Katzenpapa von FreeWolf (Beyblade 2020: März) ================================================================================ Kapitel 1: digital detox ------------------------ Es ist Sonntagmorgen. Siegfried knuspert in der Küche, Kai sitzt mit einer Tasse Kaffee auf der Couch. Vor Kai auf dem Beistelltisch thront sein Laptop, Skype ist geöffnet. Alles ist still. Kai sollte durchatmen, sich entspannen, die Ruhe genießen, aber irgendwie funktioniert das heute nicht so recht. Vielleicht liegt es daran, dass er allein ist, gefühlt zum ersten Mal in der ganzen Woche. Es ist ein seltsames Gefühl. Im Chat haben er und Manabu, der neben ihm als einziger pünktlich online erscheint, Lebenszeichen von sich gegeben. Na gut, es ist früh – bei ihm und Rei und Takao und Daichi zumindest. Bei Manabu und Max ist es ziemlich spät. Wie aufs Stichwort blubbert sein Laptop mit einer Nachricht von Max: „hello, sunshines!“ Bei Hiromi ist es jetzt wohl irgendwo zwischen früh und spät. Kai greift instinktiv nach seinem Handy, will ihr entgegen aller Vorsätze schreiben, doch er wird von einem erneuten Blubbern von seinem Computer abgelenkt. Eine Nachricht von Rei taucht auf: Eine Reihe von Chili-Emoticons. Kai schmunzelt, ehe er mit einem Daumen nach oben antwortet. Es ist ein alter Witz, der aber immer noch Spaß macht. Sie warten; ihr monatliches Skype-Date startet immer der letzte, der dazukommt. Meistens ist das Takao. Er war noch nie der pünktlichste, bemüht sich inzwischen aber mehr. Daichi bemüht sich dagegen nicht im Geringsten; meistens zieht Takao ihn aus dem Bett, weil der Jüngere noch mehr schläft als Takao, sofern das überhaupt möglich ist – so wie er noch mehr isst als Takao, was auch niemand für möglich gehalten hat. Vielleicht ist Takao inzwischen verlässlicher, weil er sich neben sich selbst auch darum kümmert, dass Daichi pünktlich das Haus verlässt, mutmaßt Kai. Es ist still geworden in der Küche. Kai wirft einen Blick über die Sofalehne hinweg. Das ist verdächtig. Kai will gerade aufstehen, um nach dem Rechten zu sehen, da meldet sich sein Laptop mit einem durchgehenden Blubbern. Die Skype-Konferenz startet mit Takao, der in die Kamera grinst. „Hey Leute!“ „Bist du wieder nicht aus dem Bett gekommen, Takao?“, meldet sich Max vom anderen Ende der Welt. Hinter ihm sieht man verpixelt sein halb abgedunkeltes Zimmer. Takao zeigt einen Wecker in die Kamera. „Irgendein kleines Aas“, er wirft betont einen Blick zur Seite, zu jemandem, der sich außerhalb des Bildes befindet, „hat alle Uhren verstellt“ „Du hast es verdient!“, tönt es da von Daichi. Takao lehnt sich in seinem Schreibtischstuhl zurück, neben ihm wird Daichi sichtbar, der wütend mit dem Fuß aufstampft. „Das hab‘ ich nur gemacht, weil du gestern mein Frühstück gegessen hast!“ Kai fällt auf, dass er nie nachgefragt hat, wieso sich Daichi in letzter Zeit so viel im Dojo aufhält. Takao verschränkt die Arme vor der Brust und sieht beleidigt in die Luft. „Weil du ohnehin zu spät dran warst! Du konntest das gar nicht mehr aufessen“, gibt er zurück. Kai, Rei und Max verdrehen beinahe zeitgleich die Augen. Bevor Takao und Daichi sich weiter in ihrer Kabbelei verlieren können, lenkt Max die Aufmerksamkeit auf sich. „Ich muss euch was zeigen, Leute!“, er grinst verwegen in die Kamera, dann tippt er etwas. Wenig später öffnet Kai ein Bild von Max neben seiner kleinen Schwester, die ein Stück Papier in die Kamera hält und ein strahlendes Zahnlückenlächeln lacht. „Charlotte hat mir ein Bild von Draciel gemalt!“, verkündet der Blondschopf enthusiastisch. Kai sieht nochmal genauer hin und erkennt unscharf die Umrisse einer Schildkröte. Schon süß. „Alter, als ich sie das letzte mal gesehen habe war sie noch so klein“, kommt es entgeistert von Daichi, „Ich fühl mich grad so alt“ Wenn Daichi sich alt fühlt, ist er selbst wohl schon zu Staub zerfallen und weiß es nur noch nicht, überlegt Kai, während er Kaffee trinkt. In der Küche klappert etwas, dann ist es wieder still. Kai hebt skepitsch eine Augenbraue, sieht zur Seite, wird aber gleich wieder von der Skype-Konferenz abgelenkt. „Hat sie den Beyblade, den Emily-chan ihr geschenkt hat, schon ausprobiert?“, meldet sich Manabu zu Wort, dessen Anwesenheit sich bislang nur im Geräusch von Fingern, die frenetisch tippen, geäußert hat. Es ist als könne er seine Finger nicht stillhalten. Seine Umgebung ist undefinierbar für Kai. Max hingegen scheint genau zu erkennen, wo er sich aufhält. „Kyouju, was machst du in der PPB?“, entfährt es dem Blondschopf entrüstet. „Es ist fucking Sonntag!“ Zeitgleich ruft Takao: „Emily-chan? Sag nicht ihr wart endlich auf einem Date!“ Manabu übergeht Takaos Ausruf, läuft aber knallrot an und hebt die Schultern. „Ich muss bis zum Meeting morgen noch das Programm fertigschreiben“, erklärt er. „Es ist aufwändiger als ich gedacht habe, ich muss noch das Protokoll schreiben und die Bugs fixen, aber wenn es fertig ist und funktioniert-“ Das klingt als würde Manabu etwas Großes entwickeln. Kai spitzt die Ohren. Sein Geschäftssinn erwacht. „Woran arbeitest du denn momentan?“, hakt er nach. Manabus Ohren werden rot, Max wirkt als hätte er gerade ein Staatsgeheimnis ausgeplaudert. Etwas richtig Großes also, stellt Kai fest. Darüber muss er mehr in Erfahrung bringen. Bevor Manabu eine Antwort stammeln kann, ertönt ein Scheppern aus der Küche. Kai fährt zusammen und flucht. Er überschlägt noch während er aufspringt, was er auf der Anrichte hat stehenlassen. Eine Tasse? Nein, davon hat er doch – „Fuck“ Als Kai den kleinen, offenen Küchenbereich seiner Wohnung betritt, begrüßt ihn eine Lache aus Scherben, Kaffeesatz und dem restlichen Kaffee, den er sich noch nicht eingegossen hatte. Er seufzt abgrundtief und fährt sich mit der flachen Hand übers Gesicht. Das war’s dann wohl mit Kaffee aus der French Press Sonntag morgens. Siegfried streicht ihm um die Beine, das elende Unschuldslamm. Aus dem Wohnzimmer hört er gedämpft die Stimmen der anderen im Gruppenchat durcheinanderreden. Er atmet tief durch, holt sein Handy hervor und macht einen Schnappschuss von dem Schlamassel. Er schickt es zuerst an ihren Gruppenchat. Sein Laptop gibt mitleidige Laute von sich – sofern er sie identifizieren kann. Kai seufzt erneut, ehe er sich daran macht, den Schlamassel zu beseitigen.   Kai lässt sich wenig später mit Siegfried über seiner Schulter, der zufrieden schnurrt und die Krallen in seine Schulter gräbt, wieder auf die Couch sinken. „Wer ist denn der Schmusekater?“, fragt Max ganz hingerissen. Siegfried macht Anstalten, sich davonzumachen, doch Kai hält ihn fest und nimmt ihn in den Arm wie ein Baby, was Hiromi sicher einen entzückten Laut entlocken würde. „Siegfried!“, tönt es von Takao, der einen überraschten Blick von Daichi ignoriert. Takao macht ein lockendes Geräusch. Siegfried registriert die bekannte Stimme. Seine Ohren zucken in Richtung des Laptops, er streckt sich. „Hast du wieder eine neue Katze aufgegabelt, Kai?“, fragt Max. Kai verdreht die Augen. „Das ist immer noch dieselbe, die ich im Sommer aus dem Tierheim mitgenommen habe“, brummt er und krault den Bauch des Katers. Siegfried scheint zu wissen, dass er über ihn spricht, denn er blickt auf und maunzt, ehe er sich in Kais Arm schmiegt. Sein Schnurren wird lauter. Max lacht. „Wie kommst du immer auf die Namen?“ Kai zuckt nur mit den Schultern. Er krault Siegfried, der zufrieden scheint, und fühlt sich sehr sonntäglich aufgelegt, mit der Katze auf dem Arm und der Sonne, die von links hereinscheint. „Wo ist Hiromi heute eigentlich?“, kommt es von Rei. Sein Bild wackelt kurz. Max gähnt, ohne sich die Hand vor den Mund zu halten. „Ist sie nicht irgendwo im Urlaub?“, antwortet er. „Hat sie nicht irgendwas von Europa gesagt?“, erinnert sich Manabu. „Mit den Bladerinnen?“ „Stimmt!“, Rei lacht verzögert. „Mao war stinkbeleidigt, weil sie nicht mitkommen konnte!“ Kai gibt nur einen undeutlichen Laut von sich. „Sie wollten die Côte d’Azur entlangfahren“, gibt er von sich und verschweigt den anderen, dass Hiromi ihm und Takao bei ihrer Ankunft ein Foto aus Nizza geschickt hat. Offiziell hat Hiromi einen digital detox über sich selbst verhängt und ist nicht erreichbar. Sie wollte nachdenken, hat sie gesagt als sie sich verabschiedet hat. Bei Kai hat das ein seltsames Gefühl hinterlassen. „Sie hat uuuuun- äh, unter Umständen ihren digital detox unterbrochen und ein Foto aus Nizza geschickt!“, verkündet Takao mit breitem Grinsen. Das Stocken hat hoffentlich nur Kai bemerkt. Er fühlt sich einen Moment so als schaue Takao spezifisch ihn an, aber das ist Blödsinn. Kai brummt undeutlich. Siegfried schmiegt sich aggressiv gegen seine Hand. Sein Handy vibriert kurz. Takao hat einen Screenshot von ihm im Bildschirm, wie er Siegfried auf dem Arm hält, an den Gruppenchat geschickt, zu dem nur sie beide und Hiromi gehören. Unter dem Bild steht „Katzenpapa“ und ein Herz. Kai schüttelt schmunzelnd den Kopf. Er antwortet mit einem ausdrucksstarken Emoji einer Hand, die den Mittelfinger ausstreckt und einem Katzen-Emoji. „Wir-“, Reis Stimme klingt verzerrt als er spricht. Seine Internetverbindung ist wie so oft nicht sehr gut. Der Lag ist lästig, aber Rei kann nichts dafür. Er teilt sich das Internet mit irgendeinem Nachbarn und das klappt nicht immer so, wie es soll. Kai kennt das schon. Er wartet geduldig, bis das Video aufhört zu wackeln und nicht mehr so verpixelt aussieht. Reis Mund bewegt nicht gemeinsam mit seiner Stimme, das Bild hinkt hinterher. Rei gibt ein frustriertes Geräusch von sich, das verspätete bei ihnen ankommt, kurz darauf erscheint im Chatfenster die Nachricht, dass er seinen Computer neu starten muss. Also tun sie das, was sie immer tun, wenn Reis Computer oder seine Internetverbindung nicht mitmachen: Sie warten. Sie unterhalten sich über Belangloses.   Dann ist Rei zurück, die Verbindung scheint besser zu sein, denn man versteht ihn endlich: "Was ich vorhin sagen wollte, bevor mein Nachbar beschlossen hat, dass er mir den Tag versaut: Wir haben Neuigkeiten" Immer wenn Rei "wir" sagt, meint er neuerdings Mao und sich. Die beiden haben sich in Hong Kong niedergelassen; Mao wollte nicht ais China weg, Rei wollte auf ein wenig Gefühl von Welt nicht verzichten - die Konsequenz war ein Kompromiss, der keiner ist. Kai weiß nicht, was die beiden aneinander finden; es ist allerdings auch nicht seine Angelegenheit, deshalb mischt er sich nicht ein. Max gibt ein interessiertes Geräusch von sich, Takao und Daichi hören auf, einander zu trietzen, und kommen näher zum Laptop, Manabu hört auf zu tippen. Rei scheint auf eine Antwort seinerseits zu warten. Kai macht ein mäßig interessiertes Geräusch in seine Kaffeetasse hinein, überschlägt ihr Alter, schließt mit sich selbst eine Wette ab: Sie haben sich ein Paar-Tattoo stechen lassen, eines dieser unglaublich peinlichen, das sie irgendwann bereuen werden. Rei hat es endlich geschafft, Maos unglaublich unsubtile Andeutungen zu verstehen und hat ihr einen Antrag gemacht. Daran glaubt Kai nicht wirklich, sein ehemaliger Teamkollege war in Liebesdingen immer ziemlich schwer von Begriff. Der Umstand, dass Mao niemals aufgegeben hat, ist etwas, was er an ihr bewundert. Beneiden tut er sie nicht im Geringsten um diesen unglaublich begriffsstutzigen Kerl. "Wir sind schwanger!" Kai verschluckt sich fast so sehr an seinem Kaffee wie damals als Boris verkündet hat, dass er nach Japan zieht. Niemand hat es kommen sehen, niemand versteht es. Offensichtlich war Rei in Sachen Sex weitaus weniger begriffsstutzig als in Beziehungsdingen, ist Kais erster Gedanke. Er hustet. Reis Verbindung ist wieder halb weg und alle reden durcheinander, sodass Kai nur die Hälfte seiner Frage hört. "- in Ordnung, Kai?" Nein, Kai ist nicht in Ordnung. Er macht ein gequältes Geräusch und hofft auf eine bessere Verbindung. "Jaja", brummt er nur. "Schwanger also?" Die anderen geben Laute der Gratulation von sich, aber Kai muss sich noch fangen. Rei bejaht etwas zu enthusiastisch und Kai denkt, dass sechsundzwanzig irgendwie schon jung ist für ein Kind. Andererseits - er leitet die Hiwatari Quality auch schon seit einem Jahr und hat sich dasselbe anhören müssen, von allen Seiten, seiner Mutter mit eingeschlossen. "Gratuliere", würgt er also hervor und meint es auch so. Er freut sich wirklich für Rei. Er weiß, dass es nicht der ideale Zeitpunkt ist, aber Mao und Rei kriegen das schon irgendwie hin. Er vertraut darauf, mit einer Zuversicht, die er sich selbst niemals zugetraut hätte. „Wann ist es soweit?“, will nun Max wissen, während Kyouju sein Tippen wieder aufnimmt. Rei grinst und beginnt zu erzählen, dass alles noch wahnsinnig frisch ist und sie es noch nicht groß rumerzählen sollen. „Die ersten drei Monate sind nämlich recht kritisch“, bemerkt der Chinese ihrer Runde im Lehrmeisterton. Das hat er wohl vom Arzt, mutmaßt Kai und bereut es ein wenig für Rei und Mao, dass sie sich keine peinlichen Partner-Tattoos haben stechen lassen. Er hört mit halbem Ohr zu, während er Siegfried streichelt und die anderen auf seinem Bildschirm beobachtet. Ihm fällt auf, dass Daichi so aussieht, als versuche er sich daran zu erinnern, wo Babies herkommen. Kai drängt den Impuls zurück, das eine, gewisse Aufklärungsgespräch mit Daichi nachzuholen. Dafür ist er nicht verantwortlich, sagt er sich und trinkt noch einen Schluck Kaffee. Es vergeht noch etwa eine Viertelstunde, während der sie über alles und nichts reden wie meistens. Rei ist recht schweigsam, scheint selbst noch zu verdauen, dass er Vater wird. Dann wird es bei ihm plötzlich laut. Mao winkt ihnen über die Webcam verschwommen zu. Das Bild verpixelt wieder, man hört Rei fluchen, dann verschwindet sein Video und sein Audio und er schreibt in den Chat: „Meine Internetverbindung stinkt wieder ab. Bis bald, Leute!“ Zur selben Zeit flucht Kyoujou und er verabschiedet sich hastig, weil er einen kritischen Abschnitt in seinem Code erreicht hat, für den er laut nachdenken muss. Max wird von Charlotte überfallen und auch er verabschiedet sich, nachdem Charlotte einmal fröhlich ihr Zahnlückenlächeln in die Webcam geschickt hat. „Wir gehen heute in den Zoo!“, verkündet sie in einem Japanisch, das manchmal englische Wörter enthält. „Zoo“ klingt etwa wie „suu“, weil sie es auf Englisch ausspricht. Kai sollte daran gewohnt sein, weil sie sich das sehr offensichtlich von ihrem großen Bruder abgeschaut hat, er findet es trotzdem seltsam. Am Schluss sind nur noch Takao und Daichi übrig. Takao will gerade etwas sagen, da tritt Kinomiya senior ins Bild. „Ist das Kai?“, fragt er an Takao und Daichi gewandt und beugt sich dann sehr sehr nah an die Webcam. Kai hört Daichi und Takao gedämpft protestieren und nickt. „Hallo, Kinomiya-san“, begrüßt er den alten Herren höflich, der breit grinst. „Wie geht es dir? Hältst du deine Angestellten schön auf Trab?“, fragt Takaos Großvater nach wie jedes Mal, wenn Kai ihn sieht. Er hat sich auf sein Shinai gestützt. Kai nickt erneut. Das scheint für Kinomiya-san zu genügen, denn er lacht. „Lass‘ dich mal wieder blicken, Junge!“, fordert er ihn auf, ehe er sich umdreht und Takao und Daichi anherrscht, wieso sie die Trainingsausrüstung noch nicht fertig ausgeräumt haben. Takao im Bildschirm verdreht die Augen. „Jaja, Ojii-chan“, gibt er zurück. „Aber müssen wir das wirklich jetzt machen? Wir lassen die Neuen ohnehin nicht gleich morgen aufeinander los, die brauchen die Shinai da noch nicht!“ Kinomiya-san antwortet etwas Unverständliches. Kai stellt sich vor, dass der alte Kinomiya gerade lautstark protestiert. Er verschwindet aus dem Bild, kurz darauf hört man einen lauten Knall. Takao flucht, springt auf, verschwindet aus dem Bild. „Nein Ojii-chan, das mache ich!“, protestiert Takao so laut, dass Kai sich an den Sommer erinnert fühlt als sie fast die ganze Zeit im Dojo auf Futons geschlafen haben. Kinomiya-san und Takao haben sich damals laufend über die Erledigung der Aufgaben in Haushalt und Dojo gestritten. Sie streiten sich anscheinend immer noch, auch wenn Takao inzwischen darum streitet, die Aufgaben erledigen zu dürfen statt sie auf seinen Großvater abzuwälzen. „Daichi und ich haben alles im Griff!“, Takao kommt schnaubend wieder ins Bild, stemmt die Hände in die Hüften. Er sieht zur Seite. Aus der Richtung taucht auch Daichi auf, der über die Schulter blickt, wohl in Richtung der Tür, durch die der alte Kinomiya verschwunden ist. „Ich glaub jetzt glaubt er's uns“, meint er. Takao zuckt mit den Schultern. „Bei dem Alten weiß man nie“, gibt er dunkel zurück. Kai kann nicht anders; er lacht. Er versucht noch, das Lachen in seiner Kaffeetasse zu ertränken, scheitert jedoch kläglich. Er verschluckt sich. Deswegen hört er Takaos Erwiderung nicht, der die Arme verschränkt hat und in die Webcam schmollt. Daichi hat sich schon verabschiedet. Takao lässt den Kopf in einer dramatischen Geste auf den Tisch vor dem Computer sinken. „Kai“, macht er gedehnt in klagendem Ton. „Ich vermisse Hiromi!“ Kai macht ein vages Geräusch, auch wenn er Takao am liebsten beipflichten würde. Stattdessen fragt er: „Sehen wir uns heute?“ Er fühlt sich aus dem Gleichgewicht, weil Hiromi nicht da ist, die normalerweise die Sonntage mit ihm verbringt und ihn vom Arbeiten abhält. Takao macht den Mund auf, wird aber von einem Krachen unterbrochen. Takao macht eine Handbewegung und geht aus dem Bild. Kai hört ein entnervtes „Wir sind doch dabei, Ojii-chan!“ von Takao und einen Schmerzenslaut von Daichi, der wohl das Shinai abbekommen hat. Dann taucht Takao wieder auf. „Sorry, Kai, Ojii-chan hat sich voll darauf fixiert, dass wir heute die Shinai alle polieren“, er seufzt. Kai winkt ab und sie verabschieden sich. Das Schweigen, in dem Kai zurückbleibt, fühlt sich an wie eine Decke, die sich über ihn legt. Er seufzt, lehnt sich zurück, will den inzwischen kalten Kaffee austrinken, nur um festzustellen, dass seine Tasse bereits leer ist. Siegfried befreit sich aus seinem Griff, um sich auf seinem Lieblingsplatz auf der Couch zusammenzurollen. „Schwanger also, hm?“, murmelt Kai und schüttelt den Kopf. Er findet das irgendwo surreal. Er schickt Takao und Hiromi ein Bild von Siegfried, ohne weiteren Kommentar. Takao antwortet wenige Minuten später mit einem „Ich sag doch: Katzenpapa!“ Hiromi scheint den digital detox wirklich durchzuziehen. Kapitel 2: windstill -------------------- Auf dem Weg zur Arbeit – er fährt mit dem Fahrrad, um sich fit zu halten – hält er an einer Ampel und beobachtet, wie eine Reihe von Geschwistern, Müttern, Vätern und Großeltern kleine Schulkinder mit niedlichen Mützen über den Zebrastreifen führen. Im Büro gibt es Kuchen, weil sich eine der Mitarbeiterinnen in die Babypause verabschiedet. Kai wundert sich darüber, wie rund ihr Bauch plötzlich aussieht, hütet sich aber, etwas in diese Richtung zu äußern. Der erste Antrag, den er an diesem Montag unterschreibt, ist ein Antrag für Väterkarenz. Er erinnert die Personalabteilung daran, diesmal rechtzeitig Bewerbungsgespräche anzusetzen.   Einen Tag später ist er auf dem Weg zu Takao. Die Nachbarschaft ist ruhig, wie immer, ein Hausbesitzer fegt seine Schwelle, irgendwo weint ein Baby. Kai hat Montag und Dienstag mehr oder minder mit Meetings verbracht und damit, die übers Wochenende liegengebliebenen Emails zu beantworten (ein Wochenende, mehr wollte er nicht, aber selbst das scheint manchmal unmöglich mit der Firma im Nacken). Takaos Nachricht kommt ihm gelegen: Es ist eine willkommene Abwechslung zu Besprechungen, bei denen er den starken Verdacht, man wolle seine Zeit absichtlich verschwenden, immer wieder zurückdrängen muss. Zeit mit Takao fühlt sich nie an wie verschwendete Zeit. Außerdem ist es schön, dass Hiromis Abwesenheit nichts an ihren gemeinsamen Gewohnheiten ändert.   Takao erwartet ihn, anders als sonst, schon am Tor zum Dojo. Normalerweise macht er sich nicht die Mühe, zur Tür zu kommen, sondern wartet, bis Kai ihn im Garten ausfindig macht. Takao wirft einen Blick über seine Schulter, wie um zu prüfen, ob er verfolgt wird. Kai registriert dies, ohne es zu kommentieren. „Daichi kümmert sich um Ojii-chan“, erklärt der ehemalige Beyblade-Weltmeister dann und steckt seine Hände in die Hosentaschen. „Lass uns ein Stück gehen“ Also bewegen sie sich vom Dojo weg und in Richtung Fluss, wo sie sich anfangs geprügelt und irgendwann später nachmittags getroffen haben, um zu trainieren. Eine Gruppe Schulkinder, die wohl in der Nachhilfeschule waren, läuft an ihnen vorbei. Sie lachen, einer hält einen Beyblade in der Hand und plappert aufgeregt. Takao sieht den Kindern lächelnd nach. Erst als Kais Hand seine streift setzt er sich wieder in Bewegung. Sie steigen die Böschung hinunter, auf denselben ausgetretenen Pfaden wie immer. Takao streckt sich, seufzt. Er wirkt irgendwie müde, findet Kai. „Ojii-chan wird langsam ein bisschen unzurechnungsfähig“, sagt Takao und ist seltsam ernst dabei. Kais Hand streift Takaos, die an seiner Seite ruht. „War er das nicht immer?“, gibt Kai halb schmunzelnd zurück. Er erinnert sich gerne an den Trip zum U.S.-Tournament in ihrem ersten Jahr als Team. Damals fand er Kinomiya-san unglaublich seltsam; er war es nicht gewöhnt, einen zugänglichen Großvater vor sich zu haben. Takao lächelt, aber das Lächeln erreicht kaum seine Mundwinkel, die sich gleich wieder senken. Kai schweigt. „Komm“, fordert er ihn schließlich auf. Sie spazieren, beide die Hände in den Hosentaschen, in Richtung Sonnenuntergang. Takao schweigt, beobachtet den Fluss, der momentan viel Wasser führt. Takao ist ernst. Wenn Takao ernst ist, ist es in Kai windstill. Es nimmt ihm den Atem. Auf einmal bleibt Takao stehen und seufzt abgrundtief. „Er denkt, ich bin Hitoshi-kun und Daichi ist ich und wundert sich über die andere Haarfarbe die wir haben“, führt Takao aus und oh. Kai begreift, fühlt sich als habe ihm ein kräftiger Schlag die Luft aus den Lungen geschlagen, während Takao halbherzig lacht, aber es klingt trocken und falsch. „Erst heute hat er Daichi erklärt, dass Rothaarige Seelen klauen. Daichi war ganz schön eingeschnappt deswegen“ Kai denkt nicht, er handelt. Er fasst nach Takaos Hand und zieht ihn zu sich, sodass sie einen, zwei Herzschläge nur dastehen, Stirn an Stirn, Herzschlag an Herzschlag, die Finger verschränkt. Sie atmen, das ist leichter zu zweit in so einer Situation. Ihre Nasen berühren sich, ehe Kai einen halben Schritt Raum zwischen sie bringt, ohne den Kontakt vollständig zu unterbrechen. Takao scheint wieder etwas leichter atmen zu können, hat etwas mehr Wind im Rücken als sie sich wortlos darauf einigen, weiterzugehen. Ein paar Meter weiter knüpft Kai wieder an das Gespräch an. „Ich frag mich, was Yura dazu sagen würde“, brummt er und stellt sich vor, wie das aussehen soll, dieser Seelenklau. Vielleicht hockt der Rotschopf jemandem auf der Brust. Kai lacht leise. Takao sieht ihn einen Moment lang verständnislos an, ehe er versteht was Kai meint. Er prustet, diesmal klingt sein Lachen wieder ein bisschen mehr nach ihm. Kai fühlt es wie eine Brise auf der Haut. Sie gehen bis zum Ramen-Shop der Saien-Familie, wo sie Essen mitnehmen, für sie beide und Daichi und Takaos Großvater. Diesmal laufen sie nur den kurzen Weg zurück zum Dojo, wo sie und vor allem das Essen bereits sehnsüchtig erwartet werden. Kinomiya-san begrüßt Kai als hätte er nicht erst vor zwei Tagen mit ihm gesprochen, fragt nach seinem Großvater. Kai übergeht die Frage. Daichi und Takao wechseln einen Blick. Der Jüngere zuckt mit den Schultern. Takao sieht einen langen Moment nachdenklich auf seine Ramen. Dann ist wieder alles wie immer: Takaos und Daichis Manieren sind noch nicht besser geworden; das wird sich wohl nie ändern. Vielleicht liegt es auch an Kais doch recht westlich angehauchter Erziehung, dass er als einziger nicht laut schlürft und ihm dieser Unterschied auffällt.   Später – Kinomiya-san hat sich bereits verabschiedet – bereitet Takao Tee zu. Daichi sitzt am Tisch, aber beachtet sie nicht. Takao legt eine Hand auf Kais, ganz kurz. Der wirft einen Blick zum Jüngeren: Er brütet über Unterlagen mit dem offiziellen Stempel einer Schule und sagt nichts. Kai vergisst gern, dass Daichi runde fünf Jahre jünger ist als Takao und er; er merkt es an Kleinigkeiten wie diesen. Das Radio läuft leise, eingestellt auf einen Popsender. Takao summt leise mit, schwenkt die Teekanne und schenkt Kai ein. „Rei wird Vater“, Takaos schokoladenbraune Augen richten sich mit einer seltsamen Intensität auf Kai. Der weiß nicht, was Takao von ihm erwartet. (Etwas in seinem Magen flattert nervös.) Er gibt einen unbestimmten Laut von sich und hofft, die Sache hat sich damit.   Die Sache hat sich nicht, wird Kai später klar, als sie den Tee getrunken haben und dasitzen, Rücken an Rücken. Takao lehnt sich schwer an Kai, streckt sich, rutscht nach unten, legt seinen Kopf von hinten auf Kais Schulter. „Rei wird echt Vater“, kommt es wieder von Takao. „Das ist doch krass, oder?“ Er blickt zu Kai auf. Eigentlich will Kai ihm zustimmen, aber irgendwie fehlen ihm in dieser Sache die Worte. Also gibt er wieder ein unbestimmbares Geräusch von sich. „Was ist daran so krass?“, Daichi scheint genug von seinen Unterlagen zu haben, stützt gelangweilt das Kinn in die Hand. Irgendwie hat er auch recht. Menschen setzen Kinder in die Welt. Irgendwie. Takao richtet sich auf, zuckt ratlos mit den Schultern. Kai vermisst den Körperkontakt jetzt schon. „Irgendwie war es schon klar, dass Rei und Mao sicher als erste aus unserem Freundeskreis heiraten und Kinder kiegen“, meint er, halb an Daichi, halb an sich selbst gewandt. „Aber es ist schon schräg, dass sie jetzt plötzlich Nachwuchs in die Welt setzen. Ich glaub ich glaub’s erst, wenn ich das Kind sehe“ Kai schnaubt amüsiert. „Ich seh‘ vor mir, wie das Kind mit Karate-Kick durch die Gegend springt“, brummt er. Takao lacht. „Rei wird der sein, der die dreckigen Windeln wechselt“, mutmaßt er. „Wetten?“ Kai grinst. Da holt Takao sein Handy hervor und macht mit einem „Bleib so!“ ein Selfie von ihnen beiden. „Es gibt zu wenige Bilder, auf denen du lachst“, erklärt er Kai ernst, während er das Handy wieder einsteckt. Aus den Augenwinkeln sieht er Daichi die Augen verdrehen. „No homo, was?“, trietzt er und streckt Takao die Zunge heraus. Die Provokation wirkt: „Du kleiner-!“, Takao springt auf, um ihn in den Schwitzkasten zu nehmen. Kai schmunzelt, während er ihnen zusieht. Er fragt sich, ob Daichi nicht doch begriffen hat, wie sie zueinander stehen und nur bei der Scharade mitspielt, um ihnen eine Freude zu machen. Er ist ihm ein wenig dankbar dafür, dass er es nicht anspricht. Daichi wehrt sich lachend und auch Takao lacht. Über all dem Gezappel wandert der Zettel, über dem der Rotschopf gebrütet hat, in Kais Blickfeld. Kai will eigentlich nicht hinschauen, aber er tut es doch. Es ist ein Karrierefragebogen, wie er ihn auch irgendwann mal ausgefüllt hat, allerdings weiß Kai gerade nicht mehr, was er geschrieben hat. Daichi befreit sich mühsam aus dem Gerangel, bemerkt, dass Kai den Fragebogen gesehen hat und angelt sich den Zettel schnell wieder zurück. Dabei legt er sich halb über den Tisch und verschüttet fast Tee auf Kais Schoß. Takao verpasst ihm dafür eine Kopfnuss. „Ha, sowas mussten wir auch ausfüllen!“, Takao lehnt sich breit grinsend über Daichis Kopf hinweg und tippt auf eine Stelle auf dem Fragebogen. Daichi sieht aus als würde er sich gleich wieder aufregen, aber Takao ignoriert ihn. „Ich glaube, ich habe ‚Beyblade-Weltmeister‘ da reingeschrieben“, er lacht. Kai verdreht die Augen. „Haben wir das nicht alle?“, gibt er zurück, versucht sich immer noch zu erinnern, was er geschrieben hat. Für ihn gab es irgendwie nie eine Wahl. Takao grinst, Daichi lässt seinen Kopf geräuschvoll auf den Tisch fallen. „Ihr habt es euch ja leicht gemacht“, beschwert er sich. Takao grinst verschmitzt. „Die einzige Alternative, die ich damals gesehen habe, war Archäologe, so wie mein Vater und Hitoshi-kun“, erzählt er leichtfertig und lehnt sich zurück. „Aber von meiner Familie buddeln schon genug im Dreck herum, finde ich. Das Dojo muss ja auch von wem geschmissen werden, jetzt wo Ojii-chan es nicht mehr immer so ganz drauf hat“ Kai vergisst gern, dass Takao jetzt, wenn er nicht gerade den Nachwuchs der BBA trainiert, Kendo-Unterricht gibt. Takao zwinkert ihm verschmitzt zu. „Und du, Kai?“ „Es war immer vorgesehen, dass ich die Firma übernehme“, brummt Kai unberührt, verschränkt die Arme vor der Brust. Er glaubt es ist eine Lüge, aber die Erinnerung ist weit weg. Es muss im Jahr nach dem Justice-Five-Turnier gewesen sein, als er die Schule abgeschlossen hat und nach London gegangen ist. Damals war viel los. Daichi sieht sie beide einen Moment lang einfach nur an und lässt seinen Kopf wieder zurück auf die Tischplatte fallen. „Ihr seid mir auch keine Hilfe“, brummt er geschlagen. Dieser Zettel scheint wichtig für ihn zu sein. Takao zwinkert Kai gutmütig zu. „Du sagst doch immer, du willst das machen, was dein Vater gemacht hat“, regt er an. Daichi blickt erneut auf, diesmal wirkt es, als hätte Takao den richtigen Ton angeschlagen. Ein Grinsen zieht sich über sein Gesicht und es ist wohl ein Groschen gefallen, denn er beugt sich über den Fragebogen und beginnt ihn auszufüllen. Takao grinst Kai siegessicher an. „Das schreit nach einem Bier!“, verkündet er. Daichi gibt einen frustrierten Laut von sich als er hinzufügt: „Außer für die, die morgen fit für die Schule sein müssen!“   Es ist spät als Kai sich verabschiedet. Er hat halb darauf gewartet, dass Takao ihn bittet, doch zu bleiben wie in alten Zeiten (nur dass es nicht ganz so ist wie in alten Zeiten). Takao begleitet ihn gähnend zur Tür. „Bist du sicher, dass du nach Hause kommst?“, fragt er zum wiederholten Mal. Kai nickt. „Ich muss Siegfried füttern“, erklärt er. Es ist eigentlich eine fadenscheinige Ausrede, die Hriomi prompt durchschauen würde. Aber Takao ist nicht Hiromi. Er sieht ihn einen Moment lang ernst an, und in Kai wird es wieder windstill angesichts der Intensität, mit der er fühlt. Sein Gesicht brennt genauso wie sein Brustkorb. Es schlägt ihm nicht zum Hals; es hält inne. Und dann überwindet Takao zwischen dem Licht, das vom Eingangsbereich zu ihnen blitzt, und der nächtlichen Dunkelheit den Abstand zwischen ihnen. Er lehnt sich an Kai, schlingt einen Arm halb um seine Hüfte, lässt die andere auf seinem Brustkorb ruhen. Kais Hemd ist geöffnet; Takaos Dreitagebart kratzt an Kais Schlüsselbein, seine Nase ist an seinem Hals. Kai fühlt wie Takao tief einatmet. Er atmet unwillkürlich auch ein, merkt erst jetzt, dass er den Atem angehalten hat. Sie küssen sich. Es fällt Kai noch schwerer, sich auf den Heimweg zu machen als ohnehin schon. Bevor er sich wirklich auf sein Rad schwingt schickt er ein Foto von Siegfried in einer lustigen Pose, das er am Morgen geschossen hat, an Hiromi: „Siegfried vermisst dich“   Als Kai später wieder Zuhause ist und mit Siegfried auf der Couch sitzt, der sich genüsslich schnurrend an ihn schmiegt, fährt er seinen Laptop hoch, sucht aus seinem Ordner den Kontakt des Pflegedienstes heraus, der sich in den letzten Jahren um seinen Großvater gekümmert hat.Dann schickt er Takao eine Email (er ignoriert die dreißig neuen Mails geflissentlich – wie können so schnell so viele neue Mails reinkommen?). Bevor er die Mail abschickt, hat er noch einen Geistesblitz. Er verlinkt die Details für einen staatlichen Bonus für die Pflege von Angehörigen.   Die Woche vergeht viel zu langsam. Kai hat das Gefühl, er ertrinkt in Mails und Meetings und kommt einfach nicht weiter mit den Dingen, die sich auf seiner To-Do-Liste türmen. Takao meldet sich nicht. Kai fragt sich, ob er etwas falsch gemacht hat und schickt ihm am Donnerstag am Morgen ein Bild von Siegfried. Er ist die meiste Zeit über zu abgelenkt, um einen Blick auf sein Handy zu riskieren, das stumm in seiner Brusttasche von Meeting zu Meeting wandert. Er verbringt seine Zeit mit drei Bewerbungsgesprächen für eine Assistenz der Geschäftsführung, brütet über Vertragsentwürfen und führt ein langes Gespräch mit den Firmenanwältinnen sowie der Vorgesetzten seiner Buchhaltung über seine nächste große Akquise. Sein Kopf schwirrt, aber das mag daran liegen, dass er zu wenig schläft und zu viel Kaffee trinkt; Stress macht das mit ihm. Takao reagiert nicht auf sein Bild. Das ist untypisch und kriecht Kai unter die Haut.   Kai fährt fast aus der Haut als am selben Abend nach zehn Uhr noch sein Handy klingelt – sein fucking Privattelefon, das bis vor zwei Momenten noch seine Chill-Playlist gespielt hat. Er erschrickt und fährt so zusammen, dass er Siegfried einen Klaps mit der flachen Hand verpasst. Dieser beißt ihm beleidigt in die Finger. Im Affekt faucht Kai seinen Kater an. Halb hofft er, es sei Takao als er nach der Lärmquelle greift. Doch es ist nicht Takao und die Enttäuschung brennt kalt in seiner Magengrube. Kai atmet einen Moment lang angespannt aus, dann hebt er ab. „Was?“, blafft er und nimmt sich duster vor, ein Exempel an dem zu statuieren, der es wagt- „Kai, как дела?“, die Stimme am anderen Ende der Leitung klingt unberührt, beinah unbekümmert. Kai braucht einen Moment. Dann realisiert er, dass jemand Russisch mit ihm spricht. Er blinzelt zuerst sein Handy, dann Siegfried irritiert an, der eine Runde um die Couch gedreht hat und sich nun auf seinem Lieblingsplatz ausstreckt, auf den Rücken rollt und ihm seinen Bauch präsentiert. „Kai?“, ertönt es erneut aus der Leitung, wohl weil er zu schweigsam war. Kai massiert sich den Nasenrücken. „Vanya“, begrüßt er den anderen schließlich angespannt. „Was verschafft mir die Ehre?“ Ein Lachen klingt zu ihm durch. Kai schielt auf die Uhr an der Wand. Wie spät ist es überhaupt bei Ivan? „Wir haben endlich einen Termin für Seryogas Junggesellenabschied“, verkündet sein Gesprächspartner stolz. „Natalia hält ihn uns frei!“ Kai runzelt die Stirn. Das ist das erste, das er von einem Junggesellenabschied hört. „Ich dachte, er will nichts in die Richtung …?“, hakt er also irritiert nach. Er hat Sergej pflichtschuldig gratuliert als Yuriy ihm unsubtil das Verlobungsfoto der beiden geschickt hat. „Jah“, macht Ivan gedehnt. Kai kann sich denken, was kommt. „Wir ignorieren das so ein ganz kleines bisschen“ Kai verdreht die Augen. Aber klar doch; Ivan bildet sich etwas ein und muss es durchziehen, egal um welchen Preis. Warum ruft eigentlich ausgerechnet Ivan ihn an und nicht Yuriy, wie sonst? Immerhin ist Yuriy der Trauzeuge. Das stimmt Kai noch etwas skeptischer. „Weiß Yura davon?“, hakt er also nach. Das Schweigen, das folgt, spricht Bände. „Also nein“, brummt er trocken. Ivan macht ein panisches Geräusch. „Sag‘ ihm bloß nichts!“, beschwört er Kai hektisch. „Borya und ich wissen genau, was wir tun!“ Ivan und Boris also? Oh je, das kann nur schief gehen. Vor allem, da sie Yuriy in dessen Kontrollwahn sabotieren. Für Kai bleibt da eigentlich nur eine Frage offen: Will er sich in dieses Chaos aktiv einbringen? Yuriy wird ihm den Kopf abreißen dafür, dass der die beiden Chaoten nicht verrät. Kai schweigt noch einen Moment länger. Er krault Siegfrieds Bauch, der wieder zufrieden schnurrt. „Na gut“, meint er dann. „Und wofür braucht ihr da mich?“ „Wen sollten wir sonst einladen?“, retouriert Ivan bevor Kai eine Wette mit sich abschließen kann. Er ist so überrascht, dass er aufhört, Siegfried zu streicheln, der nun aggressiv seinen Kopf an Kais Hand reibt. Kai schnaubt. „Wahr. So viele Freunde habt ihr nicht“, brummt er. Ein bisschen freut er sich auch, ganz für sich. Er glaubt zu hören, wie Ivan die Augen verdreht. „Du kriegst noch alle Details! Keine Rückzieher!“, mahnt er noch und nennt ein Datum. Kai nickt, ehe er realisiert, dass Ivan ihn nicht sehen kann, und notiert es sich pflichtschuldig auf einem Post-It, das er an seinen Laptop klebt. Er gibt einen Laut von sich, der nach Zustimmung klingt. Sergej ist der erste aus seinem Freundeskreis – wenn er es denn so nennen will, sie sehen sich denkbar selten –, der heiratet. So wie Rei der erste ist, der Nachwuchs in die Welt setzt. Kai blickt Siegfried an, hält den Sprachreceiver zu, damit Ivan seine nächsten Worte nicht hört. „Krasser Scheiß“, murmelt er dann. Was ist nur los mit seinen Freunden in letzter Zeit? Bald kommt noch jemand daher und hält um seine Hand an. Kai schüttelt den Kopf, diesmal über sich selbst. „Also dann“, meldet er sich nochmal am Telefon. „Wir sehen uns“, sagt Ivan noch, dann legt er auf. Kai hat noch einen Laut des Abschieds auf der Zunge, den er schluckt.   Als er wenig später im Bett liegt, schickt er Takao ein „Schlaf gut“. Endlich, endlich antwortet er. Anstatt eines „Gute Nacht“ wie sonst kommt allerdings ein “Hast du Zeit?“. Das alarmiert Kai. Er dreht sich auf die Seite, vergräbt sich in der Decke. Er antwortet nach kurzem Zögern ein „Ja“. Für dich immer. Den zweiten Teil denkt er nur, er schreibt ihn nicht. Eigentlich sollte er schlafen.   Es dauert ein wenig. Dann reißt der schrille Ton der eingehenden Mitteilung Kai aus dem Halbschlaf: „Kannst du kurz runterkommen?“ Das ist höchst untypisch. Takao hat wie Hiromi einen Schlüssel und geht nach Wunsch frei in seinr Wohnung ein und aus. Kai reibt sich übers Gesicht, fühlt seinen Körper wie ein bleischweres Gewicht, aber schwingt sich aus dem Bett. Er streift einen Hoodie über und steigt in ein Paar Jogginghosen und Turnschuhe, ehe er die Wohnungstür hinter sich zufallen lässt. Takao wartet im Hauseingang, die Hände in den Hosentaschen. Er hat der Eingangstür den Rücken zugedreht und blickt nach oben in den dunklen Himmel. Als die automatische Beleuchtung angeht, dreht er sich halb zu Kai um. Er lächelt nicht wie sonst, wenn er ihn begrüßt, sondern dreht sich um, macht einen halben Schritt auf Kai zu, bleibt stehen. Sein Gesicht ist seltsam ernst. Kai fühlt einen Klumpen in seine Eingeweide sacken; er wiegt kalt und schwer wie Blei. Takao seufzt. Er wendet sich von Kai ab und es fühlt sich seltsam final an, macht zwei Schritte voraus. „Gehen wir ein Stück?“, fragt er dann und es ist eine rhetorische Frage. Kai setzt sich wortlos in Bewegung, fragt sich, was er falsch gemacht haben könnte. Seine Wohnung ist in einem anderen Teil der Stadt als das Dojo. Es fühlt sich seltsam generisch an, während sie ihre Turnschuhe durch nächtliche Gassen tragen. Es gibt mehrere Hochhäuser mit Wohneinheiten, ein paar Parks, ein Studentenheim. Es hat nichts vom Charme von Takaos Viertel, durch das Kai so gerne stromert. Sie gehen vielleicht fünf Minuten ziellos vor sich hin, dann bleibt Takao stehen. Er atmet tief durch. Kai fühlt etwas in sich flackern, doch begegnet Takaos Blick. „Was du gemacht hast war nicht okay“, beginnt Takao, immer noch ernst. So ernst hat Kai ihn selten erlebt. Er atmet ungehört aus. Als er wieder einatmen will fühlt es sich an als gäbe es keine Luft mehr um ihn herum. Sein Innerstes zieht sich verkrampft zusammen. Kai verschränkt die Arme vor der Brust, während Takaos Haltung offen bleibt; es ist wie eine Herausforderung. Er macht einen Schritt auf Kai zu, blickt ihn offen an. Er wirkt niedergeschlagen, erschöpft. Es ist als würde er ihm einen Finger auf die Brust setzen. Seine braunen Augen brennen sich in Kais. „Du hast kein Recht, dich in mein Leben einzumischen! Es geht dich nichts, hörst du“, Takao atmet geräuschvoll ein, betonte die nächsten zwei Silben einzeln. „gar nichts an, wie ich mich um Ojii-chan kümmere!“ Kai macht den Mund auf, will ihm widersprechen und sieht im selben Moment ein, dass das Blödsinn ist. Takao hat Recht. Es ist nicht seine Angelegenheit. Egal, dass er merkt, wie müde und abgespannt Takao ist. Egal, dass er merkt, dass Takao sich eigentlich enorme Sorgen macht. Egal, dass er merkt, dass Takao alles alles alles tut was er kann und es wohl nicht genug ist. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis – Kai muss den Gedanken nicht beenden um zu sehen, dass Takao es wohl ähnlich vermeidet, den Gedanken zu Ende zu denken. In seinem Inneren sitzt ein schwerer, kalter Klumpen. Kai drückt seine verschränkten Arme enger an sich, wie um sich zu wärmen. Sie mustern sich einen langen Moment, der vielleicht einen Herzschlag dauert – aber wer zählt Herzschläge, wenn das eigene Herz gerade stehengeblieben ist und sich zusammenzieht als wolle es in sich selbst verschwinden? – ehe Takao seufzt. Die kalte, wütende Energie scheint verschwunden zu sein, verraucht im Nichts. Er wirkt einfach nur erschöpft. „Du hast es sicher nur im besten Interesse getan“, Takao seufzt, fährt sich übers Gesicht, sieht Kai an und Kai erkennt die Augenringe im ungünstigen Licht der Straßenlaterne, die auf sie herabscheint. „Aber das ist nicht okay, ja?“ Kai macht erneut den Mund auf. Was er jetzt sagen muss ist Entschuldige, doch das Wort kommt ihm nicht über die Lippen. Stattdessen zieht sich seine Kehle zusammen und er bringt kein weiteres Wort heraus. Takao ballt die Hände zu Fäusten, blickt zu Boden. Kai kann sehr deutlich erkennen, welche Stürme in ihm toben müssen. „Ich krieg das hin“, bringt Takao gepresst hervor; es klingt trotzig. „Ich brauch keine Hilfe von irgendwelchen dahergelaufenen Leuten, die Ojii-chan nur ins Altenheim stecken wollen, weil er ein bisschen vergesslich ist!“ Er klingt unterdrückt wütend, aber es ist eine Art von Wut, die Kai nicht kennt. Sie fühlt sich kalt an, müde, falsch für Takao. Kai will nichts lieber als seine Arme um ihn schließen, weil er so so müde aussieht, doch Takaos immer noch ernster Blick hindert ihn daran. Warum hat Kai das nicht früher gesehen? „Sag‘ doch was!“, braust da Takao auf, ein verzweifelter Lufthauch, der allerdings nicht die übliche Kraft hat, die Kai sonst mitreißt und fortträgt, wenn er nicht aufpasst. Kai will vieles sagen. Er will sagen: Du bist müde. Er will sagen: Du willst keine Hilfe, aber du brauchst sie. Er will sagen: Das weißt du doch selbst auch. Stattdessen zuckt er mit den Schultern. Er sucht nach den richtigen Worten, aber die sind nicht so leicht zu finden, zumindest nicht für ihn.   Kai war nie gut mit Worten; deshalb verlegt er sich auf Taten. Er lockert seine Arme, die er so eng an sich gepresst hat, dass es weh tut. Er macht einen halben Schritt auf Takao zu. Dessen Haltung ist wie die eines in die Ecke gedrängten Raubtiers, das bereit ist zum Sprung. Die Schultern hochgezogen, die Fäuste geballt. Kai legt seine Hände auf seine Fäuste und merkt, wie Takao irritiert seine Haltung lockert. „Bleib heut bei mir“, bittet Kai leise, hofft, dass das leise Sehnen in seinem Inneren nicht zu laut nach Außen dringt. Takao scheint überrumpelt von der Bitte, denn er blinzelt Kai irritiert an, der noch immer seine Hände auf Takaos liegen hat. Dann nickt er, ganz sacht. Kai drückt seine Hände, wartet auf eine schwache Erwiderung. Als diese kommt, führt er Takao zurück in den vertrauten Hauseingang, die Treppe hoch und in die Wohnung hinein. Er muss das Licht nicht anschalten, führt Takao blind durch den schmalen Eingangsbereich, wo sie ihre Turnschuhe lassen. Sie stolpern direkt hinein in seinen Wohn- und Schlafraum. Takao lässt es zu, dass er ihn fahrig entkleidet, lässt es zu als er ihm die Handfläche auf die Brust legt, unter der flatternd ein Herz schlägt, um ihn aufs Bett zu leiten. Takao lässt es zu, dass Kai ihn mit seinem Arm erdet und sich in seinem Rücken zwischen ihn und die Welt schiebt, die Stelle küsst, an der sein Nacken in den Rücken übergeht. Er fühlt die Gänsehaut, die sich über Takaos Schultern und Rücken ausbreitet. Takao bewegt sich nicht. Kai seufzt, atmet gegen Takaos Nacken und schließt die Augen.   Als sein Wecker ihn aus einem kurzen, traumlosen Schlaf schreckt, ist er allein. Einen Moment lang glaubt Kai, sich alles nur eingebildet zu haben, weil Takao sich im Schlaf nicht um ihn geschlungen hat wie ein Oktopus und ihn festhält. Stattdessen ist Takao einfach ... nicht da. Aber sein Kissen riecht nach Takao und Siegfried knuspert bereits in der Küche als er sie betritt. Auf ihn wartet sein Thermobecher mit englischem Schwarztee und einem Schuss Milch und eine Nachricht von Takao: „Sorry, ich musste gehen“ Hiromi hat ihm und Takao in ihren gemeinsamen Chat ein paar Bikini-Bilder von sich am Strand geschickt. Kai deutet dieses Lebenszeichen positiv und antwortet mit einem Bild von seinem Bett. „Waiting for you“ schreibt er dazu und meint damit Hiromi und Takao beide. Kapitel 3: déjàvu ----------------- Noch immer den Geschmack von Schwarztee mit Milch und einem Schuss Zitrone auf der Zunge, der bei Takao immer anders – einfach besser – schmeckt als wenn er ihn selbst zubereitet, schreibt Kai dem anderen, als er im Büro vor seinem Morgenmeeting eine ruhige Minute hat: „Sehen wir uns später?" Er beobachtet, wie zuerst ein kleiner Haken markiert, dass seine Nachricht gesendet wurde, dann zwei, dass die Nachricht angekommen sind. Schließlich leuchten die beiden Haken blau auf, als Zeichen, dass Takao die Nachricht gesehen hat. Kai hält unwillkürlich den Atem an und ärgert sich einen Moment später über sich selbst. Er schüttelt den Kopf, steckt das Handy brüsk wieder in die Hosentasche. Das ändert nichts an der Tatsache, dass sich flackernd nervöse Energie in seiner Magengegend ausbreitet, wegen der er seinen Kopf und seine Hände und seine Füße nicht stillhalten kann.   Kai lenkt sich mit Arbeit ab, beschäftigt seinen Kopf und seine Hände und verbirgt sein wippendes Bein unter dem Tisch des Konferenzraumes, in dem das tägliche Morgenmeeting stattfindet. Während des Berichts aus der Buchhaltung – Zahlen, die er ohnehin auswendig kennt – fällt ihm ein, dass Takao freitags von morgens bis abends und dann noch etwas länger in der BBA bleibt, um Papierkram zu erledigen, der unter der Woche liegen bleibt. Er ist sicher beschäftigt; Kai weiß, wie viel Papierkram sich in der BBA ansammeln kann, insbesondere, weil Daitenji-san in diesem Bezug altmodisch ist und alles doppelt und dreifach ausgefüllt haben will. Kai erinnert sich unwillkürlich an die langen Abende, während derer Hiromi und Takao und er sich in den Formularen vergraben haben, damals als die BBA gerade ihren Wiederaufbau begonnen hat und sie den Sommer zwischen Abschluss und Beginn ihrer sehr unterschiedlichen Ausbildungswege abwechselnd in der BBA und in Takaos Garten verbracht haben. Kai kommt aus dem Meeting und kehrt zu seinen Emails zurück, aber ist nur halb anwesend. Er vergisst einen Anhang und pilgert zur Kaffeemaschine, um den Kopf freizubekommen. Während er darauf wartet, dass ein Espresso mit einer kleinen Dampfwolke in seine Tasse fließt und dann noch ein zweiter, tippt er eine Nachricht an Hiromi: „Wer hält mich am Wochenende vom Arbeiten ab, wenn du nicht da bist?“ Er schickt sie nicht ab. Kai fühlt sich jämmerlich und kitschig als er die Frage nochmals durchliest und löscht sie resolut.   Es ist früher Nachmittag als Kai erneut zur Kaffeemaschine pilgert. Sein Handy vibriert: Hiromi schickt das Bild einer kleinen Katze, die sie bei einem Morgenspaziergang in Nizza entdeckt hat, in ihren Gruppenchat. Takao reagiert mit einem Daumen nach oben und der Nachricht: „Du wirst noch zur Katzenmama, wenn du nicht aufpasst, Hiromi-chan“ Hiromi antwortet ihm mit einem Katzen-Emoticon und dem Emoticon einer Hand, die den Mittelfinger präsentiert. Takao antwortet mit einem lachenden Emoticon und einem Foto seines Schreibtischs in der BBA, auf dem sich Zettel stapeln. „Ich hätte letzten Freitag nicht blau machen sollen“, liest Kai unter dem Bild und schmunzelt. Takao ist langsam, wenn es um Formulare geht. Seine Lernschwäche macht sich bei diesen Tätigkeiten bemerkbar; er kann sich nicht lange am Stück konzentrieren und lässt sich gerne ablenken. Deswegen schickt er freitags oft kleine Nachrichten zwischendurch, erzählt von Bey-Battles, die gut gelaufen sind, oder von tollen Moves der Kinder, die er trainiert. Manchmal fragt er auch nach Details auf Formularen, die er ausfüllen muss. Heute hat Takao keine Nachrichten geschickt, fällt Kai unwillkürlich auf, während er seine Tasse nimmt und zurück an den Schreibtisch kehrt. Das fühlt sich seltsam an. Er will sich gerade wieder auf die Arbeit konzentrieren, da vibriert sein Handy mit einer erneuten Nachricht. „Erkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung, junger Yedi“, schreibt Hiromi. Takao reagiert mit einem Emoticon, das die Zunge rausstreckt. Sehr erwachsen, denkt Kai schmunzelnd und ist ein bisschen froh, dass Takao und Hiromi irgendwie immer dieselben sind. Dann konzentriert er sich darauf, die Unterlagen für die Besprechung mit der Buchhaltung, die in zehn Minuten beginnt, in der kreativen Ordnung seines Schreibtisches zu lokalisieren.   Kais To-Do-Liste der Woche schrumpft. Er beendet die Vorbereitungen für die Verhandlungen nächste Woche, segnet die Jobausschreibungen, die seine Leute von der Personalabteilung ausgearbeitet haben, nach zwei Überarbeitungsläufen ab. Als er sich wie immer als einer der letzten auf sein Fahrrad schwingt, hat er immer noch nervöse Energie in sich. Er ist schon auf halbem Weg nach Hause, da entscheidet er sich spontan für die lange Runde am Fluss entlang. Kai dreht um, um den ganzen Umweg zu fahren, ignoriert dabei das Knurren, dass ich seit dem frühen Nachmittag in seiner Magengegend festgesetzt hat. Es ist Mitte März, der einzelne Kirschbaum, unter dem er Takao und Hiromi letztes Jahr mit einem Picknick überrascht hat, blüht. Die erstaunten Blicke der beiden sind ihm im Gedächtnis geblieben: Sie waren ehrlich überrascht, dass Kai weiß, wie man Sakura Mochi zubereitet – und noch mehr als sie geschmeckt haben. Kai lässt sein Fahrrad neben dem schmalen Pfad, der die Böschung hinunterführt, liegen und steigt zum Flussufer hinunter. Er stellt sich unter den Baum, blickt in Richtung Fluss. Zugegeben, Kai hat geschummelt. Er hat seine Mutter um Hilfe gebeten und an die zehn Versuche gebraucht, um halbwegs ansehnliche Mochi zu fabrizieren. Der amüsierte Blick seiner Mutter, die ihn mehr als einmal ein wenig an- und viel mehr ausgelacht hat, war so warm wie die letzten Sonnenstrahlen, die jetzt sein Gesicht wärmen. Kai macht ein Foto vom Kirschbaum in voller Blüte und schickt es kommentarlos in ihre kleine Gruppe. Dann steckt er sein Smartphone seufzend wieder ein und radelt nach Hause. In seiner Magengegend flirrt es immer noch nervös; er schiebt es auf die verpasste Mittagspause.   Siegfried begrüßt ihn von der Hutablage der Garderobe aus als er nach Hause kommt: Er hat sich auf dem weißen Schal zusammengerollt und blickt aufmerksam zu ihm herunter. Kai hängt seine Jacke auf, streift sich fahrig die Schuhe von den Füßen und schlurft in Richtung Schlafzimmer. Währenddessen knöpft er sein Hemd auf, streift es über die steifen Schultern, lässt es neben der Badezimmertür liegen. Im Schlafzimmer angekommen, wirft er einen langen, sehnsüchtigen Blick auf sein Bett. Er hat sein Handy in der Hand doch da ist nichts, außer den beiden blauen Häkchen neben seiner letzten Nachricht an Takao. Das Flirren in seiner Magengegend flackert wieder auf. Takao hat immer noch nicht auf seine Frage in ihrem Privatchat geantwortet, aber noch ein paar Nachrichten an ihre kleine Gruppe geschickt, allerdings ohne auf Kai zu reagieren. Das ist nicht normal. Kai fühlt sich seltsam von der Konversation ausgeschlossen; er fühlt sich müde und frustriert und sehnsüchtig. Seine Haut prickelt von der nervösen Energie, die noch immer in seiner Magengegend sitzt, brodelt und breitet sich in seinem ganzen Körper aus. Er schieb das Prickeln auf die Fahrt durch die frische Märzluft. Siegfried attackiert mit voller Wucht sein Bein und versucht, an ihm hochzuklettern. Kai ist sich nicht sicher, ob der Kater eigentlich an ihm vorbei wollte oder ob das einer dieser zweifelhaften Liebesbeweise ist, so wie er manchmal Teile seiner Efeutute vor Kais Füße legt als sei die Pflanze Beute. Kai zupft sich den Kater vom Bein, legt ihn sich über die Schulter. „Du bist ein seltsamer Kater“, informiert er das Tier. Siegfried schnurrt zufrieden. Er versenkt die Krallen der einen Pfote in Kais Schulter, der einen Schmerzenslaut von sich gibt und aus seiner Hose steigt, bevor sie noch mehr Katzenhaare abbekommt als ohnehin schon. Stattdessen steigt er in eine Jogginghose und setzt Siegfried, der beleidigt maunzt, wieder auf den Boden. Kai zieht eine Augenbraue in die Höhe. „Du bist viel zu verwöhnt“, teilt er Siegfried mit, der zur Antwort beginnt, sich zu putzen. Kai verdreht die Augen. Er nimmt sich ein getragenes T-Shirt von dem alten Lehnstuhl, den er seinerzeit aus dem Familienanwesen gerettet hat und der jetzt meistens unter einem bunten Sammelsurium von Klamotten versinkt. Ein vertrauter Geruch dringt an seine Nase. Hiromis Shampoo? Der Geruch wärmt den Klumpen in seiner Magengegend ein wenig als Kai es über den Kopf zieht. Just in dem Moment vibriert sein Handy auf dem Bett. Hiromi schreibt: „Du hast sicher vergessen, zu essen. Da, wo dein Reiskocher verstaubt, ist eine Überraschung für dich “ Die Überraschung ist Fertigsuppe, Kais und Hiromis Lieblingsmarke, die sie beide normalerweise Freitag abends anrühren, wenn sie auf Takao warten. Sie sind in der Küche beide ziemlich unfähig. Kai lächelt und antwortet als er darauf wartet, dass die Nudeln im heißen Wasser weich werden: „Danke, das war genau das richtige“ Sein Handy vibriert mit einer erneuten Nachricht als er gerade Nudeln schlürft. Hiromi schreibt: „Giulia und Mathilda sind toll und alles, aber wenn ich noch einmal ihren heißen lesbischen Sex mit anhören muss, wenn sie glauben leise zu sein, sterbe ich“ Kai verschluckt sich fast an der Suppe vor Lachen. Er tippt: „Mach doch mit?“ Hiromi antwortet mit dem Emoji einer Hand, die den Mittelfinger hochhält. „Und wovon träumst du nachts?“, kommt mit ein wenig Verzögerung von ihr zurück. „Eigentlich genau davon“, tippt Kai und setzt noch ein halbernstes „Glaubst du wir können die beiden zu einer Orgie überreden?“ hinzu. Hiromi antwortet ihm mit einem „lol“. Er stellt sich vor wie Hiromi lacht, das Lachen von dem sie immer Schluckauf kriegt. „Ich glaub sie stehen nicht so auf euch wie ich“ „Schade“, erwidert Kai spielerisch. Er hängt ein Bild von sich an, das Takao letztes Wochenende von ihm gemacht hat, halbnackt und befriedigt. Hiromi antwortet mit dem aussagekräftigen Emoticon einer Aubergine und einem „Soon“.   Er löffelt die Suppe aus und ruft mit einem Blick auf die Uhr und einer kurzen Kopfrechenübung zu Zeitzonen und Uhrzeiten Yuriy an. Der wirkt überrascht, als er abhebt. „Na schau an, wer an seine armen Freunde in Russland denkt“, meldet sich der Rotschopf. Er klingt spöttisch, wie immer eigentlich. Kai weiß, dass es ihn insgeheim freut, dass er sich von sich aus meldet. „Was, Freunde?“, Kai schmunzelt und hört Yuriy trocken lachen. „Kann man das essen?“ Im Hintergrund hört er Verkehrsgeräusche. „Störe ich?“ Yuriy atmet tief ein und aus, summt wie immer, wenn er gerade eine Zigarette raucht. „Nur meine Zigarette bevor ich mich in meine Horrorklasse wage“, entgegnet er. „Ich habe zehn Minuten“ Kai nickt, ehe ihm einfällt, dass der Russe ihn nicht sehen kann. „Ich werde nie verstehen, warum du Lehrer geworden bist“, brummt er also. Yuriy lacht erneut sein leises, bellendes Lachen. „Da bist du nicht der einzige“, erwidert er gelassen. Kai schnaubt amüsiert. „Wollte dich die Schulleiterin wieder rauswerfen?“, erkundigt er sich. Yuriy atmet geräuschvoll aus. „So ähnlich“, brummt er. „Aber ich bin der einzige, der mit der Horrorklasse umgehen kann, deswegen bleib ich auf dem Job sitzen“ Kai grinst. Sie schweigen einen Moment, ehe Yuriy hinzusetzt: „Hab ich erwähnt, dass sie meine letzte Klasse für heute sind? In der letzten Stunde sind sie immer unausstehlich. Ich sollte sie einfach nach Hause gehen lassen“ „Du hast mein Mitleid“, erklärt Kai trocken. „Nicht“ Er hat das Gefühl, Yuriys Augenverdrehen zu hören. Siegfried springt neben ihm auf die Couch, schmiegt sich an ihn. Kai streichelt über seinen Kopf, während er Yuriy dabei lauscht, wie er erneut tief einatmet. „Wieso rufst du eigentlich an?“, fragt er dann. Kai weiß nicht wirklich eine Antwort darauf und zuckt mit den Schultern bevor er realisiert, dass Yuriy ihn nicht sehen kann. Siegfried schmiegt sich an seine Hand. „Ich hab noch drei Minuten“, sagt Yuriy nach einer Weile als Kai nichts weiter sagt. Der Rotschopf seufzt. „Hast du irgendwelchen Mist gebaut?“, fragt er dann. „Nein? Wie kommst du drauf?“, brummelt Kai unverständlich und streichelt über Siegfrieds Rücken. Er überlegt kurz, ihm von Takao zu erzählen und davon, dass er im Versuch, zu helfen, übers Ziel hinausgeschossen ist und nun mit Schweigen bestraft wird. Das verwirft er dann doch wieder. Kai Hiwatari heult sich nicht bei anderen über seine Beziehung aus! Er fühlt Yuriys skeptischen Blick förmlich durch sein Smartphone. Dann wechselt Yuriy abrupt das Thema. „Kommst du eigentlich mit Begleitung zur Hochzeit?“ Kai stellt sich unwillkürlich Takao an einem Buffet und Hiromi ungelenk auf der Tanzfläche vor. Er verdrängt den Gedanken mit einem Kopfschütteln. „Das erfährst du noch früh genug“, gibt er zurück, beobachtet, wie Siegfried wendig auf sein Regal springt. „Je früher desto besser“, erwidert Yuriy. „Die Plätze sind limitiert und du willst nicht, dass ich sie an Natalias Urgroßtanten vergebe.“ Kai schmunzelt. „Und was, wenn ich das doch will?“, hakt er nach. Yuriys Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen: „Dann hast du ein Problem mit mir, Freundchen“ Kai schweigt überrascht. Yuriys Geräuschkulisse ist leiser geworden. Manchmal kümmern sich diese Russen ein wenig zu sehr um die Angelegenheiten der anderen in ihrer kleinen Gruppe. Kai weiß nicht, ob er ein Teil davon ist. Dafür ist er zu- Yuriy räuspert sich, unterbricht seinen Gedankengang. „Krieg dein Leben auf die Reihe und sag‘ mir, ob du allein kommst, und zwar bald“, er schlägt die Lehrerstimme an. „Und jetzt muss ich in meine Klasse und ihnen erklären, wieso Tolstoj ein Arsch war. Ruf mich an“ Damit ist er weg, ohne weiteres Wort des Abschieds. Kai blickt sein Handy noch einen moment lang irritiert an, bevor er es sinken lässt. Er weiß nicht, wie lange er an die Decke starrt und versucht, sich dazu zu bringen, sich von der Couch aufzuhieven und in Richtung Bett zu bewegen.   Kai schafft es, aufzustehen und sein Hemd vom Boden aufzulesen, das Siegfried schon zu seiner neuesten Schlafstätte machen wollte. Der Kater maunzt beleidigt und stolziert in Richtung Küche davon, als Kai ihn mit einem Klaps verscheucht. Das erntet ihm nur ein Augenverdrehen von Kai. Er stopft das Hemd in seinen Wäschekorb und füllt dennoch pflichtbewusst den Fressnapf mit Trockenfutter auf. Sein Handy vibriert in seiner Hosentasche. Hiromi schreibt: „Streitet ihr und glaubt ich krieg das nicht mit?“ Kai macht ein schuldbewusstes Gesicht. Er antwortet: „So offensichtlich?“ Es vergeht etwas Zeit, da kommt Hiromis Antwort: „Nicht so offensichtlich, aber Takao hat mir zwei Stunden lang geschrieben, weil er dir NICHT schreiben wollte. Nimm das als Wink mit dem Zaunpfahl! Vertragt euch, ihr Sturköpfe!“ Das nervöse Flattern in seiner Magengegend nimmt Überhand.   Kai weiß gar nicht so recht, was er eigentlich tut, als er in seine Turnschuhe steigt und seine Jacke und die neonfarbene Weste vom Haken nimmt, die er immer zum Fahrradfahren trägt. Er hängt den erstbesten Beutel um, der am Haken hängt und verstaut darin Schlüssel, Taschenlampe und Brieftasche. Er ist schon unten als er feststellt, dass auch sein Beyblade im Beutel ist. Mechanisch radelt er in Richtung der BBA-Zentrale. Er weiß auch nicht, was er eigentlich erwartet als er sich vor dem BBA-Gebäude vom Fahrrad schwingt und feststellt, dass es dunkel und leer ist. Er weiß wirklich nicht, was er sich erwartet hat. Es geht auf elf Uhr Abends zu, natürlich ist Takao um diese Zeit nicht mehr in der BBA. Normalerweise wäre Takao seit mindestens zwei Stunden bei ihm, gemeinsam mit Hiromi. Kai hat sein Handy in der Hand, während er kurz umorientiert und sein Fahrrad in Richtung des Parks dreht. Jenseits davon liegt Takaos Viertel. Kai navigiert sicher durch die altvertrauten Gassen und steht schließlich vor der Tür des Kinomiya-Dojos. Natürlich ist es verschlossen. Er wählt mit klammen Fingern Takaos Nummer. Er hebt nicht ab. „Geil“, brummt Kai mit einem Augenverdrehen. Seufzend kettet er sein Fahrrad an den nächsten Laternenpfahl und versucht es erneut bei Takao. Wieder nichts. Kai seufzt und versucht es noch ein drittes Mal. Diesmal hebt jemand nach dem zweiten Klingeln ab. „Takao“, Kai wartet nicht auf eine Antwort. „Ich weiß es ist spät-“ „Takao hat sein Handy vergessen“, gibt ihm Daichi gähnend am anderen Ende der Leitung zu verstehen. „Hast du eine Ahnung wie spät es ist?“ Kai verdreht die Augen. „Kurz nach elf“, brummt er. „Wo ist Takao?“ „Nicht da“, antwortet Daichi das Offensichtliche. Kai rollt erneut mit den Augen und gibt ein ungeduldiges Geräusch von sich. „Das hab ich schon verstanden“, gibt er ungeduldig von sich. „Wo ist er hin?“ Daichi gähnt erneut. „Er ist vorhin nochmal raus“, er scheint kurz zu überlegen. „Er hat nicht gesagt, wohin er will“ Daichi zögert, ehe er hinzufügt: „Eigentlich dachte ich, es wäre bei dir“ „Das ist er offensichtlich nicht“, gibt Kai kurz angebunden zurück. Daichi erwidert etwas Undeutliches, das sehr nach einem im letzten Moment hinuntergeschluckten Fluch klingt. „Was ist dein Problem, Alter?“, knurrt er. „Krieg dich mal wieder ein! Ich hab keine Ahnung wo er hin ist“ Kai gibt ein unwilliges Geräusch von sich, denkt kurz nach. „Ich glaube, ich weiß wo er ist“, verkündet er dann. Er wartet einen Moment, ehe er hinzufügt, etwas vorsichtiger diesmal: „Ich nehm ihn dann mit zu mir, wenn du klar kommst?“ „Takao ist doch jedes Wochenende bei dir“, erwidert er gelassen, gähnt erneut. „Wieso sollten Ojii-chan und ich nicht klarkommen?“ Das entlockt Kai ein Schmunzeln. „Alles klar“, sagt er dann und legt auf.   Sein Weg führt ihn in einer Schleife durch Takaos Viertel und zum Fluss und tatsächlich findet er Takao vor einem Bey Dish, das irgendjemand vergessen hat. Das vertraute Sirren eines Beyblades dringt an sein Ohr. Takao muss Dragoon gestartet haben. Kai hält inne; er erkennt den Platz sofort wieder, auch wenn das Bey-Dish wohl mehrmals ausgetauscht worden ist: Hier haben sie beide sich vor Jahren zum ersten Mal erbitterte Bey-Battles geliefert und hier hat er sich Team G-Revolution angeschlossen. Er kettet sein Fahrrad an einer Straßenlaterne an der Brücke an. Kai überlegt, einen ähnlich dramatischen Auftritt hinzulegen wie damals, aber seine Fähigkeit, punktgenau zu treffen, hat in den letzten Jahren rapide abgenommen. Also steckt er lässig die Hände in die Hosentaschen und steigt langsam auf vertrauten Pfaden die Böschung hinunter. Takao fängt Dragoon ein und dreht sich halb zu ihm um. Er ist kaum mehr als eine Silhouette, doch Kai erkennt das Glimmern in seinen Augen. Er hat ein starkes Gefühl von déjàvu als Takao sagt, ein schmales Lächeln auf den Lippen: „Du bist spät dran“ Kai lächelt unwillkürlich. „Es funktioniert besser, wenn ich weiß, wohin ich kommen soll“, gibt er ruhig zurück. Takaos Silhouette zuckt mit den Schultern. „Ich war mir nicht sicher, ob ich dich sehen will“, gibt er ehrlich zu. Sie verharren einen Moment, ehe Kai sich in Bewegung setzt und den Platz Takao gegenüber einnimmt. Er nimmt Dranzer, Starter und Reißleine aus dem Beutel, den er noch immer umgehängt hat, und bereitet sich vor. Er sieht eine Reißleine im Halbdunkel, hört, wie Takao seinen Starter vorbereitet. „Bladen wir?“, seine Frage ist mehr eine Aufforderung. Takaos Silhouette nickt. Kapitel 4: festhalten --------------------- Sie brauchen keinen Countdown: Jahrelanges Training hat es ihnen eingeimpft, gemeinsam zu starten. Kai erahnt, wie Takaos Silhouette die Reißleine fester hält, sieht die Bewegung aus der Schulter bevor der andere sie überhaupt ausführt und reagiert ohne nachzudenken. Die Blades landen mit einem hohlen Geräusch in der Arena, das entsteht, wenn Metall auf Plastik trifft. Das vertraute Summen der Kreisel, deren spin gear sich in Bewegung setzt, erfüllt die Luft. Sie umkreisen einander wachsam, während sie sich in gegenläufigen Spiralen der Mitte der Arena zubewegen. Sie machen zeitgleich einen Schwenk in die entgegengesetzte Richtung und prallen gegeneinander. Es kracht, aber keiner von ihnen hat genug Kraft investiert, um den anderen aus dem Rhythmus zu bringen. Sie bringen wieder Abstand zwischen sich. Kai blickt konzentriert auf die beiden Blades, versucht ein Gefühl für seinen Bewegungsradius zu bekommen, bevor sie ernst machen. Sie haben nicht viel Spielraum für irgendwelche Moves; eine falsche Bewegung, ein ungeschützter Winkel, und einer von ihnen ist Geschichte. Noch ähnelt ihr Kampf durch jahrelanger Arbeit eingeübten Tanzschritten. Kai atmet bewusst tief, hebt den Blick langsam zu seinem Gegner. Takao scheint demselben Impuls gefolgt zu sein. Er hält seinen Blick einen Herzschlag lang im Halbdunkel des Flussufers, ehe die Bewegung im Bey-Dish seine Aufmerksamkeit einfordert. Ihre Blades treffen einander erneut mit einem metallischen Geräusch. Es liegt noch immer kaum erkennbar mehr Kraft in diesen Manövern: Sie testen die Stärke des anderen, seine Ausdauer, ohne selbst zu viel Energie zu verschwenden. Es sind kalkulierte Manöver. Sie tasten sich aneinander heran, erproben sich in der Choreographie, die tief in ihren Muskeln sitzt. Dragoon weicht zurück; Dranzer folgt. Dranzer beschreibt einen Bogen durch die enge Plastik-Bowl; Dragoon folgt. Sie haben nicht genug Raum, um kraftvolle Attacken nur durch Schwung auszuführen. Hier kommt es darauf an, wer strategischer denkt, wer schneller reagiert. Kai hat langsam ein Gefühl für die Perimeter der Arena und ihre Tiefe. Er fühlt sich ihrer Dimensionen sicher. Es wird Zeit, gegen die Choreographie zu tanzen. Er atmet durch, spannt die Schultern an und schickt Dranzer ins Zentrum der kleinen Bowl. Dragoon spiegelt die Bewegung von der anderen Seite. Als die Blades aufeinandertreffen, schlagen Funken. Der Rückstoß weht Kai das Haar aus dem Gesicht. Er blinzelt angestrengt Der Geruch von schmelzendem Plastik hängt beißend in der Luft und treibt ihm Tränen in die Augen. Kai hört ein „Los, Dragoon!“ und hat gerade genug Zeit, um die Arme schützend zu heben, ehe ihn ein frontaler Stoß Energie beinahe umnietet. Er rutscht durch diesen ersten kraftvollen Schlag einige Zentimeter nach hinten, ehe er sich fangen kann. Im Bey-Dish schiebt Dragoon Dranzer gegen den Rand der Arena; Kai fühlt jeden Zentimeter als wiche er selbst zurück. Er beißt die Zähne zusammen, verlagert seinen Schwerpunkt und stemmt sich gegen die Energie, die ihn in Wellen trifft. Dranzer leistet Stück für Stück Widerstand, doch ihre Kräfte sind zu ausgeglichen. Kai keucht, stemmt sich stur in den Boden und macht noch zwei weitere Schritte nach vorn. Dranzer hat knapp genug Raum für das nächste Manöver gewonnen. Es ist eigentlich noch immer zu knapp, doch Kai muss es versuchen; er konzentriert sich. Dranzer wendet abrupt, nutzt den letzten Schlag von Dragoon und schießt über den Rand der Arena hinaus nach oben, um mit umso mehr Schwung nach unten zu saußen. Die Attacke trifft Dragoon mit einem lauten Krachen. Der Rückstoß zwingt beide Blader dazu, wieder die Arme zu heben.   Als der Wind abflaut und Kai die Arme wieder sinken lässt, sieht er ein entschlossenes Grinsen auf Takaos Gesicht, das ihn an den zwölfjährigen Jungen erinnert, der ihn mit seinem Sturschädel zur Weißglut getrieben hat. „So leicht kriegst du mich nicht klein!“, ruft Takao. Kai lächelt grimmig. „Das hatte ich nie erwartet“, gibt er zurück und fühlt sich selbst wie zwölf. Wie auf ein stummes Kommando treffen Dragoon und Dranzer erneut aufeinander und beißen sich ineinander fest. Das Geräusch, wie Metall auf Metall schabt, jagt einen Schauer über Kais Rücken. Ein Funkenregen erhellt die Blades, ehe sie sich mit einem letzten, metallischen Kreischen trennen. Der Geruch nach versengtem Plastik wird deutlicher. Kai fühlt Übelkeit in sich aufsteigen. Er schluckt und wischt sich den Schweiß von der Stirn, ohne den Blick von den Blades zu nehmen. Dragoon beschreibt einen Bogen durch den Bey-Dish, der Kai an ein älteres Angriffsmuster erinnert. Dranzer blockiert dem weißen Blade den Weg, kickt ihn dabei hoch in die Luft. Kai hält unwillkürlich die Luft an, während Dragoon in unregelmäßigen Kreisen fällt. Als der Blade in der Arena auftrifft, aus der Balance aber immerhin im Dish, hört er Takao mit einem Stoß die Luft aus der Lunge pressen; es klingt erleichtert. Dragoon fasst sich schnell; der Blade kommt wie auf ein unsichtbares Signal auf Dranzer zugeschossen. Beim Aufprall der Blades zieht ein scharfer Windstoß über Kai hinweg. Er hält sich einen Arm schützend vors Gesicht, blinzelt gegen den stechenden Wind. Er fühlt den Rückstoß an seiner Kleidung zerren. „War das schon alles?“, provoziert er. Kai weiß, dass er vielleicht noch zwei Attacken einstecken kann, bevor der Kampf für ihn vorbei ist. Takao lacht ausgelassen. „Niemals!“ Kai schließt die Augen, fühlt instinktiv nach der Wärme in sich und findet die flatternde Nervosität in seiner Magengegend. Die Energie, die er den ganzen Tag über verdrängt hat, breitet sich mit einem Schlag und in all ihrer Intensität in ihm aus. Die Wucht, mit der das geschieht, raubt Kai den Atem. In dem Moment treffen ihre Beyblades aufeinander. Der Rückstoß trifft Kais ungeschützten Brustkorb frontal. Der Schlag presst Kai die Luft aus der Lunge; er schnappt nach Luft und verliert den Halt nach hinten. „Kai!“, Takaos besorgter Blick trifft seinen; Kai hält sich stur daran fest, konzentriert sich auf das Gefühl, das der Blick in ihm auslöst. Er fängt sich einzig durch lang trainierte Reflexe rechtzeitig, richtet sich auf, ohne den Blickkontakt zu unterbrechen. Er atmet ein, hält Takao fest und denkt an Hiromi und denkt an sein Gespräch mit Yuriy und ihr monatliches Skype-Date. Die Wärme, die sich in seinem Brustkorb ausbreitet, lässt die Flamme in seiner Magengegend zum lodernden Brand werden, zu Magma, das ihn von Innen auf die beste Weise versengt. Kais Herzschlag trägt die Energie in jede Faser seines Körpers. Er brennt von seinen Fußsohlen zur Scheitelkrone, einen Herzschlag lang. Dann schließt Kai die Augen, konzentriert sich auf seinen Beyblade und stellt sich vor, wie seine lodernde Energie darauf übergeht. Er kanalisiert die Energie mit dem Ausatmen, wie sie es vor einer schieren Ewigkeit mit Rei geübt haben. Als ihre Beyblades aufeinandertreffen, ist der Rückstoß so stark, dass Kai den Boden unter den Füßen verliert. Er landet wenig elegant auf dem Hintern und stöhnt, als sein Kopf mit dem Boden kollidiert. Der Geruch von geschmolzenem Plastik ist überwältigend.   Das Sirren ihrer Beyblades ist verstummt.   Kai liegt einen Moment einfach nur da und atmet, spürt der Leere nach, die in seinem Kopf herrscht. Er riecht das Gras, in dem er liegt, und fühlt die Kälte des Bodens in seine Kleidung aufsteigen. Er hört ein Rascheln, ein Lachen. „Fuck, wir haben den Dish geschmolzen“, Takao lacht überrascht und klingt froh und leicht wie eine Brise. Ein Schmunzeln zieht an Kais Mundwinkeln. Er hat die Augen geschlossen, hört es neben sich rascheln als Takao sich bückt. Er öffnet die Augen erst, als er Takaos Körperwärme neben sich fühlt, der neben ihm in die Hocke gegangen ist. Er legt Dranzer in seine Hand; seine Fingerspitzen verharren noch einen Moment länger als unbedingt notwendig. Kai schließt die Hand um seinen Beyblade und setzt sich auf. Sein Kopf schwimmt; er blinzelt verschwommen. Kai fühlt Takaos Hand an seiner Schulter, die ihn erdet. Er hebt schließlich den Kopf, um den anderen anzublicken, der ihm ein Kleinjungenlächeln entgegenlächelt. Er dreht sich, überwindet mit einer fließenden Bewegung den letzten Abstand zwischen ihnen. Kai legt seine Hände auf Takaos Schultern und drückt seine Lippen auf die des anderen. Takao verliert das Gleichgewicht und landet mit einem leisen „Uff“ auf dem Hosenboden. Er lacht atemlos gegen Kais Lippen. Dann gibt es für Kai nichts mehr als das Gefühl von Takaos Lippen, die sich gegen seine bewegen, das Gefühl von Takaos Händen, die seinen Kragen festhalten und das Gefühl von Takaos Oberteil unter seinen klammen Fingern. Sie lösen sich voneinander, halten einander mit Händen und Blicken fest. Kai atmet geräuschvoll aus. „Komm mit zu mir“, lädt er Takao ein; es ist ihm egal, dass das laute Sehnen in seinem Inneren genauso laut nach Außen dringt. Takao hält inne, schluckt. Dann nickt er. Kai schließt die Augen, hört Takao genauso ausatmen wie sich selbst und findet Takaos Lippen erneut.   Die Kälte, die vom Fluss und vom Boden aufsteigt, zwingt sie schließlich, sich aufzurappeln. Kais Knie gibt ein knackendes Geräusch von sich; er verzieht unwillig das Gesicht. „Du wirst alt“, stichelt Takao gutmütig, während sie mit steifen Gliedern den schmalen Weg die Böschung hinauf stapfen. „Und du ein ewiges Kind“, schimpft Kai als Antwort. „Wieso gehst du im März ohne Jacke aus dem Haus?“ Er zieht mit einer wütenden Geste den Reißverschluss seiner Jacke hinunter und reicht sie Takao. Der lächelt ein Kleinjungenlächeln. „Weiß nicht“, er kuschelt sich in das Kleidungsstück, während er zusieht, wie Kai sein Fahrrad aufschließt. „Vielleicht will ich ja, dass du dich ausziehst“ „Dafür ist es jetzt noch ein paar Grad zu kalt, findest du nicht?“, Kai schnaubt, während er eine Hand auf die Lenkstange seines Fahrrads legt. Sie wenden sich in Richtung seines Viertels. Takao mustert ihn mit unleserlichem Blick als sie in den Lichtkegel einer Straßenlaterne kommen. Dann deutet er auf Kais Umhängebeutel und lacht. „Sexy Beutelchen“, komplimentiert er spöttisch. Kai verdreht die Augen und hält ihm seinen Mittelfinger entgegen. Takao fängt grinsend seine Hand ein und verschränkt ihre Finger. Er küsst Kais Fingerknöchel, den einen, den er sich in seinem Kampf im Justice-Five-Turnier gebrochen hat, ehe er die klammen Finger mit seinen in die Jackentasche steckt. Sie gehen eine Weile schweigend vor sich hin. Kai konzentriert sich auf die Wärme von Takaos Hand und dezidiert nicht auf die kühle Nachluft, die sich in seinen Gliedern festsetzt. „Warum bist du damals eigentlich erst so spät gekommen?“, fragt Takao irgendwann, als sie ungefähr die Hälfte des Weges hinter sich gelassen haben. Kai braucht einen Moment, um zu verstehen, dass Takao den Moment vor rund fünf Jahren meint, als er G-Revolution beigetreten ist. Er schweigt noch einen Moment länger, fühlt, wie Takao seine Hand drückt. Er fühlt die Wärme über seinen Arm bis in seinen Brustkorb. „Ich musste zuerst etwas finden, was ich euch geben kann“, sagt er schließlich leise ohne Takao anzublicken. Stattdessen hält er seinen Blick stur geradeaus auf die Straße gerichtet. Die Hand, die sein Fahrrad an der Lenkstange festhält, ist eiskalt. Die Kälte zieht durch seinen Körper, er fühlt sie bis in seine Eingeweide. Takao macht ein Geräusch als wolle er etwas sagen, doch Kai unterbricht ihn mit einem Kopfschütteln. Stattdessen drückt er Takaos Hand und sein Brustkorb fühlt sich wieder etwas wärmer an. „Mein Auftritt damals war allerdings besser als der heute“, witzelt er, was Takao ein grunzendes Lachen entlockt. „Ja, abgerissene Klamotten und drei Tage ohne Dusche“, er kichert. „Ein denkwürdiger Auftritt war das auf jeden Fall!“ Kai verdreht die Augen. „Mach dich nur lustig über mich“, brummt er. „Über dich nicht“, frotzelt Takao freundlich. „Aber über deinen zweifelhaften Stil damals. Wie viele lila Klamotten hattest du in deinem Schrank?“ Würde Takao Kais Hand nicht immer noch festhalten, würde er ihm seinen Mittelfinger zeigen. So verlegt er sich auf ein unverständliches Grummeln.   Sie schrecken Siegfried auf, als sie die Wohnungstür mit etwas zu viel Wucht hinter sich ins Schloss fallen lassen. Der Kater faucht beleidigt von der Hutablage herunter, ehe er sich zusammenrollt und ihnen demonstrativ den Rücken zukehrt. Kai schüttelt darüber nur den Kopf, während er aus seinen Turnschuhen steigt. „Ich verwöhne diesen Kater viel zu viel“ Takao lacht leise. „Erkenntnis ist der erste Schritt zur Besserung, du Katzenpapa“, er zwinkert Kai fröhlich zu. Kai verdreht die Augen, ehe er Takao prüfend von oben bis unten mustert. „Dusche?“, fragt er dann. In Takaos Augen glimmt es schelmisch. „Nur, wenn du mit mir duschst“ Kapitel 5: anfassen ------------------- Kai lässt sich willig von Takao in Richtung seines kleinen Badezimmers ziehen. Zwischen verschwommenen Küssen bekommt er den Saum von Takaos Pullover und dessen T-Shirt zu fassen und zieht sie ihm über den Kopf. Takaos Kopf bleibt stecken und er wackelt und windet sich mit erhobenen Armen. Er stößt orientierungslos an Kais Waschbecken und flucht. „Das ist die Rache für den Kommentar über deine Klamotten, oder?“, fragt er als er sich endlich befreit und die Kleidungsstücke auf Kais Wäschekorb geworfen hat. Kai grinst. „Vielleicht“, erwidert er und wirft sein eigenes Oberteil gleich hinterher. Er wendet sich der Dusche zu, die eigentlich eine Badewanne mit Duschwand ist, und dreht das Wasser auf, weil es immer eine Weile braucht, bis der altersschwache Durchlauferhitzer das Wasser auf die richtige Temperatur geheizt hat. Er hört Takaos Gürtel auf dem Fließenboden scheppern und wendet sich rechtzeitig um, um zu beobachten, wie der andere aus seiner Hose samt Boxershorts steigt und sich danach bückt, um sie aufzuheben. Kai leckt sich über die Lippen und fühlt ein Kribbeln in seinen Lenden als Takao sich aufrichtet und den Blick auf seinen halb erigierten Penis freigibt. Takao begegnet Kais Blick. Er überbrückt mit einem halben Schritt die Distanz zwischen ihnen. Kais Hände legen sich automatisch auf seinen Hintern, während Takaos Finger über den Hosenbund seiner Jogginghose geistern. Kai spannt bei der sachten Berührung die Bauchmuskeln an, keucht als Takao seine Hände in den Hosenbund hakt und nach unten zieht. Er verbirgt sein Lachen an Kais Halsbeuge, das eine Gänsehaut verursacht, die sich von seinem Nacken über seine Wirbelsäule nach unten hin ausbreitet und in einem erneuten Kribbeln in seinem Schoß endet. „Du trägst echt nie Unterwäsche, oder?“, stichelt Takao und küsst die Stelle an Kais Halsbeuge, bei der er flatternd die Augenlieder schließt und den Griff an Takaos Hintern festigt. Sein Penis zuckt als Takaos Hand ihn streift und er wieder etwas Raum zwischen sie bringt. Er lehnt sich der Berührung entgegen, doch Takao grinst nur und deutet auf die Dusche. „Ich dachte, wir wollten unter die Dusche?“, triezt er. Er macht noch einen halben Schritt von Kai weg, sodass dieser ihn loslassen muss. Kai fasst instinktiv nach seiner Hand und hält sie locker fest. Takao drückt sie, während Kai umständlich aus der Jogginghose steigt, die ihm in den Kniekehlen hängt. Er befördert sie mit einem Kick in die Ecke des Badezimmers. Dann lässt er sich von Takao unter die inzwischen warme Dusche ziehen. Der Wasserstrahl ist im ersten Moment empfindlich heiß auf seiner Haut, während sein Rücken sich eiskalt anfühlt. Dann dreht sich Takao um und Kai überwindet den halben Schritt zum vollen Körperkontakt. Ihre Erektionen drücken sich gegen die Haut des anderen, es ist irgendwie unsanft und irgendwie so gut. Kai keucht heiser auf, findet die Lippen des anderen für einen erneuten Kuss. Kai lässt atemlos von Takaos Lippen ab, streift über den Ansatz von Bartstoppeln hin zu dessen Ohr und küsst Takaos Hals. Kai registriert zufrieden das Keuchen des anderen sowie die leichte Bewegung von Takaos Becken an seines. Er hält sich eindeutig zurück. Kai schmunzelt, ehe er einen halben Schritt nach hinten macht, um wieder etwas Raum zwischen sie zu bekommen. Takaos Hand sucht automatisch die seine, hält ihn fest. „Wohin willst du?“, er wirkt verwirrt. Kai muss sich räuspern, bevor er es schafft zu antworten. „Kondome“, erklärt Kai mit heiserer Stimme. Takao macht ein Gesicht, das irgendwo zwischen beleidigt und ungeduldig oszilliert, und macht eine wedelnde Handbewegung. „Husch“, macht er. „Wenn du schon drauf bestehst“ Kai muss sich zurückhalten, nicht die Augen zu verdrehen und damit die Stimmung zu killen. Er steigt über den Rand der Badewanne, um zielsicher eine Schublade zu öffnen. „Wir haben die Testergebnisse noch nicht“, brummt er. „Wenn wir wissen, dass wir clean sind, können wir darüber reden einander ungeschützt die Seele aus dem Leib zu vögeln“ Er reißt die Folie auf und nimmt das Kondom heraus, prüft, wie er es abrollen muss und kehrt zurück zu Takao, der sich an die kühlen Fließen gelehnt hat, die Hände im Rücken, und grinst. In seinen Augen liegt ein erregtes Funkeln. „Die Seele aus dem Leib vögeln klingt doch nach einem guten Plan“, verkündet er rau. Er mustert Kai mit einem Blick, den dieser nicht anders als mit hungrig beschreiben kann. Takao leckt sich über die Lippen; Kai ist sich nicht sicher, ob er es bewusst tut. Gott, es sieht so verdammt heiß aus. Kai schluckt, ehe er nach dem Duschkopf langt und ihn so dreht, dass das Wasser an der Wand hinter Takao hinabrinnt und ihm nicht in die Quere kommen kann. Er streift das Kondom über Takaos Erektion und gibt ein summendes Geräusch von sich, während er eine Hand auf seine Brust ablegt, direkt über sein aufgeregt flatterndes Herz, und seine Lippen auf Takaos drückt. Dann sinkt Kai auf die Knie, schließt eine Hand um Takaos Erektion und nimmt sie in den Mund. Es ist eng und unbequem und rutschig in seiner Dusche und zu dritt ginge das nie hier drin, aber das ist ab dem Moment egal, als er ein halb ersticktes Seufzen und ein Keuchen hört und sieht, wie Takao den Kopf in den Nacken legt und verhalten flucht. Kai nimmt ihn zunächst nicht tief in den Mund. Er schließt seine Lippen um Takaos Eichel, die Zunge gegen die Unterseite seines Penis gepresst. Kai bewegt den Kopf ein paar Mal vor und zurück und erntet eine ungeduldige Bewegung von Takaos Becken und ein Stöhnen. „Komm‘ schon, Kai“, seufzt Takao fast ein bisschen frustriert, zieht die Vokale in seinem Namen lang. Er ruckt sein Becken Kai entgegen. Takaos Mangel an Geduld zieht sich durch alle Lebensbereiche, selbst bei Blowjobs kann er nicht warten. Kai bewegt sich nach hinten, bis er nur mehr die Spitze von Takaos Erektion im Mund hat. Er sucht Takaos Blick; hätte er nicht den Mund voll, würde Kai grinsen. Er hebt stattdessen spöttisch eine Augenbraue. Dann konzentriert er sich darauf, seinen Kiefer zu lockern und nimmt Takao ganz in den Mund. Er hört ein überraschtes Japsen, das direkt einen Schauer über seinen Rücken und direkt in seinen Schoß schickt. Seine eigene Erektion zuckt; Kai hält inne. Er blinzelt konzentriert, pumpt seinen Penis mit einer fahrigen Bewegung, ehe er sich wieder so weit im Griff hat, sich auf Takao zu konzentrieren. Seine Nase ist an Takaos feuchtem Schamhaar, er fühlt den Druck an seinem Rachen, aber es ist noch nicht unangenehm. Kai geht etwas zurück, um Luft zu holen. Takao keucht laut als Kai schluckt, ehe er seine Erektion wieder tiefer in den Mund nimmt. Takaos Hand wandert durch seine feuchten Stirnfransen, die Kai ins Gesicht hängen. Er streicht sie in einer fast zärtlichen, wenn auch unkoordinierten Bewegung nach hinten und hält Kai fest, während seine Hüfte fast automatisch nach vorne geht. Takao kann sich offensichtlich nicht mehr zurückhalten. Kai lässt sich in seinem Vor und Zurück vom steigenden Tempo dieser Bewegungen leiten. Dann stößt Takao zu tief zu; Kai würgt einen Moment lang und krallt seine Hände in Takaos Oberschenkel, damit der andere seinen Griff genug lockert, ihm wieder mehr Raum lässt. Kai atmet einen Moment lang durch, bearbeitet Takaos Eichel mit seiner Zunge. Dann geht er so weit nach vorn, wie er kann. Er versucht rund um Takaos Erektion herum zu schlucken und kämpft angestrengt gegen seinen Würgreflex an. Das Stöhnen, das Takao dezidiert nicht mehr zurückhalten kann, ist es absolut wert. Kai fühlt die Hitze in seinem Schoß, spürt, wie eine Ader an der Unterseite von Takaos Erektion zuckt. Das ist ein sicheres Zeichen, dass nahe davor ist zu kommen. Kai drückt seine Zunge gegen die Unterseite von Takaos Penis und erhöht sein Tempo. Es dauert nicht lange und Takao kommt mit einem heiseren Stöhnen und ein paar halblauten, unartikulierten Worten ins Kondom. Er keucht schwer als Kai sich erhebt und erwidert sein Grinsen, bevor er sich fahrig übers Gesicht wischt. „Fuck“, er atmet zweimal tief durch und stößt sich von der Duschwand ab. Er drückt sich an Kai vorbei, um sich einen Moment auf den Rand der Badewanne zu setzen und das Kondom zu entsorgen, während Kai den Duschkopf so dreht, dass das heiße Wasser seine Gänsehaut wegwaschen kann. Er hat gerade sein Duschgel in der Hand, da schließt sich Takaos Hand von hinten um seine Erektion, die er schändlich zugunsten des Dunkelhaarigen ignoriert hat. Kai muss sich konzentrieren, um die Plastikflasche nicht fallen zu lassen. Takao pumpt seinen Penis kurz, ehe er mit leichten Fingerspitzen über Kais inzwischen nasse Brust wandert. Er zwickt ihn spielerisch in eine Brustwarze. „Soll ich dir den Rücken waschen?“, fragt Takao an Kais Nacken, was ihm eine Gänsehaut über den Rücken jagt und ein atemloses Keuchen entlockt. Kai vertraut seiner Stimme nicht; also nickt er fahrig und lässt es zu, dass Takao ihm das Duschgel aus der Hand nimmt. Dann fühlt er erstmal nichts außer Takaos Hände, die seine Schultern kneten, unter seinen Armen durch und über seine Brust nach unten wandern. Eine Stimme in seinem Kopf meldet sich, dass er eigentlich ein Kondom für sich bereitgelegt hat. Er will gerade den Mund öffnen. Da umfasst Takao endlich, endlich seine Erektion und Kai legt seufzend den Kopf in den Nacken und hat alles vergessen. Takao ist gleich hinter ihm, stellt sich so, dass Kai seinen Kopf an seine Schulter lehnen kann und streift mit den Lippen über seine Schulter. Den anderen Arm schlingt er stützend um seine Hüfte. Wie es zuvor Kai bei ihm getan hat lässt Takao Kai den Rhythmus vorgeben. „Alles gut?“, fragt er verschwommen nach einer Weile durch das Prasseln der Dusche. Dabei pumpt er weiter Kais Erektion – wie unfair –, sodass dieser nur ein unartikuliertes Stöhnen hervorbringt und ihm sein Becken entgegenstreckt. Takaos Lachen geistert über seine Schulter und direkt in seinen Schoß. „Ich deute das mal als ‚ja‘“, beschließt der Dunkelhaarige und steigert seinen Rhythmus, nachdem er sich nochmals am Duschgel bedient hat. Kai schließt die Augen und fühlt, eine Hand an der Wand abgestützt, eine auf Takaos Arm. Er festigt seinen Griff, sucht Halt, während Takao die Signale seines Orgasmus richtig deutet und das Tempo nochmals steigert. Kai lehnt sich keuchend nach vorn, blinzelt an sich hinunter. Seine Bauchmuskeln spannen sich an, während die Hitze sich wie aufbegehrendes Feuer von seinem Schoß in seinen ganzen Körper ausbreitet. Kai seufzt erstickt. Er ballt die Hand an der Wand, auf die er sich stützt, zur Faust und schließt seine Hand um Takaos Arm, der ihn hält. Takao küsst seinen Nacken, als Kai zitternd und mit einem erstickten Geräusch seinen Höhepunkt erreicht, durch den der Blauhaarige ihn in geübten Bewegungen leitet. Dann lehnt Kai seine Stirn gegen die kühlen Fließen seiner Dusche. Er blinzelt matt das Wasser aus seinen Augen und gibt ein summendes Geräusch von sich als er Takaos Hand an seiner fühlt, der ihre Finger ineinander verhakt. Seine Glieder fühlen sich schwer an. „Wir sollten langsam raus hier, bevor wir verschrumpeln“, bekundet Takao. Kai nickt vage. Er dreht sich um und findet sich in den Armen des anderen wieder. Er schließt die Augen wieder und atmet entspannt aus, drückt seine Lippen auf Takaos. Sie bleiben noch kurz unter der Dusche stehen. Dann drückt Kai Takao leicht von sich und macht eine Handbewegung in Richtung Handtücher. Er beseitigt die letzten Reste ihrer Eskapaden, ehe er die Dusche abdreht und über den Wannenrand steigt.   Kapitel 6: thumbs up -------------------- Sie stolpern mehr als zu gehen, als sie sich in Boxershorts den Weg vom Badezimmer zu Kais Bett bahnen. Takao gähnt laut und ohne sich die Hand vor den Mund zu halten. Das ist ansteckend; Kai unterdrückt seinerseits ein Gähnen. Er stockt als er im Halbdunkel fast über einen Koffer stolpert, der im Weg liegt. Kai runzelt irritiert die Stirn. Er ist sich sicher, dass er keinen Koffer aus dem Schrank geholt hat. Dann hört er Siegfried in der Küche knuspern. Auch das sollte nicht möglich sein; sein Fressnapf war leer. Hat etwa jemand seinen Fressnapf aufgefüllt? Der Groschen fällt als Kai zu seinem Bett blickt. Er fasst gerade noch rechtzeitig nach Takaos Hand, bevor dieser Anlauf nehmen und sich aufs Bett werfen kann. „Was-?“, Takao wirft ihm einen irritierten Blick zu. Kai signalisiert ihm, leise zu sein und deutet auf die menschliche Silhouette unter seiner Decke. Takao sieht aus als hätte er einen Geist gesehen. Dann zieht sich das breiteste spitzbübische Lächeln über sein Gesicht, das Kai je gesehen hat. Kai will noch den Mund aufmachen, doch es ist zu spät. Takao stürzt sich mit einem lauten Ruf auf die Schlafende. „Hiromi-chan!“ Diese gibt einen erstickten Schrei von sich und wehrt sich zappelnd gegen den Angriff. Kai beobachtet schmunzelnd den Haufen an Gliedmaßen. Plötzlich gibt Takao einen Schmerzenslaut von sich. Hiromi hat wohl kritische Organe getroffen. Nicht, dass Takao es nicht verdient hätte; das Manöver konnte einfach nicht gut ausgehen. Kai wischt sich resigniert übers Gesicht, während er an die eine Seite des Bettes tritt. Er betätigt die Nachttischlampe, um sich den Schaden zu begutachten. „Gut getroffen“, murmelt er fast ein wenig beeindruckt. Takao, der sich zusammengerollt hat, einen Klagelaut von sich gibt. Kai glaubt, ihn so etwas wie ein „Das ist nicht fair!“, japsen zu hören. Hiromi hat ein Kissen in der Hand und schlägt damit zu. „Was zum Teufel war das denn bitte?“, schimpft sie. „Ich habe geschlafen, du Vollidiot!“ Takao gibt einen mitleiderregenden Laut von sich. Kai kann nicht anders; er lacht leise über die beiden, mit denen er seine Zeit am liebsten verbringt. Dann hat er plötzlich seine Arme voll mit Hiromi in einem T-Shirt, das entweder ihm oder Takao gehört, weil es ihr deutlich zu groß ist. Sie nimmt sein Gesicht in beide Hände und drückt ihre Lippen auf seine. Als sie sich lösen, lächelt Hiromi ihn breit an. „Hi“, gibt sie von sich. Kai hält ihren Blick, fühlt das Lächeln in seinen Mundwinkeln und die Wärme in seinem Brustkorb. „Hi“, erwidert er. Takao auf dem Bett gibt einen gequälten Laut von sich. „Und ich krieg eins in die Nüsse statt einen Kuss?“, beklagt er sich. Hiromi kichert und wendet sich um. Sie zieht Kai mit sich auf das Bett und beugt sich nach unten, um auch Takao zu küssen. „Ich hätte ja schon vor einer halben Stunde Hallo gesagt, aber ihr wart damit beschäftigt, euch gegenseitig zu vernaschen“, erklärt sie dann. Takao grinst breit, sucht Kais Blick. Kai fühlt Hitze auf seiner Brust, die über seinen Nacken in seine Wangen steigt. Er räuspert sich. „Irgendwie müssen wir uns ja beschäftigen“, scherzt er. Takao lacht. Hiromi lässt sich mit einem erleichterten Geräusch neben Takao in die Kissen fallen. Sie verschränkt die Arme hinter dem Kopf, blickt verträumt zu ihnen. „Bitte beschäftigt euch öfter so“, sie klingt lüstern. „Es sah verboten heiß aus“ „Wir beschäftigen uns aber auch gern mit dir“, gibt Takao zurück und küsst sie nochmals, während Kai ihren nackten Oberschenkel vom Knie nach oben streichelt. Er registriert zufrieden Hiromis Gänsehaut. Takao löst den Kuss, um seine Nase an Hiromis zu stupsen. Kai hält inne, seine Hand warm und fest auf Hiromis Haut. Er wartet wie Takao auf Hiromis Antwort, den Blick auf ihr Gesicht gerichtet. Ihr Blick ist so weich wie Takaos, scheint einen Moment zu zögern, ehe sie schließlich leicht den Kopf schüttelt und die Augen schließt. Kai und Takao werfen sich einen Blick zu. Kai zuckt mit den Schultern; Takao tut es ihm nach. Dann rutscht er etwas nach unten und bettet seinen Kopf auf Hiromis Brüste. „Hallo, ihr Hübschen“, murmelt er selig. „Habt ihr mich vermisst?“ Hiromi lacht leise. „Es war klar, dass Takao nur meine Titten vermisst hat“, sie wirft Kai einen amüsierten Blick zu. Takaos Hand wandert unter Hiromis Shirt nach oben. Er schließt die Hand um eine Brust. „Es sind ja auch die besten Titten“, gibt er von sich und kuschelt sich mehr an Hiromi. Kai schüttelt amüsiert den Kopf und richtet sich auf, um seine Bettdecke über sie zu breiten. Als er sich neben Hiromi ins Kissen sinken lässt, fühlt er Hiromis immerkalte Hand an seiner Brust. „Du hast auch stabile Titten“, grinst diese breit. Takao kichert, hebt seinen Kopf und zwinkert Kai verschmitzt zu. „Und einen stabilen Hintern“, ergänzt er ebenso grinsend. Kais Antwort darauf ist ein Augenverdrehen gepaart mit einem ausgestreckten Mittelfinger, ehe er kopfschüttelnd das Licht ausschaltet. Die Decke raschelt noch eine Weile, während sie nach dem richtigen Maß an Körperkontakt zueinander suchen. Hiromi gähnt ausgiebig und dreht sich so, dass sie sich in Takaos Arm kuscheln kann. Ihr linker Fuß hakt sich in Kais Kniekehle. Takaos Arm schlängelt sich unter Hiromis Nacken durch und streichelt mit rauen Fingern über den Bartschatten auf Kais Wange. Kai legt einen Arm um Hiromi und erdet seine Hand zwischen den Körpern der anderen, ein wenig an Hiromis Hüfte und ein wenig an Takaos nacktem Bauch. Er fühlt sie gegeneinander atmen und brummt zufrieden, während er in den Schlaf abdriftet.   Kai wird von der Sonne geweckt und dem Mangel einer Bettdecke und von Siegfried, der auf ihm herumspaziert wie ein fehlgeleiteter Masseur. Takao hat sich um ihn und Hiromi geschlungen wie ein Oktopus. Hiromi hat sich im Laufe der Nacht in der Bettdecke eingepuppt wie eine Schmetterlingsraupe. Siegfried, der ihm seinen Hintern ins Gesicht hält, zwingt ihn schließlich zum Aufstehen. Er schiebt murrend den Kater vom Bett. Dann befreit er sich aus Takaos Oktopusumarmung und streckt sich, während er auf nackten Füßen in die Küche tappt. Er stolpert zweimal fast über Siegfried, der sich aggresiv an seinem Bein reibt. Kai schüttelt den Kopf als er sieht, dass Siegfrieds Futternapf noch immer halbvoll ist. „Du verfressener Kater“, murrt er resigniert. Dann holt er den Reiskocher aus der Ecke, in der er normalerweise verstaubt. Zeit für Frühstück. Irgendwann – es ist eigentlich noch zu früh für ihn – tappt Takao auf nackten Füßen zu ihm, einen zufrieden schnurrenden Siegfried im Arm. „Ich bin mir nicht sicher, ob Siegfried mich mag oder eifersüchtig ist“, verkündet er. „Er hat sich schon wieder voll auf mein Gesicht gelegt“ Kai zuckt mit den Schultern. „How to Tell if Your Cat is Plotting to Kill You”, er nickt vage in Richtung seines Bücherregals. Takao verdreht grinsend die Augen und krault Siegfried, der zufrieden schnurrt. Er lehnt eine Weile in der Tür, sieht Kai zu, wie er mühselig die Eier für Okonomiyaki aufschlägt. Als Kai sich murmelnd an einem Küchenschrank zu schaffen macht – wo ist noch gleich die Soyasauce gelandet? – erbarmt er sich seiner. Endlich. Takao überreicht Kai feierlich den armvoll Kater und greift an ihm vorbei in einen Schrank, um Soyasauce hervorzuholen. Dann wascht er sich die Hände und prüft die Konsistenz des geschlagenen Eis mit den Koch-Stäbchen. „Die Masse passt“, lobt er und klingt fast ein bisschen stolz. Kai verdreht die Augen und lehnt sich nun seinerseits an den Türrahmen. Takao unterdessen hackt eine Frühlingszwiebel, die er aus den Untiefen von Kais Kühlschrank fischt. Dann zauberter er Sesam aus einer Lade hervor, von dem Kai nicht einmal wusste, dass er ihn besitzt. „Jeder braucht Sesam, Kai“, belehrt Takao ihn auf seinen Blick hin. „Aber wozu?“, gibt Kai skeptisch zurück. Siegfried schmiegt sich schnurrend an ihn, während er Takao zusieht, wie er sich an seinem Herd zu schaffen macht und Okonomiyaki zaubert als hätte er nie etwas anderes getan. Ein Geräusch aus der Richtung von Kais Bett lässt Siegfried hellhörig werden und er springt behände von Kais Arm, um erhobenen Schwanzes davonzuspazieren. Es dauert nicht lange und Hiromi stolpert vollkommen zerstrubbelt zu ihnen. Kai beäugt das T-Shirt, das sie trägt. „Das hab ich gesucht“, murmelt er, halb zu sich, halb an Hiromi gewandt, die sich verschlafen an ihn lehnt, sich an seinem Arm festhält. „Aber es gehört jetzt mir“, erwidert sie undeutlich an seiner Schulter. Takao kichert und summt einen japanischen Popsong, der momentan überall im Radio läuft. Er rollt das letzte Okonomiyaki mit geschickten Stäbchen und richtet es auf einem Teller an. Dann streut er die gehackten Frühlingszwiebeln und Sesam darüber. Er begegnet Kais Blick. „Dafür braucht man Sesam“, erklärt er grinsend. Hiromi reibt sich übers Gesicht. „Ich hasse Jetlags“, murrt sie. „Ich will nur noch schlafen!“ „Du kannst dich wieder hinlegen?“, schlägt Takao vor. Kai versucht, ihr seinen Arm zu entziehen. Er scheitert. „Da bleiben!“, protestiert Hiromi und es ist entzückend. Kai schmunzelt, stupst sie an. „Wenn du meinen Arm loslässt, kann ich Kaffee machen“, verspricht er. Hiromis Blick wird sehnsüchtig. „Oh ja“, sie seufzt genüsslich; es ist fast ein wenig erotisch. „Kaffee!“ Takao lacht. Er pflückt Hiromi von Kai und nimmt sie in die Arme. Er drückt sie fest an sich und drückt ihr als sie protestiert nur einen Kuss auf die Stirn, die Nase, die Lippen. „Ich hab‘ dich vermisst“, verkündet er dann leise. Kai erhascht einen flüchtigen Blick auf das Lächeln, das warm bis in Takaos Augen funkelt. Etwas in Kais Innerstem zieht sich zusammen; etwas Kaltes greift nach seinen Eingeweiden. Dann wendet er sich dem Herd zu, wo Takao das Frühstück bereits in Schüsseln angerichtet hat und schüttelt den Kopf über sich. Er hat keinen Grund, eifersüchtig zu sein, sagt er sich. Die Kälte bleibt dennoch, während er sich der Mokka-Kanne zuwendet, wegen der Yuriy ihn trotz Katzenallergie bei seinen seltenen Reisen nach Japan besuchen kommt. Es dauert nicht lange, bis die Kanne blubbernd verkündet, dass der Kaffee fertig ist. Kai teilt den Kaffee auf zwei Tassen auf und drückt dann eine Hiromi in die Hand, die einen Schluck trinkt und prompt das Gesicht verzieht. „Da fehlt Zucker“, protestiert sie schwach, während Takao sie in Richtung Couch bugsiert. „Bringen wir dir mit“, verspricht er und kehrt zurück zu Kai, der ihm eine Schale zuschiebt, aus der der Geruch von Matcha aufsteigt. Takao küsst ihn unvermittelt. Hiromi küsst ihn genauso unvermittelt, als er sich neben sie auf die Couch sinken lässt. „Was-?“, Kai weiß nicht so recht, wie er darauf reagieren soll. Der Dunkelhaarige zuckt auf seinen irritierten Blick hin nur mit den Schultern, ehe er sich am Okonomiyaki bedient. Hiromi lächelt warm. „Man hat dir angesehen, dass du Bullshit denkst“, erklärt Hiromi schlicht. Siegfried kommt mit erhobenem Schwanz angelaufen. In seinem Maul trägt er etwas Grünes. Kais Gesichtsausdruck verfinstert sich, während Hiromi einen überraschten Laut von sich gibt als die Katze ihr das Blatt der Efeutute vor die Füße legt als sei es grandiose Beute. „Sieh mal an“, lacht Takao. „Siegfried wollte sich auch am Kochen beteiligen!“ Kai seufzt resigniert. „Unterstütz ihn bitte nicht auch noch“, gibt er finster zurück.   Das Wochenende fühlt sich an wie Urlaub. Kai ärgert sich am Montag nicht einmal über die falsch gepostete Job-Ausschreibung – wer kann bitte Buenos Aires und Brüssel verwechseln? – oder die gescheiterte Telefonkonferenz mit Hong Kong. Er verfolgt die Spur der Jobausschreibung nach wie ein Private Eye aus seiner Film-Noir-Sammlung und findet den Fehler bei einem Praktikanten, der nicht ordentlich angeleitet worden ist. Die neue Woche bringt auch ein Lebenszeichen von Rei, der ein schwarzgraues Bild in ihre Gruppe postet, in dem er mit einem wackeligen gelben Kreis eine etwas weniger graue Stelle markiert hat. Während Hiromi prompt mit einer Reihe an Herzchen und verschriftlichten Lauten der Entzückung reagiert, dreht er sein Handy mal nach links, mal nach rechts und fragt sich, was an diesem Klumpen Grau auf Schwarz besonders sein soll. Max postet ein „Congratulations, man!“ in den Chat. Kai tippt in Ermangelung einer besseren Antwort auf den Daumen nach oben und hofft, dass Rei es ihm nicht übel nimmt.   Rei nimmt es ihm nicht übel. Er ruft ihn später am Tag zu einer Zeit an, während der im Restaurant seines Onkels, in dem er arbeitet, Flaute herrschen muss. „Rei“, begrüßt ihn Kai beim Abheben. „Kai“, er stellt sich vor, wie Rei grinst. „Wie geht es dir?“ „Alles wie immer“, Kai brummt. „Siegfried ist verwöhnt und Hiromi wieder da“ Rei lacht. „Sie hat gestern am Abend lange mit Mao geskyped. Sie war echt beleidigt, dass weder du noch Takao ein Wort vom Baby gesagt habt“ „Naja, das sind ja eure Neuigkeiten“, Kai zuckt mit den Schultern, ehe ihm einfällt, dass Rei ihn nicht sehen kann. „Ich dachte ehrlich gesagt, Hiromi wüsste es schon, so eng, wie sie und Mao in Kontakt stehen“ Sie schweigen einen Moment. Kai blickt auf seinen Schreibtisch und kalkuliert, wie lange er sich Zeit für Rei nehmen kann. Er hat die Unterlagen für die Verhandlungen am nächsten Tag vor sich auf dem Tisch ausgebreitet und hat gerade die aktuelle Version des Vertrags neben die letzte gelegt, um sie zu vergleichen. Etwas daran kommt ihm komisch vor. „Hast du überhaupt Zeit?“, fragt Rei da. Kai wirft einen zweiten Blick auf die Verträge, durch die er sich noch arbeiten muss. Eine Stimme in seinem Kopf drängt ihn dazu, das Gespräch schnell hinter sich zu bringen. Er bringt sie mit einem grimmigen Blick zum Schweigen. „Klar doch“, antwortet er leicht. Rei schweigt; das ist ein sicheres Zeichen dafür, dass man ihn zum Reden zwingen muss. Kai hebt eine Augenbraue und fragt: „Wie geht es dir überhaupt? Hat Max dir schon die Dad Joke Compilation geschickt?“ Rei lacht und es klingt irgendwo wie ein Aufatmen. „Ja, aber ich hab‘ sie mir noch nicht angesehen“, antwortet er. Kai brummt amüsiert. „Solltest du“, rät er. „Wenn das Kind da ist, bleibt dir keine Zeit zum Üben. Da musst du dann liefern“ „Sprichst du aus Erfahrung?“, Rei kichert. Kai verdreht gutwillig die Augen. „Ich bin ein ernster Mensch, Rei“, erklärt er schmunzelnd. „Ich mache keine Witze“ „Dabei dachte ich, du wärst unser Katzenpapa“, triezt Rei. „Wirklich keine Dad Jokes?“ Hiromi und Takao hätten ihren kleinen Insider niemals mit allen G-Revolution teilen sollen. Kai blickt resigniert gen Zimmerdecke. Rei scheint zu spüren, dass er keine Lust mehr hat und wechselt das Thema. „Mao hat mich letztens dazu gezwungen, unsere Beyblades in einen Küchenschrank zu räumen“, erzählt er leichtfertig. „Sonst waren sie immer in einer Schachtel unter dem Bett, aber das bringt laut irgendeinem Ammenmärchen der Dorfältesten Unglück.“ Kai lacht bei der Vorstellung laut. „Was?“, hakt er verblüfft nach. Er hätte Mao nicht für abergläubisch gehalten. Obwohl ...  vielleicht scheitert sie auch wegen irgendeines schief gelaufenen Liebeszaubers daran, Rei zum Antrag zu bewegen. „Du hast schon richtig gehört“, Rei klingt ein bisschen verzweifelt. „Ich wusste nicht wie abergläubisch Mao und ihre ganze Familie ist“ „Rei“, mahnt Kai ihn streng. „Du stammst selbst aus einem Dorf, das Bitbeasts anbetet – eigentlich ganz speziell deines. Das bis vor rund zehn Jahren den Kontakt zur Außenwelt gemieden hat. Mich wundert es ehrlich gesagt, dass du nicht bei jedem Vollmond um Mitternacht irgendwelche Rituale durchführst“ Rei lacht auf. „Ich war eben immer ein Querdenker“, gibt er zurück und klingt als würde er grinsen. „Aber du hättest Lai sehen sollen: Er hat gestern das Haus mit irgendwelchen Kräutern ausgeräuchert. Ich konnte knapp die Nachbarn davon abhalten, die Feuerwehr zu rufen“ Rei klingt gequält. Er tut Kai irgendwo Leid. Wer hätte auch gedacht, dass in Lai eine Kräuterhexe der alten Schule steckt? „Immerhin können die euch nichts mehr antun“, scherzt Kai und lenkt das Gespräch dann um. „Bei mir kümmert sich Siegfried darum, dass keine bösen Geister oder Pflanzen in meiner Wohnung gedeihen. Erinnerst du dich an das Grünzeug, das du mir zum Einzug geschenkt hast?“ „Die Efeutute?“, kommt es prompt von Rei. „Die ist unkaputtbar! Du wirst mir doch nicht erzählen, dass du sie umgebracht hast?“ Er klingt fast ein wenig entrüstet. Kai räuspert sich peinlich berührt. „Also ich habe sie nicht umgebracht. Aber Siegfried hält sie aus irgendeinem Grund für Beute, deswegen wächst sie nie sehr lange. Er hat gestern erst Hiromi eine Tute vor die Füße gelegt“ Als Rei diesmal lacht, klingt es erleichtert. „Ich habe so langsam das Gefühl, deine Katze erzieht dich“, vermutet er. Dabei liegt er nicht ganz falsch; nicht, dass Kai das laut zugeben würde. „Ich weiß nicht wovon du sprichst“, erwidert er also unschuldig und wirft einen Blick auf die Uhr. „Ich muss leider so langsam zurück an die Arbeit“ „Ja, bei mir kommen gerade wieder Gäste. War schön, mit dir zu sprechen, Kai“, verabschiedet Rei sich. „Bis dann!“ Kai nickt. Dann legen sie auf.   Die Erkenntnis, was ihm am Vertrag aktuell komisch vorkommt, kommt am Abend, während er auf der Couch sitzt und zum hundertsten Mal The Maltese Falcon ansieht. Sam Spade sagt gerade Don’t be too sure I’m as crooked as I’m supposed to be, da fällt es Kai wie Schuppen von den Augen. Er hebt eine Augenbraue. „Na sieh mal einer an“, murmelt er in Siegfrieds Fell hinein. „Das hätte ich ihnen nicht zugetraut“ Siegfried antwortet mit einem Schnurren.   Die Verhandlungen beginnen am Dienstag zu einer gottlosen Zeit. In New York ist es verdammt spät; bei Kai ist es verdammt früh. Aber es ist das wichtigste Geschäft dieses Quartals, deshalb ist Kai sogar noch fünf Minuten früher im Konferenzraum als ursprünglich geplant. Es dauert nicht lange, bis ihre Konferenzschaltung funktioniert. Er erwartet Judy Tates Anwälte vor sich; sie lässt sich höchst selten dazu herab, direkt mit ihm zu verhandeln. Dass Max und Manabu beide jetzt vor einer Kamera eine halbe Welt entfernt vor ihm sitzen, geschniegelt und gestriegelt wie er selbst, ist eine Überraschung, mit der er nicht gerechnet hat. Was hat Judy jetzt schon wieder vor? Er verbirgt seine Überraschung geübt hinter seinem Pokerface und ordnet nochmals seine Unterlagen. Damit gesteht er zugleich Max und Manabu eine kurze Verschnaufpause zu. Sie kennen ihn nicht in Chefmontour – heißt, in Anzug und Krawatte. Sie wissen vermutlich auch noch nicht, wie er in Verhandlungen tickt. Kai beobachtet, wie sie einander einen Blick zuwerfen, den er über die Konferenzschaltung nicht deuten kann. Dann räuspert er sich. „Sollen wir anfangen?“, meint er. Max nickt in Richtung Kamera, ein selbstsicheres Lächeln auf den Lippen. „Klar doch, Kai!“, erklärt er. „Let’s do this!“ Es dauert nicht lange – die Verhandlungen sind in langer Hand vorbereitet – und sie sind beim Knackpunkt der Verhandlungen angeklangt: dem Importpreis ihrer neuen Getriebe, die Manabu für die PPB entwickelt hat. „Den Preis können wir echt nicht rechtfertigen, Kai“, gib Max zu bedenken. Er ist ein überraschend harter Verhandlungspartner; Kai dachte eigentlich immer, sein ehemaliger Teamkollege sei abgesehen von seiner Haarfarbe keineswegs wie Judy Tate. Er sieht langsam ein, dass er Max nicht für dumm verkaufen kann. Er verschränkt die Arme vor der Brust und blickt nachdenklich auf den Bildschirm im Konferenzraum, wo Max und Manabu zugeschaltet sind. „Die Investition, die ich damit mache, ist ein großes Risiko“, gibt er zu bedenken. „Außerdem habe ich bislang alle Importkosten alleine getragen; das wird es nicht mehr spielen“ „Das wissen wir auch zu schätzen, Kai“, kommt es von Manabu. „Aber die Produktionskosten sind nicht ohne, das weißt du. Du hast den Pitch und unser ursprüngliches Proposal gesehen, du weißt, wie viel das Material allein kostet.“ – „Vergiss‘ nicht, dass unser ursprüngliches Angebot schon ein Freundschaftspreis ist“, schaltet sich Max noch ein. „Wir haben wahnsinnig lange geforscht, bis wir eine Legierung gefunden haben, die umweltfreundlich hergestellt werden kann“ Kai überschlägt im Kopf nochmal die Zahlen, die er herunterbeten kann wie das Einmaleins. Er weiß ganz genau, dass er noch ein wenig Spielraum nach oben hat, doch sein Stolz verbietet es ihm, einzulenken. Er weiß dass dieser neue Prototyp einschlagen wird wie eine Bombe. Manabu weiß das. Max weiß das. Judy Tate weiß das. Am liebsten hätte Kai sich ja Manabu in die Firma geholt, noch bevor der erste Pitch draußen war; PPB war schneller. Kai vermutet, dass Emily York ihre Finger im Spiel hat. Sie und Manabu haben diese seltsame Gesprächsbasis, dagegen ist kein Kraut gewachsen. Er lässt sich noch einen Moment Zeit. „Na gut“, gibt er schließlich von sich. Er nennt eine Zahl, die Manabu das Pokerface vom Gesicht wischt. Max blickt alarmiert zu seinem Chefentwickler. „Kyouju?“, fragt er nach zwei, drei Sekunden, in denen Manabu einfach nur dasitzt. Max geht so weit, mit der Hand vor seinem Gesicht herumzufummeln: „New York to Kyouju, please come in“ Kai lacht leise. „Ich glaube, es hat ihm die Sprache verschlagen“, er schüttelt amüsiert den Kopf über Manabu. Der entschuldigt sich schließlich stotternd und mit hochrotem Kopf. Kai grinst und hält den Vertragsentwurf in die Webcam, ehe er ihn vor sich hinlegt. Er blättert den Packen Zettel bei einer der farbigen Markierungen, die er am Vorabend noch eingeklebt hat, auf und tippt auf einen der Paragraphen, die geändert wurden. „Ihr habt mich schon richtig verstanden, was das Angebot angeht“, erklärt er. „Aber ich will den Exklusiv-Deal, wie im ersten Proposal zugesagt. Der hat sich im jetzigen Entwurf in Luft aufgelöst“ Erwischt. Max wirkt schuldbewusst, das heißt er wusste davon. Kai kann Judy Tate so langsam echt nicht mehr leiden. Die Frau versucht es echt immer wieder. Max zögert einen Moment. Als Kai gerade wieder den Mund öffnen will, um den Preis doch zu drücken, lenkt er ein. „Alrighty“, gibt der Blonde von sich und klingt dabei gezwungen heiter. Kai nickt fachmännisch. „Ihr bekommt bis heute Abend Ortszeit ein endgültiges Angebot. Die Importkosten tragen wir, dafür kriegen wir den Exklusiv-Deal“ Max nickt; sein Lächeln verrutscht einen Moment und Kai liest Erleichterung in seinem Gesicht. Er verkneift sich ein zufriedenes Schmunzeln. Max muss noch an seinem Pokerface arbeiten. „Wir überarbeiten den Vertrag und schicken ihn euch bis morgen Abend.“, verkündet der Blonde ernst. „Dann müssen wir nur mehr einen Termin finden, an dem wir unterzeichnen“ Kai nickt und verabschiedet sich. Dann lehnt er sich zurück und tippt in ihren gemeinsamen Chat: „Manabu hat gerade das Geschäft seines Lebens gemacht. Nächstes Mal, wenn wir uns sehen, gibt er eine Runde aus“ Rei reagiert mit einem Daumen hoch. Von den anderen ist um diese Uhrzeit noch niemand wach.   Hiromi schickt ihm und Takao irgendwann am frühen Nachmittag ein Foto von Siegfried. Dazu schreibt sie: „Siegfried vermisst euch“ Kai gluckst, während er eine Antwort tippt: „Siegfried vermisst Futter, meinst du“ Takao schickt ein lachendes Emoticon. Dann: „Sehen wir uns später?“ Kai und Hiromi reagieren beide mit einem Daumen hoch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)