Abgelenkt von FreeWolf ================================================================================ Kapitel 3: 3 ------------ Hiromi streckte sich genüsslich, während sie am Frühstückstisch saß. Sie hatte schon gegessen, die leere Schüssel Reis neben ihr wartete noch darauf, dass sie sie gemeinsam mit dem Geschirr ihrer Eltern in die Spülmaschine räumte. Die Teetasse in der Hand, scrollte sie ein wenig durch ihr Instagram-Feed. Mao und Rei waren gestern wohl noch bei Takao gewesen: Die Pinkhaarige hatte ein Bild von den Katzen gepostet, die Kai vor etwa einem Jahr unter der Engawa entdeckt hatte. In ihrer Story wartete ein Video der Katze ihrer Unterkunft und ein Bild des Frühstücks. Mathilda postete ein Bild von Giulias Hinterkopf, den sie zu einer aufwändigen Zopffrisur geflochten hatte. Ihre Bildunterschrift, „Tangled made it look so easy!”, wurde von den Hashtags #braidstyles #whyisthissohard begleitet. Hiromi schickte den beiden ein Herz und nahm sich vor, nach dem G.B.C. wie die beiden einfach einen Rucksack zu packen und irgendwohin zu fahren. Hiromi scrollte mäßig aufmerksam über ein paar Katzenbilder von Channels, die sie abonniert hatte, bewunderte kurz ein paar Naturbilder von Reiseunternehmern, die ihre Reiselust nur steigerten. Emily postete immer noch Tennis-Bilder und posierte mit einem Mann mittleren Alters. Hiromi hob überrascht die Augenbrauen, als sie den Namen „Siebald“ sah. Hieß nicht auch Garland Siebald? Die Brünette nahm sich vor, Manabu-kuns Datenbank zu befragen sobald sich die Gelegenheit bot und scrollte mit einem Blick auf die Uhrzeit noch etwas weiter. Das nächste Bild stammte von bokuz: Es zeigte Yuriy Ivanov, der halb verschlafen an einem Tisch saß, die Nase in eine Tasse mit – war das Nosferatu? Hiromi kicherte leise. Er schien nicht zu bemerken, dass er fotografiert wurde, sondern hatte seine aufmerksamkeit auf eine Reihe von Unterlagen gerichtet, die er vor sich ausgebreitet hatte. Seine dunklen Augenringe hoben sich deutlich von seiner blassen Haut ab. bokuz‘ hatte eine englische Bildunterschrift gewählt: „proof.“, die vom Hashtag #myroommateisazombie begleitet wurde. Hiromi lachte laut und tippte zuerst auf das Herz. Dann tippte sie in die Kommentar-Zeile und schrieb: „Check for brains!“ Sie schreckte auf als es klingelte. Sie blickte sich um und stellte fest, dass Manabu-kun vor ihrer Tür auf sie warten musste.   09:40 Kai: Viel Erfolg bei der Prüfung.   Daichi ließ sich erschöpft keuchend nach hinten in den Sand fallen. Gaia Dragoon war zum wiederholten Male im lockeren Sand steckengeblieben. Er schlug frustriert mit den Fäusten in den Sand, wobei er sich selbst von Kopf bis Fuß damit bedeckte. „Dieser verdammte Sand!“, er fluchte derb, was ihm einen schockierten Blick von Max einbrachte. „Holy cow!“, kam es von diesem. „Seit wann kennst du solche Wörter?“ Daichi streckte ihm nur die Zunge heraus und beobachtete zufrieden, dass Max dieselben Probleme im Sand zu haben schien wie er. Der Blonde startete Draciel F im nassen Sand nahe am Meer, wo die Haftung besser war. Sein Blade hielt sich wacker auf dem feuchten Untergrund, die Kugellagern in der Basis arbeiteten gegen den sich rasch verändernden Untergrund, als der Blade in Richtung des trockenen Sandes vordrang. Max ließ ein kurzes Jubeln hören, da geriet Draciel an eine verborgene Unebenheit und begann zu schlingern. Max ließ einen Fluch hören, der sich seinerseits sehen lassen konnte, und lief zu seinem Beyblade, der regungslos im Sand lag. Daichi grinste verhalten. Und Max fragte, woher er seine Schimpfwörter hatte? Max wischte in der Zwischenzeit Draciels Bitchip ab und seufzte, ehe er dem Rotschopf zuwinkte. „Nicht schlapp machen, Daichi!“, rief der Blonde zu ihm hinüber. „Das kriegen wir schon auch noch hin!“ „Besser als bei dir läuft es auf jeden Fall“, kommentierte Rei, dessen Drigger gerade einen der Hindernisparcours absolvierte, die sie am Vortag aufgebaut hatten. Feuchter Sand spritzte, als der silberne Blade die nächste Kurve in einem zu engen Winkel nahm. Drigger drehte durch, spritzte Rei Sand ins Gesicht und blieb schließlich stecken. Max lachte ihn schonungslos aus, während Rei sich den Sand aus dem Gesicht wischte. Er bückte sich nach seinem Beyblade und seufzte. „Zurück an die Arbeit!“, rief er dann. „Wir sind noch lange nicht fertig!“ Daichi lachte halb belustigt, halb verzweifelt. Es war der zweite Tag, den sie am Strand trainierten, und außer Kai und Takao hatte noch niemand so recht den Untergrund gemeistert. Takao brachte gerade den zweiten Hindernisparcours im trockenen Sand hinter sich und war komplett auf seinen Beyblade konzentriert. Nicht einmal die Onigiri, die Hiromi gerade auspackte, konnten ihn ablenken. Daichi beobachtete Takao eifersüchtig. Warum schaffte er es in so kurzer Zeit, auf Sand zu bladen? Das war nicht fair! Eine Hand schob sich in Daichis Blickfeld: Er musterte sie überrascht, ehe er sie ergriff. Es war Kai, dessen Dranzer F in einigem Abstand vor ihnen im Sand kreiselte. „Versuch’s vielleicht nochmal näher am Wasser“, schlug der Halbrusse vor, während er Daichi mit einem Ruck auf die Füße zog. Eine steile Falte bildete sich auf Daichis Gesicht und er riss ungestüm seine Hand los. Das konnte doch nicht sein Ernst sein! Dachte Kai etwa, er sei schwach? „Niemals!“, brauste der Jüngere auf und zeigte mit einer schwungvollen Geste auf Kais noch immer kreiselnden blauen Blade. „Wenn du das hinkriegst, kann ich das auch!“ Der Halbrusse zuckte nur mit den Schultern. „Wenn du dich weiter quälen willst“, brummte er und ließ Daichi stehen. Er zog sein Smartphone aus seiner Hosentasche und blickte kurz darauf, tippte etwas, ehe er es mit einem Kopfschütteln wieder einsteckte.   13:29 Kai: Wie ist es gelaufen?   Dranzer kreiselte immer noch, schien auf einen Befehl zu warten als wäre der Untergrund nicht feiner Sand, sondern fester Grund. Daichi startete seinen Blade erneut. Der traf jedoch in einem zu spitzen Winkel auf dem Sand auf, bedeckte Daichi mit dem feinen Material und blieb dann stecken. Der Rotschopf gab einen frustrierten Laut von sich, während er zum wiederholten Mal zu Gaia Dragoon stapfte. Er hatte das Gefühl, auf der Stelle zu treten; es war als versinke er im Treibsand. Nichts half, und wenn er noch so wild um sich trat! „Versuch‘, den Sand mit einem flacheren Winkel zu treffen“, schaltete sich erneut Kai ein, der Dranzer in den Starter einrasten ließ. Er senkte seinen Starter, blickte zu Daichi, wie um zu prüfen, ob der andere ihm zusah. „Du startest momentan zu direkt in den Sand. Das ist gut für klassische Bowls, aber auf unebenem Untergrund verschwendest du deine Kraft“, erklärte er. „Versuch’s mal!“ Daichi fühlte, wie ihm Hitze ins Gesicht stieg. Das war alles nicht so einfach! Verstand Kai das denn nicht? Er knirschte frustriert mit den Zähnen. Was fiel diesem Schnösel eigentlich ein? Sie trainierten hier seit zwei Tagen und schafften es kaum, durch den Sand zu kommen, während er so tat als wäre es nichts! Und dann bladete er nicht einmal mehr bei Turnieren! Takao hatte wenigstens noch den Ehrgeiz, anzutreten! Daichi fühlte, wie sein Temperament mit ihm durchging. Zorn durchfuhr ihn wie ein Blitz. Er ballte die Hände zu Fäusten. Die plötzliche Energie machte ihn zappelig. „Hey Kai!“, rief er laut genug, dass Takao, Max, Rei, Mao, Manabu und Hiromi sich zu ihnen umdrehten. „Kämpf gegen mich!“ Er ließ Gaia Dragoon in seinen Starter einrasten und stellte sich in Position. Kai hob eine Augenbraue, ehe er sich ihm zuwandte. „Wenn du glaubst, Gaia Dragoon kreiselt lang genug, um einen Treffer zu landen“, gab er ruhig zurück und Daichi regte sich nur noch mehr auf. Was glaubte Kai, was er war? „Dir zeig ich’s!“, kündigte er an, während er seinen Stand im Sand festigte. Gemeinsam zählten sie von drei den Countdown rückwärts. Auf das Signal zog Daichi mit aller Kraft an der Reißleine, justierte seinen Starter allerdings im letzten Moment in einem flacheren Winkel zum Boden, wie Kai es zuvor demonstriert hatte. Gaia Dragoon flog direkt auf Dranzer zu, während beide Blades noch in der Luft waren. Der Aufprall war abrupt und sie wurden nach hinten geschleudert. Sand spritzte auf. Daichi grub seine nackten Zehen in den feinen Sand und flehte im Geiste alle höheren Mächte an, Gaia Dragoon genug Schwung zu geben, dass er nicht gleich steckenblieb. Ihm war das Glück – oder sein Vater im Jenseits oder ein Gott oder sein Beyblade – wohl gesonnen, denn Gaia Dragoon flog in Richtung des feuchten Sandes, während Dranzer in wendigen Bewegungen über den Sand sprang und den Schwung des Rückstoßes nutzte, um gleich wieder auf den gegnerischen Blade zuzuschießen. Dabei wirbelte er feine Sandwolken auf, die seine konkrete Position verdeckten. Daichi biss die Zähne zusammen. Kai war kein einfacher Gegner – das war er nie gewesen. Dranzer war Gaia Dragoon in Sachen Geschwindigkeit und Schlagkraft deutlich überlegen. Gaia Dragoon war dafür wendiger. Wenn nur dieser Sand nicht wäre! Gaia Dragoon beschrieb einen Bogen auf dem feuchten Untergrund und holte genug Schwung, um Dranzer entgegenzuschießen. Daichi murrte unwillig. Der zunehmend trockene, feine Sand behinderte das Fortkommen seines Beyblades und nahm ihm viel Geschwindigkeit. Daichi fühlte sich, als steckten er und sein Beyblade in Treibsand. So konnte er Dranzer nicht begegnen – und noch weniger, wenn Kai Ernst machte! Eine direkte Begegnung würden sie nicht überstehen. Der Rotschlopf kniff die Augen zusammen, versuchte Dranzer im aufgewirbelten Sand zu lokalisieren. Er erhaschte nur ab und an ein kurzes Aufblitzen von Blau, ehe er Dranzer wieder aus den Augen verlor. Daichi knirschte mit den Zähnen und rief seinen Beyblade zurück in Richtung des feuchten Sandes. Es würde ihm nichts bringen, wenn er wegen des lockeren Untergrundes aufhörte zu kreiseln. „Gaia Dragoon!“ Der violette Blade beschrieb einen erneuten Halbkreis – erneut spritzte Sand auf – und kämpfte sich mühsam in Richtung des festeren Untergrundes vor, während Dranzer Haken schlagend näher kam. Mit jeder Landung im Sand wirbelte der blaue Beyblade mehr vom leichten Untergrund auf: Daichi fand sich in einer Sandwolke wieder und musste die Arme heben, um seine Augen vor den feinen Körnern zu schützen. Verdammt, wieso hatte er Kai ausgerechnet hier herausfordern müssen? Kai würde nicht lange fackeln, zuzuschlagen.   „Dranzer!“   Daichi war darauf gefasst und doch überrascht, wie schnell Dranzer aufgeholt hatte. Anstatt den Blade direkt zu rammen, was ihn sicher ins Aus befördert hätte, schoss Dranzer jedoch an Gaia Dragoon vorbei und bezog mit einem eleganten Haken zwischen dem violetten Blade und dem feuchten Untergrund in der Nähe des Meers Stellung. Daichi blieb nicht viel Zeit zum Aufatmen: Nun ging Dranzer zum Angriff über, drängte Gaia Dragoon Schlag um Schlag vom festen Untergrund in Richtung des trockenen, weichen Sandes. Gaia Dragoon wich zentimeterweise zurück und geriet zunehmend ins Schlingern. Daichi fühlte Übelkeit in sich aufsteigen: Er und Gaia Dragoon waren Dranzer hilflos ausgeliefert. Wie sollte er sich da durchsetzen? Es schien aussichtslos. Daichi wappnete sich gegen die nächste Welle aus aufgewirbeltem Sand, die auf ihn niederging. „Halt durch, Gaia Dragoon!“, feuerte er seinen Beyblade an, während er sich darauf konzentrierte, Gaia Dragoon nicht den letzten Schwung verlieren zu lassen, den der Blade noch hatte. Er fühlte förmlich, wie sein Beyblade die Haftung verlor, und grub seine nackten Füße insinktiv tiefer in den Sand. Das Gefühl, in Treibsand zu versinken, war überwältigend. Gaia Dragoon taumelte; Daichis Innerstes zog sich zu einem kalten Kloß zusammen. Er konnte doch nicht so schnell verlieren! Er war so viel stärker geworden! Gaia Dragoon taumelte unter der nächsten Serie aus Treffern, schlingerte im unebenen, instabilen Untergrund. Kai machte Ernst. Daichi kniff die Augen zusammen. Ohne festen Untergrund konnte er die Spin Gear, die Kyoujou erst erneuert hatte, nicht einsetzen. Verdammt! Das nahm ihm seine stärkste Attacke! Daichi stemmte sich mit all seinem Willen gegen Dranzers Angriffe, die von allen Seiten zu kommen schienen. Sein Beyblade konnte einen taumelnden Gegenschlag landen, einem weiteren Schlag ausweichen. Doch Dranzer ließ ihm keine Pause; der Feuerphönix war eine Naturgewalt. Das würden er und Gaia Dragoon nicht lange durchhalten. Kai stand mit etwas Abstand ihm gegenüber, die Arme vor der Brust verschränkt. Er schien auf etwas zu warten, doch Daichi war sich nicht sicher, worauf. Daichi versuchte, seinen Stand zu festigen, doch seine Turnschuhe rutschten ab. Er knurrte verärgert und entledigte kurzerhand des Kleidungsstücks. Als seine Zehen sich in den Sand krallten, durchfuhr es ihn wie ein Blitz: Daichi grub seine Füße tiefer ein, um seine Theorie zu testen. „Gaia Dragoon!“, rief er seinem Beyblade zu, mobilisierte all seine Kraft und begegnete einem von Dranzers Angriffen frontal. Sand wirbelte auf, als beide Blades zurückgeschleudert wurden. Kai musste die Arme heben, um sich vor dem aufspritzenden Sand zu schützen, genauso wie Daichi. Dieser grub seine nackten Füße tiefer in den Sand, um seine Basis nicht zu verlieren. Der Aufprall gab ihm genug Zeit, um sich zu sammeln und Gaia Dragoon die dringend benötigte Atempause, um die nächsten Schritte vorzubereiten. Daichi fühlte etwas Feuchtes an seiner großen Zehe. Er grinste, sah entschlossen zu seinem Gegner. Kai bemerkte seinen Blick und erwiderte ihn scheinbar gelassen. Der würde sein blaues Wunder erleben! Der Rotschopf sammelte alle seine Energie und schickte sie seinem Beyblade: Gaia Dragoon verlangsamte sich deutlich, zog enge Kreise und versank im Sand. Daichi ballte die Fäuste und betete inständig, dass dieser spontane Plan funktionieren würde. Dann hätte er zumindest noch ein Quäntchen einer Chance gegen Kai. Er musste es einfach versuchen – immerhin musste er es ihm zeigen! Daichi schloss die Augen, um sich besser auf seinen Beyblade konzentrieren zu können. Ihn übermannte einen Moment lang die Panik, doch er atmete kontrolliert durch: Er musste ruhig bleiben. Er fühlte, wie der Sand Gaia Dragoon vollends bedeckte und dieser den Schwung verlor, den er hatte. Daichi öffnete die Augen: Tatsächlich war an der Stelle, an der Gaia Dragoon vor wenigen Augenblicken noch gekreiselt hatte, nichts mehr von seinem Beyblade zu sehen. Gaia Dragoon war unter dem feinen Sand vergraben. Nun musste Daichi darauf hoffen, dass er mit seiner Idee nicht ganz daneben lag. „Was wird das, wenn’s fertig ist?“, kam es leicht amüsiert von Kai. „Identifiziert sich Gaia Dragoon neuerdings als Maulwurf?“ Er schien verstanden zu haben, was Daichi vor hatte, schien jedoch sehen zu wollen, ob der Plan aufging. Auch Dranzer bewegte sich nicht. Dies gestattete Daichi einen weiteren Moment. Dieser eine Moment war genug: Es war genau die Zeit, die Gaia Dragoon brauchte, um die nächste Schicht Erde zu erreichen. Darauf hatte Daichi gewartet Der trockene Sand war nur eine Schicht Erde. Darunter war es fest. Daichi grinste breit, während sich seine Anspannung etwas löste. „Pah!“, gab er triumphierend zurück. „Gaia Dragoon ist kein Maulwurf und ich zeig dir wieso!“ Gaia Dragoon, noch immer durch den Sand vor Blicken verborgen, gewann wieder an Geschwindigkeit. Daichi fühlte, wie der Sand rund um Gaia Dragoon wich. „Gaia Dragoon, greif ihn an!“ Sand wirbelte auf: Das war ein Zeichen dafür, dass die Spin Gear aktiviert war. Der violette Blade brach durch die Oberfläche, erzeugte dabei einen kleinen Sturm auf, der sie beide mit einer feinen Sandschicht bedeckte. Daichis Beyblade nutzte den Schwung des Sprungs und teilte nun den Sand vor sich wie eine Säge. Er prallte von oben frontal und mit voller Wucht gegen Dranzer. Der Aufprall war stark, und Daichi und Kai mussten ihre Arme heben, um ihre Augen vor dem Sand zu schützen. Dranzer und Gaia Dragoon waren beide in der Luft, Dranzer höher als sein Gegner. Daichi hörte Kais Befehl zum Angriff, noch ehe er die beiden Beyblades im aufgewirbelten Sand entdeckte. „Dranzer, jetzt!“ Dranzer schoss von oben auf Gaia Dragoon herab wie ein Raubvogel und schleuderte den violetten Blade in den Boden. Der Aufprall war hart und bedeckte sie erneut beide mit Sand. Staub wirbelte auf, der Daichi alle Sicht nahm. Er hustete trocken. Als er endlich die Arme senken konnte, musste er mehrmals blinzeln. Er hatte sicher Sand im Auge - seine Augen brannten. Dranzer kreiselte auf einer leichten Erhebung, während Gaia Dragoon in einem kleinen Krater aus losem Sand vor ihm am Boden lag. „Nein …“ Daichi ließ sich nach hinten in den Sand fallen und wischte sich mit dem Arm über die verschwitzte Stirn, wodurch er den Sand nur verschmierte. Er fühlte die feinen Körner über seine Haut kratzen, hob einmal alle Gliedmaßen und ließ sie schwer in den Sand fallen. „Ich hab‘ verloren“, gab er entmutigt  von sich. Warum bladete Kai nicht einfach statt ihm im Turnier? Ihre Gewinnchancen würden damit bedeutend steigen, wenn … Sein Gedanke wurde von Max unterbrochen, der locker zu ihm joggte und ihm die Hand entgegenhielt, um ihm aufzuhelfen. „Das war der Hammer!“, lachte er, während Daichi sich aufrappelte. Dann hielt er ihm Draciel entgegen. Der Bitchip glänzte in der Sonne. „Du musst mir zeigen wie du das mit dem Eingraben hingekriegt hast!“ „Klar doch!“, Daichi klopfte seine Hose provisorisch ab, stemmte die Hände in die Hüften und grinste breit. Auch Kai trat zu ihnen. Er reichte ihm Gaia Dragoon, den er vorsorglich gemeinsam mit Dranzer aufgehoben hatte. „Du hattest eine gute Idee“, lobte er sachlich, was Daichi aufhorchen ließ. „Wirklich?“, fragte er mit großen Augen. Hatte er Sand in den Ohren oder lobte ihn Kai – der Kai – gerade wirklich? Der Halbrusse nickte. „Schau dir nachher die Aufnahmen an, die Kyoujou gemacht hat“, wies er ihn an. „Die Idee ist gut, könnte dich aber in gewissen Situationen zu viel Energie kosten. Schau dir an, was Dranzer gemacht hat. Ich hab‘ die Dünen im Sand als eine Art Sprungbrett genutzt. Versuch‘ das auch mal, das nimmt weitaus weniger Schwung als mit voller Wucht durch den Sand zu preschen“ Daichi blieb bei diesen Worten der Mund offen: Kai verriet ihm seine Technik. Er gab ihm Tipps. Stand die Welt komplett Kopf? Max neben ihm kicherte. „He’s at a loss of words“, hörte Daichi ihn sagen, während Rei zu ihnen trat und Daichi kräftig auf die Schulter klopfte. Er sagte auch irgendwas. Daichi war aber noch zu sehr in seiner Welt, um dem Gespräch zu folgen.   15:02 Yuriy: (Selfie aus dem Bett. Unter einem Deckenberg blinzelt Yuriy hervor.) Yuriy: Ich bin direkt nach Hause und habe bis jetzt geschlafen.   Er blickte zu Kai, der sich wieder ein paar Schritte von ihnen entfernt hatte und auf seinem Handy herumtippte. Dann blickte Daichi auf Strata Dragoon, während sich langsam ein breites Grinsen auf sein Gesicht schlich.   15:10 Kai: Glaubst du Boris hört jetzt auf mit den Zombie-Witzen?   15:12 Yuriy: You joking? Er bombardiert mich seit heute Morgen mit Memes.   „Daichi?“, Max winkte zwei-, dreimal mit der flachen Hand vor dem Gesicht des Jüngeren herum, um ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zu bekommen. Rei neben ihm lachte gutmütig. „Jetzt ist er hin und weg von unserem Captain“, scherzte er und winkte Mao zu. Die Pinkhaarige stellte sich ein paar Schritte von ihnen entfernt in Position und startete Galux. Der pinke Blade sprang flink über die Dünen. Sie musste sich die Technik bei Kai abgeschaut haben. Max grinste breit und bemerkte mit gehobenem Zeigefinger: „So jedem Bladebreaker es geht, wenn Coach Kai sie kennenlernen, junger Yedi“ Daichi blinzelte verwirrt von seinem Beyblade auf. „Was für ein Yeti?“, fragte er zurück, was Rei nur ein weiteres Lachen und Max einen verzweifelten Stoßseufzer entlockte. „Viel lernen du musst“, verkündete er, die Augen theatralisch gen Himmel gerichtet. Rei zuckte nur mit den Schultern und ließ seinen Blade in seinen Starter einrasten. „Bereit für die nächste Runde?“, er stieß Daichi an. Dieser nickte und tat es Rei gleich. „Ich bin immer bereit!“, erwiderte er großspurig. Reis honigfarbene Augen blitzten verschmitzt. „Wie wäre es dann mit einer kleinen Wette?“, schlug er jovial vor. Daichi streckte ihm die Zunge raus. „Sag an!“ Man hörte Manabu, der sich unweit von den beiden aufgestellt hatte, um ihre Übungen zu filmen, prustend lachen. Mao fing ihren Blade ein und sandte Rei einen mahnenden Blick, unter dem dieser sich wand. „Wag‘ es ja nicht“, drohte sie ihm, ehe sie sich schwungvoll abwandte und erhobenen Hauptes zu Hiromi stolzierte. Rei hob hilflos die Hand. „Mao!“, rief Rei ihr hinterher, ohne Erfolg. „Ich hab‘ nicht das vor was du denkst!“ Max kicherte. Immer, wenn Rei Wetten vorschlug, konnte es nur im Desaster enden: Er hatte Takao dazu angestiftet, in einer Nacht- und Nebelaktion Kais Schal pink zu färben und Manabu dazu gebracht, ein zweideutiges Banner auf die alte BBA-Website zu setzen. Er selber war immer vermeintlich ahnungslos daneben gestanden, wenn die Schuldigen ertappt wurden – ganz das Unschuldslamm. Und sie wurden immer ertappt: Es schien vorprogrammiert. Daichi wirkte ziemlich verwirrt und Rei seufzte abgrundtief, während Max sich schulterzuckend abwandte. „Na gut, dann eben keine Wette“, hörte er Rei beinah ein wenig beleidigt von sich geben, bevor er außer Hörweite kam. Der Blondschopf spazierte gelassen in Richtung Hiromi. Dort hatte auch Takao Stellung bezogen, der zwischen zwei Trainingseinheiten ein Onigiri verschlang, und Kai, der sich seiner Schuhe entledigt hatte und nun versuchte, vornübergebeugt den Sand aus seinem Haar zu schütteln. Sein Erfolg schien mäßig zu sein: Er sah aus als käme er frisch aus einem Sandsturm. Takao trat zu Kai und tätschelte seine Schulter. „Da hat dich Daichi ganz schön eingegraben“, scherzte er, was ihm nur ein Augenverdrehen des Halbrussen einbrachte. Max kicherte und nahm ein Onigiri von Hiromi entgegen. „Du siehst aus als hättest du dich mit einem Sandsturm geprügelt“, stimmte er ins Necken ein. Von Kai kam nur ein Schnauben. Er richtete sich auf, ohne wirklich viel Sand abgeschüttelt zu haben. „Immerhin hat der Sandsturm verloren“, erwiderte er trocken, während er sein Smartphone aus der Hosentasche zog. Er hob es aus einiger Distanz und blickte kritisch darauf. Dann tippte er etwas.   15:32 Kai: (Selfie von unten: Kai, sandbedeckt, starrt mit leicht genervt-konzentriertem Ausdruck an der Kamera vorbei. Sein Gesicht hat wegen des Winkels von schräg unten eine seltsame Proportion) Kai: Enter Sandman   „Machst du ein Selfie, Kai?“, fragte Mao freundlich. Der Angesprochene fuhr herum, steckte sein Handy energisch in die Hosentasche und blickte Mao böse an. „Das geht dich nichts an“, brummte er unfreundlich und zog sich sein T-Shirt über den Kopf, um es auszuschütteln. Die Chinesin machte ein zuerst ein irritiertes, dann ein empörtes Gesicht, doch Hiromi legte ihr eine Hand auf die Schulter und schüttelte nur den Kopf. Max zuckte mit den Schultern und lächelte sie an. „Kai macht keine Selfies“, klärte der Blondschopf Mao verschwörerisch leise auf. In der langen Zeit, in der sie nun schon miteinander zu tun hatten, hatte Max Kai noch nie so etwas wie ein Selfie machen sehen. Andererseits war es auch eine neue Entwicklung, dass Kai sein Smartphone aktiv nutzte. Vielleicht ließ er sich ja jetzt zum Gruppenchat überreden! Er grinste Kai an, der sein T-Shirt wieder übergezogen hatte. Der nahm nun eine Flasche Wasser von Hiromi entgegen und schien Mao bewusst zu übersehen. „Der Kampf war richtig cool!“, lenkte Takao ab, und auch Max reckte seine Daumen in die Höhe. Kai zuckte mit den Schultern. „Daichi brauchte nur ein bisschen Motivation“, erwiderte er gelassen und trank einen Schluck. „Er hatte zu viel Sand zwischen den Ohren um anständig nachzudenken“ Takao grinste breit, während er seinen Starter hob. „Zeigst du mich auch deine Moves?“, triezte er Kai mit einem übertriebenen Augenaufschlag. Sein Gegenüber verdrehte genervt die Augen. „Hör auf mit dem Mist und trainier weiter“, brummte er und wandte sich von der kleinen Gruppe ab, um den Kampf zwischen Rei und Daichi zu beobachten. Davor zog er nochmals sein Handy aus der Hosentasche und sah darauf.   15:48 Yuriy: lol Yuriy: exit light enter night Yuriy: Selfies sind aber nicht deine Stärke, oder? :p   Takao sah, wie Daichi versuchte, Dranzers Moves aus dem Match zu imitieren und grinste breit. Er stemmte zufrieden die Arme in die Hüften und wandte sich halb zu Hiromi und Mao um. Hiromi grinste schief und sah auf ihre Armbanduhr. „Wir haben noch zwei Stunden Training vor uns! Mao, trainier am besten mit Takao beim Parkours da drüben. Max, du solltest zu Daichi und Rei!“ Max blickte zu Takao, dessen Gesicht ein breites Grinsen zierte. Dann stellten sie sich nebeneinander auf und salutierten: „Ma’am yes ma’am!“, sie schlugen die Hacken zusammen und marschierten im Stechschritt zu den ihnen zugewiesenen Plätzen. Mao lachte. „Was war denn das?“, sie sah zur Braunhaarigen, die nur seufzend mit den Schultern zuckte. „Frag nicht“, sie verdrehte gutwillig die Augen. „Sie haben mich irgendwann mit einem Drill Instructor verglichen und machen seitdem immer das, wenn ich sie daran hindere, beim Training zu chillen“ Mao lachte und drehte sich um, um locker hinter Max und Takao herzujoggen. „Wartet auf mich!“, rief sie. Als Hiromi am Abend ihr Smartphone wieder zur Hand nahm, wartete eine Privatnachricht auf sie. bokuz hatte ihr ein Meme geschickt: Links verlangte ein Zombie nach „Brains“, rechts ein vegetarischer Zombie nach „Grains“. Dazu die Nachricht: „Ich habe die Wohnung nach Spuren von Brains untersucht, aber nur Grains gefunden.“ Hiromi kicherte und antwortete: „Immerhin müsst ihr nicht um euer Leben fürchten“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)