Evolition von Charly89 (Hoenn und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 6: Schlechte Neuigkeiten -------------------------------- Das Wailmer kommt immer näher und näher. Nach einiger Zeit merke ich, dass die beiden Knubbel auf ihm gar nicht zu ihm gehören. Es sind zwei andere Pokémon. Sie sehen … sie sehen ein bisschen aus wie meine Brüder und ich. Allerdings sind sie größer, ihr Fell ist rot und die Mähne um den Hals ausgeprägter. Obwohl? Nein, das eine hat helleres Fell, es wirkt ein bisschen gelblich. Ob es alt ist, wie unser Anführer? Das Wailmer kommt ganz nah an den Strand und hält an einem Felsplateau. Die beiden Fremden springen herunter. Sie drehe sich um und reden kurz mit dem großen blauen Pokémon, dann kommen sie in unsere Richtung gelaufen. Wir sind inzwischen zu unserer Mutter zurückgekehrt. Sie sieht uns merkwürdig an, sagt aber nichts. Mein Herz beginnt wieder wild zu klopfen. Was hat das alles nur zu bedeuten? Warum sind wir hier und warum bekommen wir Besuch? „Sei gegrüßt, Monty“, meldet sich das heller der Pokémon aus einiger Entfernung zu Wort. Die Stimme klingt kräftig und hat einen ausgeprägten Bass. Das hatte ich nicht erwartet und zucke kurz. „Sei ebenfalls gegrüßt“, antwortet unser Anführer. Ich sehe ihn von der Seite an. Monty? Unser Anführer heißt Monty? Ernsthaft?! Die beiden Fremden kommen bei uns an und betrachten meine Brüder und mich eingehend. „Das sind Flamara“, erklärt unser Anführer, an uns gewandt. „Ihr müsst wissen, es gibt verschiedene Clans, die alle auf den verschiedenen Entwicklungen von Evoli basieren. Unser Besuch hier, gehört zum Flamara-Clan und wir selbst zum Glazolia-Clan.“ Mit großen Augen sehen wir erst Monty, dann unsere Mutter an. Was bedeutet das alles? Verschiedene Entwicklungen? Unterschiedliche Clans? „Es freut mich, euch kennenzulernen“, beginnt das ältere Flamara. Er betrachtet uns wohlwollend, während er fortfährt, „Mein Name ist Chief, ich bin der Anführer des Flamara-Clans“ Überfordert nicken meine Brüder und ich. Das andere, weibliche, Flamara räuspert sich. „Mein Name ist Chilli. Freut mich ebenfalls.“ Wieder nicken wir nur. Schnuff dreht sich als erster zu unserer Mutter um. „Mama?“ „Was ist hier los?“ Scharte blickt zwischen Monty und Mutter hin und her. „Warum sind die Flamara hier?“ Meine Stimme ist heiser. Der Blick unserer Mutter ist für einen Moment irgendwie leer und abwesend, dann fängt sie sich. „Das wird Monty gleich erklären.“ Mit großen Kulleraugen sehen wir unseren Anführer an. Monty räuspert sich, ihm scheinen irgendwie auch die Worte zu fehlen. „Nun, ihr drei müsst jetzt tapfer sein. Ihr werdet Chief und Chilli begleiten, ihr werdet zu ihrem Clan wechseln ...“ Weiter kommt er nicht. Schlagartig bricht lautstarkes Geschrei los. „Was?!“ „Warum?“ „Das geht aber nicht!“ Wir drei brüllen lauthals durcheinander. Mutter versucht uns zu beruhigen und ermahnt uns zur Ruhe, aber wir hören einfach nicht auf. Es ist ziemlich chaotisch, wie meine Gedanken. Langsam beginnt sich Montys Miene zu verändern, von freundlich zu verärgert. Er sieht uns missmutig an und dann: „RUHE!“ Blitzartig drehen wir uns zu ihm um und setzen uns auf unsere Hintern. Mit großen, schreckgeweiteten Augen starren wir das alte Glazolia an. Unbewusst drücken wir uns aneinander und gleichzeitig mit den Rücken gegen unsere Mutter. „Gut. Ich würde gerne zu Ende erzählen.“ Griesgrämig sieht uns Monty an, dann atmet er tief durch und seine Miene erhellt sich wieder ein bisschen. „Ich verstehe euch, denkt nicht ich bin herzlos. Aber lasst mich bitte erklären.“ Wir nicken kaum sichtbar. Aus dem Augenwinkel sehe ich Chief, der verschmitzt grinst, scheinbar amüsiert ihn irgendetwas. „Alle paar Generationen werden unter den Clans Jungtiere getauscht. Es geht darum, die Bindung unter den verschiedenen Clans zu stärken und die Blutlinien sauber zu halten. Wisst ihr, wenn zu viele Tiere in einem Clan direkt miteinander verwandt sind, also in direkter Blutlinie zueinanderstehen, ist das nicht gut. Es führt manchmal dazu, dass, nun ja, schlechtes Erbgut sich verbreitet und den Clan schwächt.“ Wir nicken wieder. Um ehrlich zu sein; ich habe keine Ahnung, was Monty uns da gerade erklärt, aber es klingt wichtig. Das macht es aber nicht besser. Ich fühle mich gelähmt und in meinem Kopf herrscht gähnende Leere. Ich beginne unkontrolliert zu zittern, scheinbar versucht mein Körper zu kompensieren, dass mein Gehirn nicht reagiert. Mutter leckt mir vorsichtig über den Kopf. Ich drehe ihn ruckartig zur Seite, ich will jetzt nicht berührt werden! Mir ist gerade alles zu viel. Scharte neben mir beginnt fürchterlich zu fiepen und zu winseln. Er dreht sich zu unserer Mutter um und drückt sich an sie. Schnuff sitzt teilnahmslos da und starrt vor sich hin, er beginnt zu schluchzen und zu weinen. Missy taucht auf und reibt ihre Wange über seinen Kopf, leise flüstert sie ihm etwas zu. Ich drehe mich um und sehe Mutter an. Sie weint nicht, sie tobt nicht. Für einen Moment habe ich das Gefühl, wir sind ihre egal, aber dann sehe ich es. Ich sehe die Feuchtigkeit in ihren Augen und auch ihr gebrochenes Herz irgendwie. Wir rücken zusammen, meine Brüder, ich, unsere Tante und Mutter. Wir drängen uns aneinander ... vielleicht das letzte Mal? „Sehen wir uns ...“ Ich bekomme den Satz nicht zu Ende, meine Stimme versagt. „Wir sehen uns wieder. Die Clans besuchen sich untereinander regelmäßig“, erklärt Mutter uns heiser. „Es wird nicht gleich sein, denn ihr werdet euch erst bei den Flamaras einleben müssen und daher die ersten Monate komplett dort verbringen.“ Das tröstet mich - so gar nicht. Erst können wir nicht erwachsenwerden, dann lässt uns Mutter plötzlich bei Missy bis spät in die Nacht und jetzt sollen wir weggehen? Weit weg auch noch, wie es scheint. Ich würde gerne ... keine Ahnung. Schreien wäre gut, oder weinen, aber ich kann nicht. Ich sitze da, starre vor mich hin und zittere wie Espenlaub. Wie konnte alles nur so schieflaufen und das innerhalb von nur einem Tag? Was haben meine Brüder und ich verbrochen?! Schnuff fängt an bitterlich zu weinen, wie gern würde ich das auch. „Das geht doch nicht“, schluchzt er immer wieder. „Ich will nicht!“ Der plötzliche Ausbruch von Scharte lässt mich zusammenzucken. Laut brüllt er, wieder und wieder. Er löst sich von Mutter und versucht wegzulaufen, doch Missy erwischt ihn gerade noch rechtzeitig am Schweif und zieht ihn zurück. Sie legt ihre Pfote um ihn und drückt ihn an sich. Er tobt zunächst noch, doch dann beruhigt er sich langsam. Etwas zupft sanft an meinem Ohr. Verwirrt drehe ich den Kopf und sehe auf. Zwei dunkle mitfühlende Augen sehen mich an, es ist Chilli. Wieder leckt sie über meinem Ohr. Sie scheint zu wissen, wie ich, wir, uns gerade fühlen. Sie lässt sich uns gegenüber nieder, stupst Schnuff mit der Nase, um auch seine Aufmerksamkeit zubekommen. Total verheult sieht er schließlich auf. „Ich verstehe euch. Wisst ihr, ich stamme auch nicht aus dem Flamara-Clan.“ Chillis Stimme ist sehr gefühlvoll und melodisch. „Ich erinnere mich genau, wie ich mich damals gefühlt habe, als ich meinen Blitza-Clan verlassen musste.“ Ich runzele die Stirn. Monty hatte etwas von verschiedenen Entwicklungen gesagt. Scheinbar gibt es noch mehr. „Blitza-Clan?“ Ich frage eher aus Höflichkeitsgefühl, als aus Neugier. Chilli will uns beistehen, da sollte ich wenigstens etwas Interesse an ihr zeigen, oder? „Ja, der Blitza-Clan.“ Ihre Stimme klingt ein wenig traurig. „Der Clan lebt sehr weit entfernt von hier. Er gehört zum Typ Elektro.“ Schnuff zieht die Augenbraue hoch. „Elektro?“ Gott, er klingt fürchterlich krächzend. „Okay. Hm.“ Chilli scheint zu überlegen. „Das mit den verschiedenen Typen erklären wir euch später.“ Monty und Chief gesellen sich zu uns, bis eben saßen sie etwas abseits und haben sich leise unterhalten. Das alte Glaziola ergreift als erstes das Wort. „Nun, ich weiß, dass die Situation schwer für alle beteiligten ist.“ Mitfühlend sieht er unsere Mutter an. „Doch der Tag neigt sich schneller dem Ende, wie uns lieb ist. Wir haben schon zu viel Sonnenlicht vergeudet.“ Ich versuche den Kloß in meinem Hals runterzuschlucken, aber es geht nicht. Irgendwo von der Seite höre ich Scharte wieder brüllen, „Ich will nicht!“ Ich fürchte, dass das nicht zur Debatte steht. Immer noch kann ich nicht weinen und auch nicht schreien, ich zittere einfach nur. Ich zucke zusammen, als Chief zu sprechen beginnt. „Wir werden den Weg, zurück in die Wüste zwar ohnehin nicht an einem Tag schaffen, aber wir sollten uns schon ein wenig Sputen.“ Sein Blick geht für einen Moment zur Sonne. „Ich würde ungern die Nacht auf dem Meer verbringen.“ „Ich will nicht!“, brüllt es wieder. Ich bin derselben Meinung, aber ich bekomme kein Wort heraus. Ich sehe Chilli an, die sanftmütig Lächelt, dann drehe ich mich zu Mutter um. Sie leckt Schnuff über den Kopf und murmelt, „Alles wird gut.“ Ich fühle mich wie betäubt. War es das? Wir gehen jetzt einfach? Ist das wie mit dem Schneppke, das sich in ein Zubat verwandelt hat? Es ist ein Traum, ein Albtraum ... ich wach gleich auf, oder? „Wir müssen.“ Ich zucke, dumpf dröhnt mir der Bass in den Ohren. Wie mechanisch erhebe ich mich und sehe zu Schnuff. Seine Augen glänzen immer noch voller Tränen, doch auch er scheint zu begreifen, dass wir keine wirkliche Wahl haben. Wir nicken uns zu. Ein letztes Mal drängen wir uns an Mutter und Missy, schmusen und nehmen ihre Gerüche und Wärme tief in uns auf. Scharte beäugt uns misstrauisch. „Ich will nicht“, flüstert er noch einmal trotzig, dann tut er es Schnuff und mir gleich. Chief und Chilli sind bereits ein wenig vorgegangen, haben uns Zeit und Platz gelassen, doch nun werden sie ungeduldig. Meine Brüder und ich traben los, Köpfe gesenkt und jeder tief in seinen eignen Gedanken. Ich drehe mich noch einmal um. Mutter und Missy stehen Seite an Seite, geben sich halt. Monty sitzt daneben, mit einer Mischung aus Stolz und Trauer in den Augen und weit hinter ihnen sehe ich noch etwas. Da ist der alte Mann, er steht am Eingang der Höhle. Er sieht zur mir, lächelt freundlich und winkt. Seine Worte von vorhin hallen in meinem gedankenleeren Kopf; „Ihr werdet nun die große weite Welt entdecken, ich wünsche euch viel Spaß dabei.“ Ob der alte Mann wusste, was passieren wird? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)