Katzenpapa von FreeWolf (Beyblade 2020: März) ================================================================================ Kapitel 1: digital detox ------------------------ Es ist Sonntagmorgen. Siegfried knuspert in der Küche, Kai sitzt mit einer Tasse Kaffee auf der Couch. Vor Kai auf dem Beistelltisch thront sein Laptop, Skype ist geöffnet. Alles ist still. Kai sollte durchatmen, sich entspannen, die Ruhe genießen, aber irgendwie funktioniert das heute nicht so recht. Vielleicht liegt es daran, dass er allein ist, gefühlt zum ersten Mal in der ganzen Woche. Es ist ein seltsames Gefühl. Im Chat haben er und Manabu, der neben ihm als einziger pünktlich online erscheint, Lebenszeichen von sich gegeben. Na gut, es ist früh – bei ihm und Rei und Takao und Daichi zumindest. Bei Manabu und Max ist es ziemlich spät. Wie aufs Stichwort blubbert sein Laptop mit einer Nachricht von Max: „hello, sunshines!“ Bei Hiromi ist es jetzt wohl irgendwo zwischen früh und spät. Kai greift instinktiv nach seinem Handy, will ihr entgegen aller Vorsätze schreiben, doch er wird von einem erneuten Blubbern von seinem Computer abgelenkt. Eine Nachricht von Rei taucht auf: Eine Reihe von Chili-Emoticons. Kai schmunzelt, ehe er mit einem Daumen nach oben antwortet. Es ist ein alter Witz, der aber immer noch Spaß macht. Sie warten; ihr monatliches Skype-Date startet immer der letzte, der dazukommt. Meistens ist das Takao. Er war noch nie der pünktlichste, bemüht sich inzwischen aber mehr. Daichi bemüht sich dagegen nicht im Geringsten; meistens zieht Takao ihn aus dem Bett, weil der Jüngere noch mehr schläft als Takao, sofern das überhaupt möglich ist – so wie er noch mehr isst als Takao, was auch niemand für möglich gehalten hat. Vielleicht ist Takao inzwischen verlässlicher, weil er sich neben sich selbst auch darum kümmert, dass Daichi pünktlich das Haus verlässt, mutmaßt Kai. Es ist still geworden in der Küche. Kai wirft einen Blick über die Sofalehne hinweg. Das ist verdächtig. Kai will gerade aufstehen, um nach dem Rechten zu sehen, da meldet sich sein Laptop mit einem durchgehenden Blubbern. Die Skype-Konferenz startet mit Takao, der in die Kamera grinst. „Hey Leute!“ „Bist du wieder nicht aus dem Bett gekommen, Takao?“, meldet sich Max vom anderen Ende der Welt. Hinter ihm sieht man verpixelt sein halb abgedunkeltes Zimmer. Takao zeigt einen Wecker in die Kamera. „Irgendein kleines Aas“, er wirft betont einen Blick zur Seite, zu jemandem, der sich außerhalb des Bildes befindet, „hat alle Uhren verstellt“ „Du hast es verdient!“, tönt es da von Daichi. Takao lehnt sich in seinem Schreibtischstuhl zurück, neben ihm wird Daichi sichtbar, der wütend mit dem Fuß aufstampft. „Das hab‘ ich nur gemacht, weil du gestern mein Frühstück gegessen hast!“ Kai fällt auf, dass er nie nachgefragt hat, wieso sich Daichi in letzter Zeit so viel im Dojo aufhält. Takao verschränkt die Arme vor der Brust und sieht beleidigt in die Luft. „Weil du ohnehin zu spät dran warst! Du konntest das gar nicht mehr aufessen“, gibt er zurück. Kai, Rei und Max verdrehen beinahe zeitgleich die Augen. Bevor Takao und Daichi sich weiter in ihrer Kabbelei verlieren können, lenkt Max die Aufmerksamkeit auf sich. „Ich muss euch was zeigen, Leute!“, er grinst verwegen in die Kamera, dann tippt er etwas. Wenig später öffnet Kai ein Bild von Max neben seiner kleinen Schwester, die ein Stück Papier in die Kamera hält und ein strahlendes Zahnlückenlächeln lacht. „Charlotte hat mir ein Bild von Draciel gemalt!“, verkündet der Blondschopf enthusiastisch. Kai sieht nochmal genauer hin und erkennt unscharf die Umrisse einer Schildkröte. Schon süß. „Alter, als ich sie das letzte mal gesehen habe war sie noch so klein“, kommt es entgeistert von Daichi, „Ich fühl mich grad so alt“ Wenn Daichi sich alt fühlt, ist er selbst wohl schon zu Staub zerfallen und weiß es nur noch nicht, überlegt Kai, während er Kaffee trinkt. In der Küche klappert etwas, dann ist es wieder still. Kai hebt skepitsch eine Augenbraue, sieht zur Seite, wird aber gleich wieder von der Skype-Konferenz abgelenkt. „Hat sie den Beyblade, den Emily-chan ihr geschenkt hat, schon ausprobiert?“, meldet sich Manabu zu Wort, dessen Anwesenheit sich bislang nur im Geräusch von Fingern, die frenetisch tippen, geäußert hat. Es ist als könne er seine Finger nicht stillhalten. Seine Umgebung ist undefinierbar für Kai. Max hingegen scheint genau zu erkennen, wo er sich aufhält. „Kyouju, was machst du in der PPB?“, entfährt es dem Blondschopf entrüstet. „Es ist fucking Sonntag!“ Zeitgleich ruft Takao: „Emily-chan? Sag nicht ihr wart endlich auf einem Date!“ Manabu übergeht Takaos Ausruf, läuft aber knallrot an und hebt die Schultern. „Ich muss bis zum Meeting morgen noch das Programm fertigschreiben“, erklärt er. „Es ist aufwändiger als ich gedacht habe, ich muss noch das Protokoll schreiben und die Bugs fixen, aber wenn es fertig ist und funktioniert-“ Das klingt als würde Manabu etwas Großes entwickeln. Kai spitzt die Ohren. Sein Geschäftssinn erwacht. „Woran arbeitest du denn momentan?“, hakt er nach. Manabus Ohren werden rot, Max wirkt als hätte er gerade ein Staatsgeheimnis ausgeplaudert. Etwas richtig Großes also, stellt Kai fest. Darüber muss er mehr in Erfahrung bringen. Bevor Manabu eine Antwort stammeln kann, ertönt ein Scheppern aus der Küche. Kai fährt zusammen und flucht. Er überschlägt noch während er aufspringt, was er auf der Anrichte hat stehenlassen. Eine Tasse? Nein, davon hat er doch – „Fuck“ Als Kai den kleinen, offenen Küchenbereich seiner Wohnung betritt, begrüßt ihn eine Lache aus Scherben, Kaffeesatz und dem restlichen Kaffee, den er sich noch nicht eingegossen hatte. Er seufzt abgrundtief und fährt sich mit der flachen Hand übers Gesicht. Das war’s dann wohl mit Kaffee aus der French Press Sonntag morgens. Siegfried streicht ihm um die Beine, das elende Unschuldslamm. Aus dem Wohnzimmer hört er gedämpft die Stimmen der anderen im Gruppenchat durcheinanderreden. Er atmet tief durch, holt sein Handy hervor und macht einen Schnappschuss von dem Schlamassel. Er schickt es zuerst an ihren Gruppenchat. Sein Laptop gibt mitleidige Laute von sich – sofern er sie identifizieren kann. Kai seufzt erneut, ehe er sich daran macht, den Schlamassel zu beseitigen.   Kai lässt sich wenig später mit Siegfried über seiner Schulter, der zufrieden schnurrt und die Krallen in seine Schulter gräbt, wieder auf die Couch sinken. „Wer ist denn der Schmusekater?“, fragt Max ganz hingerissen. Siegfried macht Anstalten, sich davonzumachen, doch Kai hält ihn fest und nimmt ihn in den Arm wie ein Baby, was Hiromi sicher einen entzückten Laut entlocken würde. „Siegfried!“, tönt es von Takao, der einen überraschten Blick von Daichi ignoriert. Takao macht ein lockendes Geräusch. Siegfried registriert die bekannte Stimme. Seine Ohren zucken in Richtung des Laptops, er streckt sich. „Hast du wieder eine neue Katze aufgegabelt, Kai?“, fragt Max. Kai verdreht die Augen. „Das ist immer noch dieselbe, die ich im Sommer aus dem Tierheim mitgenommen habe“, brummt er und krault den Bauch des Katers. Siegfried scheint zu wissen, dass er über ihn spricht, denn er blickt auf und maunzt, ehe er sich in Kais Arm schmiegt. Sein Schnurren wird lauter. Max lacht. „Wie kommst du immer auf die Namen?“ Kai zuckt nur mit den Schultern. Er krault Siegfried, der zufrieden scheint, und fühlt sich sehr sonntäglich aufgelegt, mit der Katze auf dem Arm und der Sonne, die von links hereinscheint. „Wo ist Hiromi heute eigentlich?“, kommt es von Rei. Sein Bild wackelt kurz. Max gähnt, ohne sich die Hand vor den Mund zu halten. „Ist sie nicht irgendwo im Urlaub?“, antwortet er. „Hat sie nicht irgendwas von Europa gesagt?“, erinnert sich Manabu. „Mit den Bladerinnen?“ „Stimmt!“, Rei lacht verzögert. „Mao war stinkbeleidigt, weil sie nicht mitkommen konnte!“ Kai gibt nur einen undeutlichen Laut von sich. „Sie wollten die Côte d’Azur entlangfahren“, gibt er von sich und verschweigt den anderen, dass Hiromi ihm und Takao bei ihrer Ankunft ein Foto aus Nizza geschickt hat. Offiziell hat Hiromi einen digital detox über sich selbst verhängt und ist nicht erreichbar. Sie wollte nachdenken, hat sie gesagt als sie sich verabschiedet hat. Bei Kai hat das ein seltsames Gefühl hinterlassen. „Sie hat uuuuun- äh, unter Umständen ihren digital detox unterbrochen und ein Foto aus Nizza geschickt!“, verkündet Takao mit breitem Grinsen. Das Stocken hat hoffentlich nur Kai bemerkt. Er fühlt sich einen Moment so als schaue Takao spezifisch ihn an, aber das ist Blödsinn. Kai brummt undeutlich. Siegfried schmiegt sich aggressiv gegen seine Hand. Sein Handy vibriert kurz. Takao hat einen Screenshot von ihm im Bildschirm, wie er Siegfried auf dem Arm hält, an den Gruppenchat geschickt, zu dem nur sie beide und Hiromi gehören. Unter dem Bild steht „Katzenpapa“ und ein Herz. Kai schüttelt schmunzelnd den Kopf. Er antwortet mit einem ausdrucksstarken Emoji einer Hand, die den Mittelfinger ausstreckt und einem Katzen-Emoji. „Wir-“, Reis Stimme klingt verzerrt als er spricht. Seine Internetverbindung ist wie so oft nicht sehr gut. Der Lag ist lästig, aber Rei kann nichts dafür. Er teilt sich das Internet mit irgendeinem Nachbarn und das klappt nicht immer so, wie es soll. Kai kennt das schon. Er wartet geduldig, bis das Video aufhört zu wackeln und nicht mehr so verpixelt aussieht. Reis Mund bewegt nicht gemeinsam mit seiner Stimme, das Bild hinkt hinterher. Rei gibt ein frustriertes Geräusch von sich, das verspätete bei ihnen ankommt, kurz darauf erscheint im Chatfenster die Nachricht, dass er seinen Computer neu starten muss. Also tun sie das, was sie immer tun, wenn Reis Computer oder seine Internetverbindung nicht mitmachen: Sie warten. Sie unterhalten sich über Belangloses.   Dann ist Rei zurück, die Verbindung scheint besser zu sein, denn man versteht ihn endlich: "Was ich vorhin sagen wollte, bevor mein Nachbar beschlossen hat, dass er mir den Tag versaut: Wir haben Neuigkeiten" Immer wenn Rei "wir" sagt, meint er neuerdings Mao und sich. Die beiden haben sich in Hong Kong niedergelassen; Mao wollte nicht ais China weg, Rei wollte auf ein wenig Gefühl von Welt nicht verzichten - die Konsequenz war ein Kompromiss, der keiner ist. Kai weiß nicht, was die beiden aneinander finden; es ist allerdings auch nicht seine Angelegenheit, deshalb mischt er sich nicht ein. Max gibt ein interessiertes Geräusch von sich, Takao und Daichi hören auf, einander zu trietzen, und kommen näher zum Laptop, Manabu hört auf zu tippen. Rei scheint auf eine Antwort seinerseits zu warten. Kai macht ein mäßig interessiertes Geräusch in seine Kaffeetasse hinein, überschlägt ihr Alter, schließt mit sich selbst eine Wette ab: Sie haben sich ein Paar-Tattoo stechen lassen, eines dieser unglaublich peinlichen, das sie irgendwann bereuen werden. Rei hat es endlich geschafft, Maos unglaublich unsubtile Andeutungen zu verstehen und hat ihr einen Antrag gemacht. Daran glaubt Kai nicht wirklich, sein ehemaliger Teamkollege war in Liebesdingen immer ziemlich schwer von Begriff. Der Umstand, dass Mao niemals aufgegeben hat, ist etwas, was er an ihr bewundert. Beneiden tut er sie nicht im Geringsten um diesen unglaublich begriffsstutzigen Kerl. "Wir sind schwanger!" Kai verschluckt sich fast so sehr an seinem Kaffee wie damals als Boris verkündet hat, dass er nach Japan zieht. Niemand hat es kommen sehen, niemand versteht es. Offensichtlich war Rei in Sachen Sex weitaus weniger begriffsstutzig als in Beziehungsdingen, ist Kais erster Gedanke. Er hustet. Reis Verbindung ist wieder halb weg und alle reden durcheinander, sodass Kai nur die Hälfte seiner Frage hört. "- in Ordnung, Kai?" Nein, Kai ist nicht in Ordnung. Er macht ein gequältes Geräusch und hofft auf eine bessere Verbindung. "Jaja", brummt er nur. "Schwanger also?" Die anderen geben Laute der Gratulation von sich, aber Kai muss sich noch fangen. Rei bejaht etwas zu enthusiastisch und Kai denkt, dass sechsundzwanzig irgendwie schon jung ist für ein Kind. Andererseits - er leitet die Hiwatari Quality auch schon seit einem Jahr und hat sich dasselbe anhören müssen, von allen Seiten, seiner Mutter mit eingeschlossen. "Gratuliere", würgt er also hervor und meint es auch so. Er freut sich wirklich für Rei. Er weiß, dass es nicht der ideale Zeitpunkt ist, aber Mao und Rei kriegen das schon irgendwie hin. Er vertraut darauf, mit einer Zuversicht, die er sich selbst niemals zugetraut hätte. „Wann ist es soweit?“, will nun Max wissen, während Kyouju sein Tippen wieder aufnimmt. Rei grinst und beginnt zu erzählen, dass alles noch wahnsinnig frisch ist und sie es noch nicht groß rumerzählen sollen. „Die ersten drei Monate sind nämlich recht kritisch“, bemerkt der Chinese ihrer Runde im Lehrmeisterton. Das hat er wohl vom Arzt, mutmaßt Kai und bereut es ein wenig für Rei und Mao, dass sie sich keine peinlichen Partner-Tattoos haben stechen lassen. Er hört mit halbem Ohr zu, während er Siegfried streichelt und die anderen auf seinem Bildschirm beobachtet. Ihm fällt auf, dass Daichi so aussieht, als versuche er sich daran zu erinnern, wo Babies herkommen. Kai drängt den Impuls zurück, das eine, gewisse Aufklärungsgespräch mit Daichi nachzuholen. Dafür ist er nicht verantwortlich, sagt er sich und trinkt noch einen Schluck Kaffee. Es vergeht noch etwa eine Viertelstunde, während der sie über alles und nichts reden wie meistens. Rei ist recht schweigsam, scheint selbst noch zu verdauen, dass er Vater wird. Dann wird es bei ihm plötzlich laut. Mao winkt ihnen über die Webcam verschwommen zu. Das Bild verpixelt wieder, man hört Rei fluchen, dann verschwindet sein Video und sein Audio und er schreibt in den Chat: „Meine Internetverbindung stinkt wieder ab. Bis bald, Leute!“ Zur selben Zeit flucht Kyoujou und er verabschiedet sich hastig, weil er einen kritischen Abschnitt in seinem Code erreicht hat, für den er laut nachdenken muss. Max wird von Charlotte überfallen und auch er verabschiedet sich, nachdem Charlotte einmal fröhlich ihr Zahnlückenlächeln in die Webcam geschickt hat. „Wir gehen heute in den Zoo!“, verkündet sie in einem Japanisch, das manchmal englische Wörter enthält. „Zoo“ klingt etwa wie „suu“, weil sie es auf Englisch ausspricht. Kai sollte daran gewohnt sein, weil sie sich das sehr offensichtlich von ihrem großen Bruder abgeschaut hat, er findet es trotzdem seltsam. Am Schluss sind nur noch Takao und Daichi übrig. Takao will gerade etwas sagen, da tritt Kinomiya senior ins Bild. „Ist das Kai?“, fragt er an Takao und Daichi gewandt und beugt sich dann sehr sehr nah an die Webcam. Kai hört Daichi und Takao gedämpft protestieren und nickt. „Hallo, Kinomiya-san“, begrüßt er den alten Herren höflich, der breit grinst. „Wie geht es dir? Hältst du deine Angestellten schön auf Trab?“, fragt Takaos Großvater nach wie jedes Mal, wenn Kai ihn sieht. Er hat sich auf sein Shinai gestützt. Kai nickt erneut. Das scheint für Kinomiya-san zu genügen, denn er lacht. „Lass‘ dich mal wieder blicken, Junge!“, fordert er ihn auf, ehe er sich umdreht und Takao und Daichi anherrscht, wieso sie die Trainingsausrüstung noch nicht fertig ausgeräumt haben. Takao im Bildschirm verdreht die Augen. „Jaja, Ojii-chan“, gibt er zurück. „Aber müssen wir das wirklich jetzt machen? Wir lassen die Neuen ohnehin nicht gleich morgen aufeinander los, die brauchen die Shinai da noch nicht!“ Kinomiya-san antwortet etwas Unverständliches. Kai stellt sich vor, dass der alte Kinomiya gerade lautstark protestiert. Er verschwindet aus dem Bild, kurz darauf hört man einen lauten Knall. Takao flucht, springt auf, verschwindet aus dem Bild. „Nein Ojii-chan, das mache ich!“, protestiert Takao so laut, dass Kai sich an den Sommer erinnert fühlt als sie fast die ganze Zeit im Dojo auf Futons geschlafen haben. Kinomiya-san und Takao haben sich damals laufend über die Erledigung der Aufgaben in Haushalt und Dojo gestritten. Sie streiten sich anscheinend immer noch, auch wenn Takao inzwischen darum streitet, die Aufgaben erledigen zu dürfen statt sie auf seinen Großvater abzuwälzen. „Daichi und ich haben alles im Griff!“, Takao kommt schnaubend wieder ins Bild, stemmt die Hände in die Hüften. Er sieht zur Seite. Aus der Richtung taucht auch Daichi auf, der über die Schulter blickt, wohl in Richtung der Tür, durch die der alte Kinomiya verschwunden ist. „Ich glaub jetzt glaubt er's uns“, meint er. Takao zuckt mit den Schultern. „Bei dem Alten weiß man nie“, gibt er dunkel zurück. Kai kann nicht anders; er lacht. Er versucht noch, das Lachen in seiner Kaffeetasse zu ertränken, scheitert jedoch kläglich. Er verschluckt sich. Deswegen hört er Takaos Erwiderung nicht, der die Arme verschränkt hat und in die Webcam schmollt. Daichi hat sich schon verabschiedet. Takao lässt den Kopf in einer dramatischen Geste auf den Tisch vor dem Computer sinken. „Kai“, macht er gedehnt in klagendem Ton. „Ich vermisse Hiromi!“ Kai macht ein vages Geräusch, auch wenn er Takao am liebsten beipflichten würde. Stattdessen fragt er: „Sehen wir uns heute?“ Er fühlt sich aus dem Gleichgewicht, weil Hiromi nicht da ist, die normalerweise die Sonntage mit ihm verbringt und ihn vom Arbeiten abhält. Takao macht den Mund auf, wird aber von einem Krachen unterbrochen. Takao macht eine Handbewegung und geht aus dem Bild. Kai hört ein entnervtes „Wir sind doch dabei, Ojii-chan!“ von Takao und einen Schmerzenslaut von Daichi, der wohl das Shinai abbekommen hat. Dann taucht Takao wieder auf. „Sorry, Kai, Ojii-chan hat sich voll darauf fixiert, dass wir heute die Shinai alle polieren“, er seufzt. Kai winkt ab und sie verabschieden sich. Das Schweigen, in dem Kai zurückbleibt, fühlt sich an wie eine Decke, die sich über ihn legt. Er seufzt, lehnt sich zurück, will den inzwischen kalten Kaffee austrinken, nur um festzustellen, dass seine Tasse bereits leer ist. Siegfried befreit sich aus seinem Griff, um sich auf seinem Lieblingsplatz auf der Couch zusammenzurollen. „Schwanger also, hm?“, murmelt Kai und schüttelt den Kopf. Er findet das irgendwo surreal. Er schickt Takao und Hiromi ein Bild von Siegfried, ohne weiteren Kommentar. Takao antwortet wenige Minuten später mit einem „Ich sag doch: Katzenpapa!“ Hiromi scheint den digital detox wirklich durchzuziehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)