Evolition von Charly89 (Hoenn und Tiefen) ================================================================================ Kapitel 3: Traurige Erkenntnis ------------------------------ Ich setze mich in Bewegung, schleiche zum Rand des Vorsprungs. „Was machst du?“, fragt Schnuff mich. Ich sehe kurz über die Schulter. Meine Brüder sehen mich irritiert an. Ja, die habe ich doch glatt vergessen. „Bleibt hier, ich bin gleich zurück“, flüstere ich und rutsche den Felsen hinunter, bevor sie reagieren können. Unten angekommen … Hola! Das Eis unter meinen Pfoten fühlt sich kalt und glatt an, richtig glatt. Kurz bin ich verunsichert, ob das wirklich eine gute Idee ist, doch aus dem Augenwinkel sehe ich wieder das fremde Pokémon. Ich muss unbedingt wissen was das ist! Vorsichtig setze ich mich in Bewegung. An den Untergrund muss ich mich erst gewöhnen, meine Pfoten rutschen immer wieder seitlich weg. Nach einigen Metern habe ich den Bogen raus; gerade aufsetzen und nicht zu viel Druck. Tapp, tapp. Langsam werde ich sicherer. Geht doch! Ich visiere die gelbe Spitze hinter dem Felsen an und lege an Tempo zu. Jetzt bist du fällig! Kurz bevor ich am Felsen angekommen bin, springt das Pokémon hervor und huscht davon. Das Ding sieht aus wie ein laufender Spitzhut, oder ein Tipi - Was auch immer ein Tipi ist … Auf jeden Fall ist das Pokémon wesentlich sicherer auf dem Eis unterwegs als ich, doch das hält mich nicht auf. Es huscht um einen Stein und links weiter – ich hinterher. „Hey!“, rufe ich bemüht leise, mich soll ja niemand Falsches hören. Das Pokémon huscht unbeeindruckt weiter. Irgendwie ist mir das schon wieder fast zu blöd. „Hey? Ich tu dir nichts.“ Ich komme mir reichlich albern vor. 'Ich tu dir nichts'; wie sollte ich auch? „Lass mich!“, blafft mich das Pokémon an. „Ich dich? Du hast mich verfolgt!“, empöre ich mich. Weiter geht es über das Eis, um Felsen und Eis-Stalagmiten herum. „Ich will doch nur wissen, was du bist.“ Langsam geht mir die Puste aus. Die kalte Luft hier ist anstrengend. Wieder geht es um einen Felsen herum. Die Erschöpfung macht sich bemerkbar und ich rutsche weg. Ich lande unsanft auf dem Bauch und schlittre über das Eis. Ich starre dem Pokémon hinterher, wütend verzieh ich das Gesicht. Mist! „Schneppke“, schallt es leise, als das Pokémon im Dunkeln verschwindet. Ich grinse wie ein Honigkuchenpferd … eins, zwei, drei … Mein Lächeln gefriert und das nicht nur wegen der Kälte. Mutter wird nicht begeistert sein, wenn sie mitbekommt das ich weg bin. Ich sollte schleunigst zurück. Hastig rappele ich mich auf und sehe mich um. Verdammt! So groß kam mir die Höhle gar nicht vor. Aus welcher Richtung kam ich noch gleich? Ich laufe etwas unsicher los, um Felsen herum und schau mich um, in der Hoffnung, dass ich etwas wiedererkenne. Aber ich war so mit der Verfolgung von Schneppke beschäftigt, dass ich nicht auf meine Umgebung geachtet habe. Mutter wird mich in der Luft zerreißen, wenn sie das mitbekommt! Verloren stehe ich da und starre vor mich hin. Meine Augen weiten sich als mir eine Idee kommt. Mit Schnuff habe ich in der großen Höhle oft Verstecken gespielt und er hat mich immer gefunden. Ich habe ihn mal gefragt wie er das macht und er meinte, er würde mich riechen. Ob ich das auch hinbekomme? Ich senke meinen Kopf. Meine Nase ist wenige Zentimeter vom Eis entfernt, ich spüre die Kälte die von ihm ausgeht. Ich ziehe die Luft in kurzen schnellen Stößen ein. Wenn ich jetzt noch wüsste, was ich riechen sollte ... Ich laufe los, die Nase kurz über dem Boden. Ich laufe hin und her und dann rieche ich etwas. Keine Ahnung ob das der Geruch von Schneppke ist, von mir selbst oder etwas ganz anderem. Egal, ich laufe der unsichtbaren Spur nach, eine andere Option habe ich nicht. Ich könnte laut nach Hilfe rufen, aber dann wüsste Mutter, dass ich weg war und das möchte ich um jeden Preis verhindern. Ich trabe über das Eis. Meine Pfoten sind furchtbar kalt, meine Nase ebenfalls, von meinen Ohren ganz zu schweigen. Eiskalter Mist! Vor mir baut sich plötzlich ein Plateau auf, es ist komplett mit Eis überzogen. Ich höre leise Stimmen und mir fällt ein Stein vom Herzen. Ein Glück! Ich klettere hoch und sehe mich um. Ich bin auf der Anhöhe in der Mitte der Höhle, rechts in einiger Entfernung sehe ich meine Brüder, die brav vor dem Zugang sitzen. Ich würde mich gern bemerkbar machen, damit sie wissen, dass es mir gut geht, doch ich kann nicht. Die Glaziola und Mutter sind nicht allzu weit entfernt; sie würden mich bemerken und das gilt es zu verhindern. Die Stimmen sind eindringlich; irgendetwas stimmt scheinbar nicht und das weckt wiederum meine Neugier. Ich schleiche vorwärts, suche Deckung hinter einigen Felsen. Langsam pirsche ich mich weiter und weiter vor. Ein besonders großer Felsen, der nah genug an den Glaziola steht, ist mein Ziel. Endlich angekommen drücke ich mich an den eisbedeckten Stein und schaue vorsichtig hervor. Ich spitze die Ohren … „Ich verstehe das nicht.“ „Das ist doch nicht möglich.“ „Alle Eissteine sind weg!“ Die Glaziola reden alle wild durcheinander. Wenn ich wüsste was 'Eissteine' sind und warum alle sich deswegen so aufregen … „Das waren bestimmt die Menschen!“, empört sich eins lautstark. Menschen? Ich dachte hier kommen keine Menschen her. Zumindest wurde uns immer gesagt, dass Menschen nicht in das Innerste der Höhle vordringen. „Ja, bestimmt!“, wird beigepflichtet. „Es wird Monate dauern, bis neue Eissteine gewachsen sind“, merkt ein Glaziola bedrückt an. „Glaubst du?“ „Monate?“ Was für ein Chaos! Und das wegen ein paar Steinen? Irgendwie verstehe ich es gerade einfach nicht. Plötzlich wird es still. Ein Glaziola schreitet durch die Gruppe auf meine Mutter zu. Es scheint ziemlich alt zu sein. Sein Fell ist wesentlich heller und die Schritte wirken ein wenig schwerfällig. Mir scheint, dass er wohl der Anführer unserer Gruppe ist, so respektvoll wie sich alle ihm gegenüber verhalten. Er bleibt vor meiner Mutter stehen und setzt sich hin. Sein Blick ist direkt auf sie gerichtet, als beginnt zu sprechen. „Es ist an der Zeit, meine Liebe.“ Die Stimme des alten Glaziola ist rau und leise, ich habe Probleme es zu verstehen. „Zeit?“ Mein Herz beginnt zu rasen. Mutters Stimme ist zittrig, so habe ich sie noch nie gehört. Was ist hier los? „Ja, es ist an der Zeit das Versprechen einzulösen.“ Der Blick des Anführers hat etwas Verständnisvolles. Mutter hebt schlagartig ihren gesenkten Kopf. „Gibt es keinen anderen Weg?“ Sie klingt, als wäre sie den Tränen nahe. „Nein“, antwortet das alte Glaziola bestimmt. „Die Kinder können nicht monatelang in der Höhle bleiben. Das funktioniert nicht und das weißt du auch.“ Mutter senkt wieder ihren Kopf und schluchzt. Ich fühle, wie mir Feuchtigkeit in die Augen steigt. Ich habe meine Mutter noch nie weinen sehen. Etwas ganz Schreckliches muss hier gerade passieren und ich verstehe nicht was, was es für mich noch viel schlimmer macht. Mein Herz pocht, meine Augen sind nass und meine Beine fühlen sich an wie Pudding. Pudding? „Das Versprechen ist bindend.“ Die Stimme des Anführers lässt keinen Widerspruch zu. Mutter beginnt leise zu weinen. Eines der anderen Glaziola geht zu ihr, stupst sie mit der Nase und reibt seinen Kopf an der Wange meiner Mutter. „Es ist besser so.“ Was geht hier vor?! Ich beobachte das Ganze noch kurz, dann dämmert mir, dass ich dringend zu meinen Brüdern muss. Ich muss ihnen erzählen, was ich gehört habe! Versteckt hinter Steinen und Eisschollen schleiche ich zum Rand. Ich rutsche nach unten und renne, soweit es Eis und fehlende Puste zulassen, Richtung Eingang. Hastig klettere ich den Vorsprung hoch. Ich komme oben an, Vorderpfoten und Kopf auf dem Vorsprung, der Rest hängt noch halb in der Luft. Meine Brüder sehen mich an, erst erleichtert, dann besorgt, was wohl an meinem Gesichtsausdruck liegt. Mit großen feuchten Augen und offenem Mund hänge ich da und bekomme kein Wort heraus. „Was ist passiert?“ Schnuff und Scharte starren mich an, ich starre zurück. Gute Frage; was zum Kuckuck ist da gerade passiert?! „Sag schon“, fordert Schnuff aufgeregt. Ich hieve mich hoch und atme erstmal tief durch. Meine Brüder wuseln aufgeregt um mich herum. „Ähm. Also …“, beginne ich los zu stottern. Wo soll ich nur anfangen? Ein Geräusch lenkt mich ab und ich drehe mich um. Mutter und ein anderes Glaziola tauchen auf. Es ist das Gleiche, welches sie vorhin getröstet hat. „Tut mir leid, ihr drei“, beginnt Mutter zu erklären. Sie wirkt nicht mehr ganz so aufgelöst wie vorhin. „Leider funktioniert das mit 'erwachsen werden' gerade nicht.“ „Was?!“ Scharte scheint am Boden zerstört, obwohl er gar nicht weiß, worum es so richtig geht. Mutter sieht ihn an und lächelt ein wenig. „Um endlich erwachsen zu werden braucht ihr die Eissteine, und im Moment sind leider keine da.“ Scharte springt auf. „Aber … Und wann gibt es wieder welche?“ Das andere Glaziola leistet Mutter Beistand. „Bald.“ Meine Brüder tauschen Blicke aus. Ich sitze recht unbeteiligt da und starre meine Mutter an. Krampfhaft versuche ich in ihrem Gesicht etwas zu lesen, etwas, das mir hilft zu verstehen, was ich da eben mitgehört habe, doch ich schaffe es nicht. „Wir müssen gehen.“ Das fremde Glaziola setzt sich in Bewegung. „Die Flut setzt ein.“ Mutter geht einen Schritt beiseite und gibt den Blick in die Eishöhle frei. Tatsächlich. Das Wasser steht bereits recht hoch, scheinbar läuft es ruhig in die Höhle, nicht so laut und tosend wie bei uns, weswegen wir es nicht bemerkt haben. Die spiegelnde Oberfläche und das Eis in der Höhle scheinen regelrecht zu verschmelzen. „Das heißt, wir können nicht nach Hause?“ Fragend legt Schnuff den Kopf schief. Mutter nickt. „Ja, wir gehen in eine höher gelegene Höhle und warten dort, bis die Flut vorüber ist.“ Wortlos setzen wir uns in Bewegung. Wir folgen dem fremden Glaziola und Mutter bildet die Nachhut. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)