On Wings Of Light von LadyDi99 ================================================================================ Kapitel 3: Enthüllt? -------------------- Elementarwächter. So nannten sie sich – sie waren Wesen, die über übernatürliche Fähigkeiten verfügten. Schon vor vielen Jahrhunderten gab es sie. Äußerlich konnte man, wenn sie ihre normale Gestalt angenommen hatten, nicht erkennen, was sie waren, denn sie sahen aus wie Menschen. Sie waren ja auch Menschen, nur wohnten ihnen besondere Kräfte inne. Die Generation ihrer Großeltern nannten sie immer die Ältesten. Sie hatten im Laufe der Jahre am meisten Erfahrungen und wissen im Umgang mit den Elementen gesammelt. Wann immer einer von ihnen einen Rat brauchte, konnte er sich an sie wenden. Aber es wurde nie etwas vor den anderen Elementarwächtern verheimlicht. Sie hielten immer zusammen und wenn etwas entschieden werden musste, taten sie da gemeinsam. Die Wächter waren auf eine besondere Art und Weise mit der Natur verbunden. Sie schützten diese und die Elemente, sie sorgten für Gleichgewicht, sie passten still darauf auf, dass dieses nicht ins Wanken geriet. Dabei konnten sie die Elemente nutzen, um heilende, verteidigende und viele andere Zauber zu wirken. Und das war auch notwendig, wie die Geschichte oft genug gezeigt hatte. Es gab insgesamt sechs Elemente: Wasser, Feuer, Erde, Wind, Licht und Dunkelheit. Sie waren die Säulen der Natur und des Gleichgewichts. Jedes Element besaß seine eigenen, einzigartigen Eigenschaften. Das Wasser stand für Heilung, das Feuer für Kampf, die Erde für Beständigkeit, die Luft für Freiheit und das Licht für Reinheit. Die Dunkelheit an sich war, obwohl sie das Gegenstück des Lichts bildete, ein Element, das die Natur genau schützte und genauso notwendig für den Erhalt des Gleichgewichts war wie die anderen auch, sie stand für Schutz. Die Nacht, die Schatten, die Finsternis konnten Verstecke bieten. Sie konnten einem einen Sicherheit, Unterschlupf und Zuflucht geben. Aber die Dunkelheit war auch das Element, das diejenigen sich zunutze zu machen versuchten, die nur ihren eigenen Vorteil im Sinn hatten und dafür auch gerne in Kauf nahmen, dass dadurch auch viel Zerstörung bewirkt wurde. Die Dunkelheit konnte ein sehr mächtiges Element sein, wenn man sie für schwarze Magie benutzte, aber das war unter den Elementarwächtern streng verboten, denn es gab nichts, was den Gebrauch schwarzer Magie rechtfertigen würde, da diese dem Anwender zwar zu großer Macht verhelfen konnte, aber gleichzeitig auch immer Leid kreierte. Und wenn der Preis für einen Zauber betrug, dass irgendetwas anderem Schaden zugefügt würde, hatten die Elementarwächter nicht das Recht, sich dafür zu entscheiden, dass dieser Preis bezahlt werden durfte. Atemu und Yugi hatten Kräuter gesammelt, weil diese bei fast jedem Ritual verwendet wurden – von Beschwörungen über Schutzzauber bis hin zu Lokalisierungszaubern. Aber vor allen Dingen konnten sie aus ihnen viele verschiedene Arzneien herstellen. Heilzauber konnten auch ohne Kräuter gewirkt werden, aber man konnte auch Tees, Salben oder Tränke. Keine klassischen Zaubertränke wie in Filmen, sondern einfache Mixturen, die die Heilstoffe der Kräuter beinhalteten und die man Trinken konnte. Im Gegensatz dazu mischten sie in Tees eher gesunde, unterstützende Kräuter, aber nichts, was heilte wenn akut etwas auftrat. Die Tees waren mehr für Erkältungen und ähnliches gedacht. Deswegen war es nie verkehrt, einen Vorrat aller nützlichen Kräuter im Haus zu haben. Es war Sonntag. Atemu und Yugi halfen ihrem Opa, die gestern gesammelten Kräuter zu Sträußen zusammen zu binden und zum Trocknen aufzuhängen oder auszubreiten und auf den Tisch zu legen. Sie trockneten die Kräuter in einem kleinen Raum im Keller, der warm und dunkel war. Die Arbeit machte allen dreien Spaß, und Opa erzählte ihnen auf ihr Betteln hin etwas über sein Projekt, über verschiedene interessante Funde und einige Geschichten, die er erlebt hatte. Sie hatten ihm gestern sofort von dem seltsamen Stein erzählt. Auf seiner Stirn hatte sich eine steile, sorgenvolle Falte gebildet. „Hmm“, hatte er gesagt, „das werde ich auf jeden Fall auch den anderen Ältesten erzählen. Die Hirakos und die Ishtars wissen ja schon Bescheid. Ich denke, wir müssen den Wald nochmal komplett nach solchen Dingen durchsuchen. Ich denke, es wäre euch aufgefallen, wenn noch mehr Gegenstände mit schwarzer Magie in der Nähe gewesen wären, aber sicher ist sicher. Ihr habt ja nicht explizit nach solchen Gegenständen gesucht... ich denke, wir können ein Suchritual durchführen, um zu gucken, ob es noch mehr Hinweise gibt. Dann werden wir sehen, was wir herausfinden und was wir tun können.“ Als sie schließlich mit dem Kräuterbinden fertig waren, sah Yugi auf die Uhr. In einer halben Stunde würde Mokuba kommen. Was sollte er bis dahin tun? Er entschied sich dafür, ein wenig zu lesen. Währenddessen packte Mokuba schon mal ein paar Spiele in seinen Rucksack, und natürlich auch seine Duel-Monsters-Karten. Yugi, Atemu, Mokuba, Seto und ihre Freunde liebten alle dieses Kartenspiel. Yugi und Mokuba waren in etwa gleich stark, weshalb sie sich immer duellierten, wenn sie sich trafen. Pünktlich um 3 klingelte es an der Tür der Mutos. Yugi sprang sofort von seinem Bett auf, auf dem er sein Buch gelesen hatte, und eilte zur Haustür, um diese zu öffnen. Er begrüßte seinen Freund und die beiden gingen hoch in Yugis Zimmer. Dort duellierten sie sich, spielten das Brettspiel „Spiel des Lebens“ und probierten auch ein Rennspiel auf der Playstation im Wohnzimmer aus. Atemu musste noch was für die Uni erledigen und Salomon las ein wenig in der Bibliothek, nachdem er sich um einen Bericht für sein Projekt gekümmert hatte. Um sechs Uhr steckte Salomon den Kopf in Yugis Zimmer. „Willst du gerne später mit uns zu Abend essen, Mokuba?“, fragte er lächelnd. Doch Mokuba schüttelte entschuldigend den Kopf. „Es tut mir leid. Ich werde um halb sieben abgeholt und Mama wollte heute Abend einen Auflauf kochen. Ich glaube, sie wäre traurig, wenn ich dann schon gegessen hätte“, meinte er. „Okay,“, lachte Salomon, „kein Problem! Dann lass es dir schmecken! Wir wollen auch nicht, dass sich deine Mutter die Arbeit umsonst macht.“ Seto unterdessen schaute nervös auf seine Uhr. Er hatte versprochen, Mokuba abzuholen. Wieso war er nur so unruhig? Er hatte ihn doch eben auch schon hingebracht. Aber er glaubte zu wissen, wieso. Vorhin hatte er Mokuba nur vor dem Haus rausgelassen und war wieder nach Hause gefahren. Jetzt würde er klingeln müssen. Ob er Atemu sehen würde? Er wusste nicht, warum, aber irgendwie wünschte er sich das. Verärgert über sich selbst schüttelte er den Kopf. Seit einiger Zeit freute er sich immer, wenn er den Violettäugigen sah. Er genoss dieses seltsame Gefühl der Wärme, dass ihn dann durchströmte. Aber wieso? Wieso war er ihm nicht egal, wie die meisten anderen auch? Er konnte dieses Gefühl nicht einordnen und das machte ihn verwirrt und wütend auf sich selbst zugleich. Erneut den Kopf schüttelnd schob er diese Gedanken beiseite und widmete sich fürs erste wieder seinen Uniunterlagen. Pünktlich um halb sieben klingelte es an der Tür. Salomon war grade dabei, das Abendessen zuzubereiten, und Atemu half ihm dabei, indem er den Tisch deckte. Er war eben mit seiner Arbeit für die Uni fertig geworden. Durch die offene Küchentür konnten sie den Flur und an dessen Ende die Haustür sehen. Yugi und Mokuba jagten polternd und lachend die Treppe runter. Atemu betrachtete die noch verschlossene Haustür. Plötzlich fing sein Herz an zu klopfen. Ob es Seto war, der Mokuba holte? Verdutzt blinzelte er ein paar Mal. Wieso hoffte er das denn? Denn er merkte, dass er den Blauäugigen gerne gesehen hätte. Aber warum? Er runzelte verwirrt die Stirn und widmete sich wieder den Tellern, die er in der Hand hielt und grade auf den Tisch legen wollte. Doch als er hörte, dass sein kleiner Bruder und Mokuba im Flur waren, sah er automatisch doch auf. Yugi öffnete die Tür. Da stand tatsächlich Seto, der mit verschränkten Armen und ungeduldiger Miene auf seinen Bruder wartete. Von allein wanderte Setos Blick an den beiden Jüngeren vorbei und suchte den Flur ab. Als er in die Küche sah, trafen sich sein und Atemus Blick. Einen Moment sahen sie sich an. Irgendwie schien die Zeit einen Moment still zu stehen. Doch dann wurden sie von Yugi aus ihren Gedanken gerissen und wandten ihm ihre Blicke zu. Dieser war nämlich mit dem Ellenbogen gegen eine Wasserflasche aus Glas gestoßen, die auf den einer kleinen Kommode im Flur gestanden hatte und nun auf den Boden fiel. Dort zerbrach sie mit einem lauten Klirren, doch zum Glück in nicht allzu viele Scherben. „Oh! Das tut mir leid!“, rief Yugi und schlug sich die Hände vor den Mund. „Seid ihr von Scherben getroffen worden?“, fragte er die Kaibas besorgt. Doch die beiden schüttelten die Köpfe. Atemu holte schnell einen Mülleimer und ging in den Flur, um Yugi zu helfen, die Scherben aufzusammeln. Nachdem Salomon sich versichert hatte, dass niemand verletzt worden war, ging er wieder in die Küche, um ein Handtuch für das Wasser und einen Staubsauger zu holen. Die großen Scherben konnten sie in den Mülleimer tun, aber sich lagen noch eine Menge kleiner Splitter herum, die sie so nicht sahen. Schnell waren die großen Scherben eingesammelt. Als Salomon wieder aus der Küche kam, drehte Yugi sich zu ihm um, und da passierte es. Yugi rutschte auf dem hellen Holzboden, der nass war von dem Wasser aus der Flasche, aus. Er fiel mit dem Rücken auf die Kommode zu, auf der die Flasche gestanden hatte, mit dem Kopf voran zur eckigen Kante. Plötzlich geschah alles wie in Zeitlupe. Atemu rief erschrocken „Nein!“ und streckte die Hände aus, wie um Yugi abzufangen, doch er hatte grade den Eimer an das Ende des Flurs zurückgestellt und war somit zu weit weg, um seinen Bruder rechtzeitig zu erreichen. Doch seine Kräfte machten sich selbstständig. Ohne dass er es hätte kontrollieren können, leuchtete seine rechte ausgestreckte Hand kurz hell auf. Gleichzeitig fiel Yugi viel langsamer, sodass er Zeit hatte sich umzudrehen und sich abzufangen. Die beiden Mutobrüder sahen sich entsetzt an. Atemu bekam Angst. Was hatte er da gerade getan? Er hatte gezaubert, vor den Augen von Personen, die keine Elementarwächter waren. Das war strengstens verboten, denn es war unermesslich gefährlich. Seit langer Zeit wirkten die Elementarwächter in der Geschichte mit. Viele Ereignisse, von denen man heute wusste, haben ein wenig anders stattgefunden, als die allermeisten es wissen. Es gab immer Menschen, die versuchten, aus ihrem Egoismus heraus mit Gewalt das zu erreichen, was sie gerne haben wollten, und das war auch allen bekannt. Aber einige dieser Leute hatten versucht, ihre Ziele mit schwarzer Magie zu erreichen. Oder hatte wissentlich oder aus Versehen etwas freigesetzt, was das Gleichgewicht zu vernichten drohte, und die anderen Menschen hatten die nur die Auswirkungen davon mitbekommen. Die Wächter hatten in der Geschichte schon oft solche Dinge bekämpft, aber ohne dass die Öffentlichkeit etwas davon mitbekommen hatte. Sie hatten immer alles dafür getan, das Geheimnis ihrer Existenz zu hüten. Hatte ein Außenstehender dennoch etwas gesehen, was er sich nicht erklären konnte, hatte er meistens gedacht, er hätte etwas falsch wahrgenommen. In diesem Fall waren die Wächter sicher. Aber manchmal beobachteten manche Personen eindeutig übernatürliche Dinge. Dann hatten die Wächter diese Menschen so weit wie möglich eingeweiht, um sowohl sie als auch sich zu schützen. Sie versuchten, den Beobachtern klar zu machen, dass niemand wissen durfte, dass es das Übernatürliche gibt. Man würde Jagd auf die Wächter machen oder es würden noch viel mehr Leute versuchen, sich schwarzer Magie zu bemächtigen. Oder man würde den Beobachtern selber nicht glauben und denken, sie würden die Leute anlügen. Besonders zu früheren Zeiten war das gefährlich, weil die Beobachter selbst für Hexen gehalten und verbrannt werden konnten, und die Wächter wollten nicht, dass irgendjemandem etwas passierte. Heutzutage würden die Beobachter einfach nicht ernst genommen. Aber es bestand immer noch die Gefahr, dass zumindest ein paar andere Leute, die den Beobachtern glaubten, versuchten, sich davon zu überzeugen, dass wirklich etwas Übernatürliches von Statten ging, und dann könnte schließlich doch die Öffentlichkeit auf sie aufmerksam werden. Und ob diese dann glauben würde, dass sie Elementarwächter waren oder nicht, die Wächter wollten lieber kein Risiko eingehen und hielten sich bedeckt, damit niemand etwas von ihnen mitbekam. Nun hatten Seto und Mokuba etwas gesehen, was sie nicht sehen durften. Das alles war allerdings sehr schnell gegangen. Was nun? Würden die beiden Kaibabrüder ihren Augen trauen? Immerhin hatten sie beide dasselbe gesehen, sie würden bemerken, dass es dann wahr sein musste, dass sich keiner verguckt haben konnte. Atemu und Yugi sahen mit bestürzten Gesichtern zu ihrem Opa. Der war wie angewurzelt im Flur vor der Küchentür stehen geblieben. Auch in seinem Gesicht spiegelte sich Sorge. Mokuba sah die beiden Brüder mit großen Augen an. Seto hatte die Stirn in Falten gelegt und starrte angestrengt und ungläubig zu Atemu und Yugi. Nach einem angespannten Moment des Schweigens sagte Salomon schließlich freundlich, um vom Thema abzulenken: „So, ich sauge jetzt mal die Scherben weg. Geht mal kurz zur Seite ihr beiden. Und müsst ihr zwei nicht nach Hause? Schließlich kocht eure Mutter doch heute Abend was Besonderes.“. Letzteres war an die beiden Kaibas gewandt. Seto fing sich wieder und sagte: „Sie haben Recht. Kommst du, Moki?“ Moki blickte kurz verdattert zu seinem Bruder, als hätte er vergessen, was sie eigentlich vorgehabt hatten, dann nickte er. „Klar. Dann sehen wir uns morgen wieder, Yugi! Tschüss!“ Die Mutos verabschiedeten sich auch eben, dann machten sich die beiden Kaibas auf dem Weg nach Hause. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)