Allein von Nivalis ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Shuu stand alleine im Keller und sah sich um. Auch dort konnte er niemanden finden. Das gesamte Anwesen schien ausgestorben. Wo waren denn alle? Was konnte geschehen sein? Nirgendwo im ganzen Haus hatte Shuu Spuren eines Kampfes oder andere verdächtige Anzeichen finden können. Es schien geradezu als hätte sich sein Vater mitsamt der kompletten Dienerschaft in Luft aufgelöst. Seltsam war ihm die Stille schon erschienen, seit er sein Schlafzimmer verlassen hatte, doch nun war Tsukiyama ernsthaft beunruhigt. Was zur Hölle ging hier vor? Er stieg die Kellertreppe wieder hoch und rief nach den Vermissten. „Kanae! Vater! Matsumae!“ Keine Antwort. „Mairo! Yuuma!“ Shuu schrie jetzt. Doch als das Echo verhallt war, umgab ihn noch immer nur gespenstische Stille. „Ariza! Chie! Vater? Matsumae? Kanaeee!“, rief er, seine Stimme überschlug sich vor Angst. „Ist denn irgendjemand hier?“ Nichts. Die Verzweiflung schnürte ihm die Kehle zu, als Shuu durch die Hintertür in den Hof rannte. „Kanae? Vater? Matsumae … Kaneki? Wo – WO SEID IHR DENN ALLE?!“ Just als er einige Rosenbüsche passierte, bemerkte Shuu jemanden auf dem Weg vor ihm. Er stockte. Obwohl die Gestalt durch ihre schwarze Kleidung mit der Dunkelheit zu verschmelzen schien, kam sie ihm vage bekannt vor. Abrupt blieb er stehen und besah sich die Person genauer. Sie stand mit dem Rücken zu ihm, musste etwas kleiner als er selbst sein und trug denselben Haarschnitt wie er mit 16 Jahren… Kanae! Endlich hatte er jemanden gefunden! Shuu rief nach seiner Dienerin. Kanae riss den Kopf herum und starrte Shuu aus sieben blutroten Augen an. Entsetzt stolperte er zurück. Shuu brauchte einen Moment um wieder einigermaßen klar denken zu können. Eine Maske. Kanae trug wortwörtlich ein grauenhaftes Grinsen im Gesicht. „K-Kanae?“ Sofort trat die Maskierte wieder näher, blickte aus leblosen, gespenstischen Augen zu ihm auf. „Nein.“ keuchte er. Doch bevor er auch nur einen weiteren Schritt zurückweichen konnte, klammerte Kanae sich an Shuus Schultern und grub die Nägel durch sein Hemd in seine Haut. „Ich bin es. Ka-na-e.“ Die Stimme klang seltsam fremd. Rauher, härter und zu Tode verzweifelt. „Er-kennen Sie mich – nicht?“ Alles Blut wich aus Shuus Gesicht. Das war nicht Kanae. Das konnte nicht wahr sein. „Sehen Sie mich nicht? Liebst Du mich nicht mehr?“ Mit einem Schrei fuhr Shuu hoch und rang nach Luft. Nein, nein, nein! Nicht schon wieder! Nicht schon wieder dieser Traum! Während sich sein Herzschlag langsam beruhigte, ließ Shuu den Blick durch sein Schlafzimmer schweifen, bis er an einer tiefroten Rose auf seinem Nachttisch hängen blieb. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)