Bis in alle Ewigkeit von Tarima (Michi-Woche) ================================================================================ Kapitel 6: Kreation ------------------- Die Tage vergingen wie Wochen. Und die Wochen wie Jahre. Dabei waren es nur 45. Erst 45 lächerliche Tage waren seit Mimis Tod vergangen und es fühlte sich jetzt schon wie eine Ewigkeit an. Wie sollte ich nur ein ganzes Leben ohne sie überstehen? „Papa?“ Ich blinzelte ein paar Mal und war zurück in der Realität. Sakura. Unsere kleine Tochter sah mich mit großen Augen an, während ich an ihrem Bett saß. Ich hatte sie gerade zugedeckt und ihr eine Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen. „Papa, ich vermisse Mama“, sagte sie traurig und ihre Stimme drohte zu brechen. Es zerriss mir das Herz. Was sollte ich nur sagen? Was sollte ich tun? Ich war ihr Vater und konnte nichts tun, das ihr half, über den Verlust ihrer geliebten Mutter hinweg zu kommen. Sakura war kein Baby mehr. Sie verstand sehr wohl, was das alles bedeutete. Ihre Mutter würde nie wiederkommen – ihr das zu sagen, war das Schwerste gewesen, was ich je im Leben tun musste. Ich schluckte den dicken Kloß in meinem Hals hinunter und zwang mich zu einem Lächeln. Dann strich ich ihr eine hellbraune Strähne hinters Ohr. „Ich vermisse sie auch, mein Schatz. Sehr sogar.“ „Meinst du, Mama ist jetzt bei den Engeln im Himmel?“, fragte sie leise, während sie ihr Plüschtier ganz fest an sich drückte. „Ich weiß sogar genau, dass sie da ist“, antwortete ich. Ihre Augen weiteten sich. „Wirklich?“ Ich nickte. „Ja, denn jeden Abend, wenn du schlafen gehst, wacht sie über dich. Ich kann sie spüren. Und du kannst es auch, wenn du ganz tief in dich hinein hörst.“ Ich legte meine Hand an die Stelle, wo ihr Herz schlug und Sakura schloss ihre Augen, ehe ein leichtes Lächeln ihr Gesicht zierte. „Und jetzt schlaf schön, mein Schatz“, sagte ich und gab ihr einen Gutenachtkuss auf die Stirn. Sie drehte sich auf die Seite und ich ließ ihr Nachtlicht brennen, als ich rausging und die Tür vorsichtig anlehnte. Ich ging in mein Schlafzimmer und ließ mich seufzend aufs Bett sinken. Sehnsüchtig blickte ich auf ihre Seite. Die Leere, die sie in unserem Leben hinterlassen hatte, war einfach allgegenwärtig. Ich griff nach der Dose, die neben mir auf dem Nachttisch stand. Unsere alte Keksdose. Unsere alten Wünsche. Als Mimi starb, hatte ich ihr ein Versprechen geben müssen. Dass ich mich um unsere Tochter kümmern würde. Doch an diesem Tag gab ich mir selbst auch eines. Nämlich, dass Sakura niemals vergessen sollte, wer ihre Mutter war. Sie war noch klein und im Laufe der Zeit würden ihre Erinnerungen an sie verblassen. Sie würde sich nicht mehr an ihr Lächeln erinnern, wenn sie sie abends in den Schlaf sang. Nicht mehr an den Klang ihrer Stimme oder an ihren Geruch oder wie es sich anfühlte, von ihr umarmt zu werden. Doch ich würde nicht zulassen, dass die Jahre uns die Erinnerungen an Mimi raubten. Ich öffnete die Keksdose. Es befanden sich nicht mehr nur unsere Wünsche darin, sondern auch viele andere kleine Erinnerungsstücke. Ein Foto von Mimi und Sakura im Krankenhaus – der glücklichste Tag in unserem Leben. Eine DVD mit Videoaufnahmen von uns an Weihnachten und als Sakura ihre ersten Schritte machte. Eine noch halbvolle Flasche von Mimis Lieblingsparfums. Das Rezept ihres Lieblingskuchens. Und es würden noch viele andere Dinge hinzukommen. Ich würde für unsere Tochter ein Andenken kreieren. Ein Andenken, was sie ihr Leben lang daran erinnern sollte, was für ein wundervoller Mensch ihre Mutter war. Egal, wie viele Erinnerungen uns blieben, sie alle würden sie nie ersetzen können. Sie würde uns immer fehlen. Aber es gab einen Ort, an dem sie für immer weiterleben würde – in unserem Herzen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)