Ein Schritt in die richtige Richtung von Berrii ================================================================================ Kapitel 1: Eine Entscheidung ---------------------------- Temaris Rückreise verlief wie immer ziemlich unspektakulär. Wie immer hatte sie an jeden der drei Abende nebenher ihren Bericht geschrieben, damit sie ihn zuhause direkt Gaara in die Hand drücken und ihre Ruhe haben konnte. Dieser hatte nur in typisch stiller Manier das Schriftstück entgegen genommen und auf seinen Stapel der abgearbeiteten Akten gelegt. Ein Vorteil für den Kazekagen, Berichte seiner Geschwister konnte er guten Gewissens ohne Gegenlesen archivieren, das sparte auch ihm Zeit. „Und wie war's dieses Mal?“, fragte Kankurou, als sie sich im Wohnzimmer auf eines der Sofas langlegte. Gelangweilt winkte die Blonde ab: „Ah, das Spannendste des Examens hast du ja gesehen. Aber dieser Papierkrieg, vor allem davor, ist echt ätzend.“ „Na wenigstens hast du dabei Gesellschaft und leidest nicht alleine.“, scherzte der Puppenspieler und ließ eine seiner kleinen Marionetten die Decke entlang laufen. Temari sah der Holzfigur zu und dachte an den Mist, den Shikamaru und sie an ihrem letzten Abend verzapft hatten. Es war alles andere als elegant, was sie beide da hingelegt hatten. Aber war dass nicht auch das ausgemachte Ziel des Abends gewesen? Das ihr gemeinsamer Ausflug in die Dummheit nicht ohne Folge geblieben war, wurde Temari zwei Wochen später bewusst. Seit Tagen ging es ihr miserabel, aber vor allem am frühen Morgen kämpfte sie mit einer starken Übelkeit, die sie immer in die Knie zwang. Zunächst hatte die Blonde es auf einen Infekt geschoben, aber nach über einer Woche ohne Veränderung konnte sie die Augen nicht mehr davor verschließen. Wütend auf sich selbst, mied sie die Gesellschaft eines jeden und verbrachte die meiste Zeit alleine in ihrem Zimmer, wo sie sich den Kopf darüber zerbrach, wie es weitergehen sollte. Verdammt nochmal, sie wollte das Wort weder sagen, noch denken. Von Tag zu Tag war sie frustrierter, weil ihr einfach kein Ausweg einfiel. Aber wie hätte das auch passieren sollen? Es gab keinen, das Ding war gelaufen. Ihren Brüdern entgingen ihre Launen nicht. Klar, sie war öfter mal schlecht drauf, aber dass sie neue Maßstäbe erreicht hatte, war auch Kankurou und Gaara bewusst geworden. Und so hatten sie ihre Schwester besonders aufmerksam im Auge behalten. Nachdem sie zwei Wochen beobachtet, aber geschwiegen hatten, standen die beiden an einem Morgen in der Badezimmertür, während die Blonde würgend über der Toilette hing. „Jungs, es ist fünf Uhr morgens, habt ihr nichts besseres zu tun?“, murrte Temari und wischte sich mit dem Handrücken den kalten Schweiß von der Stirn. Kankurou verschränkte die Arme und lehnte sich in den Türrahmen: „Für wie blöd hältst du uns eigentlich?“ Genervt seufzte sie auf: „Oh man, bitte nicht jetzt.“ „Wann sollten wir dich denn sonst darauf ansprechen?“, fragte Gaara und reichte ihr ein Handtuch. Frustriert nahm die Blonde das Handtuch entgegen und wischte sich kurz über den Mund, ehe sie sich ihren Brüdern gegenüber an die Wand setzte: „Wie wäre es mit gar nicht.“ Der Puppenspieler hob eine Augenbraue: „Du kotzt dir seit drei Wochen jeden Morgen die Seele aus dem Leib und redest kein Sterbenswörtchen mit uns. Erwartest du echt, dass wir nichts sagen?“ Wieder ein Grummeln von der Frau, die den Kopf hängen ließ und sich mit der Hand durch die Haare fuhr. Der Jüngste hockte sich zu ihr hinunter: „Ist dir überhaupt klar, was los ist?“ Ein ungläubiges Lachen entwich ihr: „Ja, durchaus, ich bin nicht blöd.“ „Und warum sagst du uns dann nichts?“, wollte Kankurou wissen, „Und komm nicht mit 'das geht euch nichts an' – wir wohnen alle zusammen unter einem Dach, also geht es uns sehr wohl etwas an.“ Schnaubend blickte sie dem Stehenden ins Gesicht: „Man darf ja wohl noch seine Gedanken sortieren.“ Der Rothaarige klappte den Klodeckel runter und ließ sich darauf nieder: „Erzählst du uns nun davon?“ „Was soll ich denn sagen?“ „Vielleicht, dass du schwanger bist?“, half der Puppenspieler ihr auf die Sprünge. Grummelnd hielt sich Temari eine Hand über die Augen. „Kann es sein, dass du es verdrängen wolltest?“, warf Gaara ein und legte leicht den Kopf schief. „Schön wäre es, wenn es ginge.“, Temari lehnte den Kopf zurück an die Fliesen und starrte an die Decke, „Das war nicht geplant.“ Kankurou nickte leicht: „Das hatten wir uns gedacht. Wobei wir nicht nachvollziehen können, wie es dazu kam.“ Sie atmete hörbar ein und aus: „Ja, schon klar, ich bin ja sonst auch die Vernünftige...“ „Klingt, als wärst du es wohl einmal nicht gewesen?“, tastete sich der Kazekage langsam voran. Temari schüttelte leicht den Kopf: „Nein, nicht vernünftig, sondern richtig richtig dumm.“ „Oh Kami...“, nun war es Kankurou, der im Anbetracht dessen, was ihre Schwester ihnen gleich erzählen wollte, die Hand über die Augen legte, „Kommt jetzt eine Story von einem One-Night-Stand mit einem wildfremden Typen?“ Nüchtern blickte diese zu dem Puppenspieler. Beide Brüder schwiegen und starrten wiederum abwartend die Blonde an. „Ja, es war ein One-Night-Stand. Sturzbetrunken.“ Fassungslos klappte Kankurou die Kinnlade auf: „Dein Ernst?“ Sie lachte bitter: „Oh, wart's ab, es wird noch besser.“ Gaara hatte mittlerweile die Pose mit der Hand über den Augen übernommen und seufzte tief. „Was denn noch?“ „Es war Shikamaru. Ebenfalls betrunken.“ In dem Moment entglitten dem älteren Bruder sämtliche Gesichtszüge. Kurz warf er die Hände über den Kopf und drehte sich von ihr weg, um sich einen Moment später wieder zu ihr zu wenden: „Du hast ihn abgefüllt und flachgelegt?“ „Ja und nein.“, gab die Blonde ehrlich zurück, dachte dann aber nochmal darüber nach, „Wobei, Ja und Jein.“ „Könnten wir den Punkt bitte übergehen?“, bat Gaara murmelnd, doch das kam bei den Älteren nicht an. „Was soll das heißen?“ „Ich hab angefangen, aber da ich unten lag, würde ich wohl sagen, dass er mich flachgelegt hat!“, meckerte sie geladen zurück, „Sind das jetzt genug Details für dich?“ „Wie zum Teufel nochmal kommst du auf die Idee, Sex zu haben, ohne zu verhüten? Mal abgesehen davon, das du mit dem Intelligenzbolzen schlechthin aus Konoha geschlafen hast, der doch selbst auf den Trichter hätte kommen können!“ „Wir wollten an dem Abend halt mal nicht die Vernünftigen raushängen lassen. Eigentlich wollten wir uns nur zusammen betrinken. Wobei nicht mal das geplant war... Eigentlich nur, dass wir etwas trinken gehen.“, erklärte sie nun etwas ruhiger, „Es ist dann aber etwas ausgeufert und auf dem Heimweg ist es dann passiert!“ Kurz herrschte Stille zwischen den drei Geschwistern. „Glaubt ihr etwa, ich hab es mir ausgesucht, von meinem besten Freund schwanger zu sein?“ „Naja... Da du das Wagnis in Kauf genommen hast...“, entgegnete der Rothaarige und stützte den Kopf auf den aufgestellten Armen ab. „Vielen Dank für die Blumen, ich weiß, dass es dumm war.“ Kankurou setzte sich nun ebenfalls hin und lehnte sich an den Türrahmen: „Und was hast du nun vor?“ „Darüber zerbreche ich mir noch den Kopf.“, gab sie ehrlich zu. „Naja, vielleicht wäre der erste Schritt, dass du Shikamaru davon erzählst? Ihn geht es ja genauso an.“, schlug Gaara vor. „Ich weiß nicht, wie ich das machen soll...“, Temari legte ihren Kopf in die Hände und starrte auf die Fliesen, „Dafür ist er doch gar nicht bereit.“ „Also ich bezweifle sehr stark, dass er dich mit der Verantwortung alleine lässt.“, meinte Kankurou monoton, „Das wäre nicht sein Stil. Außerdem würde ich ihm das nicht raten, dass könnte ungesund für ihn enden.“ Der Kazekage grinste: „Und dafür müssten wir nicht mal in Aktion treten...“ Temari entwich ein kurzes Lachen: „Schon klar, Jungs.“ „Sei doch ehrlich, du würdest ihm den Arsch aufreißen, sollte er dir eine Abfuhr erteilen.“, der Puppenspieler stupste kurz mit seinem Fuß gegen ihren, „Also, wann willst du es ihm sagen?“ Die Blonde legte eine Hand über die Lippen und nippte am Zeigefinger: „Keine Ahnung. Brief ist nicht das Richtige.“ „Nein, persönlich wäre besser.“, pflichtete Gaara ihr bei und erhob sich, „Kankurou wird dich begleiten, ihr könnt nachher direkt los.“ „Was?!“, fiel seine Schwester aus allen Wolken und riss den Kopf hoch. Der Rothaarige hob eine Augenbraue: „Je früher, desto besser.“ Auch Kankurou stand auf: „Ich hab zwar überhaupt keine Lust, aber er hat Recht. Lieber jetzt, bevor du mit einer Kugel dort auftauchst. Das wäre etwas unpassend.“ „Mal abgesehen davon, dass das Reisen für dich nicht leichter wird.“, warf Gaara hinterher und drückte den Knopf der Spülung, um Temaris Mageninhalt ins Nirvana zu befördern. „Dafür bin ich nicht bereit...“, grummelte sie und ließ wieder den Kopf hängen. „Komm schon, Schwesterchen...“, ungnädig griff Kankurou nach einer ihrer Hände und zog sie auf die Beine, „Nimmst du Gratulationen zur Schwangerschaft an?“ Für den Scherz hätte sie ihm eine überbraten können, doch sein breites Grinsen rettete ihn. „Freu dich nicht zu früh. Du wirst Onkel. Klingt das nicht schön alt?“ Schulterzuckend verließen sie zusammen das Bad: „Ich werd ja nicht allein Onkel, von daher.“ Shikamaru war überrascht gewesen, als er den Auftrag erhielt, Besuch aus Suna zu eskortieren. Das Examen war ja längst gelaufen und auch so gab es nichts, weswegen ein Besuch anstehen könnte. Also musste es etwas Außerplanmäßiges sein. Und so stand er nun bereits über eine Stunde hier und fragte sich, was da so lange dauerte. Eigentlich waren alle drei der Suna-Geschwister überpünktlich, aber heute zog es sich aus irgendeinem Grund in die Länge. Langsam zweifelte er die Nachricht an oder zumindest ihre Korrektheit, die der Hokage erhalten hatte. Eine weitere Stunde später waren endlich Temari und Kankurou in Sicht. Wieder etwas Verblüffendes, was war denn so wichtig, dass sie im Doppelpack kamen? „Tag auch.“, begrüßte der Nara die beiden, als sie bei ihm eintrafen. Kankurou lief unbeirrt weiter und hob kurz die Hand zum Gruß: „Hey. Ich find allein den Weg.“ Fragend schaute er dem anderen hinterher, ehe er sich wieder der Blonden zudrehte: „Ist irgendwas?“ Die Frau seufzte tief. Sie hatte unterwegs viele Diskussionen mit ihrem Bruder geführt und sich das Gehirn zermartert, wie sie die Sache am Besten zur Sprache brachte. Seit heute früh war ihr einfach elendig schlecht, sie wollte es einfach nur hinter sich bringen. Argwöhnisch musterte der Dunkelhaarige sie. Im fiel direkt auf, das sie etwas bleich um die Nase war und etwas kraftlos wirkte. „Können wir irgendwo reden? Unter vier Augen, wo uns keiner hört?“, fragte Temari ihn direkt. Er legte sich eine Hand in den Nacken und grübelte: „Benötigen wir dafür ein Haus, für den Fall der Fälle, das du lauter wirst?“ Sie beide wussten, wie impulsiv sie sein konnte. „Keine Ahnung.“ Oh Oh, dachte sich Shikamaru, wenn sie sich nicht sicher war, konnte das nichts Gutes bedeuten. Seine erste Vermutung führte ihn gedanklich zurück zu ihrer Nacht der Dummheiten... Das würde vielleicht auch das Verhalten des Puppenspielers erklären. „Wir können bei mir zuhause reden, da sollte dich niemand hören, im Falle des Falles.“, neckte er sie leicht und tat die ersten Schritte in die betreffende Richtung. Stumm nickte sie nur und lief neben ihm her. Es war ungewohnt für ihn, dass sie ihn nicht für diese kleine Stichelei rügte. Das wiederum führte dazu, dass er sich noch mehr den Kopf zerbrach, was zum Teufel denn los war. Kein Wort kam über ihre Lippen auf dem Weg zum Nara-Anwesen. Schweigend betraten sie das Haus und wurden direkt von Yoshino abgefangen. „Oh Temari-san!“, leicht verneigte sie sich vor der Blonden, „Gibt es wieder etwas Geschäftliches in Konoha zu erledigen?“ Etwas verlegen kratzte sich die jüngere Frau am Hinterkopf: „Nicht direkt...“ Shikamaru verwirrte ihre Reaktion mehr, als ihre Aussage. Was war los mit Temari? „Dann ist doch Zeit für einen Tee, oder?“ „Ich müsste erst mal dringend etwas mit Shikamaru besprechen...“, meinte sie und schritt langsam an seiner Mutter vorbei, in Richtung seines Zimmers. Da sie bereits ein paar Mal einige Sachen für die Arbeit hier abgeholt hatten, wusste sie, wo sie entlang musste. „Ach so, na dann...“, Yoshino warf ihrem Sohn einen fragenden Blick zu, der nur mit den Schultern zuckte und der Blonden folgte. In seinem Zimmer angekommen, schloss er die Tür hinter sich und betrachtete die Kehrseite von Temari, die aus dem Fenster schaute: „Was gibt es denn?“ Seufzend drehte sie sich halb zu ihm um, strich sich dann aber unruhig über die Stirn. Fragend legte er den Kopf schief. Das gesamte Verhalten der Frau gab ihm Rätsel auf. Ein paar Momente schwieg sie, ehe sie durchatmete und mit leicht zittriger Stimme anfing zu reden: „Wir waren ziemlich dumm.“ Er hatte es geahnt, es ging doch um die Nacht. Umsichtig nickte er leicht und suchte ihren Blick: „Ja?“ Kurz erwiderte sie seine Geste, sah dann aber doch wieder von ihm weg: „Shikamaru, ich... ich...“ Sie hielt sich die Stirn und setzte sich auf sein Bett, ihr wurde schon wieder schlecht. Beunruhigt trat er auf sie zu: „Was?“ „Verdammt nochmal...“, murmelte sie und rang mit sich, es fiel ihr so schwer, ihm zu erzählen, was los war. „Bist du sauer auf mich?“, fragte er daher nach, um ihr weiterzuhelfen. Sie schüttelte den Kopf vehement und lachte kurz bitter: „Nein, wir waren beide daran beteiligt.“ „Was ist dann los?“, er konnte ihr nicht ganz folgen, aber ein ungutes Gefühl machte sich in seiner Magengegend breit. Noch einmal holte sie bewusst Luft und begann mit gesenktem Blick: „Wir waren so dumm... und haben nicht verhütet.“ Der Satz war so kurz und brachte den Mann gänzlich aus der Fassung. Der Nara verstand sofort, was sie ihm mitteilen wollte. Wortlos hielt er sich nun ebenfalls die Stirn und setzte sich neben sie, um erst einmal die Information zu verarbeiten. Stumm saßen sie da, minutenlang. Irgendwann klopfte es an der Tür, welche Yoshino schließlich öffnete.: „Wollt ihr- was ist denn mit euch los?“ Beide schauten mit schwerer Miene zu ihr auf. Stumm blickte sie ihrem Sohn und der Blonden in die Augen, die einfach nur schweigend zurückschauten. „Oh... Oh!“, abrupt drehte sie sich um und lief einmal den Flur entlang, bis sie wieder zurück in die Tür kam und die beiden wieder musterte. Noch immer etwas überrannt schaute sie zwischen den beiden hin und her und hob schließlich die Hand, um auf sie zu zeigen: „Ist es das, was ich denke?“ Temari bekam rote Wangen und schaute peinlich berührt zur Seite. Ihr war es mehr als unangenehm, dass seine Mutter anscheinend so schnell die Situation durchschaut hatte. Shikamaru stand auf und stellte sich ans Fenster, mit dem Gesicht abgewandt von den Frauen. Das war gerade alles etwas viel auf einmal. Durch eine winzige Kleinigkeit hatte sich sein Leben von einen auf den anderen Moment geändert. Oder besser gesagt, es würde sich drastisch ändern. Ebenso das von Temari. „Das... ist... früh.“, brachte Yoshino stückchenweise hervor, „Ihr seid doch beide noch nicht volljährig.“ „Doch, bin ich.“, gab Temari nüchtern von sich, „22.“ Sie versuchte sich krampfhaft auf ihre Hände zu konzentrieren, die in ihrem Schoß lagen, sie fühlte sich so unwohl in dieser gesamten Situation. „Ich mache Tee. Mit Sake.“, die Dunkelhaarige wollte gerade die Tür schließen, als sie nochmal zu Temari sah, „Wobei du nur Tee bekommst, meine Liebe.“ Leise klickte die Tür ins Schloss und ließ die beiden in einer unangenehmen Spannung zurück. Noch immer hatte Shikamaru nichts zu ihr gesagt, was sie innerlich in den Wahnsinn trieb. Wenn er nicht bald etwas von sich gab, würde sie durchdrehen. Immer ungeduldiger wurde die Blonde, bis sie schließlich aufstand und sich zu ihm stellte: „Sagst du jetzt mal irgendwas?!“ Noch immer gab er keine Reaktion von sich und starrte nach draußen in den Garten. „Shikamaru!“, wütend und auch mit Tränen in den Augen, hatte Temari nach ihrem Fächer gegriffen, um ihm diesen über den Kopf zu ziehen. Schnell wie er war, hatte er ihre Waffe abgefangen und wortlos zu ihr hinunter geschaut. Noch nie hatte er sie so angesehen, wie in diesem Moment. Überrascht ließ sie ihren Fächer los, den er auf seinem Bett ablegte. „Es tut mir leid...“, sagte er leise und schloss sie in die Arme. Noch immer etwas wütend, haute sie ihm leicht mit der geballten Faust auf die Brust: „Hör auf, dich ständig zu entschuldigen! Wir waren beide so dumm.“ „Aber in erster Linie badest du das aus.“, sagte Shikamaru ruhig und legte sein Kinn auf ihrem Schopf ab. „Und in zweiter...?“, harkte sie flüsternd nach. Abrupt wurde sie von ihm gedrückt und mit einem ernsten Blick bedacht: „Du glaubst doch wohl nicht, dass ich dich alleine lasse?“ „Ich weiß überhaupt nicht, was ich glauben soll. Ich kotze mich jeden Morgen aus, mir ist ständig schwindelig, mir geht’s allgemein scheiße!“, beschwerte sich die Blonde bei ihm und fasste sich wieder an die Stirn. Ihm entging nicht, dass ihre Laune auch wesentlich schlechter und instabiler war, als sonst. „Willst du dich lieber wieder hinsetzen?“, schlug er sanft vor. „Fang bloß nicht an wie meine Brüder, mich wie ein rohes Ei zu behandeln!“, sie stieß ihm mit dem Zeigefinger vor die Brust, „Ich bin nur - “ „Schwanger, ich weiß.“, benannte er ihren Zustand und drückte ihre Hand hinunter, „Und ich hab dir schon in der Nacht gesagt, dass du nicht immer auf hart machen brauchst. Du bist kreidebleich und du hast bestimmt keine Lust darauf, dass ich dich ins Krankenhaus bringe, weil du hier umkippst.“ Verblüfft sah sie in seine braunen Augen. Temari war es einfach nicht gewohnt, dass er ihr gegenüber so dominant sein konnte. Ohne weiter zu diskutieren, drückte er sie an den Schultern auf die Bettkante und blieb vor ihr in der Hocke. Seufzend schaute der Mann zu ihr auf und legte seine Unterarme auf ihre Knie ab. Etwas verlegen von dieser Nähe, erwiderte sie den Blick und wartete ab, was er scheinbar zu sagen hatte. „Temari, ich bin einfach platt.“, gestand Shikamaru ehrlich, „Ich glaube, wir beide sind nicht dafür gemacht, Dummheiten zu begehen.“ Ein kleines Lächeln legte sich auf ihre Lippen: „Da hast du wohl recht... Anderen wäre das wohl nicht passiert.“ Er nickte zustimmend und atmete hörbar ein und aus: „Darum will ich es jetzt vernünftig machen.“ Nun war die Blonde doch etwas verwirrt. Was plante der Nara? „Ich hätte das wohl nie so direkt und offen gesagt, aber...“, ein Hauch rot legte sich auf seine Wangen, während er nach den passenden Worten suchte, „Ich hab wesentlich mehr für dich übrig, als für eine gute Freundin.“ „Shikamaru...“, erstaunt von seinem Geständnis, konnte die Frau nichts anderes machen, als ihn anzustarren. Sie hätte niemals damit gerechnet, dass er ihr gegenüber solche Gefühle hegte, schließlich hatte sich der Dunkelhaarige nie etwas anmerken lassen. Einen Augenblick verarbeitete sie diese Information, bevor sie das Wort ergriff: „Und dann... dann schläfst du betrunken einfach mit mir?“ „Glaub bitte nicht, dass ich das getan habe, um einfach an dich ranzukommen. Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung, wieso ich dir nachgegeben habe.“, erzählte er und senkte den Blick auf ihre Hände, „Ich hab erst am nächsten Morgen richtig registriert, was ich da verzapft habe. Und das tut mir leid. Du bist viel mehr wert, als das.“ „Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“, sprudelte es einfach so aus ihr heraus. Abwartend blickte er wieder zu ihr auf und legte leicht den Kopf schief: „Ist doch schon mal schön, dass du mich nicht verprügeln willst.“ „Ts, du Idiot!“, entgegnete sie und wollte ihn mit der Hand an seiner Stirn nach hinten schubsen, als er ihre Hand wegzog. „Lass das.“ „Das ist alles nicht mein Ding...“, gestand die Frau und mied seinen Blick. Ihr wurde seltsam warm in der Brust, vor allem weil er noch immer ihre Hand festhielt. „Ich weiß.“ „Du bist mein bester Freund, eigentlich auch irgendwie mein einziger.“, redete sie drauf los, „Ich hab keine Ahnung, was ich dir jetzt sagen soll.“ Shikamaru seufzte. Diese Frau war so anstrengend. „Temari, nur weil ich mehr für dich empfinde, musst du das nicht für mich tun.“, es fiel ihm schwer, das so zu sagen, denn es bedeutete schließlich, dass er mit seinen Gefühlen allein bleiben würde, „Aber ich werde dich nicht alleine lassen mit dem Kind.“ Nachdenklich biss sich Temari auf die Unterlippe: „Als Freund?“ „Ja.“, bestätigte er ihr und stand auf, „Wenn du es so möchtest.“ „Ich glaube, ja.“, antwortete sie leise, hatte aber in dem Moment das Gefühl, sein Herz zu treten. Der Nara ließ seine Reaktion auf ihre Antwort nicht nach draußen durch und nickte Richtung Tür: „Dann steh auf und lass uns Tee trinken, du siehst aus, als könnte dir das gut tun.“ „Das ist dezent peinlich, was sollen wir deiner Mutter denn bitte sagen?“ Er zuckte mit den Schultern: „Sie ist auch nur ein Mensch und ich bin ja auch irgendwie entstanden.“ Recht hatte der Dunkelhaarige, das musste sie ihm lassen. Seufzend folgte sie ihm, fühlte sich aber noch immer unwohl. Kapitel 2: Überforderung ------------------------ Yoshino saß bereits bei weit geöffneten Türen an der Veranda und nippte an ihrem Tee. Neben ihr auf einem Tablett zwei weitere Becher, die auf ihre Besitzer warteten. Wortlos griff Shikamaru nach beiden Bechern und roch kurz an diesen, um dann den ohne Alkohol an Temari weiterzureichen. Nachdem beide saßen, ergriff seine Mutter das Wort: „Es geht mich ja nichts an, aber irgendwie verstehe ich nicht, wie euch das ungeplant passieren konnte. Ihr seid doch beide alles andere, als auf den Kopf gefallen.“ Shikamaru hatte keine Lust auf lange Diskussionen und kürzte das ganze drastisch ab, indem er ihr die Tasse hinhielt: „Das ist nicht das erste Mal, das ich Alkohol trinke. Ging nicht so glimpflich aus.“ Sie hob eine Augenbraue und schaute von ihrem Sohn zur Blonden: „Das heißt, du hast für euch Alkohol gekauft?“ Schwer seufzte Temari. Sie kannte solche Unterhaltungen ermahnender Art überhaupt nicht, daher wusste sie nicht so recht, wie sie damit umgehen sollte: „Ich weiß, war nicht die intelligenteste Idee.“ „Intelligent sei mal dahingestellt. Man ist zwar erst mit 20 volljährig, aber dennoch kann man schon vorher etwas trinken. Aber man sollte niemals übertreiben, egal wie alt man ist.“ „Das fällt dann wohl unter den Begriff Jugendsünden.“, kommentierte Temari und nippte an ihrer Tasse. „Eure Jugendsünde wird euch aber die nächsten 20 Jahre beschäftigen.“, gab Yoshino zurück und ließ ihren Blick im Garten schweifen, „Ich hätte niemals damit gerechnet, so jung Großmutter zu werden. Oder überhaupt Großmutter zu werden.“ Argwöhnisch linste sie zu ihrem Sohn, der etwas genervt zurückschaute. „Allerdings wüsste ich gerne, wie ihr euch das jetzt vorstellt.“ Die beiden Jüngeren schwiegen. Darüber hatten sie weder gesprochen, noch nachgedacht. „Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung.“, warf Temari in den Raum und stellte ihre Tasse ab. „Naja, ihr braucht eine Grundlage.“ Der Nara stellte seine leere Tasse zurück aufs Tablett: „Wir sind kein Paar, daher ist das eben nicht so einfach.“ Seine Mutter verschluckte sich am Tee und hustete: „Was?“ Beschämt schaute Temari weg. Wieso zum Teufel war sie in dieser verdammten Nacht nur auf diese unglaublich dumme Idee gekommen, die ihr jetzt eine peinliche Situation nach der nächsten bescherte? Die ernsten Gesichter verrieten Yoshino, dass die Aussage ernst gemeint war. „Pardon.“, sagte sie schnell und räusperte sich, „Es ist nur etwas seltsam, da ihr zwei schon einen anderen Eindruck vermittelt. Und das nicht erst seit gestern.“ „Ist aber so.“, beendete Shikamaru grob das Thema. Die Blonde war dankbar dafür, doch sie ahnte, dass es ihn innerlich traf. „Also... Da ist wohl erst einmal die Frage, wo du bleiben möchtest, Temari. Hier in Konoha kann Shikamaru dich unterstützen.“ Abrupt stand die Blonde auf: „Ich muss gehen.“ Shikamarus Mutter sah zu ihr auf: „Wegrennen bringt dir nichts. Du musst dich entscheiden, wo du mit dem Kind leben willst. Wo du gebären willst. Du brauchst eine Hebamme. Und das Kind muss versorgt sein.“ Temari fühlte sich total überfahren von der Auflistung und zum ersten Mal hatte sie eine Vorstellung davon, warum Shikamaru häufig so genervt von ihr war. Sie ließ nicht locker und butterte einen einfach unter. „Verdammt, soweit bin ich noch nicht!“, sie drehte sich von den beiden weg, allerdings mit etwas zu viel Schwung, was ihrem Magen nicht gefiel. Gezwungenermaßen drückte sie sich eine Hand auf den Mund und beugte sich kurz vor. Der Dunkelhaarige stand auf und legte ihr einen Arm um die Taille, um sie zum Bad zu führen. Nebenbei sprach er mit gedämpfter Stimme: „Reg dich nicht über sie auf, nimm dir die Zeit, die du brauchst. Mach ich auch immer.“ Temari atmete tief durch und stoppte ihn, als sie außer Sichtweite seiner Mutter waren: „Es geht schon wieder...“ Nickend ließ er den Arm sinken. „Ich hab keine Ahnung, Shikamaru, ich hab einfach keine Ahnung. Mir ist das alles zu viel, ich will das eigentlich überhaupt nicht!“ „Soll ich dich erstmal zu deiner Wohnung begleiten?“ „Ich bin kein rohes Ei, ich komm da auch alleine an.“, gab sie grimmig von sich. „Das hat nichts mit deinem Zustand zu tun. Du bist Gast in Konoha und ich habe die Aufgabe, dich zu begleiten.“ Seufzend ergab sie sich ihm: „Mein Fächer...“ Wenig später trafen sie vor dem Wohnhaus ein, in dessen Schatten Kankurou an der Hauswand lehnte. Argwöhnisch warf er beiden einen Blick zu, schwieg aber. „Was ist los? Schlüssel vergessen?“, kam barsch von der Blonden. „Lieber einen Schlüssel vergessen, als ein Kondom.“, kam bissig von ihm zurück. Wütend zog Temari ihm eine über: „Besten Dank auch, du Idiot! Wir haben es begriffen!“ Shikamaru fühlte sich recht deplatziert, aber immerhin war der Puppenspieler nicht weniger schlecht auf ihn zu sprechen, wie auf seine Schwester. Ohne große Umschweife hielt Kankurou die Tür auf und gab beiden zu verstehen, reinzugehen. „Du brauchst den großen Bruder nicht raushängen lassen.“, meinte Temari daraufhin gereizt und verschränkte die Arme. „Das hat nichts damit zu tun, sondern wohl eher damit, dass geklärt werden sollte, wie es weitergeht.“ Bei den Worten warf sie Kankurou prompt ihren Schlüssel entgegen und machte auf den Absatz kehrt: „Ich will meine Ruhe.“ „Temari!“ „Ich pass auf sie auf.“, meinte Shikamaru nüchtern und folgte der aufbrausenden Frau, die wütend davon schritt. „Können mich denn nicht alle einfach in Ruhe lassen?“, meckerte die Blonde gereizt und ballte leicht die Fäuste. „Komm, ich zeig dir einen Ort, wo du deine Ruhe hast.“, entgegnete der Nara und lief voran. Interessiert folgte sie ihm und ließ alles, was sie stresste, erst einmal hinter sich. Als sie das Haupttor passierten, hatte die Blonde eine Vorahnung, die sich wenig später bestätigte. „Euer Wald?“, Temari blieb davor stehen und warf Shikamaru einen fragenden Blick zu. „Ja.“, er winkte sie weiter, doch sie blieb, wo sie war. „Den dürfen doch nur Mitglieder eurer Familie betreten.“ „Na was glaubst du wohl, trägst du in dir?“, gab er ihr leicht grinsend zu bedenken. Sie schüttelte den Kopf, konnte aber nicht anders, als auch grinsen und folgte ihm schließlich. Der Wind, der durch die Blätter rauschte, wirkte beruhigend auf sie. Die Luft war herrlich und das Grün entspannte ihre Sinne. Auf einer Lichtung schmiss sich Shikamaru ins Gras und verschränkte die Arme am Hinterkopf, um nach oben in den Himmel zu blicken. Temari tat es ihm gleich, schloss aber die Augen, um durchzuatmen und die Ruhe in vollen Zügen zu genießen. „Schade, dass der Wahnsinn uns wieder überrollt, wenn wir den Wald verlassen.“, flüsterte sie irgendwann und öffnete wieder die Augen. Sanft schloss sich seine Hand um ihre: „Denk dran, du musst nicht auf hart machen. Ich bin auch noch da.“ „Ich weiß einfach nicht, was ich will. Mir ist das zu viel auf einmal.“ „Dann bleib hier. So kann ich dir helfen.“, kam es ruhig von Shikamaru. Schwer seufzte Temari und driftete in ihre Gedanken ab. Nie hatte sie darüber nachgedacht, ob sie schon erwachsen wäre. Nun hatte sie das Gefühl, dass sie es auf einen Schlag werden musste. Klar, sie war schon lange kein Kind mehr. Aber ein Kind zu bekommen, war so immens mit Verantwortung verbunden, sehr viel Verantwortung. Konnte sie diese tragen? Und konnte sie das wirklich von Shikamaru erwarten? „Sag mal... Ganz ehrlich, fühlst du dich dafür reif?“, wollte die Blonde leise wissen. „Hättest du mich gestern gefragt, ob ich reif für ein Kind wäre, hätte ich wohl nein gesagt.“, antwortete der Dunkelhaarige offen, wandte dann aber den Blick von den Wolken zu ihr, „Aber da ich heute weiß, dass du schwanger bist, werde ich dafür reif sein.“ „Du wieder...“, sie legte sich einen Unterarm über die Augen und lächelte kurz. War ja klar, das er so dachte. Wenn es etwas gab, was unumstößlich auf ihn zukam, dann stellte sich Shikamaru einfach gut darauf ein. „Ich fühle mich nicht wirklich bereit dafür.“, gestand Temari nach ein paar Minuten des Schweigens. Stumm schauten sie weiter den Wolken bei ihren Treiben zu, ehe der Nara das Wort wieder ergriff: „Naja, irgendwie ist es doch auch verständlich. Es war ja schließlich nicht geplant, eben weil du dafür noch nicht bereit bist. Keiner von uns beiden hat sich darüber ernsthaft Gedanken gemacht.“ „Gott, warum waren wir so dumm...“, murmelte die Frau und fuhr sich durch den Pony, „Alle anderen wären garantiert folgenlos davongekommen!“ „Das Glück ist mit den Dummen?“, warf der Dunkelhaarige darauf ein und zuckte mit den Schultern. Unbewusst legte Temari die Hände auf ihren Unterleib: „Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll... Ich hab eigentlich auch keine Lust, darüber nachzudenken.“ „Ich weiß, dass du darüber nicht reden möchtest...“, begann er leise und drehte den Kopf zu ihr, „Wir müssen ja nicht jetzt sofort alles detailliert planen, aber bestimmte Sachen sollten wir wirklich jetzt zu Beginn klären.“ Ein Grummeln entfuhr ihr: „Muss ich jetzt auch vor dir weglaufen?“ „Nein. Ich will dir schließlich helfen.“ Schwer seufzend schaute die Blonde nun ebenfalls zu ihm und wartete darauf, das er weitersprach. „Am Wichtigsten ist die Frage, wo du bleiben möchtest.“ Tja, wo wollte sie mit dem Kind leben? Ungewollt dachte sie nun doch darüber nach. Sollte sie in Suna bleiben? Wie sie sich das so vorstellte, kamen ihr verschiedene Gedanken. Sie als alleinerziehende Mutter eines Kindes. Die Schwester des Kazekagen mit einem unehelichen Kind. Ihr Image würde dabei nicht gut wegkommen. Zudem hätte sie garantiert für die nächsten Jahre keine Zeit, um als Shinobi tätig zu sein. Sie würde die meiste Zeit zuhause sitzen, sich um das Kind kümmern... Entweder würde sie alleine oder weiterhin mit ihren Brüdern unter einem Dach wohnen. Die Vorstellung gefiel ihr nicht wirklich. Klar, sie liebte ihre Unabhängigkeit, aber die ging mit dem Baby sowieso flöten. Und was wäre, wenn sie nach Konoha ziehen würde? Zunächst würde es ziemlich schräg wirken, dass sie hier vorerst grundlos hinzog. Aber sobald sie für alle erkennbar schwanger war, würde das Getuschel losgehen. Temari war klar, das es für jeden ziemlich einfach sein würde, die Verbindung zu Shikamaru zu ziehen. Sie hatten in den letzten Jahren viel Zeit miteinander verbracht, auch wenn es immer aufgrund der Arbeit war. Aber da sie kein Paar waren, auch nicht als ein solches in der Öffentlichkeit auftraten, würde noch mehr getuschelt werden. Der Gedanke war Temari sehr unangenehm, obwohl sie eigentlich keinen Wert auf das legte, was andere über sie dachten. Aber hier ging es nicht nur um sie, sondern auch um dieses ungeborene Kind. Wie sollte das Leben dieses Kindes aussehen? Sollte es bei ihr leben und Shikamaru kümmerte sich hin und wieder um das Kind? Die Vorstellung wirkte weder rosig, noch passend für sie. Temari setzte sich auf und legte den Kopf auf die aufgestellten Knie ab, die sie mit ihren Armen umfing: „So geht es nicht...“ Der Mann setzte sich ebenfalls auf und warf ihr einen besorgten Blick zu. Er hatte sie noch nie so eingeschüchtert gesehen. „Was meinst du?“ „Es geht einfach nicht, ich kann das nicht, ich will das so nicht!“ Beruhigend legte Shikamaru ihr eine Hand auf die Schulter: „Erklär mir, was du meinst.“ Gereizt und hektisch polterte sie los: „Ich kann mit dem Kind nicht alleine in Suna leben, wie sieht dass denn aus? Und wie ist das für's Kind?! Und alleine in Konoha leben ist doch auch scheiße, es wird doch jeder sofort wissen, dass das Kind von dir ist und wenn es erst da ist... Gott, ich hasse kaputte Familien, ich will was Vernünftiges für mein eigenes Kind!“ Shikamaru war etwas überrascht. Eigentlich gab Temari nie viel auf das, was andere über sie dachten. Aber auf der anderen Seite verstand er sehr gut, warum sie eine bessere, familiäre Situation für das Kind wollte. Ihre Kindheit war alles andere als rosig gewesen, zudem fehlte auch ihre Mutter. Und ihr Vater... Nun ja, die Geschichte war bekannt. Es war daher sehr gut nachvollziehbar, warum die Blonde es besser machen wollte. Doch was konnte er tun? Auf keinen Fall wollte der Nara sie zu irgendwas drängen, was sie anschließend bereute. Und so schwieg er und wartete ab, was sie noch zu sagen hatte. Temari war klar, dass er bewusst schwieg. Nach all den Jahren kannte sie Shikamaru gut, um zu wissen, dass er sie bei ihrer Entscheidung nicht beeinflussen wollte. Er war ihr gegenüber schon immer sehr rücksichtsvoll gewesen, trotz ihrer Launen. Schwermütig schloss sie die Augen und dachte über den Mann neben ihr nach. Er war eigentlich der Einzige neben ihren Brüdern, mit dem sie so gut zurecht kam. Der Nara wusste, wie er sie zu händeln hatte, ihre Wutausbrüche schreckten ihn nicht ab. Sie mochte ihn, auch wenn es durchaus anstrengend war, mit ihm zu arbeiten, verbrachte Temari gerne Zeit mit ihm. Ein erneuter Seufzer entwich ihr. Was bedeutete er ihr eigentlich? Vorhin in seinem Zimmer war sie von seinem Geständnis schon etwas überrollt gewesen, doch mit etwas Abstand dazu wirkte es noch einmal ganz anders auf die Blonde. Er hatte ihr gestanden, dass er mehr für sie empfand. Wie stand es um ihre Gefühle ihm gegenüber? Das war etwas, worüber Temari nie nachgedacht hatte. Er war schließlich ihr bester Freund. Andererseits konnte sie nicht abstreiten, dass sie gerne in seiner Gegenwart war. Sie liefen zusammen wie ein Uhrwerk. So, wie sie ihn blind verstand, konnte auch Shikamaru sie ohne Worte verstehen. Wo war eigentlich die Grenze zwischen freundschaftlichen und tieferen Gefühlen? „Shikamaru... Was genau magst du eigentlich an mir?“, druckste Temari etwas unbeholfen rum. „Hm...“, der Nara setzte sich in einen Schneidersitz und sah auf seine Hände nieder. Da er sich dabei aber irgendwie dämlich vorkam, ließ er den Blick über die Lichtung schweifen. „Du meinst, weil ich sagte, dass ich mehr für dich empfinde?“, fragte er nach. Die Blonde nickte: „Und was bedeutet 'mehr empfinden' für dich?“ Nun war es Shikamaru, der schwer seufzte. Er war nicht unbedingt gut darin, Gefühle zu benennen. Nachdenklich schaute er wieder hoch in den Himmel, ehe er redete: „Ich mag deine stoische Art. Dir ist egal, was sich dir in den Weg stellt, das hält dich nicht auf, aufgeben ist keine Option für dich. Du bist brutal und ebenso anstrengend.“ Bei der Ausführung rümpfte Temari die Nase: „Klingt ja sehr liebenswürdig...“ Da grinste er sie an: „Aber dahinter bist du unglaublich einfühlsam und sanft.“ Der Satz trieb ihr die Röte ins Gesicht. „Und bis jetzt hatte ich das Gefühl, dass du das kaum jemandem gezeigt hast.“ Verlegen wandte sich die Blonde ab. Jedem anderen gegenüber hätte sie das alles abgestritten, ihm gegenüber aber nicht. War es das, was den Unterschied ausmachte? „Ich mag dich, weil du so bist, wie du bist.“, setzte Shikamaru nach und staunte selbst über seine Aussage. Dafür, dass ihm das Reden erst so schwer fiel, kam es nun erstaunlich leicht über seine Lippen. Beflügelt von der Erkenntnis, linste er zu ihr. Etwas unsicher drehte sie den Kopf wieder zu ihm, ließ ihren Blick aber auf dem Boden ruhen: „Aber ist das nicht noch einfach Freundschaft?“ „Ich finde nicht... Denn es fühlt sich ganz anders an.“, meinte der Dunkelhaarige, „Vom Gefühl her liegen zwischen denen zu dir und denen zu Ino Welten. Verstehst du, was ich damit sagen will?“ Temari blickte nach vorne zu einigen Sträuchern, wo ein paar Bienen sich an den Blüten bedienten: „Ich weiß nicht so recht...“ Grübelnd legte er sich eine Hand in den Nacken: „Ich bin es nicht gewöhnt, dass du so unsicher bist.“ „Ich bin nicht unsicher, ich versteh dich nicht!“, platzte es laut aus ihr raus. Es fiel ihr schwer, ihm irgendwie vom Gefühl her zu folgen. Lag es daran, dass Liebe in ihrer Familie nie wirklich eine Rolle gespielt hatte? „Temari... Warum willst du das überhaupt so genau wissen?“, Shikamaru wollte der Sache auf den Grund gehen, um ihr so zu helfen. Die Frau stöhnte genervt auf: „Ich versuche nur irgendwie eine sinnvolle Entscheidung zu treffen, aber dafür muss ich mir auch sicher sein!“ „Welche Entscheidung?“ Bei seiner Frage begann die Blonde etwas unruhig auf dem Daumennagel zu knabbern. Er sah ihr an, dass sie mit sich haderte. „Zweifelst du an meinen Gefühlen?“, tastete sich der Nara langsam voran. Entschlossen schüttelte sie den Kopf, bevor sie wieder still vor sich hin starrte: „Es ist nur... Ich hab keine Ahnung, was ich fühle...“ Bei ihrem Satz wurde dem Dunkelhaarigen schon warm ums Herz. Wenn sie sich nicht sicher war, standen seine Chancen ja doch gar nicht so schlecht. Oder? „Ist es denn im Moment relevant, was du fühlst?“ „Ich will eine vernünftige Familie für mein Kind, aber wie soll ich das machen, wenn ich nicht mal weiß, was genau ich für dich empfinde? Ich kann doch nicht für den Rest meines Lebens mit dir zusammen leben, wenn ich dich nicht liebe.“ Überrascht klappte Shikamaru leicht der Mund auf. Nun verstand er, worüber sie sich den Kopf zerbrach und er fühlte sich ziemlich geplättet. „Ehm...“, kam es wenig hilfreich von ihm, während er sich am Hinterkopf kratzte, „Nun ja, das kann ich dir auch nicht sagen.“ Grummelnd legte Temari wieder ihren Kopf auf die Unterarme ab, die sie auf die Knie gelegt hatte. „Aber wir können es ja gemeinsam herausfinden. Bis du sichtbar schwanger bist, dauert es ja noch, bis dahin könnten wir uns ja gemeinsam auf die Suche nach deinen Antworten machen...“ Sehr erstaunt schaute Temari zu ihm. Solch philosophische Aussagen war sie von Shikamaru überhaupt nicht gewohnt. Für einen Augenblick schwiegen sie beide und schauten sich nur an. Schließlich nickte Temari leicht: „Okay.“ Kapitel 3: Unangenehme Fragen ----------------------------- Als sie den Wald verließen, hatte Temari ein seltsames Gefühl in der Magengegend. Sie steuerte auf eine ihr völlig unbekannte Zukunft hin, sie konnte sich nicht vorstellen, was sie erwartete. Natürlich konnte niemand sagen, was genau seine Zukunft bereit hielt, aber man hatte ja immer eine gewisse Vorstellung. Wenn die Blonde nun über ihre Zukunft nachdachte, war alles recht schwammig. Es gab so viele Variablen, es könnte ein gemeinsamer Weg mit Shikamaru sein oder auch nicht. Konoha oder Suna? Verdammt, die Möglichkeiten bereiteten ihr Kopfschmerzen. Schneller, als ihr lieb war, legte Shikamaru ihr eine Hand auf die Schulter und bedachte sie mit einem fragenden Blick: „Alles in Ordnung?“ Herrje, Temari konnte es überhaupt nicht leiden, wenn sie ein offenes Buch war und man ihr ansah, was in ihrem Inneren vor sich ging. Andererseits war das wiederum eine Eigenschaft an dem Nara, die sie meist zu schätzen wusste. Der Dunkelhaarige wusste eigentlich immer, was sie beschäftigte. Aber wieso passte ihr es jetzt nicht? „Alles okay, ich bin noch immer kein rohes Ei.“, gab sie pampig zurück. In dem Moment wurde der Blonden klar, warum ihr es nicht passte, danach gefragt zu werden, sie hasste es, schwächlich zu wirken. Sie wendete ihren Blick ab, weil sie sich etwas schäbig vorkam, schließlich sorgte sich der Nara nur um sie. „Komm schon, du bist kein Granitbrocken.“, neckend hatte Shikamaru ihr den Ellenbogen sanft in die Seite gestupst. Überrascht schaute sie wieder zu ihm und konnte nicht anders, als leicht zu grinsen: „Wer weiß.“ Etwas ziellos liefen beide nebeneinander her zurück in das Dorf. „Was machen wir jetzt?“, fragte Temari und betrachtete ratlos ihre Umgebung. Shikamaru zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung. Hast du Hunger? Wir könnten Mittag essen gehen.“ „Hm... Eigentlich keine schlechte Idee... Hab heute noch nicht wirklich was gegessen.“, gab die Blonde nachdenklich von sich. Der Nara bedachte sie mit einem kurzen Blick, wobei er eine Augenbraue hoch zog: „Na dann wird’s ja Zeit. Was darf es denn sein?“ „Lach jetzt nicht, aber ich glaube, ich möchte Ramen essen.“ Der junge Mann grinste, schluckte seinen Kommentar aber hinunter, er hatte keine Lust darauf, ihre Laune zu verderben. Zielstrebig bog er mit ihr an der nächsten Ecke nach links ab, um zu Narutos Stammlokal zu gehen. Denn mit einem hatte der blonde Chaot wirklich recht: nirgends schmeckten die Ramen besser! „Oi, Shikamaru, Temari!“ Seufzend verdrehte der Dunkelhaarige die Augen, während Temari sich umdrehte. Als hätte er es nicht geahnt. „Was macht ihr zwei denn hier?“, Naruto schloss zu ihnen auf und grinste breit. Die Blonde blieb allerdings wie immer unberührt und zuckte lediglich mit den Schultern: „Wir wollen essen gehen.“ „Und so wie ich Naruto kenne, will er auch Ramen futtern.“, warf Shikamaru ein. „Natürlich will ich das!“, der Uzumaki ballte eine Faust, die er entschlossen vor sich hielt, „Ist schon fast drei Tage her, dass ich Ramen hatte!“ „Klingt ja dramatisch.“, entgegnete die Frau und lief weiter. Der Blondschopf nickte: „Na aber Hallo, Ramen sind wichtig für meine Ernährung, ich bestehe schließlich zu 90% aus Ramen!“ „Damit könnte er tatsächlich recht haben, so viel, wie er davon vertilgt.“, stimmte der Nara ihm zu. Die kleine Gruppe kam bei Ichiraku's Ramenbar an und nahm Platz. Während Naruto lautstark seine Bestellung über den Tresen brüllte, besah Temari sich die Karte. Der Dunkelhaarige sah gedankenversunken geradeaus an eines der Plakate. „Was macht ihr zwei eigentlich?“, kam es prompt von Naruto, wobei er den Kopf autstützte und zu den beiden rüber sah. Stumm starrte Shikamaru weiter nach vorne und schloss nur einmal kurz die Augen. Was sollte er denn jetzt sagen? „Essen, siehst du doch.“, kam es flachsig von der Blonden, auch sie schaute nicht zu Naruto hinüber. Doch der Uzumaki war schon lange nicht mehr so töricht. Verschmitzt zogen sich seine Mundwinkel hoch. „Habt ihr ein Date?“, bei der Frage rammte er Shikamaru unsanft den Ellenbogen in die Seite. „Nein.“, wies dieser ab und bestellte dann seine Portion Ramen. Fragend legte Naruto den Kopf schief und betrachtete die beiden eingehend, während auch Temari ihre Bestellung aufgab. „Ich glaub euch kein Wort.“ „Musst du ja nicht.“, gähnend stützte auch Temari ihren Kopf auf und schaute desinteressiert in der Gegend herum. „Okay, was machst du dann in Konoha, Temari?“ Die Blonde seufzte. Klar, dass diese Frage kam. „Formellen Kram. Kankurou ist übrigens auch hier.“ Bei der neuen Information kamen Narutos Gedanken von einem Date ab, das passte irgendwie nicht ins Bild. „Hm. Und wieso habt ihr ihn nicht dabei?“ Temari lachte kurz bitter auf: „Ich lege gerade keinen Wert auf seine Gesellschaft.“ „Uh, klingt aber nicht nett.“, kommentierte der Blondschopf, wurde dann aber durch seine Ramen abgelenkt, auf die er sich stürzte. Shikamaru war dankbar für die Ruhe und widmete sich ebenso seiner Portion. Dennoch kam er nicht umhin, darüber nachzudenken, was andere wohl dachten, wenn Temari und er nun täglich gemeinsam unterwegs waren. Denn irgendwann würde wohl jedem klar sein, das sie nicht wegen einer Mission hier war. Für den Moment konnten sie Naruto wenigstens beschwichtigen und wurden ihn nach dem Essen los, da er ja mehr als eine Schüssel benötigte, um satt zu werden. Sie verabschiedeten sich zügig und machten sich von Dannen. „Das war seltsam...“, kam es eine Straße weiter leise von Temari. „Was meinst du?“ „Naja...“, sie druckste leicht herum, wobei sie mit einer Hand gestikulierte, „Ich bin es nicht gewohnt, etwas so... So privates verheimlichen zu müssen.“ „Erzählst du sowas sonst direkt rum?“, neckte Shikamaru sie. Grummelnd verschränkte sie die Arme: „Du weißt genau, was ich meine. Du hast auch nicht gerade so gewirkt, als wenn du es toll gefunden hättest, wenn wir ihm erzählt hätten, was wirklich los ist.“ „Es geht ihn ja auch schlichtweg nichts an.“ „Aber früher oder später werden es wohl alle erfahren.“, seufzend ließ sie wieder die Arme hängen, „Wobei ich noch immer nicht weiß, ob ich hier bleiben will.“ „Du machst dir viel zu viel Stress. Ich bezweifle, dass Gaara dich so arbeiten lässt, also hast du doch keine Eile.“ „Das ändert nichts an dem beschissenen Gefühl!“, wütend strafte sie ihn mit einem Blick, wobei sie stehen blieb. Unerschrocken erwiderte Shikamaru ihren Blick und blieb ebenfalls stehen. Er wirkte sehr entspannt auf sie, wie er da in ganz typischer Manier stand, natürlich mit Händen in den Hosentaschen. „Vielleicht sollte ich doch gehen.“ „Vielleicht solltest du auch einfach mal ein bisschen mehr Vertrauen haben. Gehen kannst du noch immer, wenn du es möchtest. Also hör auf, dich unter Druck zu setzen. Vorhin bist du noch davor weggelaufen, jetzt rennst du hinein.“ Mit nur wenigen Worten hatte er sie wieder entwaffnet. Seufzend ließ sie wieder den Kopf hängen und legte ihre Hände an die Schläfen: „Aber wo führt das hin? Ich weiß ja nicht einmal, wo ich jetzt hin soll!“ „Temari!“, der Nara stand nun vor ihr und hatte sie an den Schultern gepackt, „Hör auf damit. Bitte.“ Fragend blickte die Blonde hoch: „Warum fällt dir das alles so leicht?“ „Aus dem gleichen Grund, warum es dir wohl so schwer fällt: Lebenserfahrung. Deine sind nur leider nicht so positiv, wie meine.“ Wortlos legte sich Temari eine Hand über die Augen und schüttelte leicht den Kopf. Damit hatte er einen wunden Punkt in ihr getroffen. Ihr war nie bewusst gewesen, wie einfach es für Shikamaru war, sie zu lesen. Mit einem Mal fühlte sie sich ihm schutzlos ausgeliefert. „Beruhig dich wieder.“, leise seufzend ließ er wieder von ihr ab, „Wo möchtest du jetzt hin? Zu dir oder mir?“ „Zu mir... Meinen Bruder kann ich wenigstens anmeckern, wenn er mir auf die Nerven geht.“, kam nüchtern von ihr. „Ah, wer hätte es gedacht, seid ihr doch nicht durchgebrannt?“, begrüßte der Puppenspieler Temari und Shikamaru, als sie die Wohnung betraten. „Halt die Klappe, dich kann man schließlich nicht alleine lassen.“, murrte seine Schwester zurück und ließ sich unelegant auf dem Sofa gegenüber von ihrem Bruder nieder. Kankurou winkte ab: „Du brauchst mich nicht zu bemuttern, bekommst ja schließlich ein Kind, mit dem wirst du alle Hände voll zu tun haben.“ Shikamaru blieb etwas ratlos im Raum stehen, er wusste nicht, was er tun sollte. „Was habt ihr jetzt eigentlich vor?“, hakte der Puppenspieler neugierig nach. Temari zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung.“ „Wie keine Ahnung? Du musst doch wissen, was du willst!“ „Muss ich nicht!“, gab die Blonde gereizt zurück und verschränkte die Arme. Mit hochgezogener Augenbraue wandte sich Kankurou dem Nara zu: „Und was ist mit dir?!“ Stumm blickte dieser kurz zu Temari, ehe er wieder zu dem anderen Mann sah: „Erwartest du von mir jetzt einen Masterplan?“ „Irgendwie schon, du bist doch der Schlaueste weit und breit.“ Ein genervtes Seufzen entfloh dem Nara: „Und selbst wenn ich einen hätte, was ginge dich das an?“ Temari ließ diese Aussage schmunzeln. Sie kannte diese etwas patzige Seite an Shikamaru durchaus, aber in der Regel zeigte er diese nur selten, weil er sich sonst immer höflich verhielt, egal, wie die Umstände waren. „Du Grünschnabel hast meine Schwester -“ „Wag es ja nicht, diesen Satz zu beenden!“, fiel Temari ihrem Bruder ins Wort und wurde dabei ebenso laut, wie er zuvor. Kankurou erwiderte ihren wütenden Blick nicht minder zornig: „Aber es stimmt doch! Es geht mich sehr wohl etwas an, ebenso Gaara, wir sind schließlich eine Familie!“ Grummelnd hielt sich die Blonde die Stirn: „Ist mir neu, dass eine Frau ihre Familie fragen muss, ob sie ein Kind bekommen darf.“ „Du hast anscheinend noch nicht verstanden, was das alles nach sich zieht! Du bist eben nicht irgendjemand, du bist die Schwester vom Kazekagen! Und da hätte Mister Neunmalklug durchaus dran denken können, das sollte ihm auch jetzt bewusst sein, was das bedeutet!“, polterte Kankurou weiter und stand auf. „Was zum Teufel erwartest du eigentlich von ihm?!“, brüllte die Blonde ihn an und erhob sich ebenfalls, weil sie es in ihrer Wut nicht mehr im Sitzen aushielt. „Könnt ihr beide auf normaler Lautstärke streiten? Ist nicht so ideal, wenn halb Konoha spitz kriegt, was los ist.“, wies Shikamaru die beiden dezent zurecht und wandte sich dem Puppenspieler zu, „Und um deine Frage zu beantworten; ja, ich bin mir durchaus bewusst, was das bedeutet.“ „Klar, aber in der Nacht natürlich nicht, als du sie geschwängert hast!“, Kankurou gestikulierte abwertend mit einer Hand, um seinen Satz zu unterstreichen, worauf er sich eine Ohrfeige von der aufgesprungenen Temari einfing. „Er hat mich nicht einfach geschwängert, hör auf das so abwertend zu betiteln! Ich habe dir die Umstände erklärt, also hör auf darauf rumzureiten! Und wenn du weiterhin so abwertend gegenüber diesem ungeborenem Kind bist, dann -“ „Hey!“, erneut war es der Nara, der die Situation entschärfte, wobei er sich zwischen die beiden stellte, „Beruhig dich. Ich weiß schon, was er meint und ich kann ihn auch gut verstehen. Ich bin schließlich nicht unschuldig an der Sache und du bist ihm wichtig, klar ist er sauer auf mich.“ „Spinnst du?“, fragte sie ihn entgeistert und schaute in seine dunklen Augen, „Wir waren beide gleichermaßen beteiligt, eher ich sogar mehr.“ Schweigend hielt er ihren Blickkontakt, während sie sich kurz auf die Unterlippe biss. „Eigentlich bin ich schuld.“ „Jetzt spinnst du...“, kam es leise von Shikamaru. „Man Temari, ich meine das doch auch nicht böse...“, der Puppenspieler klang deutlich abgekühlter und ließ sich wieder aufs Sofa fallen, „Ich mach mir einfach Sorgen, wie es weitergehen soll!“ Schwer seufzend ließ die Blonde wieder den Kopf etwas hängen: „Wieso erwarten eigentlich alle von mir, dass ich weiß, was ich will?“ „Weil du schwanger bist?“, warf ihr Bruder neutral in den Raum. „Ich hab mir das aber nicht ausgesucht. Wenn eine Frau geplant schwanger wird, hat sie sich doch schon vorher Gedanken darüber gemacht, natürlich weiß sie dann, was sie will. Ich aber nicht!“ Nun war Kankurou auch etwas ratlos. Temari setzte sich wieder hin und massierte sich kurz mit einer Hand die Schläfen: „Alle erwarten, dass ich weiß, was ich will und keiner denkt darüber nach, wie schwer solche Entscheidungen sind.“ Der Puppenspieler seufzte tief: „Anders gefragt, was willst du denn nicht?“ „Nicht bedrängt werden! Ich hätte gerne meine Ruhe!“, kam es entschlossen von ihr. „Gut.“, ihr Bruder erhob sich und griff nach seiner Tasche, „Ich werde zurück nach Suna gehen, dann hast du die Wohnung ganz für dich und kannst dich in Ruhe sortieren.“ „Was?“, verblüfft schaute sie auf. „Nimm dir die Zeit und melde dich, wenn du etwas brauchst. Falls du wieder zurück nach Suna möchtest, kann ich dich abholen kommen.“, mit einem leichten Lächeln auf den Lippen legte er ihr zum Abschied kurz eine Hand auf die Schulter, „Lass die Stadt heile.“ „Ts, als wenn ich Konoha den Erdboden gleichmachen würde...“ „Du könntest es.“, neckte Kankurou sie und grinste. Schließlich drehte er sich zu Shikamaru, wobei er wieder ernster schaute. Wortlos nickte der Nara kurz, es bedurfte keine Worte, ihm war auch so klar, was der Puppenspieler von ihm erwartete. „Bis bald, Temari.“ Noch immer erstaunt, blickte die Blonde auf die Wohnungstür, die hinter ihrem Bruder ins Schloss gefallen war. Im ersten Moment fühlte sich Temari alleine gelassen, im nächsten aber konnte sie erleichtert aufatmen. Ohne Kankurou würde es ein Stückchen leichter sein, Entscheidungen zu fällen, denn so musste sie sich nicht vor ihm rechtfertigen. „Wenn du jetzt deine Ruhe möchtest, würde ich auch gehen.“, bot Shikamaru sachlich an. Sein Angebot verwirrte Temari etwas, ebenso seine Miene, die unergründlich war. Was ging in ihm vor? Ratlos blickte sie in ihre Hände, die in ihrem Schoss lagen. Wollte sie ganz alleine sein? „Was wirst du machen?“, stellte sie schließlich als Gegenfrage. Der Dunkelhaarige zuckte mit den Schultern: „Das Übliche. Beim Hokage vorbeischauen, ob neue Arbeit für mich abgeladen wurde und je nachdem arbeiten oder nach hause gehen.“ „Darf ich mich eigentlich alleine in Konoha bewegen?“ Shikamaru blinzelte kurz: „Ich sehe keinen Grund, warum du es nicht dürftest. Ich habe nicht den Auftrag erhalten, dich zu eskortieren, du bist ja nicht offiziell hier, also sollte es kein Problem sein, dass du dich frei in Konoha bewegst. Und wenn was ist, weißt du ja, wo du mich findest.“ „Okay.“ Das war alles, was ihr dazu einfiel. Vielleicht war es wirklich besser, wenn sie erst einmal für sich wäre. „Dann bis später, du kannst dich jederzeit melden.“ Shikamaru hatte schon die Türklinke in der Hand, als er sich noch einmal zur Anrichte im Flur umdrehte, wo das Telefon stand. Ohne zu fragen, griff er nach Zettel und Stift, welche daneben lagen und notierte Temari seine Telefonnummer. „Für den Fall der Fälle.“ Die Blonde zog eine Augenbraue hoch: „Ich werde schon nicht sterben...“ „Denk dran, du bist kein Fels.“, keck zwinkerte er ihr zu, bevor er ihre Wohnung verließ. Kapitel 4: Einsamkeit --------------------- Etwas später stand Temari unter der Dusche und ließ das Wasser auf sich niederprasseln. Ihr Kopf dröhnte leicht von all den Fragen. Es war ja nicht nur so, dass die Fragen von außen auf sie einstürzten, sie selbst hatte auch viele offene Fragen an sich selbst und wusste nicht, was das Richtige für sie war. Oder für das ungeborene Kind. Gerade dass machte die Angelegenheit so schwer, nicht nur ihr Leben, sondern vor allem dass Leben ihres Kindes hing davon ab. Alles, was sie entschied, würde weitreichende Folgen haben, Temari wollte es unbedingt richtig machen, was sie wiederum unter einen enormen Druck setzte. Und dann war da noch dieses seltsame Gefühl um Shikamaru. Eigentlich war er doch ihr bester Freund. Doch er hatte ihr gestanden, mehr zu empfinden. Sie war so vertraut mit ihm, dass sich die Blonde nie gefragt hatte, wo eigentlich die Grenze war zwischen Freundschaft und eben mehr. Wenn Temari sich den Nara bildlich vorstellte und genau betrachtete, war er schon länger nicht mehr der gelangweilte Grünschnabel, der lieber faul rumlag und in den Himmel starrte. Klar, er beobachtete noch immer gerne die Wolken, doch sie kannte kaum einen anderen, der so verantwortungsbewusst war. Überrascht stellte sie fest, dass sie nie bewusst über ihn nachgedacht hatte. Was hatte Shikamaru eigentlich zu bieten? Er war ihr definitiv gewachsen und wenn sich Temari sein Äußeres genauer vor die Augen führte, musste sie zugeben, dass sie ihn schon sehr attraktiv fand. Er war nicht mehr der kleine genervte Junge, sondern ein Mann. Vielleicht lag es auch daran, dass die Blonde nie über all das bewusst nachgedacht hatte, aber als sie aus der Dusche stieg, stellte sie überrascht fest, dass sie andere Männer nie wirklich beachtet hatte, sich dafür aber immer auf die gemeinsame Zeit mit Shikamaru gefreut hatte. Doch was bedeutete es, jemanden wirklich zu lieben? Und wie fühlte sich das an? Temari war nun wenigstens eines klar: sie wollte in Konoha bleiben und das herausfinden. Sie wollte mehr Zeit mit Shikamaru verbringen, außerhalb von der Arbeit und ein Gefühl dafür entwickeln, ob da mehr war oder nicht. Mit ihrem Entschluss verließ sie wenig später das Haus und durchquerte die kleinen Einkaufsstraßen Konohas, um sich einfach vom Treiben des Dorfes ein Bild zu machen. In Suna kannte sie natürlich jeden Fleck, jede Person, einfach alles. In Konoha war sie meist mit Scheuklappen herumgelaufen, einfach weil es sie nicht interessiert hat, was dieses Dorf so zu bieten hatte. Nun war sie irgendwie auf eine Entdeckungsreise geraten, in einem Ort, den sie eigentlich schon länger kannte, aber irgendwie auch nicht. „Temari!“ Überraschend drehte sich die Gerufene um und schaute zu einem Blumengeschäft, an dem sie gerade vorbeigegangen war. Ihr Blick fiel auf die Yamanaka, die ihr zuwinkte, den Arm voll mit zart rosafarbenen Blumen. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte, das sie ausgerechnet Ino so schnell über den Weg gelaufen war. Monoton erwiderte sie daher mehr oder weniger höflich: „Hi Ino.“ Grinsend kam die andere Frau auf sie zu: „Was machst du denn in Konoha? Geschäftliches?“ „Nein, kein Auftrag.“, entgegnete Temari trocken. Das Grinsen von Ino veränderte sich, als wenn sie mehr wüsste, als möglich war. Temari seufzte innerlich, so schnell unüberlegt gegenüber Shikamarus Sandkastenfreundin zu antworten, war recht dumm gewesen. „Und was machst du dann hier?“ Jetzt grübelte die Gefragte, aber ohne sich etwas anzumerken. Nüchtern zuckte sie mit den Schultern: „Ruhe vor meinen Brüdern, hier kommen sie nicht so schnell her.“ „Und dann ausgerechnet nach Konoha? Was gibt es hier denn so besonderes?“ „Ich dachte Ruhe – ich bin gerade nicht so gesprächig.“ Temari wusste ganz genau, das die Yamanaka ihr diese Aussage nicht krumm nahm. Jeder wusste, wie penetrant Ino sein konnte, da verkraftete sie solche ruppigen Abfuhren doch mittlerweile gut. Beschwichtigend nahm die Blumenverkäuferin daher den Strauß Rosen auf einen Arm und winkte mit der freien Hand zum Abschied: „Na dann, lass dich nicht stören!“ Erleichtert schaute Temari ihr nach, wie sie zurück in den Laden ging. Hoffentlich sah sie Ino nicht so schnell wieder. Den Blick wieder nach vorne gerichtet, folgte sie weiter dem Verlauf der Straße und besah sich die Geschäfte mit mäßigem Interesse nebenbei an. Irgendwann, nach vielen weiteren kleinen Straßen und Gassen, landete Temari vor dem Park, in dem Shikamaru und sie vor wenigen Wochen sich ihrer geplanten Dummheit hingegeben hatten. Nachdenklich betrat die Blonde das Grün und hing ihren Gedanken nach. Sie hatte nie damit gerechnet, so etwas mit Shikamaru zu erleben. Wie es wohl gewesen wäre, wenn sie erst richtig zusammen gekommen wären? Bei den Gedanken an einige erste Dates, vielleicht einigen ersten Küssen, schüttelte sie den Kopf. Das passte irgendwie auch nicht so richtig zu ihnen. Die Vorstellung, wie sie Händchen haltend durch diesen Park liefen, er sie nach hause begleitete und sie sich mit einem Kuss verabschiedeten, war grotesk. „Meine Güte, kann es nicht mal einfach sein...“, murmelte die Blonde und ließ sich auf eine Bank nieder, direkt gegenüber von der Wiese, auf der Shikamaru und sie an jenem Morgen mit dem Nara erwacht war. Sie schloss die Augen und tauchte in ihre Erinnerung ein. Wie sie ihn geküsst hatte, einfach so, weil sie plötzlich das Verlangen danach gehabt hatte. Wie sie beinahe gemeinsam hingefallen wären, weil Shikamaru von Alkohol etwas unsicher auf den Beinen war. Und wie sie ihn mit zu Boden zog. Spätestens ab da war ihr Gehirn komplett ausgefallen. Die Erinnerung trieb ihr eine leichte Röte auf die Wangen. Shikamaru, wie er über ihr hockte und ganz ungeniert auf das reagierte, was sie tat. Temari spürte, wie ihr Unterleib kribbelte. Selbst etwas erschrocken, riss sie die Augen wieder auf und sah sich kurz um. Weit und breit war keiner zu sehen. Seufzend entspannte sie sich wieder und hielt sich kurz die Stirn. Es war ihr etwas peinlich, aber sie musste sich eingestehen, das es sie angemacht hatte, wie Shikamaru die Fassung verloren hatte, weil er genau das nie tat. Er war immer sehr kontrolliert und gab nur das nach außen Preis, was er bewusst wollte. Er war nicht emotionslos, aber alle seine gezeigten Emotionen waren bewusst von ihm entschieden. Es war wie ein Funke, der in ihrem Kopf einiges erhellte. Mit einem Schlag wurde Temari klar, was für einen großen Reiz Shikamaru auf sie ausübte. Wieso war ihr das noch nie so klar gewesen? Aber war das gleichbedeutend mit Liebe? Da fiel ihr der Gedanke ein, den sie kurz zuvor in der Wohnung hatte – sie hatte sich immer auf die gemeinsame Zeit mit dem Nara gefreut. Ja, sie genoss seine Gegenwart sehr. Unruhig stand die Blonde wieder auf und blickte noch einmal auf die Wiese, bevor sie sich auf den Rückweg zu ihrer Wohnung machte. Ehe sie dort ankam, wurde sie aber schon vom Nara abgefangen. Mit den Händen in den Hosentaschen hatte er an der gegenüberliegenden Wand ihrer Haustür auf sie gewartet. Fragend blickte blickte sie ihn an, während er sich von der Wand abstieß und auf sie zu kam. „Was gibt’s?“ „Der Hokage hat dich zu ihn gebeten.“ Fragend hob sie eine Augenbraue: „Hab ich was angestellt?“ Shikamaru hob leicht einen Mundwinkel: „Ich vermute eher, er möchte wissen, was der Grund deines Aufenthaltes ist. Oder hast du Mist gebaut?“ Temari konnte nicht anders, als zu grinsen: „Maximal so ein bisschen deiner Busenfreundin auf die Füße getreten.“ Dabei hob sie die Finger und hielt Daumen und Zeigefinger fast aneinander gedrückt hoch, um ihre Aussage zu unterstreichen. Der Nara grinste nun ebenfalls: „Ach, ich glaube nicht, das es Kakashi interessiert, ob du Ino verärgert hast.“ Zusammen liefen sie los, jedoch fühlte sich Temari nicht wohl bei dem Gedanken, gleich Rede und Antwort stehen zu müssen. Sollte sie lügen? „Was soll ich sagen?“, fragte sie daher leiste Shikamaru. Dieser seufzte etwas schwer, wie sie es nur selten von ihm bisher gehört hatte: „Nun, es bringt nichts, ihn zu belügen. Weißt du, das Kakashis Geruchssinn besser ist, als der von Hunden?“ Verblüfft zog die Blonde eine Augenbraue hoch: „Ernsthaft?“ Der Nara nickte. „Und Hunde können riechen, ob ein anderes Lebewesen in anderen Umständen ist.“ Da blieb Temari stehen und starrte den anderen mit einer gesunden Röte um die Nase an: „Du meinst das wirklich ernst?!“ Der junge Mann stoppte ebenfalls und drehte sich zu ihr: „Ja, ich habe es schon miterlebt. Du bist also nicht die erste, der es unangenehm sein wird.“ „Wie beruhigend!“, sagte sie spitz und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper, „Das ist peinlich.“ „Naja, er kann immerhin nur deinen Zustand wahrnehmen.“ „Ach wie toll für dich, das er nicht riechen kann, das du der Vater bist.“, gab die Frau sarkastisch zurück. Wieder seufzte Shikamaru und ging mit ihr weiter: „Das ist deine Entscheidung, ob du es sagen möchtest oder nicht.“ „Oh, du beugst dich meiner Entscheidung?“ „Das mache ich ziemlich oft.“, entgegnete Shikamaru. Temari bis sich leicht auf die Unterlippe, konnte aber ein Schmunzeln nicht verhindern. Allerdings war Shikamaru ihr irgendwie ganz schön hörig, ohne das er dabei wie ein kopfloser Nachläufer wirkte. Als sie schließlich vor Kakashis Bürotür standen, musste Temari noch einmal durchatmen. Es war ihr so extrem unangenehm, vielleicht wusste er bereits, wer da vor seiner Tür stand. Er würde alles wissen, noch bevor sie etwas sagen konnte. Das war dezent unfair. Ein letztes Mal schaute sie zum Nara, der ihren Blick erwiderte, als wollte er ihr sagen, das es schon nicht so schlimm werden würde. Dann griff er nach der Türklinke. „Ah, guten Tag Temari-san!“, begrüßte Kakashi sie höflich und grinste unter seiner Maske. „Hallo.“, kam es monoton von der Blonden, die mitten im Raum stehen blieb, während Shikamaru seinen üblichen Platz neben der Tür einnahm. „Was verschafft uns die Ehre deines Besuches?“, fragte der Hokage neugierig und legte ein paar Blätter nieder auf den Tisch. Temari hob kurz die Augenbraue und presste angefressen die Lippen aufeinander. Kakashis Gesichtszüge blieben freundlich und wirkten unwissend. Aber Temari war sich sicher, das er bereits wusste, was mit ihr los war. „Mit Verlaub, Hokage, ich habs nicht so damit, um den heißen Brei zu reden.“, gab sie mürrisch von sich. Amüsiert lehnte sich der Hokage zurück: „Ja, manchmal ist es einfacher, direkt auf den Punkt zu kommen. Aber ich lasse dir gerne den Vortritt, was das reden anbelangt.“ „Was soll ich groß erzählen, sie wissen ja bereits, das ich in anderen Umständen bin.“ Kakashi nickte: „Herzlichen Glückwunsch dazu erst einmal! Als Mutter eines ungeborenen Kindes Konoha erhältst du hiermit automatisch alle Rechte eines Bürgers von Konoha.“ Temari beäugte ihn misstrauisch: „Woher wollen sie denn wissen, dass der Vater aus Konoha stammt?“ Kakashi lachte kurz: „Also mal abgesehen davon, das es ziemlich auf der Hand liegt, wer der Vater ist, hat dir auch eben genau dieser die Information gesteckt, das meine Nase mir deinen Zustand verraten hat.“ Shikamaru schloss die Augen und hielt sich kurz die Stirn. Temari wusste nicht, ob sie peinlich berührt wegschauen oder breit grinsen sollte. So kam bei ihr ein halbwegs gezwungenes Grinsen mit einer leichten Röte auf die Wangen zutage. „Shikamaru, was planst du nun?“ „Ehm...“, wie auf verlorenen Posten stand der Nara da und sortierte seine Gedanken, „Das ist grundlegend ihre Entscheidung.“ „Ist das so?“, nun doch etwas verblüfft schaute der Hokage zu Temari. „Ich weiß noch nicht, wo ich bleibe.“, antwortete die Blonde ehrlich. „Schön, wenn man doch noch mit etwas überrascht wird!“ Die Frau bedachte ihn mit einem verwirrten Blick, den Kakashi aber nicht weiter beachtete: „Wie gesagt, du bist hiermit offiziell Bürger von Konoha und kannst dich frei bewegen.“ „Danke, Hokage.“, erwiderte Temari nüchtern und schaute noch einmal zu Shikamaru, der wieder mit voller Fassung da stand, als wäre nichts geschehen. „Das wäre soweit alles, wenn du etwas benötigst, dann lass es Shikamaru wissen.“ Nickend verabschiedete sich Temari und verließ das Büro. Vor der Tür wartete sie auf Shikamaru, wobei sie ihren Gedanken nachhing. Es war gar nicht so schlimm gelaufen, wie sie erst dachte. Nach einigen Minuten kam auch der Nara endlich aus dem Büro und schloss leise die Tür hinter sich. „Alles gut soweit?“, fragte der junge Mann und suchte ihren Blick. Temari schaute leicht zu ihm auf: „Ja, irgendwie schon. Was ist mit dir?“ Shikamaru geleitete sie die Treppe hinunter, hinaus aus dem Gebäude. „Ich habe noch eine Mission bekommen, ich werde gleich aufbrechen.“ Bei dem Satz spürte Temari einen Stich ins Herz. Erst jetzt wurde ihr bewusst, das sie nicht das Recht hatte, auf Shikamarus Anwesenheit zu bestehen, sie war ja nicht sein Auftrag. Und somit hatte sie vor Abschluss der Mission nicht die Möglichkeit, sich damit zu befassen, ob sie ihn nun liebte oder nicht. Alleine kam sie einfach auf keinen Punkt, das wollte sie mit ihm zusammen raus finden, während sie Zeit mit ihm verbrachte. Shikamaru nahm die kleine Wesensänderung von ihr durchaus wahr: „Es ist nur eine kleine Mission, wird nur ein paar Tage dauern.“ Temari fühlte sich ertappt und schaute etwas verlegen zur Seite: „Schon okay, das ist schließlich dein Job und du bist mir nichts schuldig.“ „Ich begleite dich noch nach hause.“, beendete er das Thema und tat den ersten Schritt in Richtung Temaris Wohnung. Als sie angekommen waren, stand die Blonde etwas ratlos vor ihrer Tür und warf dem Größeren einen leicht verstohlenen Blick zu: „Dann viel Erfolg bei deiner Mission.“ Den Kopf leicht schief legend schaute er sie nachdenklich an, als wägte er ab, was er tun sollte. Schließlich legte er ihr sanft eine Hand auf die Schulter: „Wenn du irgendwas brauchst während meiner Abwesenheit, dann gib meiner Mutter oder Kakashi Bescheid.“ „Bei den beiden weiß ich ja gar nicht, bei wem ich lieber an die Tür klopfen würde...“, meinte Temari ironisch. „Dann geh zu Naruto. Er wird schon Himmel und Hölle für dich in Bewegung setzen, ohne das du ihm sagen musst, warum.“ Da musste die Blonde grinsen. Ja, das würde Naruto für jeden seiner Freunde tun. Mit einem leicht verschmitzten Lächeln zog der Nara seine Hand zurück, um sich auf den Weg zu machen. Kapitel 5: Auf und ab --------------------- Die Nächte in Konoha waren so anders, als in der Wüste. Temari fror mehr und allein in der Wohnung fühlte sich auch etwas einsam. Ihren Brüdern gegenüber gab sie das eigentlich nie zu, aber sie fühlte sich immer wesentlich besser, wenn beide auch zuhause waren. Das war für sie einfach das Gefühl von Familie, welches sich in den letzten Jahren bei ihnen eingeschlichen hatte, nachdem ihr Vater nicht mehr war und sich Gaara so gewandelt hatte. Nun lag die Blonde schon die zwölfte Nacht infolge auf ihrem Futon und starrte an die Decke. Das fahle Mondlicht warf ein paar Schatten an die Wände, daneben war nur noch ein bisschen Wind zu hören. Seufzend blickte Temari auf die Uhr. Es war bereits nach zwei Uhr morgens, aber obwohl sie müde war, konnte sie nicht einschlafen. Wo Shikamaru wohl steckte? Ob es ihm gut ging? Vormittags verließ Temari die Wohnung meistens nicht, noch immer quälte sie die Übelkeit. Spätestens zum Mittag fiel ihr dann aber die Decke auf den Kopf, sodass es sie hinaus trieb. Meist kaufte sie sich unterwegs einen kleinen Snack und spazierte in den Park, um dort ihre Zeit zu vertrödeln. Hier konnte sie gut Vögel beobachten und hin und wieder stürmten ein paar Kids vorbei, die groteske Missionen von Kakashi zu erfüllen hatten. „Hey Temari!“ Überrascht schaute die Blonde zur Seite, weg von einem kleinen Grünfinken, der zu ihren Füßen rumgehopst war. „Hallo Sakura. Was gibt’s?“, fragte sie gerade raus. „Ich soll dir das hier bringen, Kakashi schickt mich.“, die Rosahaarige reichte ihr einen dickeren Umschlag, der scheinbar viel Papier enthielt. Fragend zog Temari eine Augenbraue hoch: „Was ist das?“ Die Haruno druckste leicht rum: „Nun ja, medizinische Unterlagen für dich.“ Aufs Wort kroch Temari eine leichte Röte ins Gesicht. Musste Kakashi jetzt jedem erzählen, das sie schwanger war?! „Entschuldige, ich wollte dir damit nicht zu nahe treten!“, Sakura hob beschwichtigend die Hände, „Er hat nur mich eingeweiht, weil du einen Ansprechpartner für medizinische Fragen haben solltet, auch für die nötigen Vorsorgeuntersuchungen. Ansonsten weiß niemand etwas davon und ich behandle das natürlich streng vertraulich!“ Wortlos starrte Temari auf den dicken Umschlag in ihren Händen. Vorsorgeuntersuchungen? Fragend blickte sie wieder zu Sakura: „Was kommt da auf mich zu?“ „Ehm, darf ich mich setzen?“ Stumm wies Temari mit einer Hand neben sich und die Haruno setzte sich. „Ich weiß nicht, in wie weit das in Suna abläuft-“ „Na ich sowieso nicht.“, fiel die Blonde ihr ins Wort und lehnte sich zurück, den Umschlag hatte sie neben sich abgelegt. „Naja, hier beginnt es erst einmal mit einer Untersuchung, um die Schwangerschaftswoche zu bestimmen, dann kann man den ungefähren Entbindungstermin errechnen. Außerdem wird dein Blut kontrolliert, um zu checken, ob deine Werte stimmen oder du irgendwo einen Mangel hast, der die Entwicklung des Kindes beeinträchtigen könnte. Und dann in regelmäßigen Abständen Untersuchungen, ob das Kind gut wächst und es auch dir gut geht.“, erzählte Sakura. „Klingt ja nicht so hoch dramatisch.“ „Ich könnte es dramatischer für dich gestalten, wenn du willst.“, Sakura grinste und gestikulierte dabei etwas mit den Händen, um ihre Aussage zu unterstreichen, „Was hältst du von einem Geburtsvorbereitungskurs oder Babykurs?“ Temari zog eine Augenbraue hoch: „Das ist nicht dein Ernst. Mal abgesehen davon, das mir das ziemlich widerstrebt, wie sollte das denn unter dem Deckmantel der Anonymität möglich sein?“ „Ich habe beide Kurse bereits öfter begleitet, ich kenne die Inhalte und kann dir das ganze gemütlich in deinen eigenen vier Wänden bieten.“ Da musste die Ältere lachen: „Unglaublich.“ „Falls dir langweilig ist, wäre das eine Möglichkeit, deine Zeit zu verschwenden.“, entgegnete Sakura und verfolgte einen Spatz, der auf der Wiese gegenüber vor sich hin pickte. „Früher oder später werde ich es eh nicht mehr verstecken können...“ „Wie lange willst du eigentlich hier bleiben?“, fragte die Rosahaarige recht direkt. „Ich weiß es nicht.“ „Weißt du, wie lange du schon schwanger bist?“ Bei der Frage seufzte Temari leise und rechnete im Kopf nach, wobei sie mit ihren Fingern mitzählte: „Über sechs Wochen. War der Tag vom Examen.“ Sakura entfuhr ein Kichern, welches sie versuchte zu unterdrücken: „Ah, also hier.“ „Kakashi hat dir also nicht alles erzählt.“, stellte die Blonde fest. „Scheinbar nicht, wenn er das wusste.“ „Tja, er wusste nicht wann, aber er wusste, wer.“, Temari schaute zur Seite, „Und ich denke mal, du zählst auch einfach eins und eins zusammen.“ Verlegen strich sich Sakura eine Strähne hinters Ohr: „Ich hoffe, dir ist das nicht unangenehm. Aber wenn ich damit richtig liege und er gerade auf Mission ist, dann würde ich behaupten, das es niemanden in Konoha wundern wird.“ Grummelnd lehnte Temari sich zurück und legte den Unterarm über die Augen: „Wieso zum Teufel eigentlich?“ „Du und Shikamaru seid halt schon länger wie eine Einheit. Ich würde behaupten, das alle eigentlich nur darauf warten, das offiziell etwas von euch kommt.“ „Meine Güte. Und wir haben uns nur betrunken.“ Da konnte die Haruno nicht anders und musste loslachen: „Ihr ward betrunken?“ Aus irgendeinem Grund fand Temari es erheiternd, hier mit Sakura zu sitzen und darüber zu reden. Selbst grinsend erzählte sie daher: „Mister Verantwortungsbewusst wollte erst kein Alkohol trinken.“ „Er ist ja noch nicht 21.“ „Genau!“ Sakura lehnte sich ebenfalls zurück: „Aber das hat dich nicht interessiert. Und da Shikamaru dir so gut wie immer nachgibt, habt ihr doch etwas getrunken?“ Temari legte ihre Hände locker in den Schoss und schaute hinauf zu den Wolken: „Wir waren in diesem Lokal und ich habe die komplette Getränkekarte rauf und runter bestellt, einmal alles probiert. Als der Barkeeper uns dann die Rechnung gab, war Shikamaru schon ziemlich wackelig auf den Beinen.“ „Wie seid ihr nach hause gekommen?“ „Naja, sehr weit sind wir nicht gekommen. Ohne mich als Stütze hätte er wohl krabbeln oder an Ort und Stelle schlafen müssen.“ Wieder entfuhr Sakura ein Lachen: „Wie peinlich für ihn. Das er überhaupt mit getrunken hat, wundert mich sehr.“ Die Blonde zuckte mit den Schultern: „Wir hatten ausgemacht, mal nicht verantwortungsbewusst zu sein. Einfach mal Blödsinn machen, wie alle anderen auch, ohne Rücksicht.“ „Das hat dann wohl geklappt.“ „Auf ganzer Linie, würde ich behaupten. Ich habe ihn dazu gebracht, mit mir zu schlafen.“ „Dazu gehören immer zwei. Und ich wette, auch sturzbetrunken hat Shikamaru noch genug Kapazitäten im Gehirn frei, um selbständig zu entscheiden, ob er so etwas macht oder nicht.“ Da wurde Temari nachdenklich: „Ich weiß nicht... Er wirkte schon recht neben sich.“ „Ich würde jetzt ja sagen 'der Arme', aber er wusste, was er tat, als er mit dir getrunken hat.“, zwinkerte die Haruno ihr zu. „Na, ich weiß nicht. Rechnest du damit, das du mit deinem Trinkpartner auf einer Wiese landest und anschließend schwanger bist?“, fragte Temari sie offen. Sakuras Wangen färbten sich etwas rot: „Nun ja, ich bin ehrlich, ich trinke nicht, ich mag den Geruch überhaupt nicht. Aber bei einem spontanen Zusammentreffen mit dem Richtigen... Ich glaube, dann könnte mir das auch durchaus passieren.“ „Ernsthaft? Wenn Sasuke dich verführen würde, würdest du bei klarem Verstand das Risiko einer Schwangerschaft eingehen?“, harkte die Blonde ungläubig nach. Die Jüngere nickte: „Ja, würde ich.“ „Du liebst ihn echt abgöttisch, oder?“ Lächelnd blickte Sakura auf ihre Knie: „Ich weiß schon gar nicht mehr, wie lange es so ist.“ „Ich wünschte, ich könnte das nachvollziehen.“, seufzte Temari und stand auf, um sich zu strecken. Etwas verwirrt musterte die Haruno sie: „Du bist nicht sicher...?“ Die Blonde schüttelte wortlos den Kopf. „Okay... Ich glaube, jetzt verstehe ich auch, wieso du sagtest, das du nicht weißt, wie lange du bleibst. Du hängst also in der Schwebe.“, fasste die Rosahaarige es zusammen und erhob sich ebenfalls. „So könnte man es nennen.“, planlos griff Temari nach dem Umschlag. „Hm... Bock auf Babykino?“ „Babykino?“ „Ganz genau. Wie wäre es, wenn wir uns den Nara-Sprössling mal näher anschauen per Ultraschall?“, schlug die Haruno grinsend vor. Temari war ganz überwältigt von diesem kleinen Ding, was Sakura ihr wenig später auf dem Bildschirm des Ultraschalls präsentierte. Es war noch so winzig, unglaublich, das daraus ein richtiges Baby wuchs. Mit einem kleinen Bild vom Ultraschall in der Tasche verließ Temari das Krankenhaus und lief nach hause, ohne dabei auf die Menschen um sich zu achten. Was würde Shikamaru wohl dazu sagen, wenn sie ihm dieses Bild zeigte? Sie bog um die nächste Ecke und blieb abrupt wie angewurzelt stehen. Da war er, scheinbar wieder zurück von seiner Mission. Und vor ihm stand eine junge Frau mit langen schwarzen Haaren. Beide lachten und schließlich fiel ihm die Schwarzhaarige um den Hals. Temari hatte das Gefühl, als würde sich ihr Hals zuschnüren. Wutentbrannt machte sie auf dem Absatz kehrt und lief einfach nur noch weg. Die Blonde konnte sich nicht erklären, wieso ihre Reaktion so ausfiel, aber ihr Zorn kochte hoch. Wer war sie? Und wieso war er so vertraut mit ihr? Hatte er ihr gegenüber nicht behauptet, er würde mehr für sie empfinden? Temari fühlte sich von ihm belogen. Enttäuscht lief sie durch die Straßen, bog mal hier, mal da ab und verlor jegliches Zeitgefühl. Seit wann war sie so empfindlich gegenüber dem Nara? Grummelnd blieb die Blonde stehen und sah sich um. Sie kannte diesen Teil von Konoha noch nicht. Es schien, als wäre in diesem Viertel nur kleinere Lagerhallen. Seufzend lief Temari weiter. Sie hatte sich definitiv verlaufen. Gasse um Gasse lief sie weiter, mittlerweile war es dunkel geworden und hier und da spendeten kleine orangefarbene Laternen etwas Licht. Zitternd nahm sie die Kälte wahr, die Nächte in Konoha waren bereits sehr kalt, dazu frischte der Wind noch auf. „Wunderbar, fehlt ja nur noch Regen...“, missmutig gestimmt blickte Temari in den Himmel. Durch das Licht der Laternen konnte sie nicht erkennen, ob am Himmel Wolken waren oder nicht. Seufzend ging sie weiter, sie musste einfach schnell nach hause, es war zu kalt. Es dauerte, bis die Blonde nach vielen Abbiegungen und Kreuzungen endlich wieder in einer Straße landete, die sie kannte. Und erst da wurde ihr bewusst, wie weit sie sich von ihrer Wohnung entfernt hatte. Es dauerte noch gut eine Stunde, bis sie endlich wieder in die Straße einbog, in der ihr Wohnhaus war. Leicht bibbernd zog sie ihren Schlüssel aus der Tasche und wollte gerade aufschließen, als sich ein Schatten von der Wand gegenüber löste. „Wo warst du?“, fragte Shikamaru und klang eindeutig besorgt. Temari drückte die Tür auf, ohne sich zu dem jungen Mann umzudrehen: „Kann dir doch egal sein.“ Verwirrt zog er eine Augenbraue hoch, ihm war sofort klar, das hier irgendwas im Argen lag: „Ich mache mir aber Sorgen um dich, wenn du so spät unterwegs bist und dann nicht mal eine Jacke mit hast, es ist kalt!“ Temari warf ihm kurz einen Blick über die Schulter zu: „Ich kann auf mich selbst aufpassen, Heulsuse. Und jetzt lass mich in Ruhe.“ Ruppig warf sie ihm die Tür vor der Nase zu und ließ den Nara verdutzt stehen. Temari war das in diesem Moment egal, sie konnte gerade gut auf seine Gegenwart verzichten. Sie spürte, wie ihre Wut wieder in ihr hochkochte, in ihrer Wohnung pfefferte sie daher ihren Schlüssel von sich, der irgendwo im Flur neben der Kommode landete und ging weiter ins Bad. „Verdammt!“, fluchte die Blonde und knallte die Tür hinter sich zu. Es regte sie so sehr auf, aber sie war viel zu stolz, als das sie Shikamaru hätte sagen können, was mit ihr los war. Genervt zog sie sich aus und stieg unter die Dusche. Erst durch das warme Wasser spürte Temari, wie kalt ihr wirklich war. Doch ihr Gemüt konnte die Dusche nicht beruhigen und so kam sie genauso geladen heraus, wie sie reingegangen war. Als Temari sich im Spiegel betrachtete, spürte sie einen Stich ins Herz. Sie fühlte sich nicht wohl. Erst hatte sie die ganze Zeit, während Shikamaru auf Mission war, kaum schlafen können und nun wollte sie ihn wiederum nicht sehen, weil da diese andere Frau gewesen war. Auf das Waschbecken abstützend ließ Temari den Kopf hängen und seufzte. Was hatte sie eigentlich wirklich gesehen? War es überhaupt so dramatisch gewesen? Wenn sie die ganze Szene mit Ino besetzte, kam es ihr überhaupt nicht schlimm vor. Würde Shikamaru überhaupt zweigleisig fahren? Bei dem Gedanken schüttelte Temari schnaubend den Kopf und musste selbst über ihre eigene Dummheit lachen. Zweigleisig wäre dem Nara viel zu anstrengend, alleine deswegen schon war ihre Vorstellung ein Ding der Unmöglichkeit. „Scheiß Hormone...“, fluchte sie und verließ das Bad. Für heute wollte sie einfach nur noch schlafen. Kapitel 6: Eine Antwort ----------------------- Ihr nächster Morgen begann wie immer, mit dem Kopf über der Toilette. Ihr ging es so grottig, das sie danach direkt wieder zurück unter die Decke schlüpfte, doch leider fand sie nicht zurück in den Schlaf. Irgendwann klopfte es an ihrer Wohnungstür. Da ihre Motivation aber praktisch nicht vorhanden war, blieb sie einfach liegen und ignorierte das Klopfen, welches sich noch zwei mal wiederholte. „Keine Lust, aufzumachen?“, fragte Shikamaru nach und lehnte sich in den Türrahmen zu ihrem Zimmer. Grummelnd drehte Temari ihr Gesicht zu ihm, schaute aber eher an ihm vorbei: „Das nennt man Hausfriedensbruch.“ „Kommt ganz drauf an. Du hättest auch bewusstlos auf dem Boden liegen können.“ „Als wenn ich hier halbtot auf dem Boden rumliegen würde.“, kam es überspitzt von der Blonden. Der junge Mann seufzte kurz, ehe er weitersprach: „Erzählst du mir, was los ist?“ „Es ist nichts.“ „So klang das weder gestern Nacht, noch jetzt. Also sag schon.“, forderte der Nara erneut. Temari setzte sich auf und wandte sich von ihm ab, um die aufkommende Röte zu verbergen: „Es ist wirklich nichts.“ Shikamaru hockte sich neben ihren Futon, um ihr Gesicht sehen zu können. Die Röte überraschte ihn. „Das sieht nicht nach nichts aus... Erzählst du es mir jetzt?“ Leicht gereizt griff Temari etwas fester in ihre Decke und schaute etwas peinlich berührt zur Seite: „Ich hab dich gestern Abend gesehen, als du vor meinem Haus standest.“ Fragend legte Shikamaru den Kopf schief: „Und?“ „Mit ihr.“ Da ging ihm ein Licht auf. „Oh Temari...“, der Nara hielt sich kurz die Stirn, als ihm die Situation klar wurde, „Das war doch nur eine Kollegin, sie hat sich bei mir bedankt, weil ich ihr geholfen habe. Bei der Mission ging es um ihre Familie, mehr war da nicht.“ Beschämt schloss die Blonde die Augen und presste die Lippen aufeinander. Es war ihr zutiefst unangenehm, das sie so offensichtlich eifersüchtig auf eine vollkommen fremde Frau gewesen war, die sich nur bedankt hatte. Shikamaru hingegen konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen und legte seine Hand an ihre Wange, um ihr Gesicht zu heben und sie besser anschauen zu können. „Danke.“ Ungläubig blickte sie ihn an: „Wofür bedankst du dich?“ „Für deine Eifersucht.“ „Tss!“, machte die Blonde und drückte seine Hand weg. Es gefiel ihr gar nicht, das er genau wusste, was in ihr vorgegangen war. Shikamaru beließ es dabei und wechselte das Thema, er merkte, dass Temari sich nicht wohl damit fühlte: „Wie geht es dir? Wie waren die letzten Tage?“ Sie atmete kurz durch, ehe sie antwortete: „Beschissen. Ich habe jeden Morgen gekotzt, konnte in der Nacht nicht schlafen und hab mich den restlichen Tag zu Tode gelangweilt.“ „Was hast du denn so gemacht?“ „Durch die Gegend gelaufen und mir den Kopf über dich zerbrochen.“, antwortete sie, wofür sie sich im nächsten Moment die Hand an die Stirn hielt, denn eigentlich wollte sie ihm gar nicht sagen, das sie über ihn nachgedacht hatte. Sanft zog er ihre Hand hinunter, hielt diese in seiner fest und musterte sie: „Ich denke, unser Start in diese Situation war ziemlich turbulent. Und es war auch nicht richtig von mir, das ich auf dein Angebot eingegangen bin. Ich hätte auch daran denken müssen, was passieren kann, es war einfach verantwortungslos.“ „Kannst du mal aufhören, dir die alleinige Schuld zu geben?!“, meckerte Temari ihn an, „Ich wollte Sex, ich hab damit angefangen!“ „Ich bin aber ein eigenständig denkender Mensch und hätte ablehnen sollen.“ „Was du aber nicht getan hast, kannst du es jetzt also dabei belassen? War der Sex so schlecht?“ Mit hochgezogener Augenbraue starrte er ihr ins Gesicht: „Das wollte ich damit doch gar nicht sagen, es war nicht richtig von mir-“ „Wieso war es nicht richtig? Weil du einfach Bock hattest? Meine Güte, gesteh dir doch mal zu, auch Bedürfnisse und Gefühle zu haben!“ Nun war es der Nara, der rot anlief und zur Seite blickte. Temari seufzte tief: „Tatsache ist, mir hat es gefallen und ich hätte gerne... mehr.“ Zu seiner Überraschung suchte Temari gezielt seinen Blick, als er wieder zu ihr schaute. Fast schon etwas schüchtern umgriff die Blonde seine Hand, die zuvor noch ihre gehalten hatte: „Ich hab noch immer keine Ahnung, was ich will, Shikamaru. Ich würde einfach gerne nochmal fühlen, ob es mir in der Nacht tatsächlich so viel bedeutet hat oder ob es der Alkohol war.“ In Shikamarus Kopf ratterte es. Er verstand, was sie meinte, doch er wusste nicht, ob das eine gute Idee war. Temari sah förmlich, wie es hinter seiner Stirn arbeitete, weil er nichts sagte. „Kannst du bitte mal was sagen?“, kam es unruhig von der Blonden. Der Nara blickte auf ihre Hände, ehe er redete: „Ich denke, wir sollten es vielleicht langsam angehen lassen, nicht so kopflos wie beim ersten Mal.“ Der Vorschlag klang für Temari eher so, als hätte sie Shikamaru mit ihrer Idee überfallen und so glitt ihr Blick wieder schnell von ihm weg. Sie wollte es sich nicht anmerken lassen, aber der junge Mann kannte sie viel zu gut, er sah sofort, was sein Vorschlag in ihr auslöste. „Temari.“, flüsterte er leise, um ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich zu ziehen. Als die Blonde wieder zu ihm schaute, hatte er sich schon vorgebeugt und ihr seine Lippen aufgedrückt. Kaum spürte sie ihn so nah, explodierte gefühlt ein kleines Feuerwerk in ihrem Bauch. Sie legte eine Hand in seinen Nacken und ließ sich nach hinten sinken, wobei er automatisch hinterher kam. Temari konzentrierte sich sofort ganz auf ihn, es fühlte sich viel intensiver an, viel besser, als im Park. Sie wollte ihn nicht gehen lassen, aber auch nicht bedrängen, so blieb die Blonde dabei, ihn im Nacken festzuhalten, aber den Kuss nicht weiter zu vertiefen. Das jedoch tat Shikamaru, der sich links und rechts neben sie abstützte und schon fast etwas ungeduldig über ihre Unterlippe leckte. Verwundert wollte Temari den Kuss unterbrechen. „Scheiß drauf, vergiss es!“, wehrte der junge Mann über ihr ihr Handeln ab und küsste sie erneut. Die Blonde konnte nicht anders, als in den Kuss zu grinsen. Es war einfach wunderbar hier mit ihm zu liegen und diese Funken zwischen ihnen zu spüren. Irgendwann löste er sich langsam von ihr und zufrieden lächelnd schaute sie hoch in seine dunklen Augen: „Das nennst du langsam?“ „Ich glaube, das kann ich bei dir nicht.“ „Naja, ich bin schon schwanger...“ „Du bist verrückt.“, meinte der Nara, aber küsste sie erneut. Mit einer Drehung hatte sie die Plätze gewechselt und setzte sich auf sein Becken: „Mag sein. Du bist dafür faul.“ Er grinste und setzte sich auf: „Kommt auf die Tätigkeit an.“ „Na Hallo, bist du motiviert...“, hauchte sie ihm auf die Lippen und legte die Arme dabei auf seinen Schultern ab. Shikamaru genoss ihre Zuwendung und schloss dabei die Augen. Diese Frau raubte ihm schlichtweg den Verstand, es wunderte ihn im Nachhinein kein Stück, das er ihr in dieser einen Nacht so leicht nachgegeben hatte. Erst noch langsam, dann immer schneller landete ein Kleidungsstück nach dem anderen neben ihnen. Und immer wieder lagen auf ihren Lippen ein Grinsen, weil sie beide nicht so ganz glauben konnten, was sie hier taten. Als sich Temari erneut auf ihn nieder ließ und ihn spürte, wurde ihr klar, das sie mit keinem anderen diese Intimität teilen wollte. Keinem Mann würde sie sich so hingeben wollen, wie ihm. Und so bekam sie ihre Antwort, die sie gesucht hatte. Als Temari wieder aufwachte, blickte sie direkt in die Augen von Shikamaru. „Na, wieder wach?“, sanft legte er eine Hand an ihre Wange und strich mit dem Daumen darüber. „Wieso schläfst du nicht?“, war ihre Gegenfrage und ließ ihre Hand von seinem Handgelenk rauf zu seinem Oberarm streichen. „Ich war nicht müde.“ Ungläubig schnaubte sie auf: „Du und nicht müde?“ Er zuckte mit den Schultern und grinste. „Gehen deine Hormone mit dir durch?“, scherzte die Blonde. „Deine doch bestimmt auch. Allein schon wegen der Schwangerschaft.“ „Shikamaru... Was machen wir jetzt?“ „Da wäre noch immer die Frage, wo du bleiben möchtest.“ Schon leicht beleidigt schnalzte Temari mit der Zunge: „Dass du das jetzt noch fragst.“ „Nur weil wir miteinander geschlafen haben, sagt mir das noch nicht, ob du mehr möchtest oder du hier in Konoha bleiben willst.“ „Heulsuse!“, die Frau setzte sich auf und schaute mit ernstem Blick auf ihn nieder, „Ich bin nicht betrunken!“ „Du wolltest, um Antworten zu bekommen.“ Recht hatte er, das musste sie zugeben. „Ich will keinen anderen.“, kam es zielstrebig von ihr, „Und ich habe keine Lust auf geteilte Familie. Ich will etwas Vernünftiges. Ich möchte hier bleiben.“ „Vor zwei Wochen warst du dir total unsicher.“, gab der Nara zu bedenken, er wollte, das sie sich wirklich sicher war. „Da hab ich auch noch nicht bewusst mit dir geschlafen.“, entgegnete Temari. Er zog eine Augenbraue hoch: „Nur deswegen?“ „Man, du weißt doch genau, wie ich es meine! Dir ging es doch auch so, sonst hättest du nicht erst gesagt, das wir es langsam angehen lassen sollten, nur um einen Moment später doch mit mir zu schlafen!“, regte sie sich auf. Der Dunkelhaarige lächelte: „Ja, das stimmt.“ „Möchtest du mich denn hier haben?“, wollte sie wissen. Shikamaru setzte sich auf: „Ich habe die ganze Zeit auf der Mission immer wieder an dich denken müssen. Es ist so verrückt, weil es vorher nie so war und wir uns schon länger kennen. Ich hätte dich sehr gerne hier in Konoha.“ „Shikamaru!“, seinen Namen flüsternd, fiel sie ihm zufrieden um den Hals. „Da kommt viel Papierkrieg und Organisationskram auf uns zu...“, klagte er, aber umfing sie mit seinen Armen und drückte sie an sich. „Jetzt mecker nicht rum.“ Ein Seufzen entrann ihm: „Du machst dir keine Vorstellungen...“ Temari stellte schnell fest, das es doch nicht so einfach werden würde, wie sie es sich vorgestellt hatte. Shikamaru hatte ihr regelrecht einen Schlachtplan vorgelegt, über den sie erst nur den Kopf geschüttelt hatte. Doch als er sie daran erinnerte, das sie die Schwester des Kazekagen war und somit nun mal auf einen politischen Ruf zu achten hatte, gab sich die Blonde geschlagen. Direkt am nächsten Tag besuchten beide ein schönes kleines Restaurant – tatsächlich aber nur deswegen, um sich als Paar der Öffentlichkeit zu präsentieren. „Das ist doch irgendwie bescheuert.“, murrte die Blonde und schaute sich die Karte an. Der Nara zuckte mit den Schultern: „So ist das halt bei deiner Person. Käme nicht gut an, wenn du öffentlich direkt mit vollendeten Tatsachen ins Haus fällst.“ „Das geht andere doch nichts an.“ „Eigentlich. Uneigentlich wird es unweigerlich auf den Kazekagen zurückfallen. Hast du deinen Brüdern schon von deinen Plänen erzählt?“ Temari legte die Karte weg und stützte den Kopf mit dem Unterarm auf: „Du hast mir doch gar keine andere Wahl gelassen. Der Brief ist heute früh direkt rausgegangen.“ „Haben sie bereits gewählt?“, ein junger Kellner stellte sich zu ihnen an den Tisch und zückte Stift und Papier, um ihre Bestellung aufzunehmen. „Einmal die 24, dazu einen Orangensaft.“, antwortete die Frau und reichte ihm ihre Karte zurück. „Gerne!“, er notierte ihren Wunsch und klemmte sich die Menükarte unter den Arm, um sich dann an den Nara zu wenden. Der klappte seine Karte zu und überreichte sie ebenfalls: „Bitte die 32 und dazu ein Wasser.“ „Getränke kommen sofort!“, sagte der Kellner und entfernte sich nach einer kleinen Verbeugung vom Tisch. Temari sah ihm kurz hinterher und ließ dabei ihren Blick durch das Restaurant wandern. Überrascht stellte sie fest, das mindestens drei Personen sich schnell wieder auf etwas anderes konzentrieren, die zuvor noch rüber geschaut hatten. „Man beobachtet uns...“, stellte sie leicht verblüfft fest. Shikamaru nickte kaum merklich: „Wundert mich nicht.“ Fragend zog sie eine Augenbraue hoch: „Wieso nicht? Starrst du auch andere Leute im Restaurant an?“ „Temari... Du bist halt nicht irgendjemand. Und wir in Kombination in diesem Laden werfen Fragen auf.“ „Wir heizen also gerade die Gerüchteküche an?“ Der Nara grinste leicht: „Ja. Ziemlich.“ Die Blonde grinste keck zurück: „Ich kann das ganz schnell als Tatsache offen legen.“ „Spiel nicht immer mit dem Feuer. Lass es langsam angehen. Denk an deinen Bruder.“ Sie rollte mit den Augen: „Ist ja furchtbar.“ Nach dem Essen spazierten sie zusammen durch die kleinen Einkaufsstraßen. „Macht dich das ganze eigentlich nervös?“, fragte Temari irgendwann. „Hm...“, kam es knapp vom Dunkelhaarigen, „Ich glaube, nervös ist das falsche Wort.“ „Dann wohl eher besorgt.“ Er nickte leicht: „Schon eher.“ „Wieso? Ich glaube kaum, das mich Gaara und Kankurou in Suna gefesselt von dir fern halten wollen.“, gab sie locker von sich. „Das wäre auch ein unmögliches Unterfangen.“, entgegnete er und schaute nebenbei in eines der Schaufenster, „Aber man weiß nie, ob nicht doch noch das eine oder andere Problem auftaucht.“ „Dieses Problem zum Beispiel...“, murrte Temari missmutig und wäre am liebsten sofort umgedreht, denn niemand anderes als die Yamanaka höchst persönlich hielt auf Shikamaru und sie zu. „Hey ihr beiden, was macht ihr denn hier?“, fragte Ino gut gelaunt und blieb vor ihnen stehen. Shikamaru seufzte leise: „Hallo Ino.“ „Temari, ich dachte, du hast Urlaub?“ „Hab ich auch.“, gab die Ältere zurück und überlegte indes, wie sie schnell wieder von der Blumenverkäuferin los kamen. Ino grinste: „Und dann verbringst du Zeit mit Shikamaru?“ „Oh, ich hoffe, du hast kein Problem damit, wenn ich ihn jetzt öfter in meiner Freizeit pachte. Bis später!“, nun grinste Temari breit und zwinkerte ihr zu, während sie sich bei Shikamaru einharkte und mit ihm an der Yamanaka vorbei zog. Überrascht starrte Ino den beiden hinterher, wobei ihr der Mund offen stehen blieb. Damit hatte sie nicht gerechnet. „Temari, was tust du da?“, fragte der Nara ebenso entgeistert. „Ich nutze deine Sandkastenfreundin gewinnbringend für unseren Plan. Niemand heizt die Gerüchteküche so gut an, wie Ino.“ „Effizient.“, kommentierte er, „Aber bei ihrem Tempo wird es ziemlich schnell gehen.“ „Kommt mir recht.“, schmetterte Temari seine Bedenken ab, „Wer weiß, wie lange wir das ganze noch verheimlichen können... Und Schlussendlich wird sich jeder an den Fingern ausrechnen können, das schon vorher etwas zwischen uns war.“ „So genau werden die Leute nicht Buch über uns führen.“ „Ino schon.“, seufzte die Frau. Der Nara wusste, dass sie recht hatte. Doch mit Ino konnte er gut leben, sie würde ihm höchstens den Vorwurf machen, wieso sie nicht vorher etwas davon gewusst hatte. Kapitel 7: Zugzwang ------------------- „Alles soweit in Ordnung!“, Sakura ließ ein Maßband zurück in die Rolle schnellen und notierte noch ein paar Dinge in Temaris Akte, „Ich schätze, spätestens in zwei Wochen wirst du nicht mehr verbergen können, das du schwanger bist.“ „Ich könnte behaupten, ich bin nur fett geworden.“ Die Rosahaarige lachte kurz auf: „Das glaubt dir doch keiner. Und was mir so zu Ohren kommt, habt ihr ja bereits gut dafür gesorgt, das sich niemand über eine Schwangerschaft bei dir wundern wird.“ „Ich weiß nicht. Erst war ich genervt von Shikamarus Plan, nach und nach Gerüchte zu streuen und das auszubauen. Aber jetzt hab ich keine Lust drauf, das jeder weiß, was los ist.“, seufzte die Schwangere. Sakura legte den Stift zur Seite und setzte sich auf ihren Drehhocker: „Naja, du hast totales Glück, du bist im vierten Monat und man sieht noch nichts, dadurch holt ihr etwas Zeit rein.“ „Ich finde, man sieht es bereits.“ „Nur wenn du dich ohne Klamotten vor den Spiegel stellst. Du trägst doch mit Absicht lockere Kleidung, oder?“ Die Blonde nickte: „Und Shikamarus Pullover sind echt bequem.“ Da mussten beide grinsen. „Und das du seine Pullover trägst, verrät wiederum genug, das keiner überrascht sein wird, wenn du mit Babybauch rumläufst. Wie geht’s ihm eigentlich damit?“ „Ich würde behaupten, er denkt zu rational. Und nur bis zu dem Zeitpunkt, bis für jeden erkennbar ist, was los ist.“ „Oh...“ kam es überrascht von der Haruno, „Sieht ihm gar nicht ähnlich. Sonst plant er alles bis ins kleinste Detail.“ Temari erhob sich von der Untersuchungsliege: „Wer will es ihm verübeln... Ich habe auch noch keinen Gedanken daran verschwendet, wie es mit einem Baby sein wird.“ „Dann solltet ihr das mal langsam machen. Ein Baby braucht ja schon ein paar Dinge und durchaus Platz. Und ihr solltet euch Gedanken machen, wie die Geburt ablaufen soll.“ „Was?“, fragte Temari perplex. Sakura war mittlerweile auch aufgestanden, hatte Temaris Akte zugemacht und auf den Arm genommen: „Willst du in Konoha oder Suna entbinden? Im Krankenhaus oder zuhause? Und soll er dabei sein? Beziehungsweise möchte er das?“ Auf dem Heimweg hatte Temari das Gefühl, ihr Kopf würde gleich explodieren. Die Vorstellung, das sie ein Kind gebar und Shikamaru dabei ihre Hand hielt, wirkte ziemlich grotesk auf sie. Und dann diese Gedanken zum Leben mit dem Kind. Ihre Wohnung war definitiv zu klein. Die Blonde stellte sich ein simples Kinderzimmer vor, mit Bett, Wickelkommode und einem kleinen Schrank. Alles, was halt praktisch war. Aber wie war das mit Shikamaru? Noch wohnte er in seinem Elternhaus – aber wäre es mit ihrer bald sichtbaren Schwangerschaft nicht besser, sie würden zusammen leben? Jedenfalls wäre die Betreuung eines Babys bestimmt leichter, wenn man zu zweit war. Sie fuhr mit der Hand in ihren Pony und seufzte. Wieso musste das alles so kompliziert sein? Sie brauchte dringend Shikamaru, um all das zu besprechen. Zu ihrem Pech war dieser aber gerade für den Hokage unterwegs und wäre erst am Abend zurück. Ganz vertieft in Gedanken lief sie weiter und übersah dabei Hinata, die ebenfalls ziemlich in Gedanken irgendwo hinstarrte. Unsanft rempelte die Blonde sie an und tat einen Schritt zurück. Erschrocken drehte sich Hinata zu der anderen Frau und wollte schon etwas zur Entschuldigung stammeln, als ihr das Wort im Halse stecken blieb. Die Röte kroch der Jüngeren ins Gesicht und als Temari bemerkte, wie sie ihr Byakugan deaktivierte, legte sie sich selbst ebenso erschrocken eine Hand auf den Mund. „Temari...“, stotterte Hinata verlegen und verbeugte sich kurz, „Entschuldige, das wollte ich nicht!“ „Du... Du hast es... Oder?“, fragte die Blonde unsicher nach. „Es tut mir leid, das war nicht meine Absicht, ich werde bestimmt nichts sagen!“, schwor die Hyuuga sofort. Die Ältere seufzte tief: „Unglaublich...“ „Es tut mir so leid, ich wollte das nicht!“, wiederholte sich Hinata erneut verzweifelt, sie fühlte sich wie immer sehr schuldig. „Hinata, das war der wohl dämlichste Zufall, der überhaupt hätte passieren können, also hör auf, dich zu entschuldigen.“, entgegnete Temari, „Was hast du gerade überhaupt gemacht?“ „Ach, nur ein kleiner Suchauftrag...“, erklärte Hinata und klang für ihre Verhältnisse ziemlich desinteressiert. Die Blonde legte fragend den Kopf schief: „Sag bloß, du machst so eine niedrige Mission und suchst das Haustier von irgendwem.“ Nun seufzte Hinata schwer: „Leider ja. Weil die Schüler diese Katze einfach nicht gefangen bekommen, sie suchen sie jetzt schon seit Wochen und die Besitzer wollen nicht länger warten.“ „Klingt ätzend.“ „Es kommen zum Glück ja auch wieder anspruchsvollere Missionen...“, sagte die Hyuuga optimistisch und lächelte, wurde dann aber wieder etwas ernster, „Darf ich dich fragen, ob es dir gut geht?“ Da zog Temari eine Augenbraue hoch: „Ich bin ja nicht schwer krank.“ „Natürlich, da hast du recht.“, kam es verlegen von der anderen. „Aber sag mal, Hinata... Was genau kannst du mit deinem Byakugan sehen?“ „Ehm... Ich sehe neben deinen Chakren die eines kleinen, ungeborenen Kindes... Ist übrigens das erste Mal, das ich sowas gesehen habe.“ „Kannst du das Geschlecht erkennen?“, wollte Temari neugierig wissen. Ein Lächeln legte sich auf Hinatas Lippen: „Ich glaube eher nicht... Die Punkte der Chakren unterscheiden sich zwischen Mann und Frau kaum, es ist eher das Gesamtbild, was auf das Geschlecht schließen lässt.“ „Wie schade! Dann hätte ich nur einen Namen suchen müssen und nicht für beide Geschlechter.“ „Warst du schon im Krankenhaus? Dort müssten sie es doch mit dem Ultraschall erkennen können.“ „Leider nein, das Kind weigert sich permanent, das Geschlecht zu zeigen.“ „Herzlichen Glückwunsch auf jeden Fall!“, sagte die Jüngere und verbeugte sich leicht. Temari lächelte: „Danke. Aber ich wäre dir verbunden, wenn du es für dich behältst, bis es offiziell ist.“ „Ja, natürlich! Wenn ich dir irgendwie behilflich sein kann, dann sag jederzeit Bescheid!“, bot Hinata an. „Geht schon, danke. Viel Erfolg noch mit der nervigen Katze.“, wünschte Temari und hob die Hand zum Abschied. „Ich mit zur Geburt?!“, Shikamaru entgleisten sämtliche Gesichtszüge, als Temari am Abend das Thema ansprach, während sie in ihrer Küche saßen und darauf warteten, das der Reis gar war. „Ich habe dich lediglich gefragt, ob du dabei sein wollen würdest, Heulsuse!“, meckerte die Frau ihn genervt an. Der junge Mann kratzte sich am Hinterkopf. Diese Frage war in seinen Augen gefährlich. Würde er nein sagen und sie erwartete aber genau das von ihm, würde sie ihm das lange krumm nehmen. Würde er ja sagen, könnte es aber auch gut sein, das sie sich bedrängt fühlte. „Ich weiß nicht so recht...“, antwortete er vorerst wage, um anhand ihrer Reaktion abzuschätzen, was er als nächstes sagen würde. Die Blonde hielt sich kurz die Stirn: „Sag doch einfach was du möchtest! Versuch nicht ständig herauszufinden, was ich möchte, um es mir recht zu machen!“ „Ich möchte halt das du zufrieden bist, ist das so schlimm?“, fragte er zurück. Das regte sie noch mehr auf: „Du bist doch ein eigenständig denkender Mensch! Also sag mir endlich, was du möchtest!“ Das sie bereits wütend war, war Shikamaru bewusst. Seufzend gab er sich geschlagen: „Ich weiß nicht, ob ich das kann. Aber wenn du möchtest, das ich dabei bin, dann begleite ich dich.“ Temari grummelte und sah nach dem Reis: „Wieder einmal sauber aus der Affäre gezogen.“ Es war nie einfach mit ihr. Das würde es auch niemals werden, das war dem Dunkelhaarigen klar. „Reg dich bitte nicht auf.“, meinte er beschwichtigend, „Du wolltest eine klare Antwort, die hab ich dir gegeben..“ „Nachdem ich mich beschwert habe.“, grummelnd holte sie Teller aus dem Schrank und tat beiden jeweils auf. Shikamaru stand auf und nahm ihr die gefüllten Teller ab, um sie auf den Tisch zu stellen. Temari wollte noch Gläser aus dem Schrank holen, als der Mann ihre Hand ergriff und sie an sich zog. „Hör doch einfach mal auf dich ständig über alles aufzuregen.“ „Ich reg mich nicht auf!“ „Doch, tust du und das ist weder für dich, noch für das Kind gut. Also lass es gut sein und entspann dich.“, forderte Shikamaru und hielt ihre Hände mit seinen fest, nur für den Fall, das ihr eine Hand ausrutschen könnte. Ihre Augen verengten sich: „Bitte was?!“ „Temari, halt einfach den Mund.“, entgegnete der Nara, fasste sie am Kinn und küsste sie bestimmend. Entgeistert erwiderte sie den Kuss, eine solche Dominanz war sie von ihm gar nicht gewohnt. Ihre Wut verpuffte einfach und ließ sie etwas verwirrt zurück. Als er sich von ihr löste, grinste er unweigerlich: „Was wolltest du noch besprechen?“ Nachdenklich schaute Temari in seine Augen, sie musste sich erst einmal wieder sammeln. „Vielleicht sollten wir erst essen, bevor wir uns weiter die Köpfe zerbrechen.“, schlug Shikamaru vor und holte an ihrer Stelle die Gläser aus dem Schrank. Nach dem Essen war Temari nachdenklich still. „Sag mal, du hast mir noch gar nicht erzählt, was deine Brüder dir geschrieben haben. Droht mir schon irgendwas in Suna?“, fragte der Dunkelhaarige und lehnte sich zurück. Er hatte Temari schon mal darauf angesprochen, aber da war sie der Frage ausgewichen. Auch jetzt wirkte sie vom Gesichtsausdruck so, als wolle sie nicht darüber reden, nur konnte sie sich dieses mal nicht so einfach davor drücken, wie beim letzten Mal. Grübelnd starrte die Blonde auf ihr Glas, wo am Boden noch ein kleiner Schluck Wasser war und überlegte, wie sie ihm von ihren Brüdern erzählte. „So dramatisch?“ „Tja, Kankurou hätte gerne, das ich wieder zurück komme. Während Gaara meint, es ist ihm egal.“ Shikamaru musterte sie: „Gaara hat dafür aber eine andere Erwartung, oder? Sonst wäre es ja ganz einfach.“ Sie schwieg wieder. „Temari, so schlimm kann es doch nicht sein, Gaara erwartet doch nichts von dir, was du nicht möchtest.“ Sie murrte kurz: „Na, so ganz trifft das eben nicht zu.“ Fragend schaute er sie an und wartete auf ihre Ausführung. Seufzend rollte sie mit den Augen: „Er sagte, es würde wesentlich besser aussehen, wenn es ein eheliches Kind ist.“ „Er möchte also, das wir heiraten, bevor das Kind kommt?“ „Zumindest hat er es mir nahe gelegt.“, gab sie Zähne knirschend zurück. Shikamaru musste erst einmal seine Gedanken spielen lassen. Was daran störte Temari? Kam eine Heirat einfach aus Prinzip für sie nicht in Frage, weil sie sich nicht für ewig binden wollte? Oder passte es ihr nicht, weil ihr Bruder sie zu diesem Zeitpunkt darum bat? „Was denkst du darüber?“ „Es ist alles dahin... Wenn, dann hätte ich gewollt, das man mir einen Antrag macht und nicht ich darauf hinweise, das es eben überraschend kommt. Jetzt musste ich es dir erzählen und wenn du mir einen Antrag machst, ist es für mich keine Überraschung mehr, weil Gaara uns darum bittet und du jetzt wahrscheinlich irgendwann in den nächsten vier Monaten mir eh einen Antrag machst. Aber eben nicht aus eigenem Antrieb. Und auch nicht zu dem Zeitpunkt, der für uns der richtige gewesen wäre. Es ist einfach scheiße.“ Temari wirkte enttäuscht von der Welt und auch sich selbst. „Ich hätte es gerne ganz anders gehabt, ganz ohne Zwang.“ „Dann werde ich dir keinen Antrag machen.“, beschloss Shikamaru nüchtern, „Ist doch eh nur ein Stück Papier. Zusammen sein können wir mit oder ohne und ich glaube, dem Kind wird es auch ziemlich egal sein.“ „Und Gaara?“ „Er wird es überleben. Wir können sagen, das wir noch nicht so weit sind. Oder du nicht schwanger heiraten möchtest. Was dir lieber ist.“ Die Frau seufzte und schaute aus dem Fenster: „Fühlt sich alles blöd an.“ „Das liegt wohl daran, das wir unter Zugzwang stehen und du keine große Wahl bei vielen Dingen hast.“ „Hinata weiß, das ich schwanger bin.“ Der Nara gab einen überraschenden Laut von sich. „Ich bin mit ihr zusammen gestoßen, auf dem Heimweg. Ich hab nicht aufgepasst und sie hat mit ihrem Byakugan gerade eine Katze verfolgt.“ „Sie hat mit dem Byakugan gesehen, das du schwanger bist?“, wiederholte der Dunkelhaarige, „Ich hätte nicht gedacht, das sowas möglich ist. Interessant...“ „Jedenfalls wird sie nichts verraten.“, entgegnete Temari. „Was anderes hätte ich von ihr nicht erwartet, bei Hinata muss man sich keine Gedanken machen.“ Beide schwiegen für einen Moment, bevor Shikamaru die Stille wieder durchbrach: „Was wolltest du noch besprechen? Sakura hat dir ja einiges zum Denken gegeben.“ „Shikamaru... Hast du dir darüber Gedanken gemacht, was das Kind alles braucht? Und was wir vor der Geburt noch alles organisieren und klären müssen?“ „Grob... Aber nein, wirklich ernsthaft noch nicht. Ich wollte es ehrlich gesagt auch nicht, weil ich mir nicht sicher war, ob meine Pläne dann eventuell mit deinen Vorstellungen kollidieren. Es ist ja noch etwas hin und wenn sich etwas bei dir ändert, kann ich dir ja nicht vorschreiben, was du zu tun hast.“ „Meine Güte, warum geht es eigentlich nur nach mir und nicht nach dir? Was möchtest du, Shikamaru?“, neugierig beugte sich Temari vor und stützte ihren Kopf mit dem Unterarm auf. Er seufzte kurz und schien zu überlegen, was er als nächstes sagen sollte. „Jetzt sag schon.“ „Ich würde gerne mit dir zusammen leben.“, antwortete er leise und beobachtete ihr Gesicht genau, um ja keine Regung zu verpassen. Verblüfft ließ Temari ihre Hand sinken: „Du hast dir doch Gedanken gemacht.“ Verlegen fuhr er sich mit einer Hand in den Nacken: „Temari, es fällt mir so schwer, irgendwas für uns zu planen, weil ich nie sicher sein kann, ob du dich freust oder mich wegen irgendwas zum Mond schießen willst. Ich möchte es einfach richtig machen.“ Da wurde ihr ganz warm ums Herz, das sie lächeln musste: „Ich würde sehr gerne mit dir zusammen leben, Heulsuse.“ Kapitel 8: Gerüchteküche ------------------------ Es war seltsam, das Haus mit einem deutlich erkennbaren Babybauch zu verlassen. Es ließ sich auch mit Shikamarus Pullovern nicht mehr verbergen. Temari spürte die überraschenden Blicke auf ihrer Körpermitte, es war ihr unangenehm, jedoch war sie viel zu stolz, das auch nach außen hin zu zeigen. Dennoch ging sie schon deutlich weniger vor die Tür, als zuvor. Auf der anderen Seite war sie aber auch neugierig und wüsste zu gerne, was die Leute über Shikamaru und sie tuschelten. Und so ging sie gezielt an die Quelle allen Tratsches, direkt zur Königin der Gerüchteküche: Ino. Als sie das Geschäft betrat, entglitt der Yamanaka entgeistert ein Eimer mit mehreren Schnittblumen, ihr Gesicht sprach Bände. Temari schmunzelte und hob nüchtern leicht die Hand zum Gruß: „Morgen Ino.“ „Du bist schwanger?!“, fragte die Jüngere und überging das kleine Chaos, was zu ihren Füßen war. Temari schaute auf ihren Bauch herab: „Sieht so aus.“ Die andere blinzelte und schüttelte schließlich kurz den Kopf, um sich zu fangen. Dann hockte sie sich hinunter und las alle Blumen auf, um sie mit dem leeren Eimer auf die Ladenzeile zu stellen. Auf die Pfütze Wasser warf sie ein größeres Tuch. Als sie sich wieder erhob, trocknete sie sich ihre Hände an ihrer Schürze ab und lächelte etwas gezwungen: „Ich hatte ja bemerkt, das da irgendwas zwischen Shikamaru und dir ist, aber das kommt doch überraschend...“ „Wieso?“, war Temaris kecke Gegenfrage. Ino gestikulierte kurz mit den Armen: „Naja, ihr seid noch jung und erst seit kurzem scheinbar ein Paar...“ „Ach komm Ino, Shikamaru und ich sitzen seit Jahren regelmäßig zusammen, ich weiß gar nicht, wann das ganze in eine Beziehung übergedriftet ist.“ Verwundert musterte die Jüngere sie: „Ehm... Ich würde sagen, ab dem Zeitpunkt, wo es intim wird?“ „Fragst du mich jetzt nach den Intimitäten von deinem Sandkastenfreund und mir?“, ungläubig schaute Temari zurück. „Es ist halt irgendwie seltsam, da fragt man sich schon, wenn du jetzt schon schwanger bist, wie lange ihr... ehm...“ „Seit wann gehst du denn mit Sai ins Bett?“, fragte die Ältere schmunzelnd. Die Yamanaka lief rot an: „Wir planen aber keinen Nachwuchs!“ Temari seufzte: „Kann man eigentlich in irgendeiner Art und Weise auf deine Verschwiegenheit pochen?“ „Ich bin doch kein Tratschweib!“, beschwerte sich Ino empört. Die Schwangere zog eine Augenbraue hoch. Murrend rollte Ino mit den Augen: „Ja ja, schon klar. Ich kann sehr wohl schweigen wie ein Grab.“ „Gut, sonst müsste ich dich mit meinem Fächer besuchen und das könnte zu Differenzen zwischen Shikamaru und mir führen... Oder er stimmt mir zu...“, gab Temari zu bedenken. „Ist ja gut! Was willst du von mir?“, wollte Ino wissen und verschränkte ihre Unterarme. „Grundsätzlich deine absolute Verschwiegenheit. Und dann dein Wissen. Was sagt die Gerüchteküche momentan über uns? Wie stehen wir da?“ „Das ihr irgendwas am Laufen habt, aber keiner sich wirklich sicher ist, ob ihr ein Paar seid. Liegt wohl daran, weil ihr schon seit Jahren nebeneinander herlauft, aber es vorher nie Anhaltspunkte gab.“ Temari fasste sich unbewusst an den Bauch, weil sie eine kleine Bewegung im inneren wahr nahm: „Hm, okay...“ „Und jetzt würde ich gerne im Gegenzug wissen, wieso du schwanger bist und seit wann ihr ein Paar seid!“, forderte die Yamanaka. Die Ältere sah die Neugierde praktisch in ihren Augen brennen. Doch sie hatte keine Lust mehr, alles vor Ino zu verheimlichen, sie wollte sie mit ins Boot holen, sie konnte die Gerüchteküche perfekt lenken. „Also wir sind seit gut vier Monaten zusammen. Und ich bin im fünften Monat schwanger.“ „Eh?“, kam es verwirrt von der Blumenhändlerin, „Ihr habt miteinander geschlafen, ohne zusammen zu sein?“ Entspannt setzte sich Temari auf einen der hohen Stühle an Inos Tresen und stützte den Kopf auf. Ino stellte sich dahinter, ihr gegenüber und wartete auf eine Antwort. „Was ich dir jetzt erzähle, muss unter uns bleiben. Ich brauche dich als offenes Ohr. Solltest du mir in den Rücken fallen-“ „Wache ich vermutlich nie wieder auf.“, beendete Ino ihren Satz. „Wir verstehen uns, perfekt!“, grinste Temari und atmete kurz durch. Irgendwie freute sie sich auf das, was nun kam, Ino zu schocken hatte einen gewissen Reiz. „Ja, wir haben miteinander geschlafen, ohne ein Paar gewesen zu sein. Übrigens sturzbetrunken.“ „Oh Kami...“, die Yamanaka hielt sich die Hand vor den Mund, „Wie zum Teufel ist das passiert?! Ich meine... Shikamaru macht sowas nicht! Er darf noch nicht mal Alkohol trinken.“ „Hättest du vor zwei Minuten von mir gedacht, das ich mich total betrinke und mit Shikamaru im Park ende?“ Ino schüttelte den Kopf, um Temaris Frage zu beantworten, nur um dann die weitere Information zu verarbeiten und nochmal schockiert aus der Wäsche zu gucken: „Im Park?!“ „Versau ich dir gerade das heile Bild von Shikamaru?“ „Ich will nichts Intimes wissen!“, schmetterte Ino ab und griff nach einer Gießkanne, um das verschüttete Wasser im Eimer der Blumen aufzufüllen. „Nochmal zurück... Wieso ward ihr betrunken?“, fragte Ino nun ruhiger und zog sich ebenfalls einen Stuhl heran, um darauf Platz zu nehmen. „Wir wollten mal nicht vernünftig sein, weil das ja immer unser Job ist. Und immer von uns erwartet wird. Einfach mal ohne Rücksicht auf Verluste machen, wie alle anderen auch. Eigentlich ging es nur um den Alkohol. Aber der hat natürlich auch eine enthemmende Wirkung. Und was soll ich sagen, Shikamaru und ich sind nicht dafür gedacht, Dummheiten zu begehen. Ich wette, ein Naruto wäre einfach so damit davon gekommen.“ „Ja, er hat ein Händchen für Dummheiten und Glück.“ „Hätten wir auch gebrauchen können, dann wären wir jetzt nicht hier.“, entgegnete Temari monoton. Die Blumenverkäuferin hielt ihr lächelnd eine kleine, gelbe Rose hin: „Aber dann wärt ihr nicht da, wo ihr jetzt seid. Und ich bin mir sicher, das Shikamaru sich sehr darüber freut.“ Die Ältere nahm die kleine Rose an: „Woher willst du das wissen?“ „Shikamaru ist schon deutlich länger in dich vernarrt, als er es selbst eigentlich weiß. Für mich war das ziemlich offensichtlich. Er hat nur nie den Hintern hoch bekommen. Also alles Gute zur Schwangerschaft!“ Ein Lächeln stahl sich auf die Lippen Temaris Lippen: „Danke.“ „Und was genau erwartest du jetzt von mir?“ „Du kannst dir vielleicht vorstellen, das es aufgrund meiner Person die ganze Sache nicht so einfach ist. Es ist kompliziert...“, seufzend legte die Schwangere die Rose vor sich ab, „Wir können keine negativen Gerüchte gebrauchen. Das Kind wird in vier Monaten da sein, bis dahin ist sollten uns alle für ein normales Paar halten.“ „Naja, es wird schon auffallen, das du quasi direkt schwanger geworden bist, seitdem ihr ein Paar seid.“ „Und ich bin mir sicher, da könntest du ein bisschen was dran drehen.“ „Shikamaru hat auf dich abgefärbt.“, entgegnete die Yamanaka nüchtern, grinste dann aber, „Das sollte kein Problem sein... Ich kann ja verbreiten, dass ihr eigentlich schon wesentlich länger im Geheimen ein Paar gewesen seid.“ Die Jüngere grübelte und strich sich dabei eine Haarsträhne hinters Ohr. „Ich wusste doch, das ich bei dir richtig bin. Das nimmt mir einiges an Druck.“, gestand Temari erleichtert. „So schlimm? Ich meine, du bist nicht die Erste, die vor einer Partnerschaft schwanger wird. Und garantiert auch nicht die letzte.“ „Andere sind aber leider nicht die Schwester vom Kazekagen.“, gab die Ältere zu bedenken, „Da sieht es schon ganz anders aus. Ich darf sowas eben nicht bringen. Es muss gesittet sein.“ „Du und gesittet sind zwei verschiedene Paar Schuh.“ „Genau deswegen ist es gar nicht so einfach. Und es nervt. Ich würde einiges gerne schneller abwickeln und hab keine Lust mehr auf Theater spielen.“ Die Blumenhändlerin winkte ab: „Das sollte kein Problem sein.“ „Du hast was?!“, Shikamaru wusste nicht ob er lachen oder weinen sollte. Ino mit einzuweihen wäre für ihn wirklich eine der letzten Optionen gewesen, aber Temari fuhr ja gerne direkt das große Geschütz auf. „Jetzt krieg dich wieder ein, sie weiß, was ihr blüht, wenn sie etwas Falsches ausplaudert.“ „Sag mir jetzt nicht, das du sie bedroht hast.“ Temari stützte sich nach hinten mit den Armen ab und schaute in den Himmel, der leicht wolkenverhangen war. Sie saßen in Shikamarus Elternhaus auf der Veranda. „So würde ich es nicht nennen.“ Der Dunkelhaarige neben ihr grummelte und fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht, sagte aber nichts weiter. Yoshino lief mit einem Tablett mit drei Teetassen an ihnen vorbei und gesellte sich zu ihnen: „Shikamaru, mach doch nicht so ein Drama daraus. Ist doch perfekt, wenn Ino ein bisschen an den Schrauben drehen kann.“ Lächelnd reichte sie jedem eine Tasse und nahm danach den ersten Schluck von ihrem Tee. „Was wolltet ihr mir jetzt erzählen? Und was macht überhaupt mein Enkelkind?“ „Dem Baby geht’s super. Sakura meinte, es ist ziemlich ruhig, aber ansonsten ist alles in Ordnung.“, erzählte die Blonde. Yoshino lachte kurz: „Shikamaru war als Baby auch ganz ruhig, sehr schläfrig.“ Der Dunkelhaarige hörte nur mit einem Ohr zu und beobachtete nebenbei eine Libelle, die durch den Garten flog. „Shikamaru, was wolltest du noch?“, harkte seine Mutter nach einigen Momenten nach. Er wendete den Blick von dem Insekt ab und schaute zu Yoshino: „Dir ist vermutlich bewusst, das ich nicht weiterhin hier wohnen werde.“ Sie nickte: „Ja, ich hatte damit gerechnet.“ Es klang etwas niedergeschlagen und ihr Sohn wusste, warum. Noch immer hatte sie den Tod seines Vaters nicht ganz verarbeitet. Alleine in dem großen Haus zu sein würde für sie eine Herausforderung werden. „Habt ihr schon etwas gefunden?“ „Ja, haben wir. Es ist ein kleines Häuschen, in der Nähe vom Haupttor.“ „Das freut mich für euch! Dann kann ich ja endlich sagen, dass ihr zusammen zieht, wenn ich danach gefragt werde.“ Fragend hob Shikamaru eine Augenbraue: „Wer fragt denn danach?“ Yoshino druckste etwas rum: „Nun, ziemlich viele... Wenn ich einkaufen gehe, werde ich ständig nach euch gefragt. Anfangs war da ständig die Frage, ob ihr ein Paar seid. Und seitdem Temari für jeden erkennbar schwanger ist, fragen alle, wann ihr zusammen zieht und heiratet.“ Murrend trank Temari von ihrem Tee: „Die gehen mir alle auf die Nerven. Überhaupt, das alles auf die Öffentlichkeit abgestimmt werden muss.“ „Das liegt nun einmal an deiner Person. Aber das weißt du ja bestimmt auch selber.“ Ein Läuten unterbrach je ihre Unterhaltung. „Bleibt sitzen, ich geh schon...“, meinte der Nara, stellte seine leere Tasse zurück aufs Tablett und ging zur Haustür. „Wer kann das denn sein?“, wunderte sich Yoshino. Temari zuckte mit den Schultern: „Vielleicht braucht Kakashi ihn und schickt deswegen jemanden?“ „Kann ich mir nicht vorstellen, heute ist doch sein freier Tag. Der Hokage ist da schon sehr bedacht, die Leute dann nicht einzuspannen und jemand anderes zu finden.“ Ein Poltern ließ die Frauen aufhorchen. Verwundert standen sie auf und gingen ebenfalls zur Tür. Das Bild, was sich ihnen bot, war ziemlich grotesk. Eine junge schwarzhaarige Frau hatte sich Shikamaru an den Hals geworfen, während er sie versuchte, von sich zu drücken: „Lass los!“ „Was ist denn hier los?!“, wollte Yoshino leicht erzürnt wissen. Temari hingegen fielen keine Worte ein, sie spürte nur, wie Wut in ihr aufbrodelte. „Shikamaru, wieso lässt du mich links liegen? Ich dachte, das mit uns wäre etwas Besonderes!“, beklagte die Frau um seinen Hals jammernd. Nun erkannte Temari sie, es war die Kollegin, mit der Shikamaru vor Monaten auf Mission gewesen war. Hatte er nicht gesagt, das da nichts war? So sah es für Temari jetzt nicht aus. Wutentbrannt ging die Blonde ohne jeglichen Kommentar an ihm vorbei und verließ schnellen Schrittes das Haus. Sie wollte keine Erklärungen, nichts, einfach nur weg und nicht mehr diesen Anblick ertragen. Ein paar Straßen weiter blieb sie leicht pustend stehen. Auch wenn sie erst im fünften Monat war, konnte sie sich nicht mehr so gut und ausdauernd bewegen, wie vor der Schwangerschaft. Nach einer kurzen Pause lief sie weiter. Temari wollte einfach nur schnell nach hause. Dieses Bild von der anderen und Shikamaru verletzte sie tief im Herzen. Hatte er doch vor einigen Monaten etwas mit ihr gehabt, weil sie ihn anfangs abgelehnt hatte? Zu der Zeit waren sie noch kein richtiges Paar gewesen. Als Temari endlich in ihrer Wohnung ankam, rutschte sie an der Eingangstür gelehnt zu Boden. Es fühlte sich so an, als wäre ihre Vorstellung von einem gemeinsamen Leben mit Shikamaru geplatzt – und das innerhalb weniger Sekunden. Was sollte sie jetzt nur tun? Gehetzt sah sich die Blonde um und erblickte ihre Tasche. Ohne weiter zu zögern, packte sie diese und verließ wenige Momente später ihre Wohnung. Kapitel 9: Kurztrip ------------------- Es fiel ihr schwer, mit einer entspannten Mine durch die Straßen zu gehen und sogar mit einem Lächeln am Haupttor Konoha zu verlassen. Sie wollte trotz allem den Schein waren, das alles okay war. Fast wäre ihr etwas raus gerutscht, als sie am Tor gefragt wurde, ob sie wirklich, schwanger wie sie war, alleine das Dorf verlassen wollte. Endlich draußen ließ sie alle Anspannung von sich los und ließ den Kopf etwas hängen. Ihr war so elendig zumute. Und der Weg nach Suna würde in diesem Zustand hart werden. Erst jetzt kam ihr der Gedanke, das die Flucht zurück zu ihren Brüdern völlig überstürzt gewesen war. Doch jetzt umkehren? Nein, das kam für sie nicht in Frage! Temari lief mit Absicht abseits der üblichen Wege. Ihr war klar, das Shikamaru sie suchen würde und auf ein Gespräch mit ihm hatte sie wirklich keine Lust. Am Abend saß sie mit knurrendem Magen vor einem kleinen Feuer. Dummerweise hatte sie in der Eile kein Essen eingepackt, weil sie sich unterbewusst gedacht hatte, sie könne sich einfach etwas jagen. Aber schwanger war das eben etwas anderes. Sie konnte kaum ewig still geduckt im Unterholz sitzen, noch wollte sie zum Fische fangen in das kalte Wasser, wobei ihr Fische fangen eh nicht so lag. Ein paar Beeren hatte sie gefunden, doch das half kaum. Gähnend zog sie ihren Umhang enger um sich und lehnte sich zurück an den Baumstamm, an den sie sich niedergelassen hatte. Es dauerte nicht lange und sie dämmerte erschöpft weg. Entfernt nahm sie noch eine kleine Bewegung in ihrem Inneren wahr. Wie sollte es weitergehen? Ihr war ganz warm, als sie am nächsten Morgen erwachte. Müde schmiegte sie sich an die Wärmequelle in ihrem Rücken und hob eine Hand zu den Augen, um sich den zwickenden Schlafsand aus den Augen zu holen. Sie blinzelte und ihr Blick fiel zum Feuer. Mit einem Schlag war sie hellwach. Das Feuer war deutlich größer, als sie es gemacht hatte. Dann realisierte sie, das jemand hinter ihr saß und sie im Arm gehalten hatte. Auch ohne sich umzudrehen, war ihr klar, wer es war. „Shikamaru?“, flüsterte sie leise und wandte sich zu ihm. „Bist du wach?“, sanft legte er eine Hand an ihre Wange und strich mit dem Daumen darüber. Temari wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie fühlte sich einerseits schäbig, weil sie weggelaufen war. Andererseits hatte sie das Bild mit Shikamaru und der anderen Frau zutiefst verletzt. Er seufzte leise: „Wärst du geblieben, hätte ich dir das alles erklären können.“ „Was gibt’s da zu erklären...“, meinte die Blonde und zog seine Hand von ihrem Gesicht, weil sie seine Berührung für den Moment nicht ertragen konnte. „Zum Beispiel, das sie vollkommen durchgedreht ist?“, begann der Nara schließlich, „Ich hatte nie etwas mit ihr, nie!“ Wortlos erhob sie sich und hielt ihre Hände zum Feuer hin, um sich dort weiter zu wärmen. Es war noch sehr früh und dementsprechend ziemlich kühl. „Ich habe noch nie mit einer anderen geschlafen, als mit dir. Und ich habe auch nur dich geküsst.“, Shikamaru stand auf und griff nach seinem Rucksack, „Und ehrlich gesagt, habe ich nie eine andere Frau wirklich beachtet.“ Er holte eine größere Bentobox aus seiner Tasche und stellte sich neben Temari, um sie ihr hinzuhalten: „Du bist unangefochten die Einzige für mich.“ Die Blonde kam nicht umzu, die Ehrlichkeit in seiner Stimme zu hören. Sie schaute erst auf die Box und dann dem Nara direkt ins Gesicht, der leicht lächelte: „Hunger?“ Da konnte sie nicht anders, als etwas wehleidig zu gucken und zu nicken: „Ja und wie!“ Sie setzten sich eng nebeneinander vor das Feuer und Temari öffnete die Box, während Shikamaru aus seinem Rucksack noch Stäbchen hervor holte. „Hast du das noch gemacht, bevor du los bist?“ „Zu meiner Schande muss ich gestehen, das es meine Mutter war. Ich bin zurück, um meine Tasche zu holen, nachdem ich gesehen hatte, das du aufgebrochen bist. Und sie hat das Essen, was eigentlich für gestern Abend bestimmt war, sofort eingepackt und mir fast an den Kopf geworfen.“ Die Schwangere grinste: „Lieb von ihr.“ „Sie hat sich so aufgeregt über Mizu. Nachdem du aus dem Haus gestürmt bist, hat sie sie hochkant auf die Straße geworfen und war nur am meckern.“, Shikamaru nahm den ersten Happen. Temari hörte ihm zu und aß ebenfalls, sie fühlte sich ziemlich ausgehungert. „Als ich zurück kam, fluchte sie noch immer.“ Die Blonde seufzte, nachdem sie fast die Hälfe der kleinen Sushi-Häppchen aufgegessen hatte: „Shikamaru, ich hab keine Lust mehr, schwanger zu sein. Die Hormone bringen mich noch um.“ Er lachte kurz: „Keine Sorge, ist ja nur begrenzt.“ „Wie das jetzt in Konoha aussieht... Und was diese dumme Kuh rumerzählen wird!“, bei dem Gedanken kam wieder ihre Wut hoch. „Mach dir da keine Gedanken, Ino hat das alles im Griff.“ „Ach ja? Warst du noch bei ihr?“, fragte Temari überrascht. Er nickte: „Ja. Sie wird das schon alles in die richtigen Bahnen lenken. Allerdings...“ An dieser Stelle suchte er ihren Blick: „Hast du ihr tatsächlich erzählt, das wir betrunken im Park miteinander...?“ „Ist dir das etwa peinlich?“, fragte sie zurück und nahm sich noch einen Happen. „Irgendwie schon?“, gab er zu bedenken zurück, „Dir etwa nicht?“ „Nein, ich fand ihren Gesichtsausdruck viel amüsanter. Ihr ist nicht mal aufgefallen, das ich ihr ganz nebenbei aus der Nase gezogen habe, das sie mit Sai was am laufen hat. Aber sie verhüten ja...“, ein Kichern entrann ihr. „Vermutlich war sie zu sehr von deinen Informationen geschockt. Und ich wollte es jetzt auch nicht so genau wissen, was die beiden machen.“ „Ich hab keine Details verraten.“, entgegnete Temari locker, „Oder hätte ich ihr sagen sollen, wie schlecht du dich in Zaun halten kannst?“ Bei ihren Worten schaute der Nara sie nur missmutig an und schwieg, woraufhin sie grinste: „Ich mag das an dir.“ „Du bist unglaublich.“, gab er seufzend von sich und packte die Bentobox und die Stäbchen wieder ein. „Was machen wir jetzt?“ Er setzte sich seinen Rucksack auf und legte sich Temaris Umhängetasche um: „Wir machen einen Abstecher nach Suna. Wieso nicht mal deine Brüder besuchen?“ Ungläubig starrte sie ihn an: „Wirklich? Und dein Job?“ „Ich hab mehr als genug Überstunden, für die nächsten Tage steht auch nichts an, da bin ich gut entbehrlich für den Hokage.“ Zweifelnd legte Temari den Kopf schief: „Aber du hast dich nicht abgemeldet und hast auch nicht die Erlaubnis dazu bekommen.“ Er zuckte mit den Schultern: „Wird schon nicht so dramatisch werden. Ich hab beim Tor eine Nachricht für Kakashi hinterlegt, er weiß also, wo ich bin.“ „Temari!“, Kankurou drückte seine Schwester an sich, als sie mit Shikamaru im Schlepptau das Haus der Geschwister betraten. Der Nara atmete gerade durch, ihm war nicht entgangen, wie die Menschen auf den Straßen sie beide beäugt hatten. „Erdrück mich doch nicht so!“, beklagte sich die Blonde und schob ihren Bruder etwas von sich. „Was verschafft uns den Besuch? Du hast vorher gar keinen Falken geschickt.“ „Sollte eine Überraschung werden.“, log sie, ohne mit der Wimper zu zucken und grinste leicht. „Die ist dir definitiv gelungen.“, warf Gaara ein, der die Treppe hinunter kam und sie ebenfalls in die Arme schloss. „Du kugelst ja bereits gut rum.“, kommentierte Kankurou ihren Bauch. „Bleibt halt nicht aus.“ Gaara warf ebenfalls unweigerlich einen Blick auf ihren Bauch: „Wann wird es soweit sein?“ „In vier Monaten ungefähr.“, antwortete Temari und legte ihren Umhang ab. Währenddessen wandte sich Gaara zu Shikamaru und neigte sich leicht: „Willkommen in unserem Zuhause, Shikamaru.“ „Kazekage.“, erwiderte der Nara und verbeugte sich ebenfalls. Die Blonde bemerkte direkt die Anspannung von Shikamaru gegenüber Gaara. Es war ja auch das erste Mal, das er ihren Brüdern seit dem Vorfall gegenüber stand. Gaara schien es aber ebenso zu bemerken und lächelte: „Entspann dich. Du gehörst nun zur Familie, kein Grund zur Besorgnis.“ „Wir könnten ihn noch immer lynchen.“, schlug Kankurou vor und machte es sich auf der Couch bequem. „Für etwas, das Temari hauptsächlich zu verschulden hat? Ich weiß nicht, ob wir das politisch korrekt verbuchen können...“, kam es sarkastisch vom Rothaarigen. Temari schnaubte: „Schon klar, jeder hier im Raum weiß, das die Schwangerschaft vor allem auf meinem Mist gewachsen ist.“ Für Shikamaru war die Situation so grotesk, das er schlichtweg gar nichts sagte. „Dennoch gehören zwei dazu.“, warf der Puppenspieler nüchtern ein. „Ich laufe auch bestimmt nicht vor der Verantwortung weg. Nur ist es angenehmer, wenn ich nicht um mein Leben fürchten muss.“, sagte Shikamaru ironisch, er hatte seine Sprache wiedergefunden. „Ich glaube, das würde Temari auch gar nicht zulassen.“, Kankurou lachte kurz, doch bei dem Gesichtsausdruck seiner Schwester verstummte er sofort. Sie blieben ein paar Tage in Suna, bevor es wieder zurück nach Konoha ging. Temari hatte nicht wirklich Lust auf die Strecke, aber ihr blieb nichts anderes übrig. Es würde ja nur beschwerlicher werden, je länger sie warten würde und sie wollte das Kind nicht in Suna oder gar unterwegs bekommen. Die Reise war anstrengend. Sie legten sie viel mehr Pausen als gewöhnlich ein und Temari fragte sich, wie das ganze in zwei, drei Monaten aussehen würde. Sie war erst im fünften Monat! Und dennoch ging ihr schnell die Puste und die Kraft aus, ständig taten ihr die Füße weh oder sie war total erschöpft. Zurück in Konoha steuerten sie gezielt Temaris Wohnung an. Es war die reinste Wohltat, endlich zu entspannen und nicht mehr laufen oder stehen zu müssen. Doch noch am gleichen Tag war ihre Ruhe zunichte, als Ino vor ihrer Tür stand. „Temari!“, stürmisch drückte die Yamanaka sie, nachdem sie die Tür geöffnet hatte. Leicht genervt zog die Ältere eine Augenbraue hoch. „Entschuldige!“, murmelte Ino, als sie sich von ihr löste, grinste aber dennoch, „Ich hab gute Nachrichten für euch.“ „Ach ja?“, fragte die Schwangere und bat sie mit einer Handbewegung in das Wohnzimmer. Sie setzten sich beide an den niedrigen Tisch und Ino legte einen kleinen Strauß Blumen darauf ab: „Für dich.“ „Danke.“ „Also, ich habe von Yoshino direkt erfahren, was los ist.“ „Oh wie fabelhaft.“, Temaris gespielte Begeisterung war kaum zu überhören. „Nein nein, warte es ab!“, mahnend hob Ino den Finger, „Mizu wollte wohl das Gerücht im Umlauf bringen, sie und Shikamaru hätten etwas miteinander gehabt.“ Bei dem Satz wurde der Älteren ganz anders. „Sie wollte durch dein Verschwinden alle anderen wissen lassen, das es mit euch vorbei wäre.“ „Was für ein Miststück...“ Die Blumenhändlerin nickte: „Ziemlich durchtrieben und paranoid, die Gute. Jedenfalls hab ich, nachdem Yoshino da war, direkt gegengesteuert. Alle glauben, das ihr einen Kurzurlaub in Suna gemacht habt, um Formalitäten zu klären und Shikamaru lediglich zu spät losgegangen ist, weswegen du, ganz wie es dein Stil ist, einfach schon losgegangen bist.“ Temari grinste: „Ich hätte nicht gedacht, das ich dir mal dankbar sein würde für deine Tratscherei.“ „Es war mir ein Vergnügen!“, grinste Ino breit, „Jedoch solltest du dich von ihr fern halten, falls du sie mal auf der Straße sehen solltest. Geh einfach da hin, wo andere Menschen sind. Ich bin mir nicht sicher, ob sie in ihrer Eifersucht nicht noch austickt.“ Temari winkte ab: „Was soll sie mir schon tun?“ „Naja, bist du so fit wie sonst? Und was, wenn sie dich angreift, wenn du hochschwanger bist?“ „Das will ich ihr nicht geraten haben.“ Kapitel 10: Ein Nara-Leben -------------------------- Der Sommer war bereits voll im Gange und jeder Schritt vor die Haustür nervte Temari ungemein. Seit einigen Tagen lebte sie zusammen mit Shikamaru in einem kleinen Haus am Stadtrand, sie kam sich etwas spießig vor, doch irgendwie gefiel es ihr auch. Einzig die Nachfrage ihres Bruders, wie es nun um eine mögliche Hochzeit stehen würde, nervte sie tierisch. Shikamaru hatte Wort gehalten, er hatte sie nicht gefragt. Und dennoch fühlte sich die Blonde nicht wohl damit, das ihr gemeinsames Kind zur Welt kam, ohne das sie verheiratet waren. Auf der einen Seite ging es ihr irgendwie doch etwas zu schnell, das sie jetzt schon heiraten sollten, auf der anderen Seite kannte sie Shikamaru schon so lange, da sie sich sicher war, das er der Richtige für sie war. Nur wollte Temari doch eigentlich von ihm den Antrag, ganz klassisch eben. Es ärgerte sie, das Gaara danach gefragt und somit ihre Vorstellungen von einem perfekten Antrag zerstört hatte. Und nun noch einmal nachfragte, wie nun der Stand der Dinge sei. Seufzend bog Temari in die nächste Straße ein und stand wenige Meter später vor einem Geschäft. Sie hatte lange überlegt, ob sie diesen Schritt wagen sollte oder nicht, aber schlussendlich war es für sie die einzige Lösung, mit der sie halbwegs gut leben konnte. „Wie kann ich ihnen weiterhelfen?“, fragte ein freundlicher Verkäufer sie direkt, als sie etwas planlos mitten im Geschäft stand und sich umsah. „Ich brauche einen blanken Shogi-Stein.“ Am Abend wartete sie etwas nervös auf Shikamaru. Ungeduldig saß sie auf der Veranda ihres Hauses und betrachtete den kleinen Garten, der nicht viel mehr als einen Teich, Steine und Büsche hergab. Ein kleiner Frosch schaute ab und zu an der Wasseroberfläche vorbei, doch lenkte sie das nicht wirklich von ihrer Anspannung ab. Als sie endlich das Aufschieben der Eingangstür vernahm, wandte sie sich gespannt um. Gerne wäre sie aufgesprungen, aber im achten Monat war es angenehmer, einfach sitzen zu bleiben und zu warten, bis er bei ihr war. „Hey.“, begrüßte er Temari und gähnte erschöpft, bevor er sich neben sie niederließ, „Wie war dein Tag?“ Die Blonde zuckte mit den Schultern: „Langweilig, wie immer. Ich habe noch ein paar Sachen gekauft, gewaschen, deine Mutter war hier und hat das Kinderzimmer begutachtet...“ „Lauter langweiligen Elternkram also?“, grinste er und lehnte sich nach hinten mit den Armen ab. „Genau.“, stimmte Temari ebenfalls grinsend zu. Elternkram war mittlerweile ihr Standardwort für all das, was mit dem Kind zu tun hatte und ihnen eigentlich recht egal war. Natürlich war ihnen wichtig, das alles da war, was das Kind brauchte, aber ob die Kommode nun aus hellem oder dunklen Holz bestand, das Bett in dieser oder jener Ecke im Kinderzimmer stand, war ihnen ziemlich gleich. Aber für ihr Umfeld schienen solche Fragen immens wichtig zu sein, zu ihrem Leidwesen. „Ich hab etwas für dich.“, sagte Temari nach einigen Augenblicken und holte eine kleine Schachtel hervor, die neben ihr unter einem Kissen gelegen hatte. Überrascht nahm Shikamaru sie entgegen: „Ich hab doch erst nächsten Monat Geburtstag.“ „Es ist ja auch kein Geburtstagsgeschenk.“ Der Nara besah sich das kleine Geschenk und zog schließlich die Schleife von der Schachtel. Temari bis sich kurz auf die Unterlippe, als er den Deckel abhob und ein Shogi-Stein zum Vorschein kam, der auf einem Stück dunkelrotem Samt lag. Fragend nahm Shikamaru den Stein in die Hand und besah ihn sich genau. Er runzelte die Stirn. „Königin?“, fragend schaute er zu ihr: „Es gibt beim Shogi keine Königin.“ „Ich weiß.“, lächelte sie, „Aber mir ist nichts passenderes als Geschenk eingefallen, um dich zu fragen, ob du mich heiraten möchtest.“ Eine leichte Röte legte sich um ihre Nase. Shikamaru wusste nicht, was ihn mehr plättete. Das Temari ihm gerade einen Antrag gemacht hatte oder das sie tatsächlich aus Verlegenheit rot wurde. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Er legte die Schachtel zur Seite, behielt den Stein aber in der Hand und zog Temari in seine Arme: „Sehr gerne!“ Die nächsten Tage hatte Temari das Gefühl, sie bekäme die volle Ladung Stress von wirklich jedem aufgedrückt. Kaum hatten Shikamaru und sie verlauten lassen, das sie heiraten würden, rannten alle wie aufgescheuchte Hühner umher. Ino plante ungefragt die gesamte Blumendeko, während Kankurou per Brief verlauten ließ, das bitte nichts ohne Gaaras Zustimmung beschlossen werden sollte, da er auf die Etikette achten musste. Als Temari das wiederum an Ino weitertrug, regte die sich tierisch auf, weil sie etwas ganz anderes geplant hatte, als eine förmliche Hochzeit. Yoshino strahlte wie die Sonne und stöberte jeden Tag in einem anderen Geschäft nach traditioneller Hochzeitsgarderobe und erzählte jedem stolz, das ihr Sohn und die Schwester vom Kazekagen heiraten würden. Dazwischen wurden Temari und Shikamaru von jedem, den sie kannten, auf der Straße angesprochen und beglückwünscht. Der Blonden war es einfach zuwider, ständig im Mittelpunkt zu stehen, was sie allein schon wegen ihrem ordentlichen Babybauch tat. Als endlich Gaara und Kankurou eingetroffen waren, hatte Temari laut Sakura noch knapp drei Wochen bis zum ungefähren Entbindungstermin, es wurde alles sehr knapp. Dementsprechend fühlte sie sich unglaublich gehetzt und ließ ihren Brüdern nach der Reise keine Zeit zur Erholung. „Wir gehen sofort los zu Ino, damit wir ihren Plan absegnen können! Und danach mit Yoshino zu diesen verdammten Kimonos!“, befahl die Blonde ihren Brüdern und ihrem Zukünftigen, die wortlos abnickten. „Du stehst ziemlich unter Strom, was?“, fragte Shikamaru leise, als er neben Temari im Blumenladen der Yamanakas stand und ihren Brüdern zusah, wie sie den Ausführungen von Ino folgten und diese wiederum auseinander nahmen. „Total genervt trifft es wohl eher. Hätte ich wirklich gewusst, wie anstrengend das alles wird... Ach nein, es ist so schon richtig. Aber es nervt mich einfach tierisch.“, seufzte Temari und nippte an ihrem Wasserglas, welches Ino ihr zuvor gebracht hatte. „Wenigstens nehmen uns so ein paar Leute Organisatorisches ab.“, entgegnete der Nara. „Aber sie sind alle sehr penetrant und jeder gibt sich nicht mit der ersten Wahl zufrieden. Deine Mutter hat mir mindestens zwanzig verschiedene Kimonos vorgeschlagen.“ Er zuckte mit den Schultern: „Sie meint es halt gut.“ „Wozu? Der Kimono muss doch einfach nur weiß sein und mein Bauch muss auch drunter passen. Mehr ist doch nicht wichtig.“ „Weiß ist eben nicht gleich weiß.“ „Ja ja... Weiß mit oder ohne Spitze, mit oder ohne Goldfäden, mit eingewebten Muster, verschiedenste Materialien...“, Temari rollte mit den Augen, „Ich weiß gar nicht mehr, wie ich mir eigentlich meine Hochzeit vorgestellt habe. Sie ist eh komplett anders, als ich es eigentlich gedacht hatte.“ Schweigend nahm Shikamaru ihr Klagen hin, ändern konnten sie beide leider eh nichts mehr. „Hättest du mir vor einem Jahr gesagt, das wir heiraten und ich dabei kurz vor der Geburt stehe, hätte ich dich für verrückt erklärt.“ „Bereust du es, das du mich zum Trinken eingeladen hast?“, harkte der Dunkelhaarige nach. Temari überlegte kurz. „Vielleicht ein bisschen. Es hätte auch wesentlich entspannter ablaufen können. Wenn ich nicht schwanger gewesen wäre, hätten wir vielleicht erst einmal so eine Beziehung gehabt.“ „Ich bin mir nicht sicher, ob wir ein Paar geworden wären.“, gab Shikamaru zu bedenken. Fragend blickte Temari zu ihm: „Wie kommst du darauf?“ „Wir haben rein platonisch miteinander geschlafen. Wärst du nicht schwanger geworden, schätze ich, wäre die Chance ziemlich hoch gewesen, das es weiterhin platonisch zwischen uns geblieben wäre.“ Diese Einschätzung verblüffte die Schwangere. „Für dich wäre das der einfachere Weg gewesen, du hättest dir vielleicht erst wesentlich später über eine richtige Beziehung Gedanken gemacht. Und ich...“, er seufzte, „Ich wäre zu faul und vielleicht auch ein bisschen zu feige gewesen, dich nach etwas festem zu fragen.“ „Eine rein platonische Beziehung hätte tatsächlich seinen Reiz für mich gehabt...“, gestand Temari. „Keine Verpflichtungen, kein Vermissen.“ Sie verschränkte die Arme: „Ein bisschen gruselig finde ich es schon, wie gut du mich einschätzen kannst.“ Er grinste. „So sei es nun, das sie beide im Schwur der Ehe verbunden sind.“ Temari war heilfroh, als der Priester seinen abschließenden Satz gesprochen und somit die Zeremonie beendet hatte. Ihr tat alles weh, der Kimono zwickte, ihre Füße schmerzten, sie hatte Durst und irgendwie war ihr etwas seltsam zumute. Sie und Shikamaru neigten sich leicht vor dem Geistlichen und drehten sich dann zu den anwesenden Gästen um sich ebenfalls leicht zu verneigen. Die Hochzeitszeremonie war Temari ziemlich egal gewesen, eigentlich die komplette Hochzeit. Es war nicht so, wie sie es gerne gehabt hätte, es fühlte sich mehr nach Verpflichtung an, als nach Herzenswunsch. Letzteres betraf aber eher die Form des ganzen, nicht die Tatsache an sich, Shikamaru geheiratet zu haben. Gaara als Kazekage war zufrieden, als Bruder tat es ihm aber schon leid, das er seiner Schwester so in die Pläne grätschen musste. Kankurou hatte eindeutig auch ein Problem mit der feierlichen Garderobe, während Yoshino sich die Tränen weg tupfte. Aus förmlichen Gründen war auch Kakashi als Hokage anwesend, auf weitere Gäste direkt bei der Zeremonie hatten sie verzichtet, sehr zum Verdruss von Ino, die unbedingt dabei sein wollte. Temari war sich sicher, dafür hatte sie bei der Herrichtung der anschließenden Feier ordentlich übertrieben. Als sie endlich den Schrein verließen, machte Temari innerlich drei Kreuze, das sie sich nun in einen bequemeren Kimono einfach nur noch an einen Tisch setzen musste. Der Abend zog sich ziemlich dahin, gefühlt stand halb Konoha vor ihrem Tisch, um ihr zu gratulieren. Jeder brachte ein Geschenk und Temaris Vermutung, das es sich vorrangig um Babykleidung handelte, wurde am nächsten Morgen beim Auspacken bestätigt. „Schon wieder ein Strampler...“, seufzte sie und hielt ihn hoch, das Shikamaru ihn sehen konnte. Der legte den Kopf schief: „Ist das Geschenk von Naruto?“ Temari suchte den Zettel der Schachtel: „Gut möglich, warte mal... Wie kommst du darauf?“ „Es ist ein Fuchs drauf.“ Temari fand das Kärtchen: „Oh ja, tatsächlich.“ Shikamaru öffnete eine kleine Geschenkbox und zog eine Babydecke hervor, bestickt mit pastellfarbenen Blumen. „Ino?“, fragte Temari lachend. „Sie wird jammern, wenn es ein Junge ist.“ „Ach, dem Kind wird es egal sein, was es trägt oder ob die Decke, die es wärmt, nun rosa oder hellblau ist.“, entgegnete die Blonde locker und griff nach der nächsten Schachtel, als sie plötzlich einen stechenden Schmerz im Lendenwirbel verspürte. Sofort verzog sie das Gesicht und hielt sich hinten das Becken, wobei ihr ein erschrockener Laut entfuhr. Shikamaru rutschte dabei eine Karte aus der Hand, ebenso erschrocken sah er zu ihr. „Aua...“, entfuhr es Temari gequält. „Sag mir jetzt nicht, das es los geht.“, kam es etwas stockend vom Dunkelhaarigen. „Keine Ahnung... Frag mich das nochmal, wenn es wiederkommt.“, gab sie zurück, spürte aber innerlich eine Unruhe aufkeimen. Sakura hatte ihr davon erzählt. Obwohl Temari zu einem Vorbereitungskurs hätte gehen können, hatte sie sich dagegen gesträubt und sich einfach für einige Gespräche mit Sakura entschieden, wobei sie ihr alles erklärt hatte. Unsicher stand Shikamaru auf und kam zu ihr herüber: „Du hast aber doch noch zwei Wochen, oder?“ „Das bedeutet aber nicht, dass das Kind nicht trotzdem schon jetzt kommen kann. Es kommt ungefähr um diesen errechneten Termin, plus minus ein oder zwei Wochen.“ „Und was machen wir jetzt?“, war direkt seine nächste Frage, die noch beunruhigter klang. Temari strafte ihn mit einem genervten Blick: „Wenn jetzt die Wehen einsetzen, dann kann es noch mehrere Stunden dauern, bis das Kind kommt. Wenn die Wehen sich regelmäßig alle zehn Minuten wiederholen, dann kannst du gerne panisch werden und Sakura anrufen.“ Temari hatte sich bewusst dazu entschieden, das Kind zuhause zu bekommen. Sie hasste Krankenhäuser und hatte auch keine Lust, irgendwelche unbekannten Leute um sich rum rennen zu haben, während sie ihr Kind gebar. Sie biss die Zähne zusammen und registrierte bei jeder Wehe mit Blick auf die Uhr, wie sich der Abstand zu jeder weiteren Wehe verkürzte. Shikamaru, dessen Nerven um Mitternacht rum aufgebraucht waren, hatte Sakura dazu gerufen, die mit einer größeren Tasche recht fix vor deren Haus stand. „Hey Temari!“, begrüßte die Rosahaarige sie, als sie ins Bad kam, wo Temari auf dem Boden saß, mit dem Kopf auf den Unterarmen abgestützt auf dem Badewannenrand. „Ich hatte ihm eigentlich gesagt, er soll warten, bis es nur noch zehn Minuten sind.“, murrte die Blonde. Sakura lächelte: „Ich würde behaupten, Shikamaru ist reif für die Geburt.“ „Soll er das Kind kriegen...“, entgegnete Temari und grinste kurz, als eine nächste Wehe sie wieder zum Aufstöhnen brachte. Die Haruno blieb ruhig und richtete alles um die Blonde zur Geburt her: „Wann hat es angefangen?“ „Heute Vormittag.“, war Temaris knappe Antwort. Sie atmete erleichtert durch, als die Wehe nachließ: „Sag mal, willst du auch Kinder?“ Sakura lächelte über ihre Frage und legte ein paar Handtücher neben Temari ab: „Also ich rechne mit einem.“ „Du klingst so sicher. Bist du schwanger?“ „Nein.“, sie band sich ihre Haare zusammen und setzte sich ebenfalls auf dem Boden. Mit einem Blick auf die Uhr umfasste sie Temaris Handgelenk, um ihren Puls zu kontrollieren. Nach einem kleinen Moment wandte sie ihren Blick wieder zu der Älteren: „Alles in Ordnung soweit. Ich denke, wenn ich ein Kind bekommen werde, dann wird es ziemlich wahrscheinlich bei einem bleiben, auch wenn ich zwei toll finden würde. Außer es werden direkt Zwillinge.“ „Du rechnest also nur mit einer Schwangerschaft?“, Die Blonde starrte auf die weißen Fliesen, „Glaubst du, Sasuke wird dir wegrennen?“ „Das ist es nicht.“, seufzend lehnte sich Sakura zurück an die Badewanne, „Aber ich denke, er wird immer ein rastloses Leben führen. Falls noch einmal das Wunder geschieht, das wir zusammen kommen sollten und dann das noch größere Wunder geschieht, das ich tatsächlich schwanger von ihm werde, wird er deswegen bestimmt nicht in Konoha bleiben.“ „Wieso willst du dann dieses Risiko mit ihm eingehen?“ „Weil Liebe eben blind und blöd macht.“, lachte die Haruno kurz. Temari war froh darüber, das es Sakura war, die sie bei der Geburt begleitete. Es war angenehm, zwischen den Wehen mit ihr über alles mögliche reden zu können. Zudem konnte Sakura mit ihrem Chakra ihre Schmerzen etwas lindern. Und dann lief es plötzlich viel schneller, als beide damit gerechnet hatten. Die Blonde schrie das Haus zusammen und Sakura wiederum schrie ihr Anweisungen zu, um sie irgendwie zu unterstützen. Für Gedanken an Shikamaru und was er über die Geräuschkulisse dachte, hatte Temari nicht im entferntesten Zeit, geschweige denn überhaupt die kognitiven Kapazitäten. Irgendwann war es geschafft und Sakura legte Temari ihr frisch geborenes Baby in die Arme. „Herzlichen Glückwunsch, es ist ein Junge.“, lächelte die Rosahaarige, die auch recht mitgenommen war. Temari war überwältigt von dem Anblick, es kam ihr surreal vor, erst monatelang mit einem wachsenden Bauch rumzulaufen und nun ein fertiges Baby in den Armen zu halten. Die Jüngere ließ ihr den Moment, gab ihr noch ein Handtuch zum einwickeln des Kleinen dazu und räumte um sie herum auf. „Ein sehr entspanntes Baby, er schreit gar nicht.“, kommentierte Sakura die Stille. „Ob alles in Ordnung mit ihm ist?“, kam es besorgt von der Blonden. „Alles bestens! Einfach ganz der Vater...“, zwinkerte sie der frischen Mutter zu. „Ein Junge?“, kam es geplättet von Shikamaru, als Sakura ihm seinen Sohn schön eingewickelt in Inos Blumendecke brachte. „Oh ja und genauso verschlafen wie du.“, kommentierte Temari, die sich erschöpft ins Bett legte. Sie wollte einfach nur noch schlafen. „Habt ihr einen Namen?“, fragte die Rosahaarige neugierig. Der Nara strich seinem Kind vorsichtig über die Wange: „Shikadai.“ Das ließ die Haruno grinsen: „Ich lass euch dann mal alleine und bringe euch morgen seine Dokumente.“ Sie verabschiedete sich und verließ das Haus. Shikamaru setzte sich neben Temari aufs Bett und konnte die Augen nicht von diesem kleinen Kind lassen, es war zu unglaublich. „Wie geht’s dir?“, fragte Temari müde und schaute ihm zu. Etwas verwirrt sah er zu ihr: „Das sollte ich eigentlich dich fragen.“ „Ach, wie du siehst, lebe ich noch. Aber ich garantiere dir, er bleibt ein Einzelkind.“ Der Dunkelhaarige lachte kurz: „Kein Problem. Ich glaube, ein Kind wird uns genug beschäftigen.“ „Na hoffentlich nicht zu sehr...“, gähnte Temari und ließ sich zurück in die Kissen sinken, wobei sie die Augen schloss. Shikamaru legte sich ebenfalls hin, vorsichtig darauf bedacht, Shikadai zwischen ihnen nicht einzuklemmen. „Temari...“, flüsterte er leiste und hielt ihr eine kleine Schmuckschatulle hin. Sie gab einen fragenden Laut von sich und öffnete wieder die Augen. Verwundert griff sie nach dem kleinen Gegenstand und öffnete ihn. „Wir sind zwar schon verheiratet... Aber ich würde dich auch ein zweites Mal heiraten.“, flüsterte er ihr grinsend zu. Temari konnte nicht anders, als kurz zu schluchzen. Sie verdrückte eine Träne und nahm den filigran gearbeiteten Ring aus der Schatulle, um ihn direkt auf ihren linken Ringfinger zu ziehen. „Ist das jetzt mein überraschender Heiratsantrag von dir?“ „Überraschend genug?“ „Ich liebe dich!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)