Coup d'Etat von rokugatsu-go ================================================================================ Kapitel 1: Schüler und Lehrer ----------------------------- „Das war gute Arbeit heute, Jun! Legen wir noch eine Runde Training ein?“ Naruto grinste stolz von Ohr zu Ohr, als er zu seinem Schüler sprach, während sie auf dem Trainingsplatz standen. Seinem Schüler. Jedes Mal, wenn er daran dachte, überkam ihn eine Mischung aus Stolz, Freude und … Angst. Als Kakashi ihn vor drei Monaten einbestellt hatte, um ihm die Aufgabe zu übertragen, sich um den jungen Jun zu kümmern, wäre Naruto vor Euphorie fast an die Decke gegangen. Er erinnerte sich an sein lautstarkes „ECHT JETZT??!!“ und wie er es kaum fassen konnte, dass er, Naruto Uzumaki, tatsächlich und wirklich einen Schüler bekommen sollte. Ja, sicher, er hatte früher schon mal Konohamaru etwas beigebracht, aber das war ein wenig etwas Anderes gewesen. Konohamaru war mehr wie ein kleiner Bruder und das man denen etwas beibrachte, war wahrscheinlich normal. So wie er Dinge von Sasuke gelernt hatte und Sasuke von ihm. Aber sagen zu können, „das ist mein Schüler. Ich bin sein Lehrer“, das war eine ganz andere Liga. Naruto hatte sich bereits sehr lange gewünscht, für jemanden das zu sein, was Iruka, Kakashi und Jiraiya für ihn gewesen waren. Ja, sicher, er hatte nun einen Sohn und nichts auf der Welt hatte Naruto je glücklicher gemacht, als der Tag, an dem Boruto auf die Welt gekommen war, aber … Boruto war eben gerade erst auf die Welt gekommen. An ihn konnte er noch nicht viel weitergeben. Zudem schienen Narutos Kameraden ihn mal wieder komplett und mit meilenweitem Vorsprung überholt zu haben. Sie ALLE waren viel früher als er Jonin geworden, Lee zum Beispiel war schon lange Jonin-Lehrer, Shino hatte an die Akademie gewechselt und unterrichtete dort, Ino war zur Informationseinheit gestoßen und Sai war am höchsten die Karriereleiter hinauf gefallen: Kakashi hatte ihn in den Polizeidienst von Konoha beordert, wo er rasch zum Einsatzleiter aufgestiegen war. Und er selbst? Er war damals zum dritten Mal durch die Jonin-Prüfung gesegelt. Nach der dritten Pleite hatte er Yamato gefragt, wie oft so etwas schon vorgekommen wäre. „Einige brauchen zwei Versuche“, erinnerte er sich an Yamatos Worte, „es gab auch schon Fälle, die erst beim dritten Mal bestanden haben, aber du bist der Erste, der zu einem vierten Versuch antritt, Naruto.“ Hinata hatte ihm immer wieder versichert, dass er es noch schaffen würde, doch Narutos Optimismus hatte einen schweren Schlag erlitten. Bis, ja bis, Sai versucht hatte, etwas Aufmunterndes zu sagen: „Na ja, sieh es doch mal so: Sasuke ist immer noch Genin. Wobei … er würde die Prüfung wahrscheinlich direkt schaffen ….“ Naruto wusste nicht wann, aber er wusste, dass Sasuke eines Tages wieder nach Hause kommen würde. Und die Gefahr, dass dieser arrogante Aufschneider dann im Handumdrehen die Joni-Prüfung ablegen würde, nur um ihn zu ärgern, war viel zu groß. Also hatte Naruto sich geschworen, Jonin zu werden, bevor Sasuke hier wieder aufschlagen würde. Außerdem hätte er die Schmach nicht ertragen, Sakura erklären zu müssen, dass er es immer noch nicht geschafft hatte. Die Schmach … und die Schläge. Von Neuem motiviert, mit extra Lerneinheiten mit Iruka (und Kakashi und Yamato, die beide nicht erfreut gewesen waren, dass Naruto manchmal mitten in der Nacht bei ihnen vor der Tür stand und lernen wollte), sowie einer nie zuvor dagewesenen Konzentration war Naruto im vierten Anlauf Jonin geworden. Dieses Mal hatte er keine Aufgaben übersehen, falsch verstanden oder überstürzt gelöst. Und Kakashi hatte ihn mit der Erfüllung seines Wunsches nach einem Schüler belohnt. Gleichzeitig hatte er versucht, Narutos Überschwang ein wenig zu dämpfen, denn Jun, obwohl er gerade einmal zwölf Jahre alt war und erst vor einem halben Jahr den Abschluss gemacht hatte, hatte schon zwei Lehrer verschlissen. Jun war ein ruhiger, zurückgezogener Junge mit Kräften, die ihn überforderten. Seine vorigen Lehrer hatten aufgegeben, weil sie weder mit seiner Persönlichkeit, noch mit seinen Fähigkeiten klar gekommen waren. „Ich kann mir vorstellen, dass du zu ihm durchdringen kannst, Naruto.“ Naruto hatte Kakashi versprochen, sein Bestes zu geben, auch wenn ihm diese Aufgabe plötzlich mehr Respekt einflößte als er erwartet hatte. Er wollte niemanden enttäuschen. Weder Kakashi, noch Jun, noch sich selbst. Wenn er einmal Hokage werden wollte, dann musste er schwierige Aufgaben bestehen können. „Das war überhaupt keine gute Arbeit“, erwiderte Jun ungewöhnlich schroff. „Weil es überhaupt keine richtige Mission war.“ „Auch kleine Missionen sind Missionen, denn als Ninja dient man seinem Dorf und vor allem den Menschen. Wenn also jemand uns beauftragt, seinen entflohenen Papagei wieder einzufangen, dann erledigen wir so eine D-Rang-Mission mit dem gleichen Eifer wie eine S-Rang-Mission.“ Innerlich stutzte Naruto nach seiner kleinen Ansprache kurz. Irgendwie kam ihm das so bekannt vor. „Und werde ich jemals eine S-Rang-Mission zugeteilt bekommen?“ Jun klang schrecklich verbittert. „Aber ja, natürlich, doch bis dahin ist es noch ein langer Weg. Du musst etwas Geduld haben, dann wird es irgendwann so weit sein, echt jetzt.“ „Ich glaube nicht, dass Sie das zu entscheiden haben.“ „Wie meinst du das denn?“ Naruto wunderte sich von Tag zu Tag mehr über seinen Schützling. Noch vor wenigen Wochen hätte Jun nicht derart Widerworte gegeben und so voller Verbitterung geklungen. Zu Beginn ihrer gemeinsamen Zeit war Jun zurückhaltend, beinahe schon schüchtern, gewesen. Und ganz klar verängstigt. Jun besaß eine enorme Menge an Chakra und die Fähigkeit, dieses Chakra wie Senbon abschießen zu können. Zumindest in der Theorie. Denn in der Praxis hatte der junge Genin weder sein Chakra noch seine Fähigkeit unter Kontrolle und so war es schon an der Akademie zu ungewollten und teils schwerwiegenden Senbon-Attacken auf Lehrer und Mitschüler gekommen. Es war Kakashi anzumerken gewesen, dass es ihm gegen den Strich gegangen war, aber aufgrund von Juns Kräften hatte der Hokage beschlossen, ihn erst einmal im Einzelunterricht den Umgang mit seiner Fähigkeit lernen zu lassen, ehe er einem Team zugewiesen werden sollte. Kakashi hatte einige Gründe, Jun in Narutos Obhut zu geben und – wie Kakashi nun mal war – hatte er sich über die meisten davon ausgeschwiegen. Einer von diesen war es leider auch, dass Naruto, sollte er von ein paar Senbon getroffen werden, den Angriff dank Kurama besser wegstecken konnte. Der zweite Lehrer des Jungen hatte aufgeben müssen, nachdem eine schiefgegangene Trainingseinheit ihn ins Krankenhaus gebracht hatte. Der Erste hatte schon das Handtuch geschmissen, als Juns Kräfte nur kurz außer Kontrolle geraten waren. So war es wenig verwunderlich gewesen, dass Jun bei ihrem ersten Aufeinandertreffen in Tränen ausgebrochen war, weil er Angst gehabt hatte, auch Naruto zu verletzen. Unkonventionell wie Naruto nun einmal war, hatte er ihm diese Angst genommen, indem er sich selbst ein Kunai in die Hand gerammt hatte (Kurama war wenig begeistert gewesen, denn für ihn hatte dies Arbeit bedeutet und nicht nur ein De ja-vu). Doch die Nummer hatte ihren gewünschten Effekt gehabt und Jun hatte sich voller Enthusiasmus mit seinem neuen Lehrer in die Arbeit gestürzt. Bis Jun plötzlich wieder verschlossener wurde. Und immer zorniger. „Der Hokage wird jemandem wie mir bestimmt nie bessere Missionen geben.“ „Wie kommst du auf so was? Kakashi-sen … ich meine, Meister … ich meine … der Sechste wird dir mit Sicherheit die gleichen Chancen geben wie anderen.“ „Da habe ich anderes gehört.“ „Hä? Von wem denn? Was hast du gehört?“ Jun biss sich auf die Lippen und drehte sich weg. „Ist nicht so wichtig.“ „Doch!“, widersprach Naruto. „Wenn du ein Problem hast, dann bin ich als dein Lehrer dazu verpflichtet, dir zu helfen.“ Zögerlich antwortete Jun: „Er hat mich auch keinem Team beitreten lassen.“ „Aber das hat er dir doch erklärt, nicht wahr? Er hat versprochen, dass du einem Team zugeteilt wirst, sobald du dein Chakra besser kontrollieren kannst.“ „Was sind schon Versprechungen?!“ Wütend drehte sich Jun zu Naruto zurück, sodass seine braunen Haare regelrecht durcheinander flogen. Sein Körper bebte vor Zorn. „Die kann er schließlich einfach brechen!“ Naruto war von diesem Gefühlsausbruch kurz überrascht, dann schüttelte er vehement den Kopf. „Nein. Ich kenne Kakashi-sensei. Er hält seine Versprechen, echt jetzt! Was ist in letzter Zeit nur mit dir los? So warst du doch sonst nicht. Bitte, rede mit mir, Jun!“ Sichtlich mit sich selbst ringend, hielt Jun sich die Ohren zu. „Nein, ich weiß es nicht! Ich weiß es nicht!“ „Was, was weißt du nicht?“ Naruto hasste das Gefühl, das sich gerade in ihm breit machte. „Ich will doch nur … ich will nur … was soll ich …?“ „Jun, hey Jun!“, rief Naruto dem Jungen zu, der gedanklich offensichtlich davon driftete. „Bitte, sag mir, was los ist!“ „Ich kann dem Hokage nicht trauen … oder doch …?“ Juns Gestammel brachte Naruto heftig zum Stutzen. „Natürlich kannst du dem Hokage trauen! Der Sechste und ich wollen dir helfen, das weißt du!“ „Nein, ich weiß es nicht! Vielleicht haben sie Recht und ich kann Ihnen allen nicht trauen!“ „Wer hat Recht? Von wem redest du?!“ Naruto schüttelte den Kopf. „Ich bin dein Lehrer, ich schwöre bei meinem Leben, dass du mir vertraue-“ „Seien Sie still!!“ In dem Augenblick, in dem Jun in seiner Zerrissenheit seinen Lehrer anschrie, schossen aus seinem Körper einige Dutzend Senbon auf Naruto zu. Sie waren so schnell, dass dem Jonin gerade einmal Zeit bleib, sein Gesicht abzuschirmen und die Nadeln allesamt seine Arme trafen. Als er seine Arme wieder absenkte, sah er in Juns erschrockenes Gesicht. „Das … das ...“, stammelte er. „Ich wollte nicht ...“ „Ah, schon gut, argh. Das weiß ich doch. Ist nichts Schlimmes, autsch, passiert.“ Naruto lächelte tapfer seinem Schützling entgegen, während das Blut seine Arme hinab tropfte. „Sensei ...“ Juns Augen füllten sich mit Tränen. „Diese Wunden müssen selbst Sie versorgen lassen.“ „Ah ha ha, ja, sieht wohl so aus. Mach dir keinen Kopf, Jun. Es ist nichts weiter passiert.“ Unfähig seinem Lehrer nun noch ins Gesicht zu sehen, richtete der Junge seinen Blick gen Boden. Dicke Tränen platschen auf dem Boden auf. „Bitte, Sensei, ich möchte jetzt für mich sein. Ist das in Ordnung?“ Naruto hasste das Gefühl, das sich immer weiter in ihm ausbreitete wirklich. Er hatte so gehofft, es nicht mehr fühlen zu müssen. Es war das Gleiche wie damals mit Sasuke. Nichts als pure Hilflosigkeit. „Ja, na klar doch“, antwortete er schließlich. „Aber morgen reden wir mal ganz in Ruhe über alles, ja?“ Jun nickte nur schwach, ehe er sich schnell davon machte.   Am anderen Ende von Konoha war die Stimmung ebenfalls an einem Tiefpunkt angekommen. „Konnte sie irgendwas über ihren Angreifer sagen?“ Kakashi saß hinter seinem Schreibtisch und unterdrückte das Bedürfnis, ein Loch in die Tischplatte zu schlagen. „Er trug eine Maske und seinem Schrei, als er getroffen wurde, zufolge war es definitiv ein Mann“, erstattete Sai über das neuste Vorkommnis Bericht. In der vergangenen Nacht hatte es einen erneuten Überfall auf jemanden aus Konohas Verwaltung gegeben. Eine Kunoichi war auf ihrem Nachhauseweg abends von jemandem angegriffen worden. Der Angreifer hatte versucht, sie zu töten, doch die Kunoichi hatte ihn im Kampf verwunden können und er hatte sich zurückziehen müssen. Leider war auch die Frau verletzt worden und nur bedingt vernehmungsfähig. „Das ist nicht gerade viel an Information.“ Kakashi fuhr sich mit den Händen durch das müde Gesicht. Was passierte hier nur? „Da ist noch was“, fuhr Sai zögerlich fort, „aber ich weiß nicht, ob es relevant für den Fall ist.“ Der Hokage richtete sich auf und blickte gespannt zu Sai. „Immer raus damit, wir können jeden Hinweis gebrauchen.“ „Im Krankenhaus hörte ich wie jemand aus der Familie des Opfers sagte, dass vielleicht doch etwas da dran wäre, dass der Hokage seine Leute nicht beschützen könnte.“ Mit einem Mal zog sich alles in Kakashi schmerzhaft zusammen. Für einen Moment, der Sai unangenehm lang vorkam, starrte der Hokage ihn wortlos an. Sai hatte sein Gefühl richtig eingeschätzt. Er hatte dies Kakashi nicht sagen wollen, aus Angst es könnte seinen Vorgesetzten schwer treffen. Und Sai wollte Kakashi nicht nur verschonen, weil er sein Vorgesetzter war, sondern weil er ihm wirklich wichtig war. Danzou war ein Vorgesetzter gewesen, jemand, dem man diente und dem man vielleicht noch ein bisschen dankbar war, da er sich einem angenommen hatte, aber Kakashi war viel mehr als das. Jemand zu dem man ging, wenn man Sorgen hatte oder wenn man die Freude über etwas teilen wollte. Jemand, dessen Rat man suchte und dessen Lob einem unglaublich viel bedeutete. Mehr eine Art … Vater. Und wenn jemand etwas gegen seinen Vater sagte, so viel hatte Sai von den anderen gelernt, dann musste man seinen Vater beschützen. „Hast du nachgefragt, was dieser Satz bedeuten sollte?“ Kakashi hatte sich – zumindest äußerlich – wieder gefangen. „Ich habe es versucht, aber leider hat sich diese Person daraufhin geweigert, mit mir zu reden. Soll ich sie zum Verhör einbestellen?“ „Nein. Wenn wir das machen, heißt es noch, wir würden kritische Stimmen unterdrücken. Das würde uns gerade gar nicht helfen.“ Kakashi dachte einen Augenblick lang stillschweigend nach. Gab es mehrere Menschen in der Bevölkerung Konohas, die so dachten? Leider war es wahr, dass bereits zwei seiner Mitarbeiter getötet worden waren. Und die verwüsteten Felder dienten auch nicht gerade der Beruhigung der Bürger. Außerdem hatten alle verschwundenen und vermutlich nun abtrünnigen Ninja sich zuvor verstärkt negativ über Konoha geäußert. Wieder zog sich in seinem Innern alles zusammen. War er der Grund für das alles? Waren die Leute unzufrieden mit ihm als Hokage? „Kakashi-taichou?“ Sais Stimme holte ihn schlagartig aus seinen Gedanken heraus. „Ist alles in Ordnung?“ „Sai, kannst du deine Ermittlungen hinsichtlich dieser Bemerkung ausweiten? Ich will wissen, woher diese wachsende Unzufriedenheit kommt.“ „Denken Sie, es gibt regierungsfeindliche Tendenzen?“ „Sicher bin ich mir nicht. Gehen wir mal nicht vom Schlimmsten aus.“ Kakashi lächelte sein gewöhnliches Lächeln. „Aber so langsam wird ein System hinter den Vorfällen erkennbar.“   Als Sai sehr viel später an diesem Tag nach Hause kam, staunte er nicht schlecht über den unerwarteten Gast im Wohnzimmer. „Auauauauauau“, jammerte Naruto auf dem Sofa sitzend, während Ino neben ihm ihre Behandlung an Narutos Armen fortsetzte. „NARUTO, HALT STILL!“ „Tu ich doch, auauauauauau! Kannst du nicht etwas sanfter sein??“ „Du solltest froh sein, dass Sakura nicht da ist. Sie würde nicht so behutsam vorgehen wie ich!“ „Das nennst du behutsa-auauauauauau!“ „Äh, Naruto?“ Sai stand in der Türe und beobachtete die Szene, die sich vor ihm entfaltete. „Was ist passiert?“ „Ahahahaha, hallo Sai. Nichts weiter, nur ….“ „Nur ein kleiner Trainingsunfall, wie er mir sagte“, vervollständigte Ino. „Aber weil er kein Aufsehen erregen wollte, kam er zu mir statt ins Krankenhaus zu gehen. Und die arme Hinata macht sich Sorgen, weil du dich mit dem Training dieses Jungen übernommen haben könntest!!“ „Auauauauau!“ Sai lief es ein wenig kalt den Rücken hinunter, als er sah, wie Ino alles andere als behutsam die Verbände um Narutos Arme wickelte. „So, fertig!“ Ino grinste breit und schlug Naruto unsanft auf den Rücken. „Jetzt versetzt du Hinata wenigstens keinen Schrecken, wenn du nach Hause kommst.“ Ino stand von der Couch auf. „Sai, du hast bestimmt Hunger, oder? Soll ich dir was zu essen machen?, begrüßte sie ihren Freund mit einer Herzlichkeit, die Naruto kalte Schauern über den Rücken jagte. Wie konnte jemand so schnell zwischen verschiedenen Persönlichkeiten wechseln? „Ja, das wäre nett.“ Sai lächelte und Ino ging in die Küche. „Ich weiß nicht, ob ich etwas essen würde, was sie zubereitet hat“, sagte Naruto angsterfüllt, als Ino ganz sicher nicht mehr in Hörweite war. „Da mach ich mir keine Sorgen“, erwiderte Sai und setzte sich zu Naruto. „Das Essen macht ihre Mutter. Wir wärmen es meistens nur auf.“ „Ich sollte dann auch mal. Hinata macht sich wahrscheinlich wirklich schon Sorgen.“ „Naruto? Ist wirklich alles in Ordnung?“ „Huh? Aber ja, klar.“ „Du wirkst angespannt.“ „Oje.“ Naruto seufzte. „Wenn du das schon merkst, kann ich es vor Hinata sicher nicht verheimlichen.“ „Was ist denn los? Geht es um deinen Schüler?“ Der blonde Ninja schüttelte den Kopf. „Damit muss ich dich wirklich nicht belasten.“ Mit einem Mal sah Sai enorm enttäuscht aus. „Verstehe. Du würdest lieber mit Sakura reden als mit mir, nicht wahr?“ „Waaas?“ Naruto blinzelte ihn heftig an. „Nein, nein, das meinte ich nicht! Klar, ich würde auch gerne mit Sakura reden, aber ich wollte dir einfach nicht zur Last fallen. Du siehst nämlich auch nicht gerade wie das blühende Leben aus.“ „Oh?“ Sai drehte sich kurz zu dem Spiegel, der auf einem Beistelltisch stand. „Vielleicht hinterlässt die Arbeit doch ein paar Spuren.“ „Viel zu tun?“ „Ja, das kann mal wohl sagen.“ Mehr durfte Sai auch nicht dazu sagen, egal, ob es gerade Naruto war, mit dem er sprach, oder nicht. „Haha, sieh uns an.“ Naruto lachte. „Zwei ältere Herren, die sich über die Arbeit beschweren. Wie soll ich denn jetzt Kakashi-sensei nennen, wenn wir auch alt sind?“ „Wenn wir alt sind und Sakura und Ino auch ungefähr unser Alter haben, sind sie dann ältere Da -“ „Whaa!“ In Ermangelung schmerzfreier Hände, mit denen er ihm den Mund zuhalten konnte, trampelte Naruto seinem Kameraden auf den Fuß, um ihn zum Schweigen zu bringen. „Sai! Wenn du mit Ino ein langes und glückliches Leben führen willst, dann denke diesen Satz nicht einmal zu Ende.“ Sai rieb sich nachdenklich den malträtierten Fuß. „Es gibt immer noch so viel, was ich an diesen Beziehungssachen nicht verstehe.“ „Kein Grund den Kopf hängen zu lassen, du schlägst dich nämlich sehr gut, echt jetzt. Apropos“, Naruto stupste ihn mit dem Ellenbogen in die Seite. „Wie sieht's denn aus mit Heiraten?“ Auf Narutos Frage hin wurde Sai sogar ein bisschen rot. „Wir haben schon darüber geredet, aber Ino will nicht, so lange Sakura nicht da ist. Das kann ich verstehen, denn ich möchte auch, dass Sakura dabei ist.“ Verständnisvoll nickte Naruto. „Ich kann mir gut vorstellen, dass Sakura auch gerne dabei wäre. Aber wer weiß, wann sie und Sasuke sich wieder hier blicken lassen.“ „Du vermisst Sakura auch, nicht wahr?“ „Natürlich. Versteh mich nicht falsch, aber mit ihr kann ich über manche Sachen besser reden.“ Zu Narutos Erleichterung lächelte Sai. „Das kann ich sogar sehr gut verstehen. Ich rede über manche Sachen auch lieber mit ihr. Sie ist nicht so schwer von Begriff wie du.“ Die Erleichterung wich ruckzuck Missmut. „Vielen Dank auch, Sai. Jetzt überlege ich mir zweimal, ob ich zu deiner Hochzeit komme.“ „Oh“, Sai blinzelte ihn überrascht an. „Das wäre aber äußerst schade.“ „Ich mach doch nur Spaß. Selbstverständlich werde ich kommen. Sonst sieht es mit Hochzeiten in unserem Team ja eh düster aus. Bei Sasuke kann ich mir nicht vorstellen, dass er heiraten wird und weder Kakashi noch Yamato scheinen ein Liebesleben zu haben.“ „Bist du dir bei Letzteren sicher?“ „Hä? Wie meinst du das?“ Erneut lächelte Sai und schüttelte daraufhin den Kopf. „Bei dieser Sache vermisse ich Sakura ganz besonders.“ Fragezeichen tanzten munter um Narutos Kopf. „Ich versteh überhaupt nicht, was du meinst...?“ „Genau das meinte ich eben.“ „Saaaaai!“, rief Ino aus der Küche. „Essen ist fertig! Hol dir was. Und mach später den Abwasch, ja? Ich muss noch bei der Buchhaltung für den Laden helfen.“ „Ich muss jetzt sowieso mal nach Hause.“ Naruto stand auf und schwankte sogleich wieder zurück. Alarmiert sprang Sai auf, um den Freund festzuhalten. „Ups“, Naruto grinste verlegen. „War wohl doch ein bisschen viel heute.“ „Warum sprichst du nicht mal mit Kakashi über die Probleme mit deinem Schüler? Ich bin mir sicher, dass er dir einen guten Rat geben kann.“ Naruto seufzte leicht. „Ja, vielleicht, sollte ich das doch endlich mal machen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)