BUCK ROGERS - 01 von ulimann644 (Am Morgen einer anderen Zeit) ================================================================================ Kapitel 6: Unebenheiten ----------------------- 6. Unebenheiten Vor einer Viertelstunde hatte Wilma Deering ein Anruf in ihrem Quartier erreicht. Er war von Elias Huer persönlich gekommen. Der Präsident der Inneren Stadt, wie die meisten Menschen Städte wie New-Chicago nannten, hatte sie in sein Büro bestellt. Auf dem Weg zum Hauptquartier überfiel sie der unangenehme Gedanke, dass vielleicht aufgeflogen war, was sie vor einiger Zeit getan hatte. Für ihren Bruder Aiden. Seine Nähe und sein Rat fehlten ihr seit einiger Zeit. Vielleicht fühlte sie sich deshalb momentan so einsam. Vielleicht war das auch mit ein Grund, warum Buck Rogers sie so sehr verwirrte. Denn so verschieden der Captain und ihr Bruder auch sein mochten, in manchen Gesten oder Blicken des Captains, glaubte Wilma Deering ihren Bruder wiederzuerkennen. Die Kampfpilotin verwarf diese unnützen Gedanken. Wenn ihre Befürchtungen Realität gewesen wären, so hätte Huer sie vorführen lassen. Schon allein deswegen, weil der Computerrat darauf bestanden hätte. Da hätte der Präsident alle persönlichen Gefühle, die sie und ihn verbanden, außen vor gelassen. Wilma Deering hatte Huer im Jahr 2485 kennengelernt. Kurze Zeit, nachdem der Mann den Posten des Verteidigungsministers übernahm. Damals hatte sie kurz vor ihrer Beförderung zum Major gestanden. Da ihre und Aidens Eltern, die ebenfalls Jagdflieger gewesen waren, im Herbst des Jahres 2472, bei einem Kampfeinsatz gegen ein Piratenkommando starben, entwickelte sich im Zuge dieses Kennenlernens schnell so etwas wie eine Vater-Tochter-Beziehung, zwischen ihr und Doktor Huer. Diese Beziehung vertiefte sich, nach dem Tod seiner Frau, vor drei Jahren. In der Zeit tiefer Trauer war sie für Elias Huer da gewesen. Darum fürchtete sie den Moment, wo er vielleicht zu dem Schluss kommen könnte, dass sie ihn enttäuscht hatte. Die junge Frau machte sich von diesen finsteren Gedanken frei, als sie das Hauptquartier des Erd-Direktorats erreichte und mit dem Lift zu Huers Büro hinauf fuhr. Als Wilma Deering sich schließlich im Vorzimmer zu Huers Büro anmelden ließ und kurz darauf eintrat, hatte sie sich wieder vollkommen im Griff. Beherrscht schritt sie auf den ausladenden Schreibtisch von Huer. Wobei sie ein Gefühl von Déjà-vu überkam, denn auch heute Morgen stand Twiki an dem Schreibtisch und trug Doktor Theopolis um den Hals. Beinahe hart fragte sie Huer, wobei sie Theopolis und Twiki nur mit einem kurzen Seitenblick streifte: „Was ist denn los?“ Doktor Huer reichte ihr wortlos das Daten-PADD, das er in seinen Händen hielt. Wilma Deering überflog den dortigen Bericht und sah auf. Dabei lag so etwas, wie ehrliche Enttäuschung in ihren Augen. Leise fasste sie zusammen: „Dann ist es also doch wahr. Buck Rogers arbeitet für die Piraten.“ „Ich glaube es immer noch nicht!“, warf Theopolis, beinahe ohne Verzögerung, ein. Etwas verärgert nahm Elias Huer den Mikrosender, der unübersehbar, fast anklagend, auf der Platte seines Schreibtisches gelegen hatte und widersprach dem Quad: „Was das betrifft stehen Sie allein da, Theopolis. Der Mikrosender war in seinem Navigationsmodul eingebaut. Er hat damit unseren Feinden vermutlich unseren geheimen Eingangskanal zur Erde verraten. So verhält sich doch kein Unschuldiger.“ Huer reichte den Sender Wilma Deering, die ihn an sich nahm und ihn eingehend musterte. Gerade so, als könne der Sender ihr dadurch verraten ob Buck Rogers wirklich ein Pirat war, oder nicht. Das Handteller große Gerät verriet ihr nur allzu deutlich, dass es sich um jene Technik handelte, die von den Piraten verwendet wurde. Bei diversen Gelegenheiten waren solche Sender früher bereits sichergestellt worden. Zutiefst verwirrt sah Wilma Deering schließlich zu Huer. „Also, zuerst dachte ich, er wäre schuldig und dann wiederum…“ Die Frau unterbrach sich und suchte nach Worten. Doktor Theopolis nutzte die Gelegenheit um einzuhaken: „Sie sind in Ihrer Beurteilung nicht objektiv, Colonel. Ich andererseits spreche aus rein sachlichen Gründen für ihn.“ Huer sah den Quad interessiert an. „Welche Gründe sind das?“ „Von einer Sache bin ich fest überzeugt“, gab der Quad bereitwillig Auskunft. „Unser Freund, Captain Rogers, hat tatsächlich Prinzessin Ardala kennengelernt und ist an Bord der draconianischen Sternenfestung gewesen. Seine Beschreibungen, bei unserem Gespräch, waren viel zu präzise, um nur die Erfindungen eines Piraten zu sein.“ Wilma Deering brachten die Worte des Quad ins Grübeln. Fieberhaft überlegend orakelte sie: „Vielleicht sind die Piraten bei ihr auf dem Kriegsschiff gewesen und haben ihm später diese Informationen gegeben?“ Die Reaktion des Quad erfolgte sofort. „Aber mein Liebe, sie sind doch Todfeinde. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass ein Pirat einen solchen Besuch überleben und Irgendwem davon berichten könnte.“ Die beiden anwesenden Menschen sahen sich fragend an. Die Argumentation des Quad hatte etwas für sich. Es war Wilma Deering, die nach einem Moment fragte: „Was wird nun mit Captain Buck Rogers geschehen?“ „Doktor Apol, vom Computerrat, hat bereits Anklage gegen Buck Rogers erhoben“, antwortete Elias Huer nachdenklich. „Er will diese Angelegenheit schnellstmöglich geklärt wissen. Ich habe einem solchen Verfahren zugestimmt. Wenn Captain Buck Rogers wirklich unschuldig sein sollte, dann wird das Verfahren dies beweisen. Ebenso, falls er schuldig ist und bestraft werden muss.“ „In diesem Fall übernehme ich die Verteidigung des Captains“, ließ sich Theopolis vernehmen. „Das ist das Mindeste, was ich für ihn tun kann und es ist richtig.“ „Das wird Doktor Apol aber nicht gefallen“, bemerkte Wilma Deering düster. „Normalerweise ist doch er es, der den Verteidiger zuweist.“ „Diese Aufgabe kann von jedem Quad übernommen werden“, gab Theopolis ruhig zurück. „Keiner von uns würde einen Formfehler begehen oder wegen Befangenheit Fakten beschönigen oder gar unterschlagen. Außerdem würden wir nie gefühlsmäßig entscheiden.“ Wilma Deering war sich bei dem letzten Punkt, den Theopolis angeführt hatte, gar nicht so sicher, doch sie hütete sich das in Worte zu fassen. Denn sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie Theopolis darauf reagieren würde. Zu Huer gewandt meinte Theopolis: „Bitte informieren Sie den Rat von meiner Entscheidung, Doktor Huer. Ich werde mich von Twiki zu unserem Hauptarchiv bringen lassen. Vielleicht finde ich dort Hinweise, die mir nützlich sein können. Komm, Twiki!“ Die Drohne piepte zur Bestätigung zweimal und setzte sich in Bewegung. Huer sah den beiden ungleichen Wesen nach und sah dann zu Wilma Deering. „Ich wünschte, ich wüsste, was Prinzessin Ardala zu dieser Angelegenheit zu sagen hätte.“ * * * An Bord der DRACONIA, die sich momentan noch rund zehn Millionen Kilometer von der Erde entfernt befand, schwamm Prinzessin Ardala splitternackt in einem Schwimmbecken, dessen Auskleidung eine gewisse Ähnlichkeit mit irdischem Marmor hatte. Bei ihr im Wasser befand sich ihre Leib-Dienerin, Daenara. Wie die Prinzessin selbst trug auch sie keinerlei Kleidung an ihrem gertenschlanken, tiefbraunen Leib. Ardalas Leib-Dienerin stammte von einer der vielen, Inselgruppen der südlichen Halbkugel von Draconia. Nebeneinander schwammen die beiden nackten Frauen durch das Becken. Als sie den Rand erreichten lachte Ardala, die sich zuvor ihr Haar von ihrer Dienerin hatte hochstecken lassen und griff nach einem Pokal, aus einem golden schimmernden, draconianischen Edelmetall, namens Ynkaron. Nach einem Schluck des schweren, süßen Weins, wandte sie sich zu Daenara um und streckte ihre rechte Hand nach der jungen Frau aus. Nach terranischer Zeitrechnung, war Daenara vierundzwanzig Jahre alt. Die Dienerin legte ihre schlanke Hand in die der Prinzessin und ließ sich von ihr heranziehen. Ardala gab ein leises Seufzen von sich, als sich die warme, nasse Haut der Dienerin an die Ihre schmiegte. Dabei legte sie ihren linken Arm um die schmalen Hüften der Dienerin, bevor ihre Hand herab glitt und auf dem knackigen Po der jungen Frau liegen blieb. Das hatte sie schon oft bei Daenara gemacht und diese erwiderte die Liebkosung der Prinzessin. Wie so viele Male zuvor bereits. Dabei waren Daenara die Berührungen der Prinzessin durchaus nicht unangenehm. Ganz im Gegenteil, sie liebte diese sanften Berührungen und auch Ardalas sonstige Liebkosungen. Bereitwillig öffneten sich ihre Lippen, als Ardala sie küsste. Zuerst sanft, dann immer fordernder. Unter Wasser glitt die rechte Hand der Dienerin automatisch zwischen die Beine der Prinzessin. Daenara wusste, dass Ardala es mochte, wenn sie dort von ihr liebkost wurde. Nach einer Weile drang zuerst ihr Mittelfinger, dann auch ihr Ringfinger in Ardala ein und langsam hob sie die Prinzessin vom Boden des Schwimmbeckens an. Ardala, die beide Arme um den Nacken von Daenara gelegt hatte, bog ihren Oberkörper leicht zurück und seufzte heiser. Zum ersten Mal war Daenara so vor fünf Jahren in sie eingedrungen. Auf ihren ausdrücklichen Wunsch hin. Doch noch keinen Mann hatte sie bisher dort gespürt. Die kaiserlichen Etikette ließen eine Vereinigung mit einem Mann nicht zu, bevor sie verheiratet war. Doch bisher hatte sie keinen würdigen Partner gefunden. Wie die Schneiden einer Schere spreizten sich die durchgestreckten, schlanken Beine der Prinzessin immer weiter auseinander, während sie ihre Augen schloss und den Kopf in den Nacken legte. Dabei öffnete sie weit ihren Mund und atmete rasch ein und aus. In Gedanken formte sich das Bild eines Mannes. Zu Ardalas Überraschung handelte es sich dabei um das Abbild jenes Mannes, der vor kurzer Zeit erst hier an Bord gewesen war und der vermutlich, durch den Verteidigungsschild um Terra, längst zu Tode gekommen war. Ardala beugte sich vor und klammerte sich an Daenara, als sich ihr Körper wild hin und her wand. Erst nach geraumer Weile entspannte sich ihr sportlich schlanker Leib und sie küsste Daenara, lang und ausdauernd, bevor sie hauchte: „Was immer auch geschehen mag, Daenara, ich werde dich stets bei mir behalten.“ Dabei sah sie der Dienerin in die dunklen Augen und sagte ihr mit Blicken das, was sie der Etikette wegen mit Worten niemals sagen durfte. Nämlich, dass sie Daenara liebte und dass sie ihre einzige, wirkliche Freundin war. Daenara verstand die Prinzessin. Auch ohne Worte. Sie stellte Ardala langsam auf die Füße und zog ihre Finger, ganz behutsam, wieder zurück. Eng an Ardala geschmiegt strichen ihre Hände über Po und Rücken der Prinzessin und leise erwiderte sie: „Ja, Prinzessin.“ Ardala löste sich endlich aus den Armen der drei Jahre jüngeren Frau und meinte in angenehmer Entspannung: „Lass uns noch etwas schwimmen, Daenara.“ Die beiden Nackten hatten gerade die Mitte des Schwimmbeckens erreicht, als der Summer des Quartiers einen Besucher ankündigte. Rasch schwamm Ardala zum Rand des Becken und gab dabei das Stimmenkommando zum Öffnen des Schotts. Wobei sie bereits vor dem Eintreten von Kane geahnt hatte, dass er es war, der sie sprechen wollte. Sie legte ihre Arme auf den Rand des Beckens und sah fragend zu Kane auf, als er am Rand des Beckens stehen blieb. Ohne Umschweife begann der Mann zu berichten. „Ich habe Nachrichten von der Erde erhalten. Über Captain Rogers´ Schicksal.“ Prinzessin Ardala ließ sich Nichts anmerken, doch seine Worte, die so klangen, als würde der Captain noch unter den Lebenden weilen, ließen ihr Herz schneller schlagen. Betont desinteressiert sah sie Kane in die Augen und verlangte: „Fahren Sie fort, Kane!“ „Sein Raumschiff wurde von Jägern des Verteidigungs-Direktorats abgefangen und sicher zur Erde geleitet. Wie ich es erwartet hatte.“ Die insgeheime Freude Ardalas erfuhr eine Steigerung, doch auch jetzt verzog sie keine Miene, sondern verlangte von Kane zu erfahren: „Hat der Mikrosender, der von unseren Technikern an Bord des Raumschiffes versteckt wurde, die entsprechenden Informationen übertragen, die die Streitkräfte meines Vaters sicher durch den Schutzschild der Erde bringen können, Kane?“ Kane nahm sich etwas zu trinken, bevor er die Prinzessin offen ansah und das Gesicht verzog: „Ja, aber der Sender ist leider entdeckt worden. Inzwischen dürfte sich also der Kanal nicht mehr an den alten Koordinaten befinden.“ „Sehr bedauerlich!“ Kane tat diesen Umstand mit einem finsteren Lächeln ab. „Das macht Nichts. Wenn wir auf der Erde erst einmal empfangen worden sind, werde ich Kontakt zu meiner Fünften Kolonne aufnehmen. Sie wird versuchen, den Schild von dort aus zu zerstören.“ Fragend musterte die Prinzessin den Commander der Sternenfestung. „Werden die Terraner nicht misstrauisch werden, wenn Captain Rogers ihnen erzählt, dass er an Bord unserer Sternenfestung war?“ „Sie werden ihm nicht glauben“, erwiderte Kane überzeugt. „Captain Buck Rogers ist so gut wie tot, Prinzessin.“ Ein Glitzern trat in die Augen der Prinzessin und für einen kurzen Augenblick lang verspürte sie den Wunsch, Kane für seine letzten Worte töten zu lassen. Dabei hegte sie die vage Hoffnung, dass Rogers nichts geschehen würde. Mit einer herrischen Geste ihres rechten Armes veranlasste sie Kane dazu, seinen Pokal zu leeren, ihn abzustellen und das Quartier zu verlassen. Mit beinahe mörderischem Blick sah Ardala ihm nach, bevor sie sich abwandte und hinüber schwamm, zu Daenara. Mehr denn je verspürte sie jetzt das dringende Bedürfnis, von ihrer Leib-Dienerin in die Arme genommen und geküsst zu werden. * * * Auf der Erde saß Buck Rogers in einem Raum, der jenem glich, in dem er sich mit Doktor Theopolis unterhalten hatte, nachdem er auf der Erde gelandet war. Für eine Gefängniszelle war dieser Raum, mit sechs mal sechs Metern, großzügig dimensioniert. Auf dem einfachen Stuhl vorgebeugt, die Unterarme auf die Oberschenkel gelegt, brütete Rogers vor sich hin, während Theopolis, um Twikis Hals, beruhigend zu ihm sagte: „Mach dir keine Sorgen, wegen der Verhandlung. Ich bin ein Mitglied des Computerrates und ich werde dich weiterhin verteidigen, so gut ich es vermag. Die Beweisaufnahme hat heute Morgen bereits stattgefunden und der Computerrat verarbeitet momentan die Daten, um ein Urteil zu finden. Man wartet jedoch noch das Schlussplädoyer der Anklage und der Verteidigung ab, zu dem wir jeden Moment gerufen werden.“ Zweifelnd sah Buck Rogers zur Seite. „Danke, Theo. Es ist schön, wenigstens einen Freund auf der Erde zu haben.“ „Biddi-Biddi-Biddi-Biddi-Biddi“, gab Twiki von sich und in einer fast menschlich anmutenden Geste legte sich seine metallene Hand auf den Arm von Buck Rogers. Unwillkürlich musste Rogers lächeln. Er klopfte mit seiner Hand auf die des Maschinenwesens und verbesserte sich: „Entschuldige, Twiki. Zwei Freunde.“ Seit er wieder zu Bewusstsein gekommen und auf einer schmalen Liege, an einer der vier fensterlosen Wände, zu sich gekommen war, befand er sich hier. Gefühlt bereits einige Stunden, seit seinem Aufwachen. Darum sah Buck Rogers fast erleichtert auf, als sich endlich die Tür öffnete und einer von vier Wachsoldaten eintrat. „Kommen Sie mit, Captain!“ Buck Rogers erhob sich und folgte dem weiß Uniformierten. Gefolgt von Twiki und Theopolis. Auf dem Gang wurden sie, von den vier Bewaffneten, in die Mitte genommen und durch die Gänge des Hauptquartiers geführt. Dabei dachte Rogers spöttisch, dass er den Piraten sehr genaue Informationen hätte geben können, würde er tatsächlich für sie arbeiten. Beinahe erleichtert betrat er schließlich den Verhandlungsraum. Man wies ihn an, sich auf einen Stuhl zu setzen, der mit einigen Sensorflächen ausgestattet war. Wozu sie dienten, das konnte Buck Rogers nicht erkennen. Vor dem Captain erstreckte sich ein winkelförmiger, zweistufiger Podest, auf dem sämtliche Mitglieder des Computerrats thronten. Insgesamt 14 Quads, deren wissenschaftlich korrekte Bezeichnung Ambuquads lautete. Der Platz des fünfzehnten Vertreters des Computerrates war leer, denn Theopolis hing in diesem Moment um den Hals von Twiki. Er hatte beschlossen, an der Seite des Captains zu stehen, solange er ihn verteidigte. Eine Geste der Solidarität mit dem Captain, den Theopolis noch immer für unschuldig hielt. Diese insgesamt 15 Ambuquads stellten das Ergebnis des letzten, hoch geheimen, militärischen Projektes der Vereinigten Staaten von Amerika dar. Ziel dieses Geheimprojektes war es gewesen, Supercomputer in Kompaktbauweise herzustellen, die sich untereinander, über einen gesicherten Funkkanal, miteinander vernetzen konnten. Sie sollten gleichzeitig in höchstem Maße lernfähig sein und in begrenztem Umfang auch zu eigenständigem Denken. Bevor die Quads vom Militär genutzt werden konnten war es zum Ausbruch des Dritten Weltkriegs gekommen, wobei die Anlage zur Herstellung der Quads, bei Chicago gelegen, wie durch ein Wunder, kaum beschädigt wurde. Mehrere Quads, die zu diesem Zeitpunkt aktiv gewesen waren, hatten es schließlich geschafft, ihre noch nicht einsatzbereiten Gegenstücke zu aktivieren und sich miteinander zu vernetzen. Es hatte jedoch annähernd dreihundert Jahre gedauert, bis die Quads schließlich, im Jahr 2276, von Soldaten des Verteidigungs-Direktorats der Erde gefunden wurden. Schnell hatten die damaligen Verantwortlichen von New-Chicago erkannt, welchen Wert diese insgesamt 15 Quads darstellten. Nach relativ kurzer Zeit, in denen die Quads Lösungen für zahlreiche Probleme, der erst langsam wieder erstarkenden Menschheit, gefunden hatten, wurde von den Terranern der Computerrat ins Leben gerufen, der schon bald eine gewichtige Stimme im Erd-Direktorat bekam. Vollkommen in ihrem Labor von der Außenwelt abgeschottet, hatten die Quads erst nach ihrer Wiederentdeckung von den schrecklichen Ereignissen, ab dem Jahr 1987, erfahren. Zu diesem Zeitpunkt wurde, anhand der Reaktionen der Quads, zum ersten Mal deutlich, dass diese über die Fähigkeit verfügten, echte Gefühle zu entwickeln, was für die Menschen dieser Zeit eine unerwartete Überraschung gewesen war. Ab diesem Zeitpunkt wurden die Quads im offiziellen Sprachgebrauch nicht mehr als Maschinen, sondern als Lebewesen, geführt. Seit der Gründung des Computerrats war der Einfluss der Quads immer mehr angestiegen und gegenwärtig lag die Judikative komplett in ihrem Verantwortungsbereich. Denn besser als jeder Mensch kannten Quads die Buchstaben des Gesetzes. Auch passierten ihnen keinerlei Formfehler. Bei einem kurzen Blick über die Schulter stellte Buck Rogers fest, dass sich Wilma Deering unter den Anwesenden befand, die bei dieser Verhandlung persönlich anwesend sein durften. Sie wich seinem fragenden Blicken aus und so sah der Mann wieder nach vorne. Der Vorsitzende des Computerrats, Doktor Ceres, ein Quad mit auffallend gelb aufleuchtenden Augen, wenn er sprach, eröffnete die Verhandlung. „Der Computerrat ist nun bereit, die Schlussplädoyers im Fall Erd-Direktorat gegen Buck Rogers zu hören. In Bezug auf die Anklage, wegen Spionage und Hochverrat. Ankläger Apol, bitte!“ Ein Quad auf der unteren Stufe des Podestes, dessen Augenlinsen in einem hellen Blau glühten, übernahm nun das Wort und erklärte: „Der Vertreter für den Staat sieht diesen Fall eindeutig. Captain Rogers hat ein baufremdes Raumschiff durch unser Verteidigungsnetz gesteuert. An Bord befand sich ein versteckter Mikrosender, der dem Feind die geheimen Koordinaten des Einflugkanals unseres Verteidigungsschildes übermittelte. Sie werden sich fragen, welches Ziel Captain Rogers, durch den Verrat an der gesamten menschlichen Rasse erreichen will. Das können nur er und seine Piraten-Verbündeten beantworten. Aber meiner Meinung nach kann es nur das Scheitern des Bündnisvertrages mit dem Draconianischen Reich sein, dass sie in jedem Fall erreichen wollen. Denn das Inkrafttreten des Vertrages, bedeutet ihren sicheren Untergang. Das Plädoyer der Anklage ist abgeschlossen.“ Wieder meldete sich der vorsitzende Quad zu Wort. „Wir hören nun die Verteidigung. Doktor Theopolis, bitte.“ Twiki trat, mit Doktor Theopolis, etwas nach vorne, bis er neben Buck Rogers stand, bevor der Quad um seinen Hals das Wort ergriff. „Ehrenwerte Kollegen. Sie haben die Argumente der Anklage verarbeitet und das Schlussplädoyer der Anklage gehört. Ich erhebe Einspruch dagegen, Captain Buck Rogers für schuldig zu befinden. Es sind, wie ich zugeben muss, keine Beweise gefunden worden, die den Anspruch dieses Mannes unterstützen, auf der Erde geboren worden zu sein. Warum? Weil aus der Zeit vor der Großen Katastrophe keinerlei Urkunden mehr existieren, wie wir Alle wissen. Er hat keine Erklärung dafür, wie der Mikrosender an Bord seines Raumschiffs gekommen ist, weil er ihn nicht eingebaut hat. Er ist eine unschuldige Marionette in einem Krieg. Ich sage Ihnen, werte Kollegen. Wenn Sie diesen Mann schuldig sprechen, so können Sie auch mich für Schuldig erklären. Meine Sensoren sagen mir, dass dieser Mann kein Verräter ist. Das ist die Ansicht der Verteidigung. Danke sehr, werte Kollegen!“ Erneut ergriff der vorsitzende Quad das Wort. „Captain Buck Rogers. Haben Sie abschließend noch etwas zu sagen, bevor das Gericht sein Urteil fällt?“ Buck Rogers erhob sich aus dem Stuhl und sah den Vorsitzenden direkt an. „Nur, dass ich wirklich kein Verräter bin. Ich wurde benutzt. Jemand anderes zieht die Fäden. Sie wären gut beraten, sich nicht um mich zu kümmern, sondern um die Draconianer. Denn ich will Ihnen nicht schaden. Aber Prinzessin Ardala oder auch dieser Commander Kane, auf dem draconianischen Kriegsschiff, treiben ein doppeltes Spiel, wenn Sie mich fragen.“ Dabei beließ es der Mann und setzte sich wieder. Doktor Theopolis sagte zu Rogers gewandt: „Sehr gut, Buck. Du hast Nichts zu befürchten. Die Anklage hat keine schlüssigen Beweise die für eine Verurteilung reichen. Die Beratung unter meinen Kollegen sollte nicht allzu lange dauern.“ Die Quads vernetzten sich untereinander, wobei nur Theopolis, als Verteidiger und der Vorsitzende, aufgrund seiner Verpflichtung zur Neutralität, ausgenommen waren. Schließlich war es Doktor Apol, der nach Aufforderung durch den Vorsitzenden Quad, das Urteil verkündete: „Nach einstimmigem Beschluss befindet der Rat für den Staat, Sie, Captain Buck Rogers, für schuldig. Sie werden darum zum Tode verurteilt. Die Hinrichtung wird, im Anschluss an diese Verhandlung, ausgeführt werden. Die Sitzung ist hiermit geschlossen.“ Doktor Theopolis schien ehrlich überrascht zu sein, als er zu Buck Rogers gewandt meinte: „Das glaube ich nicht.“ Rogers selbst spürte einen Druck im Magen. Doch er begehrte nicht gegen das was er eben gehört hatte auf. Vielleicht war es sogar besser so, befand er. Wenn Jennifer, die sehr gläubig gewesen war, recht hatte, so würde er sie vielleicht bald im Jenseits wiedersehen. Bei diesem Gedanken fiel sein Blick auf die Menschen, die diese Verhandlung verfolgt hatten und er entdeckte Wilma Deering unter ihnen. Für einen Moment glaubte er in ihren Augen Bedauern zu entdecken, bevor sie sein Blick bemerkte und ihm, unangenehm berührt, auswich. Sie wandte sich ab und beeilte sich, den Verhandlungsraum zu verlassen. Buck Rogers bekam eine Aufforderung von dem Anführer des Wachkommandos, das ihn in seine Zelle zurückzubringen gedachte. Auf dem Weg durch die hellen Gänge des Hauptquartiers des Verteidigungs-Direktorats verfolgte Buck Rogers der Blick von Colonel Deerings blauen Augen. Er wünschte sich, tief in seinem Innern, dass er sie zu einem anderen Zeitpunkt getroffen hätte. Vielleicht wären sie dann gute Freunde geworden. Vielleicht auch mehr. Zu seiner Überraschung erkannte der Captain, dass sie ihm ein Grund hätte sein können, gegen das Schicksal, das ihm nun drohte, aufzubegehren. Doch vermutlich hasste sie ihn. So, wie ihn alle Lebewesen, hier auf der Erde, zu hassen schienen. Es schien Rogers fast zum Lachen, dass die einzigen Wesen, die in ihm keinen Feind sahen, zwei künstliche Intelligenzen waren. Wenn das seine Freunde bei der NASA geahnt hätten. Vermutlich wären sie umgekommen, vor Lachen. Als er allein in seiner Zelle saß, grübelte er eine Weile über die Ungerechtigkeiten des Lebens nach. Doch schließlich kam er zu dem Schluss, dass dies müßig war. Vielleicht sollte er seine letzten Augenblicke nicht mit solchen negativen Gedanken verbringen. Als sich nach einer Weile die Tür zu seiner Zelle öffnete, befürchtete Rogers zuerst, dass dies bereits das Kommando war, das ihn zur Hinrichtung abholen sollte. Doch zu seiner Überraschung trat Colonel Wilma Deering zu ihm in den Raum. Buck Rogers verspürte eine tiefe Wut. Vermutlich war sie nur hergekommen, um sich an seinem Unglück zu weiden. Er erhob sich von dem Stuhl und wandte ihr den Rücken zu. Hinter ihm lehnte sich Wilma Deering an eine der Wände und sah zu Rogers, der nicht den Eindruck machte, sich mit ihr unterhalten zu wollen. Nach einigen Augenblicken des Schweigens fragte sie, mit sanfter Stimme: „Wollen Sie dann gar nichts sagen?“ Buck Rogers, der auf Stur geschaltet hatte, schüttelte den Kopf. „Nein!“ Frustriert stieß sich Wilma Deering von der Wand ab und schritt rasch zu Rogers, wobei sie ihn anfuhr: „Das ist lächerlich! In jedem Fall würde ich erwarten, dass einen Mann, mit Ihren Anlagen, eine starke Wut packt! Dass er auf mich losgeht! Irgendwas sagt!“ Rogers sah die Frau nun doch an und erwiderte spöttisch: „Leben Sie wohl.“ „Buck, hören Sie auf damit! Sie benehmen sich unvernünftig!“ Rogers lachte verzweifelt auf. „Ich benehme mich unvernünftig? Erzählen Sie das bitte diesen Blechheinis, die meinen Tod beschlossen haben.“ Wilma Deering atmete tief durch, in dem Versuch besonnen zu bleiben. In ihrer typischen Art, die Hände auf den Rücken zu legen, marschierte sie auf eine der Zellenecken zu und mutmaßte: „Man hat fast den Eindruck, als würden Sie glauben, dass das Urteil nicht vollstreckt wird.“ „Sie haben Recht“, gab Buck Rogers zu. „Wenn sich die Verantwortlichen auch nur einen Tag Zeit lassen, dann wird bestimmt Niemand mehr da sein, der das Urteil vollstreckt. Auf jeden Fall wird dann kein Terraner oder Quad mehr den Befehl dazu geben.“ Wilma Deering stemmte ihre Fäuste in die Hüften. Mit verändertem Tonfall erkundigte sie sich bei Buck Rogers: „Sie bleiben also immer noch bei Ihrer Geschichte, dass die Draconianer bewaffnet sind?“ „Ja, aber Sie geben mir ja nicht die geringste Chance es zu beweisen!“ Langsam schritt die Frau wieder zu Rogers. Dabei fragte sie: „Was würden Sie denn dazu sagen, wenn ich ihnen gestehe, dass ich deswegen herkam, um Ihnen genau diese Chance zu geben, Captain?“ Zum ersten Mal, seit der Verkündung des Urteils, schöpfte Buck Rogers wieder vage Hoffnung. Er sah in Deerings Augen und fragte gedehnt: „Wie?“ Ein flüchtiges Lächeln umspielte die rot geschminkten, leicht glänzenden Lippen der Jagdpilotin. „Indem wir zu dem draconianischen Kriegsschiff fliegen und Ihre Geschichte überprüfen, wie man Sie fand.“ Rogers Augenbrauen hoben sich leicht. „Und wir uns dabei nach etwas ganz Bestimmten umsehen?“ „Ja, genau!“ Rogers legte den Kopf schief und kratzte sich dabei hinter dem rechten Ohr. Das Ganze war ihm zu vage. Noch hatte sie nicht gesagt, ob eine reelle Chance bestand, dass danach das Todesurteil aufgehoben werden würde. Darum meinte er ablehnend: „Nein, nein, der Plan gefällt mir nicht. Er beunruhigt mich sogar, wenn ich ehrlich bin.“ Sofort wieder misstrauisch werdend sah Wilma Deering den Captain an und runzelte dabei die Stirn. „Warum?“ Buck Rogers, der fast mit einer solchen Reaktion gerechnet hatte, erwiderte mit triefendem Spott: „Sie wissen doch, ich habe einen festen Termin für die Hinrichtung und wenn ich den versäume bekomme ich bestimmt einen Haufen Ärger.“ Verstimmt entgegnete Deering, wobei ihre Augen förmlich aufblitzten: „Buck, Sie sind unmöglich! Ich biete Ihnen Ihr Leben und Sie kommen mir mit dummen Witzen!“ „Sehen Sie, genau darum geht es!“, gab Rogers kühl zurück. „Was genau bieten Sie mir eigentlich an? Ist meine Hinrichtung nun aufgehoben, oder ist sie nur aufgeschoben?“ Mit zwei Schritten trat Wilma Deering so dicht an Buck Rogers heran, dass der Captain das blumige Parfüm riechen konnte, das sie aufgelegt hatte. Sie so nahe vor sich zu haben erzeugte eine Unruhe in dem Mann, die ihn für einen Moment verwunderte. Deering sagte mit abgesenkter Stimme: „Wenn Ihre Geschichte war ist, dann ist die Hinrichtung aufgehoben, Captain Rogers. Das verspreche ich Ihnen.“ Buck Rogers sammelte sich endlich wieder und deutete einladend in Richtung des Ausgangs, wobei er zum ersten Mal zu bemerken schien, wie hübsch diese Frau war, wenn sie lächelte. „Also, dann los, Colonel Deering. Fliegen wir zur DRACONIA.“ * * * Auch nachdem die fünf schnellen Jagdmaschinen des Verteidigungs-Direktorats den Energieschild hinter sich gelassen hatten, saß Buck Rogers immer noch fasziniert im Cockpit einer dieser Maschinen und versuchte, mit allen Sinnen, zu erfassen was er gerade erlebte. Allein die Geschwindigkeit mit der sie die Lufthülle der Erde hinter sich gelassen hatten konnte er nur als atemberaubend bezeichnen. Dabei hatte er nicht den geringsten Andruck gespürt. Die terranische Technik des 25. Jahrhunderts hatte etwas für sich. Er trug nun eine jener schneeweißen Kombinationen, wie sie auch Deering und ihre Flügelpiloten trugen. Wilma Deering hatte darauf bestanden, um dem Besuch den korrekten, offiziellen Anstrich zu geben. Er trug sogar eines der Fliegerabzeichen, unter dem Halsausschnitt. Damit hatte Rogers kein Problem, denn immerhin war er, vor seiner Zeit bei der NASA, Pilot der Air Force gewesen. Das Abzeichen kam ihm somit gewissermaßen zu. Nachdem sie den schmalen Korridor im Verteidigungsschild hinter sich gelassen hatten, steuerte die Navigationsautomatik von Rogers´ Raumjäger, die Maschine an die Backbordseite von Deerings Jäger. Bei einem Blick zur Seite bemerkte Buck Rogers, dass die Frau zu ihm herüber sah. Sie nahm Verbindung über Funk mit ihm auf und erklärte: „Bleiben Sie dicht an meiner Seite, Captain. Wir werden die Manöver ruhig und einfach halten. Sie brauchen nichts Anderes zu machen, als den Steuerungshebel für die Beschleunigung, oder das Abbremsen des Raumjägers zu bedienen.“ „Danke, Colonel“, erwiderte Rogers mit ironischem Unterton. „Ist es in Ordnung für Sie, wenn ich dabei gelegentlich aus dem Fenster sehe?“ „Es ist nicht angebracht leichtsinnig zu sein, Captain“, mahnte ihn Wilma Deering ernst. „Wir haben in diesem Sektor leider schon einige gute Kampfpiloten an die Piraten verloren. Wenn diese Schurken zuschlagen, dann sind sie sehr schnell. Auch wenn Sie schneller oder langsamer werden steuert Sie der Computer. Er beherrscht alle notwendigen Ausweichmanöver um ihren Angriffen zu entgehen. Wenn Sie versuchen diesen Jäger selbst zu fliegen kosten Sie uns nur einen weiteren Jäger.“ Unsichtbar für Wilma Deering verzog der Captain das Gesicht. „Ich weiß es zu schätzen, dass Sie so besorgt um mich sind, Colonel. Ich hätte mir vielleicht nur etwas zum Lesen mitnehmen sollen.“ In Wilma Deerings Jagdmaschine sprach der Materie-Scanner an und die DRACONIA zeichnete sich auf dem zentralen Display ab. Ohne auf die letzten Worte des Captains einzugehen gab sie an die anderen Piloten weiter: „Ich erkenne das Ziel unseres Fluges. Entfernung: Vier-Null-Eins Meilen.“ „Roger!“, bestätigte Lieutenant Thornberry. „Colonel, ich habe direkte Sicht auf das Ziel, an Backbord, querab. Auf etwa dreihundert Grad.“ Wilma Deering, die noch keine draconianische Sternenfestung mit ihren eigenen Augen gesehen hatte, staunte: „Wenn das Objekt aus dieser Entfernung für uns zu sehen ist, dann muss es gigantisch sein.“ Buck Rogers, der bisher die grandiose Aussicht auf das Weltall, mit all seinen Myriaden von Sternen genossen hatte, bemerkte nun auch einen Schatten an Backbord. Zuerst bedeckte er nur einige wenige Sterne, doch dann wurden es langsam mehr und Buck Rogers konnte die ungefähre Silhouette erahnen. Der Navigationscomputer nahm die entsprechende Kursänderung vor. Bei einer schnellen Rundumsicht, bemerkte Rogers, mit welch gespenstischer Exaktheit, die fünf irdischen Jagdmaschinen ihre Formation beibehielten. Der Captain flog mit Wilma Deering an der Spitze. Die drei übrigen Jagdmaschinen befanden sich hinter ihnen und bildeten mit ihnen eine Diamant-Formation, bei der Lieutenant Frazer den Abschluss bildete. Buck Rogers hatte nur wenig Zeit gehabt sich, vor ihrem Start, mit den beiden Piloten, Webster und Thornberry und der Pilotin Michelle Frazer bekannt zu machen. Alle Drei hatten auf ihn einen sympathischen Eindruck gemacht. Vielleicht ergab sich nach ihrer Rückkehr die Gelegenheit, zumindest Frazer etwas besser kennenzulernen. Vor den fünf Jäger glitzerte die draconianische Sternenfestung an einigen Stellen auf, im Licht der Sonne, die nun hinter ihnen und zu ihrer Rechten lag. Colonel Deering meldete ihre Staffel bei der DRACONIA an und bat um Landeerlaubnis. Sie musste etwas warten, bevor die Bestätigung eintraf. Gleich darauf konnte Buck Rogers feststellen, dass die Computersteuerung der Jagdmaschinen, sie hintereinander formierte, wie die Perlen an einer Kettenschnur. Weniger als einhundert Meter hinter dem Heck von Deering hielt seine Maschine auf eine breite Hangarbucht, an der Gabel-Spitze des draconianischen Raumschiffs, zu. Einen Moment später erfasste sie der grünlich schillernde Landeleitstrahl der DRACONIA und Rogers fuhr die Systeme des Jägers herunter. So wie es ihm Wilma Deering vor dem Abflug eingeschärft hatte. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen, weil er sich nun wieder dort befand, wo er nach seinem Unfall erwacht war, dachte Rogers: Da wären wir also wieder. * * * Im Quartier der Prinzessin sah Ardala fragend in Commander Kanes Augen. „Die Kommandantin von fünf terranischen Sternenjägern hat um die Erlaubnis ersucht, an Bord zu kommen? Wozu?“ Kanes Gesicht sprach Bände. Er schien nicht sicher zu sein, was er davon zu halten hatte. Dennoch erwiderte er, nach einem Moment: „Ein Sonderbotschafter. Das ist Alles, was die Kommandantin unserem Offizier der Anflugüberwachung mitteilte.“ Prinzessin Ardala erhob sich mit einer fließenden Bewegung aus ihrem hohen Sessel und schloss dabei das dünne, an einen Kimono erinnernde, schwarze Gewand etwas enger vor ihrer Brust. Langsam durch das weite Quartier schreitend, sagte sie verstimmt: „Das entspricht nicht den Vereinbarungen. Was meinen Sie, Kane? Was haben die vor?“ Kane erwiderte den fragenden Blick der Prinzessin und erwiderte ungewohnt unsicher: „Ich weiß es nicht. Aber sie haben uns hinlänglich vorgewarnt und es wird, sobald sie eintreffen, Nichts mehr geben, was uns verraten könnte.“ Prinzessin Ardala wusste, worauf Kane anspielte. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie derzeit fieberhaft alle draconianischen Raumjäger und Jagdbomber von der technischen Crew der Sternenfestung, von den Startrampen der Hangars entfernt und in die getarnten Hangarhallen hinunter gebracht wurden. Keiner der Terraner, der an Bord zu kommen gedachte, durfte erfahren, dass dieses Raumschiff nicht so unbewaffnet war, wie es die gemeinsame Vereinbarung mit den Terranern vorsah. Ardala verzog bei diesen Überlegungen verächtlich das Gesicht. Sie hasste diese Verstellung und Heimlichtuerei. Sie passte nicht zu dem Anspruch der draconianischen Rasse, allen anderen Rassen der Galaxis überlegen zu sein. Das war ihr in den siebenundzwanzig Jahren ihres bisherigen Lebens immer und immer wieder eingeflüstert worden. Bis sie es schließlich geglaubt hatte. Nun gehörten diese Dünkel zu ihrem Leben. Dementsprechend fiel nun ihre Reaktion aus. Sie warf verächtlich den Kopf in den Nacken und meinte: „Ich bin neugierig darauf zu erfahren was sie wollen. Lassen Sie uns einen besonderen Empfang für sie vorbereiten.“ Commander Kanes Mundwinkel verzogen sich zu einem anerkennenden Grinsen. Er wusste die Worte der Kronprinzessin richtig zu deuten. „Die Piratenschiffe werden den Terranern schon bald mächtig einheizen, Prinzessin.“ Ardala verschwand hinter einem Wandschirm um sich zurecht zu machen. Anders als es Kane von irdischen Frauen gewohnt gewesen war, brauchte die Prinzessin kaum eine Minute bis sie fertig war. Was mit daran liegen mochte, dass Ardala, als Angehörige der kaiserlichen Familie, nur zu gerne von dem Recht Gebrauch machte, sich spärlich zu kleiden. Das war dem gemeinen Volk verboten, es sei denn man gehörte zum Hofstaat der kaiserlichen Familie, was für gewöhnlich nur für Leibwächter und Dienerinnen galt. Die Prinzessin trug nun einen silbernen, von seltenen, draconianischen Edelsteinen besetzten Bikini, der von kleinen Anhängern und Ketten verziert wurde. Von ihm herab hingen seitlich und am Rücken dünne seidene Tücher, von violetter Farbe. Ein Farbton der für Kleidungsstücke nur dem Kaiser selbst und seinem potenziellen Nachfolger, in diesem Fall der Kronprinzessin, vorbehalten war. Auch von den silbernen Armbändern, die sie dazu angelegt hatte, hingen solche Tücher herab. An den Füßen trug sie filigran aussehende, farblich passende, hochhackige Riemchensandalen, mit Schnürung. Als sie zu Kane schritt rückte sie die kaiserliche Tiara auf ihrem Haar zurecht, bevor sie ihre linke Hand auf den angebotenen rechten Arm des Mannes legte. Dieses sich führen lassen schrieb das Protokoll für Empfänge vor und Ardala wäre es nie in den Sinn gekommen dagegen aufzubegehren. Sie erschienen gerade rechtzeitig im Haupthangar der DRACONIA um mitzubekommen, wie die fünf gelandeten terranischen Piloten ihre Jagdmaschinen verließen und sich um eine hochgewachsene, blonde Frau gruppierten. Ardala vermutete, dass es sich bei dieser Frau um die Staffelführerin handelte. Vor den fünf Weißuniformierten blieb Kane mit Ardala stehen und sagte förmlich zu der blonden Frau, die nun einen halben Schritt vortrat: Willkommen an Bord der Sternenfestung DRACONIA. Ich bin Commander Kane. Der Botschafter von Draco, dem Eroberer. Des Kriegsherren von Astrium. Dem Herrscher des Draconianischen Reiches. Ich darf Ihnen seine Tochter vorstellen: Kronprinzessin Ardala.“ „Es freut mich“, begrüßte die Prinzessin die fünf terranischen Besucher, wobei ihre Blicke unwillkürlich den Mann streiften, der direkt an der linken Seite der blonden Frau stand. Schnell wandte sie sich wieder der Frau zu: „Dies ist ein unerwartetes Vergnügen. Wir sind kaum in der Lage, Sie angemessen zu begrüßen.“ „Das ist mehr, als wir erwarten dürfen“, wehrte Wilma Deering höflich ab. Auch sie streifte Rogers mit einem schnellen Seitenblick, bevor sie erklärte: „Ich bin Colonel Wilma Deering, Kommandeurin der Dritten Streitmacht des Verteidigungs-Direktorats der Erde. Ich glaube, Captain Rogers kennen Sie bereits?“ Der Terraner verbeugte sich leicht in Richtung der Prinzessin, die eine erstaunte Miene machte und mit verwundertem Tonfall erwiderte: „Aber nein, Colonel. Wenn ich einen so flotten Captain kennengelernt hätte, so würde ich mich bestimmt lebhaft daran erinnern. Ich denke also nicht, dass wir schon einmal das Vergnügen hatten.“ Buck Rogers sah die Prinzessin scharf an. Er erkannte die Lüge in ihren Augen als sie ihm ihre Hand reichte. Er wusste jedoch was sich gehörte, also nahm er die angebotene Hand und hauchte Ardala einen Kuss auf die Finger. Dabei sagte er ruhig: „Ich glaube, Sie irren sich, Prinzessin. Ich habe ihren bezaubernden Anblick nicht vergessen.“ Mit tadelndem Tonfall warf Deering scharf ein: „Captain!“ „Hören Sie, Colonel, wir sind hergekommen um den Dingen auf den Grund zu gehen“, erinnerte sie Rogers ernst. „Die Prinzessin mag mich vielleicht nicht für erinnernswert halten, aber ich habe sie nicht vergessen. Ich mochte übrigens dieses hauchdünne, rot-schwarze Kleid.“ An dieser Stelle mischte sich Kane ein. Er wandte sich an Wilma Deering und fragte fordernd: „Colonel Deering. Um was geht es hier eigentlich. Warum sind Sie hier?“ Wilma Deering rief sich die Tarngeschichte, die sie sich für ihren Besuch auf der DRACONIA zurechtgelegt hatte, wieder in Erinnerung. „In diesem Sektor ist die Präsenz der Piraten am stärksten. Wir sind gekommen, um Ihre sichere Landung auf der Erde zu gewährleisten, und Captain Rogers…“ Weiter kam die Frau nicht, denn in diesem Moment setzten die akustischen Alarmgeber der DRACONIA ein. Gleich darauf erfolgte die Durchsage: „Alarm. Eine Gruppe von Piratenraumschiffen greift die DRACONIA an!“ Sofort schaltete Wilma Deering um und befahl ihre Piloten zu den Jägern. Bevor sie selbst sich abwenden konnte, packte Kane sie wütend am Oberarm und fauchte grob: „So also geben Sie uns sicheres Geleit? Das soll eine Eskorte sein? Sehen Sie zu, dass dieser Fauxpas kein diplomatisches Desaster für die Erde wird, Colonel!“ Damit schubste er die Frau von sich. Für einen Moment war Wilma Deering versucht, Kane eine entsprechende Antwort zu geben, doch dann gewann ihre Disziplin als Soldatin die Oberhand und sie rannte eilig zu ihrem Raumjäger. Nun galt es erst einmal, die drohende Gefahr im Weltall zu beseitigen. Denn sollte der draconianischen Kronprinzessin im erdnahen Raum etwas zustoßen, so würde das sicherlich unangenehme Konsequenzen haben. Und zwar für die gesamte Menschheit. Denn Draco galt nicht nur als sehr jähzornig, sondern es war auch bekannt, dass er von seinen dreißig Töchtern Ardala am meisten liebte. Mit einer gewissen Beruhigung stellte Wilma Deering fest, dass Buck Rogers bereits dabei war, in das Cockpit seiner Maschine zu klettern, als sie ihren eigenen Jäger erreichte. Schnell rief sie ihm zu: „Halten Sie sich aus dem Kampfgeschehen heraus, Captain! Der Kampfcomputer Ihres Jägers wird alle notwendigen Manöver durchführen! Also, lehnen Sie sich zurück, schauen Sie zu und lernen Sie! Offiziell sind Sie immer noch mein Gefangener!“ Damit schwang sich die Frau in das Cockpit und setzte sich ihren Helm auf, ohne darauf zu achten, wie Rogers auf ihre Worte reagierte. Kurz darauf glitt ihr Jäger, neben denen ihrer Kameraden auf eine der Startschienen. Die Gravo-Katapulte wurden energetisch geladen und gleich darauf erfolgte der Abschuss ins Weltall. * * * Bei den letzten Worten Deerings wäre Buck Rogers am liebsten gleich wieder aus dem Cockpit gesprungen, um zu ihr zu laufen und ihr einmal heftig die Meinung zu sagen. Doch auch er war Soldat genug, um diesem Drang, angesichts der drohenden Gefahr, nicht nachzugeben. Er blieb sitzen und beschloss, diese Aussprache auf Später zu vertagen. So versuchte er, sich innerlich auf das vorzubereiten, was nun folgen würde. Ein realer Luftkampf – oder nein: Raumkampf war wohl das besser Wort dafür. Dabei hatte er nicht die geringste Ahnung, wie ein solcher Kampf ablaufen würde. Als Pilot der USAF hatte er Kampfjets geflogen und an simulierten Luftkämpfen teilgenommen, doch er hatte niemals ein reales Gefecht auf Leben und Tod erlebt. Nun wurde er in eine Schlacht geworfen, von deren Regeln er nicht die geringste Ahnung hatte und als wäre das noch nicht ausreichend gewesen, würde ein verdammter Computer für ihn diesen Jäger fliegen. Ein Fluggerät, dessen Grenzen und dessen Leistungskraft er bestenfalls erahnen konnte. Das wirkte beängstigend. Doch die Situation war, wie sie war. Immer noch besser, als hingerichtet zu werden. Deerings Jäger war eben gestartet und einen Moment später folgte Buck Rogers ihr, auf dem gleichen Weg, hinaus ins Weltall. Dorthin, wo der Feind bereits die draconianische Sternenfestung umkreisend und attackierend auf sie wartete. Buck Rogers erkannte, bei einer schnellen Rundumsicht, dass die Kampfcomputer der terranischen Jagdmaschinen die Jäger zu einer geschlossenen Keilformation gruppiert hatten. Etwas, das Buck Rogers zu denken gab. Bei diversen simulierten Luftkämpfen hatte er etwas andere Taktiken gelehrt bekommen. Er fragte sich, warum die Maschinen nicht in zwei Rotten gruppiert wurden. Im nächsten Moment erfolgte ein Break-Manöver und die fünf Jäger schossen in verschiedene Richtungen davon. Das verwunderte Rogers noch mehr, denn nun konnten sich die Jäger nicht mehr gegenseitig decken. Er beobachtete auf seinem Hauptdisplay, wie sich zwei Piraten-Jäger hinter Captain Thornberry formierten. Doch der Kampfcomputer des Jäger hielt sich stur an sein Programm. Rogers konnte nicht länger still zusehen, darum rief er über Funk: „Vorsicht Thornberry! Sie haben zwei Jäger auf sechs Uhr!“ Die Piraten feuerten grell-bläuliche Energiestrahlen auf den terranischen Jäger und einen Moment später explodierte Thornberry´s Kampfjäger in einer grellen Explosion. Zwei andere, der insgesamt sechs, Feindmaschinen setzten sich auf die Fährte von Webster. Wieder versuchte Buck Rogers es mit einer Warnung. „Passen Sie auf, Webster! Zwei Feinde in ihrem Rücken! Drehen Sie ab! Nein, nicht so! Sie fliegen direkt in…!“ Buck Rogers verstummte, als die beiden Piraten Webster abschossen. Doch zum Trauern blieb kaum Zeit, da sich die übrigen beiden Feinde gerade Michelle Frazer zu schnappen gedachten. „Frazer, gehen Sie auf Handsteuerung! Ich komme Ihnen zu Hilfe!“ Die Stimme von Wilma Deering krachte aus den Empfängern in Buck Rogers Helm, als sie erbost seine Anweisung aufhob und rief: „Achten Sie nicht auf den Captain, Lieutenant Frazer! Captain Rogers! Ich hatte Ihnen befohlen, sich heraus zu halten! Unsere Kampfcomputer sind denen der Piraten weit überlegen!“ „Das sehe ich!“, gab Rogers grob zurück. „Aber wenn Ihre Kampfcomputer nicht ganz schnell etwas unternehmen, dann wird Ihr Lieutenant Frazer…“ Der Sternenjäger von Michelle Frazer verwandelte sich in einen Energieball und mit Tränen des Zorns in den Augen dachte Rogers an die hübsche, junge Frau, die das gesamte Leben noch vor sich gehabt hatte. Mit ohnmächtigem Zorn in der Stimme, wobei er einen imaginären Kloß im Hals spürte, rief er ins Mikro seines Helms: „Jetzt reicht es, Colonel! Ich gehe nun auf Handsteuerung! Mal sehen, ob ich nicht Etwas von dem austeilen kann, was wir einstecken mussten!“ Damit drückte Buck Rogers entschlossen eine leuchtende Taste auf dem Seitenpanel seines Raumjägers. Gleichzeitig erhöhte er den Schub und spürte das Vibrieren der beiden Triebwerke der Maschine, als er sie in eine harte Linkskurve legte. Dabei entfuhr es ihm wütend: „Mal sehen, wie euch Verbrechern ein kleiner, altmodischer Luftkampf gefällt!“ „Captain Rogers, kehren Sie in die Formation zurück!“ Buck Rogers achtete nicht auf den Befehl des Colonels. Denn damit würde sie sein und letztlich auch ihr Schicksal besiegeln. Sich versichernd, dass Deering momentan keine Gefahr drohte, verfolgte er eines der Piratenschiffe. Rogers wusste nicht, ob der Pirat kein guter Flieger war, oder ob er lediglich nicht mit seinem unkonventionellen Flugstil gerechnet hatte, als der Feind direkt in seine Schusslinie flog. Das war Rogers in dem Moment, als er den Feuerknopf am Steuerknüppel betätigte auch egal. Er sah, dass die Feindmaschine von grell-grünen Laserstrahlen seines Jägers getroffen wurde und in einem Feuerball explodierte. Der Captain lachte grimmig auf, wobei er glaubte, das Adrenalin förmlich durch seinen Körper strömen zu spüren. Grimmig rief er aus: „Einer im Sack, fünf sind noch da! Aber denen wird das Lachen auch bald vergehen! Colonel, Sie müssen auf Handsteuerung umschalten. Diese Piraten können sonst ihre Manöver zu leicht ausrechnen!“ „Das kann ich nicht! Das verstößt gegen alle Prinzipien im modernen Raumkampf!“ Buck Rogers fluchte unterdrückt. Er nahm einen weiteren Piraten aufs Korn und schoss ihn ab. Danach heftete er sich auf die Fährte einer Zweierformation, die vergeblich versucht hatte, in seinen Rücken zu gelangen. Zum Glück schienen die terranischen Jäger wendiger zu sein, als die der Piraten. Eine Fassrolle fliegend nahm er die, in enger Formation fliegenden, Feindmaschinen von der Seite an und schoss sie, kurz hintereinander, ab. Als er wieder auf sein Display sah, stellte er mit Bestürzung fest, dass sich die beiden restlichen Feindmaschinen an das Heck des Colonels setzten. Rasch warnte er die Frau: „Colonel, gehen Sie endlich auf Handsteuerung und fliegen Sie eine ballistische Kurve! Dabei nehmen Sie signifikant Schub weg und ändern danach Ihren Kurs entgegengesetzt!“ „Ich bin nicht davon überzeugt, dass das was bringen würde!“, gab Deering stur zurück und Buck Rogers verwünschte die Tatsache, dass er ihr Nichts befehlen konnte. Der Captain hatte nur Angst, dass er nicht rechtzeitig zur Stelle sein würde, um sie retten zu können, denn ihre Sturheit würde sonst schon bald ihr Untergang sein. Er holte Alles aus den Triebwerken heraus, was drin war. Der erste der beiden Feindjäger schwenkte bereits auf den Jäger von Deering ein. Zum Glück verfehlte er ihre Maschine. Wenn auch nur um wenige Meter. Dann war Rogers in Schussweite und feuerte nacheinander auf die beiden feindlichen Jäger, die sich, im Abstand von einer halben Sekunde, in grell glühende Gaswolken verwandelten. Erleichtert rief Rogers aus: „Na, da habe ich doch ihre beiden Hintermänner abblitzen lassen, Colonel!“ Buck Rogers sah auf die Displays seines Jägers und schaute sich misstrauisch noch einmal durch die Scheiben des Cockpits um, bevor er zufrieden registrierte, dass die drohende Gefahr von ihnen und der DRACONIA abgewendet war. Erst jetzt überfiel Rogers die Erinnerung an den Tod dreier Menschen. Besonders das Gesicht von Michelle Frazer ließ ihn nicht los und ein Gefühl ohnmächtigen Zorns überkam ihn. Er formierte sich wieder mit dem Jäger von Wilma Deering, dabei ihre Sturheit verfluchend. Über Funk meldete sich die Frau, nachdem sie sich bei der DRACONIA abgemeldet hatte und mit einem betrübt klingenden Unterton meinte sie: „Ich weiß nicht, was mit den Kampfcomputern falsch gelaufen ist, Captain. Aber ich danke Ihnen. Und jetzt, Captain, fliegen wir nach Hause.“ „Zu Ihnen, oder zu mir?“ Buck Rogers lächelte schwach, trotz des Schmerzes, den er immer noch in seinem Innern spürte, ob der eben erst erlebten Verluste an Menschenleben, als Wilma Deering verwirrt nachfragte: „Wie? Was haben Sie gemeint?“ „Kleiner Scherz am Rande“, wich Rogers aus und Deering beließ es dabei. Nachdem sie gelandet und mit der Magnetschwebebahn zur Inneren Stadt gefahren waren, erwartete die beiden Piloten ein Offizier. Er hatte Order erhalten, Buck Rogers ein Quartier zuzuweisen. Etwas, das Wilma Deering etwas erstaunte. Sie hatte mit einer bewaffneten Eskorte gerechnet, die Rogers wieder in den Inhaftierungs-Trakt führen würden. Nun fragte sich die Frau, was passiert sein mochte, als sie durch das Erscheinen von Doktor Theopolis abgelenkt wurde. Wie üblich hing der Quad um den Hals von Twiki. „Colonel Deering! Haben Sie Buck Rogers gesehen?“, begann der Quad ohne Umschweife noch bevor Twiki vor ihr stehen geblieben war. Die Frau nickte. „Ja, das habe ich. Er wurde eben von einem Offizier abgeholt. Das verstehe ich nicht ganz, denn…“ „Ah, das ist gut“, unterbrach Theopolis die Frau, was sonst nicht seine Art war. Erklärend führte er aus: „Dem Rat liegt nämlich eine offizielle Anfrage von Ihrer Majestät, Kronprinzessin Ardala, vor.“ Wilma Deering hob fragend ihre Augenbrauen und legte die Hände auf den Rücken. Ahnungsvoll fragte sie: „Was hat das mit Captain Rogers zu tun?“ „Die Prinzessin ist der Ansicht, dass er ganz allein ihr unbewaffnetes Raumschiff vor den Piraten gerettet hat und sie möchte sich dafür persönlich bei ihm bedanken.“ „Er also ganz allein!“, schnappte die blonde Frau. Ungerührt hielt ihr Theopolis vor: „Offensichtlich wäre auch Ihr Jäger vernichtet worden, wenn nicht Captain Rogers ungewöhnlich schnell und geschickt gehandelt hätte. Die Prinzessin meint, dass…“ Zornig beugte sich Deering vor und fuhr den Quad an: „Es interessiert mich nicht, was die Prinzessin meint! Ich weiß was geschehen ist! Ich war dabei!“ Damit ließ die Frau die beiden Maschinenwesen stehen und rauschte davon. Twiki drehte sich so, dass Theopolis ihr hinterhersehen konnte. Nach einem Moment, der für ein so schnell denkendes Wesen, wie Theopolis, eine kleine Ewigkeit darstellte, wies er Twiki an: „Komm, lass uns den Captain aufsuchen. Ich muss ihn, vor dem Fest heute Abend, unbedingt noch mit den Grundbegriffen der diplomatischen Etikette vertraut machen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)