Silvester von Fux1 ================================================================================ Kapitel 1: Stille Nacht ----------------------- Conan lehnte leicht nach vorne gebeugt am Geländer des Balkons und blickte in den noch dunklen Nachthimmel. Er genoss ein wenig die Stille, das beruhigende Gezirpe der Grillen und dass er ein wenig von dem Trubel wegkam, der gerade im Haus herrschte. Ran, das Onkelchen und er waren von Sonoko auf eine Silvesterparty eingeladen worden. Eigentlich hatte er ja nicht mitkommen wollen, aber ganz alleine zuhause rumzusitzen, war auch keine Option gewesen. Obwohl..., so langsam fragte er sich, ob es nicht doch die bessere Wahl gewesen wäre. Nun stand er hier draußen alleine herum und versteckte sich vor der Freude, mit denen die anderen das neue Jahr begingen. So sehr er auch versuchte, er konnte einfach kein glückliches Lächeln mehr vortäuschen. Für ihn war 2019 kein Neuanfang, keine neue Chance, kein Grund zur Freude. Er steckte noch immer in diesem Kinderköper fest und dass nun schon seit einem Jahr. Ein Seufzer entfuhr ihm, der aber in dem Schwall von plötzlicher lauter Musik sofort unterging. Jemand hatte die Tür zum Balkon geöffnet. Er drehte sich nicht um, er würde wohl oder übel sowieso gleich erfahren, wer derjenige war, der seiner Ruhe so jäh ein Ende setzte. "Na na, in der Kälte einsam Trübsal blasen geht nich' Kudo." Conan drehte sich überrascht zu dem Neuankömmling um. Er hätte jeden erwartet, aber nicht ihn. "Hattori?! ... Was machst du denn hier?" "Na was wohl, feiern. Ich wurde auch eingeladen." "Na dann..." Shinichi war bewusst, dass sein Ton seinem Freund gegenüber nicht angemessen war, aber ihm war einfach nicht danach zu reden. Heiji bemerkte dies sofort und blieb einfach stumm neben ihm stehen und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Brüstung. Auch er wendete sein Augenmerk auf den sternenklaren Himmel und verweilte so einige Minuten. Irgendwann ließ Conan jedoch ein Schnauben von sich hören. "Was... willst du denn?" "Nich's, nur dir Gesellschaft leisten." "Ich brauche keine Gesellschaft. Und wenn du hier bist, dann wette ich darauf, dass auch Kazuha da drinnen ist. Geh doch lieber zu ihr." "Kazuha amüsiert sich dort drinnen gerade mit den anderen Mädels, der geht's gut. Aber bei dir bin ich mir nich' so sicher." "Und was geht dich das an?!", Conan wurde unabsichtlich laut und fuhr zu Heiji herum. Kurz darauf blicke er schuldbewusst zu Boden und murmelte: "Entschuldigung..., lass mich bitte einfach alleine. Mir ist gerade nicht nach Gesellschaft." Heiji schien von Shinichis Wutausbruch alles andere als beeindruckt. "Du glaubst doch nich' wirklich, dass ich meinen besten Freund einfach so auf einer Party vereinsamt zurücklass! Ich weiß ganz genau, dass deine Stimmung dadurch nich' besser wird." Shinichi schwieg. "Kudo entweder du sagst mir jetz', was Sache is', oder ich muss dich mit anderen Mitteln dazu bringen. Wobei... ich glaube ich weißes längst." Shinichi warf ihm nur einen gleichgültigen Blick zu. "Es is' wegen deiner Verjüngung, ne? Die Kleine hat noch immer nich's rausbekommen." Als Shinichi nun doch die erste Regung zeigte, dann aber sofort wieder wegsah, setze er noch einen drauf. "Und Ran feiert da drinnen und wünscht sich vermutlich nich's sehnlicheres, als dass Shinichi im neuen Jahr endlich wiederauftaucht." Nun fuhr der kleine Junge endlich mit funkelnden Augen zu ihm herum. Er hatte seine Aufmerksamkeit. "Was soll das Heiji?! Wenn du es weißt, warum fragst du mich dann bitte noch?!!" "Ich hab also recht.", stellte Heiji nüchtern fest. Er drehte sich um und ließ die Arme über das Geländer baumeln. "Warum? Weil du sonst nich' darüber sprechen würdest. Aber hör Mal Kudo. Ich bin dein Freund. Du kannst mit mir reden. Dafür sind Freunde da!" "Das weiß ich doch, aber-" "Kein Aber!", Heiji unterbrach ihn und blickte ihm voller Ernst in die Augen. "Du hälst vieles zurück, ständig willste alles alleine meistern, aber dasde dadurch nur unglücklich wirst, merkste nich'. Und nich' nur du. Ran hat mich angerufen, weilse sich Sorgen um dich macht!" "Ran hat was?", verwundert blinzelte Shinichi mehrmals. "Warte... Kazuha ist gar nicht hier, oder? Und du wurdest auch gar nicht eingeladen." Heiji schüttelte leicht den Kopf. "Sie hat sich furchtbar gesorgt, was mit dir los is'. Du seist schon länger so gewesen. Da hat sie mich vor 'ner Stunde kontaktiert und um Hilfe gebeten, ich bin in den nächsten Zug gesprungen und hier bin ich." Shinichi sah seinen Freund lange Zeit nur an, dann räusperte er sich. "Du weißt schon, dass es genug Menschen gibt, die deine Hilfsbereitschaft ausnutzen würden?" "Mag sein, aber dann is' dass ebenso. Aber das ändert nichts daran, dass ich helfen will, wo ich kann." "Du bist wirklich unglaublich Hattori." Shinichi musste leicht schmunzeln. "Nich' unglaublicher als du.“, erwiderte dieser lachend. "Ran hat..., sie hat mir eine SMS geschickt..." Heiji sah verwundert zu Shinichi, der so plötzlich anfing aus dem Blauen heraus zu erzählen. "Sie wünscht mir alles Gute..., und dass ich diesen Fall endlich abgeschlossen kriege." Seine Finger krallten sich sichtbar in das Holz des Balkons und seine Stimme klang verbittert. "Ich kann das einfach nicht mehr. Das alles. Als Conan herumlaufen, sehen wie sie leidet.... und sie belügen. Verstehst du das?" Shinichi hob den Blick und in seinen Augen spiegelte sich der Schmerz. So hatte Heiji seinen Freund noch nie gesehen. Er hatte seine Gefühle bisher wohl noch besser im Griff gehabt, als je einer von ihnen hatte ahnen können. Dennoch war Heiji ihm in diesem Moment dankbar, dass er die Fassade fallen ließ. "Vielleicht... musst du das auch gar nich'." Shinichi sah ihn verständnislos an. Heiji wählte seine Worte nun mit mehr Bedacht. "Wenn du es ihr sagen willst…, dann tu es. Denn auch wenn du sie so in Gefahr bringen solltest..., es sind nich' nur Waffen die einen Menschen umbringen können Kudo." Heijis blick schweifte durch das Fenster nach drinnen. "Und ob sie wirklich sicher is', nur weil sie nich's von deiner Verwandlung weiß... Du musst wissen, ob diese kleine Stück Sicherheit wirklich wert is' was du aufgibst. Es gibt keine Garantie, auf beiden Seiten." Shinichi wandte den Blick von ihm ab. Eine Zeit lang breitete sich wieder eine Stille zwischen den Beiden aus, während sie einfach nebeneinanderstanden und zu den Sternen sahen, als hielten diese eine Antwort für sie bereit. "Vielleicht... hast du recht." In diesem Moment fingen die Glocken des Tokioter Kirchturms an zu schlagen und bunte Raketen bahnten sich unter lautem Getöse den Weg in den Himmel. Die Gäste der Party stürmten auf den Balkon, auf dem die beiden Freunde noch bis eben alleine gestanden hatten. Doch nun machte Shinichi dies nicht mehr so stark etwas aus. Denn nun hatte er einen Vorsatz fürs Neue Jahr, auf den er sich freuen konnte. Ja, dieses Jahr würde anders werden. Und ob er es als gutes oder schlechtes in Erinnerung behalten würde, dass wussten wohl nur die Sterne, die nun im explodierenden Farbspektakel fast komplett untergingen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)