Wenn aus Schatten neue Hoffnung erwächst von Tamy-kitsune ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Anmerkung: Diese Idee schleppe ich schon mit mir herum seit ich „Rogue One“ im Kino gesehen habe, doch hatte ich bisher nie die Muße, sie niederzuschreiben, bis jetzt. Ich wollte einfach nur hingehen und Galen Erso gerecht werden. Denn auch er ist auf seine Weise ein Held der Rebellion, wenngleich er auch niemals aus den Schatten getreten ist. Vielleicht sind seine Hände auch nicht unbefleckt, aber wo sonst hätte sein Platz sein können, um etwas gegen das Imperium zu bewirken? Diese Galerie mit dem Hologrammen, und Namen durch die sich die überlebenden Rebellen an die toten Kampfgefährten und Freunde erinnern und von ihnen Abschied nehmen können, habe ich aus einem Comic entnommen. Luke steht da vor dem Abbild von Biggs Darklighter. Doch genug der Worte lest selbst, was mir dazu eingefallen ist. Zusammen mit einigen anderen Kleinigkeiten, die in den Filmen selbst nie angesprochen wurden, habe ich wieder einmal versucht, Lücken zu schließen. * * * Lärm und buntes Treiben erfüllten die Tempelhalle auf Yavin 4. Die Rebellen genossen und feierten den Sieg über das Imperium in vollen Zügen, auch wenn ihnen klar war, dass der Krieg noch lange nicht gewonnen war. Denn sie mochten zwar die mächtigste Waffe des Imperiums zerstört und einige der bedeutenden Würdenträger getötet haben wie Groß-Moff Tarkin – und Darth Vader, den Dunklen Lord der Sith, aber der Imperator und andere seiner Handlanger waren noch immer da und würden diese erlittene Schlappe grausam rächen. Die Flotte und auch die Gouverneure würden die Allianz nun um so gnadenloser verfolgen. Sie und ihre Familien … ihre Freunde und alle anderen, die mit den Aufständischen sympathisierten. Und nun, wo auch ihr geheimer Stützpunkt bekannt war, mussten sie von hier verschwinden. Prinzessin Leia und General Dodonna war bewusst, dass sie nicht viel Zeit hatten, um alles in die Wege zu leiten, aber sie gönnten den Männern und Frauen auch die Stunden, in denen sie die Bedrohung vergessen konnten. Denn das gab ihnen allen wieder Kraft und schürte die Flammen der Hoffnung aufs Neue. ‚Wir haben auf Scarif und hier bewiesen, dass wir nicht länger nur ein versprengter Haufen kleiner Zellen aufständischer Unzufriedener sind, sondern zusammen arbeiten können. Und das wir bereit sind, uns auch den größten Bedrohungen zu stellen, um dem Imperium einen schweren Schlag zuzufügen – so wie heute!‘ Sie lächelte traurig. ‚Auch wenn es so vielen von uns das Leben gekostet hat und noch einige mehr sterben werden. Auch Unschuldige. Und mehr noch …‘ Für einen Moment spürte sie erneut den tiefen Schmerz als sie die Feuerkraft des Todessterns mit eigenen Augen miterleben musste. Der gequälte Aufschrei ihrer Seele war wieder zu hören und die Beklemmung in ihrer Brust zu spüren, der ihr den Atem raubte. Sie hatte wieder ganz genau vor Augen wie die Strahlen aus der Kampfstation auf den Planeten zuschossen und sich vereinten, wie Alderaan zu Steinen und Staub pulverisiert worden war - und mit ihr die Bevölkerung. Unzählige unschuldige Leben, die nicht ahnten,was auf sie zukamen, waren waren von einem Augenblick zum anderen erloschen – eingeschlossen die ihrer Mutter und ihres Vaters. Oh ja, Tarkin und Vader gegenüber hatte sie auch weiterhin die starke und entschlossene Prinzessin gespielt, die dieser grausamen Tat trotzte und ihre Würde aufrecht erhielt, aber in ihrem Inneren war durch das Grauen einiges zerbrochen. Für einen Moment hatte sie sogar den Mut und Lebenswillen verloren. Erst in ihrer Zelle hatte sie den übermächtigen Gefühlen der Trauer und des Entsetzens nachgegeben. Sie hatte sich auf der harten Metallliege zusammengekauert, egal wie unprinzessinnenhaft das auch aussehen mochte und Tränen der Verzweiflung, des Schmerzes aber auch der Wut, vergossen, Hass auf Tarkin, Vader und all die anderen, die für diese Waffe verantwortlich waren, entwickelt, und sie in die tiefsten Abgründe eines schwarzen Lochs gewünscht. Aufrecht gehalten hatte sie in diesen Stunden nur eines – die Hoffnung, dass die beiden Droiden vor allem R2-D2 rechtzeitig an den Ort ihrer Bestimmung gelangt waren, dass Obi-Wan Kenobi, die wichtigen Informationen beschützte und behütete, so wie er es auch in früheren Tagen als Jedi-Ritter getan hatte. Und dass er nicht auch noch in die Hände des Imperiums geriet, sondern die Rebellen auf seine Weise fand. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen, als sie in der Menge Luke Skywalker entdeckte. Den jungen Mann, der über Nacht vom Bauernjungen zum Helden geworden war. Den unbedeutenden Sproß von Feuchtfarmern, der kaum etwas von den Welten jenseits Tatooines gewusst hatte … bis zu dem Tag, als der Zufall ihm die Droiden in die Hände gespielt und so an die Seite Obi Wans gebracht hatte. Ohne ihn wären sie jetzt alle tot. Er hatte den Mut, das Herz und das Geschick bewiesen … Nein … nicht er allein. Er war nur der letzte in einer langen Reihe von mutigen und entschlossenen Helden gewesen, die die Flamme der Hoffnung aufrecht erhielten, auch wenn sie dafür ihr Leben gegeben hatten. Um dieser Männer und Frauen zu gedenken, befand sich unter den Säulengängen eine Galerie von Holobildern, die diese gefallenen Helden ehren sollten, angefangen mit den Piloten, die den letzten Kampf gefochten hatten. Bis hin zu denen, die auf und über Scarif gefallen waren, eingeschlossen der Mannschaft von Rogue One, jener zusammengewürfelten Schar, die alles riskiert und verloren, aber dennoch Erfolg gehabt hatten. Leia sah, wie der junge Mann von Tatooine die Reihe der Personen abschritt und bei den ein oder anderen verweilt, um die Inschrift zu lesen und dann, in der hintersten Ecke – plötzlich zusammenzuckte und sichtlich erstaunt wirkte. Natürlich musste er sich wundern, denn was zum Teufel hatte ein Mann in der Uniform eines imperialen Wissenschaftlers in dieser Reihe der Rebellen zu suchen? Am Ende der Kette all der eigenwilligen Gestalten, der Attentäter und Agenten wie Cassian Andor, der beiden Wächter der Whills, des abtrünnigen Piloten Bodhi Rock und nicht zuletzt auch Jyn Erso Diese Frage stellte sich jeder, der nichts von der Geschichte wusste, die hinter all dem stand und ganz offensichtlich gehörte Luke Skywalker zu ihnen. Leia entschloss sich ihn aufzuklären. Sie ging durch die Menge, die ihr bereitwillig Platz machte und trat neben den jungen Mann, lächelte als sie seinen irritierten und zugleich auch fragenden Blick sah. „Ich habe deine Verwirrung gemerkt, und ja, es scheint zunächst keinen Sinn zu machen.“ Sie nickte ihm zu und holte tief Luft um dann zu erzählen, sprach ihn mit dem vertraulicheren Du an, weil es ihr in diesem Moment passender erschien. „Das hier ist Galen Erso. Ein imperialer Wissenschaftler, der bis vor wenigen Tagen auf Eadu lebte und wirkte. Er hat maßgeblich die Waffe mitentwickelt, die ...“ Ein Kloß saß ihr mit einem Mal im Hals. „… Alderaan zerstört hat, die auch uns zerstört hätte, wenn wir nicht …“ Sie holte tief Luft um die widersprüchlichen Gedanken und Gefühle im Zaum zu halten, die in diesem Moment in ihr wühlten. „…, nein, wenn er nicht gewesen wäre. Und so gerne ich ihm dafür die Schuld geben und ihn hassen würde, so wenig kann ich es, denn auch wenn er sich mitschuldig gemacht hat, so verdanken wir ihm doch alles.“ Wieder ein Innehalten, denn sie spürte, wie es in ihr wühlte. „Galen Erso ist überhaupt erst dafür verantwortlich, dass es den schmalen Lüftungsschacht gab, durch den du die Bombe in den Reaktor jagen konntest. Ohne diese winzige, ja unbedeutende Schwachstelle wäre der Todesstern nicht zu vernichten gewesen. Über Jahre hat dieser Mann daran gearbeitet … und das auch noch unter den Augen von Direktor Krennic und anderen imperialen Führungspersönlichkeiten, die ihn genau im Auge behalten haben. Als er spürte, dass es an der Zeit war, hat er uns zu warnen versucht.“ Erneut schwieg sie. „Auch an ihn sollten wir uns erinnern, genau so wie an seine Tochter Jyn und die anderen, die die Pläne für uns beschafft haben. So sehr wir ihn auch verachten mögen, und das, was er verkörpert“, fügte sie leise und nachdenklich hinzu. Luke sah erstaunt zu ihr hin. „Dann war dieser Mann sozusagen ein Rebell?“ „Ein stiller, ein verborgener Rebell, ja. Einer, der im Herzen des Imperiums gearbeitet hat, nicht weil er an unsere Sache glaubte, sondern so lange wie möglich verhindern wollte, dass der Todesstern einsatzbereit wurde. Ein Mann mit Gewissen und mit Verantwortungsgefühl, der dennoch wie wir den Frieden und die Freiheit wie auch das Leben hoch schätzte. Der handelte, wo es angebracht war und am Ende alles dafür opferte. Vielleicht spielten auch persönliche Gründe mit, aber die kenne ich nicht wirklich, weil wir uns nie gegenüber gestanden haben.“ Erstaunlich, dass sie diese Worte so nüchtern über die Lippen bekam. Aber jetzt und hier regierte ihr Verstand. Sie wusste, dass ohne diese Dinge alles andere außer Flucht nicht mehr möglich gewesen wäre. „Tatsache ist aber: Ohne seinen Mut, sein Durchhaltevermögen und seinen Einsatz wären wir weder vorbereitet gewesen, noch hätten wir eine Chance gegen die Kampfstation gehabt – du hast ja selbst gesehen, wie gut sie verteidigt wurde.“ Die Prinzessin schauderte unwillkürlich und schwieg. Was war nur in sie gefahren, den Mann auf einmal so darzustellen? Er hatte doch Alderaan … nein hatte er nicht. Luke blickte besorgt zu ihr hin. Gleichzeitig aber huschte Unverständnis über sein Gesicht. „Warum hat sich dieser Galen Erso dann überhaupt erst auf die ganze Sache eingelassen? Hätte er sich nicht viel lieber gleich den Rebellen anschließen sollen …“ Leia sah ihn nachdenklich an. Aus ihm sprach natürlich der naive Idealismus der Jugend, den sie selbst einst besessen hatte. Allerdings hatte sie diesen schon abgelegt, seit sie an der Seite ihres Vaters Bail Organa gearbeitet und später seinen Sitz im Senat übernommen hatte. Von ihm hatte sie vieles gelernt, das sie schon bei ihrem Einsatz auf Lothal angewendet hatte. Denn man überlebte in diesen Zeiten und den imperialen Haifischbecken nur, wenn man zu täuschen und seine wahren Absichten zu verschleiern wusste. Und als Anführer auch manchmal über seinen Schatten springen und die ganze Sache aus einem anderen Blickwinkel betrachten musste. Ihr Vater hatte diese Kunst über mehr als ein Jahrzehnt vervollkommnet und sie in beide Welten – die des Imperiums und die der Rebellen – eingeführt. Was für eine Schande, dass er … Wieder schluckte sie. Aber es ging jetzt nicht um Bail Organa, sondern den Mann, dessen Andenken sie hier ehrten, auch wenn viele im Führungsstab sich dagegen ausgesprochen hatten, einen Kollaborateur als Helden darzustellen und sie nahe daran gewesen war, ihn weg zu lassen. Dann aber hatte ihr Gewissen gesprochen. Es wäre nicht fair gewesen, Galen Erso auszuschließen. Nicht nach allem, was er getan hatte und sie inzwischen über ihn wusste. Deshalb sprach sie weiter, auch um sich vor ihren eigenen Gefühlen zu rechtfertigen. „Ich kenne die Lage, in der sich Galen Erso befunden hat, weil ich auch über Jahre ein Doppelspiel getrieben habe. Auch wenn ich nicht viel über den Mann selbst weiß, so habe ich das Gefühl, dass er dennoch am richtigen Ort war. An dem, wo er mehr bewirken konnte als jeder andere.“ Sie ließ die Worte auf sich wirken. „Ja, er war ein absolutes Genie in seinem Forschungsgebiet. Ein besessener Wissenschaftler, aber auch einer mit Gewissen und Herz, der sicherlich ein Gewinn für uns gewesen wäre. Seine Absichten waren auch zuerst nicht böse gewesen, denn er hat mit seinem Projekt wohl anderen Wesen helfen wollen, indem er andere Energiequellen erschloss, ausgerechnet eben aus diesen Kyberkristallen, die zuvor nur die Jedi einsetzten. Wie hätte er ahnen sollen, dass seine Erkenntnisse auch in Waffen verwandelt und missbraucht werden konnten? Genau diese Absichten hielt man nämlich auf Veranlassung von Direktor Orson Krennic vor ihm geheim. Der war ein von Ehrgeiz zerfressener und intriganter Würdenträger der imperialen Führungselite. Und er hat die langjährige Freundschaft zwischen Erso und ihm schamlos genutzt und diesen heimlich zu einem Werkzeug der Interessen des Imperators gemacht. Mein Vater fand auch heraus, dass Galen mit seiner Familie geflohen ist, sobald er das heraus fand und sich mit Hilfe von Saw Gerrera eine Weile versteckt hielt. Aber der Arm des Imperiums ist lang und er wurde schon ein paar Jahre später von Krennic zurückgeholt. Wenn auch allein. Seine Frau war tot, seine Tochter Jyn verschollen. Es heißt, der Verlust seiner Familie habe ihn gebrochen und willfährig gemacht, scheinbar gehorsam ist er den Wünschen Krennics gefolgt …“ Sie blickte auf das verschwommene Holo-Bild und seufzte leise. „Aber jetzt wissen wir, dass dem nicht so war. So klug wie er war, hat er einen anderen Weg gefunden, sich für alle die Lügen zu rächen. Er hat auf seine Weise im Verborgenen gekämpft, er hat die Hoffnung nicht aufgegeben, auch wenn man ihm alles genommen hatte … und sich am Ende geopfert. So wie all die anderen Menschen hier. Deshalb gehört er hier hin.“ Luke brauchte eine Weile, um das Gehörte zu verarbeiten und zu verstehen, denn so etwas hatte wohl bisher nicht zu seiner beschränkten Welt gehört. Aber er kam bemerkenswert gut damit zurecht, das sah Leia an seinen bewegten Zügen. Mitgefühl, Trauer und dann auch so etwas wie Dankbarkeit. Der junge Mann vollführte überraschend eine Geste der Ehrerbietung. „Ein Danke ist wohl angebracht, und ich hoffe, Sie können es hören, wo auch immer Sie sind, denn ich stehe in Ihrer Schuld. Ich werde Sie von jetzt an in meiner Erinnerung bewahren. Denn ohne Sie wäre das, was ich getan habe, niemals möglich gewesen … Möge die Macht mit Ihnen sein.“ Leia lächelte und spürte wie ihr Herz leichter wurde. So schloss sich ein Kreis. Und auch Luke schien es erkannt zu haben und würdigte es mit der Eigenschaft, die jeden Helden auszeichnen sollte: Bescheidenheit und Mitgefühl, wie auch die Erkenntnis, das kein Erfolg ohne die Hilfe anderer möglich war. Die Prinzessin schluckte. Sie tat es Luke gleich. „Möge die Macht mit Ihnen sein, Galen Erso. Für all das, was Sie für uns und die Rebellion getan und geopfert haben“, sagte sie, auch wenn diese Worte nicht leicht von ihren Lippen kamen, waren sie doch immer noch von Schmerz und tiefer Trauer begleitet. Aber die Wut auf den Wissenschaftler war erloschen und hatte Dankbarkeit Platz gemacht. Weil sie durch das, was sie Luke erzählt hatte, selbst mit der Wahrheit besser umgehen konnte, weil nun auch sie verstand, wie unterschiedliche Wege die Rebellion gehen konnte. Denn der Wissenschaftler war das beste Beispiel dafür, dass auch an den dunkelsten Orten im Herzen der imperialen Macht ein Licht weiter glühen konnte, aus dem eine Flamme erwachsen würde, die niemand mehr auslöschen konnte, nicht einmal mehr der Imperator. Luke an ihrer Seite hatte dieses Licht aufgenommen und neu entfacht. Und nun war er es, der dieses Feuer in die Herzen der anderen tragen würde – so wie es nur selten geschah … Wenn aus Schatten neue Hoffnung erwächst. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)