BUCK ROGERS - 01 von ulimann644 (Am Morgen einer anderen Zeit) ================================================================================ Prolog: -------- PROLOG „Wann endlich wirst du den Dienst bei der Air Force quittieren, Buck? Du hast es mir versprochen. Kurz bevor wir geheiratet haben.“ Die Stimme der dunkelblonden, hübschen Frau, in den Armen des hochgewachsenen Captains, in der blauen Uniform der United States Air Force, klang beinahe flehend. Ihre sanften, braunen Augen sahen Captain William Anthony Rogers, der von aller Welt nur Buck genannt wurde, liebevoll an. Buck Rogers spürte die sanfte Berührung von Jennifers Hand auf seiner Wange und in diesem Moment war er sich nicht bewusst, sie auf höchsten Befehl hin belogen zu haben. Er selbst wusste in diesem Moment Nichts mehr davon, dass seine Teilnahme am Raumforschungs-Programm der NASA nur eine Tarnung war. Um seine wirkliche Funktion bei der Air Force nicht auffliegen zu lassen. Durch eine Tiefen-Hypnose, der er selbst, im Januar des Jahres, zugestimmt hatte, wusste er auch Nichts mehr von der Verschwörung auf höchster militärischer Ebene, die zum Ziel hatte, den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika zu entmachten und einen thermonuklearen Präventivschlag gegen die Sowjetunion und deren, im Warschauer Pakt vereinten, Verbündeten zu führen. Ebenso wenig wusste Rogers noch davon, dass er, zum Schein, an mehreren konspirativen Treffen teilgenommen und angeblich wichtige Dokumente beschafft hatte, für die Gruppe hochrangiger Verschwörer, innerhalb der Air Force. Buck Rogers küsste seine Frau zärtlich, wobei er spürte, wie ihre Linke durch sein dichtes, braunes Haar fuhr. Als sie sich lösten, raunte er: „Ich verspreche dir, dass nach diesem Auftrag Schluss sein wird. Ich werde den Dienst bei der Air Force quittieren und dich nie wieder allein lassen. Nie wieder.“ Ein erleichtertes Lächeln der jungen Frau war die Antwort, bevor sie sich enger an ihren Mann schmiegte und sie sich erneut küssten. Sie hatte in seinen grün-grauen Augen gesehen, dass er seine Worte ernst gemeint hatte. Er würde es ihr zuliebe tun. Als sich Jennifer Rogers endlich widerstrebend von Buck löste, fiel ihr Blick auf das Bild von ihr, dass sie ihm geschenkt hatte. Sie deutete darauf und fragte leise: „Wirst du es mitnehmen, an Bord des Weltraumshuttles?“ Rogers lächelte. „Ja, das habe ich vor. Es soll mir Glück bringen.“ Die Frau, in dem roten, eleganten Kleid lachte vergnügt. „Und du wolltest mir mal erzählen, du wärst nicht abergläubisch.“ Buck Rogers entgegnete gespielt verwundert: „Wollte ich das?“ Jennifer zeigte ein wissendes Schmunzeln. „Komm, Buck, lass uns jetzt endlich gehen. Ich habe Hunger und Raphael hat die besten Tortellini.“ Rogers ließ sich das nicht zweimal sagen. Er nahm seine Frau an die Hand und verließ mit ihr das gemeinsame Appartement… Kapitel 1: Die Katastrophe -------------------------- 1. Die Katastrophe Auf Cape-Canaveral waren die Startvorbereitungen für die bemannte Weltraum-Sonde RANGER-3 annähernd abgeschlossen. Techniker überprüften ein letztes Mal die Flussdiagramme der diversen Maschinen und Computersysteme, die zum Start notwendig waren. Bisher hatte es nur eine unbedeutende Fehlfunktion in einer Hydraulik des Startturms gegeben, die bereits vor einer Stunde von Technikern behoben worden war. Ansonsten erbrachten die Kontrollen keine beunruhigenden Meldungen, die zu einem Abbruch des Countdowns hätten führen können. Die letzten Minuten bis zum Start brachen an. Noch fünf Minuten bis zum Start… Seit vier Minuten wurden alle Vorgänge von den Computern des Startkontrollzentrums, dem Ground Launch Sequencer, überwacht. Ein manuelles Eingreifen in den Countdown war noch bis 30 Sekunden vor dem Abheben möglich. Danach konnte der Start nur noch vom RANGER-3 Bordcomputer abgebrochen werden. Captain Buck Rogers, dem all diese Details bekannt waren, ruhte bereits, entspannt lächelnd bei dem Gedanken an jenen Abend, als Jennifer und er gemeinsam bei Raphael zu Abend gegessen hatten, im Cockpit des Weltraumshuttles RANGER-3. Das Lächeln vertiefte sich bei der Erinnerung daran, wie der Abend sich im weiteren Verlauf gestaltet hatte. Bevor er Jennifer kennenlernte, hatte er sich nie vorstellen können sich fest zu binden. Und dann war ihm diese wunderbare Frau, im wahrsten Sinne des Wortes, vor die Füße gefallen. Durch eine kleine Ungeschicklichkeit ihrerseits, beim Einkaufen. Ganz und gar Kavalier hatte er der jungen Frau aufgeholfen. Dabei hatte sie ihn angesehen, mit ihren sanften, so unergründlich wirkenden, braunen Augen. In exakt demselben Moment war es passiert. Tief in sich hatte er etwas gespürt. Etwas, das er bis zu diesem Moment nie für möglich gehalten hatte. Er hatte sich auf den ersten Blick verliebt. In Jennifer Anne Garisson. Noch vier Minuten bis zum Start… Spontan hatte er sie zu einem Date eingeladen und zu seiner großen Freude hatte die hübsche, schlanke Frau zugestimmt. Dabei stellte sich ein beinahe unglaublicher Gleichklang zwischen ihnen ein, der sowohl ihn, als auch Jennifer, überrascht hatte. Das war wohl auch die Erklärung dafür, dass er Jennifer, nur drei Monate nach ihrem Kennenlernen, einen Heiratsantrag gemacht hatte. Rückblickend erschien ihm das ganze immer noch verrückt; geradezu surreal. Doch tief in seinem Herzen wusste Rogers, dass Jennifer, als Lebenspartner, für ihn bestimmt war. Für ihn und keinen anderen Menschen. Noch drei Minuten bis zum Start… Buck Rogers dachte an das Bild von Jennifer, das in einem kleinen Fach, rechts hinter seinem Pilotensitz, sicher verstaut war. Sein Glücksbringer für diesen Flug. So, wie er es seiner Frau versprochen hatte. Rogers horchte diesem Gedanken nach. Seine Frau. Das klang so ungewohnt und doch gleichzeitig so wunderbar, beim Gedanken an Jennifer. Buck Rogers nahm, immer noch unbewusst lächelnd, noch einmal die letzten Systemchecks vor. Alle Systeme zeigten Grünwert. Noch zwei Minuten, bis zum Start… Der Captain schloss die letzten Checks ab. Fünf Monate würde er von Jennifer getrennt sein. So lange würde die Mission dauern. Nach dem Start sollte RANGER-3 ein Swing-By-Manöver um den Mond herum durchführen. Durch die signifikante Beschleunigung, die das Raumlabor dabei erfahren würde, war es möglich den Mars, der sich gegenwärtig dem erdnächsten Punkt auf seiner Umlaufbahn näherte, in etwas weniger als zweieinhalb Monaten zu erreichen. Die Missionsplanung sah vor, eine Reihe von Radarmessungen beim Umkreisen des Roten Planeten durchzuführen. Desweiteren sollte die Oberfläche mit Hilfe von Spezialkameras lückenlos kartografiert werden. In einer weiten Kreisbahn würde RANGER-3 danach wieder zur Erde zurückkehren und dort landen. Noch eine Minute bis zum Start… Buck Rogers freute sich darauf, der erste Mensch zu sein der so weit ins Weltall vorstoßen würde. Ihm war bewusst, dass er etwas erleben würde was noch niemand vor ihm erlebt hatte. Das erinnerte ihn an die großen Zeiten des Apollo-Programms und amerikanischer Helden, wie Neil Armstrong, Buzz Aldrin und Michael Collins. Für einen Moment dachte Rogers dabei an die Ungerechtigkeit des Lebens. Als wären die drei NASA-Piloten Edward White, Virgil Grissom und Roger Chaffee etwa weniger große Helden gewesen. Auch sie hatten sich, mit ganzer Kraft, der Eroberung des Weltalls verschrieben. Bei einer Übung in der Apollo-1 Kapsel brach ein Feuer aus und die drei Piloten erstickten dabei. Von diesem stillen Heldentum berichteten die Geschichtsbücher hingegen so gut wie nichts. Die letzten zehn Sekunden des Countdowns liefen herunter und Buck Rogers bereitete sich auf das unmittelbar bevorstehende Abheben des Shuttles vor. Bereits sechs Sekunden zuvor war das Sound Suppression Water System aktiviert worden. Diese Vorrichtung goss innerhalb von 20 Sekunden 1135 Kubikmeter Wasser auf den Bereich unter den Haupttriebwerken und Boostern, um RANGER-3 vor Schäden durch die auftretenden enormen Schallwellen zu bewahren. Um zu verhindern, dass austretender Wasserstoff Knallgasexplosionen erzeugte und die empfindliche Computersteuerung der Triebwerke beeinträchtigte, wurde zu diesem Zeitpunkt das elektrische Funkensprühsystem gefüllt und unter Druck gesetzt. Die eigentliche Startsequenz wurde dann mit den jeweils um 140 Millisekunden versetzten Zündungen der beiden Haupttriebwerke, 6,6 Sekunden vor dem Abheben, eingeleitet. Die Triebwerke wurden während des Betriebs mit flüssigem Wasserstoff gekühlt. Buck Rogers spürte am gesamten Leib, wie das Shuttle an der Spitze rund drei Meter nach vorne schwankte. Dies jedoch gehörte zum normalen Startvorgang. Ein Effekt der auftrat, weil die beiden enormen Triebwerke von RANGER-3 sich leicht hinter dem Schwerpunkt des gesamten Shuttle befanden. Bereits einen Augenblick später schwang das Shuttle wieder zurück. Exakt während dieser Zeit überprüfte Rogers das korrekte Hochfahren der beiden Haupttriebwerke, denn notfalls hätte er sie zu diesem Zeitpunkt noch abschalten, und den gesamten Startvorgang damit unterbrechen können. Alles sah gut aus. Als RANGER-3 wieder exakt senkrecht stand, zündeten die beiden Feststoff-Zusatzraketen, seitlich des Haupttanks. Bis zu diesem Zeitpunkt waren sie, durch Bolzen, an der Startrampe festgehalten worden. Nun wurden diese Bolzen, wenige Sekundenbruchteile nach Zündung der beiden Raketen, teilweise abgesprengt, wodurch sie aus der Halterung rutschten und das gesamte Shuttle zum Start freigaben. Einen Herzschlag darauf ruckte RANGER-3 an und erhob sich, beinahe majestätisch langsam, vom Starttisch. Partikel peitschen mit unbeschreiblicher Wucht auf die Oberfläche des Tisches. Teilweise wurden sie durch Gräben am Boden kanalisiert und so gerichtet abgeleitet. Die beiden Feststoff-Raketen produzieren rund 80 Prozent des Gesamtschubs, von insgesamt über 30 Millionen Newton. Sie verbrannten rund 4 Tonnen festen Brennstoff pro Sekunde. Insgesamt trieben 10–12 Tonnen Treibstoff und Sauerstoff pro Sekunde das über 1950 Tonnen schwere Gesamtkonstrukt an, dass sich nun, immer schneller werdend, nach oben bewegte. Dabei entfielen auf RANGER-3 selbst nur etwa 102 Tonnen des Gesamtgewichtes. Das Shuttle war auf dem Weg und strebte seinem Element entgegen. Buck Rogers versuchte so ruhig wie möglich zu atmen, wobei sich nun langsam der, sich stetig erhöhende, Andruck bemerkbar machte. Er würde, bis zum Brennschluss der beiden Feststoff-Booster, auf maximal 3,2 Gravos ansteigen. In diversen Jagdmaschinen der Air Force hatte er schon weitaus mehr ertragen müssen. Dunkler und dunkler wurde der Himmel außerhalb der Frontscheiben des Shuttles, bis er vollständig schwarz geworden war und die Sterne sichtbar wurden. In 50 Kilometern Höhe spürte Rogers einen leichten Ruck. Gleichzeitig ließ der Andruck spürbar nach. Die Booster hatten ihren Brennschluss erreicht und wurden abgesprengt. Hinter dem weiter beschleunigenden Shuttle stiegen sie, durch die hohe Eigengeschwindigkeit noch bis auf 70 Kilometer Höhe auf, bevor sie zur Erde zurück fielen. RANGER-3 verbrauchte nun den Rest des Flüssigtreibstoffs aus dem großen Haupttank, unter dem Bug der Maschine. Nach weiteren achteinhalb Minuten war auch dieser Treibstoff verbraucht und in 375 Kilometern Höhe wurde der Tank abgeworfen. Anders, als die Booster, würde er beim Wiedereintritt in der Atmosphäre der Erde verglühen. Quasi auf dem Rücken liegend jagte RANGER-3 nun einmal um die Erde, bevor das Shuttle in Richtung Mond aufbrach. Der Treibstoff in den internen Tanks von RANGER-3 reichte aus, um alle ab nun notwendigen Manöver durchzuführen. Buck Rogers bot sich aus dieser Lage ein grandioser Ausblick auf die Oberfläche der Erde. Instinktiv versuchte er Amerika zu finden, doch dann lehnte er sich entspannt im Sitz zurück. Er begriff in diesem Moment, dass all das, was er sah; der gesamte Planet, seine Heimat war. Eine Heimat, die er nun für fünf Monate hinter sich lassen würde. Mit einem seltsam beschwingten Gefühl in sich kontrollierte Buck Rogers die Lage des 32 Meter langen Raumschiffs, dessen Spannweite gute 20 Meter betrug. Seine Fluglage und sein Kurs folgten der Computervorgabe. Nun galt es, alle Gedanken an Jennifer vorläufig zu verbannen und sich auf die bevorstehende Mission zu konzentrieren. Vor ihm lag immerhin keine relativ einfache Erdumkreisung, oder ein kurzer Ausflug zum Mond, sondern eine hoch komplizierte Mission, die ihn bis zum Mars führen sollte. * * * 47 Stunden später war RANGER-3 dem Mond der Erde bereits so nahe gekommen, dass er beinahe das gesamte Sichtfeld von Captain Buck Rogers ausfüllte. In den letzten Stunden hatte er geschlafen und danach etwas gegessen und getrunken, während die Automatik den programmierten Kurs hielt. Nun war bald der imaginäre Punkt im All erreicht, an dem Buck Rogers es wagen wollte, das geplante Swing-By-Manöver einzuleiten. Vor einer halben Minute hatte er, ganz nach dem Zeitplan, Kontakt zur Bodenstation, in Houston, aufgenommen. Nachdem er sich die Bestätigung hatte geben lassen, dass RANGER-3 exakt auf Kurs lag, gab er zum CAPCOM, Charles Bennett, den er während seiner Astronautenausbildung kennengelernt hatte, durch: „Ich trete in drei Minuten in den Orbit um Luna ein. Erbitte um Freigabe, das Beschleunigungsmanöver manuell durchführen zu dürfen.“ Es dauerte einen Moment, bis Bennetts Stimme im Kommunikator, den Buck Rogers trug, leicht verzerrt aufklang. „Hier CAPCOM. Daten sehen immer noch gut aus. Ich empfehle allerdings, dass Sie noch ein oder zwei Simulationen laufen lassen, bevor sie loslegen, Buck.“ Dazu ist die Zeit ziemlich knapp bemessen. Außerdem haben wir bereits drei Simulationen erfolgreich durchlaufen. Holen Sie die Erlaubnis ein, Charlie.“ Es dauerte diesmal fast eine halbe Minute, bis sich Bennett wieder meldete und Rogers konnte sich lebhaft vorstellen, welche Diskussionen in Houston geführt worden waren, in dieser Zeitspanne. „Hier CAPCOM, Buck. Sie haben Freigabe zum manuellen Manöver. Aber denken Sie daran, dass Sie exakt drei Minuten lang beschleunigen müssen. Auf gar keinen Fall dürfen Sie diese Zeitspanne überschreiten. Viel Glück!“ Rogers lächelte, auch wenn ihm natürlich bewusst war, dass Bennett das nicht sehen konnte. Zufrieden gab er zurück: „Danke, Charlie.“ Die notwendigen Vorbereitungen treffend kontrollierte Buck Rogers die Instrumente und sagte schließlich in das Mikro seines Kommunikators: „Ich beginne jetzt damit RANGER-3 zu beschleunigen. In fünf… vier… drei… zwei… eins… Jetzt!“ Gleichzeitig mit dem letzten Wort, aktivierte Rogers die Haupttriebwerke und spürte augenblicklich, wie er in den Sitz gedrückt wurde. Dieses Manöver, um ein Drittel des Mondes herum, würde härter werden, als der Start von der Erde. Das wusste der Pilot. Auch dieses Mal flog Buck Rogers quasi auf dem Rücken, da der menschliche Körper mit positiven G-Kräften leichter zurecht kam, als mit negativen. Dabei meldete er gepresst: „Andruck steigt auf an, auf sieben Gravos. Leichte Vibrationen, aber nichts Schlimmes. Leite jetzt das Swing-By-Manöver um Luna ein.“ Dabei dachte Rogers: Komm, Baby, zeig was du kannst. Der Pilot der RANGER-3 spürte die Vibrationen der beiden starken Hecktriebwerke, als er mit der Leistung an die Grenzen ging. Der Mond schien förmlich auf Buck Rogers Maschine zu zu schießen, bis er in einen relativ nahen Orbit einschwenkte. Scheinbar über ihm jagte sie graue, zerklüftete und von Meteoriteneinschlägen übersäte, Mondlandschaft hinweg. Doch Rogers blieb wenig Zeit um darauf zu achten. Weiterhin mit sieben G in den Sitz gepresst beschleunigend, achtete Rogers auf Alles was um ihn herum passierte. Zuerst glaubte er sich geirrt zu haben, doch dann spürte er es ganz deutlich. „Rogers an CAPCOM: Die Vibrationen an Bord nehmen stark zu! Sie kommen von Aggregat-2. Die gesamte Schiffszelle beginnt, mitzunehmender Stärke, zu vibrieren!“ Charles Bennetts Anweisungen kamen ruhig und knapp: „Aggregat-1 prüfen, Buck. Kontrollieren Sie den Staudruck der beiden Triebwerke.“ Im selben Moment ging ein Schlag durch das Raumschiff und Buck Rogers presste angestrengt hervor: „Starke Fluktuationen in der Abgastemperatur von Aggregat-2 und Aggregat-1 beginnt unregelmäßig zu arbeiten. Ranger-3 beginnt unkontrolliert zu rollen! Ich versuche zu kompensieren!“ Drei Sekunden später ertönte die erregte Stimme von Bennett, deren Klang Rogers nichts Gutes verhieß: „Sie weichen vom vorgesehenen Kurs ab, Buck. Wir verlieren Sie gleich von den Scannern! Funkpause in wenigen Augenblicken, da Sie gerade hinter der…“ Mit einem Knacksen brach der Funkkontakt zur Erde ab, als sich Luna zwischen RANGER-3 und die Erde schob. Ein permanentes Rauschen erklang nun anstatt der Stimme des Capsule Communicators. Durch die immer stärker zunehmende Drehung um die Längsachse und des Ausfalls mehrerer Schiffssysteme verlor Buck Rogers den Überblick über seine Position, die eine sich rasch von der Erde entfernende sein musste. Gleichzeitig spürte er eine Kälte, die sich rasch in seinen Körper hinein fraß. Ohne zu wissen ob man ihn auf der Erde empfangen konnte, meldete er, nach einem Blick auf jene Instrumente an Bord, die noch arbeiteten, wobei sich Verzweiflung in ihm breit zu machen begann: „Captain Buck Rogers ruft die Erde: Lebenserhaltungs-Systeme beschädigt! Die Kabinenheizung ist ausgefallen! Triebwerke haben sich wegen Überlast abgeschaltet! Ich friere ein! Steuerung bereits vereist!“ Buck Rogers warf mühsam einen Blick auf das Thermometer der Kabine und in einem Moment völliger Klarheit erkannte er die Ausweglosigkeit seiner Lage. Mit tonloser Stimme gab er durch: „Kabinentemperatur fällt immer weiter.“ Buck Rogers spürte die eisige Kälte immer beißender auf der Haut. Gleichzeitig schwanden ihm die Sinne. Es musste daran liegen, dass sich die Atmosphäre innerhalb der Kabine immer mehr auf seinem Körper niederschlug, je kälter es wurde. Seine Augen begannen immer heftiger zu schmerzen, so dass er sie schließen musste, was jedoch nur kurzzeitig Linderung brachte. Sowohl das Atmen, wie auch das Denken, fiel Buck Rogers immer schwerer und er konstatierte, dass sein Tod bevorstand. Nicht zu irgendeinem theoretischen Zeitpunkt in der Zukunft, sondern in den nächsten paar Sekunden. Mit seinem letzten, bewussten Gedanken schweifte er zurück zu Jennifer. Seiner Frau, mit der er nun keine Familie würde gründen können, wie er es sich, für die Zeit nach seiner militärischen Laufbahn, erhofft hatte. Ein Gefühl von Bedauern überkam ihn dabei. Irgendwann umhüllte Buck Rogers eisige Schwärze und löschte schließlich sein Bewusstsein. Er bekam nicht mehr mit, wie der Kontakt zur Erde wieder zustande kam und sich Charles Bennett die Seele aus dem Leib schrie, nach ihm. Zu diesem Zeitpunkt war Buck Rogers bereits eingefroren. RANGER-3 befand sich, um die Längsachse trudelnd, auf seinem einsamen Weg durch das Sonnensystem. Auf einer annähernd kreisförmigen Bahn, die RANGER-3 irgendwann wieder zur Erde zurückbringen würde. Doch nicht, wie geplant, in fünf Monaten. Sondern in 500 Jahren… Kapitel 2: Zeit des Erwachens ----------------------------- 2. Zeit des Erwachens Karzeka Gzan, Raumjagdpilot im Dienst der Armada des Draconianischen Reiches, rannte, gemeinsam mit seinen beiden Flügelpiloten, in den Steuerbord-Hangar der DRACONIA, dem Flaggschiff der Draconianischen Flotte. Erst vor wenigen Augenblicken hatte der Alarm, aus dem Kommandozentrum, sie in ihrem Bereitschaftsraum erreicht. Was mehr als ungewöhnlich war, denn sie befanden sich bereits innerhalb des Sol-Systems. Hier auf etwas zu stoßen, dass einen Alarm auslösen konnte, war mehr als unwahrscheinlich. Deshalb fragte sich der schwarzhaarige Jagdgruppen-Führer, während er auf seine Jagdmaschine zu hielt, was der Auslöser sein mochte. Anders, als viele seiner Kameraden trug er keinen Bart, wie es derzeit auf der Hauptwelt des Draconianischen Reiches, Draconia, nach der diese Sternenfestung benannt worden war, wieder einmal in Mode kam. Wartungstechniker erwarteten ihn bereits, öffneten das Cockpit der geflügelten, rostbraunen Maschine und halfen ihm beim Einsteigen. Ähnliche Szenen spielten sich bei den Jägern seiner beiden Kameraden ab. „Alarm! Alarm!“, quäkte die Stimme des Hangarleit-Offiziers der DRACONIA durch die weite Hangarhalle. „Feindschiff im Anflug. Alle Abschusskanäle für den Angriff auf das feindliche Raumschiff klarmachen!“ Erneut fragte sich Karzeka Gzan, was für eine Art von Feind es sein sollte, der es wagte, ein Kriegsschiff des Draconianischen Reiches anzugreifen. Noch dazu, wo die Terraner in dem Ruf standen, ihr eigenes Territorium konsequent zu verteidigen. Und dass die Terraner selbst es waren, die angriffen, glaubte Gzan nicht so recht. Die Luke seines Jägers wurde geschlossen und während Karzeka Gzan seine Instrumente kontrollierte sagte er sich, dass er es ohnehin bald erfahren würde. Auf ihren Gleitkufen schoben sich die drei bemannten Jagdbomber zu den Führungsschienen der Abschusskanäle. Das System der, mit energetischen Abstoßfeldern arbeitenden Gravo-Katapulte wurde aktiviert, wobei ein buntes Glühen der Abstoß-Ringfelder ihre Bereitschaft anzeigte. Die Ringfelder bauten sich, von der zweihundert Meter entfernten Abschuss-Öffnung aus nacheinander auf. Das bunte Glühen schien dabei durch den Kanal auf Gzan zu zu kommen. Als nach zwei Herzschlägen auch der letzte Ring aktiviert war, bauten sich drei Abstoßfelder um die Jagdbomber auf. Die drei Maschinen erfuhren eine signifikante Beschleunigung, von der die Piloten, dank der Andruckabsorber, nichts spürten. Gzan und seine beiden Flügelpiloten steuerten ihre Jagdbomber vom Mutterschiff fort und korrigierten den Kurs um mehrere Grad nach rechts, bis sie sich auf Kollisionskurs zu dem anfliegenden Raumschiff befanden. Es hatte bisher durch Abtastungen der Scanner-Systeme der DRACONIA nicht identifiziert werden können. Was Gzan mehr als verwunderlich fand, da die Militär-Datenbanken der Sternenfestung, von den Informatikern innerhalb der Besatzung, stets auf dem neuesten Stand gehalten wurden. Doch mit diesem Gedanken hielt sich Karzeka Gzan nur kurz auf. Sein Befehl, den er von Kane, dem Befehlshaber der DRACONIA, persönlich übermittelt bekommen hatte, lautete schlicht: Aufspüren und vernichten! Also aktivierte er die Zielscanner seiner Maschine. Dabei ahnte der Jagdgruppen-Führer, dass seine beiden Begleiter gegenwärtig dieselben Aktionen durchführten, wie er selbst. „Habe das Ziel aufgefasst!“, meldete sich der linke Flügelpilot von Gzan, in demselben Moment, als er selbst das fragliche Raumschiff ortete. In geschlossener Keilformation näherten sie sich dem unbekannten Raumschiff. Gzan erwiderte: „Bestätigt. Machen Sie Ihre Waffen klar. Sie fliegen am nächsten zu dem feindlichen Raumschiff.“ „Verstanden, ich greife an!“ Während sich die draconianischen Jagdbomber ihrem Ziel näherten, grübelte Karzeka Gzan darüber nach, warum das unbekannte Raumschiff so seltsam unregelmäßig flog. Außerdem bewegte es sich relativ langsam für ein konventionelles Raumschiff. Gzan bemerkte das behäbige Rollen der Maschine in demselben Moment, als sein Flügelpilot, mit seinen Laserkanonen, das Feuer eröffnete. Aus einem inneren Impuls heraus gab er die Anweisung: „Wartet! Irgendetwas stimmt nicht, mit diesem Raumschiff! Wir werden dieses Raumschiff umfliegen. Achtet dabei auf alles Ungewöhnliche.“ Die drei draconianischen Jagdbomber umkreisten in perfekter Formation das Raumschiff, als sie es erreichten. Gzan, der schon viele fremde Raumschiffe gesehen hatte, kam das Design dieses Objekts nicht vertraut vor. Es wirkte plump. Bei der zweiten Umkreisung erkannte Gzan, dass die Außenhaut des unbekannten Raumschiffs zahllose Einschläge von Mikrometeoriten aufwies. Offensichtlich verfügte es über keine modernen Prallschirme, wie es sie selbst an Bord seines Jagdbombers gab. Sie dienten dazu kleine, materielle Körper von Raumschiffen abzuweisen, damit die bei hohen Geschwindigkeiten keine Schäden anrichten konnten. Leider gab es gegen Waffenenergie keine solchen Schutzschilde. Endlich kam auch das Cockpit in Sicht, und für einen Moment konnte Karzeka Gzan erkennen, dass eine Eisschicht den reglos dasitzenden Piloten einhüllte. Er traf die Entscheidung, Kontakt zur DRACONIA aufzunehmen. Nachdem er die Lage geschildert hatte, wurde er um einen Moment Geduld gebeten. Schließlich war es Kane persönlich, der ihm neue Anweisungen gab. Karzeka Gzan gab sie an seine beiden Flügelpiloten weiter. „Fertigmachen zum Abschleppen. Feindliches Raumschiff in Kraftfeld hüllen und zur DRACONIA bringen.“ Gzan und seine beiden Begleiter hatten bereits öfter solche Manöver geübt. So dauerte es nicht lange, bis Gzan über dem Raumschiff und etwas nach vorne versetzt Position bezog, während seine Begleiter sich zu beiden Seiten etwas unterhalb positionierten. In Flugrichtung bildeten die drei Jagdbomber nun die Eckpunkte eines gleichseitigen Dreiecks, in dessen Mitte sich das fremde Raumschiff befand. Auf das Kommando das Jagdgruppen-Führers hin aktivierten die Piloten ihre Traktorstrahl-Projektoren und vektorisierten sie so, dass sich die Fluglage des Fremdschiffs stabilisierte. Grellgrün glühende Energieströme bildeten nun die Kanten des gedachten Dreiecks und ihre Zugwirkung sorgte dafür, dass sich das Fremde Raumschiff mitführen ließ. Da die Masse des fremden Raumschiffs nicht zu unterschätzen war, bewegte sich die Formation mit nur mäßiger Geschwindigkeit auf die DRACONIA zu, wobei sie Kurs hielt, auf den großen Fronthangar, der im Regelfall zur Aufnahme größerer Versorgungs-Einheiten, Kurier-Raumschiffe und sonstige Arten von Beibooten gedacht war. Er besaß zudem den Vorteil, ein automatischen Landeleit-System zu besitzen, das auf einem ganz ähnlichen, technischen System basierte, wie die Traktorstrahlen der drei Jagdbomber. Als die Gruppe nur noch etwas mehr, als einen halben Kilometer von der gewaltigen DRACONIA entfernt war, aktivierte sich das Landeleit-System des Hangars und sandte einen grün schillernden Landeleitstrahl aus. Gleichzeitig deaktivierten die drei Jagdbomberpiloten ihre Traktorstrahl-Projektoren und lösten ihre Formation auf, um nicht mit dem Mutterschiff zu kollidieren. Wie von Geisterhand gesteuert bewegte sich dabei das fremde Raumschiff auf die gähnende Öffnung des Fronthangars zu, wobei es gleichzeitig verlangsamte. Elegant flog es in den weiten Hangar ein, der überhastet auf die Ankunft des fremden Raumschiffs vorbereitet worden war und landete weich auf einem Landegestell, dessen Oberfläche sich den Konturen des Raumschiffs automatisch anpasste. Das war nötig, da das Fremdraumschiff ohne Energie war und sein eigenes Landesystem, über das es zweifellos verfügen musste, selbst nicht ausfahren konnte. Doch davon bekamen die drei Jagdpiloten Nichts mit. Auf Gzans Geheiß hin setzten sie wenig später zur Landung in einem der beiden kleineren Nebenhangars an und der Jagdgruppen-Führer bedauerte, dass er nun vorläufig nicht Mehr erfahren würde. * * * Als Commander Kane sich auf den Weg zur Medo-Abteilung der DRACONIA aufmachte, da wusste er nicht, was er von den bisherigen, spärlichen Informationen halten sollte, die ihm ein nur sehr vages Gesamtbild vermittelten. Der dunkel gekleidete, hagere Mann schritt eilig durch die Gänge der DRACONIA. Er hatte beschlossen, sich direkt vor Ort ein persönliches Bild der Lage zu machen. Dabei funkelten die dunklen Augen des Mannes in einem seltsamen Glanz. Am stärksten brachten sie Misstrauen zum Ausdruck. Aber auch Neugier, die momentan überwog. Schließlich erreichte er die Medo-Abteilung, in der ein sehr gedämpftes Licht herrschte. Die Augen von Draconianern waren etwas lichtempfindlicher, als die der irdischen Menschen und so bevorzugten sie eine etwas weniger grelle Beleuchtung. Kane, der selbst von der Erde stammte, hatte sich mittlerweile daran gewöhnt. Die silbernen Rangabzeichen, am Kragen seiner langen, bestickten Uniformjacke funkelten im schwachen Licht der Instrumentenanzeigen. Sie waren einmalig, denn es gab nur einen Flottenkommandeur im Draconianischen Reich; und nur einen Terraner in einer so verantwortungsvollen und hohen militärischen Stellung. Für einen Moment ging Kane durch den Sinn, dass er wohl gerade zur rechten Zeit hier eintraf, denn eine Computerstimme forderte: „Neuro-Systeme einschalten!“ Gelegentlich dachte Kane daran zurück, dass das Erd-Direktorat ihn, als Geheimnisträger, nur ungern hatte ziehen lassen. Hätte der Computerrat auf Terra auch nur im Entferntesten geahnt, warum er die Erde verlassen hatte, so hätten sie ihn, aller Wahrscheinlichkeit nach, gar nicht ziehen lassen. Eine gewisse Kälte gesellte sich zum bisherigen Ausdruck in Kanes braunen Augen, als er wortlos an die Medo-Liege heran trat, auf die man den fremden Piloten, der in seinem Cockpit eingefroren gewesen war, gebettet hatte. Zuvor hatte sich Kane das Raumschiff angesehen, doch die Bauweise war ihm gänzlich unbekannt. Ebenso das rechteckige Symbol mit den roten und weißen Streifen und dem kleinen, blauen Rechteck in der linken, oberen Ecke des Symbols, auf dessen Grund ein Muster aus Sternen zu erkennen gewesen war. Dasselbe Symbol trug der Pilot am Ärmel seiner Flugkombination und Kane grübelte, seit er es bemerkt hatte, darüber nach, was es bedeuten mochte. Der hagere Commander sah den Medizinern bei der Arbeit zu, mischte sich jedoch nicht ein. Er wusste, dass er, trotz seiner hohen Stellung an Bord, als Laie von den Ärzten eine unverblümte Abfuhr erhalten hätte. So fasste er sich zwangsweise in Geduld. Einer der, in düsteres Rot gekleideten, Mediziner nahm mehrere Schaltungen an der positronischen Vital-Automatik vor. Dabei beobachtete er angespannt die transparente Maske, über dem Gesicht des Piloten der in den letzten neunzig Minuten aufgetaut worden war. Zugleich hatten Ultraschallmassagen den Metabolismus des Fremden stabilisiert. Die beiden Versorgungsschläuche, die zu beiden Seiten der Gesichtsmaske angeschlossen waren, leuchteten nun in einem etwas helleren, goldgelben Schein. Nach wenigen Augenblicken meldete sich die seelenlose Stimme der Automatik und forderte, mit schwach modulierter Stimme: „Herz-Lungen-Behandlung jetzt aktivieren. Ein geringes Druck-Agens einleiten!“ Der Mediziner nahm eine weitere Schaltung vor, und eine andere, mehr weiblich modulierte Computerstimme gab die Bestätigung: „Übertragen!“ Für einige Sekunden blieb es still in der Medo-Station, bevor die erste Computerstimme forderte: „Diogene Kristalline proportional vermehren!“ Nach Vornehmen der entsprechenden Schaltung meldete die bestätigende, weibliche Computerstimme: „Herz, Lunge und sonstige Vitalfunktionen steigend! Null Komma Zwei und zunehmend! Der Unbekannte hat positive, neurologische Zeichen empfangen!“ Keinen Herzschlag später beschlug die transparente Maske von Innen und die Atemgeräusche, die nun zu hören waren, machten eins überdeutlich: „Er lebt“, brachte es Kane lakonisch auf den Punkt. Trotz seines Wissens um die hochstehende draconianische Technik und Medizin, erstaunte ihn diese Feststellung. Gleichzeitig öffnete der Fremde die Augen, obwohl er noch zu benommen zu sein schien, um seine Umgebung bewusst erfassen zu können. Wortlos wandte sich Kane von der Liege ab. Er hatte sich dazu entschlossen die Kronprinzessin zu informieren, die sich an Bord dieser Sternenfestung befand. Auf diplomatischer Mission, entsandt von ihrem Vater. Draco, der Eroberer. Kane kannte den Usurpator nun bereits seit vielen Jahren persönlich und noch immer jagte ihm der Gedanke an diese harten, kräftigen Mann einen Schauer über den Rücken. War er selbst intelligent und gerissen, so konnte man den draconianischen Kaiser Draco am ehesten als brutal, machtgierig und als vollkommen unberechenbar bezeichnen. Auf dem Weg ins Innere der Sternenfestung kam Kane ein Trupp Soldaten entgegen, die ihm im Gang respektvoll Platz machten. Ihre dunkelblauen Uniformen wirkten auf den Commander noch immer etwas antiquiert. Noch mehr jedoch ihre breiten, fast bis auf die Schultern hinab reichenden, kastanienbraunen Helme. Obwohl Kane nun seit einem Jahr offiziell dem draconianischen Kaiser diente. Bei diesem Gedanken verzogen sich die Lippen Kanes zu einem spöttischen Lächeln. Denn er stand weitaus länger in Kontakt zu den Draconianern. Beauftragte des Kaisers waren bereits im Jahr 2486 an ihn herangetreten. Sie hatten ihm ein Angebot gemacht, das er letztlich nicht hatte ablehnen können. Doch erst im Frühjahr 2490 hatte Draco persönlich beim Erd-Direktorat um einen Verbindungsoffizier gebeten. Und er, Kane, hatte diesen Posten schließlich bekommen. Dabei hatte er Bedauern geheuchelt, als Huer ihm mitteilte, dass er, auf Verlangen des Kaisers von Draconia, seine terranische Staatsbürgerschaft dafür aufgeben musste. Denn er stand auch mit seinem Herzen für das Draconianische Reich. Das Verteidigungs-Direktorat der Erde hatte ihn, im Rang eines Lieutenant-Colonels, ehrenvoll aus seinen Diensten entlassen. Offiziell diente er seit dieser Zeit als Verbindungs-Offizier, zwischen Terra und Draconia. Es dauerte einige Minuten bis Kane endlich den kurzen Seitengang erreichte, der zu den prunkvollen Privatgemächern der Prinzessin führte. Bei den gewaltigen Ausdehnungen, von 3000 Metern Länge und 3046 Metern Breite, bei einer Höhe über Alles von 874 Metern, kein Wunder. Nachdem er dieses Raumschiff zum ersten Mal betreten hatte, war mehr als eine Woche vergangen, bevor er sich einigermaßen an Bord auskannte. Selbst gegenwärtig musste er manchmal intensiv nachdenken, bevor er bestimmen konnte, wie er zu einem bestimmten Sektor dieses gewaltigen Raumschiffs gelangte. Vor dem breiten Panzerschott, durch das man Ardalas Gemächer betreten konnte, traf Kane auf Tigermann. Dieser Leibsklave, der gleichzeitig als bester Kämpfer persönlich für den Schutz der Prinzessin verantwortlich war, trug keinen Eigennamen. Weshalb ihn Kane irgendwann einmal Tigermann genannt hatte. Ob seiner Felljacke, die er für Gewöhnlich trug. Ardala hatte dieser Name amüsiert und so hatte sie ihn schnell als Bezeichnung für den hünenhaften, glatzköpfigen Muskelprotz übernommen. Als Zeichen seiner besonderen Stellung trug dieser Leibwächter der Prinzessin kunstvolle Tätowierungen, über seine Nase und die linke Kopfhälfte verteilt. Rund um das linke Auge herum in Blau gehalten, waren andere Partien weiß, violett, orangebraun und schwarz gefärbt. Die Enden seines Schnurrbarts bildeten, mit mehreren, schmalen Haarsträhnen, die an Kinn und Wangen wuchsen, beinahe eine Art Kunstwerk. Kane mochte diesen Mann nicht besonders. Mehr noch, er verachtete ihn und das ließ er ihn spüren wo er nur konnte. Ihn keines Blickes würdigend erklärte er, lediglich das Protokoll wahrend: „Ich habe eine wichtige Nachricht für die Prinzessin.“ Mit mürrischer Miene gab der Leibwächter den Weg frei und öffnete das Schott. Kane schritt rasch an ihm vorbei, ohne ihn weiter zu beachten. Ein zusätzliches Signal, welches das Öffnen des Schotts begleitete, sagte der Kronprinzessin, dass jemand ihr Quartier betrat. Noch während sich das Schott hinter Kane schloss, klang die weiche und etwas gelangweilt wirkende Stimme der Prinzessin auf: „Was, an unserem Gast, ist so wichtig, dass Sie nicht warten konnten, Kane?“ Der Mann ignorierte die beiden, nur spärlich bekleideten, Dienerinnen der Prinzessin. Ardala saß mit dem Rücken zu ihm, auf einer niedrigen, gepolsterten Bank und wandte sich nicht zu ihm um. Sich weiter ihre Hände massieren und das lange, braune Haar bürsten lassend, zeigte sie Kane damit überdeutlich, in welchem Verhältnis sie zueinander standen. Sie war die zukünftige Herrscherin eines Sternenreiches - er der Emporkömmling, der nicht einmal ihrem eigenen Volk angehörte. Auch das ignorierte Kane. Wusste er doch zu gut, wie schnell sich Machtverhältnisse verschieben konnten. Stattdessen blieb er zunächst vor den vier Leuchtstäben stehen, die sich mitten im Wohnraum des Quartiers erhoben und ein gedämpftes, bläuliches Licht verströmten. Dabei sagte kühl: „Der Mann lebt. Ich habe keine Erklärung dafür.“ Der fließende, hauchdünne Stoff ihres, schwarz abgesetzten, roten Umhangs verbarg die perfekten fraulichen Rundungen der Prinzessin nur unzureichend. Unbefangen warf Ardala ihr Haar zurück und fragte spitz: „Sie können es sich nicht erklären? Wollen Sie mir etwa ein Rätsel aufgeben, das ich lösen soll, Commander?“ „Ich werde das Rätsel lösen müssen“, gab Kane bestimmt zurück. „Das fremde Raumschiff ist völlig veraltet. Es ist anders, als alle Raumschiffe, die ich bisher mit eigenen Augen gesehen habe und auch anders, als alle Raumschiffe aus den Geschichtsbüchern.“ „Kane, bitte“, gab die Prinzessin ungeduldig zurück. Commander Kane umrundete die Dienerin, die zu Ardalas rechter Seite kniete um zu Prinzessin Ardala hinunter zu sehen. „Er war eingefroren“, fuhr Kane ungerührt fort. „Er überlebte, Dank einer Kombination von verschiedenen Gasen. Oxygen, Kryogen, Ozon, Metalon. Immerhin eine fast perfekte Mischung.“ Zum ersten Mal, seit er das Quartier der Prinzessin betreten hatte, sah sie ihn mit ihren grün-braunen Augen an. Unwillig, weil er immer noch nicht zum Kern seines Anliegens kam, erwiderte sie: „Also, dass sind doch Techniken, die jetzt überall in der Galaxis für tödliche Krankheiten eingesetzt werden.“ „Ja, heute“, erwiderte Kane mit besonderer Betonung. „Außerdem ist da noch etwas. Das Raumschiff des Fremden.“ „Kane, Sie haben noch eine Minute.“ „Seine Instrumente wurden gestoppt. Fest eingefroren im terranischen Jahr 1987.“ Erwachendes Interesse spiegelte sich, bei Kanes letzten Worten, in den unergründlich wirkenden Augen der hochgewachsenen Frau. „Wollen Sie damit etwa sagen, dass…“ „Dass der Mann möglicherweise über fünfhundert Jahre alt ist!“, fuhr Kane der Frau in die Parade. Triumphierend beobachtete er dabei die Wandlung, die sich auf dem Gesicht der Prinzessin abzeichnete. Neugierig erkundigte sich die Frau: „Ist das Ihr Ernst?“ Kane erwiderte den Blick der Prinzessin und bestätigte: „Ja. Der Pilot wurde in einer Art und Weise eingefroren, die ihn perfekt erhielt. Er ist vollkommen gesund und lebt.“ Für einen langen Moment war die Prinzessin zu keiner Reaktion fähig. Dann erhob sie sich geschmeidig von der kleinen Bank und entzog ihrer Dienerin die rechte Hand. Mit federnden Schritten stieg sie die drei Stufen hinauf die, an einer gemütlichen Sitzecke vorbei, zu dem breiten Himmelbett führten. Oben angekommen wandte sie sich wieder Kane zu, wobei nun ein neuer, schwer zu definierender, Zug auf ihrem ebenmäßigen Gesicht lag. Interessiert fragte sie: „Wirkt er denn jung, oder wirkt er alt?“ „Er wirkt jung.“ Ihr Lieblingsparfüm von dem Nachttisch nehmend fragte Ardala weiter: „Entstanden irgendwelche Schäden durch das Auftauen und die anschließende Behandlung?“ Kane verneinte. „Da hat er Glück gehabt. Die draconianische Tiefsttemperatur-Technik ist weit fortgeschritten, wie Sie selbst wissen, Prinzessin.“ Die Prinzessin öffnete das Kristallfläschchen und tupfte etwas von dem Parfüm auf ihren Hals. Dabei meinte sie ironisch: „Ich habe noch nie einen fünfhundert Jahre alten Mann kennengelernt. Bereiten Sie ihn für eine Audienz vor.“ Kanes Gesicht verzog sich etwas. „Ich fürchte, Prinzessin, dass er sehr irrational antworten könnte.“ Ein leichtes Lächeln umspielte die roten, vollen Lippen der Prinzessin. Schnell eine Entscheidung treffend erwiderte sie: „Ich werde ihm das zugestehen.“ * * * Buck Rogers träumte. Der erste Moment des Erwachens hatte nur kurz angehalten, bevor der amerikanische Raumfahrer, noch immer sehr geschwächt, wieder weg gedämmert war. Dicht unter der Schwelle des Erwachens hielt ihn ein angenehmer Traum gefangen. Er sah sich selbst auf dem Boden liegen. Eine dunkle Ebene, deren Ausmaße sich nicht schätzen ließen. Zu allen Seiten hin verlor sie sich in der Dunkelheit. Nur ein kleiner Bereich von ihr lag im Licht. Wobei die Lichtquellen die Buchstaben seines Namens bildeten. Er selbst schien auf einem von ihnen geruht zu haben. Auf der Seite liegend sah er nun auf eine hübsche Frau mit schulterlangen, lockigen Haaren. Die getönte Brille, die sie trug, verbarg im Halbdunkel die Farbe ihrer Augen. Rogers erkannte, dass sie einen silbernen, engen Einteiler trug, einem Badeanzug nicht unähnlich. Sie legte einen Arm um ihn und Rogers zog die schlanke Frau in seine Arme, als sie sich an ihn schmiegte um ihn zu küssen. Sie entglitt nach einer Weile seinen Armen und Buck Rogers drehte sich enttäuscht auf die andere Seite. Zu seiner Freude entdeckte er neben sich eine schlanke Frau, deren brünettes, lockiges Haar ihr bis in den Nacken fiel. Der knappe, ebenfalls silberne, Bikini verbarg ihre wohlgeformten Rundungen nur unzureichend. Ihre grün-braunen Augen wirkten katzenhaft. Eine ihrer Hände reichte zu seinem Gesicht hinüber und berührte sanft seine linke Wange. Im nächsten Moment drehte sie sich in seinen Armen und Buck Rogers beugte sich leicht über diese ebenfalls sehr willige Frau. Auch sie entschwand seinem Zugriff, nach einer geraumen Weile und Buck Rogers sah sich um. In nur geringem Abstand sah er eine dritte Frau. Diesmal blieb das hübsche Geschöpf auf Abstand und kniete, mit lasziven Bewegungen, zu seiner Rechten. Eine ausnehmend hübsche Blondine, deren leicht gewelltes, langes Haar ihr ovales Gesicht umfloss, wie flüssiges Gold. Die Hände hielt sie hinter ihrem Rücken, während sie Buck Rogers mit ihren unschuldig wirkenden, aquamarin-blauen Augen ansah. Ein Blick, der Buck Rogers selbst im Traum durch und durch ging. Nachdem auch sie verschwunden war wechselten sich weitere Frauen, mit den verschiedensten Haut- und Haarfarben, in immer schnellerem Tempo dabei ab, sich von Buck Rogers umarmen und küssen zu lassen, oder ihn einfach nur anzusehen. Irgendwann kippte der Traum plötzlich nach links. Buck Rogers gewann den Eindruck wegzurutschen. Ein grässliches Gefühl des Fallens überkam ihn und instinktiv streckte er seine Arme seitlich aus. Dann wurde aus dem Fallen ein beruhigendes Schweben. Bevor er irgendwo ankam erwachte er. Buck Rogers wusste nicht ob er immer noch träumte, oder wachte, als er endlich seine Augen aufschlug. Im Halbdunkel der Umgebung die ihn umfing kam ihm nichts bekannt vor. Eine ungewohnte Schwäche verhinderte, dass er sich erheben und umsehen konnte. So lag er auf der weichen Unterlage, atmete tief durch und versuchte, mit geschlossenen Augen, sich daran zu erinnern was mit ihm passiert war. Erinnerungen, die bisher im Hintergrund geblieben waren, drängten sich nun mit Gewalt wieder an die Oberfläche seines bewussten Denkens. Er hatte den Mond umrundet und danach hatte es ein Unglück gegeben. Die Klimaanlage für das Cockpit der RANGER-3 war ausgefallen. Er hatte seine Augen geschlossen, um sie vor der immer beißender werdenden Kälte zu schützen. Und dann… Ja, was war dann passiert? Hatte er es zurück zur Erde geschafft? Das Denken fiel Buck Rogers ungewohnt schwer. Er versuchte, etwas Genaues zu erkennen, doch vor seinen Augen wirkte Alles verschwommen. Als würde er sich, in einem Swimmingpool, unter Wasser befinden und nach draußen sehen. Dabei glaubte er im Hintergrund Stimmen zu hören. Intuitiv lauschte Rogers den Worten, doch er konnte keinen Sinn darin erkennen. Die Worte schienen in einer ihm fremden Sprache gesprochen zu werden. Für einen kurzen Augenblick lang nahm er den kahlen Schädel eines muskulösen, tätowierten Mannes wahr. Einen Moment später wechselte er mit dem Gesicht einer schönen, dunkelhaarigen Frau um schließlich am Antlitz eines Mannes hängen zu bleiben. Sein Gesicht wirkte kantig und seine dunkle Kleidung verstärkte den düsteren Eindruck, den der Mann bei ihm hinterließ. Im Kopf von Buck Rogers drehte sich alles und er verspürte einen zyklisch stärker und schwächer werdenden Schmerz. Er hob seinen Kopf leicht an. Mit kratziger Stimme fragte er den Mann, den er zuletzt wahrgenommen hatte, schließlich: „Wo… Wo bin ich?“ So etwas wie Überraschung schien sich im Gesicht des dunkel Gekleideten widerzuspiegeln, als er Rogers, mit hartem Akzent und seltsam betont, anfuhr: „Wir stellen hier die Fragen! Wer sind Sie?“ „Captain Buck Rogers. United States Air Force.“ Buck Rogers Antworten kamen mehr unbewusst. Dann nahm er einen erneuten Anlauf und fragte seinerseits: „Wer sind Sie?“ Aus dem Hintergrund trat die dunkelhaarige Frau in das Sichtfeld von Buck Rogers. Gleichzeitig griff der Mann, der ihn angesprochen hatte, an ein kleines Gerät, am Kragen seiner Jacke. Rogers bekam mit, dass die Fremde sich nicht seine Sprache bediente und dennoch konnte er sie aus irgendeinem Grund verstehen, als sie fragte: „Was hat er gesagt?“ Kane nutzte dieselbe Sprache, wie die Frau, um ihr zu antworten, doch auch diesmal verstand Buck Rogers was er sagte. Ob das mit dem Gerät an seinem Kragen zusammenhing? „Er sagte irgendwas von: United States Air Force.“ Nachdem der unbekannte Mann mit der Frau gesprochen hatte, die Rogers aus seinem Traum zu kennen schien, wandte dieser sich wieder an ihn. „Captain Rogers, was ist Ihr Bestimmungsort? Wohin sind Sie unterwegs?“ Bevor Buck Rogers etwas darauf erwidern konnte, wurde ihm schwarz vor Augen und er ließ sich stöhnend auf die weiche Unterlage zurücksinken. Mit schneidender Stimme sprach die Frau Rogers, zum ersten Mal, direkt an: „Was ist denn mit Ihnen?“ „Mein Kopf“, ächzte Buck Rogers. Ihm schwindelte und die Umgebung verschwamm wieder vor seinen Augen. Er griff mechanisch an seine Stirn. „Hat jemand ein Aspirin?“ Nur undeutlich bekam Rogers, der seine Augenlider geschlossen hatte, mit, wie die Frau sich erkundigte: „Was meint er?“ „Vermutlich so etwas, wie ein… Anti-Schmerzmittel“, orakelte der Mann und Buck Rogers ging für einen Moment die Frage durch den Kopf, was geschehen sein mochte, dass man hier nicht zu wissen schien, was Aspirin war. „Geben Sie ihm etwas gegen seine Schmerzen“, verlangte die Frau, bei der es sich offenbar um eine wichtige Persönlichkeit zu handeln schien. Obwohl sich Rogers nicht daran erinnern konnte, sie jemals zuvor gesehen zu haben. Abgesehen von seinem Traum. Diese Ungereimtheiten weckten neue Kräfte in Buck Rogers. Er nahm alle Willenskraft zusammen und richtete sich halb vom Lager auf, auf das man ihn gebettet hatte. Fast gleichzeitig erfasste ihn erneut ein starkes Schwindelgefühl und der Druck in seinem Kopf wurde fast unerträglich. Dennoch schaffte der Pilot es, bei Bewusstsein zu bleiben. Erneut sah er die Personen, an seinem Lager, der Reihe nach an. Sie wurden abwechselnd deutlich und verschwommen, bevor sein Blick sich an der Frau festhielt. Drängender als zuvor fragte Rogers: „Was ist das hier? Wo bin ich? Wer sind Sie?“ Es war die Frau, die ihm antwortete. „Sie sind an Bord des kaiserlichen Flaggschiffs DRACONIA, unter dem Befehl der kaiserlichen Prinzessin Ardala.“ Buck Rogers, der versuchte, die Worte zu erfassen, sank wieder auf das Lager zurück und schloss für einen Moment erneut die Augenlider. Er nickte abwesend, bis ihn die Bedeutung dessen, was die Frau eben gesagt hatte, endlich erreichte. Mit einer leicht ungläubigen Miene sah er im nächsten Moment zur Seite und fragte: „Wer?“ Kane bedrängte ihn erneut. „Woher kommen Sie?“ „Moment, warten Sie mal“, wich Buck Rogers aus, dem selbst eine Frage auf den Nägeln brannte. „Was war das, über das Schiff?“ „Eine der kaiserlichen Sternenfestungen“, warf die Frau ein, von der Buck Rogers vermutete, dass es sich bei ihr um die erwähnte Prinzessin Ardala handelte. „Auf dem Weg zur Erde. In einer Friedensmission.“ „Auf dem Weg zur Erde?“, echote Rogers matt, bevor er endgültig begriff. Dabei heftete sich sein Blick auf die grün-braunen Augen der Frau. „Sie meinen, wir sind hier nicht… Sie meinen wir sind hier nicht… wir sind nicht… nicht… auf der Erde?“ Schwindel überkam Buck Rogers erneut und er wandte seinen Blick von der Frau ab. Unter die Decke des Raumes starrend seufzte er: „Ich brauche unbedingt ein Aspirin.“ „Geben Sie ihm was“, hörte Buck Rogers die Frau sagen. Erst jetzt hörte er in ihrem Tonfall das Herrische; Befehlsgewohnte. Er versuchte sich aufzurichten, als er spürte, dass sich an seinem rechten Unterarm Jemand zu schaffen machte. „Was ist das?“ Etwas berührte seinen Unterarm und mit einem hellen Klicken spürte Buck Rogers ein leichtes Ziehen am Arm. Im nächsten Moment schien es ihm, als würden die Hormone in seinem Körper einen wilden Tanz aufführen. Dann war es vorbei. Der Schmerz schien wie weggeblasen. Dafür erfasste ihn eine seltsame Euphorie, so als sei er betrunken. „Captain!“, sprach ihn der dunkel gekleidete Mann erneut an. Doch das alles interessierte Rogers in diesem Moment nicht mehr. Gar nichts interessierte ihn mehr. Er fand Alles einfach nur noch maßlos lächerlich. „Bedenken Sie, dass Sie unser Gefangener sind! Gefangener einer Dynastie, die weite Bereiche dieses Raumsektors erobert hat! Sie werden uns gewissenhaft und ehrlich antworten, wenn Ihnen etwas an Ihrem Leben liegt!“ Buck Rogers hörte die Stimme des Mannes und lächelte verträumt. Er richtete seinen Blick wieder auf die hübsche Frau und fragte grinsend, ohne auf die harschen Worte des Mannes einzugehen: „Sie sind wirklich eine echte Prinzessin?“ Im nächsten Moment fand Rogers auch das nur noch urkomisch und er begann, schallend über seine eigene Frage zu lachen. Die Frau sagte zu ihrem Begleiter: „Die Dosis für unseren Captain ist wohl etwas zu stark ausgefallen.“ Doch das hörte Buck Rogers nur unterbewusst. Er schüttelte seinen Kopf und entgegnete auf die Worte der Frau: „Nein, nein, ich fühle mich großartig. Ich weiß zwar nicht, was Sie mir da gegeben haben, aber ich hoffe, Sie haben noch etwas davon.“ Dann lachte Buck Roger erneut, weil er das alles, um ihn herum, so maßlos erheiternd fand. Er war sich in diesem Moment nicht bewusst, dass diese Heiterkeit kaum angebracht war, da das Mittel, das ihm verabreicht worden war, seine Realitätswahrnehmung beinahe vollkommen ausgeschaltet hatte. Die Menschen an seinem Lager interessierten ihn nicht länger. Buck Rogers lachte und lachte, bis ihm die Tränen kamen. * * * Auf dem Rückweg zu ihrem Luxusquartier wurde Prinzessin Ardala von Kane und Tigermann begleitet. Sie waren übereingekommen, den Captain später weiter zu befragen, da es momentan gar keinen Sinn hatte. Unterwegs sah die Prinzessin Kane fragend an und sinnierte nachdenklich: „Die Vereinigten Staaten von Amerika. Das war doch eine Großmacht auf der Erde? Vor ein paar Jahrhunderten, wenn ich mich nicht irre?“ „Die kaiserlichen Lehrer haben sich wirklich bezahlt gemacht“, gab Kane, mit einer Spur von Ironie in der Stimme, zurück. „Also, Sie kommen doch von der Erde, Kane“, bemerkte Ardala, ohne auf dessen Tonfall einzugehen. „Sie sollten das besser wissen, als ich.“ Kane verzog die Mundwinkel zu einem flüchtigen Lächeln. Natürlich wusste er es besser, als die verzogene Kronprinzessin. Überlegen erläuterte er: „Die Vereinigten Staaten sind, vor etwa fünfhundert Jahren, vernichtet worden. Während der Großen Katastrophe. So, wie alle anderen Großmächte der Erde auch. Es dauerte mehrere Jahrhunderte, bis die Menschheit sich von diesem Schlag, auch nur ansatzweise, wieder erholte. Wie wir wissen, leiden die Terraner selbst heute noch unter den Folgen dieses Ereignisses. Ardala machte eine zustimmende Geste. „Das würde ja Alles erklären. Sein Raumschiff, seine Instrumente, seine Kleidung…“ „Ich habe eine bessere Erklärung“, unterbrach Kane die Ausführungen der Prinzessin. „Ich glaube, dieser Mann ist ein ganz schlaues Produkt. Und zwar aus dem Verteidigungs-Direktorat der Erde.“ „Ein Produkt?“ Ardalas Miene war ein einziges Fragezeichen. „Ja, ein Spion!“, führte Kane weiter aus, der erkannt hatte, dass die Prinzessin nicht durchschaut hatte worauf er anspielte. Ihr Verteidigungs-Direktorat hat ihn in die Flugbahn der DRACONIA gebracht.“ Unglaube spiegelte sich auf dem leicht gebräunten Gesicht der hochgewachsenen Frau wieder, deren Bewegungen stets irgendwie fließend wirkten. „Das würden sie nicht wagen! Wir kommen als kaiserliche Abgesandte, auf Geheiß meines Vaters!“ „Ich bin mir über die Absichten Ihres Vaters im Klaren“, bemerkte Kane doppelsinnig. „Er will den Handel sichern, zwischen der Erde und den Welten des Draconianischen Reiches. Zum Wohle Aller.“ Die Prinzessin, nun wieder ganz auf die Mission der DRACONIA konzentriert, erkundigte sich mit angehobenen Augenbrauen: „Gibt es für die Menschen der Erde irgendeinen Grund, einen Spion an Bord zu bringen?“ Kane grinste schief. „Sie vertrauen uns nicht. Sie wollen auf diese Weise unser Raumschiff durchsuchen und prüfen, ob und wie gut wir bewaffnet sind.“ Die Prinzessin nickte in Gedanken. „Ich denke, Sie haben Recht, Kane.“ Der dunkel Gewandete zog seine dichten Augenbrauen zusammen und sagte hart: „Das dürfen wir nicht zulassen, Prinzessin. Oder sehen Sie das anders?“ Sie erreichten das Quartier der Prinzessin, als Ardala bestätigte: „Nein.“ Kane hielt, zusammen mit Ardala und ihrer Leibwache, an und blickte fragend in die Augen der Tochter seines höchsten Vorgesetzten. „Dann darf ich also annehmen, dass ich mit Captain Rogers so verfahren darf, wie ich es für richtig halte?“ Nun wieder eher gelangweilt drein blickend erwiderte die Prinzessin: „Es obliegt ganz Ihnen, Commander Kane, wie sie unsere Sicherheitsprobleme lösen.“ Die Hochgewachsene gab ihrem Leibwächter einen Wink. „Komm, Tigermann.“ Während die Kronprinzessin das Schott zu ihrem Quartier öffnete und eintrat, gefolgt von ihrem Leibwächter, sah Kane den beiden nach, bis sich das Schott hinter ihnen geschlossen hatte. Dabei verfinsterte sich der Blick seiner dunkelbraunen Augen und ein ein beinahe diabolisches Lächeln verzerrte sein hartes Gesicht. Langsam setzte der Commander sich wieder in Bewegung und schlug den Weg zum Kommandozentrum ein. Dabei nahm ein teuflischer Plan, in seinen Gedanken, langsam aber sicher Gestalt an. Kapitel 3: Rückkehr zur Erde ---------------------------- 3. Rückkehr zur Erde Einen Tag später war der Gesundheitszustand von Captain Buck Rogers soweit wieder hergestellt, dass Kane es für unbedenklich hielt, ihn, an Bord seines eigenen Raumschiffs, zurück zur Erde zu schicken. Ebenso lange hatten die draconianischen Techniker benötigt, das veraltete Raumschiff zu reparieren und aufzutanken. Während der Reparaturen an dem Raumschiff hatte sich Kane Aufmerksam umgesehen. Er musste zugeben, dass dieses Raumschiff eine perfekte Replik war. Wenn es eine Replik war. In Bezug auf dieses Detail war Kanes Meinung etwas ins Wanken geraten. Er traute den Menschen der Erde, der auch er entstammte, eine Menge zu. Doch dieses Raumschiff war fast zu perfekt, um eine Nachbildung zu sein. Er zog mittlerweile die Möglichkeit in Betracht, dass Rogers die Wahrheit gesagt haben könnte. Auf dem Weg zum Hangar, in dem RANGER-3 bereit zum Start war, verzog Kane bei diesen Überlegungen unmerklich die Miene. Und wenn schon? Für ihn und für die Pläne von Draco war Buck Rogers nur eine unbedeutende Spielfigur, auf dem Feld des Kosmischen Schachspiels. Egal, ob nun ein Spion, oder ein in Not geratener Raumfahrer. Kane bog in den Gang ein, der zum Haupthangar der DRACONIA führte. Als er ihn betrat zeugte nichts mehr von den finsteren Plänen, denen er nachgehangen hatte. Aus einem anderen Gang, der in den weiten, leeren Hangar führte, wurde die Bahre hereingerollt, an deren Instrumenten Buck Rogers immer noch angeschlossen war. Er und die Prinzessin waren, in einem weiteren Gespräch, Am gestrigen Tag, übereingekommen, seinem Körper einem Medikament auszusetzen, das einen leicht euphorischen Zustand verursachte. Auf diese Weise kam der Terraner, während seiner Zeit an Bord dieser Sternenfestung, nicht dazu, allzu kritische Betrachtungen anzustellen. Dementsprechend begeistert sah sich der Captain nun im Hangar um, während sich Kane ihm rasch näherte. Auf die verschiedenen Einrichtungen und technischen Geräte blickend stieß Rogers aus: „Das ist ja eine Anlage! Donnerwetter!“ Kane ging darüber hinweg, wusste er doch, was für diese Reaktion verantwortlich war. Jovial erkundigte er sich: „Wie geht es Ihnen heute Morgen, Captain Rogers?“ „Großartig!“, lachte Buck Rogers. Gleich darauf fiel sein Blick auf die RANGER-3, die von den Technikern der DRACONIA bereits in Position, auf eins der sechs Startkatapulte gebracht worden war. „Also, das ist ja komisch. Wissen Sie, ich hatte mal ein Raumschiff, das ganz genauso aussieht.“ Mit einem feinen Schmunzeln auch über diese Bemerkung hingehend, wandte sich Kane an einen der beiden Mediziner, die Rogers herein gefahren hatten. Mit kühlem Befehlston wies er ihn an: „Trennen Sie den Captain jetzt von der Impuls-Behandlung.“ „Ach wissen Sie, mir gefällt das sehr gut“, protestierte Rogers schwach und Kane konnte sich lebhaft vorstellen warum. Sich wieder dem Terraner zuwendend sagte er: „Sie können sich nun auf den Weg machen.“ „Toll und wohin geht es?“ „Sie fliegen nach Hause.“ „Toll und wo ist das?“ Leicht gereizt, wegen dieser Frage, legte Kane geduldig nach: „Auf der Erde.“ So, als sei Rogers dieser Punkt bisher im Gedächtnis verloren gegangen deutete er mit leuchtenden Augen auf Kane und meinte: „Oh, ja. Richtig.“ „Ihr Raumschiff ist gewartet worden und umprogrammiert, so dass es sie per Autopilot sicher zurück zur Erde bringen wird. Bestimmt sind sie schon ganz ungeduldig.“ Buck Rogers erhob sich von dem Konturlager, wobei ihn sofort ein leichtes Schwindelgefühl überkam. Dabei bestätigte er: „Oh, ja. Kommt mir vor, als wäre ich schon seit ein paar Wochen hier.“ Buck Rogers sprang auf die Füße und knickte prompt ein. Die beiden draconianischen Mediziner fingen ihn auf und halfen ihm. Rogers legte seine Arme um die Schultern der Männer und ließ sich von ihnen zur Einstiegsluke seines Raumschiffs bringen. „War ´ne tolle Zeit mit euch, Jungs“, spottete der Terraner und seine Schritte wurden fester, als er über die Schulter sah. Kane musternd meinte er: „Hey, ich habe da eine tolle Idee. Warum fliegen wir nicht alle zusammen runter?“ „Sie fliegen vor“, beschied ihm Kane. „Wir kommen in einigen Tagen nach.“ Ein erneuter Euphorie-Schub erfasste den Terraner und er spottete mit erhobenem Zeigefinger: „Nicht wenn ich vorher aufwache.“ Damit ließ sich Rogers von den beiden Draconianern an seiner Seite ins Innere seines Raumschiffs helfen, das von Außen einen hervorragenden Eindruck machte. Offensichtlich hatten die Techniker der DRACONIA Einiges los. Kane warf einen letzten, irgendwie mitleidigen, Blick auf das fremde Raumschiff, aus dem ihm Rogers, durch eine der Seitenscheiben des Cockpits, zu winkte. Er entfernte sich rasch. Adelard Kane wusste, dass die Prinzessin im Kommandozentrum weilte. Mit ihr zusammen wollte er den Start von RANGER-3 verfolgen. Etwas außer Atem kam er kurze Zeit später dort an. Gerade rechtzeitig, um mitzuerleben, wie das Raumschiff, von einer der Startrampen beschleunigt, ins All raste. Wie erwartet traf Kane hier auf die Kronprinzessin. Er schritt zu ihr und blieb einen halben Schritt hinter ihr stehen. Dabei ihren Leibwächter finster ansehend, als er nicht sofort zur Seite schritt um Platz für ihn zu machen. Dem Raumschiff hinterher sehend erklärte Kane der Prinzessin. „Er gibt uns die beste Gelegenheit, den Schutzschild der Erde zu testen.“ Etwas verwirrt musterte die Prinzessin ihn und fragte: „Wie meinen Sie das? Wir wissen doch, dass jedes Raumschiff, dass mit dem Schild in Kontakt kommt, von ihm vaporisiert wird.“ Ein kaltes Lächeln überflog Kanes Gesicht. „Aber wenn Captain Rogers ein Spion ist und das glaube ich, dann werden sie ihn durch den Schutzschild führen. Durch jenen schmalen Kanal, deren exakte Position nur ihre Militärs kennen.“ Ardala zuckte ahnungslos mit den Schultern. „Und was haben wir davon?“ Einmal mehr über die manchmal fast kindliche Naivität der Prinzessin staunend, erklärte er emotionslos: „Ich habe, von unseren Technikern, einen Mikrosender an Bord des fremden Raumschiffs einbauen lassen. Mit Hilfe dieses Senders können wir die Koordinaten dieses geheimen Kanals zur Erde genau bestimmen. Nachdem wir die Daten des Senders ausgewertet haben, können sie von den Streitkräften Ihres Vaters verwendet werden. Auf diese Weise durchbrechen wir den terranischen Schutzschild.“ In den Augen der Prinzessin erschien ein seltsames Glitzern. „Was passiert, wenn der Captain kein Spion ist?“ „Dann wird er vaporisiert.“ Das hübsche Gesicht Ardalas verfinsterte sich für einen Augenblick. Fast schien es Kane, als sei sie wütend, wegen seiner letzten Worte, als sie knapp zurück gab: Ich verstehe!“ Misstrauisch hakte Kane nach: „Das scheint Ihnen nicht zu gefallen?“ Der Kopf der Prinzessin ruckte zu Kane herum, als sie ihn anfauchte: „Natürlich gefällt es mir. Er ist nur ein Terraner und die Terraner sind die Feinde des Reiches von Draconia. Was also sollte mir an dem Plan nicht gefallen?“ Kanes Misstrauen gegen Ardala legte sich wieder. Er wusste um ihre Ambitionen, in Bezug darauf, irgendwann das politische Erbe ihres Vaters anzutreten. Was schwierig genug war, wenn man bedachte, dass die draconianische Gesellschaft überwiegend von Männern geprägt wurde. Zufrieden sah Kane durch die Panzerscheibe hinaus ins All. Nicht ahnend, dass der Prinzessin gerade vollkommen andere Gedanken durch den Kopf gingen, als ihm. * * * Im Hauptquartier des Verteidigungs-Direktorats der Erde, in New-Chicago, herrschte die übliche Geschäftigkeit, an diesem Montagmorgen des 19. Februars 2491. Vor einer halben Stunde hatte Corporal Madison Jones vom Supervisor, Major Logan Kerrigan, die Standard-Einweisung erhalten. Danach hatte sich die junge Frau, mit einer großen Tasse Kaffee, zu ihrem Arbeitsplatz auf die untere Ebene der Zentrale begeben, wo sie relativ ungestört und für sich war. Ihr schulterlanges, nussbraunes Haar hatte sie, wie üblich, hinter dem Kopf zu einem Knoten zusammengebunden, damit es dem Kommunikator, den sie auf dem Kopf trug, nicht im Weg war. Für die nächsten zwei Stunden waren keine abfliegenden oder ankommenden Raumschiffe angekündigt und so machte sich die Frau auf einen ruhigen, um nicht zu sagen langweiligen, Vormittag gefasst. Ab und zu von ihrem heißen Kaffee nippend, nahm Madison Jones einige Systemkontrollen vor und kontrollierte die Funkfrequenzen. Dabei richtete sie ihre großen, blauen Augen, ab und zu, zur Seite, um zu sehen was in den anderen Abteilungen der großen Zentrale passierte. Als sie sich an ihren Platz begeben hatte, war Frachter ALPHA-BETA-4 gerade im Landeanflug gewesen. Nach seiner Landung war auch in der Anflugkontrolle wenig los. Über sich erkannte Madison Jones Supervisor Kerrigan, durch das Gitter der unteren Galerie, auf der oberen Galerie vor den Hauptkontrollen des Abwehrschildes stehen. Von dort aus hatte er freien Blick auf den übergroßen, zentralen Monitor des Komplexes. Madison Jones wollte eben wieder zu ihrer Kaffeetasse greifen, als eine sonore Männerstimme aus ihrem Empfänger ertönte. Zuerst dachte die Frau an eine Täuschung, dann an Funkechos von den kämpfenden Einheiten der vergangenen Nacht. Als Piraten versucht hatten, den Frachter, der vorhin in der Seestadt gelandet war, aufzubringen und zu kapern. Nun, das war schief gegangen und der Frachter hatte unbeschadet jene Stadt erreicht, die früher New-Orleans geheißen hatte. Madison Jones konzentrierte sich und nahm eine Einstellung am Frequenzpeiler vor. Nach einer Weile konnte sie die Stimme deutlich verstehen. Und was sie hörte, das klang so gar nicht nach Piratengeplauder. Denn die Stimme sang. Ein Lied, das sie nicht kannte. Nach einer Weile hörte der Gesang plötzlich auf und die Stimme sprach. „Einsatzkontrolle Houston: Hier ist Flug-1701. Einsatzkontrolle Houston, kommen! Nun legt mal die Karten und die Backgammon-Bretter zur Seite. Lucky-Buck kehrt zurück.“ Für einen Moment mit ihrer Linken das Mikro nervös zurecht rückend sprach Jones schließlich hinein: „Sir? Super?“ Auf der Galerie hörte Kerrigan die etwas verstört klingende Stimme über den Empfänger seines Kommunikators. Was konnte das ausgelöst haben? Diese Frage vorerst zurückstellend erwiderte Kerrigan: „Hier Supervisor. Welche Station spricht?“ „Delta-Sektor - Corporal Madison Jones. Sir, Sie hören ja nicht sehr oft von mir. Meine Scanner verfolgen die Kommunikationsfrequenzen der Tiefen-Kommunikation. Ich fange hier eine Stimme auf.“ Ohne große Besorgnis sah Logan Kerrigan zu seiner Kollegin an den Kontrollen. Jones war noch nicht lange hier im Dienst und so antwortete er ihr beruhigend: „Ich bin sicher, sie empfangen da die Echos des Piraten-Geplauders, vom Überfall, letzte Nacht. Gar kein Grund zur Beunruhigung, Corporal Jones. Die Funksignale von denen knallen noch die ganze nächste Woche hier durch die Gegend.“ „Äh, ja Sir“, antwortete Madison Jones unbedacht und korrigierte sich. „Ich meine, nein Sir! Es ist kein Echo, sondern ein kräftige Männerstimme! Sie singt!“ Logan Kerrigans Stimme bekam einen ungläubigen Unterton. „Sie singt? Delta-Sektor, haben Sie eben gesagt, sie singt?“ Etwas schüchtern, aber überzeugt erwiderte Jones: „Ja, Sir!“ Was Madison Jones ihm eben gemeldet hatte, klang so unglaubwürdig, dass Kerrigan beschloss diese Meldung persönlich zu kontrollieren. Die Hände in die Hüften stemmend verlangte er eine neue Verbindung. „Operationskontrolle: Hier spricht Supervisor-14. Schalten sie mich auf den Delta-Sektor.“ Die Bestätigung der Kontrollzentrale erfolgte fast umgehend und Kerrigan hörte nun genau das, was auch Madison Jones empfing. Er hörte tatsächlich den Gesang einer kräftigen Männerstimme. Fürchterlich schief und zwischenzeitlich unterbrochen, wenn die unbekannte Person einen Part nur mit pfiff. Ebenfalls schief. „Kommen Sie, Houston-Kontrolle! Houston-Kontrolle, hier ist Flug-1701. Kommt schon, Leute, hört ihr mich denn nicht? Gebt mir mal ein paar Instruktionen, ich bin schon fast bei euch. Kommen Sie, Houston-Kontrolle. Houston-Kontrolle, hören Sie mich?“ Etwas verständnislos starrte Madison Jones, die alles mithörte, vor sich hin und versuchte, in den Worten des Fremden, dessen Stimme immer erregter, fast schon wütend, zu werden schien, einen Sinn zu erkennen. „Kommt schon, ihr Armleuchter. Setzt eure Hintern in Bewegung und sagt mal was!“ „Hört sich beinahe an, wie eine Fremdsprache“, sinnierte Logan Kerrigan. „Erlaubt sich da Jemand einen Scherz mit uns?“ Einen Herzschlag später ertönten die Alarmgeber, und die Standardbeleuchtung wechselte auf das Rot der Gefechtsbeleuchtung. Beinahe gleichzeitig zeigte der Hauptbildschirm, am äußeren Erfassungsbereich der Masse-Scanner, ein rot eingefärbtes Objekt an, das unangemeldet den Mindest-Sicherheitsabstand zur Erde unterschritten hatte. Mit nervöser Miene sah Kerrigans Assistentin, die mit ihm am Pult stand, zu ihm. „Was kann das bedeuten? Piraten würden doch nicht nur mit einem einzelnen Raumschiff angreifen?“ „Sie haben Recht, Master-Sergeant“, stimmte Kerrigan der schlanken, blonden Frau zu. „Außerdem hält es direkt auf den Verteidigungsschild zu.“ Logan Kerrigan stellte mit einigen Handgriffen eine Verbindung zum Führer der Alarm-Rotte her. Seit Transportraumschiffe der Erde zum ersten Mal von Piraten überfallen worden waren, befanden sich stets vier Raum-Abfangjäger in permanenter Alarmbereitschaft. Sie konnten notfalls innerhalb von dreißig Sekunden starten. „Alarm-Rotte Führer, hier spricht Major Logan Kerrigan. Wir registrieren ein unangemeldetes Raumschiff, das einen direkten Kurs auf den Verteidigungsschild hält. Startfreigabe um das fremde Raumschiff abzufangen.“ Die weibliche Stimme, die ihm antwortete, kam Major Logan Kerrigan bekannt vor. „Colonel Deering hier. Übertragen Sie die Koordinaten. Alarm-Rotte Alpha startet!“ Kerrigan bestätigte und hielt die Verbindung aufrecht. Auf der unteren Ebene des Kommandozentrums wurde es Madison Jones etwas mulmig zumute, als sie die aufgeregten Kameraden um sich herum beobachtete. Dabei fragte sie sich, in wie weit sie selbst diesen Aufruhr mit verursacht hatte. * * * Colonel Wilma Alexandra Deering hatte um exakt 06:00 Uhr das Kommando über die Alarm-Rotte Alpha übernommen. Nachdem sie ihre Flügelpiloten, Captain Frank Thornberry, Senior-Lieutenant Michelle Frazer und Junior-Lieutenant Jonathan Webster begrüßt hatte, begab sie sich, wie ihre Kameraden, an Bord ihrer Jagdmaschine. Wie üblich legte sie den Helm auf die linke Seite, neben der geöffneten Cockpit-Kanzel, auf die Hülle der schnittigen Maschine und kontrollierte die Systeme ihres Jägers der STARFIGHTER-KLASSE. Die exotische, milchig-weiße Stahl-Kunststoff-Legierung der Jagdmaschine schimmerte, im Schein der Tiefenstrahler des großen Hangars, in einem matten Glanz. Insgesamt gab es fünf dieser gut gepanzerten Hangarhallen – eine für jede Staffel der Dritten Raumstreitkraft des Erd-Direktorats. Sie lagen mehrere Meilen außerhalb von New-Chicago und umgaben die Stadt, wie die Spitzen eines fünfzackigen Sterns. Bei den Starfightern handelte es sich um kleine aber schwerbewaffnete Maschinen von 9,2 Metern Länge und 5,4 Metern Breite, bei einer Höhe von 3,3 Metern. Ihr unverkennbares Markenzeichen bildeten die beiden schlanken Zylinder, die sich von den hinteren Triebwerksdüsen, zu den Spitzen hin langsam verjüngten. Im vorderen Bereich der beiden Zylindersektionen befanden sich, auf der Innenseite, die Mündungen der starr eingebauten, schweren Pulslaser-Kanonen. Zwischen diesen beiden Zylindern lag die Maschinensektion, mit dem flachen, langgestreckten Cockpit auf der Oberseite. Es gab, hinter dem Sitz des Piloten, einen Reservesitz, obwohl diese Maschinen grundsätzlich für nur einen Piloten ausgelegt waren. Standardmäßig war dieser Sitz eingeklappt und die, in einer Kiste darauf stehende, Notausrüstung nahm den verbleibenden Platz ein. Vom hinteren Bereich der Antriebszylinder strebten zur Seite kleine, spitzwinkelige Deltaflügel ab. Zwei etwas größere Flügelsegmente strebten nach schräg-unten weg. Sie endeten in belastbaren Landekufen, so dass man zur Landung der Maschinen nur vorne ein dritte Landekufe ausfahren musste, die kaum Platz wegnahm. Gleichzeitig sorgten die Flügel für einen stabilen Flug innerhalb planetarer Atmosphären. Wie üblich stand Wilma Deerings Jäger ganz vorne, auf der linken, der beiden Startrampen, während der Jäger ihrer Flügelpilotin, Michelle Frazer, neben ihr, den zweiten Platz einnahm. Das blonde, lange Haar band sie hinter dem Kopf zusammen. Konzentriert wirkend setzte sie sich schließlich den Helm auf. Doch die schlanke, hochgewachsene Frau hing trüben Gedanken nach. Sie dachte an Aiden, ihren Bruder. Zuletzt hatte sie ihn vor einigen Wochen gesehen. Kurz bevor sie… Eine Durchsage der Verteidigungszentrale unterbrach ihre Gedankengänge. „Alarm-Rotte Führer, hier spricht Major Logan Kerrigan. Wir registrieren ein unangemeldetes Raumschiff, dass direkten Kurs auf den Verteidigungsschild hält. Startfreigabe um das fremde Raumschiff abzufangen.“ Sofort schaltete Wilma Deering um. Mit einem ernsten Ausdruck in den aquamarin-blauen Augen gab sie umgehend zurück: „Colonel Wilma Deering hier. Übertragen Sie die Koordinaten. Alarm-Rotte Alpha startet!“ Die übrigen Piloten der Rotte hatten auf derselben Frequenz mitgehört. Als Wilma Deering zur Seite sah, bemerkte sie, dass Michelle Frazer bereits dabei war das Cockpit zu schließen und sie Systeme des Starfighters hochfuhr. Deering handelte fast in derselben Geschwindigkeit, wie die schwarzhaarige Flügelpilotin, während sie über Jägerleit-Frequenz befahl: „Alarm-Rotte Alpha. Start. In der üblichen Reihenfolge. Achtung, Lieutenant Frazer. Bereitschaft melden!“ „Hier Lieutenant Frazer! Bereit zum Start, Colonel!“ Wilma Deering lächelte. Sie konnte sich auf Frazer verlassen. „Achtung, wir starten.“ Die Gravitationskatapulte der beiden Starttunnel wurden aktiviert, was sich optisch durch das bläuliche Aufleuchten der Gravofelder bemerkbar machte. Im nächsten Moment beschleunigten die beiden Raumjäger bereits signifikant. Kaum hatten die Maschinen die Starttunnel hinter sich gelassen, fuhr Deering die vordere Kufe ihres Jägers ein und zog ihn, in einer leichten Rechtskurve, nach oben. Sie mussten einen bestimmten Punkt erreichen, bevor sie steiler hinauf ziehen konnten, denn das Verlassen und Anfliegen der Erde war nur innerhalb eines festgelegten Korridors möglich, der den Verteidigungsschild der Erde unterbrach. Auf dem Radarschirm von Wilma Deerings Jägers zeichneten sich, neben Frazers Jäger, nun auch die beiden anderen Jäger der Alarm-Rotte ab. Sie sprach ruhig in das Mikro, das zum Kom-System des Helmes gehörte: „Alarm-Rotte Alpha: Geschlossene Formation!“ Noch während die Bestätigungen der drei Kameraden einliefen konnte Deering auf dem Radarschirm verfolgen, wie die Jäger, mit einer Präzision die nur durch permanentes Training entstand, näher zu ihrem Jäger aufschlossen, bis nur noch wenige Meter die kleinen Kampfschiffe voneinander trennten. Immer schneller bis auf annähernd sechsfache Schallgeschwindigkeit beschleunigend, jagten die Raumjäger durch die oberen Schichten der Atmosphäre. Als sie die Höhe von zweihundert Meilen überschritten glaubte Wilma Deering, ein Kribbeln auf ihrer Haut zu spüren. Sie wusste, dass dies Einbildung war. Doch in dieser Höhe setzte die Wirkung des Verteidigungsschildes ein und das Wissen darum erzeugte in ihr eine leichte Unruhe. Immer wieder, wenn sie durch den Kanal flog, der durch den Wirkungsbereich des Schildes führte. Nach weiteren fünfzig Meilen hatten sie den Wirkungsbereich hinter sich gelassen und erleichtert dachte Wilma Deering daran, dass einmal mehr nichts passiert war, beim Durchfliegen des engen Kanals, dessen genaue Position nur die Militärs der Erde kannten. Diese Tatsache hatte bisher verhindert, dass die Erde von Piraten überfallen, oder eine leichte Beute für den Imperator von Draconia geworden war. Zwar beteuerte der Imperator von Draconia immer wieder, dass er die Unabhängigkeit Terras anerkennen würde und die Freundschaft der Menschen suche, doch manchmal fragte sich Wilma Deering, ob er auch so leutselig wäre, würde der Schild nicht existieren. Im freien Weltall nahm Colonel Deering Kontakt zur Verteidigungszentrale auf: „Welches sind die Koordinaten des anfliegenden Raumschiffs?“ Einen Moment später wurden die Anflugkoordinaten von der Erde aus überspielt und auf einem Neben-Display angezeigt. Gleichzeitig erschien auf dem Haupt-Display des Jägers eine rote Zielmarkierung. Wilma Alexandra Deering korrigierte den Kurs ihres Jägers, bis das rote Zielkreuz annähernd mittig auf dem Bildschirm zur Ruhe kam. Erst danach blendete sie das elektronische Head-Up-Display, kurz HUD genannt, auf der entspiegelten Frontscheibe ein. Trotzdem hielt sie das Display weiterhin im Auge, da nur auf ihm eine Vergrößerung georteter Objekte möglich war. Sie nahm wieder Kontakt mit Logan Kerrigan auf. „Ziel aufgefasst. Nehmen Sie den Schild um hundert Meilen zurück, damit wir das fremde Raumschiff in Ruhe identifizieren können.“ Darauf vertrauend, dass man auf der Erde umgehend handeln würde, schaltete Wilma Deering auf Jägerfrequenz um und befahl: „Deering an Alarmrotte-Alpha: Sie haben die Position des Fremdschiffes. Thornberry und Webster: Ihr bleibt als Sicherung zurück. Frazer und ich werden uns den Eindringling aus der Nähe ansehen.“ Wenige Sekunden später drang die Stimme Kerrigans erneut aus den Lautsprechern in Wilma Deerings Helm. „Sehr ungewöhnlich. Für ein konventionelles Raumschiff fliegt dieses Raumschiff recht langsam und unregelmäßig.“ Deering erwiderte: „Wir haben das Raumschiff in weniger als einer Minute erreicht. Dann werden wir sehen, was mit ihm los ist.“ Gemeinsam mit Frazer begab sich Deering auf einen Kurs, der sie dicht an dem Fremdschiff vorbei führen würde. Einige Augenblicke später hatten die Masse-Scanner der Jagdmaschine das anfliegende Objekt erfasst und stellten es auf dem Haupt-Display dar. Mit großen Augen betrachtete Wilma Deering das Objekt, das sich auf dem Display abzeichnete und verwundert fragte sie sich selbst: „Was ist denn das?“ Kurz darauf konnte Wilma Deering das anfliegende Objekt auch durch die Frontscheibe der Kanzel erkennen. Es wirkte so gar nicht, wie jene Typen von Raumschiffen, die sie kannte und das waren nicht gerade wenig. Frazers Jäger dicht an Steuerbord flog sie, mit leichter Überhöhung, an der Backbord-Seite des fremden Raumschiffs – denn ein solches war es zweifellos – vorbei. Sie und Frazer verringerten ihre Geschwindigkeit. Einmal umrundeten die beiden Jäger des Verteidigungs-Direktorats das Raumschiff, wobei eine sonore Männerstimme aus ihren Empfängern drang: „Jungs…! Wer, zum Teufel, seid ihr? WAS seid ihr?“ Inzwischen formierte sich Wilma Deering an der Steuerbordseite des fremdartigen Flugkörpers. Zum Seitenfenster ihrer Kanzel hinaus, auf das Raumschiff blickend, erkundigte sie sich nun über jene Frequenz, die der Peiler ermittelt hatte: „Achtung, an den Piloten des fremden Raumschiffs. Verstehen Sie mich?“ Der Fremde schien wenig Respekt vor ihrer Anwesenheit zu haben, konstatierte Wilma Deering, als dieser, etwas gereizt erwiderte: „Warum bin ich ein Fremder für Sie? Sie kommen mir auch nicht gerade bekannt vor. Wer sind sie?“ Wilma Deering hatte mit einigen Möglichkeiten einer Reaktion gerechnet. Mit dieser Reaktion hingegen nicht. Das irritierte sie und machte sie gleichzeitig wütend. Darum fuhr sie den Fremden giftig an: „Beschränken Sie bitte Ihre Antworten auf Ja und Nein. Sie sind ernsthaft in Gefahr.“ „Durch wen? Durch Sie?“ Nicht darauf eingehend gab Wilma Deering sachlich zurück: „Sie durchfliegen gleich einen engen Luftkorridor hinunter zur Erde.“ Ein Lachen folgte. „Ich werde WAS durchfliegen? Hören Sie, Lady. Sind Sie vielleicht Russin? Ich habe nämlich so den Eindruck, dass…“ Wilma Deering schloss aus dem Verhalten des Unbekannten, dass er sie nicht für Voll nahm. Wie hätte sie auch ahnen können, dass er immer noch unter dem Einfluss draconianischer Drogen stand, die man ihm auf der DRACONIA verabreicht hatte. Sie beschloss deshalb einen schärferen Ton anzuschlagen, als sie ihn unterbrach: „Colonel Deering für Sie. Bitte seien Sie jetzt ruhig und folgen Sie meinen Anweisungen. Wenn Sie auch nur eintausend Yards von meiner Seite weichen werden Sie zu Dämpfen verbrannt. Zusammen mit Ihrem Raumschiff. Verstehen Sie das?“ Ihr Tonfall schien zu wirken, denn etwas unsicher kam zurück: „Zu Dämpfen? Oh, ja. Ich verstehe. Was soll ich tun?“ Zufrieden grinsend, erwiderte Deering: „Haben Sie eine Handsteuerung?“ „Sicher.“ „Dann folgen Sie mir dichtauf!“ Wilma Deering wäre vermutlich erneut wütend geworden, wenn sie das unverschämte Grinsen hätte sehen können, als der Fremde heiter erwiderte: „Ich bin direkt hinten dran!“ Colonel Deering sah ein letztes Mal zu dem Raumschiff hinüber, bevor sie leicht beschleunigte und eine weite Rechtskurve flog. Als sie feststellte, dass der Fremde sein Raumschiff, in gleichbleibendem Abstand ihrem Kurs anpasste, sagte sie über Funk: „Das machen Sie sehr gut!“ „Do Swidanja!“ Mit dieser Erwiderung konnte Deering gar nichts anfangen und verwirrt fragte Sie zurück: „Was meinen Sie, bitte?“ „Ich versuche nur, freundlich zu sein.“ „Wenn Sie in unser Hoheitsgebiet eindringen, so ist das ein Akt des Krieges und nicht der Freundschaft!“, gab Wilma Deering kühl zurück, ohne auch nur im Geringsten zu ahnen, wie sehr sie damit den anfänglichen Verdacht des Fremden, mit wem er es zu tun haben könnte, noch befeuerte. Inzwischen hatten sich Thornberry und Webster wieder der Formation angeschlossen und gemeinsam durchflogen sie den Schutzschild-Korridor. In einer Höhe von etwa zwanzig Meilen verzögerte Deering die Geschwindigkeit, als sie bemerkte, dass das fremde Raumschiff deutlich zurückfiel. Sie beorderte die beiden Männer der Rotte hinter das Heck des Fremdschiffes, während sie mit Frazer voran flog. Als am Horizont bereits die Gebäude von New-Chicago erkennbar wurden, empfing sie den Landeleitstrahl, der Automatisch auch das fremde Raumschiff erfasste. Schnell informierte sie den fremden Piloten: „Colonel Deering an unbekannten Piloten. Bitte deaktivieren Sie jetzt den Antrieb und lassen Sie die Steuerung los. Der Landeleitstrahl hat ihr Raumschiff erfasst und wird es sicher in den Hangar unserer Einheit bringen.“ Ein überraschtes Schnaufen war die einzige Antwort des Fremden, als er ihrer Aufforderung nachkam. Wilma Deering befand, dass dies wohl der seltsamste Mann sein musste, den sie jemals kennengelernt hatte. Wenig später nahm sie Kontakt zum Hangarleiter auf und bestätigte ihre baldige Ankunft. Gleichzeitig gab sie Order, ein bewaffnetes Team bereit zu halten, das den Unbekannten in ihrem Schlepptau in Empfang nehmen sollte. Der Landeleitstrahl verlangsamte die Anfluggeschwindigkeit der fünf Flugobjekte immer mehr und wie von Geisterhand bewegt durchflogen sie, weniger als eine Minute später, die Panzerpforten des Landebunkers. Sanft setzten die Jäger und das Fremdschiff auf dem Bodenbelag des Landefeldes auf, das schließlich in eine große Hangarhalle mündete. Schnell öffnete Wilma Deering das Cockpit ihres Jägers. Die blonde Frau riss sich förmlich den Helm vom Kopf und verließ eilig ihren Jäger. Sie wollte unbedingt dabei sein, wenn der fremde Pilot sein Raumschiff verließ. Die Pilotin erreichte das fremdartig anmutende Raumschiff, als der Unbekannte, mit dem sie bisher nur Funkkontakt gehabt hatte, die Seitenluke öffnete und sich, mit den Beinen voran, aus der kleinen Luftschleuse schwang. Als sich der Mann aufrichtete, erkannte Wilma Deering, dass er sie etwa um einen halben Kopf überragte. Obwohl sie selbst, mit 1,76 Metern Körpergröße, nicht gerade als kleingewachsen galt. Insgesamt machte der Mann einen nicht wirklich unsympathischen Eindruck, doch darauf gab sie, als Soldatin, nicht sehr viel. Auch potenzielle Feinde konnten ein sympathisches Wesen haben. Darum beschloss die Frau, ihre gefühlsmäßigen Eindrücke aus der Gleichung zu nehmen und den Fremden objektiv zu beurteilen. Der hochgewachsene Mann, den Wilma Deering auf nicht viel älter, als sich selbst schätzte, schritt langsam auf sie zu. Waffen trug er scheinbar keine am Körper, zumindest nicht offen erkennbar. Doch falls er welche unter dem Fluganzug trug, so würde die folgende Durchleuchtung das schon anzeigen. Alles in Allem wirkte der Mann jedoch eher entspannt, als angespannt auf den Colonel. Beruhigt registrierte sie, dass die Eskorte für den Fremden bereits zu ihm hin trat. Vier schwer bewaffnete Männer der Infanterie. Der dunkelhaarige Mann machte eine umfassende Geste, wobei er die vier Bewaffneten nur mit einem kurzen Seitenblick streifte. und sagte lächelnd: „Sie haben hier ja eine tolle Einrichtung. Aber jetzt müssen Sie mir erst einmal verraten, wo ich hier bin und vor allen Dingen: Wer Sie sind?“ Wilma Deering beschloss, zunächst einmal höflich auf seine Frage einzugehen. „Ich bin Colonel Wilma Alexandra Deering, die Kommandeurin der Dritten Streitmacht des Verteidigungs-Direktorats der Erde.“ Die Miene des Mannes machte auf Wilma Deering einen wenig geistreichen Eindruck, nachdem sie geendet hatte. Seine Augen blickten verständnislos, als er nachhakte: „Sie sind die Kommandeurin von Was?“ Unwillig schüttelte die Terranerin den Kopf. „Wir reden später darüber. Jetzt wüsste ich im Gegenzug gerne, mit wem ich es zu tun habe.“ Dem Mann schien erst jetzt bewusst zu werden, dass im Grunde er sich ihr zuerst hätte vorstellen müssen. Etwas beschämt erwiderte er: „Ich bin Captain William Anthony Rogers. Aber so nennt mich nur meine Mutter. Sagen Sie einfach Buck zu mir. So nennen mich alle Menschen, die mich kennen.“ Wilma Deering mochte diese plumpe Vertrautheit nicht, mit der dieser Fremde ihr entgegen trat. Der Mann schien keinen besonderen Wert auf gutes Benehmen zu legen. Etwas gereizt meinte sie deshalb: „Also schön, Captain Buck Rogers. Ich muss Sie bitten, bei der Eskorte zu bleiben. Sie wird Sie zum Bahnsteig der Magnetschienen-Bahn bringen. Meine Flügelpiloten und ich werden, nach einem kurzen Debriefing, umgehend folgen.“ Damit wandte sie sich ab. Aus den Augenwinkeln nahm sie wahr, dass der Mann, der sich ihr als Buck Rogers vorgestellt hatte, zu der Stelle hinüber winkte, an der ihre Kameradin, Michelle Frazer, gerade ihren Helm abgenommen hatte und sich mit der Linken durch das schwarze Haar fuhr. Zu ihrem Unwillen konnte sie beobachten, wie Frazer unwillkürlich schmunzelte und angedeutet zurück winkte. Sie nahm sich vor, direkt nach dem Debriefing, ein ernstes Wort mit dem Lieutenant zu reden. * * * Nachdem die Frau, die sich ihm als Wilma Deering vorgestellt hatte, davon geschritten war, blickte Buck Rogers die vier Männer der Eskorte an. Ihm war nicht bewusst, noch immer unter dem Einfluss von stimmungsaufhellenden Drogen zu stehen. Dennoch breitete sich nun ein etwas ungutes Gefühl in ihm aus. Hauptsächlich, weil diese Umgebung vollkommen fremdartig wirkte. Obwohl er beim Anflug auf die Erde registriert hatte, dass man ihn nach Nordamerika eskortiert hatte. Etwa in die Gegend von Illinois. So viel verstand er von Geografie. Dabei waren ihm diese neuartigen und super-wendigen Mini-Raumschiffe unbekannt. Ebenso die Technik, mit der sich der Landevorgang abgespielt hatte. Das Alles verwirrte Rogers. Seit er aufgewacht war schien nichts mehr so zu sein, wie er es gewohnt war. Ganz abgesehen von dieser draconianischen Prinzessin und ihrem düsteren Begleiter Kane. Was war passiert, während seiner Reise ins All. Hatte der Unfall ihn vielleicht einige Jahre durchs All treiben lassen, statt nur Monate? Vielleicht waren sogar Jahrzehnte vergangen? Wie sonst würden sich die Ereignisse erklären lassen und die Tatsache, dass man ihn offensichtlich nicht übermäßig vermisste. Hatte man ihn vielleicht längst abgeschrieben, bei der NASA und wusste gar nichts mehr von seiner Mission zum Mars? Das schien Rogers zwar sehr weit hergeholt, aber nicht unmöglich. Er folgte zwei der Bewaffneten, währen die anderen Beiden sich hinter ihm hielten. Sie trugen dieselben, schneeweißen Kombinationen, die ihm auch an diesem Colonel Deering aufgefallen war. Das Luftwaffen-Blau schien aus der Mode gekommen zu sein. Genau genommen kannte er überhaupt keine amerikanische Teilstreitkraft, die solche Uniformen trug. Das Ganze blieb ihm im Moment rätselhaft. Sie erreichten eine Art Bahnhof. Zumindest vermutete Rogers das, denn die Vehikel, die er hier erblickte, besaßen die ungefähre Form von Zügen. Allerdings wirkten diese Züge etwas futuristisch auf ihn. Sie besaßen abgerundete, stromlinienförmige Profile. Die dunkel getönten Scheiben ließen dabei nur einen vagen Verdacht zu, wie sie im Innern beschaffen sein könnten. Erst auf den zweiten Blick bemerkte Rogers einen signifikanten Unterschied zu Zügen, so wie er sie gewohnt war. Es gab keine Räder. Stattdessen schienen diese Züge, von denen keiner länger als fünfzig Meter zu sein schien, auf einer einzigen breiten Führungsschiene zu schweben. Buck Rogers hatte eine solche Technik einmal in Deutschland gesehen. Transrapid hieß deren Projekt, doch soweit dem NASA-Piloten bekannt war, hatte sich dieses Projekt, zum Zeitpunkt seines Starts, in der Erprobung befunden und besaß noch keine Einsatzreife. Diese Schwebezüge machten auf Rogers hingegen den Eindruck, als würden sie im regulären Betrieb fahren. Oder besser: Schweben. Rogers war klar, welchen Vorteil es brachte, keinen Rollwiderstand überwinden zu müssen. Aber wenn solche Züge gegenwärtig in Amerika fuhren, dann musste er wirklich eine gewisse Zeitlang weg gewesen sein. Buck Rogers wurde abgelenkt, als Wilma Deering, zusammen mit ihren Flügelpiloten, zu ihnen in die, mit riesigen Fenstern überdachte, Halle schritt. Sie gab ihren Piloten den Befehl einzusteigen. Danach kam sie auf ihn zu und blieb dicht vor ihm stehen. Rogers gefiel das Blau ihrer Augen, jedoch nicht der feindselige Ausdruck in ihnen, als sie zu ihm sagte: „Mir wurde befohlen, sie ins Hauptquartier des Verteidigungs-Direktorats zu bringen. Dort wird man sie genau untersuchen, verhören und feststellen wer Sie wirklich sind, Captain Rogers.“ Buck Rogers verschlug es für einen Moment die Sprache. Mit einer derartigen Behandlung hatte er nicht gerechnet. „Na, hören Sie mal, Colonel. Ich komme von einer sehr dramatisch abgelaufenen Forschungsmission zurück und Alles, was Sie mir sagen ist, dass sie mich festsetzen. Was für eine Art ist denn das? Ich muss protestieren.“ Der Blick der Frau wurde etwas weicher. „Ich führe nur Befehle aus, Captain Rogers. Die Entscheidung hat das Oberkommando gefällt. Bitte steigen Sie ein.“ Die Schwebetüren des Zuges öffneten sich beinahe lautlos. Wieder schritten zwei der Bewaffneten voran, während die anderen beiden erst einstiegen, nachdem Buck Rogers den Zug bestiegen hatte. Erst danach folgten die vier Piloten, die Buck Rogers im Weltall, abgefangen hatten. Etwas verwundert sah der amerikanische Captain auf, als sich Wilma Deering, ihm gegenüber, auf einer der bequemen, gepolsterten Sitzbänke Platz nahm. Zum zweiten Mal an diesem Tag beschlich den Mann das unbestimmte Gefühl, einer Frau zu begegnen, die er in seinem Traum gesehen hatte. Kurz bevor er an Bord der DRACONIA erwachte. Ein leises Summen und ein Gefühl im Magen, sich zu bewegen war Alles, was von der Abfahrt der Magnetschwebebahn zeugte. Diese Technik faszinierte Buck Rogers. Nachdem sie den Bahnhof verlassen hatten jagte der Zug über eine Mono-Schienentrasse. Etwa zwanzig Meter über dem Boden, wie Buck Rogers bei einem Blick aus einem der großen Fenster des Zuges schätzte. Der Zug schoss förmlich dahin und bereits einen Moment später nahm ihn ein atemberaubender Anblick gefangen. Am Horizont erblickte er eine Stadt, der sich der Zug rasch näherte. Die Silhouette dieser Stadt wirkte jedoch absolut fremdartig. Besonders der gewaltige, kegelförmige Bau der, etwa auf halber Höhe, von zwei auffallenden Ringstrukturen umgeben wurde und das Zentrum der gewaltigen Stadt bildete. Verwirrt riss sich Buck Rogers endlich von dem beeindruckenden Anblick los und er erkundigte sich bei der blonden Frau, ihm gegenüber: „Was für eine Stadt das?“ Die blonde Frau blickte ihn prüfend an, bevor sie langsam und betont erwiderte: „Das, Captain Buck Rogers, ist New-Chicago. Meine Heimatstadt.“ Bei diesen Worten der Frau, glaubte Buck Rogers, in einen bodenlosen Schlund zu fallen. Er selbst stammte aus Chicago, doch das, was er dort draußen gesehen hatte, erinnerte ihn weder an seine Heimatstadt, noch an die gewohnte Landschaft darum herum. Was hatte sich, während seiner Abwesenheit, auf der Erde zugetragen? Kapitel 4: Verloren in Zeit und Raum ------------------------------------ 4. Verloren in Zeit und Raum Sich hilflos und ausgeliefert fühlend schritt Captain Buck Rogers an einer der vier weißen Zellenwände entlang und betastete immer wieder die quadratisch vorspringenden Elemente der Wand, die von Innen heraus zu glühen schien. So als könne er immer noch nicht glauben, dass er sich wirklich hier aufhielt. Vor etwa einer Stunde hatte man ihn hier hereingeführt, nachdem er seine komplette Garderobe hatte ablegen müssen. Momentan bildete ein kurzer, weißer Morgenmantel sein einziges Kleidungsstück, dass er am Leib trug. Buck Rogers sah auf die rot glühende Vertiefung in der Wand, die den gesamten Raum in Brusthöhe umlief. Er versuchte zu ergründen, welchem Zweck diese Vertiefung dienen mochte, kam aber zu keinem annähernd brauchbaren Ergebnis. Irgendwie erinnerte ihn die Oberfläche der Wände an eine Tafel Schokolade. Nur eben weiß, statt braun. Das sanfte, gelblich-weiße Leuchten hinter den Wandelementen sorgte offensichtlich für die indirekte und sehr angenehme Beleuchtung im Raum. Die Elemente der Wand strahlten jedoch keine spürbare Wärme aus, die über jener lag, die im Raum herrschte. Wobei der Boden angenehm temperiert war, so dass er nicht fror, obwohl er barfuß auf ihm lief. Die einzigen Möbelstücke, in diesem spartanisch eingerichteten Raum, waren eine schmale Pritsche, ein geschwungener Tisch und zwei Stühle, zwischen denen dieser Tisch stand. Fenster gab es nicht in diesem Raum und Buck Rogers war sich ziemlich sicher, dass er innerhalb kurzer Zeit die Nerven verlieren würde, falls man vorhatte, ihn hier für eine längere Zeit festzuhalten. Ein leises Zischen in seinem Rücken ließ ihn herumfahren. Die Tür, durch die man ihn in diesen Raum geführt hatte, öffnete sich und ein Mann trat ein. Diese Person, die einen Hauch von Autorität verströmte, hatte Rogers bisher noch nicht gesehen, seit man ihn hierher gebracht hatte. Der schlanke, hoch aufgeschossene Mann mochte vielleicht sechzig Jahre alt sein. Vielleicht auch etwas jünger, oder älter. So genau ließ sich das nicht schätzen. Es war schwer zu bestimmen, wie Buck Rogers befand. Die blau-grauen Augen des, ganz in Weiß Gewandeten, strahlten Intelligenz aus. Gleichsam schienen sie irgendwie von Vertrauen erweckender Art zu sein. Instinktiv wusste Rogers, beim ersten Blick in das Gesicht des Fremden, dessen Linien von einem Leben erzählten, das nicht frei von Problemen gewesen sein konnte, dass kein Falsch an diesem Mann war. Der Fremde lächelte unmerklich, bevor er sich, mit angenehm tiefer Stimme, höflich erkundigte: „Wie geht es Ihnen, Captain Rogers? Ich bin Doktor Elias Jason Huer und ich bin erfreut, Sie kennenzulernen.“ Buck Rogers, der sich dem Tisch von der anderen Seite des Raumes näherte, beobachtete, wie der Mann, der sich ihm als Doktor Huer vorgestellt hatte, ein elektronisches PADD auf die Tischplatte legte. Vor dem Tisch blieb Rogers stehen und fragte, den Mann dabei kritisch musternd: „Doc, was geht hier eigentlich vor? Wo bin ich und was machen Sie hier mit mir?“ „Nun, wir studieren Sie“, gab Huer bereitwillig Auskunft. Er umrundete den Tisch, wobei er nicht den Eindruck auf Rogers hinterließ, Angst vor ihm zu haben. Dabei fuhr er fort: „Das funktioniert alles elektronisch und ohne Schmerzen. Bisher sind wir ebenso erstaunt, wie Sie, was passiert ist. Die Tests, in Bezug auf ihre Person, haben bisher ganz phänomenale Daten ergeben. Natürlich müssen wir das Ende der Untersuchung abwarten, doch was wir bisher herausfanden, ist sehr ungewöhnlich.“ „Na, großartig“, spöttelte Rogers, gereizt, weil der Mann einer direkten Antwort ausgewichen war. Er hob von Neuem an: „Aber was ist passiert? Falls ich tot sein sollte, habe ich es wohl kaum in den Himmel geschafft. Also: Welcher Planet ist das hier?“ Natürlich hatte Buck Rogers die Umrisse der irdischen Kontinente beim Anflug gesehen. Doch vielleicht hatten die Draconianer ihn unter Drogen gesetzt und ihm Halluzinationen vorgegaukelt, so dass er nur glaubte, wieder auf der Erde zu sein. Vielleicht befand er sich immer noch auf der DRACONIA. Die nächsten Worte des Grauhaarigen besagten etwas Anderes. „Welcher Planet? Oh, es ist natürlich die Erde. Sie sind, wie es ihre Aufgabe verlangte, fast präzise in das Landegebiet zurückgekehrt. So, wie das Raumschiff ursprünglich programmiert war.“ Buck Rogers war froh, dass Huer sich wieder auf die andere Seite des Tisches begeben hatte, denn im Moment verspürte er den Drang, diesen Mann zu ergreifen um ihn einmal mächtig durchzuschütteln. Doch das hätte ihm vermutlich Ärger eingebracht. Darum schritt Buck Rogers bewusst etwas von dem Tisch weg, bevor er mit einer abwehrenden Geste erwiderte: „Äh… Doc, ich habe eine Menge durchgemacht. Aber Sie werden mir, beim besten Willen, nicht einreden können, dass die Stadt, in die ich mit dem Magnetschwebezug gebracht worden bin, etwa so aussieht wie Chicago.“ Fast mit einem etwas bekümmerten Blick schüttelte Huer seinen Kopf und gab zu: „Nein, das nicht. So etwas, wie das Chicago, dass Sie kannten, gibt es nicht mehr auf der Erde. Deshalb möchte ich unseren Spezialisten hinzuziehen. Doktor Theopolis.“ Buck Rogers beobachtete Huer dabei, wie er zur Tür schritt und den Öffnungskontakt betätigte. Jenen Kontakt, der bei ihm selbst keinerlei Wirkung zeigte, egal was er unternahm. Resignierend nahm Buck Rogers einen neuen Anlauf, ihn davon zu überzeugen, dass er hier heraus wollte. „Hören Sie Doc: Ich…“ Huer schien unbeeindruckt, denn ohne auf Rogers zu achten, sagte er, zu Jemanden draußen: „Twiki, bring uns Doktor Theopolis herein.“ Was als Nächstes passierte, ließ Buck Rogers verstummen. Mit einer Mischung aus Unglauben und Faszination sah er auf die silbern glänzende, humanoide Maschine – nur um eine solche konnte es sich handeln – und nahm den Anblick in sich auf. Nur knapp 1,20 Meter groß, wirkte diese Maschine wie ein silbern glänzender Mensch. Natürlich waren die Gesichtszüge nur rudimentär herausgearbeitet und starr. Doch insgesamt stellte der Roboter etwas dar, das sich Buck Rogers in seinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt hätte. Nachdem Buck Rogers sich endlich wieder gefangen hatte, fragte er tonlos und mit einer Menge Unglauben in der Stimme: „Was ist das?“ So, als wäre es das Normalste der Welt, was es für Huer vermutlich auch war, erklärte der Doktor ihm: „Das ist Twiki. Ihre Drohne.“ Buck Rogers hörte nur halb zu. Einerseits stand er immer noch unter dem Eindruck des eben Gesehenen. Zum Anderen trug der Roboter eine Runde Box um den Hals. Hinter einer transparenten Scheibe erkannte Rogers Schaltelemente, zwischen bunt leuchtenden Dioden, die der Box ebenfalls so etwas, wie ein Gesicht verliehen. „Meine Was?“ Huer überging die Frage. „Also, zur Dauer Ihrer Behandlung wird Ihnen Twiki zur Verfügung stehen.“ Huer legte gleich darauf seine Hände an die Box. „Das hier ist Doktor Theopolis. Guten Morgen, Doktor Theopolis. Heute ist ein herrlicher Tag.“ Jeder andere Mensch, der sich mit einer etwa dreißig Zentimeter durchmessenden Metallbox unterhalten hätte, wäre für Buck Rogers ein Fall für die Irrenanstalt gewesen. Doch dieser Doktor Huer erweckte keinesfalls den Anschein verrückt zu sein. „Vielen Dank, ich kann nicht klagen“, drang eine sanfte, modulierte Stimme aus der Box und für einen Moment war Rogers versucht zu glauben, dass dies nur ein Psychotrick des hageren Mannes sein könnte. Doch dieser erklärte überzeugend: „Doktor Theopolis ist ein Mitglied des Computer-Rats. Zusätzlich, zu anderen Aufgaben, ist er persönlich für alle Umwelt-Kontrollen verantwortlich, hier auf der Erde.“ „Wie zur Bestätigung von Huers Worten, erklärte Theopolis: „Ich werde heute Abend einen leichten lila Farbton in den Sonnenuntergang einführen. Nicht so kräftig, wie ein Amethyst. Eher diese feinere Tönung, die verbrannter Zimt hat.“ „Oh, sehr schön“, gab Huer prompt zurück und Rogers sah nun abwechselnd von ihm zu Theopolis und wieder zu Huer. Elias Huer registrierte dies mit einem unmerklichen Lächeln, denn genau diese Wirkung hatten er und Theopolis erhofft. Ablenkung hieß das Zauberwort. Wieder ergriff Theopolis das Wort. „Ich hoffe, dass Captain Rogers sich das mit angucken wird. Es wird wirklich zauberhaft werden.“ An dieser Stelle löste sich die bisherige Starre des Captains und er meinte mit leicht süffisantem Grinsen zu seinem Gegenüber: „An Ihrer Stelle, Doktor Huer, würde ich, bei Gelegenheit, mal prüfen, wer den programmiert hat.“ Mit höflich distanziert klingender Stimme erklärte die Box, die Huer als Doktor Theopolis bezeichnete: „Captain Rogers. Wir vom Rat übernehmen die Programmierung für die Systeme aller Städte der Erde und behalten Sie ihre Meinung freundlicherweise für sich. Können wir jetzt zur Sache kommen?“ Fast gewann der Captain den Eindruck, als sei dieser kleine Roboter verstimmt. Was Rogers mehr als erstaunlich fand. Denn bei Maschinen, so wie er sie kannte, wäre so etwas vollkommen unmöglich gewesen. Etwas, das in ihm zusätzlich für ein ungutes Gefühl sorgte. Elias Huer nahm sein PADD vom Tisch auf und trat etwas näher zu Buck Rogers heran, wobei er ihm riet: „Captain Rogers, auf ein Wort noch. Die Quads wurden nicht von Menschenhand programmiert. Sie haben sich, über viele Generationen hinweg, selbst programmiert und verbessert. Sie waren es, die unsere Erde vor dem endgültigen Untergang bewahrt haben. Schritt für Schritt bringen sie uns Dinge zurück, die wir verloren glaubten. Diese Quads sind keine lebenden Wesen. Trotzdem kann man ihre Gefühle verletzen. Es ist diese Sensibilität, die sie von irgendwelchen gewöhnlichen Maschinen unterscheidet.“ Damit schritt Elias Huer zur Tür und meinte abschließend zu Buck Rogers: „Also, ich sehe Sie dann in etwa zehn Stunden wieder.“ „Zehn Stunden?“, rief Buck Rogers fassungslos aus, wovon sich Huer nicht beeindrucken ließ. „Denken Sie, ich setze mich hier zehn Stunden hin und rede mit diesem Ding da?“ Wütend zeigte Rogers auf den Quad, auch als Huer längst gegangen war. Doktor Theopolis, der noch immer um den Hals der Drohne hing, die Huer als Twiki bezeichnet hatte, übernahm es nun, das Gespräch zu führen. „Setzen Sie sich bitte, Captain. Lassen Sie uns so höflich wie möglich sein.“ Etwas überrumpelt folgte Buck Rogers der Aufforderung. „So kann man miteinander reden“, erklärte Theopolis zufrieden, wobei jene Elemente, die seine Sehlinsen zu sein schienen, im Rhythmus seiner Worte violett aufblinkten. Zusammen mit anderen Elementen auf dem, was man, mit etwas Fantasie, für die Stirn und für den Mund des Quads halten konnte. „Sei eine gute Drohne, Twiki, und stelle mich auf den Tisch, damit ich den Captain gut sehen kann und danach holst du Captain Rogers etwas zu trinken. Das Getränk, dass auf den Metabolismus des Captains abgestimmt wurde.“ Die Drohne gab einige, sich zu wiederholen scheinende Geräusche von sich. Sie klangen jedoch nur für das Menschliche Ohr so, da diese Robotersprache sehr viel mehr Informationen enthielt, als die menschliche Sprache in derselben Zeit. Captain Buck Rogers lehnte sich in seinem Stuhl zurück und machte eine ablehnende Geste: „Nein, danke. Ich möchte Nichts trinken.“ „Das sollten Sie doch“, widersprach der Quad, während Twiki ihn auf der Tischplatte abstellte. Durch die Zerreißprobe, die hinter Ihnen liegt, sind sie immer noch dehydriert, Buck. Ich darf Sie doch Buck nennen? Nun geh schon, Twiki, und besorge das Getränk.“ Der kleine, humanoide Roboter verließ den Raum und Buck Rogers Blicke folgten dieser, in seinen Augen, grandiosen Maschine. Dann konzentrierte er sich wieder auf den Quad, der nun vor ihm auf der Tischplatte stand. Die Situation schien ihm surreal. Fast schien es Buck Rogers so, als wäre der Quad verlegen, als er mit ihm allein im Raum war und das Gespräch zögerlich, mit den Worten begann: „Also, Captain Rogers. Sie sind wirklich ein gutaussehender Mann.“ Buck Rogers, der diesem Wahnsinn schnell ein Ende setzen wollte, unterbrach den Quad mit einer herrischen Geste der linken Hand. „Also, hören Sie. Ich habe nun stundenlang gewartet, um herauszufinden, wo ich bin, wer ich bin, wer Sie sind. Können Sie mir Antworten auf meine Fragen geben?“ „Natürlich Buck. Darum bin ich ja hier. Um Ihre Fragen zu beantworten.“ Erleichtert atmete Buck Rogers auf. „Sehr gut. Dann schießen Sie los!“ „Also, Sie sind Captain William Anthony Rogers und nach dem elektronischen Logbuch ihres Raumschiffs, haben Sie die Erde im Jahr 1987 verlassen.“ „Ja, das ist mir bekannt. Erzählen Sie mir mal etwas, das ich noch nicht weiß!“ Die roten Elemente für Stirn und Mund des Quad wechselten sich mit den violetten Elementen der Augen ab, in dem Rhythmus, in dem sie nun aufblinkten. Erst nach einem Moment erwiderte Theopolis: „Nun, wenn alle diese Fakten und die von uns ermittelten Untersuchungsergebnisse stimmen, dann sieht es so aus, als ob Sie fünfhundertundvier Jahre später zur Erde zurückgekehrt wären. Das Gesicht des Captains wurde zur starren Maske. Sein Blick ging durch den Quad hindurch, bei dem Versuch, diese ungeheuerliche Aussage zu verarbeiten. So, als habe der Quad gar nicht bemerkt, wie es um ihn stand, erklärte er weiter: „Sie befinden sich nun im 25. Jahrhundert. Genauer gesagt schreiben wir aktuell den 19. Februar des Jahres 2491 auf Terra.“ Noch immer starrte Rogers abwesend vor sich hin und nur, wie durch Watte, hörte er Theopolis fragen: „Buck? Ist Alles in Ordnung, Buck? Haben Sie mich verstanden?“ Auch dass Twiki erneut den Raum betrat, nahm Rogers nur ganz am Rande wahr. Zu fantastisch war das, was er eben erfahren hatte. Doch es würde eine Menge erklären. Beinahe wie in Trance nahm Rogers von der Drohne ein schlankes, hohes Glas entgegen. Auf die grünliche Farbe des Getränks achtete er dabei gar nicht, als er endlich die Sprache wiederfand und murmelte: „Ich glaube, ich brauche jetzt doch etwas zu trinken.“ Damit führte Rogers das Glas zum Mund und er trank, ohne wirklich etwas zu schmecken. Es war ihm egal. Alles war nun egal. * * * Im Büro von Doktor Huer stand Wilma Deering, hoch aufgerichtet, neben dem Präsidenten der Erde und sah zu Doktor Theopolis, der nun wieder um den Hals von Twiki hing und Huer Bericht erstattete, über sein Gespräch mit Captain Rogers. Er endete mit den Worten: „Ich glaube, dass der Captain ein integrer Mann ist.“ Elias Huer, der Buck Rogers gegenüber sein hohes Amt nicht erwähnt hatte, sah zu Wilma Deering, mit der ihn eine Art Vater-Tochter Beziehung verband. Diese hatte sich, besonders nach dem Tod seiner Frau, vor zwei Jahren, gefestigt. Er bemerkte den aufkommenden Groll in der Jagdpilotin, als sie auf die Rede von Theopolis erwiderte: „Ich glaube, dass Sie glauben, dass der Captain ein integrer Mann ist. Aber von Ihnen wird auch nicht verlangt, die Leben unserer wenigen, fähigen Jagdpiloten zu riskieren, die zwischen unseren Feinden und der Erde stehen, nur weil er seine Tricks beherrscht. Es ist noch immer durch Nichts bewiesen worden, dass er kein Pirat ist.“ Huer umrundete seinen Schreibtisch. Sein Büro, in der oberen Etage des zentralen Gebäudes der Stadt, erlaubte eine fantastische Aussicht. Er schritt zu Wilma Deering und meinte dabei, in beruhigendem Tonfall: „Er ist nur ein einzelner Mann. Was kann er denn schon unternehmen um die Menschheit zu gefährden?“ Die Pilotin des Verteidigungs-Direktorats nahm die Hände hinter den Rücken und sah, durch eine der Panoramascheiben, die in die leicht schräg stehenden Wände eingelassen waren. Widerspenstig entgegnete sie: „Durch ihn könnte der Vertrag mit Draconia scheitern.“ „Aber er hat gar Nichts in dieser Richtung unternommen“, warf Theopolis ein. „Er kommt zu uns, als ein völlig verwirrter Mann.“ Nicht überzeugt verschränkte Wilma Deering ihre Arme vor der Brust. Nach einem Moment forderte sie entschlossen: „Ich würde gerne die Möglichkeit haben, etwas Zeit mit diesem Captain Buck Rogers verbringen.“ „Wenn Sie hoffen, einen Fehler in seinen Aussagen zu entdecken, so werden Sie keine finden“, beschied ihr Theopolis. „Ich habe ihn bei den Antworten, die er mir gegeben hat, sehr genau beobachtet und dabei besonders seine Gestik, Mimik und Augenbewegungen ausgewertet. Neben allen anderen zu beobachtenden Faktoren natürlich. Sie verschwenden also nur Ihre Zeit, Colonel Deering.“ Die Frau wandte sich dem Quad zu und gab unwillig zurück: „Die Erde zu schützen kann keine Zeitverschwendung sein. Selbst, wenn ich dabei die Nähe dieses Captain Buck Rogers erdulden muss.“ Herausfordernd sah die Frau von dem Quad zu Elias Huer. Der Präsident, der wusste wie beharrlich Wilma Deering mitunter sein konnte, hob seine Augenbrauen leicht an und meinte: „Wenn Doktor Theopolis keine Einwände hat – ich habe Nichts dagegen.“ Erneut wanderte der Blick Wilma Deerings zu dem Quad, der gewohnt emotionslos antwortete: „Ich habe keine Einwände.“ Zufrieden lächelte Wilma Deering. „Dann gehört der Captain mir. Bis ich weiß, was wirklich mit ihm los ist.“ Elias Huer nickte zustimmend. „Ich werde den Wachen gegenüber eine entsprechende Anweisung erlassen. Wenn Sie den Medizinischen Trakt erreichen, sollten alle notwendigen Maßnahmen gegriffen haben. In Ihrer Begleitung hat der Captain volle Bewegungsfreiheit. Das bedeutet aber auch, dass Sie ab sofort die Verantwortung für ihn tragen, Colonel.“ Die Soldatin sah ernst zu Huer. „Dessen bin ich mir bewusst, Sir.“ Als sie ging, sah Huer ihr nach. Twiki gab einige Töne in Robotersprache von sich, die Doktor Theopolis galten. Die Drohne trat dabei etwas näher zu Huer, wobei der Quad, beinahe andächtig meinte: „Ich habe noch nie erlebt, dass sich Colonel Deering so uncharakteristisch gefühlsbetont verhält.“ Elias Huer erlaubte sich ein beinahe lausbubenhaftes Schmunzeln, bevor er amüsiert zustimmte: „Keiner hat das bisher.“ * * * Wilma Deering war innerlich noch ziemlich aufgewühlt, als sie sich auf den Weg zu dem Medizinischen Trakt begab, in dem Captain Rogers immer noch festgehalten wurde. Dieser Trakt lag ebenfalls in diesem Gebäude. Auf dem Weg zum Lift horchte die Frau in sich hinein. Dabei ließ sie die vorangegangene Unterhaltung noch einmal Revue passieren. Die Verärgerung, die sie gegenüber Doktor Theopolis gespürt hatte, verwirrte sie, jetzt im Nachhinein. Das war sonst so gar nicht ihre Art und sie fragte sich, was der Grund dafür gewesen sein mochte. Beinahe, wie zur Antwort, sah sie in demselben Moment das Gesicht des Mannes vor ihrem inneren Auge, zu dem sie gerade unterwegs war. Irgendetwas an seiner Art war so ganz anders, als das, was sie von ihren Mitmenschen gewohnt war. Seine Geschichte war, nach ihrem Geschmack, einfach zu fantastisch, als dass sie wahr sein konnte. Andererseits hatte dieser Mann, selbst in der relativ kurzen Zeit die sie bisher in seiner Nähe verbrachte, einen so fremdartigen Eindruck hinterlassen, dass sie nicht vollkommen ausschließen wollte, dass an seiner Geschichte möglicherweise etwas dran war. Als sie vor dem nächsten Lifteinstieg anhielt und ihre Hand auf den Anforderungs-Kontakt legte, sagte sie sich selbst, dass es wohl die beste Idee sein würde, zu ihrer gewohnten Sachlichkeit zurück zu finden. Sie beschloss daher, dem Captain zunächst unvoreingenommen entgegen zu treten. Nichtsdestoweniger würde sie ihn dabei sehr scharf im Auge behalten und jede seiner Antworten genau auswerten. Auch wenn Theopolis zehnmal auf seine überlegenen Sensoren hinwies: Dies war keine Sache, bei der man sich auf Prozessoren verlassen sollte – hier ging es rein nach Gefühl. Was wusste ein Quad davon? Auf dem Weg hinunter, zur Medizinischen Ebene, war Wilma Deering froh, allein in der Liftkabine zu sein. Sie konzentrierte sich darauf, was vor ihr lag und zufrieden bemerkte sie, wie ihre zuvor aufgewühlten Emotionen langsam wieder zur Ruhe kamen. Als sie endlich in den Gang zu dem Untersuchungsraum einbog, der Captain Rogers beherbergt hatte, stellte sie fest, dass der Captain bereits vor dem Raum auf sie wartete. In Begleitung zweier Bewaffneter. Er trug wieder seinen Overall, der mittlerweile, schon aus Gründen der Sicherheit, entkeimt und gesäubert worden war. Als Buck Rogers in ihre Richtung sah, lächelte er flüchtig. Wilma Deering genügte dieses kurze Lächeln bereits um wieder ihre Emotionen auflodern zu spüren und mit einer leichten Verärgerung kämpfte sie dagegen an. Entschlossen näherte sie sich. Der Mann fragte übergangslos: „Heißt das, ich werde freigelassen, Colonel?“ Wilma Deering beschloss, sich durch Nichts was dieser Mann sagte oder tat, provozieren zu lassen und erwiderte höflich: „Man hat Sie in meine Obhut gegeben, Captain Rogers. Ich habe beschlossen Ihnen zunächst die Stadt zu zeigen. Sie werden doch bestimmt neugierig sein, nicht wahr?“ Buck Rogers nickte zustimmend. „Ja, da haben Sie Recht, Colonel. Besonders, nachdem Doktor Theopolis diese geheimnisumwitterte Große Katastrophe erwähnt hat.“ „In Ordnung, dann halten Sie sich an meiner Seite, Captain.“ Sie schritt mit dem Captain den Gang hinunter und bog dann mit ihm nach Rechts ab. In Richtung einer der großen Galerien, von denen eine über diese Ebene erreichbar war. Als sich schließlich eine der großen Glastüren, am Ende des Ganges, vor ihnen teilte und sie auf die Galerie hinaus schritten, da bemerkte sie, wie ihr Begleiter stumm staunte und dabei fasziniert auf die Stadt blickte, die quasi zu ihren Füßen lag. Dabei fragte sich Wilma Deering, ob ein Mensch wirklich so hervorragend schauspielern konnte, oder ob nicht doch das, was der Mann an Überraschung und Neugier an den Tag legte, echt war. Nachdem sich Buck Rogers für einige Augenblicke in alle Richtungen umgeschaut hatte, deutete er auf die hohen, schlanken Türme, die Röhrenbahnen, die Glasfronten der Gebäude und auf den großen Platz, mit dem zentralen Springbrunnen, unter ihnen. Mit leiser Verwunderung in der Stimme sagte er: „Das wirkt eher wie ein Traum, als ein Albtraum.“ Wieder zu Wilma Deering sehend blickte er entschuldigend und meinte: „Hören Sie, Colonel. Ich war bei unserer ersten Begegnung wohl etwas unbeherrscht. Ich würde mich gerne dafür bei Ihnen entschuldigen.“ Damit hatte die Frau nicht gerechnet. Überhaupt schien dieser Mann heute ein ganz Anderer zu sein, als der, dem sie vor einem halben Tag begegnet war. Mit weicher Stimme gab sie zurück: „Ich nehme Ihre Entschuldigung an.“ Sie schritten die Galerie entlang und genossen dabei die letzten Strahlen der bereits dicht über dem westlichen Horizont stehenden Sonne. Dabei verlangte Rogers schließlich: „Erzählen Sie mir von der Großen Katastrophe. Nach den Worten von Doktor Theopolis vermute ich, dass es einen Atomkrieg gegeben hat. Was war der Auslöser?“ „Das kann ich nicht“, erwiderte die Frau. „Alle Unterlagen über die Gründe für diesen atomaren Holocaust gingen verloren. Ich weiß nicht, was dazu führte.“ Buck Rogers sah sie prüfend an, so als würde er ihren Worten misstrauen. Dabei erwiderte er mit ernster Miene: „Also, wenn ich es nicht erfahre und gefühlsmäßig verarbeiten kann, dann existiert das nicht für mich. Verstehen Sie nicht? Ich habe Alles verloren, was mir wichtig war. Mutter, Vater, Bruder, Schwester, eine Frau, die mir sehr viel bedeutete und bis ich etwas weiß, das mich vom Gegenteil überzeugt, da warten sie auf mich. Irgendwo in Zeit und Raum.“ Wilma Deering bemerkte den Schmerz in den Augen des Mannes und in diesem Moment hinterfragte sie zum ersten Mal ernsthaft ihr Misstrauen gegen den Captain. Dieser Schmerz war nicht gespielt. Er war echt – das spürte sie in diesem Moment ganz deutlich. „Es gibt hier ein sehr gutes Café, Captain Rogers“, erwiderte Wilma Deering ablenkend und deutete auf einen der Radialgänge, die ins Innere des Gebäudes führten. „Was halten Sie davon, wenn wir dort weiterreden?“ „Wenn es da echten Kaffee gibt, sehr viel, Colonel.“ Gemeinsam schritten sie über den Weg zum Gebäude wobei, wie Wilma Deering auffiel, Buck Rogers die Gelegenheit nutzte, sie eingehend zu betrachten. Sie trug die übliche, schneeweiße Uniform, die aus einer schmutzabweisenden Kunstfaser bestand. Direkt unter dem hochgeschlossenen Ausschnitt trug sie das Fliegerzeichen, zwei V-förmig ausgerichtete, goldene Schwingen, die eine goldene Erdkugel umschlossen. Am oberen rechten Ärmel wies die Uniform eine Binde in den Farben des Regenbogens auf, mit dem Wappen des Erd-Direktorats darin. Auf derselben Höhe trug sie, am linken Arm, einen Kommunikator, über den sie sowohl mit ihren Kameraden, wie auch mit dem Hauptquartier in Verbindung treten konnte. Wilma Deering fühlte sich unangenehm berührt, als der Blick des Captains etwas kritisch auf ihren Laser-Blaster fiel, den sie rechts an ihrem breiten Kombi-Gürtel trug. Sie ging jedoch nicht darauf ein, sondern führte Rogers zu einem der offenen Cafés, das sich auf der zweiten Ebene einer dreigeschossigen Galerie, innerhalb des Gebäudes befand. In einer gemütlichen Sitznische nahmen sie beide Platz und sie gaben ihre Bestellung auf. Erst, als sie wieder waren, fragte Buck Rogers neugierig: „Wie ist es denn Draußen? Ich meine, sieht die Landschaft jetzt überall so aus?“ „Draußen, vor der Stadt? Da würde es Ihnen nicht gefallen.“ „Verseucht durch Strahlen?“ Wilma Deering nickte und zum ersten Mal, seit sie sich erinnern konnte, überfiel sie ein Gefühl von Beklemmung bei diesem Thema. Fast schämte sie sich zugeben zu müssen: „Einige Gegenden zumindest. Ansonsten verbrannte Erde. Deswegen sind wir so abhängig von anderen Planeten. Was Wasser angeht nicht mehr, doch gerade die Gewinnung von Nahrung ist immer noch ein Problem. Auch wenn der Computerrat alles daransetzt, diese Lage kontinuierlich zu verbessern. Wir legen in einigen Gegenden der Stadt, die ersten richtigen Gemüsefelder und Obstgärten an.“ Der Captain wirkte interessiert, bei ihren letzten Worten. Er wartete jedoch ab, bis die Bedienung ihnen ihre Getränke brachte und trank von seinem Kaffee, bevor er fragte: „Dieser Vertrag mit den Draconianern, den Doktor Theopolis erwähnte. Worum geht es da?“ Wilma Deering sammelte sich kurz. Falls Rogers trotz Allem, was ihre Gefühle ihr sagten, ein Pirat sein sollte, so war dies die beste Gelegenheit, dass er sich vielleicht verraten würde. Darum beobachtete sie ihn scharf, als sie antwortete: „Wir werden von Raumpiraten, die in den umliegenden Systemen zuhause sind, ausgehungert. Sie überfallen unsere Frachter, die uns mit Lebensmitteln versorgen sollen. Die Draconianer haben uns angeboten, unsere Versorgungslinien offen zu halten. Als Gegenleistung für das Landerecht ihrer Kriegsschiffe auf der Erde und die zukünftige Nutzung der Erde als Flottenbasis.“ Diesen Draconianern scheint sehr viel an diesem Landerecht zu liegen. Dabei gewinne ich gerade den Eindruck, als wäre dieses Draconianische Reich sehr mächtig. Warum als sind die so scharf darauf, auf der Erde eine Basis unterhalten zu dürfen?“ Wilma Deering führte aus: „Dazu müssen Sie wissen, dass Terra sehr weit von dem nächsten Außenposten der Draconianer entfernt ist. Als Militärangehöriger können Sie sich denken, was ein weiter Nachschubweg militärstrategisch bedeutet.“ Buck Rogers wirkte eher nachdenklich, als verdächtig, als er seinen Kaffee austrank und sich danach erkundigte: „Ich würde gerne mein Raumschiff sehen. Ist das möglich?“ „Alles ist möglich, Captain“, erwiderte Wilma Deering schmunzelnd. „Solange ich dabei bin wird Sie niemand daran hindern.“ Buck Rogers nickte ihr zu. „Dann lassen Sie uns gehen, Colonel. Sie erhoben sich und Wilma Deering schritt mir dem Captain zu einer der Röhrenbahn-Stationen, deren kleine Vehikel die Menschen, innerhalb dieser Stadt schnell von einem Ort zum anderen bringen konnten. Rogers schien etwas erstaunt zu sein, als er sich bei Deering erkundigte: „Wir fahren nicht mit der Magnetschwebebahn hinaus zu dem Hangarbunker, vor der Stadt?“ „Nein!“, erklärte Colonel Deering. „Unsere Techniker haben Ihr Raumschiff bereits zu einer Halle überführt, wo wir dieses Raumschiff genau untersuchen können. Das wird gleich morgen Früh passieren. Noch befindet sich Ihr Raumschiff also in einem Stück.“ Sie brauchten nicht lange, bis sie ihr Ziel erreicht hatten. Nachdem sie die Wachen, am Eingang der Halle, gegrüßt und hinter sich gelassen hatten, schmunzelte Wilma Deering: „Haben Sie die Gesichter der Wachen gesehen? Die dachten wohl, wir sind verrückt, weil wir hier, zu so später Stunde auftauchen.“ „Ich habe wahrhaftig lange genug geschlafen“, bemerkte Buck Rogers ironisch. „Das reicht für ein ganzes Leben. Oder auch für zwei, oder drei Leben.“ Wilma Deering fiel auf, dass Rogers sehr zielstrebig zur Backbordseite seines Raumschiffs schritt, nachdem er das Vehikel in der Halle entdeckt hatte. Vor einer dunklen Brandspur an der Hülle, unmittelbar hinter der Schleuse, blieb er stehen und deutete darauf, wobei er fragte: „Haben Sie solche Spuren schon einmal gesehen?“ Wilma Deering sah zu Rogers. „Keineswegs ungewöhnlich für ein Raumschiff, das aus einem Kampf kommt.“ „Aber ich war nicht im Kampf“, gab Captain Rogers zu bedenken. „Haben Ihre Raumschiffe auf mich geschossen, ohne dass ich etwas davon bemerkt habe?“ „Natürlich nicht!“ „Aber wer war es dann?“, hakte Buck Rogers ein. Wilma Deering wusste keine Antwort darauf. Dann fiel ihr etwas ein. „Vielleicht Piraten, die auch ständig unsere Frachter angreifen.“ Die Miene des Captains sagte Wilma Deering, dass er nicht an diese Möglichkeit glaubte, was seine folgenden Worte bestätigten. „Warum bin ich dann hier? Warum lebe ich noch? Warum haben sie das Schiff nicht geöffnet um es zu plündern? Man sollte doch meinen, dass Piraten, wenn sie schon ein Raumschiff angreifen, etwas in dieser Richtung unternehmen würden. Vor allen Dingen, wenn sie schon darauf schießen.“ Diese eindringlichen Worte brachten Wilma Deering ins Grübeln. Von Rogers zu der Brandspur sehend und wieder in die Augen des Mannes, erwiderte sie schließlich: „Ihr Flug hat sehr lange gedauert, Captain. Alles Mögliche kann passiert sein.“ Rogers lächelte schwach. „Das mag sein, aber diese Spur ist frisch. Das Material hat sich noch nicht zersetzt. Ich glaube, Prinzessin Ardalas Jäger haben auf mich geschossen. Bevor sie mich an Bord geholt haben.“ „Ihre Sternenfestung trägt keine Bewaffnung“, widersprach die Frau. „Weder Bordgeschütze, noch ein bewaffnetes Bordgeschwader, so wie es unter normalen Voraussetzungen üblich wäre. So wurde es mit den Draconianern festgelegt, bevor das Erd-Direktorat den Einflug eines draconianischen Raumschiffs in den erdnahen Raum gestattete.“ „Dann nehmen die Draconianer diese Vereinbarung anscheinend nicht besonders ernst“, gab Rogers ungerührt zurück. Etwas ungehalten, wegen dieses Verdachtes, für den es keinerlei Beweise gab, verlangte Wilma Deering zu erfahren: „Was würden Sie denn vorschlagen, Captain?“ Ich würde vorschlagen, das Raumschiff der Prinzessin gründlich zu durchsuchen, bevor Sie es durch Ihren Verteidigungsschild lassen.“ „Das wäre eine offene Beleidigung, zu Beginn einer Allianz, die auf Vertrauen aufgebaut werden soll.“ Spöttisch sah Buck Rogers Wilma Deering an, in der jener Zorn auf diesen Mann erneut aufflammte, den sie bereits eingedämmt geglaubt hatte. Er legte nach, indem er eindringlich sagte: „Vertrauen ist etwas für Politiker und Bürokraten. Wenn Sie nicht auf der Hut sind, Colonel, dann werden Sie von den Draconianern überrumpelt und das war es dann, mit der Freiheit der Menschheit. Ich würde alle Geschwader in Alarmbereitschaft versetzen oder Sie und die Erde sind vollkommen schutzlos.“ Nun sehr kühl gab Wilma Deering zurück: „Für einen Mann, dessen Erfahrung angeblich fünfhundert Jahre umfasst, könnten Sie Ihre Vorurteile für sich behalten.“ Nun war die Reihe an Buck Rogers, zornig zu werden. Entsprechend emotional erwiderte er deshalb: „Sie haben Recht. Es geht mich nichts an, wie Ihre Heimat draufgeht. Meine Generation wusste ja offensichtlich auch nicht, was sie tat. Gute Nacht, Colonel.“ Damit wandte sich Rogers brüsk ab und ließ Wilma Deering stehen, die ihm ungläubig hinterher sah, bevor sie ihm folgte und fragte: „Wohin wollen Sie, Captain?“ Buck Rogers verhielt den Schritt und wartete, bis Wilma Deering zu ihm aufgeschlossen hatte. „Ich werde mir die Stadt ansehen. Die dort draußen. Vor Dieser hier.“ „Das dürfen Sie nicht. Sie stehen immer noch unter Beobachtung.“ „Ich möchte erfahren, was sich in fünfhundert Jahren verändert hat!“, begehrte Buck Rogers auf und setzte sich wieder in Bewegung, auf den Ausgang der Halle zu. „Das ist verboten!“, rief ihm Wilma Deering scharf hinterher. „Das ist ein freies Land!“, widersprach Rogers und wieder lag jener spöttische Unterton in seiner Stimme, der Wilma Deering so schnell in Fahrt brachte. „Zumindest war es das zu meiner Zeit.“ „Sie sind quasi immer noch mein Gefangener“, hielt sie ihm vor Augen. „Ich darf und will Sie nicht gehen lassen!“ „Sie müssen mich erschießen, um mich davon abzuhalten.“ Damit wandte sich Rogers endgültig ab und hielt auf den Ausgang zu. „Sie lassen mir keine Wahl“, erwiderte Wilma Deering in seinem Rücken und zog ihren Blaster langsam aus dem Futteral. Sie legte mit der schweren Handwaffe auf Rogers an, doch sie zögerte zu feuern. Schließlich senkte sie ihre Laserwaffe wieder, steckte sie weg und griff stattdessen zu ihrem Kommunikator, um Kontakt mit Doktor Theopolis aufzunehmen. Kapitel 5: Anarchia ------------------- 5. Anarchia Buck Rogers hatte nicht wirklich daran geglaubt, dass Wilma Deering ihn gehen lassen würde, ohne zumindest den Versuch zu unternehmen ihn daran zu hindern. Erst, nachdem er bereits einige Meilen von der Stadt fort war, in Richtung einiger, hoher Ruinen die er entdeckt hatte, begriff er warum. Twiki, die kleine Drohne, die ihm Doktor Huer vorgestellt hatte, war ihm gefolgt. Und nicht nur das. Die Drohne trug zusätzlich Doktor Theopolis um den Hals. Während sich Buck Rogers, am Rande der Ruinenstadt die nun direkt vor ihm lag, auf einen Steinquader setzte, um auf diese beiden seltsamen Maschinenwesen zu warten, mutmaßte er, dass dieser Quad dahinter stecken könnte. Vielleicht hatte er Wilma angewiesen, ihn zu informieren, für den Fall, dass er das tun würde was er gegenwärtig tat. Nach einem Moment, in dem er durchatmete und etwas zur Ruhe kam, fragte er sich selbstkritisch, wann er angefangen hatte von Colonel Deering als Wilma zu denken. Immerhin kannte er diese Frau gar nicht. Darüber hinaus war sie so ganz anders, als Jennifer es gewesen war. Und auch wieder nicht. Wilma Alexandra Deering glich seiner Frau, die seit nun mehr als fünfhundert Jahren tot war, in einigen ihrer Anlagen sehr stark. Vielleicht hatte er deshalb vorhin eine so starke Verbindung zu dieser Frau gespürt. Twiki und Theopolis erreichten Buck Rogers und der Captain sagte ohne Umschweife zu Theopolis gewandt: „Ihr Zwei müsst nicht mitkommen.“ Ein Blick zum Himmel ließ den Mann erahnen, dass es in einer halben Stunde vollkommen finster sein würde. Er wollte Niemanden, außer sich selbst einer möglichen Gefahr aussetzen. Auch nicht diese beiden Maschinenwesen. „Ich möchte bei dir sein, Buck“, antwortete Theopolis mit sanfter Stimme. Fast schien es Rogers, als würde er einen Hauch von Vorwurf aus der modulierten Stimme des Quad heraushören, als dieser meinte: „Ich würde mir wünschen, du würdest vernünftig werden. Dieses Trümmerfeld, durch dass wir laufen, ist noch Nichts, im Vergleich mit dem, was vor uns liegt. In Anarchia geschehen, Gerüchten zufolge, schreckliche Dinge.“ Buck Rogers, der nur mit halbem Ohr zugehört hatte, deutete auf ein noch gut erhaltenes Haus am Rande und meinte: „Hier könnten wir heute Nacht doch übernachten.“ „Ich fürchte, du würdest erfrieren, Buck. Das bisschen Wärme, dass du spürst, strahlt die Stadt aus. Bald wird die Energie dort um zwei Drittel herabgesenkt und dann wird es hier Draußen weit unter zweiunddreißig Grad Fahrenheit werden.“ „Dann heißt es wohl: Immer weiter geradeaus“, gab Buck Rogers bestimmt zurück und erhob sich wieder. Sie marschierten weiter und der Captain fügte seinen Worten mit Bedauern hinzu: „Tut mir leid, Jungs, dass ich euch in das Alles hineingezogen haben.“ „Ich wurde gebeten bei dir zu bleiben, aber Niemand hat mich dazu gezwungen“, stellte der Quad richtig. „Ich habe an dich geglaubt und das tue ich immer noch.“ Twiki gab einige elektronische Geräusche von sich, die sich wie Biddi-Biddi-Biddi für den Captain anhörten. „Was hat er gesagt?“, erkundigte sich Rogers bei Theopolis. „Das willst du bestimmt nicht wissen!“ „Oh…“ Es dauerte einige Minuten, bis sie die Grenze zur eigentlichen Ruinenstadt, die der Quad als Anarchia bezeichnet hatte, erreichten. Obwohl es immer finsterer wurde, erkannte Buck Rogers die hohen Stahlgerippe ehemaligen Wolkenkratzer gegen den tiefblau gewordenen Himmel, an dem die ersten Sterne zu erkennen waren. Diese gigantischen Gerippe der, zum Teil eingestürzten, Gebäude erzeugte ein Gefühl der Beklemmung in Buck Rogers. Außerdem spürte er ein ganz mieses Gefühl in seiner Magengegend. Gleichfalls fasziniert und entsetzt sah sich Buck Rogers um und zum wiederholten Mal schien es ihm, als würde er diese Gegend kennen. Trotz der Fremdartigkeit und der Verwüstung, der diese Stadt, die sich einst Chicago nannte, anheim gefallen war. „Biddi-Biddi-Biddi“, gab Twiki von sich. Buck Rogers wandte sich, fast mechanisch, zu Theopolis um. „Und was hat er jetzt gesagt, Doktor?“ „Das willst du nicht hören!“ Buck Rogers seufzte schwach. „Hört zu, ihr Beiden. Ihr könnt hier wirklich umdrehen und zurückgehen. Ich komme bestimmt sehr gut alleine klar. Was auch immer passiert. Hauptsache ich finde heraus, was nach meinem Start von der Erde geschehen ist.“ „Wir bleiben bei dir Buck“, blieb Theopolis konsequent. Der Captain fand sich damit ab und gemeinsam gingen sie weiter. Als sie zwischen den Straßenschluchten untertauchten war es bereits vollkommen finster geworden. Nur der bereits hoch am Himmel stehende, zunehmende Mond spendete silbriges Licht. Gleichzeitig erzeugte dieses Licht gespenstische Schattenwürfe, an den heruntergekommenen Mauern der verfallenen Gebäude. Buck Rogers fröstelte, als er über den Schutt stieg, der die ehemalige Verkehrsader dieser Stadt bedeckte. Diese Umgebung deprimierte ihn und mittlerweile hielt er es für keine gute Idee mehr, hierher gekommen zu sein. Doch irgendetwas in seinem Innern trieb ihn dazu, weiterzugehen. Er schien etwas zu suchen, ohne zu wissen was es war. Fast schlimmer, als die verfallenen und zum Teil verbrannten Fassaden der Häuser, war der Gestank in den Straßen. Es roch nach Moder, Ammoniak und nach verwesendem Kot, wobei sich Rogers gut vorstellen konnte, dass an Letzterem nicht nur Tiere schuld waren, denn es gab wohl kaum noch ein funktionierendes Abwasser-Netz. Zwischendurch glaubte Buck Rogers Bewegungen, an einigen der Hausecken und den dunkel gähnenden Öffnungen der Fenster, deren Glasscheiben längst zerfallen waren, zu erkennen. Doch sobald er genauer hinsah war dort nicht das Geringste zu sehen und der Mann schob es auf seine überreizten Nerven. Als einen Moment später plötzlich ein fernes, metallisch klingendes Leuten ertönte, als würde ein Metallrohr gegen einen massiven metallischen Gegenstand geschlagen, da zuckte Rogers kurz zusammen. Er hatte sich also nicht geirrt. Vermutlich hatten die Bewohner von Anarchia sie bereits entdeckt. Mutanten hatte Theopolis sie, bei ihrem Gespräch in der Inneren Stadt, wie New-Chicago auch von den Terranern genannt wurde, genannt. Rogers konnte nur vermuten, um welch furchtbare Mutationen es sich handelte. Noch bekam Buck Rogers keinen dieser Mutanten zu sehen. Während sie durch diese gespenstisch anmutende Stadt liefen, die einmal sein Zuhause gewesen war, erkundigte sich Buck Rogers bei Theopolis: „Warum ist das Terranische Militär nicht längst gegen diese Mutanten vorgegangen? Stellen Sie keine Gefahr dar, für ihre Stadt?“ Doktor Theopolis erwiderte prompt: „Wozu, Buck? In früherer Zeit hat es hier einige Hunderttausend Mutanten gegeben. Doch sie werden von Generation zu Generation unfruchtbarer und viele Neugeborene sterben bereits in den ersten Monaten ihres armseligen Lebens. So gibt es heutzutage nur noch einige Tausend Mutanten in Anarchia. Wir lassen die Mutanten in Ruhe da sie die modernen Städte meiden und lieber in den verfallen Ruinen der diversen Großstädte unter sich bleiben. Außerdem haben Studien ergeben, dass die Mutanten weltweit in spätestens 150 Jahren komplett ausgestorben sein werden.“ „Ich verstehe“, murmelte Rogers. „Das Problem wird sich also, in absehbarer Zeit, von selbst erledigen. Nur haben wir, heute Nacht, leider Nichts davon.“ Das anfängliche, Schlagen wurde offensichtlich aufgenommen und weitergegeben, denn mittlerweile kamen Klopfgeräusche von mindestens drei verschiedenen Quellen. Eine primitive aber dennoch wirksame Methode der Fernkommunikation, innerhalb dieser Stadt. Wieder gab Twiki ein Biddi-Biddi-Biddi von sich. Erneut fragte Rogers nach: „Was hat er gesagt?“ Wieder sagte Theopolis in ruhigen Worten: „Das willst du bestimmt nicht wissen.“ Buck Rogers reichte es. „Nun hör schon auf damit! Ich will es wissen!“ „Er glaubt, dass wir beobachtet werden.“ Buck Rogers versuchte, die beiden mechanischen Wesen und vor allen Dingen sich selbst zu beruhigen, indem er widersprach: „Das ist doch nur Einbildung.“ Dabei war dem Mann durchaus klar, dass die Drohne wahrscheinlich Recht hatte. Theopolis sprach es schließlich aus, als das Klopfen weiter zunahm. „Das ist hoffnungslos, Buck. Absolut hoffnungslos.“ Hey, komm. Das wird schon gutgehen“, munterte Rogers den Quad auf. Wobei er sich sagte, dass es doch im Grunde umgekehrt hätte sein müssen. Denn sterben, im eigentlichen Sinne, konnten der Quad und Twiki nicht. Oder etwa doch? Sie durchquerten eine enge Seitengasse und traten kurz darauf wieder auf eine breitere Straße hinaus. Gerade, als Buck Rogers Doktor Theopolis eine entsprechende Frage stellen wollte, erklärte der Quad übergangslos: „Sie sind nicht hinter dir her.“ „Was?“ Fast entschuldigend erklärte ihm der Quad: „Nimm es mir nicht übel, Buck, aber sie sind hinter Twiki und mir her. Meine goldenen Leitungen und bestimmte Teile meines Inneren bringen viel Geld auf dem Schwarzmarkt dieser Stadt ein. Und was die Mutanten mit Twiki machen, das will ich dir lieber nicht erzählen.“ Die letzten Worte des Quad hörte Buck Rogers kaum. Auch das ständige Klopfen und Pochen, das die Mutanten verursachten, trat in den Hintergrund, während er starr nach Vorne blickte. Zu einer etwas besser erhaltenen Straßenecke. Er glaubte, sie zu kennen und mit einem bestimmten Verdacht rannte er los, ohne auf seine beiden Begleiter zu achten. Rogers rannte einen meterhohen Schutthaufen hinauf und warf einen Blick um die Ecke. Wenn seine Vermutung sich als richtig erwies, dann musste es dort ein Straßenschild an der Mauer geben. Den Captain überkam ein Gefühl, als würde eine eisige Hand nach seinem Herzen greifen, als er tatsächlich auf eine steinerne Hinweistafel blickte. STATE STREET stand dort. Hier hatte er zuletzt, zusammen mit Jennifer, gewohnt. Erregt stieß Buck Rogers aus: „Mein Gott. Hier ist es!“ Der Captain rannte zu seinen beiden so ungleichen Begleitern zurück. Dabei sah er sich um und versuchte sich in Erinnerung zu rufen, in welcher Richtung der Friedhof lag. Theopolis, der den Mann dabei beobachtete, ohne zu ahnen, was gerade in dem Mann vor sich ging, meinte besorgt: „Ich will deine Strategie nicht kritisieren, Buck. Aber hier, mitten auf der Straße, zu stehen. Ist das nicht sehr dumm?“ Buck Rogers ging auf die Frage nicht ein, sondern er drehte sich in die vier Himmelsrichtungen, bis er sich sicher war, wie er von hier aus weitergehen musste. Dabei sah er zum ersten Mal einen menschlich wirkenden Schatten an einem der Gebäudefenster. Ihm wurde erst jetzt die Gefahr bewusst, in der er, Twiki und Theopolis schwebte. So trieb er sie an. „Kommt mit!“ Twiki sah dem davon stürmenden Mann hinterher und piepte eine Frage zu Theopolis, der erwiderte: „Ich weiß nicht, wohin er rennt. Folge ihm einfach, Twiki!“ Buck Rogers, der bereits zwanzig Meter Vorsprung hatte, durchquerte die Überreste eines Mauertores, das kaum noch zu erahnen war. Doch jetzt, da Rogers wusste, wo er sich befand, erkannte er es dennoch wieder. Kurze Zeit später erreichte er die ersten erhaltenen Grabsteine. Er hatte gefunden, wonach er unbewusst gesucht hatte. Vielleicht erfuhr er hier etwas über seine Familie. Seine Familie war wohlhabend gewesen und seine Eltern besaßen hier, bereits seit vor seiner Geburt, eine Familiengruft. Er kniete sich an einer markanten Grabplatte ab und kontrollierte die Inschrift, um zu prüfen, dass er sich nicht verlief. Dann wandte er sich zielsicher nach Rechts. Twiki, der mit beachtlichem Tempo dem Menschen gefolgt war, blieb an der Grabplatte stehen, sah darauf und piepte erneut eine Frage in Maschinensprache. „Ich weiß nicht, was er vorhat“, gab Theopolis zurück. „Folge ihm einfach!“ Die Drohne kam dem Befehl des Quad umgehend nach. Inzwischen war Buck Rogers rasch weiter gelaufen. An einem etwas schief stehenden aber dennoch wiederzuerkennenden, großen Grabstein blieb er abrupt stehen, so als ob er gegen ein unsichtbares Hindernis geprallt wäre. Fast andächtig umrundete er den Stein, auf dem, vor seinem Start ins All, nur die Namen seiner bereits verstorbenen Großeltern gestanden hatten. Auf der anderen Seite kniete er sich ab und starrte ungläubig und mit einem wehen Gefühl in der Magengrube, auf die Namen, die nun dort zu lesen waren. Twiki rannte unterdessen auf die Position des Captains zu, wobei er immer wieder elektronische Geräusche von sich gab, bis Theopolis ihn ermahnte, das zu unterlassen, um seine Atombatterie nicht zu schnell zu entladen. Als die Drohne endlich neben Buck Rogers stand, folgte ihr Blick dem des Captains und auch Theopolis konnte auf den Grabstein sehen. Buck Rogers nahm die Anwesenheit der beiden mechanischen Wesen kaum wahr. Er verspürte eine tiefe Trauer, als er unter den Namen seiner Großeltern in drei Reihen darunter angeordnet las: [align type="center"]Edna & James Rogers[/align] [align type="center"]Frank Rogers[/align] [align type="center"]Marilyn Rogers[/align] Darunter stand noch ein vierter Name und in Buck Rogers krampfte sich Alles zusammen. Denn die Frau, deren Name er dort las, hatte er mit Leib und Seele geliebt. [align type="center"]Jennifer Rogers[/align] Erst nach einem langen Moment sagte Buck Rogers tonlos zu Doktor Theopolis: „Hier liegen meine Eltern, meine beiden Geschwister und meine Frau begraben. Jetzt weiß ich wenigstens Etwas. Aber hier stehen keine weiteren Daten. Keine Jahreszahlen.“ „Nur ein paar Menschen sind überhaupt begraben worden“, erklärte der Quad, obwohl er von Huer keine Erlaubnis erhalten hatte, Rogers diese Fakten preiszugeben. „Es geschah Alles so schnell. Familien wurden zusammen begraben. Daten waren unwichtig. Alle Systeme waren zusammengebrochen. Zum Schluss des Krieges hin gab es keine Armeen mehr. Keine Kämpfe. Nur Hunger, Seuchen und überall lauerte der Tod.“ Buck Rogers Blick verfinsterte sich. „Wäre ich doch bei ihnen gewesen!“ „Du kannst nicht zurück gehen, Buck“, sprach Theopolis mahnend auf den Menschen ein. „Das gehört Alles der Vergangenheit an. Aber du kannst uns bei unserer Zukunft helfen. Falls es für uns eine Zukunft gibt. Ich fürchte es ist zu spät!“ Erst jetzt wurde Buck Rogers das Geschrei der Mutanten gewahr, die auf den Friedhof gestürmt kamen. Vermummte menschliche Gestalten, die mit groben Knüppeln, Metallstangen oder primitiven Waffen, wie Messern und Äxten bewaffnet waren. „Versteckt euch, ich lenke sie ab“, raunte der Captain und schob Twiki nach links, während er um den Grabstein herum spähte. Was er sah war alles Andere, als ermutigend. Die Mutanten hatten sie bereits umzingelt. Aber Buck Rogers war fest entschlossen, sein Leben, so teuer wie möglich zu verkaufen. Noch war er nicht bereit, die Hoffnung aufzugeben und sich den Mutanten zu ergeben. Die ersten der übel stinkenden Mutanten drangen auf Rogers ein und nur dank seiner Nahkampf-Ausbildung konnte sich Rogers diese Gestalten vom Hals halten. Doch für jeden, den er abwehrte, schienen zwei neue Mutanten nachzurücken. Von Sekunde zu Sekunde zog sich der Kreis um ihn und seine beiden Begleiter herum immer enger. Erst jetzt bekam Buck Rogers die Gelegenheit, sich diese Gestalten genauer anzusehen. Die meisten von ihnen hatten ihre Gesichter verhüllt. Teilweise mit Tüchern und teilweise mit ledernen Masken, die nur Öffnungen für Augen, Nase und Mund frei ließen. Die Arme waren zum Teil bandagiert. Ob wegen Verletzungen oder aus anderen Gründen, das konnte Buck Rogers bestenfalls vermuten. Captain Buck Rogers sah sich verzweifelt nach einer Fluchtmöglichkeit um, doch es gab keine. Der Einschließungsring der Mutanten war lückenlos. Sie zogen den Ring nun langsam enger, sich ihrer Beute sicher. Buck Rogers schloss mit seinem Leben ab. Genau in dem Moment, als er aus den Augenwinkeln heraus ein seltsames Aufblitzen bemerkte. Einen Herzschlag später hörte er ein helles Sirren und bei jedem Sirren jagte ein grell-blauer Laserstrahl zwischen die Mutanten. Schuss um Schuss fuhr unter die wilde Horde, die nun panisch und in alle Richtungen auseinander stob. Erst jetzt erkannte Buck Rogers die Umrisse eine Panzerfahrzeuges, auch wenn es anders aussah, als alle Panzer, die er je gesehen hatte. Auch das Motorengeräusch der Maschine hörte er nun, da er sich langsam entspannte. Die Besatzung des Fahrzeuges schoss kompromisslos weiter auf die Mutanten, bis sich die Meute in wilder Panik endgültig zurückzog. Buck Rogers beobachtete, wie der Panzerwagen nur wenige Meter von ihm entfernt anhielt. Eine Luke öffnete sich und vier schwerbewaffnete, in Weiß gekleidete, Soldaten sprangen aus dem Innern und sicherten die Umgebung. Eine fünfte Person stieg aus und verwundert stellte Rogers fest, dass es sich um Colonel Wilma Deering handelte. Einen Schritt vor ihm blieb sie, mit strenger Miene, stehen und legte die Hände auf den Rücken. „Guten Abend, Colonel“, begrüßte Buck Rogers, der eben erst dem Tod von der Schippe gesprungen war, die Frau spöttisch. „Was machen Sie denn nachts hier Draußen?“ „Ich bin hergekommen, um Sie zu finden, Captain. Auf eigene Faust.“ Rogers grinste breit. „Das macht mich ganz heiß.“ „Wie bitte?“ „Vergessen Sie es“, riet ihr Buck Rogers. Irgendwie sprach diese Frau einfach nicht seine Sprache, wie es schien. „Übrigens: Erwarten Sie keinen übermäßigen Dank. Wir sind hier ganz gut klargekommen, bevor Sie aufgetaucht sind, nicht wahr, Theo?“ „Äh…“ machte der Quad und seufzend meinte Rogers: „Vergiss es Theo!“ Danach wandte sich der Mann wieder Wilma Deering zu. Natürlich war er ihr dankbar dafür, dass sie hergekommen war. Doch irgendwie sperrte sich etwas in seinem Inneren, das zuzugeben. Vielleicht wollte sie ihm auch nur hinterher schnüffeln. „Mir gefällt es hier übrigens. Es ist zwar ein bisschen primitiv, aber das hier ist ja auch die Southside von Chicago. Und jetzt entschuldigen Sie mich.“ Der Tonfall der Frau veränderte sich und nahm eine gewisse Schärfe an. „Sie verschwenden nur unsere Zeit. Ich werde sie mitnehmen, in die Innere Stadt.“ „Ich habe aber noch nicht alles gesehen! Sie werden also ohne mich fahren müssen, außer wenn Sie mich erschießen wollen“, begehrte Rogers auf. Natürlich würde er mitgehen, aber er war nicht dazu bereit, ihr so schnell nachzugeben. Ohne dass er hätte einen Grund nennen können, für sein nun irrationales Verhalten. Also wandte er sich von der Frau ab. Hinter seinem Rücken hörte er die Frau sagen. „Captain Roger! Einmal sind Sie davongekommen, doch diesmal nicht! Lieutenant…!“ Rogers bekam nicht mit, wie einer der Soldaten mit seiner Waffe auf ihn anlegte und schoss. Er hörte noch ein helles Sirren, bevor sein Bewusstsein abrupt ausgelöscht wurde. Kapitel 6: Unebenheiten ----------------------- 6. Unebenheiten Vor einer Viertelstunde hatte Wilma Deering ein Anruf in ihrem Quartier erreicht. Er war von Elias Huer persönlich gekommen. Der Präsident der Inneren Stadt, wie die meisten Menschen Städte wie New-Chicago nannten, hatte sie in sein Büro bestellt. Auf dem Weg zum Hauptquartier überfiel sie der unangenehme Gedanke, dass vielleicht aufgeflogen war, was sie vor einiger Zeit getan hatte. Für ihren Bruder Aiden. Seine Nähe und sein Rat fehlten ihr seit einiger Zeit. Vielleicht fühlte sie sich deshalb momentan so einsam. Vielleicht war das auch mit ein Grund, warum Buck Rogers sie so sehr verwirrte. Denn so verschieden der Captain und ihr Bruder auch sein mochten, in manchen Gesten oder Blicken des Captains, glaubte Wilma Deering ihren Bruder wiederzuerkennen. Die Kampfpilotin verwarf diese unnützen Gedanken. Wenn ihre Befürchtungen Realität gewesen wären, so hätte Huer sie vorführen lassen. Schon allein deswegen, weil der Computerrat darauf bestanden hätte. Da hätte der Präsident alle persönlichen Gefühle, die sie und ihn verbanden, außen vor gelassen. Wilma Deering hatte Huer im Jahr 2485 kennengelernt. Kurze Zeit, nachdem der Mann den Posten des Verteidigungsministers übernahm. Damals hatte sie kurz vor ihrer Beförderung zum Major gestanden. Da ihre und Aidens Eltern, die ebenfalls Jagdflieger gewesen waren, im Herbst des Jahres 2472, bei einem Kampfeinsatz gegen ein Piratenkommando starben, entwickelte sich im Zuge dieses Kennenlernens schnell so etwas wie eine Vater-Tochter-Beziehung, zwischen ihr und Doktor Huer. Diese Beziehung vertiefte sich, nach dem Tod seiner Frau, vor drei Jahren. In der Zeit tiefer Trauer war sie für Elias Huer da gewesen. Darum fürchtete sie den Moment, wo er vielleicht zu dem Schluss kommen könnte, dass sie ihn enttäuscht hatte. Die junge Frau machte sich von diesen finsteren Gedanken frei, als sie das Hauptquartier des Erd-Direktorats erreichte und mit dem Lift zu Huers Büro hinauf fuhr. Als Wilma Deering sich schließlich im Vorzimmer zu Huers Büro anmelden ließ und kurz darauf eintrat, hatte sie sich wieder vollkommen im Griff. Beherrscht schritt sie auf den ausladenden Schreibtisch von Huer. Wobei sie ein Gefühl von Déjà-vu überkam, denn auch heute Morgen stand Twiki an dem Schreibtisch und trug Doktor Theopolis um den Hals. Beinahe hart fragte sie Huer, wobei sie Theopolis und Twiki nur mit einem kurzen Seitenblick streifte: „Was ist denn los?“ Doktor Huer reichte ihr wortlos das Daten-PADD, das er in seinen Händen hielt. Wilma Deering überflog den dortigen Bericht und sah auf. Dabei lag so etwas, wie ehrliche Enttäuschung in ihren Augen. Leise fasste sie zusammen: „Dann ist es also doch wahr. Buck Rogers arbeitet für die Piraten.“ „Ich glaube es immer noch nicht!“, warf Theopolis, beinahe ohne Verzögerung, ein. Etwas verärgert nahm Elias Huer den Mikrosender, der unübersehbar, fast anklagend, auf der Platte seines Schreibtisches gelegen hatte und widersprach dem Quad: „Was das betrifft stehen Sie allein da, Theopolis. Der Mikrosender war in seinem Navigationsmodul eingebaut. Er hat damit unseren Feinden vermutlich unseren geheimen Eingangskanal zur Erde verraten. So verhält sich doch kein Unschuldiger.“ Huer reichte den Sender Wilma Deering, die ihn an sich nahm und ihn eingehend musterte. Gerade so, als könne der Sender ihr dadurch verraten ob Buck Rogers wirklich ein Pirat war, oder nicht. Das Handteller große Gerät verriet ihr nur allzu deutlich, dass es sich um jene Technik handelte, die von den Piraten verwendet wurde. Bei diversen Gelegenheiten waren solche Sender früher bereits sichergestellt worden. Zutiefst verwirrt sah Wilma Deering schließlich zu Huer. „Also, zuerst dachte ich, er wäre schuldig und dann wiederum…“ Die Frau unterbrach sich und suchte nach Worten. Doktor Theopolis nutzte die Gelegenheit um einzuhaken: „Sie sind in Ihrer Beurteilung nicht objektiv, Colonel. Ich andererseits spreche aus rein sachlichen Gründen für ihn.“ Huer sah den Quad interessiert an. „Welche Gründe sind das?“ „Von einer Sache bin ich fest überzeugt“, gab der Quad bereitwillig Auskunft. „Unser Freund, Captain Rogers, hat tatsächlich Prinzessin Ardala kennengelernt und ist an Bord der draconianischen Sternenfestung gewesen. Seine Beschreibungen, bei unserem Gespräch, waren viel zu präzise, um nur die Erfindungen eines Piraten zu sein.“ Wilma Deering brachten die Worte des Quad ins Grübeln. Fieberhaft überlegend orakelte sie: „Vielleicht sind die Piraten bei ihr auf dem Kriegsschiff gewesen und haben ihm später diese Informationen gegeben?“ Die Reaktion des Quad erfolgte sofort. „Aber mein Liebe, sie sind doch Todfeinde. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass ein Pirat einen solchen Besuch überleben und Irgendwem davon berichten könnte.“ Die beiden anwesenden Menschen sahen sich fragend an. Die Argumentation des Quad hatte etwas für sich. Es war Wilma Deering, die nach einem Moment fragte: „Was wird nun mit Captain Buck Rogers geschehen?“ „Doktor Apol, vom Computerrat, hat bereits Anklage gegen Buck Rogers erhoben“, antwortete Elias Huer nachdenklich. „Er will diese Angelegenheit schnellstmöglich geklärt wissen. Ich habe einem solchen Verfahren zugestimmt. Wenn Captain Buck Rogers wirklich unschuldig sein sollte, dann wird das Verfahren dies beweisen. Ebenso, falls er schuldig ist und bestraft werden muss.“ „In diesem Fall übernehme ich die Verteidigung des Captains“, ließ sich Theopolis vernehmen. „Das ist das Mindeste, was ich für ihn tun kann und es ist richtig.“ „Das wird Doktor Apol aber nicht gefallen“, bemerkte Wilma Deering düster. „Normalerweise ist doch er es, der den Verteidiger zuweist.“ „Diese Aufgabe kann von jedem Quad übernommen werden“, gab Theopolis ruhig zurück. „Keiner von uns würde einen Formfehler begehen oder wegen Befangenheit Fakten beschönigen oder gar unterschlagen. Außerdem würden wir nie gefühlsmäßig entscheiden.“ Wilma Deering war sich bei dem letzten Punkt, den Theopolis angeführt hatte, gar nicht so sicher, doch sie hütete sich das in Worte zu fassen. Denn sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie Theopolis darauf reagieren würde. Zu Huer gewandt meinte Theopolis: „Bitte informieren Sie den Rat von meiner Entscheidung, Doktor Huer. Ich werde mich von Twiki zu unserem Hauptarchiv bringen lassen. Vielleicht finde ich dort Hinweise, die mir nützlich sein können. Komm, Twiki!“ Die Drohne piepte zur Bestätigung zweimal und setzte sich in Bewegung. Huer sah den beiden ungleichen Wesen nach und sah dann zu Wilma Deering. „Ich wünschte, ich wüsste, was Prinzessin Ardala zu dieser Angelegenheit zu sagen hätte.“ * * * An Bord der DRACONIA, die sich momentan noch rund zehn Millionen Kilometer von der Erde entfernt befand, schwamm Prinzessin Ardala splitternackt in einem Schwimmbecken, dessen Auskleidung eine gewisse Ähnlichkeit mit irdischem Marmor hatte. Bei ihr im Wasser befand sich ihre Leib-Dienerin, Daenara. Wie die Prinzessin selbst trug auch sie keinerlei Kleidung an ihrem gertenschlanken, tiefbraunen Leib. Ardalas Leib-Dienerin stammte von einer der vielen, Inselgruppen der südlichen Halbkugel von Draconia. Nebeneinander schwammen die beiden nackten Frauen durch das Becken. Als sie den Rand erreichten lachte Ardala, die sich zuvor ihr Haar von ihrer Dienerin hatte hochstecken lassen und griff nach einem Pokal, aus einem golden schimmernden, draconianischen Edelmetall, namens Ynkaron. Nach einem Schluck des schweren, süßen Weins, wandte sie sich zu Daenara um und streckte ihre rechte Hand nach der jungen Frau aus. Nach terranischer Zeitrechnung, war Daenara vierundzwanzig Jahre alt. Die Dienerin legte ihre schlanke Hand in die der Prinzessin und ließ sich von ihr heranziehen. Ardala gab ein leises Seufzen von sich, als sich die warme, nasse Haut der Dienerin an die Ihre schmiegte. Dabei legte sie ihren linken Arm um die schmalen Hüften der Dienerin, bevor ihre Hand herab glitt und auf dem knackigen Po der jungen Frau liegen blieb. Das hatte sie schon oft bei Daenara gemacht und diese erwiderte die Liebkosung der Prinzessin. Wie so viele Male zuvor bereits. Dabei waren Daenara die Berührungen der Prinzessin durchaus nicht unangenehm. Ganz im Gegenteil, sie liebte diese sanften Berührungen und auch Ardalas sonstige Liebkosungen. Bereitwillig öffneten sich ihre Lippen, als Ardala sie küsste. Zuerst sanft, dann immer fordernder. Unter Wasser glitt die rechte Hand der Dienerin automatisch zwischen die Beine der Prinzessin. Daenara wusste, dass Ardala es mochte, wenn sie dort von ihr liebkost wurde. Nach einer Weile drang zuerst ihr Mittelfinger, dann auch ihr Ringfinger in Ardala ein und langsam hob sie die Prinzessin vom Boden des Schwimmbeckens an. Ardala, die beide Arme um den Nacken von Daenara gelegt hatte, bog ihren Oberkörper leicht zurück und seufzte heiser. Zum ersten Mal war Daenara so vor fünf Jahren in sie eingedrungen. Auf ihren ausdrücklichen Wunsch hin. Doch noch keinen Mann hatte sie bisher dort gespürt. Die kaiserlichen Etikette ließen eine Vereinigung mit einem Mann nicht zu, bevor sie verheiratet war. Doch bisher hatte sie keinen würdigen Partner gefunden. Wie die Schneiden einer Schere spreizten sich die durchgestreckten, schlanken Beine der Prinzessin immer weiter auseinander, während sie ihre Augen schloss und den Kopf in den Nacken legte. Dabei öffnete sie weit ihren Mund und atmete rasch ein und aus. In Gedanken formte sich das Bild eines Mannes. Zu Ardalas Überraschung handelte es sich dabei um das Abbild jenes Mannes, der vor kurzer Zeit erst hier an Bord gewesen war und der vermutlich, durch den Verteidigungsschild um Terra, längst zu Tode gekommen war. Ardala beugte sich vor und klammerte sich an Daenara, als sich ihr Körper wild hin und her wand. Erst nach geraumer Weile entspannte sich ihr sportlich schlanker Leib und sie küsste Daenara, lang und ausdauernd, bevor sie hauchte: „Was immer auch geschehen mag, Daenara, ich werde dich stets bei mir behalten.“ Dabei sah sie der Dienerin in die dunklen Augen und sagte ihr mit Blicken das, was sie der Etikette wegen mit Worten niemals sagen durfte. Nämlich, dass sie Daenara liebte und dass sie ihre einzige, wirkliche Freundin war. Daenara verstand die Prinzessin. Auch ohne Worte. Sie stellte Ardala langsam auf die Füße und zog ihre Finger, ganz behutsam, wieder zurück. Eng an Ardala geschmiegt strichen ihre Hände über Po und Rücken der Prinzessin und leise erwiderte sie: „Ja, Prinzessin.“ Ardala löste sich endlich aus den Armen der drei Jahre jüngeren Frau und meinte in angenehmer Entspannung: „Lass uns noch etwas schwimmen, Daenara.“ Die beiden Nackten hatten gerade die Mitte des Schwimmbeckens erreicht, als der Summer des Quartiers einen Besucher ankündigte. Rasch schwamm Ardala zum Rand des Becken und gab dabei das Stimmenkommando zum Öffnen des Schotts. Wobei sie bereits vor dem Eintreten von Kane geahnt hatte, dass er es war, der sie sprechen wollte. Sie legte ihre Arme auf den Rand des Beckens und sah fragend zu Kane auf, als er am Rand des Beckens stehen blieb. Ohne Umschweife begann der Mann zu berichten. „Ich habe Nachrichten von der Erde erhalten. Über Captain Rogers´ Schicksal.“ Prinzessin Ardala ließ sich Nichts anmerken, doch seine Worte, die so klangen, als würde der Captain noch unter den Lebenden weilen, ließen ihr Herz schneller schlagen. Betont desinteressiert sah sie Kane in die Augen und verlangte: „Fahren Sie fort, Kane!“ „Sein Raumschiff wurde von Jägern des Verteidigungs-Direktorats abgefangen und sicher zur Erde geleitet. Wie ich es erwartet hatte.“ Die insgeheime Freude Ardalas erfuhr eine Steigerung, doch auch jetzt verzog sie keine Miene, sondern verlangte von Kane zu erfahren: „Hat der Mikrosender, der von unseren Technikern an Bord des Raumschiffes versteckt wurde, die entsprechenden Informationen übertragen, die die Streitkräfte meines Vaters sicher durch den Schutzschild der Erde bringen können, Kane?“ Kane nahm sich etwas zu trinken, bevor er die Prinzessin offen ansah und das Gesicht verzog: „Ja, aber der Sender ist leider entdeckt worden. Inzwischen dürfte sich also der Kanal nicht mehr an den alten Koordinaten befinden.“ „Sehr bedauerlich!“ Kane tat diesen Umstand mit einem finsteren Lächeln ab. „Das macht Nichts. Wenn wir auf der Erde erst einmal empfangen worden sind, werde ich Kontakt zu meiner Fünften Kolonne aufnehmen. Sie wird versuchen, den Schild von dort aus zu zerstören.“ Fragend musterte die Prinzessin den Commander der Sternenfestung. „Werden die Terraner nicht misstrauisch werden, wenn Captain Rogers ihnen erzählt, dass er an Bord unserer Sternenfestung war?“ „Sie werden ihm nicht glauben“, erwiderte Kane überzeugt. „Captain Buck Rogers ist so gut wie tot, Prinzessin.“ Ein Glitzern trat in die Augen der Prinzessin und für einen kurzen Augenblick lang verspürte sie den Wunsch, Kane für seine letzten Worte töten zu lassen. Dabei hegte sie die vage Hoffnung, dass Rogers nichts geschehen würde. Mit einer herrischen Geste ihres rechten Armes veranlasste sie Kane dazu, seinen Pokal zu leeren, ihn abzustellen und das Quartier zu verlassen. Mit beinahe mörderischem Blick sah Ardala ihm nach, bevor sie sich abwandte und hinüber schwamm, zu Daenara. Mehr denn je verspürte sie jetzt das dringende Bedürfnis, von ihrer Leib-Dienerin in die Arme genommen und geküsst zu werden. * * * Auf der Erde saß Buck Rogers in einem Raum, der jenem glich, in dem er sich mit Doktor Theopolis unterhalten hatte, nachdem er auf der Erde gelandet war. Für eine Gefängniszelle war dieser Raum, mit sechs mal sechs Metern, großzügig dimensioniert. Auf dem einfachen Stuhl vorgebeugt, die Unterarme auf die Oberschenkel gelegt, brütete Rogers vor sich hin, während Theopolis, um Twikis Hals, beruhigend zu ihm sagte: „Mach dir keine Sorgen, wegen der Verhandlung. Ich bin ein Mitglied des Computerrates und ich werde dich weiterhin verteidigen, so gut ich es vermag. Die Beweisaufnahme hat heute Morgen bereits stattgefunden und der Computerrat verarbeitet momentan die Daten, um ein Urteil zu finden. Man wartet jedoch noch das Schlussplädoyer der Anklage und der Verteidigung ab, zu dem wir jeden Moment gerufen werden.“ Zweifelnd sah Buck Rogers zur Seite. „Danke, Theo. Es ist schön, wenigstens einen Freund auf der Erde zu haben.“ „Biddi-Biddi-Biddi-Biddi-Biddi“, gab Twiki von sich und in einer fast menschlich anmutenden Geste legte sich seine metallene Hand auf den Arm von Buck Rogers. Unwillkürlich musste Rogers lächeln. Er klopfte mit seiner Hand auf die des Maschinenwesens und verbesserte sich: „Entschuldige, Twiki. Zwei Freunde.“ Seit er wieder zu Bewusstsein gekommen und auf einer schmalen Liege, an einer der vier fensterlosen Wände, zu sich gekommen war, befand er sich hier. Gefühlt bereits einige Stunden, seit seinem Aufwachen. Darum sah Buck Rogers fast erleichtert auf, als sich endlich die Tür öffnete und einer von vier Wachsoldaten eintrat. „Kommen Sie mit, Captain!“ Buck Rogers erhob sich und folgte dem weiß Uniformierten. Gefolgt von Twiki und Theopolis. Auf dem Gang wurden sie, von den vier Bewaffneten, in die Mitte genommen und durch die Gänge des Hauptquartiers geführt. Dabei dachte Rogers spöttisch, dass er den Piraten sehr genaue Informationen hätte geben können, würde er tatsächlich für sie arbeiten. Beinahe erleichtert betrat er schließlich den Verhandlungsraum. Man wies ihn an, sich auf einen Stuhl zu setzen, der mit einigen Sensorflächen ausgestattet war. Wozu sie dienten, das konnte Buck Rogers nicht erkennen. Vor dem Captain erstreckte sich ein winkelförmiger, zweistufiger Podest, auf dem sämtliche Mitglieder des Computerrats thronten. Insgesamt 14 Quads, deren wissenschaftlich korrekte Bezeichnung Ambuquads lautete. Der Platz des fünfzehnten Vertreters des Computerrates war leer, denn Theopolis hing in diesem Moment um den Hals von Twiki. Er hatte beschlossen, an der Seite des Captains zu stehen, solange er ihn verteidigte. Eine Geste der Solidarität mit dem Captain, den Theopolis noch immer für unschuldig hielt. Diese insgesamt 15 Ambuquads stellten das Ergebnis des letzten, hoch geheimen, militärischen Projektes der Vereinigten Staaten von Amerika dar. Ziel dieses Geheimprojektes war es gewesen, Supercomputer in Kompaktbauweise herzustellen, die sich untereinander, über einen gesicherten Funkkanal, miteinander vernetzen konnten. Sie sollten gleichzeitig in höchstem Maße lernfähig sein und in begrenztem Umfang auch zu eigenständigem Denken. Bevor die Quads vom Militär genutzt werden konnten war es zum Ausbruch des Dritten Weltkriegs gekommen, wobei die Anlage zur Herstellung der Quads, bei Chicago gelegen, wie durch ein Wunder, kaum beschädigt wurde. Mehrere Quads, die zu diesem Zeitpunkt aktiv gewesen waren, hatten es schließlich geschafft, ihre noch nicht einsatzbereiten Gegenstücke zu aktivieren und sich miteinander zu vernetzen. Es hatte jedoch annähernd dreihundert Jahre gedauert, bis die Quads schließlich, im Jahr 2276, von Soldaten des Verteidigungs-Direktorats der Erde gefunden wurden. Schnell hatten die damaligen Verantwortlichen von New-Chicago erkannt, welchen Wert diese insgesamt 15 Quads darstellten. Nach relativ kurzer Zeit, in denen die Quads Lösungen für zahlreiche Probleme, der erst langsam wieder erstarkenden Menschheit, gefunden hatten, wurde von den Terranern der Computerrat ins Leben gerufen, der schon bald eine gewichtige Stimme im Erd-Direktorat bekam. Vollkommen in ihrem Labor von der Außenwelt abgeschottet, hatten die Quads erst nach ihrer Wiederentdeckung von den schrecklichen Ereignissen, ab dem Jahr 1987, erfahren. Zu diesem Zeitpunkt wurde, anhand der Reaktionen der Quads, zum ersten Mal deutlich, dass diese über die Fähigkeit verfügten, echte Gefühle zu entwickeln, was für die Menschen dieser Zeit eine unerwartete Überraschung gewesen war. Ab diesem Zeitpunkt wurden die Quads im offiziellen Sprachgebrauch nicht mehr als Maschinen, sondern als Lebewesen, geführt. Seit der Gründung des Computerrats war der Einfluss der Quads immer mehr angestiegen und gegenwärtig lag die Judikative komplett in ihrem Verantwortungsbereich. Denn besser als jeder Mensch kannten Quads die Buchstaben des Gesetzes. Auch passierten ihnen keinerlei Formfehler. Bei einem kurzen Blick über die Schulter stellte Buck Rogers fest, dass sich Wilma Deering unter den Anwesenden befand, die bei dieser Verhandlung persönlich anwesend sein durften. Sie wich seinem fragenden Blicken aus und so sah der Mann wieder nach vorne. Der Vorsitzende des Computerrats, Doktor Ceres, ein Quad mit auffallend gelb aufleuchtenden Augen, wenn er sprach, eröffnete die Verhandlung. „Der Computerrat ist nun bereit, die Schlussplädoyers im Fall Erd-Direktorat gegen Buck Rogers zu hören. In Bezug auf die Anklage, wegen Spionage und Hochverrat. Ankläger Apol, bitte!“ Ein Quad auf der unteren Stufe des Podestes, dessen Augenlinsen in einem hellen Blau glühten, übernahm nun das Wort und erklärte: „Der Vertreter für den Staat sieht diesen Fall eindeutig. Captain Rogers hat ein baufremdes Raumschiff durch unser Verteidigungsnetz gesteuert. An Bord befand sich ein versteckter Mikrosender, der dem Feind die geheimen Koordinaten des Einflugkanals unseres Verteidigungsschildes übermittelte. Sie werden sich fragen, welches Ziel Captain Rogers, durch den Verrat an der gesamten menschlichen Rasse erreichen will. Das können nur er und seine Piraten-Verbündeten beantworten. Aber meiner Meinung nach kann es nur das Scheitern des Bündnisvertrages mit dem Draconianischen Reich sein, dass sie in jedem Fall erreichen wollen. Denn das Inkrafttreten des Vertrages, bedeutet ihren sicheren Untergang. Das Plädoyer der Anklage ist abgeschlossen.“ Wieder meldete sich der vorsitzende Quad zu Wort. „Wir hören nun die Verteidigung. Doktor Theopolis, bitte.“ Twiki trat, mit Doktor Theopolis, etwas nach vorne, bis er neben Buck Rogers stand, bevor der Quad um seinen Hals das Wort ergriff. „Ehrenwerte Kollegen. Sie haben die Argumente der Anklage verarbeitet und das Schlussplädoyer der Anklage gehört. Ich erhebe Einspruch dagegen, Captain Buck Rogers für schuldig zu befinden. Es sind, wie ich zugeben muss, keine Beweise gefunden worden, die den Anspruch dieses Mannes unterstützen, auf der Erde geboren worden zu sein. Warum? Weil aus der Zeit vor der Großen Katastrophe keinerlei Urkunden mehr existieren, wie wir Alle wissen. Er hat keine Erklärung dafür, wie der Mikrosender an Bord seines Raumschiffs gekommen ist, weil er ihn nicht eingebaut hat. Er ist eine unschuldige Marionette in einem Krieg. Ich sage Ihnen, werte Kollegen. Wenn Sie diesen Mann schuldig sprechen, so können Sie auch mich für Schuldig erklären. Meine Sensoren sagen mir, dass dieser Mann kein Verräter ist. Das ist die Ansicht der Verteidigung. Danke sehr, werte Kollegen!“ Erneut ergriff der vorsitzende Quad das Wort. „Captain Buck Rogers. Haben Sie abschließend noch etwas zu sagen, bevor das Gericht sein Urteil fällt?“ Buck Rogers erhob sich aus dem Stuhl und sah den Vorsitzenden direkt an. „Nur, dass ich wirklich kein Verräter bin. Ich wurde benutzt. Jemand anderes zieht die Fäden. Sie wären gut beraten, sich nicht um mich zu kümmern, sondern um die Draconianer. Denn ich will Ihnen nicht schaden. Aber Prinzessin Ardala oder auch dieser Commander Kane, auf dem draconianischen Kriegsschiff, treiben ein doppeltes Spiel, wenn Sie mich fragen.“ Dabei beließ es der Mann und setzte sich wieder. Doktor Theopolis sagte zu Rogers gewandt: „Sehr gut, Buck. Du hast Nichts zu befürchten. Die Anklage hat keine schlüssigen Beweise die für eine Verurteilung reichen. Die Beratung unter meinen Kollegen sollte nicht allzu lange dauern.“ Die Quads vernetzten sich untereinander, wobei nur Theopolis, als Verteidiger und der Vorsitzende, aufgrund seiner Verpflichtung zur Neutralität, ausgenommen waren. Schließlich war es Doktor Apol, der nach Aufforderung durch den Vorsitzenden Quad, das Urteil verkündete: „Nach einstimmigem Beschluss befindet der Rat für den Staat, Sie, Captain Buck Rogers, für schuldig. Sie werden darum zum Tode verurteilt. Die Hinrichtung wird, im Anschluss an diese Verhandlung, ausgeführt werden. Die Sitzung ist hiermit geschlossen.“ Doktor Theopolis schien ehrlich überrascht zu sein, als er zu Buck Rogers gewandt meinte: „Das glaube ich nicht.“ Rogers selbst spürte einen Druck im Magen. Doch er begehrte nicht gegen das was er eben gehört hatte auf. Vielleicht war es sogar besser so, befand er. Wenn Jennifer, die sehr gläubig gewesen war, recht hatte, so würde er sie vielleicht bald im Jenseits wiedersehen. Bei diesem Gedanken fiel sein Blick auf die Menschen, die diese Verhandlung verfolgt hatten und er entdeckte Wilma Deering unter ihnen. Für einen Moment glaubte er in ihren Augen Bedauern zu entdecken, bevor sie sein Blick bemerkte und ihm, unangenehm berührt, auswich. Sie wandte sich ab und beeilte sich, den Verhandlungsraum zu verlassen. Buck Rogers bekam eine Aufforderung von dem Anführer des Wachkommandos, das ihn in seine Zelle zurückzubringen gedachte. Auf dem Weg durch die hellen Gänge des Hauptquartiers des Verteidigungs-Direktorats verfolgte Buck Rogers der Blick von Colonel Deerings blauen Augen. Er wünschte sich, tief in seinem Innern, dass er sie zu einem anderen Zeitpunkt getroffen hätte. Vielleicht wären sie dann gute Freunde geworden. Vielleicht auch mehr. Zu seiner Überraschung erkannte der Captain, dass sie ihm ein Grund hätte sein können, gegen das Schicksal, das ihm nun drohte, aufzubegehren. Doch vermutlich hasste sie ihn. So, wie ihn alle Lebewesen, hier auf der Erde, zu hassen schienen. Es schien Rogers fast zum Lachen, dass die einzigen Wesen, die in ihm keinen Feind sahen, zwei künstliche Intelligenzen waren. Wenn das seine Freunde bei der NASA geahnt hätten. Vermutlich wären sie umgekommen, vor Lachen. Als er allein in seiner Zelle saß, grübelte er eine Weile über die Ungerechtigkeiten des Lebens nach. Doch schließlich kam er zu dem Schluss, dass dies müßig war. Vielleicht sollte er seine letzten Augenblicke nicht mit solchen negativen Gedanken verbringen. Als sich nach einer Weile die Tür zu seiner Zelle öffnete, befürchtete Rogers zuerst, dass dies bereits das Kommando war, das ihn zur Hinrichtung abholen sollte. Doch zu seiner Überraschung trat Colonel Wilma Deering zu ihm in den Raum. Buck Rogers verspürte eine tiefe Wut. Vermutlich war sie nur hergekommen, um sich an seinem Unglück zu weiden. Er erhob sich von dem Stuhl und wandte ihr den Rücken zu. Hinter ihm lehnte sich Wilma Deering an eine der Wände und sah zu Rogers, der nicht den Eindruck machte, sich mit ihr unterhalten zu wollen. Nach einigen Augenblicken des Schweigens fragte sie, mit sanfter Stimme: „Wollen Sie dann gar nichts sagen?“ Buck Rogers, der auf Stur geschaltet hatte, schüttelte den Kopf. „Nein!“ Frustriert stieß sich Wilma Deering von der Wand ab und schritt rasch zu Rogers, wobei sie ihn anfuhr: „Das ist lächerlich! In jedem Fall würde ich erwarten, dass einen Mann, mit Ihren Anlagen, eine starke Wut packt! Dass er auf mich losgeht! Irgendwas sagt!“ Rogers sah die Frau nun doch an und erwiderte spöttisch: „Leben Sie wohl.“ „Buck, hören Sie auf damit! Sie benehmen sich unvernünftig!“ Rogers lachte verzweifelt auf. „Ich benehme mich unvernünftig? Erzählen Sie das bitte diesen Blechheinis, die meinen Tod beschlossen haben.“ Wilma Deering atmete tief durch, in dem Versuch besonnen zu bleiben. In ihrer typischen Art, die Hände auf den Rücken zu legen, marschierte sie auf eine der Zellenecken zu und mutmaßte: „Man hat fast den Eindruck, als würden Sie glauben, dass das Urteil nicht vollstreckt wird.“ „Sie haben Recht“, gab Buck Rogers zu. „Wenn sich die Verantwortlichen auch nur einen Tag Zeit lassen, dann wird bestimmt Niemand mehr da sein, der das Urteil vollstreckt. Auf jeden Fall wird dann kein Terraner oder Quad mehr den Befehl dazu geben.“ Wilma Deering stemmte ihre Fäuste in die Hüften. Mit verändertem Tonfall erkundigte sie sich bei Buck Rogers: „Sie bleiben also immer noch bei Ihrer Geschichte, dass die Draconianer bewaffnet sind?“ „Ja, aber Sie geben mir ja nicht die geringste Chance es zu beweisen!“ Langsam schritt die Frau wieder zu Rogers. Dabei fragte sie: „Was würden Sie denn dazu sagen, wenn ich ihnen gestehe, dass ich deswegen herkam, um Ihnen genau diese Chance zu geben, Captain?“ Zum ersten Mal, seit der Verkündung des Urteils, schöpfte Buck Rogers wieder vage Hoffnung. Er sah in Deerings Augen und fragte gedehnt: „Wie?“ Ein flüchtiges Lächeln umspielte die rot geschminkten, leicht glänzenden Lippen der Jagdpilotin. „Indem wir zu dem draconianischen Kriegsschiff fliegen und Ihre Geschichte überprüfen, wie man Sie fand.“ Rogers Augenbrauen hoben sich leicht. „Und wir uns dabei nach etwas ganz Bestimmten umsehen?“ „Ja, genau!“ Rogers legte den Kopf schief und kratzte sich dabei hinter dem rechten Ohr. Das Ganze war ihm zu vage. Noch hatte sie nicht gesagt, ob eine reelle Chance bestand, dass danach das Todesurteil aufgehoben werden würde. Darum meinte er ablehnend: „Nein, nein, der Plan gefällt mir nicht. Er beunruhigt mich sogar, wenn ich ehrlich bin.“ Sofort wieder misstrauisch werdend sah Wilma Deering den Captain an und runzelte dabei die Stirn. „Warum?“ Buck Rogers, der fast mit einer solchen Reaktion gerechnet hatte, erwiderte mit triefendem Spott: „Sie wissen doch, ich habe einen festen Termin für die Hinrichtung und wenn ich den versäume bekomme ich bestimmt einen Haufen Ärger.“ Verstimmt entgegnete Deering, wobei ihre Augen förmlich aufblitzten: „Buck, Sie sind unmöglich! Ich biete Ihnen Ihr Leben und Sie kommen mir mit dummen Witzen!“ „Sehen Sie, genau darum geht es!“, gab Rogers kühl zurück. „Was genau bieten Sie mir eigentlich an? Ist meine Hinrichtung nun aufgehoben, oder ist sie nur aufgeschoben?“ Mit zwei Schritten trat Wilma Deering so dicht an Buck Rogers heran, dass der Captain das blumige Parfüm riechen konnte, das sie aufgelegt hatte. Sie so nahe vor sich zu haben erzeugte eine Unruhe in dem Mann, die ihn für einen Moment verwunderte. Deering sagte mit abgesenkter Stimme: „Wenn Ihre Geschichte war ist, dann ist die Hinrichtung aufgehoben, Captain Rogers. Das verspreche ich Ihnen.“ Buck Rogers sammelte sich endlich wieder und deutete einladend in Richtung des Ausgangs, wobei er zum ersten Mal zu bemerken schien, wie hübsch diese Frau war, wenn sie lächelte. „Also, dann los, Colonel Deering. Fliegen wir zur DRACONIA.“ * * * Auch nachdem die fünf schnellen Jagdmaschinen des Verteidigungs-Direktorats den Energieschild hinter sich gelassen hatten, saß Buck Rogers immer noch fasziniert im Cockpit einer dieser Maschinen und versuchte, mit allen Sinnen, zu erfassen was er gerade erlebte. Allein die Geschwindigkeit mit der sie die Lufthülle der Erde hinter sich gelassen hatten konnte er nur als atemberaubend bezeichnen. Dabei hatte er nicht den geringsten Andruck gespürt. Die terranische Technik des 25. Jahrhunderts hatte etwas für sich. Er trug nun eine jener schneeweißen Kombinationen, wie sie auch Deering und ihre Flügelpiloten trugen. Wilma Deering hatte darauf bestanden, um dem Besuch den korrekten, offiziellen Anstrich zu geben. Er trug sogar eines der Fliegerabzeichen, unter dem Halsausschnitt. Damit hatte Rogers kein Problem, denn immerhin war er, vor seiner Zeit bei der NASA, Pilot der Air Force gewesen. Das Abzeichen kam ihm somit gewissermaßen zu. Nachdem sie den schmalen Korridor im Verteidigungsschild hinter sich gelassen hatten, steuerte die Navigationsautomatik von Rogers´ Raumjäger, die Maschine an die Backbordseite von Deerings Jäger. Bei einem Blick zur Seite bemerkte Buck Rogers, dass die Frau zu ihm herüber sah. Sie nahm Verbindung über Funk mit ihm auf und erklärte: „Bleiben Sie dicht an meiner Seite, Captain. Wir werden die Manöver ruhig und einfach halten. Sie brauchen nichts Anderes zu machen, als den Steuerungshebel für die Beschleunigung, oder das Abbremsen des Raumjägers zu bedienen.“ „Danke, Colonel“, erwiderte Rogers mit ironischem Unterton. „Ist es in Ordnung für Sie, wenn ich dabei gelegentlich aus dem Fenster sehe?“ „Es ist nicht angebracht leichtsinnig zu sein, Captain“, mahnte ihn Wilma Deering ernst. „Wir haben in diesem Sektor leider schon einige gute Kampfpiloten an die Piraten verloren. Wenn diese Schurken zuschlagen, dann sind sie sehr schnell. Auch wenn Sie schneller oder langsamer werden steuert Sie der Computer. Er beherrscht alle notwendigen Ausweichmanöver um ihren Angriffen zu entgehen. Wenn Sie versuchen diesen Jäger selbst zu fliegen kosten Sie uns nur einen weiteren Jäger.“ Unsichtbar für Wilma Deering verzog der Captain das Gesicht. „Ich weiß es zu schätzen, dass Sie so besorgt um mich sind, Colonel. Ich hätte mir vielleicht nur etwas zum Lesen mitnehmen sollen.“ In Wilma Deerings Jagdmaschine sprach der Materie-Scanner an und die DRACONIA zeichnete sich auf dem zentralen Display ab. Ohne auf die letzten Worte des Captains einzugehen gab sie an die anderen Piloten weiter: „Ich erkenne das Ziel unseres Fluges. Entfernung: Vier-Null-Eins Meilen.“ „Roger!“, bestätigte Lieutenant Thornberry. „Colonel, ich habe direkte Sicht auf das Ziel, an Backbord, querab. Auf etwa dreihundert Grad.“ Wilma Deering, die noch keine draconianische Sternenfestung mit ihren eigenen Augen gesehen hatte, staunte: „Wenn das Objekt aus dieser Entfernung für uns zu sehen ist, dann muss es gigantisch sein.“ Buck Rogers, der bisher die grandiose Aussicht auf das Weltall, mit all seinen Myriaden von Sternen genossen hatte, bemerkte nun auch einen Schatten an Backbord. Zuerst bedeckte er nur einige wenige Sterne, doch dann wurden es langsam mehr und Buck Rogers konnte die ungefähre Silhouette erahnen. Der Navigationscomputer nahm die entsprechende Kursänderung vor. Bei einer schnellen Rundumsicht, bemerkte Rogers, mit welch gespenstischer Exaktheit, die fünf irdischen Jagdmaschinen ihre Formation beibehielten. Der Captain flog mit Wilma Deering an der Spitze. Die drei übrigen Jagdmaschinen befanden sich hinter ihnen und bildeten mit ihnen eine Diamant-Formation, bei der Lieutenant Frazer den Abschluss bildete. Buck Rogers hatte nur wenig Zeit gehabt sich, vor ihrem Start, mit den beiden Piloten, Webster und Thornberry und der Pilotin Michelle Frazer bekannt zu machen. Alle Drei hatten auf ihn einen sympathischen Eindruck gemacht. Vielleicht ergab sich nach ihrer Rückkehr die Gelegenheit, zumindest Frazer etwas besser kennenzulernen. Vor den fünf Jäger glitzerte die draconianische Sternenfestung an einigen Stellen auf, im Licht der Sonne, die nun hinter ihnen und zu ihrer Rechten lag. Colonel Deering meldete ihre Staffel bei der DRACONIA an und bat um Landeerlaubnis. Sie musste etwas warten, bevor die Bestätigung eintraf. Gleich darauf konnte Buck Rogers feststellen, dass die Computersteuerung der Jagdmaschinen, sie hintereinander formierte, wie die Perlen an einer Kettenschnur. Weniger als einhundert Meter hinter dem Heck von Deering hielt seine Maschine auf eine breite Hangarbucht, an der Gabel-Spitze des draconianischen Raumschiffs, zu. Einen Moment später erfasste sie der grünlich schillernde Landeleitstrahl der DRACONIA und Rogers fuhr die Systeme des Jägers herunter. So wie es ihm Wilma Deering vor dem Abflug eingeschärft hatte. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen, weil er sich nun wieder dort befand, wo er nach seinem Unfall erwacht war, dachte Rogers: Da wären wir also wieder. * * * Im Quartier der Prinzessin sah Ardala fragend in Commander Kanes Augen. „Die Kommandantin von fünf terranischen Sternenjägern hat um die Erlaubnis ersucht, an Bord zu kommen? Wozu?“ Kanes Gesicht sprach Bände. Er schien nicht sicher zu sein, was er davon zu halten hatte. Dennoch erwiderte er, nach einem Moment: „Ein Sonderbotschafter. Das ist Alles, was die Kommandantin unserem Offizier der Anflugüberwachung mitteilte.“ Prinzessin Ardala erhob sich mit einer fließenden Bewegung aus ihrem hohen Sessel und schloss dabei das dünne, an einen Kimono erinnernde, schwarze Gewand etwas enger vor ihrer Brust. Langsam durch das weite Quartier schreitend, sagte sie verstimmt: „Das entspricht nicht den Vereinbarungen. Was meinen Sie, Kane? Was haben die vor?“ Kane erwiderte den fragenden Blick der Prinzessin und erwiderte ungewohnt unsicher: „Ich weiß es nicht. Aber sie haben uns hinlänglich vorgewarnt und es wird, sobald sie eintreffen, Nichts mehr geben, was uns verraten könnte.“ Prinzessin Ardala wusste, worauf Kane anspielte. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie derzeit fieberhaft alle draconianischen Raumjäger und Jagdbomber von der technischen Crew der Sternenfestung, von den Startrampen der Hangars entfernt und in die getarnten Hangarhallen hinunter gebracht wurden. Keiner der Terraner, der an Bord zu kommen gedachte, durfte erfahren, dass dieses Raumschiff nicht so unbewaffnet war, wie es die gemeinsame Vereinbarung mit den Terranern vorsah. Ardala verzog bei diesen Überlegungen verächtlich das Gesicht. Sie hasste diese Verstellung und Heimlichtuerei. Sie passte nicht zu dem Anspruch der draconianischen Rasse, allen anderen Rassen der Galaxis überlegen zu sein. Das war ihr in den siebenundzwanzig Jahren ihres bisherigen Lebens immer und immer wieder eingeflüstert worden. Bis sie es schließlich geglaubt hatte. Nun gehörten diese Dünkel zu ihrem Leben. Dementsprechend fiel nun ihre Reaktion aus. Sie warf verächtlich den Kopf in den Nacken und meinte: „Ich bin neugierig darauf zu erfahren was sie wollen. Lassen Sie uns einen besonderen Empfang für sie vorbereiten.“ Commander Kanes Mundwinkel verzogen sich zu einem anerkennenden Grinsen. Er wusste die Worte der Kronprinzessin richtig zu deuten. „Die Piratenschiffe werden den Terranern schon bald mächtig einheizen, Prinzessin.“ Ardala verschwand hinter einem Wandschirm um sich zurecht zu machen. Anders als es Kane von irdischen Frauen gewohnt gewesen war, brauchte die Prinzessin kaum eine Minute bis sie fertig war. Was mit daran liegen mochte, dass Ardala, als Angehörige der kaiserlichen Familie, nur zu gerne von dem Recht Gebrauch machte, sich spärlich zu kleiden. Das war dem gemeinen Volk verboten, es sei denn man gehörte zum Hofstaat der kaiserlichen Familie, was für gewöhnlich nur für Leibwächter und Dienerinnen galt. Die Prinzessin trug nun einen silbernen, von seltenen, draconianischen Edelsteinen besetzten Bikini, der von kleinen Anhängern und Ketten verziert wurde. Von ihm herab hingen seitlich und am Rücken dünne seidene Tücher, von violetter Farbe. Ein Farbton der für Kleidungsstücke nur dem Kaiser selbst und seinem potenziellen Nachfolger, in diesem Fall der Kronprinzessin, vorbehalten war. Auch von den silbernen Armbändern, die sie dazu angelegt hatte, hingen solche Tücher herab. An den Füßen trug sie filigran aussehende, farblich passende, hochhackige Riemchensandalen, mit Schnürung. Als sie zu Kane schritt rückte sie die kaiserliche Tiara auf ihrem Haar zurecht, bevor sie ihre linke Hand auf den angebotenen rechten Arm des Mannes legte. Dieses sich führen lassen schrieb das Protokoll für Empfänge vor und Ardala wäre es nie in den Sinn gekommen dagegen aufzubegehren. Sie erschienen gerade rechtzeitig im Haupthangar der DRACONIA um mitzubekommen, wie die fünf gelandeten terranischen Piloten ihre Jagdmaschinen verließen und sich um eine hochgewachsene, blonde Frau gruppierten. Ardala vermutete, dass es sich bei dieser Frau um die Staffelführerin handelte. Vor den fünf Weißuniformierten blieb Kane mit Ardala stehen und sagte förmlich zu der blonden Frau, die nun einen halben Schritt vortrat: Willkommen an Bord der Sternenfestung DRACONIA. Ich bin Commander Kane. Der Botschafter von Draco, dem Eroberer. Des Kriegsherren von Astrium. Dem Herrscher des Draconianischen Reiches. Ich darf Ihnen seine Tochter vorstellen: Kronprinzessin Ardala.“ „Es freut mich“, begrüßte die Prinzessin die fünf terranischen Besucher, wobei ihre Blicke unwillkürlich den Mann streiften, der direkt an der linken Seite der blonden Frau stand. Schnell wandte sie sich wieder der Frau zu: „Dies ist ein unerwartetes Vergnügen. Wir sind kaum in der Lage, Sie angemessen zu begrüßen.“ „Das ist mehr, als wir erwarten dürfen“, wehrte Wilma Deering höflich ab. Auch sie streifte Rogers mit einem schnellen Seitenblick, bevor sie erklärte: „Ich bin Colonel Wilma Deering, Kommandeurin der Dritten Streitmacht des Verteidigungs-Direktorats der Erde. Ich glaube, Captain Rogers kennen Sie bereits?“ Der Terraner verbeugte sich leicht in Richtung der Prinzessin, die eine erstaunte Miene machte und mit verwundertem Tonfall erwiderte: „Aber nein, Colonel. Wenn ich einen so flotten Captain kennengelernt hätte, so würde ich mich bestimmt lebhaft daran erinnern. Ich denke also nicht, dass wir schon einmal das Vergnügen hatten.“ Buck Rogers sah die Prinzessin scharf an. Er erkannte die Lüge in ihren Augen als sie ihm ihre Hand reichte. Er wusste jedoch was sich gehörte, also nahm er die angebotene Hand und hauchte Ardala einen Kuss auf die Finger. Dabei sagte er ruhig: „Ich glaube, Sie irren sich, Prinzessin. Ich habe ihren bezaubernden Anblick nicht vergessen.“ Mit tadelndem Tonfall warf Deering scharf ein: „Captain!“ „Hören Sie, Colonel, wir sind hergekommen um den Dingen auf den Grund zu gehen“, erinnerte sie Rogers ernst. „Die Prinzessin mag mich vielleicht nicht für erinnernswert halten, aber ich habe sie nicht vergessen. Ich mochte übrigens dieses hauchdünne, rot-schwarze Kleid.“ An dieser Stelle mischte sich Kane ein. Er wandte sich an Wilma Deering und fragte fordernd: „Colonel Deering. Um was geht es hier eigentlich. Warum sind Sie hier?“ Wilma Deering rief sich die Tarngeschichte, die sie sich für ihren Besuch auf der DRACONIA zurechtgelegt hatte, wieder in Erinnerung. „In diesem Sektor ist die Präsenz der Piraten am stärksten. Wir sind gekommen, um Ihre sichere Landung auf der Erde zu gewährleisten, und Captain Rogers…“ Weiter kam die Frau nicht, denn in diesem Moment setzten die akustischen Alarmgeber der DRACONIA ein. Gleich darauf erfolgte die Durchsage: „Alarm. Eine Gruppe von Piratenraumschiffen greift die DRACONIA an!“ Sofort schaltete Wilma Deering um und befahl ihre Piloten zu den Jägern. Bevor sie selbst sich abwenden konnte, packte Kane sie wütend am Oberarm und fauchte grob: „So also geben Sie uns sicheres Geleit? Das soll eine Eskorte sein? Sehen Sie zu, dass dieser Fauxpas kein diplomatisches Desaster für die Erde wird, Colonel!“ Damit schubste er die Frau von sich. Für einen Moment war Wilma Deering versucht, Kane eine entsprechende Antwort zu geben, doch dann gewann ihre Disziplin als Soldatin die Oberhand und sie rannte eilig zu ihrem Raumjäger. Nun galt es erst einmal, die drohende Gefahr im Weltall zu beseitigen. Denn sollte der draconianischen Kronprinzessin im erdnahen Raum etwas zustoßen, so würde das sicherlich unangenehme Konsequenzen haben. Und zwar für die gesamte Menschheit. Denn Draco galt nicht nur als sehr jähzornig, sondern es war auch bekannt, dass er von seinen dreißig Töchtern Ardala am meisten liebte. Mit einer gewissen Beruhigung stellte Wilma Deering fest, dass Buck Rogers bereits dabei war, in das Cockpit seiner Maschine zu klettern, als sie ihren eigenen Jäger erreichte. Schnell rief sie ihm zu: „Halten Sie sich aus dem Kampfgeschehen heraus, Captain! Der Kampfcomputer Ihres Jägers wird alle notwendigen Manöver durchführen! Also, lehnen Sie sich zurück, schauen Sie zu und lernen Sie! Offiziell sind Sie immer noch mein Gefangener!“ Damit schwang sich die Frau in das Cockpit und setzte sich ihren Helm auf, ohne darauf zu achten, wie Rogers auf ihre Worte reagierte. Kurz darauf glitt ihr Jäger, neben denen ihrer Kameraden auf eine der Startschienen. Die Gravo-Katapulte wurden energetisch geladen und gleich darauf erfolgte der Abschuss ins Weltall. * * * Bei den letzten Worten Deerings wäre Buck Rogers am liebsten gleich wieder aus dem Cockpit gesprungen, um zu ihr zu laufen und ihr einmal heftig die Meinung zu sagen. Doch auch er war Soldat genug, um diesem Drang, angesichts der drohenden Gefahr, nicht nachzugeben. Er blieb sitzen und beschloss, diese Aussprache auf Später zu vertagen. So versuchte er, sich innerlich auf das vorzubereiten, was nun folgen würde. Ein realer Luftkampf – oder nein: Raumkampf war wohl das besser Wort dafür. Dabei hatte er nicht die geringste Ahnung, wie ein solcher Kampf ablaufen würde. Als Pilot der USAF hatte er Kampfjets geflogen und an simulierten Luftkämpfen teilgenommen, doch er hatte niemals ein reales Gefecht auf Leben und Tod erlebt. Nun wurde er in eine Schlacht geworfen, von deren Regeln er nicht die geringste Ahnung hatte und als wäre das noch nicht ausreichend gewesen, würde ein verdammter Computer für ihn diesen Jäger fliegen. Ein Fluggerät, dessen Grenzen und dessen Leistungskraft er bestenfalls erahnen konnte. Das wirkte beängstigend. Doch die Situation war, wie sie war. Immer noch besser, als hingerichtet zu werden. Deerings Jäger war eben gestartet und einen Moment später folgte Buck Rogers ihr, auf dem gleichen Weg, hinaus ins Weltall. Dorthin, wo der Feind bereits die draconianische Sternenfestung umkreisend und attackierend auf sie wartete. Buck Rogers erkannte, bei einer schnellen Rundumsicht, dass die Kampfcomputer der terranischen Jagdmaschinen die Jäger zu einer geschlossenen Keilformation gruppiert hatten. Etwas, das Buck Rogers zu denken gab. Bei diversen simulierten Luftkämpfen hatte er etwas andere Taktiken gelehrt bekommen. Er fragte sich, warum die Maschinen nicht in zwei Rotten gruppiert wurden. Im nächsten Moment erfolgte ein Break-Manöver und die fünf Jäger schossen in verschiedene Richtungen davon. Das verwunderte Rogers noch mehr, denn nun konnten sich die Jäger nicht mehr gegenseitig decken. Er beobachtete auf seinem Hauptdisplay, wie sich zwei Piraten-Jäger hinter Captain Thornberry formierten. Doch der Kampfcomputer des Jäger hielt sich stur an sein Programm. Rogers konnte nicht länger still zusehen, darum rief er über Funk: „Vorsicht Thornberry! Sie haben zwei Jäger auf sechs Uhr!“ Die Piraten feuerten grell-bläuliche Energiestrahlen auf den terranischen Jäger und einen Moment später explodierte Thornberry´s Kampfjäger in einer grellen Explosion. Zwei andere, der insgesamt sechs, Feindmaschinen setzten sich auf die Fährte von Webster. Wieder versuchte Buck Rogers es mit einer Warnung. „Passen Sie auf, Webster! Zwei Feinde in ihrem Rücken! Drehen Sie ab! Nein, nicht so! Sie fliegen direkt in…!“ Buck Rogers verstummte, als die beiden Piraten Webster abschossen. Doch zum Trauern blieb kaum Zeit, da sich die übrigen beiden Feinde gerade Michelle Frazer zu schnappen gedachten. „Frazer, gehen Sie auf Handsteuerung! Ich komme Ihnen zu Hilfe!“ Die Stimme von Wilma Deering krachte aus den Empfängern in Buck Rogers Helm, als sie erbost seine Anweisung aufhob und rief: „Achten Sie nicht auf den Captain, Lieutenant Frazer! Captain Rogers! Ich hatte Ihnen befohlen, sich heraus zu halten! Unsere Kampfcomputer sind denen der Piraten weit überlegen!“ „Das sehe ich!“, gab Rogers grob zurück. „Aber wenn Ihre Kampfcomputer nicht ganz schnell etwas unternehmen, dann wird Ihr Lieutenant Frazer…“ Der Sternenjäger von Michelle Frazer verwandelte sich in einen Energieball und mit Tränen des Zorns in den Augen dachte Rogers an die hübsche, junge Frau, die das gesamte Leben noch vor sich gehabt hatte. Mit ohnmächtigem Zorn in der Stimme, wobei er einen imaginären Kloß im Hals spürte, rief er ins Mikro seines Helms: „Jetzt reicht es, Colonel! Ich gehe nun auf Handsteuerung! Mal sehen, ob ich nicht Etwas von dem austeilen kann, was wir einstecken mussten!“ Damit drückte Buck Rogers entschlossen eine leuchtende Taste auf dem Seitenpanel seines Raumjägers. Gleichzeitig erhöhte er den Schub und spürte das Vibrieren der beiden Triebwerke der Maschine, als er sie in eine harte Linkskurve legte. Dabei entfuhr es ihm wütend: „Mal sehen, wie euch Verbrechern ein kleiner, altmodischer Luftkampf gefällt!“ „Captain Rogers, kehren Sie in die Formation zurück!“ Buck Rogers achtete nicht auf den Befehl des Colonels. Denn damit würde sie sein und letztlich auch ihr Schicksal besiegeln. Sich versichernd, dass Deering momentan keine Gefahr drohte, verfolgte er eines der Piratenschiffe. Rogers wusste nicht, ob der Pirat kein guter Flieger war, oder ob er lediglich nicht mit seinem unkonventionellen Flugstil gerechnet hatte, als der Feind direkt in seine Schusslinie flog. Das war Rogers in dem Moment, als er den Feuerknopf am Steuerknüppel betätigte auch egal. Er sah, dass die Feindmaschine von grell-grünen Laserstrahlen seines Jägers getroffen wurde und in einem Feuerball explodierte. Der Captain lachte grimmig auf, wobei er glaubte, das Adrenalin förmlich durch seinen Körper strömen zu spüren. Grimmig rief er aus: „Einer im Sack, fünf sind noch da! Aber denen wird das Lachen auch bald vergehen! Colonel, Sie müssen auf Handsteuerung umschalten. Diese Piraten können sonst ihre Manöver zu leicht ausrechnen!“ „Das kann ich nicht! Das verstößt gegen alle Prinzipien im modernen Raumkampf!“ Buck Rogers fluchte unterdrückt. Er nahm einen weiteren Piraten aufs Korn und schoss ihn ab. Danach heftete er sich auf die Fährte einer Zweierformation, die vergeblich versucht hatte, in seinen Rücken zu gelangen. Zum Glück schienen die terranischen Jäger wendiger zu sein, als die der Piraten. Eine Fassrolle fliegend nahm er die, in enger Formation fliegenden, Feindmaschinen von der Seite an und schoss sie, kurz hintereinander, ab. Als er wieder auf sein Display sah, stellte er mit Bestürzung fest, dass sich die beiden restlichen Feindmaschinen an das Heck des Colonels setzten. Rasch warnte er die Frau: „Colonel, gehen Sie endlich auf Handsteuerung und fliegen Sie eine ballistische Kurve! Dabei nehmen Sie signifikant Schub weg und ändern danach Ihren Kurs entgegengesetzt!“ „Ich bin nicht davon überzeugt, dass das was bringen würde!“, gab Deering stur zurück und Buck Rogers verwünschte die Tatsache, dass er ihr Nichts befehlen konnte. Der Captain hatte nur Angst, dass er nicht rechtzeitig zur Stelle sein würde, um sie retten zu können, denn ihre Sturheit würde sonst schon bald ihr Untergang sein. Er holte Alles aus den Triebwerken heraus, was drin war. Der erste der beiden Feindjäger schwenkte bereits auf den Jäger von Deering ein. Zum Glück verfehlte er ihre Maschine. Wenn auch nur um wenige Meter. Dann war Rogers in Schussweite und feuerte nacheinander auf die beiden feindlichen Jäger, die sich, im Abstand von einer halben Sekunde, in grell glühende Gaswolken verwandelten. Erleichtert rief Rogers aus: „Na, da habe ich doch ihre beiden Hintermänner abblitzen lassen, Colonel!“ Buck Rogers sah auf die Displays seines Jägers und schaute sich misstrauisch noch einmal durch die Scheiben des Cockpits um, bevor er zufrieden registrierte, dass die drohende Gefahr von ihnen und der DRACONIA abgewendet war. Erst jetzt überfiel Rogers die Erinnerung an den Tod dreier Menschen. Besonders das Gesicht von Michelle Frazer ließ ihn nicht los und ein Gefühl ohnmächtigen Zorns überkam ihn. Er formierte sich wieder mit dem Jäger von Wilma Deering, dabei ihre Sturheit verfluchend. Über Funk meldete sich die Frau, nachdem sie sich bei der DRACONIA abgemeldet hatte und mit einem betrübt klingenden Unterton meinte sie: „Ich weiß nicht, was mit den Kampfcomputern falsch gelaufen ist, Captain. Aber ich danke Ihnen. Und jetzt, Captain, fliegen wir nach Hause.“ „Zu Ihnen, oder zu mir?“ Buck Rogers lächelte schwach, trotz des Schmerzes, den er immer noch in seinem Innern spürte, ob der eben erst erlebten Verluste an Menschenleben, als Wilma Deering verwirrt nachfragte: „Wie? Was haben Sie gemeint?“ „Kleiner Scherz am Rande“, wich Rogers aus und Deering beließ es dabei. Nachdem sie gelandet und mit der Magnetschwebebahn zur Inneren Stadt gefahren waren, erwartete die beiden Piloten ein Offizier. Er hatte Order erhalten, Buck Rogers ein Quartier zuzuweisen. Etwas, das Wilma Deering etwas erstaunte. Sie hatte mit einer bewaffneten Eskorte gerechnet, die Rogers wieder in den Inhaftierungs-Trakt führen würden. Nun fragte sich die Frau, was passiert sein mochte, als sie durch das Erscheinen von Doktor Theopolis abgelenkt wurde. Wie üblich hing der Quad um den Hals von Twiki. „Colonel Deering! Haben Sie Buck Rogers gesehen?“, begann der Quad ohne Umschweife noch bevor Twiki vor ihr stehen geblieben war. Die Frau nickte. „Ja, das habe ich. Er wurde eben von einem Offizier abgeholt. Das verstehe ich nicht ganz, denn…“ „Ah, das ist gut“, unterbrach Theopolis die Frau, was sonst nicht seine Art war. Erklärend führte er aus: „Dem Rat liegt nämlich eine offizielle Anfrage von Ihrer Majestät, Kronprinzessin Ardala, vor.“ Wilma Deering hob fragend ihre Augenbrauen und legte die Hände auf den Rücken. Ahnungsvoll fragte sie: „Was hat das mit Captain Rogers zu tun?“ „Die Prinzessin ist der Ansicht, dass er ganz allein ihr unbewaffnetes Raumschiff vor den Piraten gerettet hat und sie möchte sich dafür persönlich bei ihm bedanken.“ „Er also ganz allein!“, schnappte die blonde Frau. Ungerührt hielt ihr Theopolis vor: „Offensichtlich wäre auch Ihr Jäger vernichtet worden, wenn nicht Captain Rogers ungewöhnlich schnell und geschickt gehandelt hätte. Die Prinzessin meint, dass…“ Zornig beugte sich Deering vor und fuhr den Quad an: „Es interessiert mich nicht, was die Prinzessin meint! Ich weiß was geschehen ist! Ich war dabei!“ Damit ließ die Frau die beiden Maschinenwesen stehen und rauschte davon. Twiki drehte sich so, dass Theopolis ihr hinterhersehen konnte. Nach einem Moment, der für ein so schnell denkendes Wesen, wie Theopolis, eine kleine Ewigkeit darstellte, wies er Twiki an: „Komm, lass uns den Captain aufsuchen. Ich muss ihn, vor dem Fest heute Abend, unbedingt noch mit den Grundbegriffen der diplomatischen Etikette vertraut machen.“ Kapitel 7: Ein Fest und zwei Offerten ------------------------------------- 7. Ein Fest und zwei Offerten In dem großen Festsaal, in dem der Empfang der Draconianischen Delegation schon sehr bald stattfinden sollte, herrschte bereits ein gewaltiger Trubel, als Buck Rogers, im Geleit von Twiki und Theopolis, dort eintraf. Im Nachhinein war der Mann aus dem 20. Jahrhundert immer noch etwas überrascht, dass man ihm ein geräumiges Quartier, ganz in der Nähe des Hauptgebäude-Komplexes, zur Verfügung gestellt hatte. Theopolis hatte Buck Rogers, im Laufe des späten Nachmittags, darüber aufgeklärt, dass sein mutiger Einsatz gegen die Piraten zwar nicht alle Zweifel aus dem Weg geräumt hatte, doch man glaubte inzwischen nicht mehr an seine Zugehörigkeit zu ihnen. Dabei war es hauptsächlich Doktor Apol gewesen, der immer noch einige Vorbehalte gegen Rogers gehabt hatte. Er hatte die Vermutung geäußert, dass Buck Rogers, wenn er schon kein Pirat war, immerhin ein Spion der Draconianer sein könnte. Doch damit hatte Apol Nichts ausrichten können, denn dies war lediglich eine wilde Vermutung und es hatte sich für diese Ansicht keine Mehrheit im Rat gefunden. Man war sogar so weit gegangen, Buck Rogers den Militärischen Rang eines Captains Ehrenhalber zuzugestehen, so dass er das Privileg in Anspruch nehmen durfte in der Uniform des Terranischen Militärs auf dem Fest zu erscheinen. Zumal er ohnehin in einer terranischen Kampfuniform und in einem terranischen Jagdflieger einen Angriff der Piraten auf einen potenziellen Verbündeten abgewehrt hatte. Grundsätzlich für Terra. So hatte Buck Rogers dem Wunsch von Theopolis nachgegeben, über seinen Schatten zu springen und die ihm zur Verfügung gestellte Paradeuniform zu tragen. Anders als bei den ihm bekannten Kampfanzügen, gehörten zu dieser Uniform schwarze, hohe Stiefel und ein ebenfalls schwarzer Blazer mit hohem Kragen. An Kragen und Schultern war die Jacke mit goldenen Zierstreifen abgesetzt. Goldene Knöpfe bildeten auf der Brust eine Doppelreihe. An den unteren Enden der Ärmel wies der Blazer jeweils einen breiten, goldenen Rangstreifen auf, wie ihn alle Offiziere des Verteidigungs-Direktorats, vom Rang des Junior-Lieutenants bis zum Rang eines Captains, trugen. Einem Major standen zwei Rangstreifen zu und den beiden Colonel-Rängen jeweils drei Rangstreifen. Etwas, das der Captain als etwas gewöhnungsbedürftig empfand. Über den Rangstreifen wiesen diese Uniformjacken das Symbol des Erd-Direktorats auf. Ebenfalls in goldener Farbe gehalten. Eine blutrote Schärpe, die um die Hüften geschlungen wurde und deren Enden an der rechten Hüfte bis eine Handbreit über die Oberschenkel herab hingen, rundete das Bild ab. Die weißen Handschuhe trug Buck Rogers momentan noch in der rechten Hand, doch vor dem Eingang des Festsaales drängte Theopolis, er möge sie endlich anziehen. Nachdem der Mann resignierend dem fortwährenden Drängen des Quad endlich nachgegeben hatte, meinte Theopolis zufrieden: „Du siehst großartig aus, Buck.“ Twiki piepte zustimmend und fast gegen seinen Willen musste Rogers lächeln. Er wurde jedoch sehr schnell wieder ernst und Theopolis erkundigte sich sofort: „Was ist mit dir, Buck. Du siehst nicht gerade begeistert aus. Beunruhigt dich Etwas? Buck Rogers nickte. „Warum wurde ich zu diesem Fest eingeladen, Theo? Weder Wilma, noch sonst Jemand auf dieser Feier glaubt mir. Selbst Doktor Huer scheint noch immer Vorbehalte gegen mich zu haben.“ „Die Prinzessin möchte sich persönlich bei dir bedanken, weil du ihr unbewaffnetes Raumschiff vor den Piraten gerettet hast“, gab Theopolis ehrlich Auskunft. „Ja“, raunte Rogers grimmig. „Ich möchte auch ein paar Worte mit ihr wechseln. Möglichst allein, wenn es sich einrichten lässt.“ „Oh, ich bin sicher, dass man das nicht gestatten wird“, machte Theopolis die Hoffnung des Mannes zunichte. „Schließlich bist du nur ein Captain und nicht einmal offiziell im Dienst des Verteidigungs-Direktorats.“ Buck Rogers, in dessen Gedanken sich ein vager Plan für diesen Abend abzuzeichnen begann, verzog abwesend das Gesicht und erkundigte sich dann bei Theopolis: „Kannst du mir Etwas gegen Kopfschmerzen besorgen?“ „Kopfschmerzen?“, hakte Theopolis nach. „Bist du krank, Buck?“ Buck Rogers sah in die andere Richtung, während er erwiderte: „Ach, ich fühle mich einfach nicht so besonders. Vielleicht habe ich mich noch nicht ganz von der langen Reise ins fünfundzwanzigste Jahrhundert erholt.“ „Warum hast du denn vorhin Nichts gesagt? Twiki wird dir ein Entspannungsmittel besorgen. Aber jetzt ist es an der Zeit für dich, hinein zu gehen. Es schickt sich nämlich nicht, nach der Prinzessin den Saal zu betreten.“ Buck Rogers seufzte schwach und begab sich, hinter zwei Damen, die sich in edle Seidenkleider gehüllt hatten, in den eigentlichen Festsaal. Hoch aufgerichtet schritt er nach vorne und blieb, da ihn Theopolis dahingehend instruiert hatte, hinter einigen höherrangigen Offizieren des Terranischen Militärs in der zweiten Reihe stehen. Eine Fanfare kündigte die Prinzessin und ihren Hofstaat an. Ein Blick auf Ardala genügte Buck Rogers um zu erkennen, dass sie sich zu inszenieren wusste. Auf dem Kopf trug sie einen goldenen, mit weißem Pelz bedeckten Hut, von dem sich zwei, nach unten gebogene, Hörner abspreizten. Ihr perfekter, leicht gebräunter Oberkörper wurde lediglich durch ein knappes, ebenfalls weißes, Oberteil mit glitzerndem Edelsteinschmuck darauf bedeckt. Es bedeckte kaum mehr, als ihre straffen, wohlgeformten Brüste. Ein breiter Gürtel derselben Machart, mit einem raffinierten Lendenschurz, der bis zum Boden reichte und unter dem sich der knappe Slip erahnen ließ, schlang sich um die schlanken Hüften der jungen Frau. Seitlich hingen Edelsteinketten daran herab, die ihre straffen, schlanken Beine umspielten. An den Füßen trug die Prinzessin hochhackige Schuhe, deren Schnürung bis eine Handbreit unter die Knie hinauf reichte. Sie betonten ihre langen Beine zusätzlich. Ein weißer Umhang aus draconianischer Glitzerseide, der um den Hals geschlossen in einen blütenartigen Kragen mündete, rundete den Gesamteindruck ab. Nichtsdestotrotz musste sich Buck Rogers eingestehen, dass die Prinzessin in ihrem Outfit zum Anbeißen aussah und er war nicht der Einzige im Saal, der bei ihrem Anblick glänzende Augen bekam. Der Captain rief sich innerlich zur Ordnung. Immerhin hatte diese Frau ihn vor einem halben Tag erst verleugnet und das nahm er persönlich. Aber warum sollte er deshalb nicht zu schätzen wissen, was seinen Augen hier geboten wurde? In der Begleitung der Kronprinzessin befanden sich Kane und ihr tätowierter Leibwächter, den er ebenfalls erstmals, direkt nach seinem Erwachen aus dem langen Eisschlaf, auf der DRACONIA gesehen hatte. Kane, der nun eine etwas hellere und kostbarer wirkende Kombination in Schwarz und Gold trug, wirkte auch jetzt finster und unnahbar. In seinen Händen hielt er Etwas, dessen Zweck Rogers nicht herausfinden konnte. Etwa meterlang befand sich in der Mitte des Gerätes, sofern es eins war, ein Sichtfenster. Über den Zweck konnte Buck Rogers vorläufig nur wilde Vermutungen anstellen. Darum konzentrierte er sich wieder ganz auf die Prinzessin, die mit ihren Begleitern zu einem erhöhten Podest schritt und sich den Anwesenden zu wandte. Für einen kurzen Moment richtete Rogers den Blick zur Seite. Zu jener Stelle, kaum fünf Meter von ihm entfernt, wo Colonel Deering stand. Auch sie trug Paradeuniform und Buck Rogers bemerkte, dass sie ihr Haar, zum ersten Mal, seit er sie kennengelernt hatte, offen trug. Es fiel ihr wie flüssiges Gold über die Schultern. Buck Rogers musste sich zusammenreißen, um sich vom Anblick der Pilotin abzuwenden und dem Empfang vorne weiterhin zu folgen. Eine Art Herold kündigte den Besuchern des Festes die Prinzessin an, die nun von Kane das seltsame Gerät empfing um es zu aktivieren. Zur Enttäuschung des Captains gab das Objekt lediglich einige elektronische Geräusche von sich und eine Textnachricht in roten, offensichtlich draconianischen, Lettern erschien im Sichtfenster. Die Prinzessin warf einen kurzen Blick darauf und verkündete dann feierlich: „Ich überbringe Ihnen Grüße, zu diesem historischen Ereignis. Mein Vater freut sich, dem Terranischen Militär sein bisheriges Flaggschiff, die DRACONIA, versehen mit den neuesten technischen Errungenschaften unseres Volkes, als Geschenk zu übergeben. Es soll ein Symbol sein für eine neue, glorreiche Ära des Handels und des Friedens.“ Die Prinzessin reichte das Instrument, von dem Buck Rogers nun vermutete, dass es einem eher symbolischen Zweck diente, an Kane zurück. Während die Anwesenden applaudierten, wobei Rogers sich nicht ausschloss, sah er aus den Augenwinkeln heraus, wie Wilma Deering ihn interessiert musterte. Möglicherweise wirkte er ja, in dieser Uniform, ähnlich auf sie, wie sie auf ihn wirkte. Doktor Huer gab dem Kapellmeister, der das Orchester an diesem Abend dirigieren sollte, einen Wink und gleich darauf setzte Musik ein, die sich deutlich von Allem unterschied, was Buck Rogers in dieser Hinsicht gewohnt war. Dadurch und durch die fremdartig anmutende Weise wie die Anwesenden begannen nach dieser Musik zu tanzen, etwas verunsichert, zog sich Buck Rogers wieder zu der großen Freitreppe zurück, über die er den Saal betreten hatte. Dabei sah er, gleichzeitig ebenso fasziniert wie irritiert, den Männern und Frauen zu, die sich rhythmisch, langsam zu der Musik bewegten und um Kreis drehten. Als, nach geraumer Weile, Twiki und Theopolis zu ihm kamen, sah Rogers zu den Beiden und meinte spöttisch: „Wie ich sehe hat sich das Tanzen, in den letzten fünfhundert Jahren, sehr verändert.“ „Das muss dir sehr seltsam vorkommen“, gab Theopolis dem Captain recht, während Twiki ihm gleichzeitig einen schmalen, verschlossenen Glaszylinder reichte. Theopolis erklärte dem Mann dazu: „Das ist ein sehr starkes Entspannungsmittel, Buck. Du darfst immer nur eine der Tabletten nehmen, sonst haut es dich von den Füßen.“ Bei den Worten des Quad jubelte Buck Rogers innerlich. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen sagte er, diesmal mehr zu Twiki gewandt: „Danke, Jungs. Ich brauche noch eine Rose. Eine rote Rose. Besorge mir schnell eine, Twiki.“ Die Drohne eilte bereits wieder davon, als Theopolis sich noch bei Buck Rogers erkundigte, was er mit der Rose vorhatte. Nachdem die beiden Maschinenwesen weg waren, sah Buck Rogers, durch die tanzende Menge hindurch, zu Ardala und sah, dass die Prinzessin ebenfalls seinen Blick suchte. Etwas, das unwillkürlich ein Lächeln auf das Gesicht des Captains zauberte. Bereits einen Moment später richtete sich die Aufmerksamkeit der Prinzessin wieder auf einen der hohen Offiziere, der ihr seine Aufwartung machte. Wieder dem, im wahrsten Sinne des Wortes, bunten Treiben auf der Tanzfläche zusehend, bemerkte Buck Rogers die Nähe von Wilma Deering erst, als sie dicht an seiner linken Seite stehen blieb und ihn ansprach: „Wie gefällt Ihnen unser kleines Fest, Captain?“ Rogers richtete seine Aufmerksamkeit auf die blonde Frau und fragte seinerseits, ohne auf die Frage der Frau einzugehen: „Hat die Prinzessin diesen Tanz, aus der Weite des Weltalls, von ihrem Daddy mitgebracht?“ Fragend erwiderte Wilma Deering den Blick des Mannes an ihrer Seite. „Sie müssen entschuldigen, aber ich verstehe einige Ihrer Ausdrücke nicht. Für den Vater der Prinzessin sollten Sie jedoch einen respektvolleren Ausdruck verwenden, als Daddy. Kaiser Draco ist wahrscheinlich der mächtigste Herrscher, den es gegenwärtig im uns bekannten Universum gibt, Captain Rogers.“ Buck Rogers lächelte unbeeindruckt. „Soll das eine Warnung sein, Colonel?“ Die Frau nickte lebhaft. „Es gibt ein Sprichwort: Hüte dich vor Griechen die mit Geschenken kommen!“ Mit verständnisloser Miene erkundigte sich Wilma Deering: „Griechen?“ Buck Rogers suchte nach einem passenden Vergleich. Dabei meinte er: „Das war vielleicht etwas vor Ihrer Zeit. Liegt schon ein bisschen zurück. Kennen Sie vielleicht die Geschichte vom Trojanischen Pferd?“ Die Soldatin schüttelte den Kopf. „Nein.“ „Nein? Na, ja macht nichts. Nun, vermutlich stamme ich aus einer Zeit die völlig verrückt war. Bis später, Colonel.“ Damit entfernte sich Buck Rogers rasch. Er hatte hinter Colonel Deering Twiki gesehen, der nun eine rote Rose, auf einem hellen Samtkissen, hereintrug. Dabei entging dem Mann die enttäuschte Miene der Frau, die er eben so abrupt hatte stehen lassen. * * * Buck Rogers nickte zufrieden, als er Twiki und Theopolis ansah. Die rote Rose auf dem hellen Kissen war perfekt. „Deine Rose, Buck!“, schnarrte eine blecherne Stimme und überrascht sah der Mann zu der Drohne. Er hatte sie bisher noch nie sprechen gehört. Umso erstaunter war er nun, dass Twiki sich auch in der menschlichen Sprache verständigen konnte. „Danke, Twiki“, erwiderte Rogers und klopfte der kleinen Drohne hörbar auf die metallene Schulter. Doktor Theopolis hingegen wandte umgehend ein: „Buck, niemand hat der Prinzessin Blumen geschenkt. Du wirst sie Alle beschämen. Buck Rogers kümmerte das wenig. Außerdem stand hier, sofern ihn seine Gefühle nicht trogen, wesentlich Mehr auf dem Spiel, als der verletzte Stolz einiger höherer Offiziere des Verteidigungs-Direktorats. Darum gab er unbeirrt zurück: „Los, unser Auftritt, Jungs!“ Die drei so verschiedenen Wesen bahnten sich einen Weg durch die Menge, wobei nicht wenige Anwesende sie mit fragenden Blicken bedachten. Vor dem breiten Sessel, in dem die Prinzessin saß und dem Fest folgte, blieben die Drei stehen. Artig verbeugte sich Buck Rogers vor der jungen Frau. Das etwas gelangweilte Gesicht der Prinzessin hellte sich auf und ihre Gestalt straffte sich etwas, als sie das Wort ergriff. „Ah, Captain Buck Rogers. Da sind Sie ja. Ich möchte Ihnen gratulieren und mich herzlich dafür danken, dass Sie mich und mein Raumschiff vor diesen schrecklichen Piraten gerettet haben.“ Ardala streckte ihren rechten Arm vor und bot ihm ihre Hand, wie sie es bereits auf der DRACONIA getan hatte. Auch diesmal nahm Buck Rogers sie sanft in seine. Sich herab beugend, um ihr einen vollendeten Handkuss zu geben, wobei sein Blick den ihren hielt, flüsterte er mit verschmitzter Miene: „Nicht so laut, Prinzessin. Hier glaubt man, dass ich auch ein Pirat bin. Es ist an mir, mich bei Ihnen zu bedanken.“ Fragend sah Ardala den Captain an. „Mir? Hoffentlich hatten Sie durch mich keine Unannehmlichkeiten, Captain. Sind Sie verärgert?“ Für einen kurzen Augenblick schien es Buck Rogers so, als würde der Prinzessin dieser Gedanke wirklich Kummer bereiten. In diesem Moment begann Theopolis, hinter dem Rücken des Captains, zu schnarren: „Im Namen des Captains, möchte…“ „Theo!“, unterbrach Buck Rogers die Parade des Quad schnell. Dabei griff er gleichzeitig zu der roten Rose, die Twiki immer noch auf dem Samtkissen trug und wandte sich dann wieder der Prinzessin zu. „Von mir, für Sie!“ Mit einem gewinnenden Lächeln nahm die Prinzessin die Rose von Buck Rogers entgegen, wobei sich der Blick ihres Begleiters Kane deutlich verfinsterte. Ohne darauf zu reagieren erkundigte sich Ardala schnell bei Rogers: „Wer ist denn Ihr charmanter Freund?“ Buck Rogers stellte seine beiden Begleiter vor um danach unvermittelt zu fragen: „Darf ich Sie um diesen Tanz bitten?“ Rasch schritt Kane vor und erwiderte anstelle der Prinzessin düster: „Die Kronprinzessin des Draconianischen Reiches wird…“ „…gar Nichts dagegen haben!“, beendet Ardala den angefangenen Satz ihres Begleiters und erhob sich geschmeidig aus dem Sessel. Sie ergriff, erstaunlich fest, die angebotene linke Hand des Captains und ließ sich von ihm auf die Tanzfläche führen. Etwas, das für gleichfalls verstimmte Mienen bei Kane, Colonel Deering und bei dem Leibwächter der Prinzessin sorgte. Buck Rogers und Ardala gesellten sich zu einer Gruppe von Männern und Frauen, mit denen zusammen sie an einer Art Gruppentanz teilnahmen. Bei der draconianischen, sphärisch klingenden Musik blieb Rogers genug Zeit, sich die Schritte und Bewegungen bei seinen männlichen Kollegen abzuschauen. Nach einer Weile hatte er den Bogen heraus und er fand diese Art zu Tanzen höllisch langweilig. Zu Prinzessin Ardala gewandt meinte er seufzend: Diese neumodischen Tänze sind für mich nicht ganz das Richtige, fürchte ich.“ Ardala lachte hell. „Wenn Sie sich andere Musik wünschen? Es ist mein Fest!“ „Na, großartig!“, erwiderte Rogers zufrieden. „Wie wäre es mit etwas ganz Altmodischem, von der Erde? Ich hoffe nur, die Kapelle hat Klassik-Rock drauf.“ Damit schritt Buck Rogers schnell zum Kapellmeister hinüber und schloss sich mit ihm kurz. Die Tänzer blickten irritiert zu den beiden Männern, als die Musik verstummte. Nach einem kurzen Dialog hellte sich das Gesicht von Buck Rogers auf. Bereits im nächsten Moment erfüllten ganz andere, rockige Disco-Klänge den Festsaal und verwundert wichen die Tänzer, bis auf Buck Rogers und Prinzessin Ardala, von der Tanzfläche. Zwar klang Alles immer noch etwas seltsam, aber darüber sah Rogers hinweg. Die Musik riss ihn mit sich. So, wie es auch stets getan hatte, wenn er mit Jennifer tanzen gegangen war. Der kleine Stich in seinem Herzen dauerte nur kurz an. Dann hatte sich Rogers wieder in der Gewalt. Es ging hier um mehr, als lediglich um seine persönlichen Gefühle. Ardala sah etwas befremdet dabei zu, wie sich Buck Rogers zu diesen Klängen, die sie in dieser Form noch nie gehört hatte, rhythmisch zu bewegen begann. Dabei erwiderte sie sein aufforderndes Lächeln, als er sagte: „Machen Sie mit.“ Endlich fand Ardala die Sprache wieder und amüsiert fragte sie: „Was machen Sie denn da, Captain Rogers?“ „Na, tanzen! Es war etwas vor Ihrer Zeit. Ich hoffe es macht Ihnen keine Angst?“ Die Herausforderung verfing bei der Prinzessin. Mit einer eitlen Bewegung eine Strähne ihrer langen Haare unter den Hut schiebend, kam sie zu Buck Rogers und erwiderte mit funkelnden Augen: „Ich habe vor gar Nichts Angst!“ „Perfekt – dann rocken wir jetzt die Hütte!“ Es war Ardala in diesem Moment vollkommen egal, dass sie mit der letzten Bemerkung des Mannes nichts anfangen konnte. Ihr Blick verschmolz mit seinem und mit einem seltsamen Kribbeln in der Magengegend begann sie, sich auf die gleiche Weise zu bewegen, wie der Mann dicht vor ihr. Wobei sie schnell von den Klängen mitgerissen wurde und zu ihrer Überraschung erkannte sie, welch seltsame Wirkung diese Art Musik zu haben schien. Sie näherte sich Rogers immer mehr, während er langsam zurück wich. Dabei achtete sie nicht auf die abschätzend-missbilligend wirkenden Blicke der Umstehenden. Weder die Prinzessin, noch Buck Rogers bekamen mit, wie sich Twiki und Theopolis zu Wilma Deering begaben. Die Jagdpilotin, die mit verkniffener Miene verfolgte, was Rogers, gemeinsam mit der Kronprinzessin des Draconianischen Reiches, auf der Tanzfläche aufführte, sah zur Seite, als der Quad meinte: „Es ist sehr ausdrucksvoll.“ „Es ist widerlich!“, korrigierte ihn die Frau verärgert. Dabei wusste sie nicht einmal genau zu sagen, warum sie in diesem Moment so verärgert reagierte. Lag es vielleicht daran, dass der Captain sich mit einer anderen Frau vergnügte? Sie wollte das sofort als unsinnig abtun, doch tief in ihrem Innern spürte sie, dass das nicht den Fakten entsprochen hätte. Der Quad kommentierte ihre Worte nicht sondern verfolgte, wie auch Twiki und Deering, was auf der Tanzfläche passierte. Buck Rogers und Ardala umkreisten sich wobei die Prinzessin langsam immer näher an den Mann heran tanzte. Als ihr Oberkörper dabei einige Male fast seinen berührte fragte die Frau verführerisch lächelnd: „Was passiert, wenn wir uns berühren?“ „Dann sind wir automatisch Mann und Frau“, scherzte Rogers leise lachend. „Sie sind ein verwirrender Mann, Captain Rogers. Ich habe das Gefühl, die Leute hier auf der Erde glauben Ihre unwahrscheinliche Geschichte, dass Sie fünfhundert Jahre lang in ihrem Raumschiff eingefroren waren.“ Buck Rogers zog eine verächtliche Miene, während er immer wieder geschickt, im letzten Moment, einer Berührung durch die Prinzessin auswicht. „Nie im Leben. Hier hält man mich für einen Spion.“ „Einer von meinen?“ „Da sind sie sich nicht sicher.“ Das Lächeln der Draconianerin vertiefte sich, bevor sie rasch neugierig nachhakte: „Würden Sie denn mitmachen wollen?“ Roger erkannte seine Chance und ging auf das Spielchen der Prinzessin ein. Wenn er nicht Alles vergessen hatte, was er über das Flirten wusste, so war genau das die Eintrittskarte für ihn, unbemerkt an Bord der DRACONIA zu gelangen. „Wen müsste ich denn dazu aufsuchen, Prinzessin?“ „Mich!“ Buck Rogers schmunzelte unmerklich. Sie hatte nach seinem Köder geschnappt und schon bald würde dieser hübsche, draconianische Fisch an seiner Angelrute zappeln. * * * Commander Kane hatte die Gelegenheit genutzt, sich zu Doktor Huer zu begeben und sich bei ihm, als treuer und loyaler Terraner, in Erinnerung zu bringen. Gemeinsam standen sie an der Fensterfront einer etwas höher gelegenen Galerie und blickten auf das nächtliche New-Chicago. Dabei deutete Kane schließlich auf das Gebäude, in dem er lange Jahre für das Verteidigungs-Direktorat der Erde gearbeitet hatte. Bereits im Alter von 17 Jahren war Adelard Kane, im Jahr 2465, dem Verteidigungs-Direktorat der Erde beigetreten. Er schloss die Militärakademie erfolgreich ab und bewarb sich danach für den Dienst beim Geheimdienst. Dank seiner Anlagen, die für diese Tätigkeit wie geschaffen waren, wurde seinem Ansinnen entsprochen und Kane übernahm, als Second-Lieutenant, eine kleine Abteilung beim Chiffrier-Dienst des Geheimdienstes. Bereits nach wenigen Wochen bekam er von seinen Kameraden den Spitznamen Killer-Kane, wegen seiner Fähigkeit auch die kleinsten Fehler in Programmabläufen zu erkennen und zu eliminieren. Im Sommer des Jahres 2484 lernte Kane den jungen Nachwuchsoffizier, Aiden Deering kennen und nahm ihn unter seine Fittiche. Schon nach relativ kurzer Zeit war es Kane gelungen, ein enges Vertrauensverhältnis zu dem jungen Mann aufbauen. Zwei Jahre später, im Herbst des Jahres 2486, nahm ein Agent des Draconianischen Reiches Kontakt mit ihm auf. Dieser machte ihm Versprechungen, die ihn schließlich weich werden lassen. Außerdem wurde ihm von dem Agenten eine sehr hohe Geldsumme dabei übergeben, mit dem Versprechen, dass er, im Dienste der Draconianer, noch sehr viel mehr Reichtum würde erringen können. Das und Macht. Bis zum Jahr 2490 hatte er es, im Dienst des Verteidigungs-Direktorats, bis zum Rang eines Lieutenant-Colonel gebracht. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich, zwischen ihm und Aiden Deering das gut-kameradschaftliche Verhältnis gefestigt. Längst hatte er damals den Entschluss gefasst, den jungen Mann für seine Pläne einzuspannen, um ihn später als Sündenbock zu missbrauchen. Unter dem Vorwand, sich zu Höherem berufen zu fühlen, quittierte er kurze Zeit später seinen Dienst und wurde ehrenvoll aus vom Verteidigungs-Direktorat aus dem Dienst entlassen. Nur wenige Tage darauf sprach er damals bei Doktor Huer vor, um ihn sich für einen Posten beim Diplomatischen Corps zu bewerben. Elias Huer kam dieses Ansinnen offensichtlich sehr gelegen, da erst einen Tag zuvor eine Anfrage aus dem Kaiserpalast von Draconia bei ihm eingelaufen war, ihnen einen Botschafter zu senden, der permanent auf Draconia verbleiben soll. Natürlich wusste er das zu diesem Zeitpunkt bereits. Die Draconianer machten dabei zur Bedingung, dass er die irdische Staatsbürgerschaft aufzugeben hatte, um die draconianische Staatsbürgerschaft anzunehmen. Was Kane nur allzu recht gewesen war. Natürlich hatte er vorgegeben, mit diesem Zusatz zu hadern. Huers Freude darüber, dass er schließlich doch angenommen hatte, war echt gewesen. Kane unterdrückte bei diesem Gedanken ein boshaftes Lächeln. Wenn der gute Doktor ahnen würde, was in wenigen Stunden bereits geschehen würde. Er musste dabei an das zurückdenken, was Huer im gesagt hatte, als er sich nach seinem alten Kameraden, Aiden Deering erkundigt hatte. Laut Huer hatte der Computerrat ihn, vor wenigen Wochen, des Hochverrats angeklagt. Doch Aiden Deering hatte, laut Huer, aus dem Gefangenen-Trakt fliehen können und Kane konnte sich lebhaft vorstellen, wer dabei etwas nachgeholfen hatte. Doch er hütete sich, auch nur den leisesten Verdacht zu äußern. Das hätte Huer vielleicht auf eine Fährte geführt, die besser noch unentdeckt blieb. Kane deutete noch immer auf das Gebäude als er im Plauderton sagte: „Dort hinten habe ich so viel Zeit verbracht. Ist das immer noch das Gebäude des Geheimdienstes?“ Elias Huer lächelte humorig und erwiderte: „Das wäre eine Geheiminformation.“ Kane erwiderte das Lächeln des Präsidenten, der als Einziger ein violettes Schulterband trug, auf dem eine Reihe von Orden prangten die er sich im Dienst des Verteidigungs-Direktorats erworben hatte. Vor seiner politischen Karriere. „Ich werde immer Einer von Ihnen sein, Doktor Huer“, gab Kane lächelnd zurück. „Vielleicht entschließe ich mich dazu, für immer hier zu bleiben. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich liebe meine momentane Aufgabe. Doch ich spüre manchmal auch ein gewisses Heimweh, was ich, vor einem Jahr noch, kaum für möglich gehalten hätte.“ „Darauf hoffe ich“, antwortete Elias Huer mit warmer Stimme. „Informieren Sie mich, sobald Sie sich entschieden haben.“ Sie wandten sich von der Fensterfront ab und schritten gemeinsam zurück zur Tanzfläche des Festsaales. Erst jetzt wurde sich Kane wieder dieses aufdringlichen Terraners bewusst, der drauf und dran war, die Kronprinzessin für sich zu vereinnahmen. Das wollte er nicht so ohne Weiteres zulassen. Darum schritt er schneller aus und blieb auf der Tanzfläche dicht bei Ardala stehen, um sie daran zu erinnern, weshalb sie eigentlich hier waren: „Hoheit, es wird Zeit. Die Terranische Handelsdelegation möchte jetzt mit Ihnen sprechen.“ „Später, Kane“, gab sich die Prinzessin widerspenstig und im ersten Moment glaubte der Mann, sich verhört zu haben. Darum wurde sein Ton um eine Spur härter, als er ihr in Erinnerung rief: „Die Staatsgeschäfte müssen Vorrang haben. Ihr Vater erwartet von Ihnen, dass Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit dem Reich gilt. Wenn Sie sich nicht danach richten und ihren politischen Pflichten nachkommen, dann hat Ihr Vater neunundzwanzig weitere Töchter die es mit Freuden tun werden. Für die Ungezogenheit, ihr mit der Rivalität ihrer Schwestern zu drohen, die nur auf einen Fehltritt ihrerseits lauerten, bedachte Ardala den Commander der DRACONIA mit einem fast mörderischen Blick. Sie wusste jedoch, dass er nicht ganz Unrecht hatte, auf sie zu achten, denn das gehörte zu den Aufgaben, die ihr Vater ihm gegeben hatte. Etwas enttäuscht wandte sie sich Buck Rogers zu und meinte bedauernd: „Es war mir ein Vergnügen, Captain. Leider rufen mich jetzt die Pflichten, die ich hier habe.“ Damit reichte sie ihm erneut die Hand und wieder küsste Rogers sie sanft. Ihre Hand danach noch in seiner haltend erkundigte sich Rogers schnell bei ihr: „Auf später vielleicht?“ „Ich werde gegen Mitternacht ihrer Zeitrechnung an Bord meiner Yacht gehen“, flüsterte die Prinzessin verschwörerisch. „Kane wird bereits vorher zurückfliegen, zur DRACONIA. Wenn Sie verstehen, was ich meine.“ „Ich werde dann dort sein“, versprach Buck Rogers mit zufriedener Miene. Er sah Ardala, Kane und dem Leibwächter der Prinzessin zu, wie sie, in Begleitung von Doktor Huer, den Saal verließen, bevor er sich abwandte. Er hatte vorhin so etwas wie eine Bar entdeckt und er spürte nun ein erstes Kratzen in der Kehle. Auf dem Rückweg von der Bar begegnete ihm Wilma Deering. Irgendwie wurde Rogers dabei das Gefühl nicht los, dass sie ihn abgepasst hatte. Innerlich verfluchte er in diesem Moment die Situation. Denn er hätte sich zu gerne etwas eingehender mit dieser Frau beschäftigt. Doch die Gefahr, die der Erde, seiner Meinung nach, durch die Draconianer drohte, ließ das gegenwärtig nicht zu. Vermutlich würde sie ihn in wenigen Stunden sogar hassen, denn sein baldiges Verschwinden würde vermutlich nicht lange unentdeckt bleiben. Rasch kam sie näher und sagte zu ihm: „Captain Rogers! Ich glaube, jetzt ist ein guter Zeitpunkt um mit Ihnen zu reden. Prinzessin Ardala ist so plötzlich gegangen und die Feier scheint nun vorbei zu sein. Oder haben Sie noch irgendwas vor?“ Buck Rogers fühlte sich noch unwohler in seiner Haut, als zuvor schon. Nur zu gerne hätte er sich Wilma Deering anvertraut. Doch das war ein zu großes Risiko. Sie vertraute ihm nicht und vielleicht würde sie seinen Plan nicht unterstützen, sondern ihn durchkreuzen. Nein, das was er vorhatte musste er ganz allein durchziehen. „Also…“, begann er und suchte dabei nach Worten. Inzwischen trat die blonde Frau dichter zu ihm heran. Dabei ging sie über seinen Ansatz hinweg und meinte sanft lächelnd: „Gut. Ich möchte Ihnen nämlich unbedingt etwas sagen, Buck.“ Wieder versuchte Buck Rogers einen Anlauf zu nehmen und wieder ließ es die Frau nicht so weit kommen. Etwas leiser, als zuvor, sagte sie: „Ich dachte, Sie wären ein Spion, Captain Rogers. Aber ein Spion hätte mir wohl kaum das Leben gerettet. Ich habe mich also geirrt und ich schulde Ihnen Dank, dass ich noch lebe.“ Toll, die will mir also auch danken, dachte Buck Rogers, der kaum in der Lage war einen klaren Gedanken zu fassen, weil ihm Wilma Alexandra Deering in diesem Moment so aufregend nahe war. Der Duft, der von ihrem Haar ausging, wirkte verlockend. So, wie ihr Anblick. Für einen langen Moment fühlte er sich hin und her gerissen. Wilma Deering schien seine augenblickliche Unsicherheit nur allzu recht zu sein, denn sie nutzte den Moment und näherte sich ihm nun immer weiter an, bis ihre roten Lippen seine berührten. Fast automatisch öffneten sich die Lippen des Mannes und zunächst zögerlich, dann mit Genuss, erwiderte er den Kuss der Jagdpilotin. Dabei spürte er ihre behandschuhten Hände auf seiner Brust und auf seiner linken Schulter und fast von selbst bewegten sich seine Hände zu ihren schmalen Hüften, um sie sanft heran zu ziehen. Eine nicht messbare Zeit verstrich, bevor Buck Rogers drängend klar wurde, dass das, was hier gerade passierte, seine gesamte Planung durcheinanderbringen konnte. Falls er das, was er zu tun gedachte, überlebte so würde sich vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt die Gelegenheit ergeben, Wilma menschlich näher zu kommen. Obwohl es viel wahrscheinlicher war, dass er bei seinem Vorhaben umkam. Beinahe verlegen blickte Wilma Deering zu ihm auf, nachdem er sich widerstrebend von ihr gelöst hatte und mit erwartungsvollem Augenaufschlag, fragte sie leise: „Hast du Lust, mit mir irgendwo anders hin zu gehen, Buck?“ Ja! hörte sich der Mann in Gedanken sagen. Buck Rogers verspürte erneut ein Zögern in seinem Innern. Doch er hatte eine Entscheidung getroffen. Darum sagte er, vollkommen entgegen den Worten, die er Wilma nun wirklich hätte sagen wollen: „Ich bin darauf gar nicht vorbereitet. Ich bin da ja schon sehr lange raus. Über fünfhundert Jahre immerhin. Und dann ist da auch noch der Tod meiner Frau, den ich noch nicht verarbeiten konnte. Das dauert sicher noch etwas.“ Damit machte er einen halben Schritt zurück, bevor er sich von Wilma Deering abwandte, was ihm in diesem Moment sehr schwer fiel. Umso mehr, als dass er die Tränen in ihren Augen hatte aufblitzen sehen, bei seiner schroffen Abfuhr. Dennoch marschierte er entschlossen zum Ausgang des Festsaales, wobei ihm deutlich bewusst wurde, wie sehr es ihm selbst weh tat, die Gefühle von Colonel Wilma Deering eben so sehr verletzt zu haben. Kapitel 8: Amour fou -------------------- 8. Amour fou Eine halbe Stunde nach Mitternacht schritt Buck Rogers, an Prinzessin Ardalas Seite, durch die verlassenen Gänge der DRACONIA. Tigermann folgte ihnen Beiden in gebührendem Abstand. Sie hatten gegen Mitternacht, an Bord der Privatyacht der Prinzessin, die Erde verlassen. Rogers mutmaßte, dass dort noch Niemand wusste, wohin er entkommen war. Aber er konnte sich vorstellen, wie Wilma Deerings Reaktion ausfallen würde, wenn sein Verschwinden herauskam. Ihre Reaktion und die von Huer, Theopolis und Twiki. Bereits auf dem Flug hierher hatte sich Rogers gefragt, wie es sein konnte, dass er die beiden Maschinenwesen, den Quad und die Drohne, nach so kurzer Zeit bereits als Freunde betrachtete und nicht, als das, was sie waren. Hochgezüchtete Maschinen. Er hatte sich früher nie sonderlich um philosophische Fragen gekümmert doch jetzt bedauerte er, dass er sich mit dieser Thematik nicht vielleicht doch etwas öfter auseinandergesetzt hatte. Ab wann wurde aus einer Maschine ein Lebewesen? Ging das überhaupt? Fraglos besaßen sowohl der Quad, als auch Twiki, Intelligenz. Aber war das nun rein maschinelle Intelligenz? Oder war es vielleicht viel mehr? Buck Rogers wusste es nicht zu sagen und er grübelte immer noch darüber nach, als Ardala in dem Gang ganz ungezwungen seine Hand in Ihre nahm. Dabei sah sie ihn, von der Seite, fast etwas verschämt an und Rogers kam sich vor, wie zu seiner Schulzeit. Als er zum ersten Mal mit einem Mädchen aus seiner Klasse, Sarah Callahan, Händchen gehalten hatte. Sie erreichten das Quartier der Prinzessin und nachdem Ardala das Schott geöffnet hatte, wollte sich Tigermann schon mit ihnen hinein begeben. Doch eine herrische Geste seiner Herrin hielt ihn davon ab. „Du bleibst Draußen!“, befahl ihm Ardala kühl. „Du lässt absolut Niemanden in mein Quartier, bis ich dir persönlich andere Order erteile! Auch nicht Kane!“ Der Muskelmann grunzte finster. Dabei warf er einen missbilligenden Blick auf den Terraner, enthielt sich jedoch eines Kommentars. Nachdem Ardala, im Innern des Quartiers, das Schott hinter ihnen geschlossen hatte, deutete Buck Rogers schmunzelnd mit dem Daumen über die Schulter und meinte mit breitem Grinsen: „Als Haustiere sind sie besser, wenn man sie ankettet.“ Die Prinzessin lächelte vergnügt und Buck Rogers befand, dass diese Draconianerin viel sympathischer wirkte, sobald sie sich keinerlei Zwängen ausgesetzt sah. Vielleicht war sie gar nicht so schlimm, wie er persönlich sie einschätzte, sondern nur ein Produkt ihrer Erziehung und der Umstände, unter denen sie groß geworden war. An diesem Punkt seiner Überlegungen angekommen wurde Rogers bewusst, dass solche Betrachtungen gefährlich für ihn sein konnten. Denn wenn er aufhörte Ardala als Feind zu betrachten, dann lief die Menschheit möglicherweise Gefahr unterjocht zu werden, wenn nicht gar vernichtet. Er befand sich in einer emotionalen Zwickmühle. Ardala erleichterte ihm seine Entscheidung darüber, ob sie nun ein Feind war, oder nicht, auch nicht gerade, denn sie legte ihren Hut ab und schüttelte ihr langes, braunes Haar in einer so anmutigen Bewegung, dass sich sein Herzschlag beschleunigte. „Mach es dir schon einmal bequem“, riet Ardala ihm. „Ich lege nur schnell ein paar dieser überflüssigen Sachen ab.“ Im nächsten Moment war in dem Umkleidezimmer verschwunden, der sich dem Schlafbereich anschloss, zu dem sie ihn hingeführt hatte. Auf der anderen Seite erkannte Rogers einen Swimmingpool. Er pfiff leise durch die Zähne und begab sich zu einem Tisch, auf dem einige Flaschen mit Getränken standen. Er öffnete zwei und roch an dem Inhalt. Bei der dritten Flasche nickte er und goss zwei Pokale voll. Danach förderte er den kleinen Glaszylinder hinter seiner Schärpe zutage. Zwei Tabletten ließ er in einen der Pokale fallen. Nach einem kurzen Moment des Überlegens gab er noch eine dritte Tablette dazu. Hier soll man nicht geizen! Dabei fragte sich Buck Rogers, ob er damit Ardala möglicherweise umbrachte. Doch sich hier Skrupel zu leisten konnte das Aus für die Menschheit bedeuten. Zudem glaubte er nicht recht daran. Wenn er hingegen zu wenig nahm, so würde sein Plan fraglos scheitern und das durfte er keinesfalls zulassen. Während der den Glaszylinder schnell wieder verschwinden ließ, stellte Rogers zufrieden fest, dass sich die drei Tabletten sehr schnell in dem hochprozentigen Getränk auflösten. Schon nach wenigen Sekunden war Nichts mehr zu sehen von ihnen. Buck Rogers nahm die beiden Pokale in seine Hände und wandte sich um, als Ardala bereits wieder in den Schlafbereich eintrat. Barfuß und nur noch mit dem knappen, edelsteinbesetzten Bikini bekleidet, stellte sich die Frau in verführerischer Pose zurecht und sah zu ihm herüber. Bei dem Anblick, der sich Buck Rogers bot, hätte er fast die beiden Pokale fallengelassen. Mit einer Mischung aus Begeisterung und Staunen sah er zu Ardala, bevor er sich endlich aus seiner Starre löste und innerlich angespannt zu ihr schritt. „Endlich sind wir allein“, hauchte Ardala. Sie nahm von Rogers einen der Pokale entgegen, roch an dem Inhalt und meinte: „Du hast einen guten Geschmack. Zu Buck Rogers Leidwesen trank die Prinzessin jedoch nicht davon, sondern sie stellte den Pokal auf dem Nachttisch ab. Dabei lächelte sie: „Bevor ich etwas trinke, dürstet es mich nach etwas Anderem, Captain Rogers.“ Kurzerhand nahm Ardala dem Mann auch seinen Pokal aus der Hand und stellte ihn rasch neben ihren, wobei Rogers gut Acht darauf gab, welcher ihrer war. Danach legte die Draconianerin ihre Arme um seinen Nacken. Sie küsste ihn sanft und als sie sich nach einem Moment wieder von ihm löste meinte sie: „Du sagst ja gar Nichts.“ Rogers antwortete ehrlich: „Bis zu diesem Moment wusste ich nicht, was ich vermisst habe. Du siehst einfach wunderschön aus.“ Der Blick der Prinzessin wurde um eine Nuance ernster. „Ich muss dir etwas gestehen, Buck.“ „Dass Zuhause Jemand auf dich wartet?“ Ein schwaches, irgendwie nervöses Lächeln überflog die Lippen der Frau. „Nein, das ist es nicht. Ich war nur noch nie mit einem Mann intim.“ Buck Rogers glaubte zunächst, Ardala habe sich einen Scherz mit ihm erlaubt. Erst als er die leichte Unruhe der Frau in seinen Armen bemerkte, wurde ihm klar, dass sie ihre Worte ernst gemeint hatte. Erstaunt sah Rogers die Prinzessin an und erst nach einer ganzen Weile fragte er, um seine Überraschung zu überwinden: „Du bist wirklich noch Jungfrau?“ Eine leichte Röte überflog Ardalas Wangen. „Nun ja, es gibt da meine Leib-Dienerin. Mit ihr war ich schon oft intim. Aber was Männer betrifft: Ja, da bin ich Jungfrau.“ „Und warum soll ausgerechnet ich derjenige sein, der das ändert?“ Ardala schmiegte sich eng an Rogers. „Du bist anders, als alle Männer, die ich kenne. Du missachtest in schamloser Weise Befehle. Du hast etwas an dir, das den meisten anderen Männern fehlt. Ich glaube, du bist der Typ Mann, der meinen Vater stürzen könnte.“ Bei den letzten Worten der Prinzessin verzogen sich die Mundwinkel des Mannes. „Der Thron deines Vaters interessiert mich überhaupt nicht.“ „Überlege es dir“, versetzte Ardala. „Du würdest zum mächtigsten Mann des bekannten Weltalls. Mit mir, an deiner Seite. Ich habe das Ränkespiel dieser Kriecher und Weichlinge, am Hof meines Vaters, so satt. Emporkömmlinge, wie dieser verdammte Kane, die nach der Macht gieren aber vergessen haben was Männlichkeit ist. Aber du und ich, Buck Rogers. Wir könnten denen Allen trotzen. Dann würden wir über des bekannte Universum herrschen und wir würden unser eigenes Leben leben. Wir würden Bestimmen, wie sich die Geschicke des Universums entwickeln. Eine mächtige, neue Dynastie.“ Buck Rogers musste zugeben, dass dieses Angebot einen sehr starken Reiz besaß. Doch gleichzeitig tauchte vor seinem geistigen Auge wieder das Gesicht einer anderen Frau auf. Einer blonden Frau, deren Kuss etwas in ihm erschüttert zu haben schien. Er unterdrückte alle Gedanken an Wilma Deering. Jetzt musste er erst einmal heil aus dieser Nummer herauskommen. „Ich finde, du eilst den Dingen etwas voraus“, gab Rogers schmunzelnd zurück. Im nächsten Moment küsste Ardala ihn erneut und der Captain ließ es nur zu bereitwillig zu. Obwohl er spürte, dass sich in seinem Innern sein Gewissen regte. Er beruhigte sich damit, dass er Niemanden betrog, denn er und Wilma führten keine Beziehung. Letztlich war auch sie es gewesen, die ihn geküsst hatte und nicht umgekehrt. Früher oder später würde Ardala etwas trinken und dann war er frei um zu handeln. Doch bis dahin musste er mitspielen. Die Küsse der Draconianerin wurden fordernder und sie begann, mit zittrigen Fingern, ihn langsam zu entkleiden. Nachdem Rogers mit nacktem Oberkörper vor ihr stand, legte Ardala ihr knappes Oberteil ab und ließ es achtlos zu Boden fallen. Danach drängte sie ihren warmen Leib gegen seinen und sie schnurrte leise, als seine großen, kräftigen Hände sanft über ihren Rücken streichelten. Unter zahllosen Küssen entkleideten sie sich gegenseitig weiter. Splitternackt zog Ardala den Mann schließlich an der Hand mit sich. Sie löschte rasch das Licht, so dass nur die vier tiefblauen Leuchtstreben in der Mitte des Quartiers spärliches Licht verströmten. Sich mit Buck Rogers auf das große, weiche Lager ihres Bettes sinken lassend flüsterte sie ihm, zwischen zwei glühenden Küssen zu: „Wenn du doch ein Spion sein solltest, Buck Rogers, dann werde ich dich töten lassen.“ Ein verächtliches Schnauben von Rogers ging seiner Antwort voraus. „Wenn du mir das jetzt auch noch im Bett erzählst, dann kenne ich dein Problem.“ Zu Buck Rogers gelinder Verwunderung drehte Ardala ihn mit sanfter Gewalt auf den Rücken und ihre Hände gingen, in der Dunkelheit des Quartiers, unter der leichten, goldenen Bettdecke, auf Wanderschaft. Er sog scharf die Luft ein, als sie eine Hand unter seinen Po schob, während die andere Hand ganz sacht seine Männlichkeit packte und fast etwas übervorsichtig erkundete, was sich ihren Fingern bot. Offensichtlich wusste die Prinzessin nicht um die Intensität dieser stimulierenden Berührungen, denn sie gab einen leisen Laut der Überraschung von sich, als die Erregung des Mannes sich signifikant steigerte. Auch Buck Rogers ließ daraufhin, ohne nun weiter darüber nachzudenken, seine Hände über den nackten Leib der Prinzessin wandern. Ganz sacht glitten seine Finger über ihren flachen Bauch, über die Hüften hinauf zu ihren Brüsten, die er zunächst nur mit seinen Fingerspitzen berührte. Erst nach einer Weile nahm er sie in seine Hände und massierte sie sanft, fast übervorsichtig. Die Draconianerin schnurrte wie eine Katze, als seine Finger die Linien ihres Pos und ihres Rückens nachzeichneten. Dann zog er sie eng in seine Arme und küsste sie so fordernd, dass ihr fast die Luft wegblieb. Dabei liebkosten die Finger seiner Linken ihr Ohr, ihren Hals und ihre Wange, bevor sie sich wieder zu einer ihrer schwellenden Brüste bewegten. Die Hände der beiden so verschiedenen Wesen sandten Feuer über die Haut des jeweils Anderen Dabei dauerte es eine ganze Weile, bis Buck Rogers die Prinzessin schließlich auf den Rücken drehte und sich halb über sie schob, denn ihre Hände und ihre Lippen waren nicht weniger wissbegierig, als seine eigenen. Doch noch gedachte Buck Rogers, den Moment ihrer Vereinigung noch etwas hinaus zu zögern. Sein linkes Bein schob sich zwischen ihre straffen Schenkel. Mit seinen Fingerspitzen umspielte er dabei die Brustspitzen der Prinzessin. Nach einer Weile fuhren sie, beinahe gehaucht, zwischen ihnen über ihren schlanken Leib, hinab bis zu dichten Flaum ihrer Scham. Die empfindlichste Stelle ihres Körpers auslassend zeichneten seine Fingerspitzen Kreise auf die Innenseiten ihrer Schenkel und Ardalas Atemrhythmus beschleunigte sich. Ein heiseres Seufzen entrang sich ihr, als Rogers schließlich doch seine Fingerspitzen sanft über ihre Scham gleiten ließ. Dabei spürte der Mann, dass die Prinzessin mehr als bereit war, ihn zu empfangen und er zögerte nun nicht mehr länger. Sanft und beinahe übervorsichtig drang Buck Rogers in sie ein, nachdem er ihre rechte Hand, die mit festem Griff seine Männlichkeit hielt, nachdrücklich löste. Es hatte ihn selbst mächtig erregt so hart von Ardala angefasst zu werden. Als sie sich endlich vereinigten bäumte Ardala sich wild unter Buck Rogers auf und drängte ihren Unterleib gegen seinen. Trotz ihrer Unerfahrenheit, in Bezug auf Männer, hatte sie schon nach relativ kurzer Zeit heraus, sich zu seinen zunächst ganz sanften Stößen zu bewegen. Ein Wenig war es so, wie mit Daenara und doch auch so ganz anders. Im Zuge ihres Liebesspiels wurden ihre Bewegungen schneller und besitzergreifender, wobei Ardala den Mann wild in die Schulter biss. Rogers seinerseits griff in das dichte Haar der Prinzessin, zwang ihren Kopf wieder zurück und saugte, mit genießerischem Brummen, an ihrem Hals, und an den großen, steifen Knospen ihrer Brüste. Buck Rogers merkte, wie Ardala zweimal kurz vor dem Höhepunkt leicht verspannte und geduldig setzte er das Liebesspiel fort, bis sie sich endlich fallen ließ und beim dritten Anlauf, beinahe gleichzeitig mit ihm, süße Entspannung fand. Da Ardala zu diesem Zeitpunkt auf Rogers lag, warf sie ihren Oberkörper aufstöhnend zurück. Erst nachdem sie keuchend ihre Lust herausgeschrien hatte, brach sie, endlich, erschöpft aber glücklich, über dem Buck Rogers zusammen. Schweratmend lag sie für eine Weile auf dem schweißnassen Körper des Mannes und atmete heftig ein und aus, bevor sich ihr Körper wieder leicht anhob, so dass nur noch die immer noch steifen Spitzen ihrer elastischen Brüste seine Haut berührten. Heiser keuchte Ardala in der Dunkelheit: „Bei allen Göttern dieses Universums, so schön hatte ich es mir nicht vorgestellt. Ist es immer so, Buck?“ „Wenn du den richtigen Mann an deiner Seite hast“, bestätigte Buck Rogers. In diesem Moment war er froh darüber, dass es so dunkel im Quartier war und sie sein Gesicht bestenfalls erahnen konnte. Denn seine Gedanken weilten in diesem Moment bei einer anderen Frau. Einer Frau, deren goldenes Haar eine ovales, ebenmäßiges Gesicht umrahmten, das ihm nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte. So wenig, wie der traurige Blick ihrer Augen, als er sie auf dem Fest einfach stehen gelassen hatte. Er verscheuchte krampfhaft diese Gedanken und erkundigte sich bei Ardala: „Wie wäre es jetzt mit einem Schluck?“ Sie lösten sich erst jetzt, leise lachend, voneinander. „Ja, jetzt möchte ich etwas trinken“, antwortete die Frau, noch immer etwas kurzatmig und drehte sich auf den Rücken. Dabei nahm sie es wie selbstverständlich hin, dass Buck Rogers sie bediente und ihr einen der Pokale reichte. Rogers war das nur recht. Auf diese Weise konnte keine Panne passieren. Er reichte ihr den Pokal mit dem Entspannungsmittel, das er von Theopolis bekommen hatte. Ardala trank gierig, währen der selbst nur an dem Getränk nippte. Er kannte dessen Wirkung nicht und er musste so klar bleiben, wie nur irgend möglich. Sie stellten die Pokale wieder zur Seite und Ardala genoss die sanften Liebkosungen des Mannes, wobei sie schnell immer schläfriger wurde. Was ihr nur natürlich schien, nach dem was sie eben erlebt hatte. Buck Rogers spürte den geschmeidigen Frauenkörper in seinen Armen erschlaffen und im ersten Moment erschrocken, tasteten seine Finger nach der Schlagader an ihrem Hals. Erleichtert spürte er den kräftigen Puls der Frau. Sie schlief nur. Allerdings tief und fest. Tief durchatmend schlug Rogers die dünne Bettdecke über den Leib der Prinzessin, nachdem er das Bett verlassen hatte. Er sprang kurzentschlossen in den Pool, nachdem er die Wassertemperatur geprüft hatte. Er wusch sich rasch, kletterte wieder aus dem Pool und schnappte sich eines der Badetücher, die am Rand des Pools lagen. Nun kam der wirklich schwierige Teil seiner Ein-Mann-Operation. * * * Auf der Erde lief Colonel Deering in demselben Moment ruhelos, in der Kommandozentrale des Verteidigungs-Direktorats, auf und ab. Sie hatte Theopolis, im Laufe des vergangenen Abends, darum gebeten, Buck Rogers im Auge zu behalten. Egal was auch immer passieren würde. Vor einer halben Stunde hatte sie versucht mit Theopolis Kontakt aufzunehmen, doch jeder dieser Versuche war gescheitert. Daraufhin hatte sie eine groß angelegte Suchaktion gestartet, aber auch diese war erfolglos geblieben. So hatte sie schließlich Elias Huer davon in Kenntnis gesetzt, dass weder Buck Rogers noch Doktor Theopolis erreichbar waren. Elias Huer hatte die Suche nach den Vermissten ausweiten lassen. Vor wenigen Augenblicken hatte er das Ergebnis der angeordneten Aktion erhalten und er schritt langsam zu Wilma Deering, die vor einer der Kontrollkonsolen stehen geblieben war. Mit gedämpfter Stimme sagte Huer zu der Frau: „Weder von Theo noch von Twiki, noch von unserem Captain Buck Rogers ist auch nur eine Spur zu finden, Colonel.“ „Es ist meine Schuld, wenn Theopolis oder Twiki etwas geschieht“, warf sich Wilma Deering selbst vor. „Ich hatte die Beiden darum gebeten, diesen Primitiven nicht aus den Augen zu lassen.“ „Theopolis kann für sich selbst entscheiden“, versuchte Huer die Frau zu beruhigen, was ihm jedoch nur zum Teil gelang. „Und Twiki folgt seinen Worten und passt auf ihn auf. Vielleicht schaut sich Buck Rogers nur erneut außerhalb der Inneren Stadt um und wir machen uns ganz umsonst Sorgen. Immerhin weiß Rogers jetzt, dass Anarchia sehr gefährlich sein kann. Dorthin wird er bestimmt nicht gegangen sein.“ „Nein!“, stimmte Wilma Deering dem Präsidenten der Erde aus vollem Herzen zu. „Dahin wohl kaum!“ Huer klopfte der Frau sanft auf die Schulter. „Ich halte Sie auf dem Laufenden, Colonel. Versuchen Sie, sich etwas zu beruhigen.“ Damit entfernte sich der schlanke Mann und ließ Wilma Deering mit ihren Vermutungen und Verdächtigungen allein. Die Soldatin war eine Praktikerin und sie ließ sich so leicht kein X für ein U vormachen. Darum war sie davon überzeugt, dass Rogers nicht einfach einen Spaziergang außerhalb der Stadt unternahm. Nein, sie hatte beobachtet, wie sich Rogers und die Prinzessin während des Festes näher gekommen waren. Ihr war auch nicht verborgen geblieben, welches Interesse dabei in den Augen der Draconianerin gelegen hatte. Wilma Deering erinnerte sich gleichfalls daran, wie schonungslos Buck Rogers ihr die kalte Schulter gezeigt hatte, nachdem er zunächst ihren Kuss so zärtlich erwidert hatte. In dem Moment war sie sich sicher gewesen, dass Rogers nicht der Spion sein konnte, den sie zuerst in ihm gesehen hatte. Doch nun sah das wieder ganz anders aus. Was Wilma Deering wirklich bedrückte war: Wenn sie Recht hatte, mit ihrer Vermutung, dass Buck Rogers mit Ardala zur DRACONIA geflogen war, dann befanden sich nun höchstwahrscheinlich auch Theopolis und Twiki dort. Somit befanden sie sich in akuter Gefahr und Schuld daran hatte letztlich Buck Rogers. Mit wutverzerrtem Gesicht stützte sich Wilma Deering am Rand der Konsole ab und zischte dabei zu sich selbst: „Du bist ein Spion, Buck Rogers und ich weiß ganz genau, wo du gerade bist und was du dort machst.“ Dabei füllten sich ihre Augen mit Tränen, bis ihr Blick verschwamm und sie, mit einem wehen Gefühl, ihre Arme um ihren Leib schlang. Dabei hoffte sie inständig, dass sie, durch ihre Bitte, nicht den Tod eines Mitgliedes des Computerrates auf dem Gewissen hatte. * * * Auf der DRACONIA öffnete sich, genau in dem Augenblick in dem Wilma Deering auf der Erde ihrem Schmerz nachgab, wie von Geisterhand bewegt, eines der Wandpaneele. Wäre ein Draconianer in der Nähe gewesen, so hätte er sich sicherlich sehr darüber gewundert. Umso mehr, als dass Sekunden später eine terranische Drohne, mit einem Quad um den Hals, hinaus auf den Gang trat und Umschau hielt. Die beiden Maschinenwesen waren Buck Rogers, nach dem Ende des Festes, auf der Spur geblieben. Auf Bitten von Wilma Deering, die ihnen gegenüber den Verdacht geäußert hatte, dass zwischen Prinzessin Ardala und Rogers doch eine tiefer gehende Verbindung existieren könne, als sie zunächst angenommen hatte. Trotz der Versicherung des Quad, dass seine Sensoren ihm etwas Anderes sagten, hatte er sich von der Frau dazu drängen lassen ihrer Bitte nachzukommen. Und nun befanden sich er und Twiki in einer heiklen Lage. Dabei war es bereits ein schwieriges Unterfangen gewesen, sich an den draconianischen Wachen der Privatyacht von Ardala vorbei zu mogeln und an Bord der Yacht ein passendes Versteck zu finden. Theopolis hatte Twiki schließlich dazu gedrängt, sich in einem der Kühlschränke zu verbergen. Auch als die kleine Drohne vehement eingewandt hatte, seine Kugellager würden einfrieren. Natürlich waren sie nicht eingefroren, denn Drohnen waren selbst in der Kälte des Weltalls funktionsfähig. Was sie beide, an Bord der Privatyacht gesehen hatten, während sie zur DRACONIA zurück flog, war wesentlich beunruhigender gewesen, als die Kälte des Kühlschranks. Sie hatten herausgefunden, dass sich Buck Rogers mit an Bord befand und er hatte, recht eindeutig, mit Prinzessin Ardala geflirtet. So, wie sie auch mit ihm. Theopolis war danach in seiner Beurteilung des Captains unsicher geworden. Wenn sich beide so nahe standen, so konnte das durchaus bedeuten, dass Colonel Deering Recht gehabt hatte, mit ihrem Verdacht gegen Buck Rogers. Doch Theopolis wollte sich momentan alle Optionen offenhalten. Vielleicht gab es da noch Unbekannte in der Rechnung. Nachdem feststand, dass sie in diesem Teil des gewaltigen Raumschiffs allein waren, sagte Theopolis leise zu Twiki: „Wir müssen Buck Rogers wiederfinden. Was mag er auf diesem Raumschiff wollen? Ob die Prinzessin ihn doch herumgekriegt hat?“ Twiki piepte, kaum vernehmbar, eine Antwort in Maschinensprache und Theopolis erwiderte darauf: „Kann sein, doch vielleicht hat Colonel Deering ja doch Recht. Wir sollten herausfinden, wo das Quartier der Prinzessin liegt und uns in der Nähe auf die Lauer legen. Das dürfte jedoch nicht ganz ungefährlich sein, denn dort wird mehr los sein, als in diesem Bereich des Raumschiffs. Also los, Twiki. Mach dich auf die Suche.“ Die Drohne setzte sich rasch in Bewegung. Zweimal mussten sie einer Patrouille der Bordwache ausweichen. Die Soldaten schienen sich jedoch an Bord absolut sicher zu fühlen, sonst wären sie Aufmerksamer gewesen und hätten vielleicht die kleinen, verräterischen Anzeichen bemerkt, die Twiki und Theopolis nicht vermeiden konnten. Doch so erreichten die beiden Wesen unangefochten die tiefer im Innern gelegenen Bereiche des Raumschiffes. Wobei Theopolis insgeheim Berechnungen darüber anstellte, dass hier im Grunde viel zu wenig los sei. Was dafür sprach, dass die Soldaten dieses Raumschiffs zum Großteil woanders gebraucht wurden. Doch wo? Das galt es herauszufinden, sobald sie Buck Rogers ausfindig gemacht und erfahren hatten, was er an Bord dieses Raumschiffes zu suchen hatte. Je weiter sie sich dem Zentrum des Raumschiffs näherten, desto öfter mussten sie Soldaten des Draconianischen Reiches ausweichen. Schließlich fanden sie einen ähnlichen Stauraum, wie den, den sie vor einer Weile verlassen hatten. Sie verschwanden von der Bildfläche und Theopolis aktivierte wieder seine Passivscanner. Wenn Buck Rogers in der Nähe war und das Quartier der Prinzessin verließ, so würde der Quad die gespeicherten Individual-Impulse des Captains hier auffangen können. Buck Rogers würde ihm und Twiki also keinesfalls entkommen. * * * Nachdem sich Buck Rogers rasch wieder angezogen hatte, schritt er zum Bett hinüber und blickte auf die bewusstlose Frau. Er verspürte Schuldgefühle, obwohl sich ihre Makellosen Brüste, unter der leichten Bettdecke regelmäßig hoben und senkten. Er hatte sie benutzt. Etwas, das er früher nie getan hatte. Er hätte sich auch nie träumen lassen es jemals zu tun und innerhalb der letzten beiden Stunden hatte er es gleich zweimal getan. Aber stimmte das? Zumindest in Bezug auf Wilma Deering spürte er Widerspruch in seinem Innern nach oben steigen. Denn seine Gefühle für die blonde Frau waren echt. Doch welcher Art genau diese Gefühle eigentlich waren, das wusste er nicht und das verwirrte ihn etwas. Buck Rogers setzte sich vorsichtig zu Ardala auf die Kante des großen Himmelbettes. Seine Linke sacht auf ihre Wange legend flüsterte er: „Verzeih mir, Herzblättchen.“ Er schüttelte alle Gedanken an Ardala und Wilma ab. Jetzt galt es erst einmal aus diesem Quartier zu entkommen, ohne dass ihn dieser tätowierte Riesenkerl dabei erwischte und einfach abräumte. Zweifellos eine Herausforderung. Rogers pirschte sich zum Schott. Er glaubte zwar nicht, dass ihn Tigermann gehört hätte, wäre er normal gegangen, doch was wusste er schon über das Gehör von Aliens? Angespannt presste er sich gegen die Wand, mit Allem rechnend, bevor er entschlossen das Schott öffnete. Er hatte Glück, denn der Leibwächter schien vor dem Schott vor sich hin zu dösen. Vorsichtig griff der Captain nach dem Kolben der schweren Handwaffe, die der Riese in seinem offenen Holster am Gürtel trug. Ganz langsam zog er die Waffe heraus und wollte bereits aufatmen, als er mit dem Lauf hängen blieb. Sofort war der Riesenkerl bei der Sache. Mit einer Geschwindigkeit, die Rogers dem Mann niemals zugetraut hätte, wandte sich Tigermann zu ihm herum und versetzte ihm reflexartig einen Schlag mit der Rückhand, der Buck Rogers die Luft aus den Lungen trieb und ihn rückwärts straucheln ließ. Dabei übersah er die Stufe hinter sich und stürzte rücklings zu Boden, während der Leibwächter der Prinzessin ihn finster musterte und auf ihn zu kam. Buck Rogers schüttelte seine Benommenheit ab, als der Riese nach ihm greifen wollte. Ohne zu überlegen schoss er mit der Waffe des Leibwächters. Zur Überraschung des Captains gab die Waffe lediglich ein helles Singen und einen schwachen Blitz von sich. Er glaubte bereits an ein Versagen der Waffe, als er realisierte, dass Ardalas Leibwächter erstarrt war. Wie die vielzitierte Salzsäule. Etwas verwundert auf die Waffe in seiner Hand blicken, erhob sich Rogers ächzend und wischte mit der Rechten vor den weit geöffneten Augen des Leibwächters herum. Mattscheibe! Nicht mal ein Testbild! Buck Rogers zuckte die Schultern. Ihm genügte es im Moment voll und ganz, dass der Leibwächter außer Gefecht gesetzt war. Da er nicht wusste, wie lange die Wirkung dieser Waffe anhielt, schob er die Waffe hinter seine Schärpe und hob sich danach den Riesenkerl seufzend auf die rechte Schulter, wobei er dachte: Jetzt wollen wir mal sehen, ob wir einen passenden Schlafanzug für dich finden. Mit einem Blick zum Bett der Prinzessin kam dem Captain eine Idee. Er schaffte ihn dorthin und wuchtete ihn auf das Bett. Nachdem er die Hälfte der Bettdecke über ihn gelegt hatte, dachte er amüsiert: Die Schöne und das Biest. Wie lyrisch. Er schritt zu der Seite des Bettes hinüber, auf der Ardala lag. Sich kurz, mit einem schlechtem Gewissen, zu der Draconianerin hinunter beugend, küsste er sie zum Abschied zärtlich auf die Wange. Dann riss Buck Rogers sich los und marschierte zum immer noch offenen Schott, ohne sich noch einmal umzudrehen. Es wurde höchste Zeit, dass er von hier verschwand. Draußen verriegelte Buck Rogers das Schott so, wie er es bei Ardala gesehen hatte, als sie es im Innern des Quartiers getan hatte. Das würde allzu neugierige Augen für eine Weile davon abhalten, einen Blick hinein zu werfen. Danach spähte er auf den Gang hinaus, doch Nichts rührte sich dort. Umso besser. Rasch lief Rogers den Gang hinunter. Er wusste genau, in welche Richtung er sich zu wenden hatte, denn er hatte sich den Weg vom Hangar des Schiffes bis zum Quartier der Prinzessin sehr genau eingeprägt. Er gratulierte sich innerlich dazu, dass er schon immer über ein ausgezeichnetes Orientierungsvermögen verfügt hatte. Anders, als seine Mutter, die sich zu Lebzeiten sogar noch in einer Telefonzelle verlaufen hätte. Bei diesem Gedanken einen leichten Stich im Herzen spürend, bog Buck Rogers vorsichtig in einen Gang ab, der nach Links führte. Ohne, dass er eine Ahnung davon hatte kam er dabei direkt an jenem Versteck vorbei, das sich Twiki und Theopolis ausgesucht hatten. Er ahnte ebenfalls nicht, dass die Sensoren des Quad seine Gegenwart bemerkt hatten. Buck Rogers Gedanken waren einzig und allein darauf gerichtet, den Haupthangar dieses Kriegsschiffes zu erreichen. Wenn es Beweise dafür gab, dass dieses Raumschiff nicht unbewaffnet war, dann würde er sie am ehesten dort finden. Er verschwand um die nächste Gangecke, bevor sich das Paneel öffnete, hinter dem sich Twiki und Theopolis versteckt gehalten hatten. Ohne dass Buck Rogers etwas davon bemerkte, hefteten sich die beiden Maschinenwesen auf seine Fersen. Denn auch sie gedachten etwas zu überprüfen. Inzwischen hatte Buck Rogers, im Dauerlauf, den Hangar erreicht. Allerdings auf einer Deck-Ebene, von der aus eine Galerie zu einem Niedergang führte, über den man das eigentliche Hangardeck erreichen konnte. Bevor er die offene Galerie erreichte, zuckte er erschrocken zurück. Denn in dem Hangar hatte sich, entgegen früherer seiner Besuche dort, eine geradezu hektische Betriebsamkeit entfaltet. Sich rasch wieder in Sichtdeckung des schmalen Ganges zurückziehend, spähte er schließlich erneut um die Ecke. Was Buck Rogers bei diesem Blick um die Ecke sah, erzürnte ihn so sehr, dass er spürte wie sein Körper zu zittern begann. Denn das, was sich dort unten seinen Blicken darbot, übertraf seine finstersten Vermutungen die er bislang gehegt hatte. Dort unten im Hangar standen Dutzende jener Piraten-Jagdbomber, von denen er kürzlich sechs abgeschossen hatte. Das Design der Kampfmaschinen war unverkennbar. Es dauerte noch einige Augenblicke, bis Buck Rogers die gesamte Wahrheit erfasste. Nein, das sind gar keine Piratenschiffe! Es hat überhaupt nie Piraten gegeben! Es waren die ganze Zeit über die Draconianer gewesen, die terranische Frachter angegriffen hatten. Vermutlich, um Terra zu dem vorgetäuschten Handelsabkommen zu drängen. Buck Rogers stöhnte unterdrückt auf, als ihm die gesamte, fürchterliche Tragweite seiner Entdeckung bewusst wurde. Ihm wurde klar, dass diese Angriffstruppen bald gegen Terra losschlagen würden, wenn er die Vorbereitungsarbeiten der Soldaten und Techniker dort unten im Hangar richtig bewertete. Das bedeutete aber gleichzeitig, dass die Feinde Terras sicher waren, durch den Verteidigungsschild zu kommen. Vermutlich würden Agenten der Draconianer zu dieser Stunde bereits den Schild sabotieren. Und hier stehe ich! Unrasiert und fern der Heimat und ich kann nichts dagegen tun! Bei diesen Gedanken ballte Rogers die Hände zu Fäusten. Oh, doch. Noch atmete er. Vielleicht gelang es ihm, die Maschinen zu sabotieren. Bei diesem Gedankengang beobachtete er einen der Techniker, der einen Armlangen Gegenstand aktivierte und ihn dann in einem Schacht, unter einer der Kampfmaschinen einhakte. Dabei kam Rogers ein kühner Gedanke und mit erneut erwachender Zuversicht versicherte er sich, dass Niemand dort unten in seine Richtung sah. Hastig lief er über das Bodengitter der Galerie und erreichte unentdeckt die andere Seite des Ganges, von dem aus eine schmale Wendeltreppe auf das tiefer gelegene Deck hinunter führte. Er erreichte schließlich einen Durchgang zur Hangarhalle. Auf der anderen Seite des kurzen Durchgangs sah er einen draconianischen Wachsoldaten, der ihm den Rücken zu wandte. Er hatte ungefähr dieselbe Statur, wie er. Innerhalb weniger Augenblicke warf Buck Rogers seinen ursprünglichen Plan über den Haufen. Er zog sich wieder bis zur Ecke des Durchgangs zurück und pfiff leise eine Melodie vor sich hin. Die Waffe von Ardalas Leibwächter aus der roten Schärpe ziehend horchte Rogers auf. Schritte näherten sich. Vermutlich wollte der Wächter nachsehen was los war. Kaum tauchte der Soldat vor Buck Rogers auf, drückte der Captain auch schon auf den Auslöser der Waffe. Der betäubte Mann fiel ihm in die Arme und der Captain zog ihn in eine dunkle Ecke, unter die Wendeltreppe, wo er den Draconianer rasch von seiner Uniform befreite. In seinen Gedanken entwickelte sich dabei ein neuer, geradezu tollkühner Plan. Kapitel 9: Alarmstufe Eins -------------------------- 9. Alarmstufe Eins Adelard Kane saß in der Kommandozentrale der Sternenfestung und sah, in finstere Gedanken versunken, auf den blauen Planeten, der einmal seine Heimat gewesen war. Und vielleicht würde er das bereits bald schon wieder werden. Der Commander der DRACONIA dachte kurz an das Schicksal der Menschen auf dem Planeten. Es kümmerte ihn nicht. Seine emotionale Verbindung zu den Menschen der Erde war bereits vor vielen Jahren abgerissen. Nach dem Tod einer jungen Jagdpilotin des Verteidigungs-Direktorats. Es war ein Unfall gewesen. So zumindest hatte das offizielle Statement gelautet. Doch er, als ehemaliger Geheimdienst-Offizier des Verteidigungs-Direktorats wusste es besser. Nancy Armendola war gestorben, weil sie von Präsident Elias Huer auf eine Geheimmission geschickt worden war. Er allein trug die Schuld am Tod seiner damaligen Freundin, denn Huer hatte um die Gefahr für Nancys Leben gewusst. Dennoch hatte er ihr den Auftrag erteilt. Sie war der einzige Mensch gewesen, der ihm jemals wirklich etwas bedeutet hatte und Elias Jason Huer hatte sie auf dem Gewissen. Kane hasste Huer und es hatte ihn fast übermenschliche Überwindung gekostet, ihn beim Empfang nicht einfach umzubringen. Stattdessen hatte er ihm den Freund und Alliierten vorgespielt. Doch das würde sich bald ändern. Der verhasste Elias Huer und alle Menschen die ihn unterstützten, würden schon sehr bald ein unrühmliches Ende finden. Dafür würde er, Adelard Reuel Kane, schon sorgen. Und wenn es das Letzte war, was er tat. Während Kane auf die Oberfläche seines Heimatplaneten sah, grübelte er über die Ungerechtigkeit des Universums nach. Seine Eltern hatte er verloren, als er gerade fünf Jahre alt gewesen war. Das hatte ihn seelisch schwer aus der Bahn geworfen. Ihren Tod hatte er nie völlig verarbeitet. Dann hatte er Nancy Armendola kennengelernt. Sie hatte seine zerbrochene Seele erkannt und sie hatte gewusst damit umzugehen. Zu diesem Zeitpunkt hatte Kane an eine Heilung geglaubt. Daran, dass er vielleicht doch noch ein glücklicher Mensch werden könnte. Doch Huer hatte diese Traum zerstört und dafür würde er diesen Mann leiden lassen. Ihn und die gesamte Menschheit. So sehr, wie er selbst gelitten hatte. Die da unten schlafen friedlich, überlegte Kane düster dreinblickend. Oder sie gehen anderswo ihrer Arbeit nach. Die ahnen ja auch gar nicht, was auf sie zukommen wird. Nach einer geraumen Weile erhob sich Kane aus dem Kommandanten-Sessel. Ihm war danach, sich die Beine zu vertreten. Etwas, das er schon immer getan hatte, wenn ihn etwas stark emotional erregte. Nachdem er die Kommandozentrale hinter sich gelassen hatte, richteten sich Kanes Gedanken auf Prinzessin Ardala. Vor etwa zwei Stunden war ihm gemeldet worden, dass die Yacht der Kronprinzessin auf der DRACONIA gelandet war. Kane hatte das zufrieden registriert. Offenbar nahm sie den bevorstehenden Angriff doch ernster, als er zunächst befürchtet hatte. Bei diesen Gedankengängen lächelte Kane finster. Wenn er erst einmal auf der Erde, weitab von der nächsten Raumbasis der Draconianer, an der Macht war, so würde er schon einen Weg finden, Ardala bei ihrem Vater in Misskredit zu bringen. Kane wusste um den Jähzorn des Kaisers und auch wenn Draco seine älteste Tochter liebte, er würde nicht zögern sie zu bestrafen, falls es ihm geraten schien. Dass es ihm schon bald geraten schien, dafür wollte Kane schon sorgen, wenn die Lage günstig schien. Doch zunächst galt seine ganze Aufmerksamkeit dem bevorstehenden Angriff auf die Erde und der Vernichtung von Huer und dem seelenlosen Computerrat. In diesem Rat sah Kane eine ganz besondere Perversion. Maschinen bevormundeten Menschen. Das durfte nicht sein. Allein schon deshalb hielt Kane diesen Angriff auf Terra für legitim. Mit einem der Lifte auf das Deck hinunter fahrend, auf dem Ardalas Quartier lag, dachte Kane kurzzeitig an die Szene im Festsaal. Diesen entwürdigenden Tanz der Prinzessin mit diesem Captain Buck Rogers. Dafür hätte er Ardala am liebsten geohrfeigt und er hätte nicht gezögert es zu tun, wäre sie seine Tochter gewesen. Er nahm sich vor, diesen verdammten Kerl, der vor Nichts und Niemanden Respekt zu haben schien, suchen zu lassen, sobald Terra erobert war. Sobald dieser Rogers in seiner Hand war, würde er ihn hinrichten lassen. Etwas, das sein geheimer Kontakt im Computerrat nicht zustande bekommen hatte. Noch brauchte er diesen Kontakt, aber ganz bestimmt nicht mehr lange. Kane schritt durch die leeren Gänge der DRACONIA. Ein Umstand, der dem bevorstehenden Angriff auf Terra geschuldet war. Erst auf dem Gang, der zum Quartier der Prinzessin führte, traf er auf patrouillierende Soldaten der Bordwache und auf einen Offizier, der mit etwas ratlos wirkender Miene, wie es schien, auf das Schott zu Ardalas Quartier starrte. Neugierig näherte sich Kane dem Mann. „Wo ist Tigermann“, fragte Kane, dem Blick des Offiziers folgend. „Genau das irritiert mich“, gab der kahlköpfige Offizier zurück. „Er sollte eigentlich hier vor dem Schott stehen.“ Überlegend sah Kane den Offizier an bevor er ihm ein Zeichen gab, ihm zu folgen. Gemeinsam schritten sie zum Schott und Kane, der sich davon überzeugte, dass das Schott verriegelt war, klopfte mit der Faust dagegen. Als zunächst keine Antwort erfolgte, klopfte er länger und fester gegen das Schott, bis aus dem Innern die unverkennbare Stimme der Prinzessin gereizt verlangte: „Verschwindet!“ Etwas ratlos sahen sich die beiden Männer vor dem Schott an. Schließlich zuckte Kane die Schultern und war im Begriff sich zu entfernen, als aus dem Quartier ein spitzer, schriller Schrei drang. Kane sah den Offizier an. Er selbst war unbewaffnet, weshalb er sein Gegenüber anwies: „Verdammt, schießen Sie auf den Riegel-Mechanismus! Schnell!“ Der Offizier zog seine Waffe, richtete sie gegen die Stelle des Schotts, hinter der er die Mechanik wusste und feuerte. Ein sengend heißer Energiestrahl verließ fauchend den Lauf der Waffe, die auf einem anderen Prinzip beruhte, als die Laserwaffen der Terraner. Die Mechanik zerschmolz und gleich darauf öffnete die Notautomatik das Schott. Die beiden Männer drangen in das Quartier ein und blickten auf die Szene, die sich ihnen bot. Prinzessin Ardala saß, mit angewidertem Gesichtsausdruck, mitten in ihrem Bett. Daneben hatte sich Tigermann im Bett aufgerichtet und sah, fassungslos wie es schien, zwischen der Prinzessin und den Männern hin und her. Der Offizier hatte inzwischen, über seinen Armbandkommunikator, Verstärkung herbei geordert. Immer noch den Leibwächter der Prinzessin mit der Waffe bedrohend, sah er ungläubig zu seiner Herrscherin. Ardala funkelte die beiden Männer wild an und deutete dabei auf den Leibwächter: „Tötet ihn!“, schrie sie unbeherrscht. „Tötet ihn sofort!“ Der Offizier, hinter dem jetzt zwei durch ihn alarmierte Wachen in das Quartier gestürmt kamen, wollte bereits auf den muskulösen Mann anlegen. Doch Kane drückte die Waffe am Lauf nach unten und widersprach: „Nein! Bringt ihn zum Verhör!“ Ungläubig funkelte Ardala den Kommandanten der DRACONIA an. „Sie widersetzen sich meinem Befehl, Commander?“ „Unter diesen Umständen, ja“, gab Kane kalt zurück. Er wandte sich zu dem Offizier, der noch ratloser als bisher wirkte und nicht wusste was er tun sollte. „Tu, was ich sage!“ Der Kahlköpfige traf schließlich eine Entscheidung. Im Notfall, so dachte er, konnte er sich hinter dem Befehl des Raumschiff-Kommandanten verstecken, denn er war sein direkter Vorgesetzter. Nicht Ardala, die den Status einer Botschafterin inne hatte. An die beiden Wachen gerichtet sagte er deshalb hart: „Packt ihn!“ Die beiden Soldaten nahmen den Leibwächter der Prinzessin zwischen sich und führten ihn ab. Im Quartier fauchte Ardala, die sich immer noch die dünne, golden glänzende Bettdecke vor ihren nackten Leib hielt, Kane an: „Sie werden sehr viel erklären müssen!“ Ironisch gab Kane zurück: „Ich werde viel erklären müssen?“ Spöttisch musterte er die Prinzessin von oben bis unten und gab dem Offizier einen Wink, ihn und die Prinzessin allein zu lassen. Nachdem sie unter sich waren, fuhr Kane die immer noch überraschte Prinzessin wütend an: „Offensichtlich sind Sie ziemlich beschäftigt gewesen. Nicht ich!“ „Über Ihre Unverschämtheit reden wir noch!“, drohte Ardala dem Commander an. „Geben Sie lieber unverzüglich den Befehl zum Angriff!“ „Die Streitkräfte Ihres Vaters, die er hierher entsandt hat, sind noch Stunden entfernt“, gab Kane zu bedenken. „Wir sollten lieber auf sie warten. Außerdem ist nicht sicher, ob die Sabotage des Schutzschild-Generators bereits erfolgreich durchgeführt worden ist.“ „Kane, Sie sind ein Feigling!“, schrie die Prinzessin aufgebracht. „Wir brauchen die Unterstützung meines Vaters nicht! Wir haben das Überraschungsmoment auf unserer Seite!Wir können die Innere Stadt vernichten, wenn der Generator bereits sabotiert wurde. Und wenn die Streitkräfte meines Vaters eintreffen werden wir schon auf dem Thron der zukünftigen draconianischen Kolonie, namens Terra, sitzen! Zumindest ich, denn Sie haben ja offensichtlich nicht die Nerven dazu!“ Kanes Augen blickten kalt auf die Prinzessin. Was bildete sie sich ein? Mit einem nicht unbeträchtlichen Maß an Sarkasmus dachte er: Zum Glück ist in der langen Geschichte des Militärs noch nie ein Plan schiefgegangen, wenn sich Jemand auf Wahrscheinlichkeiten und das Überraschungsmoment verlassen hat. Doch andererseits erschien ihm dieser Befehl die perfekte Gelegenheit zu sein, Ardala rasch abzuservieren. „In Ordnung, Prinzessin. Wir werden angreifen!“ Zufrieden lächelnd lehnte sich die Prinzessin im Bett zurück. „Eine weise Entscheidung, Commander. Inzwischen läuft Captain Rogers auf diesem Raumschiff frei herum. Finden Sie ihn.“ Kane nickte finster und sah die Prinzessin nochmal scharf an, bevor er sich abwandte und das Quartier verließ um ihre Befehle auszuführen. Vielleicht waren es die letzten Befehle ihres Lebens gewesen. * * * Vor dem Durchgang zum Haupthangar der DRACONIA richtete Buck Rogers die zweckentfremdete Uniform des Feindes, die er nun trug. Mit einem missbilligenden Blick den riesigen Helm zwischen seinen Händen drehend, dachte er: Na ja, eine Baskenmütze ist das ja nicht gerade, aber was soll´s? Wenn auch mit Widerwillen setzte er den Helm auf. Immerhin schien ihm diese ausladende Kopfbedeckung eine hervorragende Tarnung zu sein und Tarnung, dessen war sich Buck Rogers ziemlich sicher, gehörte mit zu den besten Tricks von Mutter Natur. Entschlossen betrat Buck Rogers den Hangar obwohl er ein ziemlich mulmiges Gefühl in der Magengegend verspürte. Doch es lief besser, als erwartet. Niemand fiel auf, dass er im Grunde nicht hierher gehörte. Man nahm seine Gegenwart, wenn überhaupt, als vollkommen normal wahr. Rogers sah sich um, um sich besser orientieren zu können und hielt dann auf einen der draconianischen Jagdbomber zu, die am Rande standen. Dort war momentan Nichts los. In demselben Moment, in dem sich Buck Rogers in Bewegung setzte, drangen Twiki und Doktor Theopolis unbemerkt aus derselben Richtung zu diesem Hangar vor, wie Buck Rogers. Da Rogers nicht damit rechnete, dass die beiden Maschinenwesen hier sein könnten, achtete er nur auf die im Hangar anwesenden Draconianer auf dieser Ebene. So entging ihm die Anwesenheit der beiden Maschinenwesen, auf der Galerie, die auch er überquert hatte, als er sich eine der armlangen Bomben aus einer Halterung nahm. Er aktivierte die Waffe, was sich durch ein Aufleuchten am Ende der schlanken, zylindrischen Bombe bemerkbar machte und schob sie dann vorsichtig in eines der sechs Düsenrohre des Raumfahrzeuges, vor ihm. Die magnetischen Haftkontakte hielten, wovon sich Rogers zufrieden überzeugte. Das Ding wird einem von euch Rowdys den Hintern wärmen, dachte Buck Rogers grimmig, bevor er sich die nächste Bombe schnappte. Dabei ahnte er nicht, dass der soeben die Maschine eines Piloten namens Karzeka Gzan sabotiert hatte. Fast gleichzeitig dröhnten elektronische Signale durch das Raumschiff. Noch bevor eine Durchsage ihm bestätigte, dass es sich um einen Eindringlingsalarm handelte, ahnte Buck Rogers, dass er der Grund für diesen Alarm war. Er musste sich also beeilen. Nachdem er sich drei weitere Jagdbomber vorgenommen hatte, musste er einen Teil des Hangars großzügig umgehen um nicht frühzeitig erkannt zu werden. Unangefochten erreichte er eine weitere Gruppe von Jagdbombern, die er ebenso sabotierte, wie die anderen Maschinen. Er hoffte, möglichst viele der Maschinen auf diese Weise unschädlich machen zu können. Dabei arbeitete Buck Rogers immer schneller und sicherer. Nachdem Buck Rogers etwa zwei Dutzend, vielleicht sogar noch mehr, Bomber der Draconianer mit Bomben bestückt hatte, wo sie nicht hin gehörten, schlich er sich von der zuletzt sabotierten Maschine, zu einem abseits gelegenen Bombengestell, um sich dort erneut uneingeladen zu bedienen. Als Buck Rogers sich ab kniete und eine der Bomben aus der Halterung des Gestells nahm, achtete er nicht darauf, was hinter ihm geschah. Unbemerkt hatte sich Twiki an den Mann heran geschlichen und zog ihm die Waffe aus dem Holster, die er selbst der betäubten Wache abgenommen hatte. Dann trat Twiki, die Waffe im Anschlag, wieder zurück, während Theopolis mit strengem Tonfall sagte: „Keine Bewegung, Captain Rogers!“ Mit so ziemlich Allem hätte der Captain gerechnet, aber nicht damit, diese beiden Maschinenwesen hier anzutreffen, als er erschrocken herumfuhr. „Theo, Twiki! Was macht ihr denn hier?“ „Die Situation ist für keinen von uns angenehm!“, erwiderte der Quad, während die Drohne ihn weiterhin mit der erbeuteten Waffe bedrohte. „Nun haut schon ab!“, fuhr Rogers die beiden Wesen unwirsch an. „Ich habe hier etwas Wichtiges zu erledigen!“ Die Sehzellen des Quad schienen intensiver zu glühen. „Das sehen wir, du Verräter!“ Rogers überging den Vorwurf. „Seht ihr denn nicht, was hier passiert?“ „Ich würde sagen, Jemand will die Erde bombardieren.“ Buck Rogers sah den Quad eindringlich an, ohne zu wissen, ob das viel brachte. „Erkennst du diese Jagdbomber, Theo?“ „Nein, aber ich sehe nicht ein warum das wichtig sein sollte.“ „Das sind Piraten-Raumschiffe!“ Der Quad schien Buck Rogers nicht zu glauben, denn er fragte verächtlich: „Warum sollte es an Bord dieses draconianischen Raumschiffes Piratenschiffe geben? Entschuldige, aber da musst du schon mit etwas Besserem kommen. Also, komm jetzt mit!“ „Nein!“ Auf diese Antwort schien Theopolis nicht gefasst zu sein, denn er erwiderte nichts. Diesen Umstand nutzte Buck Rogers und fuhr den Quad mit unterdrückter Stimme wütend an: „Jetzt hör mal zu, du Blechbüchse mit deinem elektronischen Gefasel. Ich erwarte nicht, dass du Alles verstehst! Aber hast du schon mal gehört, dass man Bomben in das Düsenrohr eines Jagdbombers lädt und nicht in den Waffenschacht?“ Anstelle des Quad war es Twiki der verneinend piepte. Gleich darauf meldete sich Theopolis wieder zu Wort. „Du bist still, Twiki! Ich bin ganz durcheinander.“ „Vielleicht kann ich dir helfen, damit du wieder klar im Kopf wirst!“, fuhr ihn Buck Rogers ungeduldig an, weil man sie jederzeit entdecken konnte. „Das sind überhaupt keine Piratenschiffe! Es hat auch nie welche gegeben! Das sind draconianische Jagdbomber und einige von denen wurden als Piratenschiffe getarnt, indem man andere Markierungen auf den Tragflächen angebracht hat! Die haben euch permanent die Hölle heiß gemacht und eure Frachter angegriffen, um euch zu dem Vertrag mit Draconia zu zwingen!“ „Wenn das stimmt, dann ist es teuflisch genial!“ Buck Rogers nickte knapp. „Und jetzt müsst ihr Zwei hier ganz schnell verschwinden, Theo. Du musst einen Weg finden, die Erde über Funk zu erreichen um die Menschen vor dem zu warnen, was hier vor sich geht! Auch wenn ihr es nicht schafft, will ich wenigstens dafür sorgen, dass keines dieser Angriffsschiffe starten kann.“ Zwanzig Meter von ihnen entfernt entstand ein Tumult und Buck Rogers, der kurz über die Startrampe spähte sagte zu Theopolis: „Ich fürchte, das gilt mir. Vermutlich haben sie die Wache entdeckt, der ich diese Uniform geklaut habe. Los jetzt, Theo!“ „In Ordnung, wir erledigen unseren Auftrag. Viel Glück, Buck!“ Abwesend wedelte Rogers mit der Hand in der Luft herum und rannte bereits zu dem nächsten draconianischen Abfangjäger. Ein weiteres, designiertes Sabotage-Opfer. * * * Nachdem sie den Hangar verlassen hatten, wies Theopolis die Drohne an: „Benutze die, vermutlich kaum überwachten Nebengänge, um zur Funkzentrale zu gelangen. Die sind verwinkelter und dort kannst du dich notfalls besser verstecken.“ Twiki folgte der Anweisung des Quad. Dieser Raumschiffstyp war dem Terranischen Militär und somit dem Computerrat seit Jahren bereits bekannt. Mit hoher Geschwindigkeit überspielte der Quad die Baupläne der Sternenfestung zu Twiki und die Drohne konnte nun rasch den vermutlich sichersten Weg eruieren. Zweimal musste sich Twiki mit Theopolis vor Soldaten der Draconianer verbergen, bevor sie, nur wenige Minuten später, das Kommunikationszentrum der Ausweichzentrale erreichten. Dieses Neben-Kommandozentrum wurde nur dann benötigt, falls aus irgendeinem Grund die Hauptzentrale ausfiel. Dementsprechend tat hier nur ein Soldat Dienst, der den internen Funkverkehr des Raumschiffs überwachte. Kopfhörer auf und den Rücken zum Eingang, dachte Theopolis. Hier könnte eine ganze Horde Elefanten herein marschieren, ohne dass der etwas bemerken würde. Im Rücken des Draconianers schlichen Twiki und Theopolis zur Wartungsklappe eines Schaltelements. Über die interne Maschinenkommunikation wies Theopolis die Drohne an, die Klappe zu öffnen. Danach erklärte Theopolis Twiki, auf demselben Weg, dass er zwei der Kabel packen musste, und sie miteinander kurzschließen sollte. Dabei hätte ihm der Draconianer sicherlich leid getan, wenn Theopolis ihn nicht, mit maschineller Logik, als schäbigen Feind angesehen hätte. Denn einen Moment später erzeugte dieser Kurzschluss eine Akustische Rückkopplung auf einer so hohen Frequenz, dass der Mann derartige Schmerzen bekam, als würden ihm die Trommelfelle zerrissen. Voller Schmerzen aufschreiend riss sich der Soldat den Kommunikator vom Kopf und presste, mit tränenden Augen, seine Hände auf die Ohren. Theopolis und Twiki, die zwischen zwei Maschinenblöcken in Deckung gegangen waren beobachteten, wie der Soldat aus der Nebenzentrale wankte. Vermutlich würde er den Schaden melden, doch vermutlich nicht, bevor er das Krankenrevier aufgesucht hatte. Das gab ihm und Twiki genug Zeit, um mit Terra Kontakt aufzunehmen. Rasch reparierte Twiki den angerichteten Schaden wieder und schritt dann zur Kontrollkonsole. Dort stellte er die ihm bekannte Notfrequenz des Verteidigungs-Direktorats ein und nahm dann den Kommunikator in die Hand, um Theopolis das Mikro vorzuhalten. Theopolis sprach in das Mikro des Kommunikators: „Erd-Direktorat! Hier spricht Doktor Theopolis vom Computerrat via Notkanal! Bitte kommen! Hier spricht Doktor Theopolis via Notkanal! Bitte kommen! Bitte kommen!“ Twiki schaltete auf Empfang. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis sich Wilma Deering persönlich meldete. Theopolis wusste, dass der Notkanal permanent abgehört wurde aber dass Wilma Deering um diese Zeit in der Verteidigungszentrale weilte, das überraschte den Quad doch etwas. „Hier ist Colonel Deering! Sprechen Sie!“ „Hier ist Doktor Theopolis!“ „Doktor Theopolis, wie kommen Sie auf diesen Notkanal?“ Theopolis erklärte so schnell es ihm möglich war: „Ich bin an Bord der DRACONIA. Ich bin, wie Sie mich baten, Captain Rogers gefolgt. Jetzt hören Sie, Colonel. Die Sternenfestung ist nicht, ich wiederhole, nicht unbewaffnet! Auf der DRACONIA befindet sich ein Geschwader von Jagdbombern, das gegenwärtig darauf vorbereitet wird, einen Angriff gegen die Inneren Städte der Erde zu führen!“ „Aber wie geht das? Ihre Hangar war völlig leer, als wir zuletzt…“ „Für Erklärungen habe ich wirklich keine Zeit, Colonel“, versetzte der Quad schnell. „Setzen Sie sofort das gesamte Militär in Alarmbereitschaft und setzen Sie unsere Jagdgeschwader ein, um die Bomber und die DRACONIA zu vernichten.“ Wilma Deering war es gewohnt schnell umzuschalten. So fragte sie nicht weiter nach sondern erwiderte knapp: „Danke, Doktor. Ich gebe Alarmstufe-Eins! Viel Glück.“ Als Twiki den Kommunikator aus der Hand legte, meinte Theopolis zu der Drohne: „Wir werden alles Glück der Welt brauchen, um das hier zu überstehen. Jetzt los, wir gehen zurück zu Captain Rogers. Vielleicht kann er unsere Hilfe gebrauchen.“ Twiki gab ein zustimmendes Biddi-Biddi von sich und setzte sich in Bewegung. Kapitel 10: Die Schlacht über der Erde -------------------------------------- 10. Die Schlacht über Terra Wilma Deering wusste nicht zu sagen, warum sie in einem Nebenraum der Verteidigungszentrale ausgeharrt hatte, nachdem Doktor Huer gegangen war. Sie fühlte sich innerlich wie zerschlagen und sie war müde. Doch sie wusste auch, dass sie im Moment viel zu aufgewühlt war, um in ihrem Quartier Schlaf zu finden. Darum blieb sie. Dabei ging ihr Buck Roger nicht aus dem Kopf. Noch weniger der Kuss, dem sie ihm gegeben hatte. Sie schloss für einen Moment ihre Augen und glaubte, augenblicklich wieder seine Lippen auf ihren zu spüren. Seine Hände auf ihren Hüften zu fühlen, die sie hielten Sanft und dennoch männlich fest. Wie hatte er es nur über sich bringen können, sie nach dem wundervollen, so zärtlichen Kuss einfach stehen zu lassen? Sie öffnet wieder die Augen. Nachdem sie eine ganze Weile am Leitstand vor sich hin gebrütet hatte, erhob sie sich schließlich und begann damit, im Halbdunkel des Bereitschaftsraumes, der dem eigentlichen Kommandozentrum angeschlossen war, unruhig herum zu wandern. Dabei öffnete die Jacke ihrer Paradeuniform, die sie immer noch trug, auf der linken Seite zur Hälfte und atmete tief durch. Entgegen des Protokolls trug sie Nichts darunter, was bei geschlossenem Kleidungsstück nicht aufgefallen war. Sie schob ihre Linke unter den Stoff der Uniformjacke und legte sie auf ihre Haut, dorthin, wo das Herz lag. Deutlich spürte sie dabei ihren Herzschlag. Er schien leicht erhöht zu sein. So blieb sie an der Fensterfront des Raumes stehen und blickte in die Nacht hinaus, die schon bald wieder dem Morgen weichen würde. Dabei rief sie sich erneut die Gefühle in Erinnerung, die sie überwältigt hatten, bei ihrem Kuss. Natürlich hatte sie bereits Beziehungen zu Männern gehabt. Eine davon hatte sogar mehrere Jahre angedauert, doch bei keiner hatte sie das Gefühl gehabt, den Partner für´s Leben gefunden zu haben, oder jenes seltsame Kribbeln verspürt, wie sie es in der Nähe dieses seltsamen Mannes, namens Buck Rogers fühlte. Jedesmal, wenn sie in seiner Nähe gewesen war. Sie hatte sich zunächst standhaft geweigert sich diese Gefühle einzugestehen. Doch sie waren zweifellos da. Immer noch, obwohl sie inzwischen wusste, dass Rogers sie hintergangen hatte. Sie und die gesamte Menschheit. Es schien ihr selbst vollkommen verrückt, doch die romantischen Gefühle für Buck Rogers waren trotzdem immer noch da. Mit dem Unterschied, dass sie nun auch noch richtig weh taten. Ganz tief in ihrem Herzen und nun auch in ihrer Magengegend. Wilma Deering starrte auf die unter ihr liegende Stadt, ohne sie wirklich zu sehen. Nach einer Weile verschwammen die Konturen vor ihren Augen und sie zog die linke Hand unter ihrer Jacke hervor um sich ihre Tränen abzuwischen. Dabei verfluchte sie in Gedanken den Mann namens Buck Rogers. Sie wusste ganz genau, wo er war und sie wusste auch, mit wem er dort war. Und warum. Dieser Gedanke schmerzte sie am meisten. Sie schniefte leise und schüttelte dann den Kopf, so als könne sie die Gedanken an Buck Rogers einfach aus ihrem Kopf herausschütteln. Doch das war zwecklos. Sich erneut über die Augen wischend beruhigte sich Wilma Deering schließlich wieder und sah erneut hinaus in die Dunkelheit. Sie war so in ihre traurigen Gedanken versunken, dass sie mit einem leisen Laut der Überraschung zusammen schreckte, als sie ein Anruf aus dem eigentlichen Kontrollraum erreichte. Rasch war sie bei der Kommunikationseinheit der Konsole des Besprechungstisches, der im Zentrum des Raumes stand. Sie drückte auf Empfang. „Was gibt es denn?“ Die Stimme des Diensthabenden erwiderte: „Uns erreicht gerade ein Spruch über den Notkanal, Colonel. Ich stelle durch!“ Es knackste leise im Empfänger der Kom-Einheit. Dann vernahm sie, zu ihrer großen Überraschung und Freude, die Stimme von Doktor Theopolis. „Erd-Direktorat! Hier spricht Doktor Theopolis vom Computerrat via Notkanal! Bitte kommen! Hier spricht Doktor Theopolis via Notkanal! Bitte kommen! Bitte kommen!“ Wilma Deering drückte rasch die Sendetaste und meldete sich. „Hier ist Colonel Deering! Sprechen Sie!“ „Hier ist Doktor Theopolis!“ „Doktor Theopolis, wie kommen Sie auf diesen Notkanal?“ Theopolis erklärte über Funk: „Ich bin an Bord der DRACONIA. Ich bin, wie Sie mich baten, Captain Rogers gefolgt. Jetzt hören Sie, Colonel. Die Sternenfestung ist nicht, ich wiederhole, nicht unbewaffnet! Auf der DRACONIA befindet sich ein Geschwader von Jagdbombern, das gegenwärtig darauf vorbereitet wird, einen Angriff gegen die Inneren Städte der Erde zu führen!“ Zunächst glaubte Wilma Deering sich verhört zu haben. Ungläubig fragte sie: „Aber wie geht das? Ihre Hangar war völlig leer, als wir zuletzt…“ „Für Erklärungen habe ich wirklich keine Zeit, Colonel“, versetzte der Quad schnell und unterbrach damit ihren aufgeregten Redeschwall. „Setzen Sie sofort das gesamte Militär in Alarmbereitschaft und setzen Sie unsere Jagdgeschwader ein, um die Bomber und die DRACONIA zu vernichten.“ Wilma Deering schaltete sofort um. Nicht weiter nachfragend erwiderte sie knapp: „Danke, Doktor. Ich gebe Alarmstufe-Eins! Viel Glück.“ Im nächsten Moment hatte sie bereits umgeschaltet und eine Verbindung mit Huers Privatquartier hergestellt. Es dauerte nur einen Moment, bevor die verschlafen klingende Stimme des Präsidenten aus dem Lautsprecher drang und fragte, was los sei. Wilma Deering erklärte knapp aber dennoch präzise was sie eben durch Theopolis erfahren hatte und endete mit der Frage: „Habe ich die Erlaubnis, sofort Alarmstufe-Eins und den Einsatz unserer Geschwader anzuordnen?“ Huer bestätigte und bereits im nächsten Augenblick hatte die Frau die Verbindung auch schon wieder unterbrochen. Sie sprang auf, rannte zum Kontrollraum der Abwehrzentrale hinüber und blieb vor der Hauptkonsole stehen. Sich nicht um den Diensthabenden kümmernd aktivierte sie den Alarm für die Raumgeschwader. Erst jetzt erklärte sie dem Mann an den Kontrollen: „Ein Angriff auf die Erde droht. Das draconianische Raumschiff ist bewaffnet. Alarmieren Sie alle anderen Städte und deren Raumgeschwader. Sie sollen in Alarmbereitschaft gehen. Ich selbst starte umgehend mit der Dritten Raumstreitmacht, um der Gefahr direkt zu begegnen.“ Im nächsten Moment rannte sie auch schon zum Schott der Zentrale hinaus. Sie musste so schnell wie nur irgend möglich zu ihrem Quartier und ihre Fliegermontur anziehen. Und danach stand ihr und ihren Kameraden ein harter Kampf bevor, wie es schien. * * * Weniger als fünfzehn Minuten später kletterte Wilma Deering in das Cockpit ihres Abfangjägers. Wehmütig sah sie zur Seite; dorthin, wo sonst Michelle Frazer ihren Blick erwidert hatte. Doch Frazer war tot, so wie auch Thornberry und Webster. An ihrem Flügel würde heute Morgen ein junger First-Lieutenant, mit fast weiß-blonden Haaren, fliegen. Wilma Deering wusste, dass er Vincent Ferris hieß. Ansonsten hatte sie bisher wenig Kontakt zu diesem Piloten gehabt. Zu Ferris hinüber sehend rief sie ihm aufmunternd zu: „Sie bleiben dicht an meiner linken Flanke, Lieutenant. Alles Weitere wird sich vor Ort finden!“ „Verstanden, Colonel!“, erwiderte der junge Mann und seine dunklen Augen funkelten dabei lebhaft. Als Wilma Deering im Cockpit ihre Instrumente checkte, erreichte sie über Helmfunk eine alarmierende Nachricht des diensthabenden Supervisors. „Colonel Deering, der Verteidigungsschild ist ausgefallen. Wir wissen momentan noch nicht warum, aber Sabotage lässt sich gegenwärtig nicht ausschließen. Halten Sie sich dennoch an den Ausflug-Kanal, damit Sie nicht versehentlich zu Asche verbrennen, falls der Schild überraschend doch wieder funktionieren sollte. Ich habe bereits eine Abteilung Infanterie zur Energiestation und zu den Schildgeneratoren entsandt. Supervisor-12, Ende.“ „Danke, Supervisor. Wir halten den Ausflug-Kanal ein. Deering, Ende!“ Eine Halbe Minute später kamen die letzten Klarmeldungen herein und Wilma Deering gab Befehl zum Start. Der Ausfall des Schutzschildes war eine Katastrophe, falls sie und ihre Kameraden die Draconianer nicht aufhalten konnten. Ebenso katastrophal war, dass es offensichtlich Saboteure auf Terra gab, die für die Draconianer arbeiteten. In dieser Hinsicht glaubte Wilma Deering nicht an einen Zufall. Sie und Ferris jagten durch die Startkanäle und stiegen gleich darauf in den Nachthimmel über New-Chicago auf. Ihnen folgten dichtauf die restlichen sechs Maschinen aus diesem Hangarbunker. Zweiunddreißig weitere Maschinen der STARFIGHTER-KLASSE schossen, beinahe zeitgleich, aus den übrigen vier Hangars und strebten zum Durchflug-Kanal hinauf, ohne zu ahnen, dass der Schutzschild momentan gar nicht aktiv war. Deering hielt es auch für besser, es nicht an die große Glocke zu hängen, um die Piloten nicht bereits vor dem zu erwartenden Gefecht zu demoralisieren. Wilma Deering schaltete auf Jägerfrequenz um und umriss für die Piloten und Pilotinnen des Geschwaders die genaue Lage, soweit sie diese kannte. Sie schloss mit den Worten: „Viel Glück und gute Jagd!“ Danach verstummte sie und hing für einen Augenblick wieder jenen Gedanken nach, die sie bereits unten auf der Erde verfolgt hatten. Wenn sie die DRACONIA tatsächlich vernichteten, so würden auch Theopolis und Twiki dabei zerstört werden. Ein Mann namens Buck Rogers würde ebenfalls sterben und dieser Gedanke schmerzte sie. Doch im Moment galt es, das Wohl der Menschheit im Auge zu behalten. Leise fluchend sah sie auf das zentrale Display, als der Masse-Scanner ansprach. Auf dem Bildschirm zeichneten sich die Konturen der Sternenfestung ab. Jetzt konnte es nicht mehr sehr lange dauern, bis es zum ersten Feindkontakt kommen würde. * * * Auf der DRACONIA war der Start der gesamten Dritten Raumstreitkraft nicht unentdeckt geblieben. Im Kontrollzentrum fragte sich Kane finster, wie es sein konnte, dass die Terraner, noch vor dem Angriff seiner Einheiten, alarmiert worden sein konnte. Hatte dieser Buck Rogers es geschafft, einen Notruf zur Erde abzusetzen. Das schien Kane am wahrscheinlichsten. Wie hätte es auch sonst sein sollen. Der Commander der DRACONIA wusste, dass er den Start unverzüglich anordnen musste. So rief er den Hangar-Leitstand an und forderte: „Schließt die Startvorbereitungen ab. Der Angriff erfolgt in einer Minute. Egal ob die Jagdbomber voll beladen sind, oder nicht. Die Terraner befinden sich im Anflug auf die DRACONIA.“ Der Hangarleiter bestätigte und trieb über Funk seine Untergebenen zu noch größerer Eile an. Über die Lautsprecher gab er bekannt: „Start in dreißig Sekunden!“ Buck Rogers, der sich hinter einem Bombengestell versteckt hatte wusste, dass der Hangarleiter nicht den Begriff Sekunden verwendet hatte, sondern dass er es dem kleinen Gerät am Kragen seiner Uniform verdankte, dass die draconianischen Einheiten bei der Übersetzung in seine Sprache, gleich entsprechend mit umgerechnet wurden. Diese Translator-Technik beeindruckte Rogers einmal mehr. Er beobachtete die feindlichen Piloten dabei, wie sie die Jagdbomber der ersten Angriffswelle bemannten und etwas süffisant legte Rogers zwei Finger, in der Andeutung eines militärischen Grußes, an die obere Helmkante, als sich die ersten Maschinen den Abschussrampen näherten. Dabei verfolgte Buck Rogers mit einem grimmigen Grinsen, wie die Rampen sich energetisch aufluden, während die letzten zehn Sekunden des Angriffs-Countdowns herunter tickten. Dann schossen die ersten Jagdbomber ins Weltall hinaus. Im Kontrollzentrum beobachtete ein anderer Mann gespannt die ersten Starts. Commander Kane. Soeben hatte er den Befehl zum Angriff auf die Erde erteilt. Die Meldung vom Ausfall des Schutzschildes hatte ihn vor einem Moment erst erreicht. Kane wollte bereits zufrieden und siegessicher lächeln, doch das Verziehen der Mundwinkel gefror ihm auf dem Gesicht, als kurz nacheinander alle drei Maschinen von fürchterlichen Explosionen zerrissen wurden. Dasselbe geschah mit den nächsten drei Bombern. Gleichzeitig explodierte im Hangar selbst zwei weitere Maschinen, obwohl sie ihr Triebwerk nicht aktiviert hatten. Mit einem Anflug von Panik nahm Kane Verbindung zum Hangarleiter auf und schrie ihn über Funk an: „Hier Kane! Was passiert da mit unseren Angriffsschiffen. Ich will eine Meldung haben!“ „Unsere Jagdbomber explodieren“, erwiderte der Mann am anderen Ende der Verbindung seltsam tonlos, was Kane noch mehr in Rage brachte. „Ist doch nicht möglich!“, tobte Kane weiter. Erneut explodierten Jagdbomber die im Hangar standen und diesmal spürte Kane die Erschütterungen unter seinen Stiefelsohlen. Was passierte hier nur? In demselben Moment rappelte sich im Hangar Buck Rogers vom Boden auf. Die letzten beiden Explosionen hatten ihn niedergeworfen. Ihm wurde erst jetzt bewusst, dass die Bomben, die er aktiviert und in die Heckrohre der Feindmaschinen geladen hatte, eine Sicherungsfunktion besitzen mussten, die zwar die Draconianer kannten, aber nicht er. Offensichtlich hatte sein fehlerhaftes Aktivieren der Bomben so etwas wie einen Zeitzünder ausgelöst und nun explodierten Jagdbomber überall im Hangar. Bereits jetzt war es zu schweren Schäden auf dem Start- und Landedeck gekommen und hier standen noch einige Dutzend Maschinen, die er ebenfalls sabotiert hatte. Er musste schnellstens raus aus dem Hangarbereich, oder er war verloren, das wurde ihm in diesem Moment klar. * * * Die vierzig Raumjäger der Dritten Raumstreitkraft befanden sich bereits im Zielanflug, als Kane den Angriffsbefehl erteilte. Colonel Deering, die sich auf dem Weg hierher ausgeschwiegen hatte, ergriff nun, da die DRACONIA in Sichtweite war, wieder das Wort und befahl dem Geschwader: „Colonel Deering an Staffel Eins und Zwei. Angriff auf die startenden Bomber. Die restlichen drei Staffeln greifen direkt die DRACONIA an.“ Die einzelnen Staffelführer bestätigten nacheinander. Wilma Deerings Aufregung legte sich etwas, nachdem sie die Scanner zweimal rasch hintereinander kontrolliert hatte und immer noch kein Angriffsschiff aufgetaucht war. Das gab den übrigen vier Streitkräften Zeit, sich auf die Verteidigung der Erde vorzubereiten, falls der Dritten Streitmacht einige der Jagdbomber durch die Lappen gehen sollten. Die etwas irritierte Stimme ihres Stellvertreters, Major Steven Travis der gegenwärtig die zweite Staffel führte, drang aus ihren Empfängern: „Hier draußen gibt es keine feindlichen Kampfschiffe, Colonel. Ich habe welche starten sehen, doch sie explodierten sofort, nachdem sie die die DRACONIA verlassen hatten. Die Scanner bestätigen, dass es eine Serie heftiger Energieausbrüche gab!“ Wilma Deering, die ungläubig zugehört hatte, warf einen Blick auf die Daten, die auf dem Head-Up-Display, für das die gesamte Frontscheibe genutzt werden konnte und bei Bedarf auch die Seitenscheiben. Sie gaben dem Major Recht. „Aber das ist doch vollkommen absurd!“, erwiderte die Wilma Deering, nicht weniger irritiert, als Steven Travis. Was bezwecken die Draconianer denn damit? Handelt es sich um ein Täuschungsmanöver und wenn ja, wovon wollen sie uns ablenken?“ Niemand fand eine Antwort darauf. Das Geschwader näherte sich unaufhaltsam der riesigen Sternenfestung und die Geschwaderführerin konnte mit eigenen Augen sehen, dass zwei draconianische Jagdbomber aus den Startöffnungen der DRACONIA jagten. Gleich darauf blendeten sie zwei grelle Explosionen, obwohl die Scheibe automatisch abgeblendet wurde. Wilma Deering begann an ihrem Verstand zu zweifeln. Was passierte hier? Riesig wuchs die DRACONIA vor Wilma Deerings Jäger auf und die Frau erkannte die ersten Details und Aufbauten auf der Schiffshülle. Zum Glück gab es bei den Sternenfestungen der Draconianer keine Möglichkeit, Schiffsgeschütze zu versenken, so dass die der DRACONIA wirklich hatten demontiert werden müssen, um die Tarnung eines Geschenks für die Terraner hatte aufrecht erhalten werden können. Das würde die DRACONIA wehrlos machen, für die Angriffe der Terraner. Erneut verließ ein draconianisches Kampfschiff einen der Startkanäle. Doch diesmal erfolgte keine Explosion und Wilma Deering befahl: „Fertigmachen zum Abfangen. Setzt nicht – ich wiederhole – setzt nicht die Kampfcomputer ein, sondern geht auf Handsteuerung. Colonel Deering, Ende.“ Die Staffelführer bestätigten den Befehl und dessen Ausführung. Sie selbst rief Ferris an und wies ihn an: „Formation, wie vor dem Start abgesprochen, Lieutenant Ferris. Zwei Feindschiffe sind auf der anderen Seite gestartet. Die schnappen wir uns!“ Ferris bestätigte, während sie, dicht beieinander, über den Bug der DRACONIA hinweg jagten und danach gemeinsam in eine scharfe Rechtskurve gingen. Das leise Vibrieren der Maschine erzeugte in Wilma Deering jenes Gefühl, das sie schon oft bei Raumkämpfen verspürt hatte. Wie jedesmal kämpfte sie dabei gegen die Euphorie an, die sich beim Fliegen einstellte und gegen die Angst, die ihr einzuflüstern versuchte, dass sie bei einem Raumkampf sterben konnte. Wie so oft zuvor fand sie schließlich jenen Mix aus Vorsicht und Zuversicht, der sie davor bewahrte Fehler zu begehen, die sie wirklich das Leben kosten konnten. Einer der beiden feindlichen Jagdbomber kam in Schussweite. Wilma Deering änderte leicht den Kurs und feuerte ihre Kanonen ab. Das Feindschiff explodierte in einer grellen Leuchterscheinung. Ferris schoss Sekunden später den zweiten Bomber ab. Auf dem Schirm des Raumradars sah Wilma Deering, dass einige weitere Feindschiffe erfolgreich in den Raum gestartet waren und sie fragte sich, wie viele von ihnen noch folgen würden. Dabei wies sie gleichzeitig Ferris an: „Formation beibehalten, wir drehen ab, auf Rot Siebenundneunzig zu Hundertdreiundvierzig.“ Ferris bestätigte und in enger Formation schwangen ihre beiden Jäger herum, um sich die nächsten Feindschiffe vorzunehmen. Dabei konnte die Geschwaderkommandantin ihre Gedanken nicht von der Frage abwenden, welche rätselhaften Dinge an Bord der DRACONIA vor sich ging, dass bisher so viele Feindschiffe beim Start explodiert waren. * * * An Bord der DRACONIA war Captain Buck Rogers, seit Beginn des Angriffs, nicht untätig geblieben. Nach und nach hatte er sich an die Jagdbomber der zweiten Welle heran geschlichen und sie ebenfalls sabotiert. Nur wenige Jagdbomber waren ihm dabei entgangen und er bedauerte nur, von der ersten Welle nicht alle Schiffe erwischt zu haben. Doch auch so hatte er genug Chaos angerichtete um Panik unter der Besatzung zu verbreiten. Zumindest sofern sie sich im Hangar aufhielt. Unweit seiner Position explodierte erneut einer der Jagdbomber und Soldaten der Draconianer wurden von der Wucht der Explosion erfasst. Wie Spielzeugpuppen wurden sie durch die Luft geschleudert. Überall hörte man Flüche und Schreie in diesem Chaos aus Rauch und Trümmerteilen. In einem Teil des Hangars brannte es und der immer mehr zunehmende Rauch nahm Buck Rogers zwischenzeitlich den Atem. Doch der Captain arbeitete hustend unermüdlich weiter. Er hatte sich mit der Tatsache abgefunden, dass er dieses Raumschiff nicht mehr lebend verlassen würde, doch er versuchte sich damit zu trösten, dass er für etwas Wichtiges starb. Bei dem Versuch blieb es, denn er bedauerte aus vollem Herzen, Wilma nicht mehr sagen zu können, was er auf dem Fest wirklich empfunden hatte, als sie ihn so überraschend geküsst hatte. Verdammt, nicht jetzt, dachte er, wütend auf diese Rührseligkeit. Aber wenn nicht jetzt, wann dann? Rogers fluchte unmotiviert und nahm sich eine weitere Bombe aus einem der Waffengestelle. Ironisch dachte er dabei: Neues Spiel, neues Glück. Ohne sonderlich auf seine Umgebung zu achten, schob Buck Rogers auch diese Bombe in eines der Heckrohre eines Jagdbombers, der abseits der anderen Maschinen stand. So bemerkte er nicht den muskulösen, tätowierten Mann, der hinter ihm, durch einen schmalen Nebeneingang, den Hangar betrat. Ebenso wenig bemerkte der Captain, wie dieser Mann ihn wütend anstarrte und sich dann leise an ihn heran pirschte. Momentan war die Sabotage des Jagdbombers das Wichtigste und so konzentrierte sich Buck Rogers ganz auf diese Aufgabe. Rogers zuckte leicht zusammen, als er eine Berührung an seiner linken Schulter spürte und wirbelte herum. Er sah direkt in das hassverzerrte Gesicht von Tigermann, dem Leibwächter der Prinzessin. Der ist der Letzte, der gut auf mich zu sprechen wäre, schoss es Rogers durch den Sinn. Dann holte er ansatzlos zu einem Hieb gegen den Solarplexus des Mannes aus, in der Hoffnung, dass er einen haben würde. Dabei stieß er aus: „Nimm das hier!“ Buck Rogers hatte den Eindruck, gegen eine massive Mauer gehauen zu haben. Entweder der Kerl vor ihm besaß Muskeln aus Stahl, oder aber seine Kleidung war, unter seiner getigerten Weste, in irgendeiner Weise gepanzert. Der Riesenkerl lachte nur höhnisch und die Augen des Terraners weiteten sich, als der Leibwächter von Ardala ihn packte und in die Höhe hob. Knurrend warf der Riese ihn einfach einige Meter weit durch die Luft und Rogers landete unsanft auf dem Steiß. „Scheiße!“, entfuhr es dem Captain und in diesem Moment verwünschte er die Tatsache, dass Twiki die Beutewaffe mitgenommen hatte. Jetzt hätte er sie ganz gut gebrauchen können. Mühsam rappelte Rogers sich vom Boden auf und nahm eine passive Abwehrstellung ein. So, wie man es ihm beim Nahkampf-Training, beim Militär beigebracht hatte. Vermutlich hätten seinen Ausbildern in diesem Moment die Haare zu Berge gestanden, wenn sie ihn hätten sehen können. Ohne zu wissen, ob der Riese ihn überhaupt verstehen konnte, schrie er ihm entgegen: „Ich warne dich! Ich mache dich für jeden Schaden verantwortlich, den du hier anrichten wirst!“ Gleichzeitig dachte er bei sich: Was für eine blöde Drohung! Der Riese kam unbeeindruckt näher und blitzschnell trat Rogers dem Muskelmann vor das Scheinbein und schlug danach seine Faust in dessen Gesicht. Der Leibwächter der Prinzessin schüttelte sich nicht einmal. Er fing den nächsten Fausthieb des Terraners mit einer seiner riesigen Pranken ab und drehte die Hand des Captains einfach zur Seite, wobei Buck Rogers schmerzlich aufstöhnte. Dieser Kampf nimmt keinen guten Verlauf, dachte Rogers und überlegte fieberhaft, wie er gegen diesen Mann bestehen konnte. Bereits im nächsten Moment hatte der Riese ihn im Würgegriff und nur durch einen Schulterwurf, der ihn alle Kraft kostete die er aufzubringen imstande war, konnte sich Buck Rogers von dem Mann befreien. Während Tigermann, schneller als Rogers es gedacht hätte, wieder auf die Füße kam, fiel sein Blick auf die aktivierte Bombe, die er vorhin hatte fallen lassen. Ein weiteres Problem das keinen langen Aufschub duldete. Doch bevor sich Rogers darum kümmern konnte, hatte ihm Tigermann den Weg abgeschnitten. Mit weit ausgebreiteten Armen und Beinen trieb er ihn in die Enge. Einen Moment später spürte Rogers die Wand in seinem Rücken und Tigermann grinste boshaft. Als der Leibwächter der Prinzessin bereits ganz nahe bei Rogers war, fiel dem Captain eine letzte Option ein. Sie war nicht fair, aber ihm blieb keine andere Wahl. Buck Rogers versetzte dem Muskelmann einen kräftigen Tritt in den Unterleib. Diesmal zeitigte sein Angriff Wirkung. Der Riese heulte gellend auf und er krümmte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht zusammen. Gleichzeitig wendete er Rogers den Rücken zu. Der Captain packte die Gelegenheit beim Schopf. Schnell hob er die bereits aktivierte Bombe, die jeden Moment explodieren konnte, vom Boden auf und klemmte sie dem Muskelprotz, der vermutlich gerade Sterne sah, hinter den Gürtel. Im nächsten Moment versetzt er dem Riesen einen kräftigen Tritt in den Hintern, der ihn in den Hangarbereich hinüber taumeln ließ. Bleib sauber, mein Junge, dachte Rogers, während er sich zum Ausgang zurückzog und so schnell er konnte um die Ecke verschwand. Gerade rechtzeitig, wie es schien, denn bereits im nächsten Moment erschütterte eine starke Explosion auf der andern Seite die Wand, hinter der er Deckung gesucht hatte. * * * Draußen, im Weltall hatten die irdischen Jäger gerade das letzte noch intakte, draconianische Kampfschiff vernichtet und Wilma Deering wies ihre Kameraden an: „Alle Jagdbomber wurden zerstört. Das gesamte Geschwader greift nun das Mutterschiff an.“ Damit nahm sie selbst, gefolgt von Lieutenant Ferris, Kurs auf die Startkanäle der Sternenfestung. Sie wollte sie zerstören, bevor weitere Angriffsschiffe starten konnten. Bereits im ersten Anflug setzten die beiden Jäger jeweils einen der Startkanäle außer Gefecht. Aus den fünfeckigen Öffnungen schlugen grelle Funken und rasch verglühende Trümmer jagten aus dem Zentrum greller Explosionen ins All hinaus. Die übrigen Jäger des Geschwaders beteiligten sich an dem Zerstörungswerk und überall an der Oberfläche der draconianischen Sternenfestung blitzte es grell auf. Große und kleine Aggregate explodierten und zogen bei ihrer Vernichtung Sekundärexplosionen nach sich, die zusätzliche Schäden am Raumschiff verursachten. Wieder und wieder flogen die Jäger aus verschiedenen Vektoren an und feuerten dabei ununterbrochen grell-grüne Laserstrahlen auf das Raumschiff ab. Einige der Jagdmaschinen des Verteidigungs-Direktorats schossen durch die energetischen Sperrfelder der insgesamt drei Landebuchten in das Innere des Raumschiffs. Dabei verhinderten diese Sperrfelder, zumindest vorläufig noch, ein Entweichen der Atmosphäre. Ein Umstand der Buck Rogers in genau diesem Moment das Leben rettete. Aber es war denkbar knapp, denn einer der Laserschüsse war dicht an im vorbei gefegt und in eines der Angriffsschiffe eingeschlagen. Da hat es zufällig das richtige Ziel erwischt, dachte Rogers, leicht erbost. Im nächsten Moment verließ ihn das Glück. Über ihm löste sich ein Teil der Hangardecke und krachte dicht neben ihm zu Boden. Erschrocken warf sich Rogers zur Seite. Doch das war keine Lösung, denn genau dorthin fielen, nur einen Moment später, einige der leichten und schweren Deckenträger. Wobei die Trümmer den Mann unter sich begruben. Die leichten Träger bildeten ein Gewirr um Rogers, die verhinderten, dass ihn einer der schweren Träger erschlug. Doch als einer der Träger an dem Gewirr herabrutschte, da klemmte er das rechte Bein des Captains ein, so dass er hilflos am Boden lag und sich nicht mehr rühren konnte. Das ist also das Ende, überlegte Buck Rogers halb resignierend, halb wütend, weil er es fast geschafft hatte. Aber eben nur fast. Dennoch wollte er nicht kampflos aufgeben. Er versuchte, sich unter den Trümmern hervor zu ziehen. Dabei spürte er einen glühenden Schmerz, so als würde Jemand Stacheldraht an seiner Wade entlang ziehen. Irgendein scharfkantiges Trümmerteil musste sein linkes Bein aufgerissen haben. Er schwitzte und der immer mehr zunehmende Rauch nahm ihm die Luft zum Atmen. Immer neue Explosionen, stärkere und schwächere, erschütterten nun das Raumschiff in immer schnellerer Folge, und Buck Rogers, von einem Hustenanfall geschüttelt, konnte sich ausrechnen, dass dieses Raumschiff bald zerstört sein würde. Er schaffte es nicht, sich zu befreien und er war nahe daran zu verzweifeln, als er, durch einen Rauchvorhang, Theopolis und Twiki vor sich auftauchen sah. Wieder von neuer Hoffnung erfüllt, sah Rogers zu den Beiden auf. Mit krächzender Stimme rief er ihnen: „Theo, Twiki, hier bin ich!“ Die Drohne hatte ihn entdeckt. Schnell kam sie näher und piepte. Gerade so, als würde sie sich freuen ihn wiederzusehen. Theopolis war es, der seine Freude zum Ausdruck brachte ihn lebend vorzufinden, indem er erklärte: „Buck, ich freue mich, dass du noch lebst.“ „Ja, lassen wir die Formalitäten, Theo! Das Magazin mit den restlichen Bomben kann jeden Moment hochgehen! Und dann war es das!“ „Hilfe ist unterwegs!“, beruhigte der Quad den Captain, während Twiki die Trümmer vorsichtig beiseite räumte. „Mit meinen internen Aggregaten habe ich Verbindung zu Wilma Deerings Abfangjäger aufgenommen und ihr unsere Lage geschildert. Zum Glück war sie nahe genug bei der DRACONIA. Ich sagte ihr auch, dass du es warst, der die Jagdbomber der Draconianer sabotiert hat!“ „Da bedanke ich mich aber herzlich“, spottete Buck Rogers. „Doch was meintest du eben damit, dass Hilfe unterwegs ist?“ Twiki räumte die letzten Trümmer von den Beinen des Mannes und Buck Rogers untersuchte rasch sein verletztes Bein. Der Riss im Bein war schmerzhaft aber nicht tief. Er blutete auch nicht sehr stark. „Der Colonel!“, antwortete Theopolis auf die Frage des Mannes. „Wilma Deering kommt und holt uns hier raus!“ Entsetzt sah Buck Rogers den Quad an. „Was sagst du da? Ist die denn irre? Sie kann hier nicht landen! Sie wird dabei draufgehen!“ „Sie befindet sich bereits im Landeanflug!“, versetzte der Quad. Noch immer stand er in permanenter Verbindung zum Abfangjäger der Pilotin. Rogers fluchte resignierend. „Dann verschwenden wir hier besser keine Zeit!“ Mit Hilfe von Twiki erhob sich Buck Rogers mühsam, wobei er die Zähne zusammenbiss um nicht vor Schmerzen aufzustöhnen. Von der Drohne unterstützt humpelte er zur Landebahn hinüber, vorbei an Trümmern und toten Draconianern. Durch die breite Öffnung des Hangars erkannte er, als er hinsah, einen hellen Schemen, der in den Hangar einflog. Wilma Deerings Jagdmaschine. Sie setzte hart auf und schlitterte über den Bodenbelag. Ein Beweis dafür, dass sie eine Gewaltlandung hingelegt hatte, was Rogers, trotz der drohenden Gefahr hier vernichtet zu werden, ein Lächeln abrang. Vielleicht lernt sie ja doch noch, wie man so ein Ding richtig fliegt! Das Cockpit öffnete sich und ebenfalls der dahinter liegende Noteinstieg. Während Buck Rogers, Twiki und Theopolis sich der Maschine näherten, kletterte die schlanke Gestalt von Wilma Deering über die Jägerhülle, packte das Notfallset des Jägers und warf es achtlos über Bord, woraufhin der Notsitz darunter aufklappte. Als die Frau wieder nach Vorne sah, erkannte sie Rogers und die beiden Maschinenwesen. Ein erleichtertes Lächeln überflog ihr Gesicht. Seit Theopolis ihr über Funk mitgeteilt hatte, dass Buck Rogers kein Verräter war, schien ein riesiger Druck von ihr genommen worden zu sein. Trotz der gefährlichen Situation war sie zuversichtlich, sich und die Kameraden sicher hier herausbringen zu können. Wenn nur die DRACONIA noch etwas damit warten würde, zu explodieren. Buck Rogers hob Twiki zu Wilma Deering hinauf und die Frau zog ihn mühsam auf die vordere Hülle des Jägers. Danach half sie Buck Rogers, wobei sie ihn freudig anstrahlte. „Das Magazin geht bald in die Luft!“, warnte Rogers die Pilotin hastig. Also, nichts wie weg von diesem Raumschiff!“ Wilma Deering kletterte bereits wieder in ihr Cockpit. „Steigt ein, ich bin soweit!“ Mit einem Blick über die Schulter versicherte sich die Pilotin, dass Rogers hinter ihr ins Cockpit gestiegen war. Nachdem er sich Twiki auf den Schoß gesetzt hatte, wobei er und die beiden Maschinenwesen ziemlich eng zusammenrücken mussten, schloss die Frau die beiden Cockpithauben und beschleunigte bereits wieder in Richtung der Hangaröffnung. Die Kufen des Jägers, die für Landungen gedacht warn, nicht aber für Notstarts aus einem offenen Hangar, verursachten ein hässliches Kreischen auf dem Bodenbelag, das sich bis in das Innere der Maschine fortpflanzte. Wilma Deering hatte hingegen nicht einmal Zeit, nach Links oder nach Rechts zu sehen. Beim Start ganz knapp einem verbogenen Träger ausweichend, der in den Landeschacht ragte und ein schleifendes Geräusch verursachte, durchflog die Pilotin eine grelle Stichflamme und sie dachte bereits, das wäre das Ende ihres Jägers. Doch einen Moment später bereits umgab sie das tiefschwarze Weltall, mit seinen Myriaden von Sternen. Trümmer wirbelten aus dem Hangar hinter der Jagdmaschine her, doch Wilma Deering beschleunigte ihren Jäger mit Notwerten, so dass diese Trümmer sie nicht erreichen konnten. Rasch ließen sie den Ort der Vernichtung hinter sich. „Gut gemacht!“, jubelte Buck Rogers hinter ihr. „Vielen Dank, aber wir sind noch nicht aus der Gefahrenzone heraus!“, dämpfte die Pilotin den Optimismus des Mannes hinter sich. Bei einem Blick zu dem kleinen Seitenfenster hinaus stellt Rogers fest, dass Wilma nicht Unrecht hatte. Er erkannte das draconianische Kriegsschiff, eingehüllt in unzählige und immer dichter aufeinander folgende Explosionen. Längst hatte Major Travis dem Geschwader befohlen, sich vom Feindschiff zurückzuziehen. Sie selbst waren am dichtesten dran, als hinter ihnen die DRACONIA von drei fürchterlichen, grellen Explosionen förmlich zerrissen wurde. Mehrere Trümmerteile schossen dabei dicht an der Jagdmaschine vorbei die, wie durch ein Wunder, nicht getroffen wurde. Erst als Wilma Deerings Jäger zum Rest des Geschwaders aufgeschlossen hatte, sagte sie über Bordfunk zu Buck Rogers, in der abgeteilten hinteren Kanzel: „Die Erde schuldet dir mehr, als nur Dank, Buck. Ganz besonders ich. Ich muss zugeben, dass ich die Befürchtung gehegt habe, die Prinzessin hätte dich ´rumgekriegt.“ Buck Rogers war drauf und dran zu erwidern, dass die Prinzessin ihn, irgendwie schon, tatsächlich herumgekriegt hatte. Doch er kam zu dem Schluss, dass die Erklärung, was sich tatsächlich abgespielt hatte, nur Konfusion erzeugen würde. Deshalb beließ er es dabei zu sagen: „Nun ja, sie hatte zumindest die schönsten… Hörner, auf dem Fest.“ „Ja, das war ein bezaubernder Hut“, versicherte Doktor Theopolis ernsthaft, wobei sich Buck Rogers Gewalt antun musste um nicht, trotz seines schmerzenden Beines, Tränen zu lachen, weil dem Quad die Ironie seiner vorangegangenen Bemerkung entging. Mit ein paar glucksenden Geräuschen, die er von sich gab, sah Rogers wieder zum Seitenfenster hinaus. Er wurde erst wieder ernst, als Wilmas Stimme erneut aufklang. „Buck, ich weiß, dass ich dir gegenüber ein paar Mal recht reserviert gewesen bin. Um nicht zu sagen, kühl. Aber das wird sich zukünftig ändern. Ich möchte, dass wir, sobald wir auf der Erde gelandet sind, dort weitermachen, wo wir auf dem Fest aufgehört haben. Falls du dich noch erinnern kannst, was da war.“ Für eine Weile erfolgte keine Antwort und Wilma Deering glaubte schon, den Mann hinter sich mit ihren Worten schockiert zu haben. Doch dann fragte der Mann kratzig: „Wie meinst du das? Etwa so, wie ich glaube, dass du es meinst?“ Die Frau seufzte schwach. „Ich denke, woran wir zuerst einmal dringend arbeiten müssen, ist unsere Kommunikation. Denn manchmal verstehe ich kein Wort von dem, was du sagst. Aber ich vermute mal, dass die Antwort auf deine Frage JA lautet. Ich meine, dass wir da weitermachen sollten, wo wir aufhörten, bevor du mich auf dem Fest verlassen hast.“ Mit einem etwas verschwörerischen und gleichzeitig wissenden Unterton fügte sie, zusätzlich, ein Wenig mahnend klingend, hinzu: „Da wir die Prinzessin vermutlich nie wiedersehen werden, solltest du dir meinen Vorschlag gut überlegen, Buck Rogers.“ Buck Rogers war froh, dass Wilma ihn nicht sehen konnte, denn in diesem Moment röteten sich seine Ohren sichtlich. Mit etwas belegter Stimme erwiderte er: „Das ist ein sehr guter Vorschlag, Wilma. Aber jetzt ab nach Hause.“ „Zu dir, oder zu mir?“ Buck Rogers lächelte versonnen. Wilma begann bereits, ihn wirklich zu verstehen. Epilog: -------- Epilog Adelard Kane war sich darüber im Klaren, dass die DRACONIA verloren war, als er in das halb zerstörte Quartier der Prinzessin eintrat. Eine Explosion, ganz in der Nähe, hatte hier ziemlich starke Verwüstungen angerichtet. Achtlos stieg der Commander über die Leichen von Ardalas beiden Dienerinnen hinweg. Beide Frauen schienen von Trümmerteilen erschlagen worden zu sein. Kane tat es um keine dieser beiden Frauen leid und er hätte auch Prinzessin Ardala kaltlächelnd hier verrecken lassen. Doch er brauchte sie, um sich selbst später bei ihrem Vater legitimieren zu können und dafür zu sorgen, dass er nicht in Ungnade des Kaisers von Draconia fiel. Er hoffte nur, dass die Prinzessin noch lebte. Er fand sie, nach kurzer Suche, benommen hinter den Trümmern ihres Himmelbettes liegen. Hinter jenem Bett, in dem sie sich mit Buck Rogers vergnügt hatte. Dieses Wissen war ein Druckmittel, mit dem er Ardala im Notfall gefügig machen konnte, falls sie sich als allzu widerspenstig erweisen sollte. Die Frau, die auf allen Vieren vor ihm auf dem Boden kniete, wirkte hilflos und für einen kurzen Moment tat sie ihm leid. Dieser Moment verging schnell wieder und grob packte er nach ihrem rechten Handgelenk, als sie versuchte sich aufzurichten. „Ich sollte Sie hier an Bord lassen und zusehen, wie Sie verrecken!“, herrschte Kane die Frau an, die zu ihm aufsah und den Eindruck machte, als wüsste sie nicht, was an Bord dieses Raumschiffes gerade vor sich ging. Vermutlich stand sie unter Schock. Doch das interessierte Kane im Moment nicht. Er wetterte wütend weiter: „Zum Glück habe ich, gestern erst, eins der Langstrecken-Kurierschiffe ausrüsten und startklar machen lassen. Damit können wir der Vernichtung der DRACONIA entgehen und die Kriegsschiffe Ihres Vaters erreichen. Der wird eine Menge zu Ihrem Angriffsbefehl zu sagen haben. Vermutlich noch mehr dazu, dass Sie keine Jungfrau mehr sind, so wie es das Protokoll verlangt.“ „Woher wissen Sie…“, begehrte die Prinzessin wild auf und unterbrach sich abrupt, als sie bemerkte, dass Kane nur geblufft hatte. Nun hatte sie selbst ihm die Bestätigung zu seiner Vermutung geliefert. Ohnmächtiger Zorn lag in ihrem Blick. Kane verbiss sich das höhnische Grinsen, ob ihrer Naivität, nicht. Er wusste nun ganz sicher, was er bis eben nur vermutet hatte. Das sollte ihm zum Vorteil gereichen. Der Mann zerrte Ardala, am Handgelenk mit sich durch die teilweise verwüsteten Gänge des Raumschiffes, dass in immer kürzer werdenden Abständen von Explosionen erschüttert wurde. Zweimal mussten sie einen Umweg einschlagen, weil ihnen Trümmerteile den Weg versperrten. Dabei ignorierten sie das Flehen von Verletzten, die nach Hilfe schrien. Diese Leute waren nur Marionetten im großen Spiel um die Macht im Universum. Endlich erreichten sie den unteren Hangar, der noch weitgehend intakt war. Dieser Hangar war von ihm selbst gegen unbefugtes Betreten gesichert worden. Nur er kannte den Zugangs-Code zu diesem Bereich des sterbenden Raumschiffs. Sie durchschritten eilig das Schott und Kane sicherte es rasch wieder, nachdem es sich hinter ihnen geschlossen hatte. Keiner sonst an Bord war es, nach seiner Meinung, wert gerettet zu werden. Die Soldaten an Bord dieses Kriegsschiffes waren entbehrlich. Rasch schritt Kane zu dem Kurierschiff, ein elegant aussehendes, schnelles Beiboot von fünfzig Metern Länge. Ausgelegt war es für eine wesentlich größere Besatzung, doch im Notfall konnte es von nur zwei Personen gesteuert werden. Er würde der Prinzessin schon beibringen, was sie zu tun hatte, um ihn zu unterstützen. Mochte sie auch naiv sein – dumm oder unfähig war sie keinesfalls. Immer noch das Handgelenk der Prinzessin umklammernd öffnete er die Seitenschleuse und zerrte die Frau, hinter sich her, an Bord. Dabei fuhr er sie an: „Sehen Sie zu, dass Sie in die Zentrale kommen. Das Raumschiff benötigt zwei Leute um gesteuert zu werden. Ich weiß, dass Sie eine entsprechende Ausbildung genossen haben, also los!“ Widerspruchslos folgte die immer noch leicht verwirrte Frau den Anweisungen des wütenden Commanders. Sie hatte nicht nur eine Sternenfestung der als unbesiegbar geltenden Draconianischen Raumflotte auf dem Gewissen, sondern sie hatte auch ihre Leib-Dienerin verloren. Ein Verlust der sich erst jetzt langsam in ihren Gedanken festsetzte. Wie betäubt rannte sie zum Kommandoraum des Kurier-Raumschiffs. Bereits die Systeme hochfahrend, als Kane sich im Pilotensitz niederließ, sah sie den Mann mit funkelnden Augen an. Er kannte nun ein Geheimnis von ihr, dass er bei ihrem Vater gegen sie verwenden konnte. Denn die Kronprinzessin musste unbefleckt in die Ehe gehen. Zweifellos würde er sie verstoßen, sollte ihr Vater jemals erfahren, dass sie mit Buck Rogers geschlafen hatte. Dann würde die Zweitgeborene zur Kronprinzessin werden. Das durfte niemals geschehen. Darum würde sie Kane, irgendwann in naher Zukunft töten müssen. Doch noch brauchte sie ihn. Adelard Kane, der von diesen finsteren Überlegungen der Prinzessin nicht das Geringste ahnte, prüfte rasch die Kontrollen und startete die Triebwerke des bewaffneten Kurierschiffes, das sich gegen vereinzelte Angreifer durchaus durchsetzen konnte. Doch keinesfalls gegen ein ganzes, terranischen Jagdgeschwader. Deshalb musste Kane auf das außerordentliche Beschleunigungsvermögen dieses Kurierschiffes setzen. Mit einer Beschleunigung, die Kane unter normalen Umständen vermieden hätte, flog Kane das Raumschiff aus dem Hangar, gleich nachdem sich die Schutztore geöffnet hatten. Anders, als bei den übrigen Hangars der DRACONIA, war dieser hier nicht ohne weiteres von Außen, als solcher zu erkennen. Mit dröhnenden Aggregaten, weil sie bis an die Grenzen des Erträglichen überlastet wurden, beschleunigte Kane das Kurierschiff und steuerte es dabei sowohl von der Sternenfestung, als auch von den terranischen Raumjägern weg. Dabei hielt er die Bildschirme der Ortung scharf im Auge. Er atmete erst auf, als sich das Kurierschiff mit Sicherheit außerhalb der terranischen Ortungssysteme befand. Annähernd zeitgleich explodierte weit hinter dem Kurier-Raumschiff die DRACONIA. Wütend sah Kane, der Commander dieses Kriegsschiffes gewesen war, zu Ardala und knurrte bedrohlich: „Das ist Ihre Schuld, Prinzessin! Sie mussten ja diesen Captain Buck Rogers mit an Bord bringen!“ „Wenn Sie ein richtiger Mann wären, wäre das nicht nötig gewesen, Kane!“, höhnte Ardala und sah Kane so verächtlich an, dass diesem das Blut ins Gesicht schoss. „Ich bin gespannt darauf, ob Ihr Vater derselben Meinung sein wird, wenn er erst meinen Bericht gehört hat!“, konterte Kane kalt. Danach schwiegen der Commander und die Prinzessin, wobei die Frau sinnend durch eine der Frontscheiben, ins Sternenmeer hinaussah. Dabei war sie sich sicher, Captain Buck Rogers nicht zum letzten Mal gesehen zu haben. Das hoffte sie zumindest… ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)