Jetzt oder nie? von Ruka17 ================================================================================ Kapitel 2: Bis ans Ende unserer Zeit ------------------------------------ PoV Haruka: Zeigte ihr Blick kurz zuvor noch Erleichterung, wirft sie meine Aussage nun vollkommen aus der Bahn. Reicht es mir nicht, dass ich ihr heute schon einmal so starke Schmerzen bereitet habe? Mache ich sie kaputt? Dabei liegt mir doch nichts ferner als sie zu verletzen. Ich will für sie da sein. Am helllichten Tag, aber auch nachts, wenn die Stille uns in der Dunkelheit zu vernichten droht. Das hätte ich ihr sagen sollen. Erst jetzt wird mir klar, dass sie meine Aussage völlig falsch interpretiert hat. „Michiru, ich…“ –„Nein Haruka, es ist schon okay. Ich habe dich die ganze Zeit zu diesem Versprechen gezwungen und wenn es dann wirklich drauf ankommt, halte ich mich selbst nicht dran. Ich verstehe, dass du unter diesen Umständen nicht weiter mit mir zusammenarbeiten willst. Es tut mir leid, ich bin einfach zu schwach…“ Während ihre Stimme bricht, sehe ich wie die ersten Tränen ihre Wange herunterlaufen. Sie will nicht, dass ich es mitbekomme und wendet den Kopf schnell von mir ab. „Ich wollte dich niemals enttäuschen, Haruka. Aber ich konnte nicht anders.“ Ich war noch niemals gut mit Worten, aber selbst ich merke, dass ich dabei bin, das hier gerade komplett zu versauen. Sie muss unbedingt verstehen, was ich ihr wirklich sagen will. „Michiru, bitte hör mir zu. Ich meine nicht, dass ich das mit dir nicht mehr kann. Dass jede lieber ihren eigenen Weg gehen sollte. Wie kannst du das glauben? Was wäre ich denn ohne dich?“ Sie wagt es, ihren Blick wieder auf mich zu richten und sieht mich fragend an. Eine Träne bahnt sich weiterhin den Weg durch ihr bildhübsches Gesicht. Wie sehr ich mir wünschen würde, dass Tränen für sie nicht existieren müssten. Dass jeder Tag ihr Anlass dafür geben würde, der Welt ihr atemberaubendes Lächeln zu zeigen? Doch neben der Traurigkeit zeigt sich nun eine weitere Emotion. Hoffnung. „Aber was meinst du dann? Ich verstehe es nicht.“ –„Bevor ich es dir erkläre, habe ich eine Frage an dich: Warum? Warum hast du dein Leben für mich geopfert?“ Ich sehe ihr an, dass sie nicht weiß, wie viel sie mir erzählen soll. Sie wägt ab, wie viel Risiko sie eingehen kann. Ihre Antwort beeinflusst nicht nur uns beide, sondern die gesamte Welt. „Michiru. Bitte sei ganz ehrlich und halte nichts zurück. Ganz egal, was du jetzt sagst, wir werden einen Weg finden. Ich lasse dich nicht mehr alleine. Niemals!“ PoV Michiru: Ich weiß nicht, wie lange ich noch aushalten kann, bevor ich emotional vollkommen zusammenbreche. Angst, Wut, Trauer, Verzweiflung und Leere – all diese Gefühle habe ich heute in einem Ausmaß durchgemacht, wie ich es vorher nie für möglich gehalten hätte. Aber jetzt ist da noch etwas Anderes. Es ist wie ein ganz schwacher Funke, der noch nicht weiß, wie seine Zukunft aussieht. Wird er vom nächsten Windhauch ausgelöscht? Oder kann er weiterwachsen, um Wärme und Trost in der Dunkelheit zu spenden und selbst zu erfahren? Ich wähle meine nächsten Worte mit Bedacht, der Funke darf nicht wieder verschwinden. „Kannst du dich noch an den Moment erinnern, als ich dich vor dem Monster beschützt und zum ersten Mal in meinen Armen halten durfte? Es hat mir mehr als alles andere bedeutet zu sehen, dass du die andere Kriegerin warst. Ich wusste, dass nur du mich in dieser Welt perfekt ergänzen kannst. Ich wusste aber auch, dass du eigentlich ganz andere Träume hattest. Dass du nicht dein ganzes Leben wegwerfen wolltest, um die Erde vor ihrem Untergang zu bewahren. Und obwohl ich mir eigentlich nichts sehnlicher wünschte als dich an meiner Seite, wollte ich dich vor diesem Schicksal bewahren. Du solltest glücklich sein können. Aber dann hast du den Stab genommen. Da du dich dann also entschieden hast, als Sailor Uranus zu erwachen, kannte mein Leben neben der Mission schon immer nur ein Ziel: dich zu beschützen. Wenn du dich schon all diesen Gefahren stellen würdest, dann musste ich sichergehen, dass dir niemals etwas passieren durfte.“ „Aber Michiru. Ich wusste doch, welche Risiken ich eingehe. Du…“ –„Nein. Warte. Du hast nach der vollen Wahrheit gefragt und dazu fehlt noch ein wichtiger Teil. Ich könnte es nicht. Ich könnte ohne dich einfach nicht leben. Das macht mich zu einer schlechten Kriegerin, ich weiß. Sag Sailor Moon ruhig, dass sie sich auf mich nicht verlassen kann.“ So. Nun ist es raus. Auch wenn ich es noch nicht ausgesprochen habe, so kommt meine Beichte einer Liebeserklärung doch recht nah. Ich wollte es niemals so weit kommen lassen, aber zum ersten Mal am heutigen Tag und seit einer langen Zeit fühle ich mich erleichtert. Ganz egal, wie dieses Gespräch ausgeht, ich muss endlich nichts mehr zurückhalten. Ich fühle mich so viel leichter. Fast wie der Wind? PoV Haruka: Kann es wirklich sein? Kann es sein, dass Michiru Kaioh – so wundervoll, so perfekt, so unerreichbar – meine Gefühle erwidert? Und nicht nur erwidert, sondern auch unserer Mission zum Trotz dazu stehen will? Nie hätte ich erwarten können, dass der heutige Tag so endet. „Ich denke nicht, dass Sailor Moon sich erlauben könnte, ihre beiden stärksten Senshis einfach so rauszuwerfen“, sage ich mit einem Augenzwinkern. Mir ist natürlich klar, dass das jetzt alles nicht so einfach ist. Nicht ohne Grund haben wir beide so lange versucht, gegen unsere Gefühle anzukämpfen. Aber ich glaube, dass wir beide ein bisschen Humor heute mehr als gebrauchen können. Sie blickt mich fragen an. „Wie genau meinst du das?“ Und ich weiß, dass jetzt der Moment gekommen ist. Ich trete einen Schritt auf sie zu und schließe endlich die noch vorhandene Distanz zwischen uns. Während meine Hand sanft ihre Wange berührt, komme ich mit meinem Gesicht dem ihren immer näher. „Genau so“, hauche ich und mache das, was ich schon tun wollte, seitdem ich sie das erste Mal gesehen habe. Taten liegen mir besser. PoV Michiru: Mein Herz setzt aus. Und dieses Mal nicht, weil eine größenwahnsinnige Hexe dessen reinen Kristall stehlen will. Nein. Dieses Mal gebe ich freiwillig alles, was ich habe. Mein Herz, meine Seele. Meine Vergangenheit und Zukunft. Auch wenn ich mir schon so oft vorgestellt habe, wie es wäre, Haruka zu küssen, kommt nichts an das Gefühl heran, das ich gerade in sämtlichen Fasern meines Körpers spüre. Es ist, als hätte ich vorher nur ein halbes Leben gehabt und wäre nun erst mit diesem Kuss komplett. Ich spüre alles auf einmal: Unsere Verbindung im alten Königreich des Mondes, die schier unendlich scheinende Liebe, die in der Gegenwart immer unter der Oberfläche lauerte, ihren Weg aber nie ganz finden konnte. Bis jetzt. Nun kommt es mir lächerlich vor, dass wir so lange au diesem Moment gewartet haben. Ich habe mich noch nie so geliebt, geborgen und so stark gefühlt wie in diesem Augenblick. Wer sollte uns aufhalten können? PoV Haruka: Wow. Auf wackligen Beinen trete ich einen Schritt zurück und blicke in Michirus strahlend blaue Augen, direkt in ihre Seele. Es fällt mir unglaublich schwer, mich von ihr zu lösen. Es fühlt sich an, als hätte ich nur für diesen Moment gelebt und müsste jetzt alles nachholen, was ich verpasst habe. Und das werde ich auch. Aber vorher muss ich noch etwas loswerden. Taten können nicht alles ersetzen. „Michiru. Vom ersten Moment, in dem ich dich sah, wusste ich, dass du mir gefährlich werden könntest. Nicht, weil du vorhattest, mich zur Kriegerin zu machen, die plötzlich für die Zukunft der Welt verantwortlich war. Auch das beinhaltet natürlich ein gewisses Risiko, ist aber für jemanden wie mich natürlich ein Klacks. Nein, Spaß. Alleine ein einziger Blick von dir hat schon gereicht, um mein Herz vollkommen aus der Bahn zu werfen. Du weißt, dass ich immer gerne mit anderen Mädchen geflirtet habe, aber keine hätte jemals auch nur ansatzweise zu meinem Innersten durchdringen können. Wie der Uranus, blieb auch mein Kern kalt. Ich dachte Liebe wäre nichts für mich. Und dann kamst du. Es tut mir leid, dass ich dich anfangs abgewiesen habe. Ich wollte diese Fülle an neuen Emotionen nicht, ich wollte nicht abhängig und verletzlich werden. Aber als du mich zum ersten Mal gerettet hast, wurde mir klar, dass ich mich niemals würde von dir fernhalten können. Deine Anziehung war einfach zu stark. Und so wurde ich Sailor Uranus, deine Partnerin. Von Anfang an harmonierten wir im Kampf perfekt und auch in unserer Freizeit verbrachten wir nahezu jede freie Minute gemeinsam. Und waren wir mal nicht zusammen, dann hatte ich plötzlich Gedanken im Kopf wie: ‚Oh, das Eis ist ein Traum. Das muss Michiru unbedingt auch probieren.‘ Oder:‘ Von diesem Ort aus kann man das Meer so toll sehen, wäre Michiru doch jetzt hier bei mir…‘ Das war völlig untypisch für mich. Es ist verrückt, dass sich scheinbar urplötzlich sämtlich Situationen geradezu dafür anbieten, gemeinsam verbracht zu werden. Ich war immer froh über meine Unabhängigkeit, aber plötzlich schien alles ohne dich wie ein Gefängnis. Als würde ich in der Dunkelheit sitzen und könnte gar nicht wahrnehmen, wie schön diese Welt eigentlich ist. Ich habe versucht, mich der Mission wegen zurückzuhalten. Aber als ich dich heute habe sterben sehen, kam mir das alles plötzlich so sinnlos vor. Nachdem ich mit dem Motorrad unterwegs war, hatte ich mich entschieden: Ich musste dir von meinen Gefühlen erzählen. Ich weiß nicht, wie viel gemeinsame Zeit uns hier in diesem Leben bleibt. Aber ich weiß, dass ich jede dieser restlichen Sekunden mit dir zusammen verbringen will. Mein Herz gehört dir. Bis ans Ende unserer Zeit.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)