Normalität mit Biss von Chaosbande ================================================================================ Kapitel 19: Alles neu, macht der Tag ------------------------------------ Harry war gerade auf Höhe des Kamins in der Eingangshalle, als dieser seltsame Geräusche von sich gab, grün wurde und ihm nur Sekunden später eine Person mit blonden langen Haaren in die Arme flog.   “Hallo, Harry. Na, alles fertig? Ich bin gekommen um dich abzuholen”, flötete Luna gut gelaunt und strahlte ihn von unten herauf an. Perplex starrte er auf das temperamentvolle Mädchen herunter. “Was machst du denn hier? Es ist doch mal gerade sechs Uhr oder geht meine Uhr falsch?” Lachend drückte Luna ihn noch mal, ehe sie sich von ihm löste und die Hände hinter dem Rücken verschränkte. “Ich begegnete gestern Abend Draco und konnte ihn davon überzeugen mir etwas über dich zu erzählen und wir haben etwas Zeit miteinander verbracht.”    Skeptisch zog Harry eine Augenbraue empor. Irgendwas an dieser Geschichte stank doch gegen den Wind! Draco und freiwillig Zeit mit Luna verbringen? Soweit Harry wusste hatten die beiden bisher nicht wirklich mehr als gemeine Sprüche ausgetauscht. Der Kerl stand ja nicht mal auf Frauen sondern hatte aktuell was mit Blaise am Laufen. Oder war Draco Bi und Blaise Geschichte? Ach, was! Das war absoluter Unsinn, denn allein von Lunas Seite war es nicht mal ansatzweise möglich, dass einmal was intimes zwischen denen lief. Luna frühstückte den Slytherin und ließ nur ein wimmerndes Etwas zurück. Daher war Draco nichts für die junge Rabin.    “Und später traf ich deinen Professor, als er auf dem Weg zur Direktorin war …” “Mooooment, als Severus hier verschwunden ist, war es weit nach der Sperrstunde. Was hast du denn dann noch außerhalb deines Hauses zu suchen?” Ob die Kleine wieder Probleme mit Mobbing im eigenen Haus hatte? Zwar war es deutlich besser geworden dadurch, dass sie in der großen Schlacht tapfer und erfolgreich an seiner Seite gekämpft hatte, aber dennoch gab es immer noch genügend Idioten. Kichernd wippte Luna vor und zurück. “Du klingst gerade wie der Professor. Nein, wie niedlich.”   Schmunzelnd verdrehte Harry die Augen. “Na los komm mit, wir sagen den Elfen Bescheid, dass du auch mit isst. Dann freuen sie sich, weil endlich jemand ihr Essen richtig genießen und gebrauchen kann.” Gut gelaunt harkte sich Luna bei ihm ein. “Wie funktioniert das eigentlich genau bei euch? Ich habe dich ja schon ganz normale Sachen essen sehen.” “Ehrlich gesagt weiß ich das nicht so genau. Wird wohl irgendwie zersetzt und löst sich ungenutzt in Nichts auf. Aber bitte, frag Lucius nicht danach, denn dann kommt der nur wieder mit Gruselstorys über alte, fiese Experimente um die Ecke.” “Dann lass mich dir erzählen, was Nargel und Co momentan in Hogwarts treiben, die sind nämlich reichlich aktiv.”   Und das tat die kleine Ravenclaw dann auch mit aufgeregter Stimme. Auch beim Frühstück, bei dem sich Lucius zu ihnen gesellte, erzählte Luna munter weiter. Band sogar den Hausherr mit ein, welcher nicht einmal den Eindruck machte, als wenn er Luna für verrückt hielt. Darüber war Harry sehr glücklich und dankbar.   Schließlich war der Zeitpunkt gekommen, an dem er sich für den Moment von Lucius verabschieden musste. Ein wenig planlos darüber, was er sagen sollte - was die richtigen Worte waren um den Dank auszudrücken - stand er vor Lucius und nestelte an seinem Shirt herum. Es war plötzlich, als wenn er wieder Kind war. Weg war der selbstsichere junge Vampir und Held der magischen Welt. “Also … ähm …”   Weiter kam er jedoch nicht, da nahm ihn der Ältere plötzlich in den Arm. “Es war schön dich hier zu haben. Du hast mir einiges zum Nachdenken gegeben und gezeigt, dass ich etwas ändern muss, wenn ich Draco nicht komplett verlieren will. Fortschritte für die Vampire sind genauso wenig alles, wie das Manor. Daher danke ich dir.” Noch einmal drückte Lucius ihn, ehe er sich wieder löste. “Aber … Lucius ich hab doch …”, versuchte Harry zu intervenieren, hielt jedoch inne, als der Blonde den Kopf schüttelte. “Nein, Harry, nimm es einfach an. Du magst es nicht bewusst getan haben, aber das Resultat zählt. Du magst in einer Kriese gesteckt haben als du hier ankamst, aber irgendwie hättest du diese nur mit Severus zusammen bewältigt. Ihr beiden seid ganz spezielle und besondere Persönlichkeiten. Zusammen schafft ihr eine Menge, wenn auch vielleicht mit einigen Turbulenzen. Ich bin nur ein Bonus des Schicksals, wenn du so willst. Eine Abkürzung.Somit hast du mir mehr gegeben, als ich dir.” Sanft, aber eindringlich, lag der Blick auf ihm.   Harry war überfordert, wollte widersprechen und wusste doch, dass es das hier nicht besser machte. Er würde nur die friedliche Stimmung ruinieren und Lucius eventuell wütend machen. Daher kniff er die Lippen zusammen und tat das Einzige, was ihm übrig blieb: Er umarmte Lucius ebenfalls. “Danke für alles. Danke, das du mir eine Abkürzung gezeigt hast, wie ich mit mir klar komme.” Glücklich bemerkte er wie der Ältere ebenfalls erneut die Arme um ihn legte. Einen Moment standen die Vampire schweigend in der Umarmung gefangen, ehe Lucius sich daran erinnerte, dass sie nicht alleine waren.    Räuspernd löste der Mann sich von ihm und trat zwei Schritte zurück. “Ich denke, ihr solltet jetzt gehen. Ihr werdet in Hogwarts sicher schon sehnlichst erwartet.” Ein sanftes Lächeln war auf den reinblütigen Lippen zu sehen. “Ich passe gut auf den kleinen Blutsauger auf, versprochen”, klingte sich Luna in das Gespräch ein und harkte sich bei Harry ein. “Draco und ich kommen dich besuchen, versprochen.” “Und ich komm mit, schließlich will ich unser Pony besuchen”, kam es verträumt von Luna, welche ebenfalls einen Narren an dem alten Pony gefressen hatte. “Ihr seid hier jederzeit willkommen. Und jetzt macht euch endlich auf den Weg, sonst kommt gleich noch einer durch den Kamin und zieht euch an den Ohren zurück.” Das jeder von ihnen dabei an Severus dachte, konnte man in den drei Gesichtern ablesen. “Sag mal meine kleine Fledermaus, wollen wir nicht mit Seidenschnabel reisen? Wie ich eben gesehen habe, steht er nämlich auf der Terrasse und scheint gewillt mitzukommen.” “Wie der Herr, so das Gescherr”, kommentierte Lucius lachend das Verhalten des Hippogreifs. Nun war es Harry der breit grinste. “Na dann, fliegen wir wohl nach Hogwarts. Solange wir nicht wieder in der Peitschenden Weide landen, bin ich dabei.”   Und so kam es das die beiden besten Freunde auf dem sehr stolzen Seidenschnabel nach Hogwarts zurückkehrten, während Lucius via Kamin dort nicht nur Bescheid gab, sondern auch Harrys Gepäck hinschickte.   “Es ist ein seltsames Gefühl wieder hier zu sein”, gestand Harry während er an Seidenschnabel lehnte und den Blick über Hogwarts und dessen Ländereien schweifen ließ. Sie waren auf der Weide an Hagrids Hütte gelandet. “Ich war ja nicht lange weg, aber es kommt mir so vor. Irgendwie war ich zuletzt ‘richtig hier’, bevor wir zur Horkrux Suche aufbrachen. Danach … war alles anders.” “Der Kampf hat vieles verändert. Die Zeit heilt nicht alle Wunden und verändert manche so gravierenden, dass sie andere Menschen werden.” Harry gab nur ein zustimmendes Grummeln von sich, ehe er sich nochmal zu Seidenschnabel herum drehte.   “Also mein Guter, wenn du willst kannst du hier bleiben. Ich denke nicht, dass Hagrid diese Weide irgendwie anders nutzt. Du kannst auch jederzeit zu Lucius fliegen und den ein bisschen ärgern, nur pass bitte auf wenn du in den Verbotenen Wald gehst.” Pikiert schnaubend plusterte sich Seidenschnabel auf und stampfte mit einem Vorderbein auf. Lachend tätschelte Harry dem Wesen den Hals. “Schon gut. Tut mir leid, natürlich ist der Wald für ein Wesen wie dich keine Gefahr. Die da drinnen sollten sich vor dir in Acht nehmen.” Stolz reckte Gelobter den Kopf in die Luft. Gedanklich schüttelte der junge Vampir den Kopf über die Eitelkeit des Hippogreifs. “Aber dennoch sei vorsichtig und mach den Bösen da drinne das Leben schwer.” Wieder versöhnt gurrte Seidenschnabel, rieb den Schnabel an Harrys Wange und wandte sich ab um mit wenigen Galoppsprüngen im Wald zu verschwinden.    “Ihm wird schon nichts passieren. Er ist klug, stark und keiner der sich leichtsinnig mit jemanden anlegt.” Behutsam legte Luna ihm eine Hand auf die Schulter. “Na los, lass uns rein gehen. Die Direktorin und dein Professor erwarten uns bestimmt schon. ” “Hmm”, seufzte Angesprochener und ließ sich von Luna ins Schloss führen. Klar hatte Luna Recht mit der Beschreibung des Hippogreif. Aber vor seiner Flucht nach Malfoy Manor hatte Hagrid ihm erzählt, dass der Verbotene Wald momentan einem Bombarda glich. Einem Bombarda der kurz vor der Implusion stand, einfach weil die Hierarchie und Ökologie dort seit dem Finalkampf gestört war.   “Mister Potter, es ist schön Sie wieder wohlbehalten hier zu haben. Hogwarts ist nicht Hogwarts, wenn Sie nicht hier sind.” Freundlich lächelnd drückte die Direktorin die Hand des Jungen Vampirs. “Nehmen Sie Platz und Sie auch, Miss Lovegood.” Auf zwei Stühle zeigend, schritt die Frau hinter den Schreibtisch und setzte sich ebenfalls. “Ich freue mich auch wieder hier zu sein, Professor, äh Direktorin. Daran muss ich mich wohl echt noch gewöhnen.”  “Keine Sorge Mister Potter, da geht es nicht nur Ihnen so. Nun, lassen Sie uns über etwas wichtigeres sprechen. Eigentlich wollte ich dies im Beisein von Severus tun, jedoch ist er noch wegen einem Zwischenfall verhindert. Er bat mich sie schonmal in die weiteren Vorgänge einzuweihen, da er diese mit mir zusammen entwickelte.” Irritiert blickten die beiden Schüler sich an. Was ging hier vor und gehörte es zum Direktorenposten nebulös zu sprechen? Lange mussten sie nicht unwissend bleiben.    “Für alle hier im Raum ist es weder ein Geheimnis, dass Sie ein Vampir sind, noch dass es im Haus Gryffindor Unstimmigkeiten gibt. Ich kann dies so nicht dulden und ja, bevor sie intervenieren, Sie bekommen einen Sonderstatus von mir. Nicht weil Voldemort durch Ihren Einsatz vom Erdboden getilgt wurde, sondern weil sie ein ganz besonderer Mensch sind. Sie sind mehr als nur der Held der magischen Welt und nur deswegen habe ich den Vorschlägen zugestimmt. Das mit Gryffindor habe ich bereits in die Wege geleitet, die Unruhestifter stehen unter Beobachtung. Dieses Haus ist nicht mehr das, was es einmal war.”     “Ähm, Prof … Direktorin, entschuldigen Sie, aber ich verstehe gerade wirklich nur Bahnhof. Ich meine, ich weiß was mit den Unstimmigkeiten gemeint ist … wobei ich es eher als Mobbing und Hetze ansehe. Dazu Bestrafung der Falschen ...” Es war eine Spitze gegen den Umgang der Direktorin und sämtlichen Lehrern in Bezug auf dieses Thema, welche er sich nicht verkneifen konnte. “Ja … nun auf jeden Fall sind Sie jetzt wieder hier”, versuchte die Ältere erneut auf das ursprüngliche Thema zu kommen. Man sah ihr deutlich an, dass ihr das von Harry angesprochene Thema unbehaglich war. Für den Moment war der Junge gewillt es dabei zu belassen und nickte McGonagall zu.     “Severus hat mich über die Gründe ihrer Abwesenheit unterrichtet.” Verkniffen presste der Vampir die Lippen zusammen. “Ich denke, dass er mir nicht alles erzählt hat, aber doch, dass Sie Zeit benötigten um sich selbst zu finden. Um mit dem Krieg und den Folgen davon Frieden zu schließen.” Das Gefühl des Verrats in Harry ebbte ab. Eine gute Umschreibung. “Wieder einmal haben Sie uns auf ein Thema aufmerksam gemacht, welches wir nicht genügend bedacht und beachtet haben …” Der Blick der Älteren schweifte ab, ehe sie sich mit einem energisches Kopfschütteln selbst aus den Gedanken holte. “Nun, bevor ich wieder abschweife, komme ich auf den Punkt. Ehe Sie wieder in eine Krise geraten und dann etwas unwiderrufliches anstellen, werden Sie in den Keller ziehen. Professor Snape ist ihr direkter Ansprechpartner und wenn man es so nennen will, Babysitter. Sie und auch Miss Lovegood bekommen von mir mehr oder weniger einen Freifahrtschein, da ich Ihnen beiden vollkommen vertraue.” Baff blickten die beiden Schüler sich an, ehe sie synchron die Köpfe in Richtung Direktorin drehten und diese angafften, als wären sie Mondkälber. War das ein Scherz? Wusste Severus von der Babysitter Titulierung? Ein leises Glucksen entwich der Dame. “Dies bedeutet für Sie, dass Sie sich nicht zwingend an die Ruhe-und Sperrzeiten halten müssen. Zu dem können Sie jederzeit kommen und gehen, sind also nicht gezwungen die ganze Zeit hier zu wohnen. Weiter haben Sie die Befugnis auch unter der Woche nach Hogsmead zu gehen.”    Erstaunte und freudige Laute entwichen den Schülern. Doch McGonagall wusste sie erfolgreich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück zu holen. “Das gilt jedoch nur solange ...”, streng blickte McGonagall zwischen ihnen hin und her. “Nur solange, wie Sie beide sich an die anderen Regeln der Schule halten, keinen Ärger provozieren und fleißig lernen. Schlagen Sie über die Stränge, sind alle Privilegien verschwunden und Sie putzen sämtliche Rüstungen. Mit der Hand und bis diese sagen, dass es ihnen reicht.”    Das war beinahe eine der härtesten Strafen, welche von Lehrern verhängt wurde. Anders als die Kessel, konnte sich die ein oder andere Rüstung dagegen nämlich ‘wehren’ oder immer wieder ein Fleckchen finden, wo es angeblich noch vor Dreck juckte. Man wurde nie wirklich fertig. Zeit diese ganzen Informationen wirklich zu verarbeiten und auch zu hinterfragen, bekamen die beiden nicht, da die Direktorin schon fortfuhr. “Miss Lovegood, auch Sie haben die Wahl. Der neue Wohnbereich von Mister Potter ist theoretisch für zwei Personen ausgelegt.” Mehr musste die Lehrerin nicht sagen, da hatte Luna schon, nachdem Harry zustimmend genickt hatte, Winky gerufen und diese gebeten ihre Sachen ihre neue Wohnung zu bringen. Nur zu gerne war die breit grinsende Elfe dem nachgekommen. “Aber … ich wohne nicht bei Severus?” Es gelang ihm nicht den Funken Enttäuschung aus der Stimme zu halten. Insgeheim hatte er sich schon in Tagträumen verloren. Schmunzelnd schüttelte Minerva den Kopf. “Seine Wohnung ist langfristig nicht groß genug und kann leider auch nicht weiter vergrößert werden. Wenn Sie ihn jedoch dazu bringen, sein streng gehütetes Labor oder einen der anderen ach so wichtigen Räume aufzugeben …” Lachend winkte Harry ab. “Eher friert die Hölle zu. Nein, so ist es schon gut und ich glaube, Luna und ich kriegen das ganz gut da unten hin.”   “Wie oft wir wohl falsch abbiegen, wenn wir schlafen gehen wollen? Welche Vorhänge soll ich denn aufhängen? Wenn ich einen Niffler finde ...” Vor sich hinbrabbelnd tauchte Luna in ihre eigene Welt ab und Harry schüttelte schmunzelnd den Kopf. “Gibt es sonst noch etwas, Direktorin oder können wir gehen?” “Die Jugend, so ungeduldig. Nein, Mister Potter, Sie können gehen. Über den Unterricht und all dieses wird Severus Sie aufklären. Das macht er bestimmt gerne.” Ein seltsames Grinsen erschien auf dem Gesicht der Frau. “Ähm … danke.” “Gerne. Gehen Sie und wenn Sie dazu kommen, grüßen Sie Severus von mir.” Unruhig erhob Harry sich. Er war neugierig. Neugierig auf die neue Wohnung. Neugierig was Severus dazu sagte, dass sie Nachbarn waren und ja, er war auch voller Sehnsucht den Werwolf wieder zu sehen. So kurz sie sich nicht gesehen hatten, so sehr fehlte ihm der Mann dennoch. “Danke für alles”, brachte er noch strahlend über die Lippen, ehe er Luna kurzerhand einfach Huckepack nahm und mit seiner besten Freundin aus dem Büro trat. Trabte war wohl der bessere Begriff. Ehe die Tür sich wieder hinter ihnen schloss, hörte er noch das lauthalse Lachen der Direktorin. Kinder und Teenager in einem Internat glichen einem neugierigen Bienenschwarm. Es war beinahe so als wenn sie nicht nur ein paar, sondern sämtliche Schüler auf ihrem Weg in den Keller trafen. Warum musste auch gerade Raumwechsel sein? Dauernd traf er auf jemanden der sich wunderte und freute, dass Harry wieder da war. Sich wunderte, dass Harry Luna auf dem Rücken trug oder sich einen spöttischen Kommentar nicht verkneifen konnte. Junge Gryffindors, die er enttäuscht hinter sich ließ, nachdem er ihnen mitteilte nicht mehr im Turm zu wohnen. Immerhin waren ihm die Menschen erspart geblieben, welche er am wenigsten sehen wollte: Ron und sein verwirrter, gehässiger Mob. Dafür erwartete Sie ein ungeduldiger Draco an der Treppe, welche von der Empfangshalle hinab in den Slytherinbereich führte.    “Na endlich. Wo bleibst du denn?” “Spar dir deinen finsteren Blick, der zieht bei mir nicht, Dray.” Lieblich klimperte Harry den Blonden an. “Hälst du wohl die Klappe, du Nachwuchsfledermaus! Los runter jetzt und sag bloß nichts falsches, sonst …” “Sonst? Wollen wir das in einem guten alten Duell ausfechten?” Grinsend rempelte Harry seinen Freund so gut es ging an. Immerhin trug er immer noch Luna. “Aber nur, wenn du deinen menschlichen Rucksack ablegst? Hast du der was gegeben oder warum ist die so drauf?” Skeptisch zog Draco eine Augenbraue hoch und musterte die verträumte Luna. “Nope. Sie ist gerade einfach nur faul. Stimmts Lunchen?” Vorsichtig drückte er Lunas Beine, welche leise kicherte. “Auf dem Rücken der Hogwartsfledermaus in den Keller. Welch Dramatik.” “Ihr habt sie doch beide nicht mehr alle”, kam es kichernd von Draco. “Lunchen? Ernsthaft jetzt, Harry?” “Grünauge hat kein Händchen für Spitznamen”, unterstützte Luna den Slytherin, während sie von Harrys Rücken kletterte. Anscheinend hatte der Blonde nicht damit gerechnet. Harry sah den kurzen Ausdruck von Verwirrung auf dem blassen Gesicht. “Warum ist sie eigentlich mit hier unten?” Luna überging einfach, dass Draco in der dritten Person über sie sprach, als wäre sie nicht anwesend. “Ich wohne jetzt auch hier unten.”    “So, tun Sie das?” Alle drei Schüler zuckten zusammen und blickten zu Severus, welcher mit verschränkten Armen an der Wand, neben einer Tür, lehnte. An dieser Tür entdeckte Harry die Initialen H.J.P und L.L. “Das ist es also?” Sprach die einzige Frau der Runde, schnappte sich die Hand Dracos und verschwand mit dem absolut überrumpelten Jungen in der neuen Unterkunft. Zurück blieben, ein wenig verloren wirkend, Werwolf und Vampir. “Hast du also endlich wieder den Weg nach Hogwarts gefunden …” Es war Severus, welcher als erstes das eingetretene Schweigen brach, sich löste und auf den jungen Vampir zutrat. Jener fühlte sich plötzlich so nervös wie zum Zeitpunkt seiner kindischen Schwärmerei für Cho Chang. Nein, das hier war schlimmer. “Hi”, brachte er trocken hervor und grinste Severus von unten herauf an. Ein leichtes Schmunzeln tauchte auf den Lippen des Lehrers auf. “Es ist schön, dich wieder hier zu haben”, gestand der ältere und legte Harry eine Hand auf die Schulter.   So harmlos und behutsam diese Geste auch war, so sehr brachte sie den Haufen Insekten in Harrys Magen in Wallung. “Haben wir das Sprechen verlernt, oder bringt dich mein Antlitz in diese Situation?” Lasziv wackelte Severus mit den Augenbrauen. Innerlich puterrot, plusterte Harry die Wangen auf. Ja, Severus' ‘Antlitz’ - was für ein komisches Wort, das klang eher nach einer Krankheit - war sehr ansprechend. Ansprechend und perfekt für Tagträume sowie Nachtfantasien. “Haha, du Witzbold.” Kurz funkelte er den Wolf finster an, ehe er dafür sorgte, dass dem Mann alles aus dem Gesicht fiel. Er trat einfach nach vorne und umarmte Severus. “Ich freu mich auch, wieder hier zu sein. In Hogwarts. Bei dir”, murmelte er in den nach Kräutern und Essenzen duftenden Umhang. Brummend und ein wenig steif, erwiderte der Werwolf die Geste und murmelt irgendwas von “Überraschung gut”.   Lautes Polter aus der neuen Schülerwohnung, ließ die beiden Wesen dorthin blicken. Dadurch dass die Tür nur angelehnt war, konnte das erneute dumpfe Poltern sowie Dracos Motzen zu ihnen auf den dunklen Flur gelangen. Seufzend löste Severus sich von ihm und Harry ließ den Älteren nur ungern los, aber auch er wollte wissen was da drinnen los war … und dann beide zusammenstauchen, da sie den Moment zerstört hatten! “Blödis”, motzte er mit einem leichten Fauchen, stapfte an dem Professor vorbei und öffnete die Tür so energisch, dass sie knallend an die Wand dahinter schlug.   “Was macht …”, abrupt blieb er stehen. Musste einen Moment verwirrt blinzeln, ehe Severus eloquent formulierte, was sein Hirn nicht hinbekam. “Was bei Merlins Seidenstrümpfen macht ihr beiden da?” Eine gute Frage, wenn man bedachte, dass Draco auf einem Sitzsack saß, Luna breitbeinig auf dessen Schoß, während sie Dracos Kopf hin und her drehte. “Hil … fe”, kam es von dem Blonden. “Miss Lovegood, stehen Sie augenblicklich auf!”, befahl Severus streng, doch von dem Mädchen kam keine Reaktion.      Harry hatte seine beste Freundin schon einmal so erlebt. Irgendwie hatte er sie, wenn auch nach einigem zureden und abwarten, aus dieser seltsamen Trance bekommen. Strenge und Strafe, so vermutete er, brachten da gar nichts. Langsam trat er zu den beiden und ging neben Luna in die Hocke. Die quatschenden Slytherins vollkommend ignorierend. “Hey Kleines. Was ist da?” Seine Stimme war sanft und leise wie ein Windhauch. Doch es zeigte Wirkung bei der blonden Ravenclaw. “Schau … ein Diddikus. Ist er nicht niedlich?” “Ich fürchte, er hat Angst vor mir. Scheint ein Meister der Tarnung zu sein.” Leise kichernd strich Luna über Dracos Haare, welcher unruhig quietschte und den Kopf versuchte wegzuziehen. “Eine kleine Maus mit Stacheln. Sie zeigt sich nur zu Zeiten großer Veränderungen. Vor allem bei dem Bezug neuer Wohnungen oder Häuser. Sie können dein Freund, oder Feind sein. Ist es ein gutes Zeichen, dass ich eine sehe?” “Vielleicht stellen wir ihr eine Schale mit Essen hin? Was hälst du davon?” Behutsam nahm er Lunas Hand in die eigene und hinderte diese somit darin, Dracos Haare noch weiter in Unordnung zu bringen. Mit einem seligen Grinsen drehte Luna den Kopf zu Harry herum. “Sie mag Nüsse.” Harry, der froh war zu seiner besten Freundin durchgedrungen zu sein, erwiderte das Lächeln, hob Luna kurzerhand einfach von Draco herunter und führte sie in die Küche.    Mit einrichten, ausstatten, kochen mit Winky und einem Spaziergang vertrieben sie sich die Zeit, während die anderen beiden dem normalen Hogwartsalltag nachgingen. Am Abend saß er mit Severus und Draco in der Lehrerwohnung. Blut, Wein und Butterbier waren dabei die Getränke ihrer Wahl. Luna war alleine in der neuen Wohnung zurückgeblieben, ruhig gestellt durch einen von Severus' Tränken und mit einem Überwachungszauber lag sie in ihrem Bett. “Sobald du wieder hier bist, ist gleich wieder viel mehr Trubel. Kannst du mir erklären, was da vorhin los war?”, sprengte Severus die Aufzählung Dracos über den neusten Klatsch und Tratsch in Hogwart. Seufzend fuhr sich Harry mit der freien Hand durch die Haare, trank noch ein Schluck und stellte das Glas dann auf den Tisch.   “Das, was ihr da vorhin erlebt habt, war eine von Lunas Attacken.” “Attacke? Ist sie nicht immer so, dass sie von irgendwelchen komischen Viechern spricht? Viecher von denen noch niemand gehört hat und die auch kein Mensch ausser sie sieht?”, erkundigte sich Draco skeptisch. Langsam nickte der Vampir, ehe er den Kopf schüttelte. “Ja und nein. Ja, sie sieht die Welt wohl schon immer anders. Voller Schlickschlupfe und Lenkpflaumen und weiß der Geier was noch. Ich kann weder beweisen dass sie Recht hat, noch dass sie sich alles nur einbildet. Auch das sie wegträumt und nicht anwesend wirkt, ist für sie noch relativ normal.” “Vorhin … so habe ich Miss Lovegood wirklich noch nie erlebt”, stimmte auch der Professor nachdenklich zu. “Darum habe ich ihr auch den Trank verabreicht.” “Ja, ich glaube das war auch ganz richtig. Diese Attacken hat sie immer wieder. Mal im normalen Ausmaß, manchmal tut sie auch nur so. In solch einem Ausmaß habe ich es bisher nur einmal erlebt. Es war so skurril, weil ich hinter ihr her gerannt bin. Quer durch Muggellondon weil sie der Meinung war, dass dort irgendwo ein Rosiesprite wäre. Ich hab keine Ahnung was es ist oder war. Als ich sie endlich zu fassen gekriegt habe, habe ich sie geschockt, in eine dunkle Gasse gezogen und bin nach Hause appariert. Das war, bevor sie erfuhr, dass ich ein Vampir bin und ich selbst noch mit mir kämpfte.” “Die kriegt dabei überhaupt nicht mit, was um sie herum passiert, kann das sein?”, wollte Draco wissen. “Das glaube ich auch. Ich weiß nichtmal, ob sie sich richtig daran erinnert. Letztes Mal hat sie es zwar versucht zu vertuschen, aber … ach keine Ahnung.” Ratlos zuckte Harry mit den Schultern. “Aber du bist heute zu ihr durchgedrungen. Ich habe euch und vor allem die kleine Ravenclaw ganz genau beobachtet. Ihr Blick war … konfus. Leer und doch wild. Riesige Pupillen und sie hat kaum gezwinkert. Als sie dich erkannt hat, kam wieder Leben in sie. Der Ausdruck war friedlich, beinahe verträumt. Also für sie normal.” Grübelnd tippte sich Severus ans Kinn. Auch wenn es unpassend war, Harry musste feststellen dass der Mann grübelnd ziemlich sexy aussah. Dumme Teenager Hormone!   “Ähm ja, wie gesagt, ich hab es jetzt auch erst zum zweiten Mal mitbekommen. Aber ich schiebe es auf PTBS.” “PT … was?”, kam es wenig sinnreich von Draco. Nun war es an Severus zu seufzen und in den Lehrer-Modus zu verfallen. “PTBS oder umgangssprachlich Post-traumatische- Belastungsstörung ist eine Erkrankung, der Psyche. Sie wird durch schwerwiegende Traumata ausgelöst. Es ist sehr gut möglich, dass diese Zustände PTBS und Kriegsbedingt verstärkt wurden. Jedoch glaube ich, dass es bei Luna tiefer geht. Nur um mal ganz direkt zu sein.” Neugierig lehnte sich Harry näher. Da er neben Severus saß, lag er bald auf dessen Schoß wenn er so weiter machte. Der Professor in Severus' Herzen genoß es geradezu, dass er solch eine ungeteilte Aufmerksamkeit auf sich liegen hatte, das sah Harry ganz deutlich. Dennoch stupste er den Mann an weiterzureden. “Eine PTBS gibt es in zwei Typen. Einmalig mit kurzer Dauer oder eben öfter und länger. Definitiv hat Luna, wenn überhaupt, den zweiten Typ.” Nun drehte sich der Lehrer-Werwolf zu Harry herum. “Hat sie manchmal Flashbacks, Albträume oder Dejavue? Vermeidet sie Dinge oder Orte? Ist gefühllos beziehungsweise gleichgültig? Schlafstörungen allgemein? Reizbar? Schreckhafter?” “Ähm …” Ratlos kratzte Harry sich am Hinterkopf. “Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht so wirklich … Wisst ihr, wir sind zwar schon seit meinem fünften Schuljahr befreundet, aber jetzt ist die Zeit des engsten Kontakts. All der Scheiß aus Horkrux Suche mit Dumbledore, mein Spezialtraining, dann unsere Flucht um die Horkruxe zu dritt zu finden und zu zerstören. Schließlich der Finalkampf und alles was es mit sich brachte. Erst vor kurzem haben Luna und ich uns richtig ausgesprochen und die gute, tiefe und vertraute aber nie wirklich enge Freundschaft wieder aufleben zu lassen. Ich weiß also nicht ob sie Schlafstörungen hat und eigentlich ist sie wie immer. Sie lebt in ihrer eigenen Welt, sucht seltsame Wesen und gibt irgendwelche Halbweisheiten zum besten, wenn sie nicht gerade einfach nur den Augenblick genießt. Ich bin letztendlich einfach froh, dass nicht alle meine alten DA Leute so verbohrt und dumm wie Ron sind.” “Onkel Severus, du willst doch auf irgendwas hinaus.” “Hmm … ja, das will ich wohl. Aber das ist etwas, was ich mit Miss … mit Luna selber, unter vier Augen besprechen sollte.” Skeptisch zog Harry die Augenbrauen hoch. “Keine Sorge, es ist nichts schlimmes. Wir sollten nur vorerst sicher gehen, dass sie nicht allzuviel Neues über sich ergehen lassen muss. Denn auch dass kann sie in so einen Zustand versetzen. Wenn ich richtig liege, ist es ein Schutzmechanismus ihrer Psyche. Aber wie gesagt, das weitere bespreche ich vorerst mit ihr selber und nicht mit euch neugierigen Gören.”   “In Ordnung, Onkel.” Mürrisch warf Draco sich gegen die Rückenlehne. “Was denn? Jetzt guckt nicht so. Ja, ich bocke wie ein Kleinkind, das braucht ihr mir nicht sagen. Aber wir fangen hier so ein Thema an und dann als es wirklich spannend wird … SCHLUSS.” Harry konnte den Blonden durchaus verstehen. Er wollte auch nur zu gerne wissen, was Severus bezüglich Luna im Kopf herum ging. Aber der Mann hatte wohl recht damit, zuerst mit Luna zu sprechen. Auch wenn Harry Luna als sehr wichtige Person ansah, war es doch etwas sehr, sehr intimes und privates über die Psyche zu sprechen. Das wusste er nur zu genau. “Wenn ich irgendwie helfen kann, sag einfach bescheid.” Dankbar lächelnd nahm Severus seine Hand und drückte sie sanft. “Du bist uns allen schon eine große Hilfe, wenn du einfach für Luna da bist. Du hast einen guten Einfluss auf sie und sie vertraut dir. Sie hängt an dir. Für uns alle, ist deine reine Existenz schon eine Hilfe.”     Wenn Severus nicht augenblicklich aufhörte, bekam Harry noch Schnappatmung. Ok, konnte er nicht wirklich bekommen. Beziehungsweise schon, aber er brauchte den Sauerstoff nicht zum Überleben und damit war hyperventilieren kein Problem. Aber gefühlt, da hyperventilierte er gleich garantiert. Merlin, was dachte er eigentlich für einen Quatsch? Der Typ vor ihm brachte ihn einfach dauernd um sämtliche Sinne! Wie, bei allen je bekannten Gottheiten sämtlicher Welten, sollte er auch nur einen Moment ruhig, cool und souverän wirken, wenn Severus ihn mit diesen dunklen, sanften und doch feurig-lebendigen Augen ansah. Augen, in denen Harry meinte so viel zu sehen. So viel positives ihm gegenüber. “Ich werde immer für Luna da sein. Ich werde für alle die mir wichtig sind da sein. Hilfst du mir dabei, dass ich mich dabei nicht wieder selbst verliere?” Erwartungsvoll blickte er sein gegenüber an. Sein eigenes Herz schlug ihm eindeutig bis zum Hals und bei Severus war es nicht anders. Vorsichtig legte Harry seine rechte Hand auf den kräftigen Leben spendenen Muskel seines Gegenüber. Das schnelle Klopfen fachte Harrys Hunger an. Es war berauschend! Stumm ließ der Professor dies über sich geschehen, ehe er plötzlich stutze und langsam eine Hand über Harrys Herz platzierte. “Was …”, brachte der Werwolf mit trockenen Lippen leise hervor. “Nur wegen dir, schlägt mein Herz.” Und als er dies sagte, spürte er das Stolpern von Severus’ Herzschlag und das glückliche purzeln des Insektenschwarms in seinem Magen.     Laute Würgegeräusche zerbrachen diesen seltsamen und doch besonders schönen Moment zwischen den beiden Wesen. Erschrocken fuhren sie auseinander und blickten zur Quelle des Geräusches. “Boar … ernsthaft ihr zwei? Das ist wie ein Quidditchunfall. Wirklich … das ist so … ekelig schnulzig.” Rief der junge Slytherin aus und verschwand aus der Lehrerwohnung. Das Bier schwappte im Glas noch fröhlich vor sich hin und her, als die Tür laut hinter dem immer noch würgenden Draco zu fiel. Einen Moment starrte Harry einfach nur hinterher, dann begann er zu kichern und schließlich lauthals zu lachen. Severus brauchte einen Moment, um wieder richtig in der Realität anzukommen. Zu sehr hatte ihn dieser kurze, intime Moment mit Harry abgelenkt. Für diesen kurzen Augenblick, hatte er wieder einmal vergessen, was um ihn herum los war. Das sie nicht alleine waren. Es war so schrecklich-herrlich einfach, mit Harry die Welt auszublenden. Danach hatte er so lange insgeheim gesucht. Den Menschen, der alles in ein anderes Licht tauchte und für mehr Frieden in seiner Seele sorgte. Es war so skurril, dass es gerade Harry war, der dies in ihm auslöste. Aber er wusste, er wollte, und ganz egoistisch gesehen, brauchte er mehr solcher Momente. Es war wie eine Droge, wenn man sich in der Nähe des Jungen aufhielt und solche Dinge fühlte, die man seit Jahrzehnten vergessen hatte. Oder nie in solch einem Ausmaß erlebte. Er wusste, seine Chancen standen keineswegs schlecht bei dem Jungen und somit würde er nicht einfach aufgeben. Er wollte mehr. Von allem! Von Harry!    Lächelnd blickte er zu dem Jungen der sich langsam wieder beruhigte. “Meinst du, der traut sich nochmal mit uns alleine irgendwo hin?” “Heißt das, du hast öfter vor bei mir zu sein?”, harkte der Lehrer nach. “Klar, warum nicht? Es ist angenehm mit dir. Du forderst mich genau so, wie du mich bremst. Die Welt ist nur halb so schlimm.” Schief grinsend zuckte Harry mit den Schultern und nahm das Blutglas vom Tisch. Nun offensichtlich ein wenig beschämt, starrte Harry auf das Glas, während er es in den Händen drehte. “Das freut mich. Mir geht es genau so”, flüsterte Severus und konnte den Impuls nicht unterdrücken, Harry über die Wange zu streichen. Die warme Kälte zu spüren, welche der Junge abgab. Innerlich machte er drei Kreuze, dass er nicht dem Wolf nachgab, welcher ihm vorschlug den Jungen einfach zu bespringen und zu markieren.   “Lucius hat übrigens gesagt, dass das mit dem Beißen nur ein Problem ist, wenn du mich beißt. Sollten wir tunlichst vermeiden. Ich muss dich schon versuchen zu töten oder dein Herz herausreißen damit du davon überhaupt großartig was merkst. Aber da würde ich mir ja ins eigene Fleisch schneiden, wenn ich das versuche. Also von daher …” “Mooooment. Langsam und eins nach dem andern. Was heißt hier Problem?”, unterbrach er den plappernden Jungvampir. Grübelnd legte Harry die Stirn in Falten. “Er hat was erzählt von wahnsinnigen Schmerzen und Tod. Letztendlich also nur Dinge die ich schon kenne.” “Würdest du vielleicht mal aufhören abzulenken und zu verharmlosen? Warum sagst du mir das erst jetzt?”, aufgebracht fuhr er sich durch die Haare und rutschte unwillkürlich von dem Jüngeren weg. Wenn das so war … wenn er eine Gefahr für Harry war, dann … Weiter kam er mit dem Gedanken nicht, denn plötzlich spürte er kalte Lippen auf den eigenen. Hände welche sich links und rechts auf seine Wangen legten. Noch ehe er richtig begriff und genießen konnte, was hier geschah, lösten sich die Lippen von seinen.     “Was …” “Severus, ich weiß du würdest mich niemals verletzen. Ich war auch geschockt, als Lucius es mir erzählt hat. Aber es ist mir egal. Denn wie gesagt, ich weiß du würdest mich nie ernsthaft oder willentlich verletzen. Ich weiß nicht, warum ich es gerade jetzt und nicht in einem besseren Moment gesagt habe, aber … aber ich habe über uns nachgedacht. Wohin das mit uns beiden führt und egal wie du dich entscheidest: Ich werde nicht dagegen sprechen. Weder scheut mich unser Wesen, noch das Alter, noch Schüler oder Lehrer, noch das wir wie Materie und Antimaterie sind. Und wenn das hier mit uns, dieses komische hin und her weitergeht, weiß ich nicht, wie es wird. Ich habe über Werwölfe gelesen und weiß, dass da einiges über Beisen abläuft. Vielleicht ist es mir deswegen über die Lippen gekommen. Im Kopf war ich wohl schon einige Schritte weiter. Diese ganze Spannung zwischen uns, diese Anziehung, macht mich halb wahnsinnig und ich weiß, ganz unbemerkt geht das auch an dir nicht vorbei.”   Eine Hand löste sich von der Wange und rutschte hinab auf Severus’ Herz. “Ich mag dich … sehr und du, allein du auf dieser Welt, bringst mein totes Herz wieder zum Schlagen.” Aus sanften Augen blickte Harry ihn an. Schien nach irgendetwas zu suchen. Als der Wer-Mensch es nach mehreren Atemzüge immer noch nicht geschafft hatte den Buchstabensalat in seinem Kopf zu richtigen Wörtern und Sätzen zu formulieren, spürte er voller entsetzen, wie sich Harry von ihm zurückzog. Nicht nur körperlich, denn er sah die Enttäuschung, ehe die Maske der Neutralität Platz auf dem jungen Gesicht nahm. “Ich … ich geh mal nach Luna sehen”, murmelte der Vampir, stellte sein Glas ab und erhob sich langsam.    Das hier lief so falsch! Aber Severus wusste, er durfte Harry jetzt nicht einfach gehen lassen! Egal ob er sich dabei eventuell bis auf die Knochen blamierte! “Gute Nacht, Severus.” Ehe er wusste, was er tat, war er aufgesprungen und vor Harry gesprungen, welcher gerade die Wohnungstür öffnen wollte. “Du bleibst hier!” “Severus …” “Nein, Kleiner. Jetzt bin ich mit reden an der Reihe.” Entschlossen starrte er den jungen Vampir an. “Du kannst mir das alles nicht einfach vor den Kopf werfen, mich einfach küssen und dann abhauen wollen. Nicht mit mir, mein Freund!” “Ich wollte nicht …”   Schnell legte Severus den Zeigefinger auf Harrys Mund. “Bist du jetzt wohl mal still und hörst dir an, was ich zu sagen habe?” Zögerlich nickte Gefragter und so entfernte er seinen Finger. “Es hat mich einfach nur erschreckt, das mit dem Beißen. Vor allem, weil ich noch so lapidar gewitzelt habe dich zu beißen. Was wenn ich es wirklich gemacht hätte? Mir wurde bewusst, dass ich einfach viel zu wenig über die Schattenseite WerwolfxVampir nachgedacht habe. Dies sollte ich aber wohl, denn, auch ich mag dich. Keine Ahnung wie ich es erklären soll, du kannst das besser, aber du bist nicht alleine. Schon seit deiner Schulzeit, ich glaube das erste Mal seit dem Turnier, sah ich dich mit anderen Augen. Ich habe deine Hartnäckigkeit bewundert. Während eurer Suche bin ich beinahe verrückt geworden. Habe jeden Tag damit gerechnet, deine Todesanzeige auf der Titelseite der Zeitung zu sehen oder gar bei deiner Ermordung live dabei sein zu müssen. Seit dem ich ein Werwolf wurde, ist es keineswegs besser geworden, denn jetzt zieht mich mein magisches Wesen auch noch in deine Richtung. Jetzt kann ich dagegen nicht mehr ankämpfen, dass ich dich … mag.” Mit nur einem Schritten stand er direkt vor dem Jüngeren, blickte lächelnd auf diesen hinab und strich federleicht über die kühle Wange. “Severus …”, hauchte dieser deutlich ergriffen. “Ich bin es satt, mich zurück nehmen zu müssen und dennoch stolz darauf, meinem Wolf nicht direkt nachzugeben. Dann würde ich dich nämlich hier und jetzt bespringen.” Ein heiseres Knurren mischte sich in den Satz, während ihm die Fantasie Bilder sandte. “Unser erstes Mal hätte ich dann doch lieber im Bett oder wenigstens auf der Couch”, schnurrte Harry mit hungrigem, leicht rötlichem Blick. Die Hände des Jungen hatten sich in Severus' Oberteil vergraben. Wann? Nicht wichtig! Erneut entwich ihm ein Knurren, ein hungriges, und schon im nächsten Moment war Harry eingeklemmt zwischen ihm und der Tür. “Ich habe ein Déjàvue.” “Ach ja? Dann wollen wir es mal verschönern”, raunte Severus und presste seine Lippen auf Harrys.      Bei allen heiligen Trankzutaten, war das GUT! Die Nähe des Jungen war super, klar. Aber das hier war genial! Atemberaubend … unbeschreiblich, selbst mit allen Worten dieser Welt. Harry, der längst nicht so lange wie er selbst brauchte um neue Situationen zu verarbeiten, stieg nicht weniger hungrig in den Kuss ein. Von sanft waren sie Lichtjahre entfernt, dass hier war der Abbau von hormonellen Spannungen der letzten Wochen. Von Fantasien welche sie Nachts gequält hatten und Blicken, die man sich zu geworfen hatte. Kleine, eigentlich unbedeutenden Berührungen, welche inzwischen ein großes Kribbeln am ganzen Körper geworden waren.   Freudig und sehnsüchtig erwiderte er den Zungenkuss zu welchem Harry aufforderte und schob sich grollend noch näher. Er wusste, wenn sie hier so weiter machten, mit dieser Mischung auf wildem Geknutsche und wandernden Fingern - mit dem aneinander reiben, dann gab es bald kein zurück mehr. Dann würde er dem Wolf nachgeben! Harry an Ort und Stelle bespringen und vögeln, bis sie Sterne sahen sowie ihre Namen vergaßen. Aber das, so sagte ihm der letzte, leise Teil seines Verstandes, war falsch. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, egal wie nötig es wohl beide hatten, wie Severus an der Beule in Harrys Hose bemerkte. Eine Tatsache, welche ihn sehr erfreute und auch ein wenig irrational stolz machte.   Als Harry, vollkommen gefangen im Rausch des harten sexuellen Vorspiels, eine Hand Severus’ Bauch hinab fuhr, ließ er den Verstand siegen und hob den Kopf. “Stop!” Lautes Fauchen und knallrote Augen waren die Antwort. “Ich will es auch, aber denk darüber nach, ob es wirklich der richtige Moment ist!” “Ach halt die Klappe und leg mich einfach flach!”, grollte Harry und riss an der Lehrerkleidung. Harrys Aufforderung ließ die Vernunft stark schwanken. “Nein, warte. Hör mir erst zu.” Entschlossen packte er sich die eifrig zupfend und ziehenden Hände und hielt sie fest. “Das ist nicht wie ich mir unser erstes Mal vorstelle. Aus dem Stehgreif und in solch einem Überfallkommando.” “Du willst es auch, oder trägst du seit neustem Tränkephiolen oder deinen Zauberstab im Schritt?”, fauchte Harry, wurde jedoch urplötzlich handzahmer. “Das erste Mal zählen doch eh viele nicht … es ist nur Sex. Guter Sex, zwischen zwei Wesen die nicht so schnell an den Rand ihrer Ausdauer kommen. Stell dir nur all die Möglichkeiten vor”, gurrend rieb sich der Junge an ihm. Wann hatte dieser Vampiraal denn ein Bein um ihn geschlungen? Bei allen Mächten!   “Ich will aber, dass es etwas besonderes wird. Ich will mich an unser erstes Mal erinnern und es zählen, denn es soll der Beginn von vielen Malen sein. Ich mein es ernst, Harry. Als Paar sollte man jeden Sex als besonders ansehen.” Und zack, stand der Junge auf beiden Beinen vor ihm und starrte ihn an. Ein Wimpernschlag, zwei … “Gute Nacht, Severus”, flüsterte der Junge, hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen und entzog die Hände. “Wie jetzt?”, kam es ihm baff über die Lippen. “Du hast vollkommen Recht. Ich bin ein wenig meinen Vampirhormonen verfallen, entschuldige. Ähm … ich geh dann mal.” Plötzlich hatte der Vampir es ziemlich eilig aus der Wohnung zu verschwinden und schob Severus etwas weg. “Du haust einfach ab?” Er konnte sich ein enttäuschtes und leicht wütendes Grollen nicht verkneifen. Schnell wirbelte Harry herum und pikte ihm in die Brust. “Zwei Möglichkeiten. Entweder wir gehen jetzt und sofort ins Schlafzimmer und beenden gemeinsam was wir … du bei mir angerichtet hast”, dabei zeigte der Jüngere auf den Schritt in dem man immer noch eine große Beule sah, “Oder, ich gehe jetzt in meine Wohnung, belege sie mit Stillezauber und mache es mir selbst.”    Und wieder nagten diese Worte stark an der Vernunft. Nur langsam und mit zusammengebissenen Zähnen schaffte er es die Tür freizugeben, damit Harry hinaus huschen konnte. “Bis morgen.” Ein letzter Kuss auf dem Flur, ein schiefes Lächeln, dann war der Vampir aus seiner Wohnung verschwunden und Sekunden später in der eigenen.    Es sah bestimmt reichlich grenzdebil aus, wie er hier auf dem Flur stand und immer wieder mit dem Zeigefinger über die Lippen strich. Kopfschüttelnd trat er wieder in seine Wohnung und schloss langsam die Tür.    Jetzt würde er ein heißes Bad einlassen und es sich dort ebenfalls selbst machen. Mit dem, was eben passiert war und der Vorstellung, dass Harry jetzt ebenfalls an sich herum spielte … er sollte die eigenen Schutzzauber verstärken! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)