Die Farbe Rot von Kyo_aka_Ne-chan ================================================================================ Kapitel 19: A secret ending Teil 2: Immer noch Partner? ------------------------------------------------------- Pünktlich erreichte Reno das Hotel und holte sich an der Rezeption den Schlüssel zu dem Apartment, wo er sich mit seinem Klienten treffen sollte. Es schien sich um ein enorm hohes Tier zu handeln, denn die gesamte oberste Etage war für jenen Mann reserviert worden. Er hatte sich sogar den Pool auf dem Dach zur alleinigen Nutzung unter den Nagel gerissen und hatte ein extra Esszimmer für sich selbst. //Bitte lass es kein Arsch sein//, hoffte Reno im Stillen, denn wenn er etwas nicht leiden konnte, dann waren es Menschen, die dachten, dass sie alles für Geld haben konnten. Der Fahrstuhl beförderte ihn nach oben und er musste zweimal einen Code eingeben, den er zum Glück vorher erhalten hatte, damit der Fahrstuhl auch wirklich da ankam, wo er hinwollte. Langsam stellte sich nun doch Nervosität bei Reno ein, denn dieser Auftraggeber war eigentlich nicht seine Kragenweite. Um solche Leute kümmerte sich normalerweise Tseng höchstpersönlich, da Elena dafür zu nervös war und Reno... na ja, er war halt Reno. Reno schaute in den Spiegel, der in der Fahrstuhlkabine montiert war, und zupfte ein letztes Mal an seinem Hemdkragen und seiner Krawatte herum, außerdem an seinen widerspenstigen Haaren. Er trug seine Turkuniform trotz allem, einfach, weil er stolz darauf war und weil er sich trotz der Umgebung nicht verbiegen lassen würde. Auf seine Fliegerbrille hatte er auch nicht verzichten können, ebenso wenig wie auf seinen Schlagstock, den er heute aber versteckt in seiner Anzugjacke trug. Weiterhin hatte er eine Tasche dabei, in welcher er Ersatzkleidung und zahlreiche kleine Überraschen mit sich trug, man wusste ja nie, wer dem VIP an den Kragen wollte, also war Reno lieber auf alles vorbereitet. Der Fahrstuhl blieb nun stehen und Reno wandte seine Aufmerksamkeit zu den Aufzugtüren, die nun mit einem sanften Geräusch beiseite glitten. Reno atmete tief durch, verließ den Fahrstuhl und betrat einen langen Gang. Er suchte die Zimmernummer 044, welches den Treffpunkt markierte und fand es auch bald. Mithilfe des altmodischen Schlüssels öffnete Reno die Zimmertür und trat ein, ehe er die Tür wieder hinter sich schloss. Das Apartment war riesig, so dass er sich ganz verloren vorkam. Die Tapete an den Wänden an sich sah schon verdammt teuer aus, vom Teppich unter Renos Füßen ganz zu schweigen. Überall waren Kunstgegenstände und Möbel, sowie Sitzgelegenheiten, auf die man sich nicht zu setzen wagte. Die Fenster waren geöffnet und die bodenlangen Vorhänge flatterten im Wind, was die angenehme Luft von draußen mit sich brachte. //Trotzdem ein Sicherheitsrisiko//, dachte Reno, doch er beließ es erst einmal dabei. Er durchquerte dieses erste überdimensionale Zimmer, um in ein Zweites zu gelangen, welches nicht ganz so groß war. Es handelte sich dabei um das Esszimmer, in welchem schon ein paar Sachen aufgetragen worden waren. Zahlreiche Essensgerüche drangen auf Reno ein und sein Magen knurrte laut und vernehmlich, was ihn erröten ließ. Manchmal war es nicht von Vorteil, wenn man das Frühstück ausließ und sich nur von Kaffee ernährte. Der Rothaarige machte die Tür wieder zu und wandte sich zu einer weiteren Tür, die in ein großes Badezimmer führte. Vergoldete Wasserhähne in Behemothform sprangen ihm ins Auge und er musste grinsen, denn genau das hatte er sich vorgestellt. Die überdimensionale Badewanne gefiel ihm schon mal sehr gut und vielleicht ergab sich mal eine Gelegenheit, sie für sich zu nutzen. Eine Tür führte zum Schlafzimmer, welches ein breites Doppelbett beherbergte und eher dunkle Töne anschlug. Reno machte die Tür zu und wandte sich der letzten Tür zu, die in den Wohnbereich führte. Hier war es nicht so vornehm und prunkvoll, dafür angenehm und dezent elegant, worauf Reno sich ein wenig besser fühlte. Zu viel Luxus konnte einen wahrhaft erschlagen und er freute sich ehrlich gesagt eher wieder darauf, in seine eigenen Verhältnisse zurückzukehren, sobald diese Sache erledigt war. Aber zuvor würde er diesen Auftrag erledigen und eine Menge Zaster einkassieren, das stand fest. Er freute sich schon auf die verwunderten Gesichtsausdrücke von Tseng und Elena, wenn er ihnen von diesem Auftrag erzählen würde. Er musste unbedingt Bilder von all dem hier machen, wenn er mal nicht so beschäftigt war. Reno ging durch den letzten Raum und setzte sich an eine kleine Anrichte, die von Barhockern gesäumt wurde. Auf der Anrichte lag ein großer Umschlag mit seinem Namen darauf und er machte sich sofort daran, das edle Papier aufzureißen. Er kippte den Umschlag auf der Anrichte aus und erhielt eine Menge Schlüssel, sowie einen weiteren, jedoch kleineren Briefumschlag. Reno ignorierte die Schlüssel und machte den zweiten Umschlag auf, worin sich ein mehrfach gefalteter A4-Zettel befand. Verwirrt studierte er ihn oberflächlich und erkannte sofort Tsengs ordentliche Handschrift, ehe er begann, die Worte auf dem Papier zu lesen. „Hallo Reno, bestimmt bist du verwirrt, meine Worte hier vorzufinden. In den letzten Wochen warst du nicht du selbst, auch, wenn du uns das glauben machen wolltest. Du hast diese Welt gerettet und jeder schuldet dir Dank, auch, wenn du das vielleicht nicht wahrhaben willst. Ich habe lange überlegt, wie ich dir in Vertretung aller danken kann und dachte mir, dass eine Woche Urlaub im besten Hotel der Stadt nicht verkehrt sein kann. Ich hoffe, du nimmst dieses Angebot an und machst uns danach keine Sorgen mehr. Das ist ein Befehl. Tseng“ Reno schnaubte belustigt. Da war er doch glatt auf das Oberhaupt der Turks hereingefallen. Er wendete den Zettel noch hin und her und sah auf der Rückseite noch eine weitere Nachricht. „P.S.: Tut mir leid, dass ich mich eingemischt habe.“ Reno runzelte die Stirn. Warum gab Tseng erst einen Befehl und entschuldigte sich kurz darauf dafür? Das entsprach nicht Tsengs Natur... es sei denn, Reno hatte etwas Grundlegendes übersehen. Er sann kurz darüber nach, dann breitete sich ein flaues Gefühl in seinem Magen aus, denn er konnte sich plötzlich gut vorstellen, was Tseng vielleicht noch geplant hatte. Er sprang vom Stuhl herunter und wollte verschwinden, doch es war zu spät, das Flattern von Mantelstoff im Wind verriet es ihm schon. Er drehte sich um, als er die Präsenz spürte und sah an einem der großen Fenster Vincent Valentine stehen. „Hallo Reno...“ Vincents Anblick löste so vieles in Reno aus, dass er einen Moment lang wie zur Salzsäule erstarrt mitten im Raum stand und einfach gar nichts tun konnte. Er freute sich, den anderen wohlauf zu sehen. Er ärgerte sich, dass er in diese Falle getappt war. Er hatte Angst, dass nun ein Gespräch auf ihn zukommen würde, welches einfach nur peinlich sein würde. Und allem voran kam das Gefühl, dass er so schnell wie möglich hier weg musste. Reno löste sich von Vincents Anblick und trat abermals den Rückzug an. Er musste hier weg, musste ihm weiter aus dem Weg gehen, bis er sich wieder gefasst hatte, doch das konnte ewig dauern. „Bleib“, sagte Vincent und sofort stoppte Reno, weil der andere sich verzweifelt anhörte. Er warf einen Blick über seine Schulter und sah anhand Vincents stoischem Gesichtsausdruck, dass er sich diesen Eindruck eingebildet haben musste. Also wollte er wieder losgehen, doch da war Vincent auch schon bei ihm und hielt ihn am Oberarm auf. Die Berührung spürte Reno im ganzen Körper und er riss seinen Arm aus der Umklammerung, damit es aufhörte. Gleichzeitig fuhr er zu Vincent herum und schleuderte ihm seine gesamte Frustration mitten ins Angesicht. „Warum?! Damit du dich über mich lustig machen kannst?! Verdammt noch mal, ich weiß doch selbst nicht, was los war!“ Verwirrung legte sich über Vincents Gesichtszüge und Reno beschlich ein ungutes Gefühl, noch bevor der Schütze etwas dazu sagte. „Es tut mir leid... ich erinnere mich nicht, Reno.“ „Was soll das denn heißen?“ „Ich war nahezu ganz Chaos, er hatte mein Denken, mein Fühlen, einfach alles fast übernommen, als mir die Materia wieder eingesetzt wurde... egal, was passiert ist, ich erinnere mich nicht daran“, sagte Vincent da und Reno schaute ihn mit großen Augen an. Hieß das, er hatte sich umsonst von dem Schützen ferngehalten? „Ich dachte, es hätte etwas mit mir zu tun“, sagte Vincent jetzt und riss Reno aus seinem Gedankengang. „Was?“ „Du bist mir aus dem Weg gegangen und hätte Tseng das hier nicht eingefädelt, hätte ich dich wahrscheinlich nie wieder gesehen. Es sah ganz danach aus, als ob ich etwas getan habe, dass dich in irgendeiner Weise verletzt hat... ich will mich dafür entschuldigen.“ Vincent lachte kurz und bitter auf. „Ich weiß, es ist armselig, wenn ich eine Entschuldigung hervorbringe, wenn ich noch nicht einmal weiß, wofür. Aber... ich hatte einfach das Gefühl, es tun zu müssen“, fügte er noch hinzu. Reno war derweil zu gar nichts mehr fähig. Seine Gedanken kreisten nur um das eine Thema, welches nun also vom Tisch war. Wenn Vincent sich nicht einmal an diesen Kuss erinnern konnte, dann war alles also wie vorher und Reno konnte es ebenso vergessen, wie der Schütze es vergessen hatte. //Das ist wie eine zweite Chance//, dachte Reno und diese Aussicht begeisterte ihn wirklich. „Du musst dich nicht entschuldigen, es gibt nichts, wofür das nötig wäre“, sagte er also und als Vincent ihn darauf misstrauisch ansah, wusste er, dass er vorher hätte nachdenken sollen. „Aber wieso bist du mir dann aus dem Weg gegangen... warum wolltest du vorhin vor mir fliehen?“, fragte der Dunkelhaarige nach und Reno suchte fieberhaft nach einer Ausrede... und fand sie. „Ach, weißt du, ich... ich hatte einfach ein schlechtes Gewissen.“ Vincents rechte Augenbraue hob sich, anscheinend zweifelte er an Renos Aussage, also musste der Rothaarige wohl noch tiefer in die Trickkiste greifen. „Ähm... ich... ich habe dir die Materia zu spät wieder eingesetzt. Beinahe wärst du vollkommen Chaos gewesen und... das tut mir leid. Ich wollte dir erst wieder unter die Augen treten, wenn ich mir selbst verziehen habe“, log Reno und es schien dennoch sehr überzeugend zu sein. Vincent nickte nach einer Weile verstehend und sann noch ein paar Momente darüber nach. „Anscheinend... gab es auf beiden Seiten Missverständnisse.“ „Das kann man wohl sagen“, lachte Reno gelöst und war sehr froh, diese Klippe umschifft zu haben. „Also...?“, fragte Vincent und der Rothaarige schaute ihn verwirrt an. „Was ist?“ „Heißt das, wir sind immer noch... Partner?“ Reno zögerte. Die Gefahr war eigentlich gebannt und Midgar war sicher. Wieso sollten sie also weiter ein Team bilden? Andererseits... es war sicher von Vorteil, wenn Vincent sozusagen als Ehren-Turk mit von der Partie war und Reno konnte sich langsam nicht mehr vorstellen, allein zu arbeiten. Es hatte die letzte Zeit sehr viel Spaß gemacht, ein Team zu sein und außerdem wusste er, dass er sich hundertprozentig auf Vincent verlassen konnte. Also nickte Reno und ergriff Vincents krallenlose Hand, um diese zu schütteln. „Ja. Wir sind noch Partner.“ Vincent lächelte kaum merklich, aber es war dennoch genug, um Reno nicht nur aus der Bahn, sondern sogar aus der Umlaufbahn des Planeten zu befördern. Die Berührung ihrer Hände tat ihr Übriges, so dass Renos Herz ihm bis zum Hals schlug und sobald es schicklich war, beendete er den Handschlag. „Also“, räusperte er sich. „Schätze, wir können hier auf Tsengs Kosten die Sau rauslassen. Dann sollten wir das unbedingt nutzen.“ Vincent nickte, aber beide rührten sich nicht vom Fleck. Diesen Moment nutzte Renos Magen, um ein lautes Geräusch von sich zu geben und der Turk mit der Fliegerbrille wurde nun auch im Gesicht so rot, wie es auf seinem Kopf aussah. „Ich denke, wir sollten damit anfangen, indem wir was essen“, lachte er peinlich berührt und Vincent folgte ihm gemächlich, als Reno die Richtung vorgab. Zu diesem Moment war beiden noch nicht klar, dass das wahre Abenteuer noch da draußen auf sie wartete... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)