Fate/Defragment von Erenya ================================================================================ Kapitel 23: Eine verheerende Herausforderung -------------------------------------------- Ich wusste selbst nicht, wann genau, aber ich hatte meinen Servants einen Plan dar gelegt, der meinen eigenen Tod vortäuschte. Es erschien alles so logisch. „Und auf diese Weise können wir alle Bündnisse trennen. Mit Toten ist man nicht gut verbündet. Außerdem können wir so besser unter dem Radar fliegen und weitere Pläne schmieden ohne zu fürchten, dass bald wieder jemand hier in unserem Wohnzimmer steht. Ich hab es ehrlich satt ständig umzuziehen.“ Ich beendete mein Plädoyer und sah meine drei Servants an. Während meinen Erläuterungen hatten sie geschwiegen, vielleicht mal genickt, aber keinerlei Kommentare verlauten lassen. Es war schließlich Archer, der als erstes etwas zu sagen. „Es wird nicht leicht, aber wenn wir zusammen arbeiten, dann können wir das sicher schaffen.“ „Ich gebe meinem Bruder recht. Der Plan wirkt schon sehr passabel und ich denke du hast auch den passenden Verbündeten, der dir etwas Sterbehilfe geben kann.“ Ich nickte und war erleichtert, das sowohl Archer als auch Cassy auf meiner Seite standen. Lediglich Lancer schien das gewohnte Problem zu sein, weswegen ich ihn ansah. Er saß da, am Tisch, wahrscheinlich immer noch wütend darüber, dass ich mich einfach so mit dem roten Lancer im Park getroffen hatte. Seine Arme waren verschränkt und ernsten Blickes sah er auf die Tischplatte. Archer und Cassy sahen ebenfalls zu meinem ersten Servant und schienen selbst gespannt darüber zu sein, ob er und wie er vollkommen dagegen sein würde. „Dann sollten wir uns schnellstens an die Vorbereitung machen. Die Frage ist nur, wie erklären wir IHM das er nichts gehört hat, wenn deine Vermutung stimmt, Master?“ Lancer nickte zu dem Handy, welches Cassy mit einem Zauber umhüllt hatte, so dass wir offen reden konnten. Ich hatte die Vermutung geäußert, dass Assassins Master uns wahrscheinlich abhörte, mit diesem Gerät. „Wir hatten halt nicht viel zu reden. Ihr seid sauer auf mich, weil ich nicht auf euch gehört habe.“ Ich grinste breit. Cassy nickte und sah mich mit einer Mischung aus wohlwollen und stolz an. „Ich bin wirklich sauer auf dich, Master“, erklärte Lancer. „Und das Thema ist noch nicht vom Tisch. Wir reden darüber nochmal.“ Ich schluckte schwer, spürte den kalten Schauer, der über meinen Rücken fuhr. Eines war klar, Lancer würde mir das Thema noch mal aufs Brot schmieren und das zu einem Zeitpunkt an dem es mehr als nur unpassend war. „Also gut, dann sind wir uns einigermaßen einig. Morgen sollten wir dringend jemand besuchen. Cassy, du bereitest die Übertragung vor?“, fragte ich und Cassy nickte lächelnd. „Du kannst dich voll und ganz auf mich verlassen.“ Ich erwiderte ihr Lächeln und erhob mich von meinem Platz. Für einen Abend hatten wir genug geplant. Es wurde Zeit zu schlafen.   **~~**   „Und Sie sind Erenyas Arbeitskollege?“, fragte Frau McKenzie und stellte ein Stück Kuchen vor Lancer ab. Dieser nickte, konnte aber nicht anders als weiterhin so ernst zu gucken. Typisch mein Servant eben. „Wir kleben förmlich wie Pech und Schwefel zusammen“, erklärte ich und ahnte die Gedanken die Frau McKenzie hatte, als sie vor Waver ein Stück Kuchen platzierte. „Hach das ist schön. Es ist immer gut, wenn man sich mit seinen Kollegen versteht. Wie habt ihr euch kennengelernt?“ Auf diese Frage war ich nun wirklich nicht gefasst gewesen und das obwohl sie so verständlich war, immerhin war ich eine Deutsche und Lancer ein Japaner. „Ich war aus Arbeitsgründen in Deutschland. Erenya hat mir damals alles gezeigt und mir sehr geholfen. Es war daher nur selbstverständlich, dass ich diesen Gefallen zurückzahle.“ Erstaunt sah ich Lancer an. So schnell wie er diese Ausrede erfunden hatte, hätte man meinen können an ihm war ein Autor verloren gegangen. Vielleicht zeigte sich gerade der Einfluss von Shinpachi. „Da fällt mir ein, Oma, Opa, hier ist das Geld das ihr mir ausgelegt hattet. Ich danke euch nochmal für eure Hilfe.“ Ich lächelte und reichte den beiden einen Briefumschlag. Sie schienen verwundert, so wie es liebende Großeltern wohl waren, die eine Rückgabe von Geldern erwarteten. Was das anging war Waver wirklich genial. Sie glaubten immer noch, dass ich ihre Enkelin war. „Aber, Erenya, das musst du doch nicht“, erklärte Frau McKenzie und schien unschlüssig, ob sie den Umschlag nehmen sollte. Selbst Herr McKenzie schien zu zögern. „Doch Oma. Das muss ich. Ihr wohnt schon so lange hier und ich habe euch bis jetzt kein einziges Mal besucht. Das muss ziemlich einsam gewesen sein, oder? Das tut mir leid.“ Überraschung war in ihren Gesichtern zu sehen. Doch nicht nur in ihren, auch in Wavers. Sein Fandomwissen zu besitzen hatte nun doch was gutes. „Liebes, wir wissen doch, dass du viel zu tun hast.“ Frau McKenzie lächelte verständnisvoll doch ich schüttelte den Kopf. Ich wusste, dass es falsch war die Arbeit und das eigene Leben als Ausrede zu nutzen, um nicht bei seiner Familie zu sein. In meiner Welt tat ich dasselbe mit meinen Großeltern, allerdings vollkommen bewusst, wegen... persönlicher Gründe. „Oma, ist es in Ordnung, wenn ich Erenya und... Sano mit in mein Zimmer nehme? Wir haben noch etwas zu besprechen.“ Ich war dankbar, dass Waver die Unterhaltung nun an sich nahm. Frau McKenzie nickte und lächelte. Ich nahm meinen Teller mit dem Kuchen, lächelte das alte Ehepaar an und folgte Waver. Lancer hinter mir tat es mir gleich, verbeugte sich leicht vor den älteren Leuten und betrat das Zimmer. Dort sahen wir Rider, der einen dampfenden Tee in der Hand. „Warum sollte ich nicht mit raus kommen, Bursche? Wir hätten Erenyas Anliegen auch zu Tisch klären können.“ „Nicht nachdem sie mir bereits an der Tür zuflüsterte, was sie plant, Rider. Sag Mal, Erenya, bist du dir wirklich sicher?“, fragte er und schien damit Lancers Rolle einzunehmen. Er reichte Rider seinen Kuchen und setzte sich selbst auf das Bett. Ich und Lancer hingegen ließen uns auf dem Boden nieder. „Jap. Vollkommen. Das ist der einzige Weg aus diesem Krieg offensichtlich auszuscheiden.“ „Moment, willst du etwa sagen, dass du deine Befehlszauber nach all deinen Erfolgen einfach aufgeben willst?“, fragte Rider und schien überrascht. „Wie willst du nach Hause kommen, wenn du dem Gral nicht diesen Wunsch offenbarst?“ Seine Frage war berechtigt, doch er wusste ja nicht, was ich vor hatte und schien nur die erste logischste Antwort zu nehmen. „Ich habe nicht vor auch nur einen Befehlszauber her zu geben. Zumindest nicht an einen anderen Master. Rider, ich brauche die Hilfe deines Noble Phantasms dem Ioinoi Hetaroi. Du musst mich und meine Servants in deine Reality Marble ziehen und an einem bestimmten Ort heraus lassen. Kannst du das?“ Ich konnte sehen, dass Rider Fragen hatte. Er schien verwundert, zumal ich eines seiner Noble Phantasm kannte. Ein Geheimnis, dass die Servants gut hüteten. Denn es konnte verraten, wer sie wirklich waren. Oder eine Möglichkeit bieten gegen dieses Noble Phantasm anzugehen. Ich verlangte also viel von Rider. „Nun das wäre kein Problem. Ich kann dich raus lassen wo immer du willst. Aber wozu?“ Ich hatte mich nicht getäuscht und das beruhigte mich. Damit war ich einen Schritt näher meinen Plan in die Tat umsetzen zu können. Ich griff in meine Tasche und zog einen Zettel hervor den ich Rider entgegen hielt. „Wenn ihr das Signal bekommt, dann kommt zu unserem neuen Haus. Je pompöser desto besser.“ Ich grinste und sah Rider an, der sofort zu verstehen schien, was ich meinte. „Wie du willst. Ich freue mich schon darauf die Geräumigkeit deiner neuen Unterkunft austesten zu können.“   Ich zupfte gefühlt zum tausendsten Mal an der Bluse von der Cassy meinte, dass ich gut darin aussah und sie unbedingt tragen sollte, wenn ich ernst genommen werden wollte. Blusen waren aber so gar nicht mein Ding. „Master, du weißt was du sagen sollst?“ Lancers Blick war stechend und ich konnte nicht anders als den Zettel hochzuheben, auf dem ich mir Stichpunkte gemacht hatte. Lancer hatte da ein paar Sachen erwähnt, die ich sagen sollte um nicht zu „übertreiben“. So hatte er es genannt. Ich nannte es „klarstellen was Sache war“. „Keine dummen Ankündigungen, Master. Du wirst nur das sagen, was auf dem Zettel steht.“ Ich nickte und knüllte geistig den Zettel zusammen. Aber gut. Hätte ich das wirklich gemacht... hätten mich Archer und Cassy vor Lancer retten müssen. „Master, wir können anfangen“, erklärte Cassy und beschwor eine Art magische Sphäre, in der ich mein Gesicht sehen konnte. „Da ich nicht weiß wer die anderen Master sind, werde ich diese Übertragung an jeden Magier und Servant schicken. Deine Nachricht wird also bei allen wichtigen Personen ankommen. Sei tapfer, Master. Wir sind bei dir.“ Dankbar lächelte ich Cassy an und nickte. Ich schloss noch einmal kurz die Augen und holte tief Luft. Seltsam oder, ich war es gewohnt auf der Bühne zu stehen, hatte schon häufiger Auftritte gehabt, doch auf so etwas, war ich nicht vorbereitet gewesen. Es gab aber kein zurück. Der Plan war gefasst. Ebenso was danach passieren würde. Ich sah in die Sphäre die Cassy erzeugt hatte und gab ihr mit einem Kopfnicken das Zeichen, dass wir anfangen konnten. Ein Bild erschien auf der Sphäre. Mein Gesicht. „Hallo ihr Magier, Master und Servants da draußen. Mein Name ist Erenya Tailor und ich komme nicht aus dieser Welt. Der heilige Gral selbst hat mich beschworen und...“ Ich hielt inne und hob meine Hand, so dass jeder die Befehlszauber sehen konnte. „... er hat mich auch zu einem Master gemacht. Ich bin ein Magier der ersten Generation, denn da wo ich herkomme, gibt es keine Magie. Und dennoch ist es mir gelungen einen Servant zu beschwören. Den schwarzen Lancer. Ebenso habe ich, eine Magierin der ersten Generation, Sadako Uehara bekämpft und gewonnen. Als Trophäe habe ich ihren Archer an mich genommen. Und nicht nur das. Ebenso ist mir nun auch der rote Caster unterstellt. Hört gut zu, Master beider Fraktionen. Ich widersetze mich den Regeln des Gralskrieges und erkläre hiermit der roten und schwarzen Fraktion den Krieg. Außerdem seid gewarnt. Ich werde euch eure Servants stehlen, wenn ihr diese nicht mit dem angemessenen Respekt behandelt oder ihre Ehre mit Füßen tretet. Ich lasse nicht zu, dass die Magier dieser Welt Heldengeister wie Werkzeuge für ihre Machenschaften behandeln ohne Ihnen die Wahrheit zu sagen. Servants, jeder Magier weiß, dass es mindestens sieben Heldengeister braucht um dem Gral seinen Wunsch vorzutragen. Doch nicht lebend, sondern tot. Eure Master werden nicht zulassen, dass eure Wünsche in Erfüllung gehen. Deswegen, werde ich es sein, die diesen Gral an sich nimmt. Denn ich habe keinen Wunsch und sollte ich einen im Herzen tragen, so werde ich ihn nicht auf Kosten eurer Wünsche erfüllen lassen. Ich-“ Ein lautes Krachen ertönte und sowohl Cassy als auch ich wussten, was es bedeutet. Ich sah in die Richtung, versuchte so erschrocken und überrascht wie möglich zu gucken, bevor Cassy die Übertragung beendete. Kaum das die Übertragung beendet waren, rannten Cassy, Lancer und ich in die Eingangshalle. Dort stand er, in seinem Streitwagen. Rider und Waver. Archer war ebenfalls zu gegen und hatte seinen Bogen gespannt. Es war klar, dass Rider nur einen Schritt machen musste und Archer seinen Pfeil abschoss. „Erenya, bist du dir wirklich sicher, dass du das durchziehen willst?“, fragte Rider streng und schien sich nicht von Archer einschüchtern zu lassen. Ich nickte. Ja, ich war zu allem entschlossen. Nach dieser Nachricht gab es kein zurück mehr, selbst wenn die Angst mich gelähmt hätte. „So sei es dann“, erklärte Rider, hob sein Schwert und ließ so ein Licht erstrahlen. Es hüllte den Raum ein und offenbart ein Wüstenfeld. Eine vollkommen andere Landschaft als die Eingangshalle von Skamandrios Hauses. Das war sie, die Reality Marble in der Riders Noble Phantasm wirksam wurde. Rider senkte sein Schwert und ich war erleichtert, dass wir nun ungestört waren. „Danke für eure Hilfe. Cassy hat ein paar blutige Kleidungsfetzen vorbereitet. Die könnt ihr dann mitbringen. Da ich nun offen kund gegeben habe vom Gral beschworen zu sein, wird man wohl keinen Körper erwarten.“ Ich lächelte Waver und Rider an, doch Rider richtete sein Schwert in meine Richtung. Sein Blick war streng und unerschüttert. „Erenya, ich werde dich nicht verletzen. Dennoch will ich mich mit deinen Servants messen. Ich werde ihre Leben natürlich verschonen, aber so ein kleiner freundschaftlicher Kampf kann nicht schaden.“ Kaum das Rider das gesagt hatte, spürte ich Lancers Blick auf mir. Ich hätte schwören können, dass ich seine Gedanken hörte die meinten 'Hab ich es doch gewusst.' Er hatte Rider nie vertraut und doch war ich in keinster Weise verletzt. Ich fühlte mich nicht betrogen, denn ich wusste, dass Rider die Herausforderung liebte. „Also schön, König der Eroberer, deine Armee, gegen mich und meine Servants.“ Rider schien überrascht, lachte aber schließlich sein lautes, kehliges Lachen. „Deine Servants gegen zwei meiner Servants und mich, ich denke das ist fair. Wir wollen es ja nicht übertreiben.“ Rider hob seine Hand und schlug so seinen Umhang zurück. Und als dieser sich wieder an seinen Körper schmiegte, zeigten sich zwei Servants hinter ihm und seinem Streitwagen. „Hektor?“ Mein Blick wandte sich zu Archer, der fassungslos auf einen der zwei Servants sah. „Jo. Schön dich wohl auf zu sehen, Paris.“ Vor uns stand ein Mann mit einem schwarzen Kragen, grüner Kleidung und einer Lanzer. Eindeutig also ein Lancer. Seine braunen Haare lagen akurat, wobei aus seinem Zopf einige versuchten hervorzudringen. Er strich sich grinsend über den braunen Ziegenbart und schien Archer mit seinen dunkelbraunen Augen zu fixieren. „Was ist los, Sano, hat es dir die Sprache verschlagen? Oder bist du schon so alt geworden, dass du deinen besten Freund nicht mehr erkennst.“ Ich sah zu dem zweiten Servant und blickte zu Lancer. Seine Augen waren geweitet. Schienen überrascht und doch funkelte da etwas wie Freude. Er fasste sich aber schnell, als er den Mann mit den rotbraunen Haaren ansah, der diese mit einem schwarzen Bandana aus seinem Gesicht fern hielt. Sein muskulöser Oberkörper wurde nicht von dem schwarzen Oberteil bedeckt, dass gerade mal die Schultern und den Bauch bedeckte. Er schien stolz auf seine Muskeln zu sein. Aber das war er ja auch in Hakuouki gewesen. Shinpachi Nagakura. „Ich bin nur überrascht, dass du selbst im Tod des Kämpfens nicht müde wirst, Shinpachi“, konterte Lancer, dessen Lippen ein Lächeln umspielte. Saber werden in jedem Krieg gebraucht. Auch wenn es zu unserer Zeit immer mehr Archer wurden.“ „Poetisch wie immer.“ „Perfekt ihr scheint euch ja alle zu kennen“, erklärte Rider, wobei ich von Cassy ein leises Seufzen hörte. Sie schien weniger zu glauben, dass Rider dies nicht geplant hatte. Genauso glaubte ich nicht daran. „König der Eroberer, ich bezweifle, dass du dir davon keinen strategischen Vorteil erhoffst. Das ist ein wirklich hervorragender Plan. Zu testen, wie stark unsere Treue zu unserem Master ist. Ich bin wirklich beeindruckt.“ Mein Blick wandte sich zu Cassy, die anerkennend nickte, doch gleichzeitig spürte ich, wie Aufmerksamkeit von Lancer und Archer ihren Worten galt. „Das Kompliment kann ich zurückgeben, Prinzessin von Troja. Ihr seid schön wie intelligent und es wird mir eine Ehre sein, gegen euch zu kämpfen.“ Rider schien entschlossen. Er hatte es also geplant und wahrscheinlich war er wirklich gewillt gegen Cassy zu kämpfen. Eventuell hatte er genug Kenntnisse über ihre Herkunft und wusste bereits, dass sie mehr war als nur eine Magierin. „So sei es es denn. Master, halte dich bitte zurück. Wir werden dir in diesem Kampf alle Ehre machen.“ Ich wandte meinen Blick zu Archer der entschlossen nickte, ebenso Lancer. Es schien fast so, als hätten die drei eben ein stummes Einverständnis für sich gefunden. Und ebenso hatte ich einen Entschluss gefasst. Was auch passieren würde, ich würde mein bestes geben, um dem König der Eroberer einen Kampf zu bieten, auf den wir alle stolz sein konnten.   Es gab kein wirkliches Startsignal und doch stürmte Hektor einfach auf Archer los. Dieser reagierte sofort, indem er einen Pfeil spannte und auf seinen Bruder schoß. Hektor jedoch wehrte den Pfeil mit seiner Lanze ab und erzeugte mit einem Schwung der Waffe genug Wind, so dass Archer nicht erneut schießen konnte. Blitzschnell stand er nahe vor Archer, holte mit der Lanze aus und zielte damit auf Archer. Dieser nutzte seinen Bogen, um den Angriff abzublocken. „Du warst schon immer besser im Bogenschießen. Aber das wird dir nicht in einem direkten Kampf helfen, Paris. Wie willst du da deinen Master beschützen?“, fragte Hektor und sah zu mir. Etwas sagte mir, dass er ohne Mühe Archer zu Boden ringen konnte und dies mein Ende gewesen wäre, wenn er wirklich vor gehabt hätte mich zu töten. „Ich zweifle nicht daran... das ich es kann... und werde! Erenya ist mehr als nur ein Master für mich. Sie ist die Frau, der ich in diesem Leben mein Herz geschenkt habe.“ Erneut holte Hektor aus, doch Archer reagierte dieses Mal schneller, sprang zurück und legte geschickt den nächsten Pfeil ein. „Es ist immer dasselbe. Dieselben Tricks, die selben Liebesgeschichten. Du denkst immer noch nicht darüber nach, was deine Gefühle und deine Taten für Folgen haben, nicht nur für dich, sondern auch für andere!“ Hektor holte wieder mit der Lanze aus. Erneut erzeugte er einen Wind, der es Archer unmöglich machte einen Pfeil gezielt auf seinen Bruder zu schießen. Mein Blick wurde aber von den Brüdern gezogen, als unmittelbar neben mir Klingen aufeinander trafen. Verwundert stellte ich fest, dass Lancer nicht mit seinem Speer kämpfte, sondern mit dem Schwert, welches er bei sich trug. Seine Klinge und die Shinpachis ruhten gegeneinander. Die Klingen zitterten, was deutlich davon zeugte, dass keiner der beiden zurückweichen wollte und beide ihre Kraft in den anhaltenden Schlag legten. „Muss ein Traum für dich sein, einen weiblichen Master zu haben. Ich beneide dich, Sano. Du warst schon immer beliebter bei der Damenwelt.“ „Es ist eher ein Albtraum, Shinpachi. Eine Frau sollte nicht kämpfen und nun habe ich einen Master der nicht nur weiblich ist, sondern scheinbar nicht sehr am Leben hängt.“ Ich konnte anhand von Lancers Worten hören, dass er wirklich viel Mühe aufbrachte um gegen seinen alten Freund bestehen zu können. Mir war dabei egal was er sagte, denn die Meinung hatte er mir ja oft genug mitgeteilt. „Du musst mit der Zeit gehen, Sano. Frauen sind stärker als wir damals dachten. Das solltest du doch gemerkt haben, du hast eine kriegerische Amazone als Verbündeten an deiner Seite.“ Shinpachi drückte sich von Lancer ab und sprang zurück, so dass er zwischen sich und Lancer wieder etwas Abstand bekam. Seine Worte allerdings waren wie ein Signal für mich um zu sehen, wie es Cassy erging. Ihr Gegner war immerhin Rider. Doch sie war ganz behände zu dem König der Eroberer gerannt, der sich ihr mit seinem Streitwagen näherte. Behände überwand sie die Pferde und kam auf dem Wagen zum stehen. Um sie herum glühten Lichter auf, die Riders Gesicht bedrohlich beleuchteten. Der König der Eroberer merkte das und machte mit seinem Streitwagen eine scharfe Kurve, so dass Cassy von diesem geworfen wurde. Die Lichter verblassten, doch Cassy kam unbeschadet auf dem Boden auf. Rider hingegen hielt seinen Streitwagen an und trat von diesem. „Ihr seid wirklich geschickt, Prinzessin von Troja. Jemanden wie euch in meinen Reihen zu haben, wäre wahrlich ein Gewinn für kommende Schlachten.“ Rider zog sein Schwert, ließ sich beirren davon, dass Cassy ihn mit Feuerbällen und Ketten beschoss. „Tut mir leid, König der Eroberer, meine Treue gebührt meinem Master. Egal wie lobend und charmant eure Komplimente sind, ich habe vor den Krieg an ihrer Seite zu führen.“ Ihre Kaskade stoppte nicht. Im Gegenteil, sie wurde schneller und faszinierte mich damit, wie viel Mana sie aufbringen konnte um so viel Magie wirken zu können. Rider hingegen blieb unbeeindruckt. Er rannte auf Cassy zu, das Schwert erhoben, mit seinem Schlacht. „Lalalalalei!“ Vor Cassy angekommen, schwang er sein Schwert. Cassy aber duckte sich unter diesem Schlag weg und versenkte ihre zierliche Faust mit voller Kraft in den gestählten Bauch ihres Gegners. „Pankration... wirklich gut, Prinzessin von Troja... Nein Tochter der Amazonen.“ Rider würgte etwas und schien gerade gegen den Schmerz anzukämpfen, der ihn durchfuhr. „So eine Technik lernt man nur, wenn man viel Zeit mit den Kentauren... und Cheiron verbrachte.“ „Viel eher seinen Schülern. Achilles hat es mir beigebracht. Immer wenn wir uns trafen haben wir trainiert oder kleinere Wettkämpfe ausgetragen.“ Ein Lächeln zeigte sich auf Riders Lippen. Und obwohl Cassy gerade in einer Situation war, in der sie noch weitere Schläge austeilen konnte, entfernte sie sich mit einem Sprung von Rider und ging in Kampfposition. Rider hingegen lächelte anerkennend. „Dann war er ein guter Lehrmeister. Als dein Ausbilder in dieser längst vergessenen Kampfsportart, kann er stolz auf dich sein.“ Ich konnte sehen, wie sich auf Cassys Lippen ein Lächeln schlich. Ein stolzes, welches deutlich zeigte, dass sie dieses Lob erfreute und vor allem auch das Lob an ihren Lehrmeister. Kurz nur fragte ich mich, ob Sie und Achilles Freunde gewesen waren und das vielleicht auch einer der Gründe war, warum Paris ihr nicht ganz so sympatisch schien. Einen Freund zu verlieren, weil der eigene Bruder ihn erschoss war schon auf seine Weise bitter. Einen Bruder zu verlieren, weil ein Feind ihn bekämpfte und gewann, aber nicht minder weniger. Wäre ich Psychologin gewesen, hätte ich mit Cassy und Archer meinen Spaß beim therapieren gehabt. „Entschuldige, dass Rider euch damit so überrascht hat. Ich wollte nicht, dass er es tut, aber er ließ sich einfach nicht davon abbringen.“ Mein Blick wandte sich Waver, der sich neben mich gestellt hatte und dem ganzen zusah. Ich wusste, dass er wirklich nicht so begeistert von Riders Idee gewesen sein musste. Aber mindestens einer meiner Servants war auch nicht immer von meinen Ideen begeistert. Passte also. „Ist schon okay. Ihr helft uns, also ist das der passend Preis. Wobei ich euch noch etwas vorbereitet hatte“, erklärte ich und zog aus der Hosentasche einen Zettel, den ich zuvor fein säuberlich gefaltet und eingesteckt hatte. Mittlerweile war er zerknittert, doch die Schrift war sicher weiterhin lesbar. „Was ist das?“, fragte Waver, nahm mir aber den Zettel ab. „Ich hab in der kurzen Zeit ein wenig über die anderen Servants erfahren. Sowohl über die Servants der schwarzen, als auch die der roten Fraktion. Könnte dir und Rider vielleicht helfen. Zum Beispiel ist dieser Lancer von euch ein Ägyptischer Pharao. Sehr arrogant der gute Bursche. Wurde zu Lebzeiten wohl zu oft zu heiß gebadet, oder einfach zu sehr verwöhnt. Wobei er ziemlich gut aussieht. Aber egal. Euer Assassin kennt sich sehr gut mit Giften aus. Sie ist eine Chemikerin zu Lebzeiten gewesen und vielleicht noch eine der jüngeren Heldengeister in diesem Krieg. Was den schwarzen Caster angeht, so kennt sie sich gut mit Pflanzen und Medizin aus. Allgemein scheint sie mit eine gescheite Frau zu sein. Vor Assassin und seinem Master solltet ihr euch in Acht nehmen. Sie sind mir suspekt. Vor allem weil sie sich an mich wanden. Aus irgendeinem Grund muss Assassins Master gedacht haben, dass ich ein gutes Werkzeug darstelle. Noch dazu haben er und sein Servant ihre Augen förmlich überall.“ Ich gab mein bestes die Namen jetzt nicht zu nennen, sie standen immerhin auf der Liste. Von ein paar. Vom roten Lancer und Assassin. Meine Fraktion hielt sich, was Namen anging ja eher bedeckt. „Eigentlich ist ein Bündnis mit dir, gemäßt den Regeln des Gralskrieges, sehr optimal. Und das aus vielerlei Gründen. Auch wenn ich deinen Plan absolut dumm finde, ist es vielleicht wirklich besser, wenn du aus dem Sichtfeld der anderen verschwindest.“ Ich nickte und dachte. Eigentlich war das vollkommen absurd. Keine der Fraktionen schien wirklich miteinander zu arbeiten. Niemand abgesehen von mir, schien in der schwarzen Fraktion die restlichen Verbündeten suchen zu wollen. Und obwohl die rote Fraktion immer noch eine Gefahr war, trotz verlorenem Caster, schien man sich wohl eher gegenseitig an die Gurgel zu wollen. „Hätte eher gedacht, dass man sich erst auf die andere Fraktion konzentriert und dann gegeneinander kämpft. Aber scheinbar habe ich da wohl nicht an den Siegeswillen der anderen gedacht.“ „Man sucht sich eben die potentiellsten Mitstreiter und da kommt nicht jeder in Frage“, erklärte Waver, weswegen ich ihn verwundert ansah. Gerade als Magier der ersten Generation wäre ich die letzte gewesen, die dafür in Frage gekommen wäre, ein Mitstreiter zu sein. Selbst als beschworene Person vom Gral. Allerdings... Aurelia hatte doch auch ein Auge auf Waver geworfen. Die Frage war nur, warum? „Wie meinst du das, Waver?“, wollte ich daher genauer wissen. Auf einmal war da dieses seltsame Gefühl, dass ich etwas über diesen Gralskrieg nicht wusste, dass ich besser hätte wissen müssen. „Nun ja-“ Waver wollte gerade ansetzen, als ich plötzlich Archer hörte. In meinem Kopf. 'Erenya, ich brauch etwas Mana. Ich komme sonst nicht gegen meinen Bruder an. Bitte... gib mir etwas von deinem Mana.' Seine Stimme hatte etwas flehendes. Fast schon gequältes. Ich wusste, dass ich ihm wieder etwas antat, dass ihn schmerzte. Wie damals im Kampf gegen Sanada. Ich sah zu ihm und erkannte, wie Hektor ihn wieder und wieder mit seiner Lanze angriff. Archer schien keinerlei Fuß auf den Boden zu bekommen. Wie schon zu Beginn kam Paris gar nicht dazu anzugreifen. „Wir reden später, ich muss Archer helfen.“ Ich wandte mich von Waver ab und lief in Richtung Archers. Ich musste ihm nahe kommen, nahe sein, damit ich irgendwie helfen konnte. Und gleichzeitig musste ich beten, dass Lancer nicht auch noch nach Mana rief. Und Cassy. Für drei Servants hätte ich sicher nicht genug. Ich näherte mich Archer und bemerkte den Blick Hektors auf mir. Er grinste seinen Bruder an, holte erneut mit der Lanze aus, doch dieses Mal blockte Archer nicht mit dem Bogen, sondern sprang rücklings von diesem weg, so dass er mir näher kam. „Dein Master scheint deinem Ruf zu folgen. Sie erinnert mich an Helena. Genauso unerfahren und verzweifelt, dass sie in ihren eigenen Untergang läuft.“ „Erenya ist nicht wie Helena. Außerdem werde ich sie beschützen!“ Archer streckte seinen Bogen aus, so dass ich ihn schneller fassen konnte. Fast so als ahnte er bereits, was ich vor hatte. Ich griff nach dem Bogen, überbrückte so die letzte Distanz zwischen ihm und mir und ließ Mana in den Bogen strömen, der sich sofort veränderte und zu einem Schwert wurde. 'Erenya, Hektor war schon immer der bessere im Nahkampf, aber ich werde alles geben, um dich stolz zu machen.' Ich löste meine Hand von der Klinge und wich einige Zentimeter zurück. Sofort holte Paris aus und sprang auf Hektor zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)