Niffler and Where to Find Them von Calafinwe ================================================================================ Kapitel 9: ----------- Staten Island war eine verschlafene Gegend, die noch eher ländlich geprägt war. Percival sein Sandwich gegessen, und sich dann eine Karte von Staten Island aus dem Arbeitszimmer seines Vaters geborgt in der Hoffnung, dass sie noch nicht veraltet war. Danach hatte er das elterliche Anwesen verlassen, und war direkt in den südlichsten Stadtbezirk von New York City appariert. Und wäre dabei versehentlich fast in einem Teich gelandet. Einige Enten hatten schnatternd ihren Unmut über sein plötzliches Erscheinen kundgetan, in der Ferne hatte ein Hund gebellt. Ansonsten blieb es ruhig. Zu ruhig, wie Percival feststellte, denn auch auf Staten Island war es heute sehr nebelig. Der bellende Hund mochte sich auch gleich im nächsten Garten befinden. Er trat vom Teich auf den Weg hinauf, ein flach getrampelter Pfad mit leichten Rillen von Kutschen. Gegenüber tauchte ein Schatten aus dem Nebel auf. Percival sah sich um und ging zu dem Gebäude hinüber und stellte fest, dass es sich um die Kissel Avenue handelte. Mrs. Davis wohnte in 1 Walnut Street, direkt an der Kreuzung Kissel Avenue neben einer Parkanlage. Percival hatte beim Apparieren zielsicher den Park angesteuert, war aber einige Schritt weiter als gedacht heraus gekommen. Der Auror musste ein paar Minuten laufen, ehe er die gesuchte Adresse fand. Die betagte Hexe wohnte in einem kleinen, zweistöckigen Holzhäuschen mit einem steinernen Kamin auf der Percival zugewandten Seite. In einem der Fenster brannte ein fahles Licht. Percival wandte einen Desillusionierungszauber auf sich selbst an, schob seinen Zauberstab wieder in sein Holster am Gürtel und schlich näher. Interessiert blickte er durch das erleuchtete Fenster in den Salon. Mrs. Davis wippte in einem Schaukelstuhl, hatte eine Patchwork-Decke über ihre Knie gebreitet und las in einem Buch. Auf einem Tischchen neben ihr standen einige Kerzen zusammen, die für Licht sorgten. Daneben eine unförmige Tasse, die schon bessere Zeiten gesehen hatte. Percival sah genauer ins Zimmer. In unmittelbarer Umgebung von Mrs. Davis konnte er keinen Zauberstab ausmachen, aber das mochte nichts heißen. Die Zaubererschaft in den USA war angewiesen, ihr Dasein vor den NoMajs geheim zu halten. Einen Zauberstab daher nicht auf dem Küchentisch liegen zu lassen, wenn NoMajs möglicherweise durch ein Fenster spionierten, war nur normal. Percival schätzte, dass Mrs. Davis ihren irgendwo direkt am Körper trug, vielleicht versteckt unter der Decke. Auch ansonsten gab es auf den ersten Blick keine Anzeichen von Magie in dem kleinen Zimmer. Keine verräterischen Pflanzen, keine sich selbst bewegenden Gegenstände und vor allem auch keine Tierwesen, weder magischer Natur, noch Hund oder Katze. „Nicht sehr verdächtig.“ Percival trat von dem Fenster zurück und tauchte wieder in die neblige Dunkelheit ein. Er dachte über seine nächsten Schritte nach. Natürlich sagte ein Blick in den Salon einer alten Dame nichts über ihre kriminellen Energien aus. Gut möglich, dass Mrs. Davis eine schlitzohrige Hexe war, die nur nach außen hin eine schrullige Oma spielte. Er würde nicht umhinkommen, die anderen Zimmer des Hauses zu inspizieren. Vielleicht gab es sogar einen Keller? Dies aber während der Anwesenheit der Bewohnerin zu tun, unwissend über eventuelle magische Sicherungen und noch dazu ohne Durchsuchungsbeschluss konnte das Ende seiner Karriere bedeuten, bevor sie überhaupt richtig angefangen hatte. Percival brummte, spitzte dann die Ohren. Im Nachbarhaus knallte etwas. Der Auror trat auf die Straße zurück und ging in die Richtung, aus der der Lärm kam. Das Anwesen lag komplett im Dunkeln, seine Bewohner schienen also bereits zu schlafen. Es krachte erneut. „Was zum ...?“ Percival trat näher. Ratlos sah er zu dem Anwesen und wurde dann misstrauisch. Er konnte keine Stimmen hören. Auch schien sich niemand darum zu bemühen, eine Kerze oder eine Öllampe zu entzünden, um nachzusehen, was passiert war. Der Auror mutmaßte, dass sich ein Bewohner mittlerweile bemerkbar gemacht hätte. „Außer natürlich, er ist die Treppe hinab gestürzt und hat sich das Genick gebrochen.“ Aber warum dann der zweite Knall? Der Auror beschloss, sicherheitshalber nachzusehen, auch wenn es eigentlich nicht zu seinen Aufgaben gehörte, sich um NoMaj-Angelegenheiten zu kümmern. Andererseits hatte er den Diebstahl in der Bank auch für eine NoMaj-Sache gehalten. „Und einen NoMaj-Dieb auf frischer Tat zu ertappen, wird mir sicher auch die Anerkennung meiner Kollegen einbringen“, murmelte er. Noch immer unter dem Eindruck des Desillusionierungszaubers schlich Percival näher. Er bekam ein flaues Gefühl in der Magengegend, warum, konnte er sich nicht erklären. Etwas klingelte in dem Gebäude, dann war es wieder still. Geschlagene fünf Minuten wartete er auf Anzeichen von NoMaj-Aktivität. Es klapperte erneut, sehr leise dieses Mal, sodass ihm das Geräusch beinahe entgangen wäre. Percival zog seinen Zauberstab wieder hervor, nahm sich ein Herz und schlich um das Gebäude herum. Er hatte vermutet, dass ein Einbrecher zweifelsohne über die Rückseite des Hauses einsteigen würde. Doch alle Fenster und auch die kleine Holztür wirkten fest verschlossen. Es raschelte, dieses Mal deutlich hörbar für ihn. Percival sah durch die Tür in eine einfache Küche. Hörte Besteck klappern, sah aber nichts. „Bei Mercy Lewis, ich bilde mir das doch nicht ein!“ Das Geklapper war nun sehr deutlich für ihn zu hören, bevor es wie aus dem nichts erstarb. Danach quietschte etwas im Nebenzimmer. „Himmel!“ Der Auror war hin- und hergerissen. Einerseits nagte sein Rechtsbewusstsein an ihm, etwas dagegen zu unternehmen, wenn er Zeuge einer Straftat wurde. Dass sich ein ungebetener Gast in dem Gebäude befand, stand fest. Die Bewohner müssten den Radau mittlerweile auch gehört haben. Da niemand kam, um nach der Ursache zu sehen, ging Percival davon aus, dass sie außer Haus waren. Andererseits würde Percival selbst eine Straftat begehen, wenn er sich mit Alohomora Zugang verschaffte und den Dieb stellte. „Ich werde wohl mit Gefahr im Verzug argumentieren müssen“, murmelte er und hielt seinen Zauberstab auf das Schlüsselloch der Hintertür gerichtet. „Alohomora.“ Es klickte und die Tür schwang leicht auf. ‚Hundertmal besser geölt als unsere ...‘, dachte Percival und trat ein. Es war stockfinster. Die Tür führte ihn direkt in die Küche. Percival konnte nicht erkennen, um was für eine Art Raum es sich bei dem Nebenzimmer handelte. Er meinte, ein Schnüffeln zu hören, aber das konnte auch durch seine eigene Aufregung sein. Trotz der Kälte draußen spürte er, dass seine Stirn feucht wurde. Einige Tapser im Nebenzimmer. Percival hielt den Atem an und linste durch den Durchgang. Und erstarrte. Zwei Glubschaugen schauten ihn neugierig vom Boden an. Sie gehörten zu einem Fellknäuel. Percival richtete seine Zauberstabspitze auf das Wesen. „Lumos!“ Tatsächlich! Es war das maulwurfähnliche Tierwesen, welches er in der NoMaj-Bank gesehen hatte. In dem fahlen Lichtschein fiel ihm jetzt der Schwanz auf, der mindestens halb so lang wie das Tier selber war. Ein kupferner Griff ragte aus seinem Bauch. Der Rüssel des Geschöpfs schnüffelte in seine Richtung. Percival überriss seine Möglichkeiten. Er ging in die Knie. „Ja komm, du kleiner Gauner, du ...“, säuselte er liebenswürdig, um das Vertrauen des Geschöpfs zu gewinnen. Es hatte den Griff in seinem Bauch scheinbar vergessen. Stattdessen kam es ihm mit zwei tapsigen Schrittchen entgegen und schnüffelte erneut. Der Griff scharrte über den Fließenboden. „Nicht so laut“, flüsterte der Auror. Percival senkte seinen Zauberstab und hielt ihn in eine andere Richtung, sodass es möglichst ungefährlich für den kleinen Gesellen wirkte. Es schnüffelte erneut. „Na komm“, lockte Percival es erneut. Der Auror überlegte fieberhaft, wie er es dazu bringen konnte, in die Reichweite seiner Hand zu kommen. Dann fiel ihm etwas ein. Rasch glitt seine andere Hand in die Manteltasche und wühlte darin herum. Das kleine Wesen sah ihn immer noch mit seinen Knopfaugen an. Percival hatte den Eindruck, dass es ihn geradezu anbettelte. „Mist.“ Er hatte nichts Glitzerndes im Mantel. Wie dumm von ihm, den Wintermantel statt seinen Regenmantel anzuziehen. In Letzterem hatte er einige Münzen gehabt. Percival sah sich von seiner kauernden Position aus in der Küche um, ob es etwas anderes gab, das den Gesellen anlocken würde.  Diese Gelegenheit nutzte das Wesen, um zu verschwinden. Als es bemerkte, dass der Zweibeiner sich abwandte, drehte es sich ebenfalls um und kroch in die Dunkelheit des Nebenraums zurück. Der Kupfergriff scharrte erneut über den Boden. Percival drehte sich schnell herum. „He! Bleib hier!“, rief er aufgebracht. Vergessen waren mögliche Hausbewohner und Glitzerkram als Lockmittel. Der Auror stand auf und ging in das andere Zimmer. Percival intensivierte sein Lumos und hielt es auf den Boden gerichtet. Das Pelztier kroch gerade unter einen Schrank. Percival versuchte, es mit einem Stupor außer Gefecht zu setzen, aber der rote Lichtstrahl verfehlte es. Oder das Wesen war einfach zu flink und klein. Immerhin hatte der Auror es in dem kleinen Zimmer eingekesselt. Der Durchgang in die Küche war der einzige Ausgang, wenn er das Fenster nicht mitzählte. Percival warf sich auf den Boden, um unter den Schrank sehen zu können. „Was zum ...“ Es war nicht mehr zu sehen. Auch in der unmittelbaren Umgebung des Möbelstücks ließ es sich nicht finden. Hatte es sich etwa in Luft aufgelöst? Percival erinnerte sich an die Vision aus dem Appare Vestigium und dass es durch die Messingstäbe gehen konnte, als wären sie Luft. Ob das auch mit einer massiven Steinwand funktionierte? Ein Schaben auf Holz schreckte ihn auf und er riss den Kopf hoch. Das Tierchen saß oben auf dem Schrank und hatte die Lampe fixiert, die in der Mitte des Raumes hing. Percival folgte dem Blick des Tieres. Im Licht seines Lumos glänzten die Kerzenarme. Fasziniert verfolgte er dann, wie das kleine Geschöpf die Entfernung zu der Lampe abzumessen schien. Und dann sprang. Es bekam die Verglasung des einen Lampenarms geradeso zu fassen und hangelte sich zum Arm selbst. Verzweifelt versuchte es, diesen von der Lampe zu ziehen. Unauffällig trat Percival näher und pflückte das Tier von der Lampe. „Hab ich dich!“, meinte er triumphierend. Der Geselle sah ihn Mitleid heischend an. „Wenn du brav bist, bekommst du zu Hause was“, fügte Percival hinzu. Das Wesen begann in seiner Hand zu zappeln. „Na schön.“ Der Auror sprach beim Verlassen durch die Hintertür einen Aufräumzauber. Viel Unordnung hatte er nicht hinterlassen, aber Percival schätzte, dass sein Gefangener den ein oder anderen Gegenstand im Bauch hatte. Danach verschloss er die Tür der NoMajs uns sah zu Mrs. Davis‘ Haus hinüber. Schließlich disapparierte er. Und tauchte auf dem Gehsteig vor Graves Manor wieder auf. Der Nebel hatte sich etwas gelichtet. Percival steckte seinen Zauberstab weg. Er hatte inzwischen alle Hände voll damit zu kämpfen, dass ihm das Pelzwesen nicht entwischte. Der Auror rannte regelrecht quer über die Einfahrt, die zum Haupteingang führte, und betätigte mehrmals den Gong. Es dauerte eine Ewigkeit, bis einer der Hauselfen ihm öffnete. Cha Cha. „Master Graves!“, meinte sie erstaunt. Percival schob sich an ihr vorbei. „Sag sofort meinen Eltern Bescheid!“ Cha Cha teleportierte sich an eine andere Stelle im Haus. Währenddessen kämpfte der Auror mit seinem Gefangenen. „Hör sofort auf!“, herrschte er das kleine Wesen an. Es versuchte, ihm in die Finger zu beißen. Beinah hätte es das geschafft, wenn Percival nicht eiligst seine Hand weggezogen hätte. Jetzt hielt er es mit der Linken unter den pelzigen Vorderpfoten. Es zappelte frenetisch. Percival sah es angriffslustig an und packte es dann am Schwanz. Das Wesen plumpste kopfüber und baumelte in seiner Hand. Dabei purzelte das ein oder andere aus seinem Bauch hervor. „Percival Graves, was ...“ „Vater! Ich brauche einen Durchsuchungsbeschluss!“, fuhr Percival ihm dazwischen. Richard Graves kam gerade in einen Morgenmantel gehüllt die Treppe herunter und blieb dann angewurzelt stehen, als er das kleine Pelztier sah, das sein Sohn am Schwanz hielt. „Was ist das?“, fragte Percivals Vater dann. „Der Dieb!“ Percival schüttelte es sachte und weitere Gegenstände fielen aus dem Bauch des Geschöpfs. Der Kupfergriff, den er zuvor in dem NoMaj-Anwesen gesehen hatte, entpuppte sich als Schöpfkelle. Zudem lagen auf dem Boden vor ihm eine silberne Taschenuhr, einige Dollar Geldstücke und ein Diamantohrring, der Percival verdächtig bekannt vorkam. Eine Brille mit dünnem Goldrand war ebenfalls unter dem Diebesgut. „Und jemand muss überprüfen, wer in 186 Kissel Avenue wohnt. Auf Staten Island.“ Sein Vater sah ihm immer noch dabei zu, wie er das Wesen am Schwanz hielt. Inzwischen waren auch die Hauselfen ins Vestibül gekommen, seine Mutter sah vom Erdgeschoss herab, ebenfalls in einen Morgenmantel gehüllt. „Und wie soll ich jetzt um die Zeit einen Durchsuchungsbeschluss herbekommen? Percy, das wird bis Montag warten müssen.“ Percival ließ das Geschöpf fast fallen. „Aber das kann nicht warten! Wenn Mrs. Davis in den Diebstahl verwickelt ist, oder die Besitzer des Hauses, in dem ich diesen kleinen Gesellen gefunden habe, werden sie durch sein Verschwinden gewarnt. Das kann nicht bis Montag warten.“ „Und wo genau hast du es gefunden?“, fragte Richard Graves seinen Sohn ungerührt. „Äh. Im Nachbarhaus“, gab Percival zu. „Du bist bei NoMajs eingebrochen?“ „Es war niemand zu Hause! Außerdem dachte ich, es sei ein richtiger Dieb, also ein Mensch und kein Tierwesen. Dass ich den Kleinen hier erwischt habe, war reiner Zufall.“ Graves senior betrachtete seinen Zweitältesten immer noch mit strengem Blick. „Und hast du wenigstens hinter dir aufgeräumt? Hat dich vielleicht jemand gesehen?“ „Natürlich habe ich aufgeräumt. Und auch die Tür wieder verschlossen. Und der Desillusionierungszauber, den ich angewandt habe, müsste auch noch gewirkt haben, bis ich auf unser Grundstück kam. Vater, also wirklich!“, ereiferte sich Percival. Richard Graves brummte. Indes traten die Hauselfen näher und sahen sich das Wesen an. „Weazle“, meinte Graves senior und deutete auf das Tier in Percivals Hand. „Hat einer von euch schon mal so eines gesehen?“ „Nein, Sir.“ Die drei blickten neugierig auf das Pelztierchen, das sich inzwischen nur noch mit Mühe wehrte. „Sei nicht so gemein zu ihm, Percival.“ Violet Graves war nun ebenfalls näher gekommen, um einen Blick auf den Übeltäter zu werfen. „Mutter! Es hat mich gebissen!“ „Oh. Trotzdem solltest du es nicht am Schwanz halten. Sieh nur die großen Augen.“ Graves senior verdrehte die Augen. „Okay, ihr drei sammelt die Sachen ein, die am Boden verstreut liegen. Wir werden die Sachen sobald wie möglich ins Fundbüro geben.“ Die Hauselfen nahmen die Gegenstände vom Boden auf und brachten sie weg. „Weazle, kannst du mir zwei gleichgroße Weidenkörbe bringen?“, rief Percival ihnen hinterher. „Sehr wohl, Sir.“ Die drei verschwanden im hinteren Gebäudeteil. Zurück blieben Percival, seine Eltern und das kleine Pelztier. „Lass mich mal den Biss sehen“, meinte Violet. Ungefragt nahm sie Percivals freie Hand in die ihren und sah sich die Finger an. Drehte die Hand um und inspizierte sie erneut, bevor Percival sie wegzog und seine Mutter verschämt ansah. „Es hat dich gar nicht gebissen! Percival, du bist manchmal ganz schön durchtrieben“, befand Violet. Percival starrte den kleinen Übeltäter an. „So, bist du jetzt zufrieden?“, fragte er es und nahm es wieder respektvoll auf den Arm. „Sieh mal, es schnauft ganz erschöpft“, sagte Violet. Sie trat noch näher und hielt dem Kleinen ihre Finger hin, damit es sie beschnuppern konnte. „Mutter!“, empörte sich Percival. „Das ist kein Haustier, sondern ein krimineller Dieb.“ „Sei nicht albern. Elstern stehlen auch glizernde Gegenstände und verstauen sie in ihren Nestern. Deswegen kommt auch niemand auf die Idee, ihnen den Prozess zu machen.“ „Mutter! Wer weiß, wo es die ganzen Goldbarren aus der Bank verstaut hat?“ „Wer weiß, ob der kleine Geselle überhaupt dafür verantwortlich ist und nicht eines seiner Artgenossen.“ Graves senior hatte seine Brille aufgesetzt und sah sich das Geschöpf nun ebenfalls an. Percival sah seinem Vater entgeistert dabei zu. Er mochte sich gar nicht vorstellen, das falsche Pelztier gefangen zu haben. Es passte einfach zu gut. Mrs. Davis war Kundin der Steen National Bank. Die Bank wurde durch ein magisches Tierwesen ausgeraubt. Das Tierwesen fand er zufälligerweise in direkter Nachbarschaft von Mrs. Davis. „Trotzdem muss ich Percival Recht geben. Eine große Menge Gold aus einem Bankschließfach zu stehlen, ist etwas anderes, als eine Elster, die ein verloren gegangenes Geldstück vom Boden aufsammelt.“ „Unglaublich“, erwiderte Violet. „Dass ihr zwei mal einer Meinung seid!“ Violet sah sowohl ihren Gatten als auch ihren zweitältesten Sohn tiefsinnig an. „Ma!“ „Na ja, ich geh wieder ins Bett. Ihr zwei macht das schon. Und vergiss nicht, den Kleinen zu füttern!“ „Violet!“ „Ma!“ Violet Graves beachtete Gatten und Sohn nicht weiter und verschwand wieder im ersten Stock. „Unglaublich, deine Mutter“, bemerkte Graves senior. Percival sagte lieber nichts dazu. Der Kommentar, der ihm auf der Zunge lag, hätte unweigerlich zu seiner Enterbung geführt. Und das wollte Percival nicht riskieren. „Vater, würdest du dich bitte um den Durchsuchungsbeschluss kümmern?“, fragte er stattdessen. Graves senior brummte ergeben. „Na schön, ich werde schauen, was ich machen kann. Der Commissioner wollte dieses Wochenende Angeln gehen. Zum Glück weiß ich, wo. Dass er den Beschluss unterschreibt, sollte eigentlich kein Problem sein. Trotzdem wirst du bis morgen warten müssen, Sohn.“ „Ja, Vater.“ „Und pass gut auf, dass der Kleine nicht ausbüchst und was klaut. Deine Mutter zieht mir sonst die Ohren lang.“ „Ja, Vater.“ Percival sah auf das Tierchen. „Hast du ihm schon einen Namen gegeben?“ „Err ...“ „Du solltest ihm einen Namen geben. Zumindest, solange wir seine Art noch nicht bestimmen konnten.“ „Err ... wenn du meinst, Vater.“ „Gute Nacht, Sohn.“ „Gute Nacht.“ Percival sah seinem Vater hinterher. Dann blickte er auf den kleinen Dieb, der mittlerweile auf seinem Arm eingeschlafen war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)