The great talent of always making things more complicated von Sopha ================================================================================ Kapitel 1: American stories --------------------------- ~22. Januar~ Tai hatte es gar nicht so kalt in Erinnerung gehabt, aber jetzt, wo er hier auf seinem Fahrrad saß, erfror er fast in seiner Daunenjacke und der dünnen, schwarzen Hose der Schuluniform. Die Winterferien waren vorbei, und die zwölfte Stufe – er also auch – versuchte nun, das Beste aus ihnen herauszuholen, um ein gutes Abschlusszeugnis zu bekommen. Nur, um danach noch überhaupt nicht zu wissen, was man mit seinem Leben anfangen sollte. Zumindest Tai hatte auch in den Ferien nicht die Erleuchtung gefunden. Er wollte gerade in Richtung Fahrradständer fahren, als er er plötzlich die Kontrolle über sein Rad verlor und kurz darauf am Boden lag. „Au“, stöhnte er und fasste sich sofort das schmerzende Knie. Warum hatte die Fahrradwege auch niemand gestreut, damit man sich nicht sofort mit dem Fahrrad ablegte? „Ich hab dich gefragt, ob ich dich abholen soll, aber wie immer warst du viel zu stolz“, hörte er plötzlich eine ihm nur all zu bekannte Stimme, und als er sich umdrehte, sah er seinen besten Kumpel Matt, der ihn höhnisch angrinste, und seinen Motorradhelm vom Kopf zog. „Wenn du mit deinen 120km/h die Straßen entlangdonnerst, leg' ich mich gerne freiwillig mit dem Fahrrad ab“, murmelte Tai. Matt streckte eine Hand aus, und half seinem Kumpel hoch. „Die Straßen sind frei. Die Radwege allerdings nicht.“ „Und trotzdem bist du sehr viel schlimmer dran als ich, sobald du einmal einen Unfall baust.“ Das wollte Matt nicht weiter bestreiten, aber er hatte mittlerweile keine Lust mehr, sich von Leuten anzuhören, was er alles falsch machte. Er hatte seinen eigenen Kopf, und das wusste auch Tai, ob es nun gut für Matt war, oder nicht. „Und, bist du deinen Zukunftsaussichten schon näher?“, fragte er schließlich, um mehr oder weniger elegant vom Thema abzulenken. Tai seufzte. „Nee, keinen Plan. Was ist denn mit dir? Hast du mittlerweile eine Rückmeldung von deinem Ausbildungsplatz?“ „Ja, in ein paar Wochen hab ich mein Vorstellungsgespräch“, erwiderte Matt nickend. „Wow, Glückwunsch!“, stieß Tai aus, doch gleichzetig wurde der Druck immer größer, auch endlich zu wissen, was er nach der Schule machen wollte. Die Stelle für die Ausbildung bei einem der größten Plattenlabels Tokios war schon seit Langem Matts Traum gewesen, und natürlich freute Tai sich für ihn. Es musste sich schön anfühlen, vielleicht bald seine eigenen Träume zu verwirklichen – aber dafür müsste man wahrscheinlich erst einmal welche haben. „Vielleicht hilft mir ja heute auch der Test weiter...“ Heute stand nämlich ein Berufsfindungstest an, der einem dabei weiterhelfen sollte, was man später machen sollte. „Dafür ist er da“, antwortete Matt, und überlegte kurz. „Obwohl, all zu viel Hoffnung würde ich da vermutlich nicht reinsetzen. Der letzte Test hat mir gesagt, ich solle Lehrer werden...“ „Warum eigentlich nicht? Du bist doch schlau.“ „Ich hasse Menschen“, sagte Matt schließlich so stumpf, dass Tai belustigt schnaubte. „Und außerdem wärst du wahrscheinlich ein Lehrer, der etwas mit seinen Schülerinnen anfängt“, ergänzte Tai grinsend. Bevor Matt sich dazu noch in irgendeiner Weise äußern konnte, klingelte es bereits, und die beiden liefen zu dem Raum, in dem sie diesen Test ausfüllen würden. - „Ich sehe schrecklich aus!“, rief Mimi theatralisch, als sie einen Blick in den Rückspiegel warf. Die Schuluniform, die sie trug, bestand aus einem himmelblauen Blazer, einem dunkelblauen Rock und einer weißen Bluse mit Krawatte. Sie hatte sie sich irgendwie anders vorgestellt, aber vermutlich konnte nicht jede Schuluniform so aussehen wie in den ganzen britischen Teenie-Romanzen. „Aber nein, Mimi, du siehst wundervoll aus“, erwiderte ihre Mutter sofort auf dem Fahrersitz. „Deine Meinung ist ja auch ziemlich subjektiv“, erwiderte Mimi seufzend. „Was ist denn, wenn sie mich alle längst schon vergessen haben? Wenn ich glaube, alles könnte wieder so werden wie früher, und in Wahrheit wird alles total anders -“ „Du machst dir viel zu viele Sorgen, Schatz“, kürzte ihre Mutter ab, und lächelte sie aufmunternd an. Mimi atmete tief ein und aus, und verließ dann den Wagen mit einem „Bye, Mum“. Sofort stand sie vor der Odaiba High School, einer modernen, aber riesigen Schule, in der sie sich bestimmt verlaufen würde. Ihr Weg führte sie zu dem Raum 3-12, und sie klopfte nervös an. Der Lehrer öffnete den Raum, und sofort befand Mimi sich im Mittelpunkt aller Aufmerksamkeit. „Das hier ist eure neue Mitschülerin“, stellte der Lehrer sie vor, und wandte sich dann an sie. „Du kannst dich doch bestimmt selbst vorstellen, oder?“ „Natürlich.“ Sie amtete tief ein und aus, um dann genug Luft zu haben für den darauf folgenden Redeschwall: „Ich bin Mimi Tachikawa, und bin vor vier Tagen aus New York wieder zurück nach Tokio gekommen. Eigentlich aber bin ich Japanerin und bin auch hier aufgewachsen, weshalb einige mich vielleicht noch kennen...“ Sie sah in die Runde, und schrie fast vor Freude auf, als sie Izzy entdeckte, den kleinen Computernerd, der schon früher immer in ihrer Stufe, und außerdem in ihrer Clique gewesen war. Er starrte sie aus weit aufgerissenen, dunklen Augen an. „Du darfst dir gerne einen Sitzplatz aussuchen, Mimi“, gab ihr Lehrer zu bemerken. Mimi ließ sich das nicht zweimal sagen, sondern marschierte schnurstracks auf den leeren Stuhl neben Izzy zu. „Hey“, begrüßte sie ihn fröhlich grinsend. „Hey“, erwiderte er mit offensichtlich immer noch anhaltender Überraschung, „Ich wusste gar nicht, dass du wiederkommst...“ „Sollte auch ne Überraschung werden.“ „Überraschung geglückt, würde ich sagen“, sagte er lächelnd. Mimi wusste gar nicht, worüber sie zuerst mit ihm reden sollte Es war so viel Zeit vergangen, aber offensichtlich erinnerte er sich noch gut an sie, und er hatte sich äußerlich auch kaum verändert: Er war noch immer klein und sein rotes Haar stand ungebändigt in alle Richtungen ab. Ob Mimi sich selbst genauso wenig verändert hatte? Wenn ja, dann hätte sie es nicht mitbekommen. „Es ist so krass, wieder hier zu sein!“, sprudelte es schließlich weiter aus Mimi heraus. „Weißt du, Amerika ist zwar cool, aber Japan ist immer noch das einzige Land, wo ich mich so richtig wohl fühle. Außerdem gibt es in Amerika so viele Klischee-Schlampen und komische Leute... ich meine, die gibt es hier auch, aber die meisten hier sind anständig!“ Selbst, wenn Izzy es gewollt hatte, wäre er nicht dazwischengekommen. Mimi schien sich in dieser Hinsicht nicht geändert zu haben, denn früher schon hatte sie reden können wie ein Wasserfall. „Miss Tachikawa“, hörte Izzy plötzlich eine Stimme, die ausnahmsweise definitiv nicht zu Mimi gehörte, und sah, dass ihr Lehrer Sensei Tamagaki zu ihnen herübersah. „Wie wäre es, wenn Sie sich mal über Stochastik, anstatt über Ihre Erlebnisse aus den Staaten unterhalten?“ Mimi lief knallrot an, und wandte sich auf einmal wieder der Tafel zu. Zumindest für den Rest der Stunde hatte man sie zum Schweigen gebracht. - „Dad?“, fragte Matt, nachdem er verwundert festgestellt hatte, dass die Wohnungstür offen gewesen war. Normalerweise arbeitete sein Vater nämlich um diese Uhrzeit, aber nur er und Matt hatten einen Schlüssel für die Wohnung. Als er allerdings keine Antwort erhielt, lief er misstrauisch weiter durch die Wohnung. Entweder, er hatte die Tür heute morgen versehentlich aufgelassen – was ihm allerdings nie passierte – oder aber, er hatte einen Einbrecher in der Wohnung. Es war keins von beidem der Fall, wie er wenig später feststellte, als er eine Frau auf dem Sofa liegen sehen sah. Offensichtlich schlief sie, aber er hatte keine Ahnung, wer sie war. Ihr langes, braunes Haar hatte sich auf einem der Sofakissen ausgebreitet und sie trug einen schwarzen Rock, der ein wenig hochgerutscht war, und eine weiße Bluse. Matt schätzte sie auf vielleicht Anfang dreißig. Für einen Moment überlegte er, ob er sie wecken sollte, doch dann öffnete sie von selbst ihre Augen. „Oh, tut mir leid“, war das Erste, was sie sagte, bevor sie sich blitzschnell aufrichtete. „Eigentlich wollte ich hier nicht einschlafen...“ „Können Sie mir vielleicht mal sagen, wer Sie sind?“, fragte Matt verwirrt, der zugegebenermaßen etwas überfordert war. Normalerweise blieb er immer ruhig, egal, was los war, aber eine fremde Frau in seiner Wohnung war ihm auch noch nicht untergekommen. Zumindest nicht, wenn er sich sicher war, dass er definitiv nicht zu viel am Vorabend getrunken hatte. Die Frau lächelte. „Ja, natürlich. Ich bin Megumi Kisaga, und ich habe deinen Vater vor drei Wochen auf einer Party kennengelernt.“ Matt konnte sich nicht daran erinnern, dass sein Vater ihm jemals etwas von seiner neuen Freundin erzählt hatte, aber das kam wahrscheinlich daher, dass sowohl Matt, als auch sein Dad selten zu Hause gewesen waren. „Okay“, sagte Matt schließlich langsam, obwohl das alles für ihn immer noch keinen Sinn ergab. „Ich bin Matt.“ Die Frau lächelte. „Ich weiß, Hiroaki hat mir schon sehr viel von dir erzählt.“ „Von Ihnen allerdings hat er mir gar nichts erzählt.“ Sie lachte, und Matt musste zugeben, dass sie außerordentlich hübsch war für ihr Alter. Die Frauen, die sein Vater sonst gelegentlich nach Hause gebracht hatte, hatten nicht so ausgesehen – aber sie waren auch nie so jung gewesen. „Du musst mich nicht siezen. Tut mir übrigens leid, dass ich hier einfach mehr oder weniger eingebrochen bin, ohne, dass du bescheid weißt, aber Hiroaki hat mir den Schlüssel für die Wohnung gegeben, und gesagt, ich solle einfach warten, bis er wiederkäme. Ich komme nämlich aus Osaka – der Weg ist ein bisschen weiter.“ Matt kämpfte gegen den Drang an, in die Schubladen zu gucken, um zu überprüfen, ob all das angesparte Geld und die Kreditkarten noch da waren. „Das stimmt“, sagte er schließlich langsam, und beschloss, diese Frau nicht aus den Augen zu lassen, bis sein Vater wiederkäme. Er vertraute selten fremden Frauen, erst recht dann nicht, wenn sein Vater kein Wort über sie verloren hatte, und er ihr angeblich den Wohnungstürschlssel gegeben hatte. Normalerweise gab er seinen Affären nämlich niemals Schlüssel für irgendwas. „Sie – äh, du – weißt aber hoffentlich schon, dass Papa bis sieben Uhr arbeiten muss, oder?“, fragte er schließlich mit gehobener Braue. Um nicht noch zu erwähnen, dass er bei seinen Überstunden meistens bis halb neun auf der Arbeit festsaß, und dann am Abend zu so ziemlich nichts mehr fähig war. Sie lächelte, und antwortete nur: „Er hat mir gesagt, er würde früher Schluss machen.“ Matt starrte sie an. Wenn sie seinem Dad wichtiger war, als seine Arbeit, musste es ernst sein. Nicht einmal an Matts Geburtstag hatte sein Vater eher von der Arbeit gehen oder geschweige denn sich sogar freinehmen können. „Wir können uns so lange auch gerne unnterhalten“, schlug sie schließlich vor. „Du spielst doch Gitarre, oder? Hiroaki hat es mir erzählt.“ „Äh, ja“, bestätigte Matt, und musterte sie eindringlich. „Aber in einer Rockband. Keine Musik für alte Leute.“ Er hatte eigentlich gedacht, damit wäre er sie losgeworden, doch sie lachte nur. „Oh, sehe ich so alt aus?“, fragte sie gespielt beleidigt. Nein, das tat sie nicht. Sie schien sogar viel zu jung für seinen Vater zu sein. Matt musterte sie eindringlich. „Kommt drauf an, wie alt du bist.“ „Sechsunddreißig.“ Wie sechsunddreißig sah sie tatsächlich nicht aus, sondern eher wie Ende zwanzig. „Aber du hast recht, mit Rockmusik habe ich es tatsächlich nicht so“, sagte sie schließlich, und lächelte amüsiert. „Auf Rockkonzerten würde ich Angst haben, niedergetrampelt zu werden.“ Matt schnaubte. „Auf was für Konzerte gehst du denn so?“ „Jazz. Soul. Klassik. So ziemlich alles, nur kein Rock“, sagte sie schließlich. „Aber ich mache eher Musik selber, als dass ich sie höre. Ich singe ganz gerne und spiele Klavier. Hast du noch andere Fragen?“ Was zur Hölle findest du attraktiv an meinem Ende 40-jährigen, überarbeiteten Vater?, fiel Matt spontan ein, doch er verkniff sich die Frage lieber. In diesem Moment ertönte sowieso das Nachrichten-Signal seines Handys, und er zog es aus seiner Hosentasche. „Von deiner Freundin?“, fragte Megumi grinsend. „Nein“, erwiderte Matt, doch er musste zugeben, dass diese Nachricht zugegebenermaßen sehr interessant war. Izzy hatte nämlich geschrieben: „Hey Leute, Mimi ist wieder da! Treffen heute um 17:00 Uhr bei mir Zuhause. - Sie saßen zusammen in Izzys eigentlich viel zu kleinem Zimmer, und in der Mitte saß Mimi, die alle der Reihe nach angrinste, weil sie sie zu lange nicht mehr gesehen hatte. Jeden hatte sie auf seine eigene Art und Weise vermisst, aber sie wollte nicht schon ihre Geschichten erzählen, bevor nicht alle da waren. Als sie Schritte vor der Tür hörten, sprang Mimi wieder auf, und raste zur Tür, bevor Sora und Tai überhaupt den Raum betreten hatten. Stürmisch umarmte sie ihre ehemals beste Freundin. „Sora!“, rief sie, „Ich hab dich so vermisst!“ „Ich dich auch“, gab sie lachend zu, denn sie musste zugeben, dass es ohne Mimi irgendwie leise gewesen war. Sicherlich würde sich mit ihrer Ankunft noch so einiges ändern. Tai räusperte sich lautstark, um darauf aufmerksam zu machen, dass er auch noch da war. Sofort umarmte Mimi auch ihn, wenn auch nicht ganz so euphorisch wie es bei Sora der Fall gewesen war. Nachdem sie sich alle hingesetzt hatten, stellte Tai fest: „Hey, es fehlen ja noch Matt und Joe...“ „Joe hat sich bei mir abgemeldet, da er es wegen der Uni nicht schafft“, meldete Izzy sich zu Wort, und sah dann zu T.K. Herüber. „Weißt du zufällig, warum dein Bruder nicht kommt?“ „Nein, aber wahrscheinlich war ihm die Bandprobe mal wieder wichtiger“, murmelte T.K., und zuckte dann gleichgültig mit den Schultern. „Das glaube ich nicht“, sagte Sora mit gerunzelter Stirn, „Nichts wäre ihm wichtiger, als seine Freunde...“ Mimi hob schließlich die Schultern. Dass Matt und Joe fehlten, war schade, aber nichts, was sie davon abhalten würde, ihre Geschichten zu erzählen. Zumal sie die beiden sowieso früher oder später sicherlich sehen würde. Sie fing also an, von Amerika zu erzählen, und davon, was sie dort erlebt hatte. Die anderen hörten ihr andächtig zu, während Mimi über ihre Beziehung mit Michael erzählte, die sie aber abgebrochen hatte, weil sie keine Fernbeziehung gewollt hatte, und generell vom Alltag an einer amerikanischen Schule. Als sie schließlich am Ende ihrer Erzählungen angelangt war, schenkte sie sich erst einmal ein Glas Wasser ein, welches sie innerhalb weniger Sekunden leer exte. Das Wasser hatte sie auch dringend nötig gehabt, um ihre Kehle zu befeuchten, denn geschlagene zwanzig Minuten hatte sie ununterbrochen geredet. „Jetzt erzählt mal, Leute! Was ist so bei euch passiert?“, fragte sie, und sah neugierig in die Runde. Die Freunde sahen sich schweigend an. Keiner von ihnen hatte so etwas wie Mimi erlebt – an ihrer Schule gab es keine Schüler-Lehrer-Affären, keine Drogenskandale und erst recht war niemand von ihnen schwanger geworden. Bevor das allerdings jemand Mimi beichten konnte, hörten sie Schritte im Flur, und kurz darauf stand ein großer, blonder Junge im schwarzen Nirvana-Pulli und zerrissener Jeans im Zimmer. „Matt!“, schrie Tai fast erleichtert auf, „Du kommst gerade richtig, denn wir reden über Skandale. Willst du uns nicht etwas von deinem letzten Wochenende erzählen?“ Matt hob verwirrt eine Braue, und erwiderte dann: „Wo soll ich denn anfangen? Dabei, dass ich dich mal wieder nach Hause bringen musste, weil du zu betrunken warst, um den Weg zurückzufinden?“ Die Freunde lachten, und Tais Wangen röteten sich leicht vor Scham. Sofort sprang Mimi auf, und umarmte auch Matt, so, wie sie es bei jedem getan hatte. „Schön, dich auch mal wiederzusehen!“, begrüßte sie ihn. „Gott, du bist so groß geworden... und so gut aussehend!“ Matt lächelte, denn sicherlich bildete er sich mittlerweile nichts mehr darauf ein, wenn ihn jemand als 'gut aussehend' bezeichnete. Es waren zu viele Menschen, die ihm das bereits mitgeteilt hatten. „Danke, Tachikawa. Wo sind eigentlich deine pinken Haare geblieben?“, fragte er, denn bei ihrem letzten Besuch in Japan hatte Mimi sich zuvor ihre Haare pink gefärbt. „Das war nur eine Phase“, erklärte Mimi ihm. „Ich trage sie wieder natürlich.“ „Aha.“ Matt setzte sich zwischen Tai und seinen Bruder auf den Boden, welche ihn beide neugierig ansahen. Er merkte, dass er erklären musste, warum er zu spät gekommen war, und wandte sich an seinen Bruder: „Wusstest du eigentlich, dass Papa ne Neue hat?“ „Woher? Ich sehe ihn noch seltener als du!“, erwiderte T.K.. „Jedenfalls lag sie heute bei uns auf der Couch, und ich bin bei ihr geblieben, bis Papa gekommen ist.“ Tai schnaubte belustigt. „Klingt eher nach einem One-Night-Stand von dir, als nach einer Freundin deines Vaters...“ „Ja, und so sieht sie auch aus“, murmelte Matt. „Im Ernst, ich hab keinen Plan, was sie von einem Typen Ende vierzig will, der vollkommen überarbeitet ist und zwei Kinder hat, aber noch nicht einmal mit einem klarkommt...“ „Freu dich doch für ihn“, schlug Sora ihm vor. Matt zögerte. „Tu ich auch. Aber ich will nicht, dass es wieder so endet wie bei Mama, obwohl er sich solche Hoffnungen gemacht hat...“ Er sah auf, und wechselte plötzlich spontan das Thema. „Aber ist ja auch egal. Was hast du so zu erzählen, Tachikawa?“ „Oh, wehe, du fängst wieder von vorne an“, murmelte Tai. Mimi grinste, und begann tatsächlich, Matt von jedem einzelnen Detail ihres Aufenthalts in den Staaten zu erzählen. Aus dem Nachmittag wurde also später Abend und schließlich Nacht, bis sie beschlossen, nach Hause zu gehen, da sie immerhin am nächsten Tag wieder Schule hatten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)