als der steinharte Hagel auf seinem Arm aufschlug und ihn verwundete, ehe in diesem Moment der Ne sich auf ihn stürzte, ihn zu Boden stieß und ihm sein Schwert gegen die Kehle drückte. „Das war's für dich!“ In Erwartung seines bevorstehenden Todes, zog Sai scharf die Luft ein. Sein letzter Gedanke galt Ino. Er hatte sich nicht einmal für sein dummes Verhalten entschuldigen können. Ob sie trotzdem wusste, wie sehr er sie liebte? Als nichts passierte, bemerkte Sai, dass die Hand seines Gegners, die das Schwert hielt, zu zittern begonnen hatte. Es war als wollte er ihn umbringen, aber irgendetwas schien ihn zurückzuhalten. „Mann, ist der hartnäckig“, meckerte der Ne genervt und als er den ihm wohlbekannten Tonfall erkannte, riss Sai weit die Augen auf. War das … Shintenshin? „Ino? Bist du das?“ „Na, wer soll denn sonst deinen süßen Hintern retten?“ Ino brachte den Ne dazu, sich von Sai zu entfernen und das Schwert fallen zu lassen. „Sai, beeil dich! Er wehrt sich ziemlich heftig!“ Flugs stand Sai auf, lief zu seiner zu Boden gefallenen Schriftrolle, hob den Pinsel auf und ließ zwei Löwenhunde auf dem Papier entstehen. „Ino! Verschwinde da in drei, zwei, eins-!“ Der Ne konnte gerade noch einmal erschrocken zusammenzucken, bevor sich die Bestien auf ihn stürzten und sich in ihn verbissen. Eine schwarze Riesenschlange wickelte sich derweil immer fester vom Boden über seinen ganzen Körper, bis der Ne vollkommen eingewickelt umfiel. Plötzlich ertönte ein Rascheln im Gebüsch und Sai wirbelte alarmiert in diese Richtung. Aus dem Unterholz entstieg Ino und schüttelte sich die Blätter aus den Haaren. Erleichtert ließ Sai seine Schultern sacken. Ino lief auf ihn zu und kümmerte sich ohne Umschweife um die Wunde an seinem Arm. „Bist du sonst noch irgendwo verletzt?“, fragte sie besorgt. „Nein“, verneinte Sai. „Was machst du hier?“ Sie warf ihm einen missmutigen Blick zu. „Du meintest wohl 'Danke, Großartigste aller Freundinnen. Ohne dich wäre ich verloren gewesen'.“ „Entschuldige. Natürlich bin ich dir dankbar. Und ohne dich wäre ich verloren. Nicht nur jetzt gerade.“ Bei Sais plötzlichem Liebesschwur wurde Ino rot. „Okay, jetzt übertreib mal nicht.“ „Tue ich nicht“, erwiderte er ernst, worauf Ino amüsiert den Kopf schüttelte. „Also, echt, du bist eine Wundertüte. Ich gehöre zur zweiten Unterstützergruppe. Yugao hat uns den Einsatzbefehl gegeben, kurz nachdem ihr hinter Naruto her wart. Und sie sagte, es sollte lieber mal ein Arztninja nach euch sehen.“ Geknickt senkte Sai seinen Blick. Wie hatte er an Inos Loyalität je zweifeln können? „Es tut mir so leid“, sagte er ihr, „ich habe furchtbare Dinge zu dir gesagt. Jemandem bedingungslos zu vertrauen, ist immer noch ungewohnt für mich. Mich begleitet ständig die Angst, dass dieses Leben außerhalb der Ne mir wieder entrissen werden könnte und so warte ich beinahe schon darauf, dass irgendetwas passiert. Bitte verzeih mir, Ino. Ich will, dass du weißt, dass ich dir vertraue. Dass ich dich liebe. Und für immer mit dir zusammen sein möchte.“ Wortlos lächelte Ino vor sich hin und wickelte einen Verband um Sais Wunde. „Das trifft sich ganz gut“, sagte sie schließlich. „Dein Timing letztens war echt mies. Und mich hast du auch auf dem falschen Fuß erwischt. Ich war die ganze Zeit schon wegen etwas nervös und ausgerechnet dann, als ich mir endlich Klarheit verschaffen wollte, bist du mit deiner unterirdischen Laune reingeplatzt.“ Sai legte fragend den Kopf schief. „Ich versteh nicht …?“ „Ich bin schwanger, Dummkopf.“ Ino wartete eine Reaktion ab, doch Sais Augen starrten plötzlich nur noch ins Leere. „Sai? Alles in Ordnung?“ Erneut keine Reaktion. „Oh nein, verdammt! Hab ich Sai jetzt kaputt gemacht?“ Ino rüttelte sanft an ihm. „Hey, bitte, sag was, ja? Irgendwas! Komm schon!“ „Ist ...“, reagierte er endlich, „ist das wirklich wahr?“ „Warum sollte ich mir so was ausdenken?“ „Ich bin verwirrt. Ich habe plötzlich schreckliche Angst und bin zugleich überglücklich.“ Ein strahlendes Lächeln breitete sich über Sais ganzes Gesicht aus und wetteiferte mit den letzten Sonnenstrahlen des Tages um die Wette. Aus dem Nichts fiel er Ino um den Hals. „Glaub mir, das geht nicht nur dir so.“ Ino erwiderte die Umarmung, die sie etwas überrumpelt hatte. „Du fällst aber jetzt nicht in Ohnmacht, oder so? Hinata hat erzählt, wie Naruto damals umgekippt ist.“ „Nein, mir geht es gut. Mir ging es noch nie besser!“ In diesem Augenblick erschien Yamato bei ihnen. Er warf einen kurzen Blick auf den in die Schlange eingewickelten, bewusstlosen Ne und wandte sich dem Paar zu. „Seid ihr zwei in Ordnung?“ „Ino ist schwanger!“, rief Sai ihm freudig entgegen. „Damit hätten wir wohl geklärt, wann wir es jemandem erzählen“, bemerkte Ino und löste sich aus der Umarmung, aus der Sai sie sonst wahrscheinlich nie mehr losgelassen hätte. „Oh nein, nicht der auch noch“, fügte sie hinzu, als sie zu Yamato blickte, der mit weit aufgerissenen Augen und heruntergeklappten Kiefer ins Nichts starrte. „Was … ich … was … das … wie …?“, stammelte er, während Ino mit den Augen rollte. Es stimmte schon, was man sagte: Die Mitglieder von Team Sieben waren alle etwas … speziell. Immerhin schaffte Yamato es, schnell seine Fassung wiederzuerlangen. „Ich … gratuliere.“ Auch wenn er von Anfang an behauptet hatte, er würde sie als Erwachsene sehen, so kam Yamato nicht darüber hinweg, dass sie nun tatsächlich erwachsen waren. Hatte er nicht gerade eben noch Sakura und Naruto daran hindern müssen, auf Sai loszugehen, weil dieser mal wieder eine beißende Bemerkung gemacht hatte? „Oh, Sie sind verletzt.“ Ino fiel die Wunde an seiner Schulter auf, die Yamato mit einer Hand abdeckte. „Das ist nicht so schlimm.“ „Keine Widerworte!“, entgegnete Ino streng. „Ich werde euch wieder in dem Zustand Sakura übergeben, in dem sie euch mir überlassen hat!“ „Nein, nein, ich kann mich selbst darum kü-“ „Ich hab gesagt, keine Widerworte!! Ihr von Team Sieben habt alle einen Schaden und seid nicht zurechnungsfähig! Ich hab heute noch Albträume davon, wie Kakashi sich selbst diese Kabeldinger von Kakuzu aus dem Brustkorb gerissen hat! Und jetzt hinsetzen und brav sein!!“ Leicht verängstigt tat Yamato wie ihm befohlen worden war und Sai stellte stolz von der Seite fest: „Du wirst eine tolle Mutter, Ino!“ Während die Kunoichi sich diesen Satz freudestrahlend auf der Zunge zergehen ließ, gesellte sich auch Naruto wieder zu ihnen. Jun blieb zögerlich einige Schritte hinter ihm. „Geht es euch allen gut?“, fragte Naruto besorgt, als er sah, dass Ino Yamato verarztete. „Bei uns ist alles in Ordnung“, antwortete Yamato. „Den überlebenden Ne werden wir mit nach Konoha nehmen, auch wenn ich bezweifle, dass er uns viel über seine sich noch im Untergrund versteckten Kameraden verraten wird. Aber diese beiden schienen die Anführer des Putsches gewesen zu sein. Ist bei dir auch alles in Ordnung?“ Naruto grinste mal wieder von Ohr zu Ohr, was bei ihm das sicherste Anzeichen dafür war, dass alles in Butter war.. „Wenn sich alles beruhigt hat, werde ich mit Jun ein neues Trainingsprogramm starten!“ „Das klingt doch gut“, antwortete Yamato anerkennend und Juns Nervosität begann, sich zu legen. In der Tat schien niemand einen Groll gegen ihn zu hegen. Wie hatte er sich je so verunsichern lassen können? „Es tut mir sehr leid, was vorgefallen ist.“ Jun verbeugte sich tief vor den anderen. „Ich hätte beinahe den falschen Weg gewählt. Nun weiß ich, dass ich den Weg wählen möchte, der mich zu so einem guten Menschen machen wird, wie es Naruto-sensei ist.“ Es war sicher keine Einbildung, dass Naruto plötzlich noch etwas aufrechter stand als zuvor. „An die Anrede könnt ich mich gewöhnen, echt jetzt.“ Er lachte mit einer Mischung aus Stolz und Verlegenheit. „Also, Naruto-sensei“, sagte Yamato schmunzelnd, „wir sollten zu Yugao zurück.“ „Die werden längst mit den Typen aufgeräumt haben“, äußerte Ino. „Ich bin gleich mit der Erstversorgung fertig und werde mir die Wunde in Konoha noch mal angucken.“ „Ich danke dir.“ Yamato stand auf, als die Kunoichi fertig war. „Wir müssen ihr und den Leuten in Konoha so schnell wie möglich Bescheid geben.“ „Die vergangenen Tage waren verrückt genug“, sagte Naruto mit Blick auf die untergehende Sonne. „Hoffentlich kehrt jetzt wieder etwas Ruhe ein.“ „Ino ist übrigens schwanger“, warf Sai an dieser Stelle ein und überhörte wohl das Grummeln seiner Freundin, es nicht gleich überall heraus zu posaunen. „Häh?!“ Naruto fiel vor Erstaunen fast um. „Echt jetzt?? Also keine Ruhe für euch, was? Dafür sind das ja endlich mal gute Neuigkeiten! Die haben wir dringend nötig!“ Hoffentlich, dachte Yamato, als die Sonne vollends hinter dem Horizont verschwunden war und sie sich auf den Weg machten, hoffentlich erwarteten sie in Konoha keine schlechten Neuigkeiten.   Genma beobachtete durch den Spalt im Felsen, wie die Nacht über Konoha hereinbrach. Soweit war alles ruhig gewesen. Ob das ein gutes Zeichen war? Lange konnten sie hier nicht mehr ausharren. „Aah!“ Shizunes Aufschrei ließ ihn entsetzt herumfahren. „Du meine Güte!“, schrie Shizune, sprang auf und beugte sich über Kakashi. „Was?! Was ist?!“ Genma rannte zu ihnen und auch Raidou sprintete in der Befürchtung des Schlimmsten herbei. Bei Kakashi angekommen, sah Genma, was Shizune so aufgeschreckt hatte und ein Grinsen formte sich auf seinem Gesicht. „Tsk. Teufelskerl.“ Zwei Augen blickten ihm müde vom Krankenbett aus entgegen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)