Verborgene Liebe von MariLuna ================================================================================ Kapitel 26: ------------ 26. Kapitel   „Ich bin hier. Genau vor der Tür. Schrei, wenn was ist, dann komme ich sofort herein“, flüstert Shredder ihr ins Ohr, kurz bevor er sie nur widerwillig aus seiner Umarmung entlässt. Aber Krang wartet nicht gerne und heute, hier und jetzt, haben sie es noch nicht nötig, das Alien zu verärgern. April nickt nur, flüstert ein leises „Danke“ und drückt den Rücken durch und strafft die Schultern, bevor sie die Kommandozentrale betritt. Zu wissen, dass er da ist – immer für sie da sein wird! – verleiht ihr das Gefühl, Bäume ausreißen zu können. Selbstsicheren Schrittes überquert sie die Schwelle. Krangs Büro befindet sich nicht nur in der Kommandozentrale wie Shredder gesagt hatte, sondern besteht auch noch aus einem schlichten Tisch und einem Stuhl. Vielleicht sollte sie froh sein, dass es wenigstens kein Klappstuhl ist. Krang selbst braucht ja keinen Stuhl, er sitzt sowieso immer sehr bequem im Bauch seines Roboterkörpers. Er erwartet sie schon. April hat Mühe, eine ernste Miene beizubehalten, als sie langsam nähertritt und sich dann auf den Stuhl sinken lässt. Krangs durchdringender Blick ist außerdem eine deutliche Warnung. Wenn er dem hier den Eindruck einer Bürostube geben will, dann sollte sie wohl besser mitspielen. Sie will ja schliesslich nicht, dass er sie hochkant hinaus in den Schnee wirft. Zum Glück waren Rocksteady und Bebop so nett, das Alien zu verpetzen - von ihnen weiß sie daher, dass dies hier eine Art „Bewerbungsgespräch" werden soll. Das ist vor allem gut für Shredders Hoodie, den sie heute wieder trägt. Sie neigt nämlich dazu, bei nervöser Anspannung am Saum ihrer Kleidung herumzuzerren. Aber als Krang plötzlich mit gewichtiger Miene etwas, das aussieht wie eine futuristische Kamera vor ihr auf den Tisch stellt, zucken ihre Finger für einen Sekundenbruchteil doch zum Saum ihres Hoodies. „Eine Kamera? Willst du das hier etwa aufnehmen?" Krang wirft ihr nur einen besonders hochnäsigen Blick zu. Den, den er für diese ich-bin-euch-Menschen-ja-so-überlegen-Momente reserviert hat. „Damit messe ich deine Pupillenreaktion und sehe, ob du lügst." Darüber ist sie nicht wirklich überrascht. „Ein gesundes Misstrauen schadet nie, was?" meint sie daher mit leichtem Spott. Doch er nickt nur bestätigend. „Du hast es erkannt." Geschäftstüchtig reicht er ihr ein Tablet. „Füll als erstes diesen digitalen Fragebogen aus." Sie wirft einen Blick auf den Bildschirm, liest die ersten Fragen und kann sich ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen. „Oh, ein Standard-Personalbogen?" „Ausfüllen", befiehlt er kurzangebunden. „Okay." Gehorsam macht sie sich daran, wo es nötig ist, ihre Kreuzchen zu setzen und an anderer Stelle eine längere Antwort einzutippen. Es ist wirklich ein ganz normales Formular, wie sie auch bei jeder Kontoeröffnung ausfüllen muß. Sie kann sich sogar erinnern, so etwas bei ihrer Bewerbung bei Channel Six auch mal ausgefüllt zu haben. Das kommt ihr jetzt vor wie aus einem völlig anderen Leben. Nach ungefähr zwei Minuten gibt sie ihm das Tablet wieder zurück. „Und jetzt?" erkundigt sie sich vorsichtig neugierig – das kann schließlich nicht alles gewesen sein, denn dafür bräuchte er nicht diesen Lügendetektor. „Jetzt“, erklärt das Alien mit einem zahnreichen Grinsen, „versuchst du mich davon zu überzeugen, dass du wertvoll für mich und unser kleines Team werden kannst. Wenn du hier leben willst, musst du dich nützlich machen. Bei mir wird nicht gefaulenzt. Also, wie hast du dir das hier alles vorgestellt?" Seit sie weiß, dass das hier ein „Bewerbungsgespräch“ werden soll, hat sie eine Frage dieser Art erwartet und über ihre Antwort gründlich nachgedacht. „Es gibt da wirklich ein paar Dinge, die ich gerne machen würde", beginnt sie daher. „Shredder verführen zählt nicht", unterbricht sie Krang sofort. „Wieso nicht?“ kontert sie herausfordernd zurück. „Ein glücklicher Sklave ist motiviert bei der Arbeit und das kommt doch auch dem Sklaventreiber zugute." Noch während ihre Worte ihren Mund verlassen, weiß sie, wie frech das rüberkommt – und so ist es ja schließlich auch gemeint – aber so ist das nun mal bei ihr: manchmal redet sie los, ohne erst darüber nachzudenken. Für den Bruchteil einer Zehntelsekunde wünscht sie sich, sie könnte ihre Worte zurücknehmen, aber dann beruhigt sie sich wieder, schließlich ist es ja nicht so, als würde Krang ihr loses Mundwerk nicht schon zur Genüge kennen. Wie ihr seine schnippische Antwort auch sofort beweist: „Das funktioniert auch in die andere Richtung. Wenn der Haussegen mal schief hängt, leiden wir alle darunter." Das stimmt. Sie nickt unwillkürlich. Das erlebt sie schließlich beinahe tagtäglich bei ihrem Chef von Channel Six. Wenn der mal wieder Zoff mit seiner Gattin hat, ist er wirklich unausstehlich. Sie selbst hält sich da doch für sehr viel professioneller. Sie ist sich sicher: auch wenn sie jetzt bald alle unter einem Dach leben, wird sie, sollte sie sich je mit ihrem Saki streiten, das nicht auf dem Rücken der anderen austragen. Und ihre Arbeit – worin auch immer die bestehen wird, wird das auch nicht beeinträchtigen. Das wird sie Krang beweisen. Jetzt aber gibt sie ihm erst einmal Recht. „Ich habe da ein paar Ideen, wie ich mich nützlich erweisen könnte“, kommt sie auf seine Frage zurück. „Es gibt doch da diese Doppelgängerin von mir auf X-Zone, die macht solche Vlogs im Internet und Naturreportagen über Grönland. So etwas in der Art könnte ich doch auch machen. Bei genügend Abonnenten kann man damit sogar ein ordentliches Sümmchen verdienen. Wenn du magst, drehen wir auch mal ein Filmchen, in dem du die Hauptrolle spielst. Ein Tag im Leben eines Eroberers oder so. Natürlich verraten wir keine Details, also nichts, was die Turtles oder deine anderen Feinde gegen dich verwenden können. Oh, und sonst so... ich kann gerne den Küchendienst übernehmen oder alles, was sonst noch so anfällt. Handwerklich bin ich auch nicht ganz ungeschickt." Letztendlich liegt es sowieso bei ihm, was davon sie verwirklichen kann. Das wissen sie beide. Und inwieweit ihm und seinen Eroberungsplänen Reportagen über Grönland nützlich sein können, sei mal dahingestellt. Letztendlich geht es wohl doch nur darum, dass sie sich selbst beschäftigt und ihm nicht im Wege herumsteht. „Nein, das mit dem Küchendienst lassen wir mal lieber“, erklärt Krang glücklicherweise sofort – sie hasst Küchenarbeit. „Das gehört zu Rocksteadys und Bebops Aufgaben. Die wären auch sehr sauer, wenn wir ihnen das wieder wegnehmen. Die lieben es, neue Speisen zu kreieren. Und seit ich ihnen damit freie Hand gegeben habe, halten sie die Küche seltsamerweise auch picobello sauber." Er hält inne und betrachtet sie nachdenklich. Eine ganze Minute lang sagt er gar nichts und starrt sie einfach nur an. Sie versucht, seinem Blick so gut wie möglich zu entgegnen, kann es jedoch nicht verhindern, dass ihre Aufmerksamkeit das eine oder andere Mal zu der kleinen Kamera auf dem Tisch hinüberrutscht. Irgendwann hält sie es nicht mehr aus. „Und?" will sie schließlich nervös wissen. „Habe ich bestanden?" Mahnend hebt Krang einen Tentakel. „Eines noch: Wenn du in die Situation kommst, dich zwischen Shredder und uns oder den Turtles zu entscheiden - was würdest du wählen?" Sie zweifelt keinen Augenblick an ihrer Antwort, aber – wird sie Krang von ihrer Aufrichtigkeit überzeugen können? „Ich hoffe, das passiert nie, aber wenn doch...“ April holt einmal tief Luft und starrt fest in die Kameralinse. „Krang, ich liebe Saki. Und für mich bedeutet das, ich stehe loyal zu ihm, egal, was kommt. Ich werde versuchen, mich so neutral zu verhalten wie die Schweiz, aber wenn mir das trotzdem nicht möglich sein wird, weil die Umstände es nicht zulassen, dann wähle ich Saki. Wenn es gegen die Turtles geht - dann wähle ich Saki. Wenn du ihn vor die Tür setzt – wähle ich Saki und gehe mit ihm." Abermals starrt Krang sie so durchdringend an. Aber diesmal starrt sie unbeirrt zurück in diese fremdartigen lila Augen. Schließlich grunzt Krang einmal, greift mit einem Tentakel hinter sich und schiebt ihr dann über den Tisch hinweg einen ihr wohlbekannten Gegenstand zu. Aber anstatt sofort danach zu greifen, ist nun sie es, die Krang nachdenklich mustert. „Was soll ich mit meinem Turtlecom?" „Sieh es als Vertrauensbeweis. Aber“, fügt er mit einem hinterlistigen Lächeln hinzu, „sicherheitshalber habe ich es trotzdem mit meinem Netzwerk verbunden." Dieser unverbesserliche Kontrollfreak. Und diesmal verbeißt sie sich nicht das belustigte Schmunzeln. „Wenn du dich dann besser fühlst..." „Nimm es nicht persönlich." April schüttelt nur leicht den Kopf. „Das mache ich nicht. Mir ist klar, dass ich mir dein Vertrauen erst verdienen muss.“ Sie ist ja heilfroh, dass sie ohne größere Probleme hier bleiben darf. „Du darfst hier immer noch nicht unbegleitet durch die Gänge spazieren.“ Krang klingt betont streng. „Wenn ich dieses Verbot aufhebe, dann weißt du, dass ich dir vertraue. Zumindest so weit man einem Menschen trauen kann“, schränkt er schnell ein. Das hat sie beim ersten Mal nicht gestört und jetzt auch nicht. Alleine würde sie sich hier sowieso verlaufen. Ihr Blick fällt auf das Turtlecom und ihr kommt eine Idee. Warum nicht gleich Nägel mit Köpfen machen und ihm auf diese Art gleich einen ersten beweis für ihre Vertrauenswürdigkeit liefern? „Was dagegen, wenn ich bei meinem Chef von Channel Six anrufe, um dort zu kündigen?“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)