Wer bin ich? von Fiamma ================================================================================ Kapitel 19: ------------ Kapitel 19   „Wen haben wir denn da?“ Erschrocken fuhr sie herum und erstarrte, als sie in die finster blickenden Augen des Schwarzhaarigen sah. Sie hatte überhaupt nicht bemerkt, dass sich jemand der Lagerhalle genähert hatte. Nur wenige Zentimeter stand er nun vor ihr und lachte ihr feixt ins Gesicht. Angst durchzog ihren Körper. Wie in einem Film schossen ihr die Bilder aus der Hütte durch den Kopf. Es war einer der Männer, von denen sie dort hin verschleppt wurde. Damit waren also beide hier. Ruckartig, so schnell konnte sie gar nicht reagieren, packte er sie plötzlich am Arm und zog sie mit sich mit. Sofort versuchte sie sich zu befreien, doch sie hatte keine Chance. Es war fast so, als ob er übermenschliche Kräfte hätte. „Lass mich los“, schimpfte sie trotzdem, doch er zerrte sie einfach unablässig weiter in die Lagerhalle hinein. „Wir haben einen ungeladenen Gast“. Schwungvoll hob er sie ein Stück hoch und warf sie regelrecht vor Mamikos Füße. Augenblicklich waren alle Augen auf sie gerichtet. „Was macht die denn hier? Kenta, hast du nicht aufgepasst? Bist du überhaupt zu irgendetwas zu gebrauchen!“ Immer noch fassungslos sah sie zwischen Mamiko und Kenta hin und her und rappelte sich mit zittrigen Beinen langsam wieder auf. „Was soll das alles hier? Mamiko ich dachte, du wärst meine Freundin?“ Schief grinsend verschränkte Mamiko ihre Arme vor der Brust und sie konnte deutlich ein verächtliches Schnauben vernehmen. Ihr gesamter Körper zitterte immer mehr. Sie wollte nicht schon wieder weinen, aber sie konnte nicht anders. Tränen stiegen ihr in die Augen und sie konnte es kaum noch verhindern, dass sie ihr das Gesicht herunterliefen. Mamiko, ihre Freundin, es war alles nur gespielt? Und Kenta? War das gestern Abend, der Kuss, das Ich liebe dich auch nur eine große Lüge gewesen? Sie wollte ihm direkt in seine Augen sehen, aber er senkte seinen Kopf und richtete seinen Blick stur auf den Boden. „Kenta … ich … ich dachte … ich dachte, du liebst mich …“, schluchzte sie und die ersten Tränen kullerten ihr über die Wangen.   Wie verrückt fing Mamiko an zulachen. Sie konnte sich dieses Schauspiel nicht mehr ohne ein triumphierendes Gelächter ansehen. „Du dachtest wirklich, er liebt dich? Dann hat der Trottel ja doch mal etwas richtig gemacht. Bravo.“ Sie klatsche vor Freude in die Hände und legte dann ihren Arm um Kenta herum. „Mein kleines Brüderchen hasst dich genauso, wie wir anderen auch.“ Tänzelnd zog sie Akita und Akuma zu sich. „Darf ich vorstellen meine kleinen Brüder. Aber, du kennst sie ja schon, sie haben dich ja damals im Krankenhaus bestens in Empfang genommen.“   Kenta konnte Usagi nicht ansehen. Zu gerne wäre er jetzt zu ihr, hätte ihr gesagt, dass er sie wirklich liebte, dass es nicht gelogen war, aber er hatte keine Wahl. Er musste hier auf Mamikos Seite stehen. Sie hatte Akita, Akuma und ihn in der Hand. Sie hatte die Macht über sie. Wäre diese seltsame Alte, mit ihrem dämlichen Amulett damals doch nur nie aufgetaucht. Sie waren zwar verbannt worden und fristeten ihr Dasein im Dunkeln. Aber sie waren ja selber schuld daran. Sie wussten doch, dass es verboten war. Aber wenn man klein ist, denkt man über vieles anders und versteht vieles noch nicht. Er musste dadurch auf ein Mal an seine alte Heimat denken. Zu gerne wäre er dort in Frieden mit seiner Familie aufgewachsen. Aber es herrschte Krieg und alles wurde zerstört.   Sie lebten eigentlich ganz friedlich. Sie hatten zwar nicht viel, aber alles, was man zum Leben brauchte. Der Planet war der Erde eigentlich ziemlich ähnlich, … bevor alles zerstört wurde. Doch nach und nach wurde es unruhig auf dem Planeten. Er wusste gar nicht, wie es angefangen hatte. Seine Eltern hatten ihnen auch nicht viel erzählt. Man erzählte sich nur, dass an vielen Orten die Bewohner anfingen, sich zu bekriegen. Aber es war weit weg von ihnen und die Wochen vergingen. Doch dann erreichten die Kämpfe auch ihr Dorf. Nachbarn, Freunde oder Familien stritten nur noch oder griffen sich grundlos an. Es wurde immer Schlimmer. Die Bewohner bekämpften sich gegenseitig bis zum Tod. Es war furchtbar. Seine Familie flüchtete, aber nirgendwo war es noch sicher. Königin Serenity, vom Erdenmond, kam ihnen zwar zur Hilfe, aber es war zu spät. Der gesamte Planet war schon ins Chaos verfallen. Kenta erinnerte sich ganz dunkel, dass Königin Serenity etwas mit einem Kristall gemacht hatte, und danach sich keiner mehr Angriff und die Bewohner wieder normal worden. Warum verstand er zu dem Zeitpunkt aber auch nicht. Doch seine Heimat konnte sie nicht mehr retten. Alles war zerstört und unbewohnbar geworden. Königin Serenity gab der wenigen Bevölkerung, die überlebt hatte, daraufhin auf der Erde oder auf dem Mond ein neues Zuhause …   Unbemerkt vor den anderen ballte er seine Hand zur Faust. Warum war er schon wieder dabei, das zu verlieren, was ihm wichtig war?   Sie fühlte sich, wie in einem schlechten Film. Die ganze Zeit wurde sie nur belogen? Ihr drehte es den Magen um, bei dem Gedanken. Sie verstand es einfach nicht. „Aber wir haben doch seit dem Waisenhaus schon so viel zusammen erlebt. Ich habe es doch gesehen, das ganze Fotoalbum ist doch voller schöner Erinnerungen. Was ist denn passiert? Warum hasst ihr mich?“ Sie versuchte so selbstbewusst, wie es nur ging zu sprechen, aber man hörte bei jedem Wort die Unsicherheit heraus. Schnalzend verdrehte Mamiko ihre Augen. „Wie leichtgläubig kann man eigentlich sein. Schon mal etwas von gefälschten Fotos gehört?“ Bebend presste sie ihre Lippen aufeinander und drückte ihre Tasche eng an ihren Körper. Sie musste sich irgendwo festhalten, sie hatte sonst das Gefühl umkippen zu müssen. „Wo … wozu das alles?“ Schlagartig verzog Mamiko ihr Gesicht. Ihr triumphierendes Lächeln wich einen vom Zorn angetriebenen Blick. Schwungvoll hob sie ihre Hand und schnipste kurz mit ihren Fingern. Was sollte das denn jetzt? Doch lange brauchte sie auf keine Antwort warten, da sie keine Sekunde später plötzlich begann in der Luft zu schweben. Immer höher flog sie in der Halle. Völlig verwirrt starrte sie Mamiko an. „Was … wie machst du das?“ Ohne ihr zu antworten, grinste Mamiko schief, schnipste erneut und prompt verlor sie wieder an Höhe und fiel, wie ein Stein zu Boden. Hart schlug sie mit ihrem Rücken auf dem Betonboden auf und Schmerz durchzog ihren Körper.   Kenta drehte sich weg, er konnte es einfach nicht mit ansehen. Er wusste nicht, was seine Schwester jetzt vorhatte, aber bei ihr war mittlerweile alles möglich.   In langsamen Schritten ging Mamiko auf sie zu, beugte sich zu ihr herunter und legte ihre Finger um ihren Hals. Sofort versuchte sie sie wegzudrücken, aber sie hatte einfach keine Chance. Immer stärker drückten sich ihre Finger in ihre Kehle. So stark konnte doch kein normaler Mensch sein. Oder doch? Zu mehr Gedanken kam sie jedoch nicht mehr, da Mamiko ihr langsam aber sicher die Luft abschnürte. „Du bist an allem schuld. Wärst du nicht gewesen … es hätte keiner gemerkt. Wir wollten ihn nur kurz ausleihen, … aber dann musstest du ja mit deinen großen Kulleraugen kommen und … nur wegen so einer kleinen Göre … und nun … sieh dich an … völlig wehrlos … so schwach … wie erbärmlich … “ Schnaufend ließ Mamiko sie los, wandte sich verachtend von ihr ab und ging zu Kenta herüber. Immer noch nach Luft schnappend, fasste sie sich an ihren Hals und sackte keuchend zusammen. „W … Wo … Woran … soll … ich … schuld sein?“ Doch Mamiko dachte gar nicht daran ihr zu antworten und würdigte ihr keines Blickes mehr. „Dank Kenta ist sie nun nutzlos. Eigentlich wollte ich warten, bis sie ihren Job für uns erledigt hat, aber so können wir sie auch gleich hier und jetzt beseitigen.“   Entsetzt ging Kenta einen Schritt nach hinten. Hätte er doch nur besser aufgepasst und bemerkt, dass sie ihm hinterher gelaufen war. Was machte er denn jetzt nur? Wie konnte er Mamiko aufhalten, ohne sich zu verraten? Vielleicht ging es ja so. Entschlossen, aber sich nichts anmerkend, wandte er sich also wieder an seine Schwester. „Können wir sie nicht irgendwie anders noch gebrauchen? Sonst waren die ganzen Monate … so, naja, so sinnlos.“ Da er merkte, wie sein Körper begann zu zittern, drehte er sich von ihnen weg und sah weder Mamiko noch seine Brüder an. Sie durften nicht sehen, wie er sich wirklich fühlte. Unbemerkt ballte er eine Faust. Er musste es doch irgendwie schaffen ihr zu helfen.   Usagi, die Kentas Reaktion bei Mamikos Worten genau bemerkt hatte, begann ihn sofort zu beobachten. Sie klammerte sich an den Gedanken, dass es doch nicht alles gelogen war, zumindest vom ihm. Vielleicht konnte er sie ja hier wieder herausbringen. Sie verstand doch überhaupt nicht, was das hier alles zu bedeuten hatte oder woran sie schuld sein sollte. „Ach Kenta, mich ärgerst es ja auch, dass die Monate umsonst waren. Aber jetzt sei doch froh, dass du sie nun endlich los bist. Wie oft hast du mir deswegen doch in den Ohren gehangen … Sie ist nutzlos jetzt. Nichts mehr wert.“ Fassungslos hörte sie Mamiko zu. Sie hatte das Gefühl, als würde ihr bei ihren Worten der Boden unten den Füßen weggezogen werden. Erneut stiegen ihr die Tränen in die Augen. Kenta hatte sie also auch nur belogen. Für sie brach gerade eine Welt zusammen. Die ganzen Wochen wurde sie nur belogen und betrogen. Sie hatte ihnen vertraut, insbesondere ihm. Immer lauter wurde ihr Schluchzen. „Das muss ich mir nicht länger mit anhören. Was für eine Heulsuse.“ Lachend hakte sich Mamiko bei Kenta unter und zog ihn in Richtung Ausgang. „Akita, Akuma, ich nehme an, ihr schafft das alleine? Ich habe dringende Angelegenheit zu erledigen.“ Schief grinsend ging der Schwarzhaare jetzt wieder auf sie zu, zog sie mit einer Hand hoch und legte die andere Hand unter ihr Kinn. „Wir werden schon unseren Spaß haben.“ Schwer schluckte sie und sah in das Gesicht des Schwarzhaarigen, der sie von oben bis unten zu mustern schien. Er zog sie förmlich aus mit seinen Augen. Übelkeit überkam sie und prompt begann sie wie wild zu zappeln und versuchte sich aus seinen Fängen zu lösen. Doch er verstärkte bloß seinen Griff um ihren Arm. Er hielt sie bloß mit einer Hand fest und trotzdem hatte sie keine Chance zu entkommen. Hatte er auch solche seltsamen Kräfte, wie Mamiko? Was waren das nur für Menschen? Mit einem Ruck zog er sie mit einem Mal ganz nah an sich heran und fuhr mit seiner Hand durch ihre Haare. Ein Schauer jagte durch ihren Körper und ließ das Blut in ihren Adern gefrieren. Sofort schossen ihr wieder die Bilder ihre Entführung in den Kopf und energisch versuchte sie sich erneut zu befreien. „Lass mich los!“ Flehend riss sie ihren Kopf herum und sah Kenta hinterher, der schon fast mit Mamiko zusammen die Halle verlassen hatte. Sie musste es einfach probieren. Sie konnte einfach nicht glauben, dass es nur eine Lüge war und er alles vorgespielt hatte. „Kenta bitte … bitte hilf mir doch … Kenta!“, schrie sie aus Leibeskräften, doch er sah sie nicht ein Mal mehr an. Ungehindert liefen ihr nun die Tränen über die Wangen. Konnte sie sich so in ihm getäuscht haben? Sie hatte wirklich gedacht, dass sie ihm etwas bedeutet hatte.   Kenta drehte sich nicht mehr um und biss die Zähne aufeinander. „Es tut mir so leid … Usagi …“, sprach er in seinen Gedanken aus, was er sich nicht traute laut auszusprechen und verließ mit seiner Schwester zusammen das Gebäude.   Kaum hatten die beiden die Halle verlassen, ging Akuma schulterzuckend weiter nach hinten in die Halle. „Du machst das schon“, brummte er und verschwand hinter einigen gestapelten Kisten. Dahinter stand ein kleines Klappbett mit einer schmuddeligen Matratze. Dicht daneben stand noch ein Tisch mit zwei Hockern. Akuma und Akita hielten sich hier, wenn sie nicht gerade wieder irgendeine Aufgabe von Mamiko in Tokio erledigen mussten, oft auf. Er ließ sich auf das Bett fallen, machte es sich bequem und ließ nur noch einen abfälligen Spruch von sich hören, bevor er die Augen schloss, um zu schlafen.   „Da waren es nur noch zwei“, flüsterte ihr der Schwarzhaarige ins Ohr, „Ich finde, wenn wir schon alleine sind, können wir auch noch ein wenig … Spaß … haben, bevor wir deinem jämmerlichen Leben ein Ende bereiten.“ Sofort erstarrte sie, traute sich kaum zu atmen. Schon wieder sagte er das. Ein wenig Spaß haben? Einen winzigen Moment starrte sie ihn einfach nur an, bis sie dann wieder mit aller Kraft ihn zu treten und zu strampeln begann. Doch er schien davon wenig beeindruckt zu sein und zerrte sie einfach tonlos zur Tür. Immer weiter trat oder schlug sie ihn. In der Hoffnung sich irgendwie befreien zu können. Aber egal, wie sehr sie sich auch wehrte, sie hatte einfach keine Chance sich zu entreißen …   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)