Nebelpfade von Charly89 (Ein Naruto-MSP - Season 1) ================================================================================ Kapitel 7: Training: Chakra --------------------------- „Ich bin kein Lehrer.“ Ich bin versucht mit ihm darüber zu diskutieren, lasse es aber. Im Grunde hat er recht. Würde man das in meine Welt übertragen, wäre er Mittelstufe- oder Gymnasial-Lehrer und ich brauche einen Grundschul-Lehrer. So viel also dazu. Nächster Versuch; „Haltet Ihr das wirklich für sinnvoll?“ Kakashi nickt. Ich seufze theatralisch. So wie es scheint, komme ich wohl nicht drum herum. „Okay.“ „Selbst Naruto hat gelernt, sein Chakra zu fokussieren. Da werdet Ihr das wohl auch schaffen?“ Ich erkenne, wenn mich jemand stichelt, Hatake! Der Blick des Kopier-Ninja erinnert mich unwillkürlich an meine ehemalige Mathematik-Lehrerin. Sie war immer der Meinung das ich viel besser sein könnte und viel mehr leisten könnte; womit sie recht hatte. Ich war ausgesprochen gut in Mathe, aber es wäre noch mehr drinnen gewesen. Wenn mich etwas interessiert und fasziniert bin ich voll dabei und motiviert. Ich knie mich rein und saug alles auf wie ein Schwamm, aber alles andere läuft so nebenher. Das war in der Schule schon so und heute ist es nicht anders. Tatsächlich hatte das noch nie etwas mit ‚gut können‘ zu tun. Mathe konnte ich gut, aber mehr wie ein zwei war nie drin, weil mir die Begeisterung fehlte. In Kunst und Musik bin ich selten über eine drei gekommen, aber beide Fächer habe ich unglaublich gern gemacht und war auch immer konzentriert dabei. Vielleicht schaffe ich es, meine jugendliche Faszination hierfür wieder zu wecken? Ich fand das Prinzip unglaublich toll und spannend, der Hauptgrund warum ich mit der Serie überhaupt angefangen hatte. Gut, Kakashi war auch ein Grund, aber das ist eine andere Geschichte. „Wenigstens ein bisschen Erklärung?“, frage ich kleinlaut nach. Ich bekomme eine; kurz, knapp und ein bisschen genervt. Ehrlich? Das hätte er sich sparen können, oder ich mir. Warum wollte ich so dringend eine Erklärung, wo mir klar war, das sie nicht hilfreich sein würde? Ach ja, Zeit schinden. „Ich rate Euch, nicht direkt zu versuchen einen Baum hinauf zu laufen.“ Hält der mich für blöd?! Ich werfe Kakashi einen finsteren Blick zu, sage aber nichts. „Ich werde jetzt gehen und nach Tazuna und Sakura sehen.“ Der Kopier-Ninja spricht extra laut, damit die beiden Jungs es auch mit bekommen. Er dreht sich und humpelt auf seine Krücke gestützt davon. Kurz wirft er mir noch einen Blick zu, der mir wohl sagen soll, das ich mich ja anstrengen sollte um es ihn nicht doch bereuen zu lassen. Ich warte bis er außer Sichtweite ist und setze mich dann im Schneidersitz auf die Wiese. Nun gut, dann wollen wir mal. Mehrere Minuten beobachte ich Naruto und Sasuke. Ich weiß, dass ich gerade wieder versuche mich zu drücken, aber es ist einfach zu verlockend. Nachdem mir Sasuke einen finsteren Blick zu wirft und ich herablassendes „Tsk“ ernte, fühle ich mich motiviert genug, oder auch einfach nur ertappt. Ich schließ die Augen und atme bewusst durch. Vielleicht ist es wie meditieren? Das habe ich zwar auch noch nie gemacht, aber dazu habe ich immerhin eine grobe Vorstellung. Ich konzentriere mich auf meine Atmung und meinen Herzschlag. Der Wind streicht über meine Haut und durch meine Haare. Es fühlt sich merkwürdig intensiv an. Langsam habe ich das Gefühl, das nur noch mein Körper und Geist existieren, alles andere rückt in weite Ferne … „Ahhhh.“ Der wütende Aufschrei von Naruto reißt mich aus meiner Konzentration. Der Blonde hockt am Fuß des Baums und hält sich den Kopf, oder besser die riesen Beule. Ich seufze. Tatsächlich fühle ich mich ein wenig erfrischter und entspannter, aber das ist nicht, was ich fühlen sollte … glaube ich zumindest. Also nächster Versuch. Vielleicht hilft es mir, wenn ich es mir vorstelle? Ich könnte versuchen, das Chakra zu visualisieren. Entschlossen nicke ich und schließe die Augen wieder. Ich rufe Bilder ab, Bilder aus der Serie. Das Chakranetzwerk, die wichtigen Knotenpunkte. Ich stelle mir meinen Körper vor. Nerven- und Blutbahnen, alles vereinfacht natürlich. Langsam füge ich einen weiteren Strang hinzu. Ich stelle ihn mir blau vor, wie das klassische Chakra eben, aber hauptsächlich wegen der Farbkombination. Rot das Blut, gelb die Nerven, blau das Chakra. Der neue Strang folgt den anderen Beiden, ist untrennbar mit ihnen verbunden. Ein diffuses Kribbeln entsteht. Es ist überall, aber nicht außen auf der Haut, sondern eher darunter. Ich spüre das ich unruhig werde. Soll das so? Ich erinnere mich an einen Satz, von Kakashis liebloser Erklärung, „Es ist eine Kombination.“ Vielleicht sollte ich das mit dem von vorhin kombinieren? Ich versuche mir das intensive Gefühl meines Körpers von der Meditation wieder ins Gedächtnis zu rufen. Das ist furchtbar schwierig. Ständig verrutscht etwas. Entweder konzentriere ich mich zu viel auf das Körpergefühl, wo durch das Kribbeln weniger wird, oder umgekehrt. Ich jongliere mental hin und her. Zeitgefühl habe ich inzwischen gar nicht mehr und auch mein Umfeld habe ich komplett ausgeblendet. Und dann, ganz plötzlich, scheint es zu passen. Das Kribbeln geht in das Körpergefühl über und es wird warm. Ein warmer Strom der durch mich fließt, die Venen und Nerven entlang. Er geht in die Muskeln über und scheint selbst in die Knochen einzudringen. Ich gebe mich dem Gefühl hin und versuche es zu verinnerlichen, und ja, es auch zu genießen. Es ist unglaublich angenehme. Das passt wohl so, nun zum nächsten Schritt. Fokussieren. Tja, und wie mache ich das jetzt? Die Visualisierung hat mir vorhin geholfen, vielleicht hilft sie mir auch dabei. Ich stelle mir eine Kugel vor. Ein leuchtende Kugel die vor meinem Brustkorb schwebt. Entgegen dem Chakra ist sie nicht blau, sondern eher gelbweiß. Einen Moment belasse ich es dabei und nehme mir Zeit auch das zu verinnerlichen. Im nächsten Schritt versuche ich den warmen Strom auf die Kugel zu übertragen. Ich stelle mir vor, wie Energie aus meinem Körper die Kugel füttert. Sie wird dadurch nicht größer sondern einfach mehr. Ich stelle mir einen massereichen Stern vor … Plötzlich fühlt sich der warme Strom heiß an und kraftvoll, als würde Energie durch mich laufen. Das Gefühl ist merkwürdig und fremd. Ich spüre wie ich unsicher werde und … „Cool!“ Puff. Alles weg. Das Gefühl, die Visualisierung, alles. Und doch nicht ganz. Ganz diffus fühle ich noch die Energie, nur schwach, aber sie ist noch da. Ich öffne die Augen. Naruto steht da und funkelt aufgeregt und begeistert. Sasuke hingegen … Halt! Der kleine Uchiha sieht irgendwie erstaunt aus. Warum? Was ist passiert? „Ihr habt es geschafft!“, jubelt der Blonde. Sasuke verschränkt die Arme vor der Brust. „Scheint so“, knurrt er verärgert. Irritiert sehe ich um mich herum. Das Gras ist etwa zwei Handbreit um mich herum platt gedrückt. Habe ich wirklich? Ich kann es ehrlich nicht glauben. Tatsächlich überzeugt mich am Ende nicht das Gras oder Narutos überschwängliche Glückwünsche, nein, der grimmig Sasuke lässt die Erkenntnis in meinen Verstand sickern. Er wäre nicht so angefressen, wenn da nichts gewesen wäre. Als ich mir bewusst werde, was offensichtlich passiert ist, fange ich an zu lachen. Ich lache herzlich und überschwänglich, ein bisschen wie ein kleines Kind. Der kritische Blick von Sasuke und die Erkenntnis, das ich fast den ganzen Tag dafür gebraucht habe, schmälern mein Erfolgserlebnis nicht im geringsten. Ich habe es geschafft mein Chakra zu aktivieren und zu fokussieren! Die Freude darüber überwältigt mich fast, aber nur fast, denn Kakashi holt mich schneller in die harte Realität zurück als mir lieb ich. „Das hat viel zu lange gedauert und die Konzentration war zu ungenau“, erklingt seine Stimme hinter mir. Ich drehe mich um und sehe ihn wütend an. Ich koche innerlich, was man mir definitiv auch ansieht. Killer-Blick nennt mein Mann das immer. Selbst mein Sohn, der sich sonst von nicht viel beeindrucken lässt, sucht im Normalfall das Weite in so einem Moment. Tatsächlich passiert das nicht oft, weil ich eigentlich zu entspannt bin um mich derart aufzuregen. Aber wenn … Kakashi und ich sehen uns an; ich wütend, er gelangweilt. Ich bin mir sicher, das es wohl hinter seine Fassade anders ist und er genau sieht, dass ich sprichwörtlich vorm Platzen bin. Das war eben mein erstes richtig positives Erlebnis hier und er hat nicht das Recht, mir das kaputt zu machen! Nach ein paar Sekunde zuckt er scheinbar unbeeindruckt mit den Schultern. „Das Abendessen ist fertig“, erklärt er lapidar und geht wieder. Ich atme tief durch um mich zu beruhigen. Am liebsten würde ich dem Jonin etwas an den Kopf schmeißen, und ich meine das nicht verbal. Sasuke läuft an mir vorbei und wirft mir einen verächtlichen Seitenblick zu. Ich höre ihn „Erbärmlich“ murmeln. Kurz darauf steht Naruto neben mir und klopft mir auf die Schulter. „Ihr habt das klasse gemacht, echt jetzt.“ Seine übertrieben positive Art, die ich immer furchtbar fand, munter mich auf. Ich stehe auf und klopfe mir die Hose aus. Da fällt mir noch etwas ein. „Ach, Naruto?“ Der kleine Uzumaki sieht mich neugierig an. „Ja?“ „Könntest du bitte aufhören mich zu siezen? Ich fühle mich schrecklich alt, wenn du das machst.“ Der Blonde lacht und verschränkt die Arme hinter dem Kopf. „Aber du bist doch alt.“ Gespielt schockiert sehe ich ihn an, dann lachen wir beide herzlich und ich strubble ihm durch die Haare. „Weißt du, mein Sohn hätte jetzt gesagt; dass das etwas ist, was man einer Frau nicht sagt.“ Ich erinnere mich genau, wie mein Junior seinen Vater beim Abendessen getadelt hat, als mein Mann im Spaß zu mir meinte, ich wäre ja auch langsam alt. „Du hast einen Sohn?“, fragt mich Naruto erstaunt und reißt mich aus meiner Erinnerung. Ich nicke langsam. „Ja. Das ist, worüber ich im Moment noch nicht wirklich reden möchte. Er fehlt mir und ich mache mir Sorgen und …“ Mein Atmung wird schon wieder zittrig. Der Blonde mustert mich, dann lächelt er plötzlich. „Ihm geht es bestimmt gut und du siehst ihn bald wieder.“ Hach, wie süß. Ich ringe mir ein schiefes Grinsen ab und dann setzen wir uns in Bewegung. Beim Essen erzählt Tazuna ein wenig von den Fortschritte bei der Brücke (und das er lieber jemanden da gehabt hätte, der mitarbeitet, statt nur rumzusitzen, was Sakura sichtlich trifft). Ansonsten herrscht eher Schweigen während des Essens, was eher an Sasukes und Narutos Tischmanieren liegt. Ich glaube nicht, das ein Wettessen beim Training hilft, aber was weiß ich dummer Zivilist schon. Nach dem der Tisch abgeräumt ist, gehe ich Sakura wieder beim Aufwasch helfen. Nicht, weil ich das toll finde, sondern weil sie mir ehrlich gesagt leid tut; Tazuna hat alles andere als nett über sie gesprochen. Seite an Seite stehen wir da und schweigen eine Weile. Schließlich stupse ich sie mit der Schulter an um ihre Aufmerksamkeit zubekommen. Schüchtern sieht sie mich an. „Nimm dir das nicht so zu Herzen“, sage ich mitfühlend. Sie bemüht sich um ein Lächeln, was unechter nicht sein könnte. „Hey, du hast als einzige die Chakraregulierung hinbekommen.“ Ich lächle aufmunternd. Sakura schmunzelt unsicher. Schweigend arbeiten wir weiter, dann … „Ich danke Euch.“ Ich sehe zu ihr und grinse. „Bitte. Aber ich meine das wirklich ernst. Ich denke, du bist besser, wie du glaubst.“ Wir Grinsen uns fröhlich an. „Ach, könntest du das mit dem Sie lassen? Naruto habe ich auch schon darum gebeten.“ Sakura nickt und der Abwasch macht sich fast von selbst. Der restliche Abend verläuft ohne weitere Zwischenfälle oder sonstiges. Obwohl, naja, nicht ganz. Ich habe mit Sakura darüber gesprochen, dass ich nicht mit Stäbchen essen kann. Bis jetzt hatte ich Glück, dass es Fingerfood oder Löffel-Essen gab. Da es fraglich ist, wie lange das noch so sein wird, dachte ich mir, dass ich lieber vor dem Katastrophenmoment üben sollte. Tatsächlich war Sakuras Reaktion auf „Bei uns wird mit Messer und Gabel gegessen“ unglaublich lustig. Sie starrte mich mit großen Augen an, „Wie barbarisch“, hat sie gemeint. Barbarisch. In einer Welt, in der Kindern das Töten beigebracht wird, findet man Essen mit Messer und Gabel barbarisch … Egal. Wir hatten uns die Küche zurück gezogen, weil ich die Befürchtung hatte, das ich sonst ziemlich viel Gelächter ernten würde. Sakura erklärte, korrigierte und war ausgesprochen geduldig und bemüht nicht zu lachen. Das Ergebnis war … okay. „Hoffentlich muss ich das morgen noch nicht machen“, seufze ich als wir die Küche verlassen. Die kleine Haruno lächelt mich aufmunternd an und wir verabschieden uns. In meinem Zimmer versuche ich kurz meine Gedanken zusortieren, mit mäßigem Erfolg. Schließlich gehe ich schlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)