Die Farbe Rot von Kyo_aka_Ne-chan ================================================================================ Kapitel 18: A secret ending Teil 1: Sonne, Sand, Langeweile und neue Aufträge ----------------------------------------------------------------------------- Elena genoss die wärmende Sonne auf ihrer Haut und den feinkörnigen Sand zwischen ihren Zehen, als sie die nackten Füße darin vergrub. Sie seufzte genüsslich und streckte sich, was ihr ein belustigtes Lachen von Tseng einbrachte, welcher neben ihr stand. „Ich nehme an, dir gefällt dein Urlaub schon jetzt“, sagte er und griff nach Elenas Hand, als sie diese wieder heruntergenommen hatte. Elena wandte sich ihm zu und lächelte strahlend. „Und wie“, sagte sie und endlich kam auch in Tseng Urlaubslaune auf. Er atmete die Meeresluft tief ein und bereute es nicht, auf Elena gehört und die Aktenberge in Midgar zurückgelassen zu haben. Eine Weile würden die Turks die Ruhe genießen und sich eine wohlverdiente Atempause gönnen, ebenso wie die WRO, die Bürger von Midgar und der Rest der Welt. „Es ist schön hier“, meinte er und drückte Elenas Hand, was sie sanft erröten ließ. „J-ja“, antwortete sie leise und lehnte sich an Tsengs Schulter, was ihn zufrieden lächeln ließ. Gemeinsam genossen sie das friedliche Bild des Meeres, welches sich vor ihnen erstreckte und friedliche Gefühle in ihnen beiden weckte. „Schade, dass Reno nicht bei uns sein kann“, sagte Elena auf einmal und Tseng hauchte einen Kuss auf ihre Stirn. „Mach dir keine Sorgen um ihn. Er wird es überstehen... ich habe dafür gesorgt“, meinte er und Elena schaute ihn mit großen Augen an. Doch so sehr sie auch nachfragte und auf Tseng eindrang, alles, was sie von ihm erhielt, war ein geheimnisvolles Lächeln... Reno gähnte lauthals und streckte seine müden Glieder. Niemand wies ihn zurecht dafür, obwohl er es im Hauptbüro der Turks tat. Es war eine neue Art der Freiheit, dass Elena ihn dafür nicht rügen und Tseng ihn nicht böse anschauen konnte... aber es war auch so langweilig. „Wann passiert denn endlich mal wieder was in dieser eintönigen Stadt?“, fragte er sich leise und es kam ihm in den Räumen unnatürlich laut vor. Er pfiff lustlos ein Lied vor sich hin, doch auch das beschäftigte ihn nicht lange und so ging er dazu über, wieder wie vorhin auf das Telefon zu starren. Doch so sehr er es auch beschwor, es regte sich nicht und Reno stand von seinem Stuhl auf. Er beschloss, in der Innenstadt eine Runde zu drehen, um nach dem Rechten zu sehen, auch, wenn er wohl nichts vorfinden würde. Auf seinem Weg dorthin war er mit den Gedanken bei Elena und Tseng und ihrem Angebot, sie in den Urlaub zu begleiten. Aber Reno wollte weder stören, noch dem jungen Glück zuschauen, also hatte er es ausgeschlagen. Er wollte in Midgar bleiben, in der Hoffnung, dort Zerstreuung zu finden, indem er für die Turks Aufträge erledigte. Nur war das Problem, dass die Welt zur Zeit keine Hilfe benötigte. Eigentlich war das ein Grund zur Freude, aber in Reno wollte dieses Gefühl einfach nicht aufkommen. Es war, als würde ihm ein Stück seiner Selbst fehlen und er kam einfach nicht dazu, es sich wieder zu beschaffen. //Ach, hör auf damit, Reno//, sagte er zu sich selbst und schüttelte den Kopf, um düstere Gedanken daraus zu vertreiben. Seine Schritte lenkten ihn zu Braves Bar und er beschloss, einen Abstecher zu machen. Vielleicht wusste der Informant ja um ein paar Notlagen, die Reno nutzen konnten. Wie immer war eine Menge in der Bar los, was nicht zuletzt daran lag, dass Reno nun doch ein wenig Werbung gemacht hatte. Es war das Mindeste, was er für den anderen hatte tun können und nun hatte Brave sozusagen ausgesorgt... sofern er es nicht vermasselte, was Reno ihm durchaus zutraute. „Wenn das nicht mein Lieblings-Turk ist!“, dröhnte Brave hinter der Theke und das verleitete Reno zu einem breiten Grinsen. „Deine Anmachsprüche werden langsam besser, Brave“, scherzte er und setzte sich an seinen Stammplatz. Brave gesellte sich einen Moment später zu ihm und brachte gleich zwei große Gläser seines besten Weins mit. „Und? Wie stehts bei den Turks? Viel zu tun?“ „Im Gegenteil. Es ist wie ausgestorben“, beschwerte sich Reno und kam damit gleich zum Kern der Sache. „Du weißt nicht zufällig, wo es Schwierigkeiten geben könnte?“ „Leider nein. Midgar ist zur Zeit wie ein gefüttertes, sauberes Baby, welches gerade ein ausgedehntes Mittagsschläfchen hält. Sieht so aus, als könntest du auch Urlaub machen, Reno“, meinte Brave darauf und prostete Reno zu, welcher dies halbherzig erwiderte. „Sieht wohl so aus...“ Brave stutzte. „Man könnte meinen, dass du dich nach Ärger sehnen würdest.“ Reno zuckte mit den Schultern. „Vielleicht bin ich es einfach nur nicht gewöhnt.“ „Merkwürdig... Valentine sagte das Gleiche, als er letztens hier war.“ Renos Hände verkrampften sich um sein Glas und er biss sich auf die Unterlippe. Vincent war kein gutes Thema und Brave erinnerte sich jetzt auch wieder daran. „Oh, entschuldige. Ich wollte keine Wunden aufreißen.“ „Es gibt keine Wunden... ich sollte gehen, vielleicht hat Tseng sich gemeldet“, sagte Reno abweisend, leerte das Glas und stand auf. „Reno, ich will dir nicht die Stimmung vermiesen... aber vielleicht solltest du wirklich mit Valentine reden. Er benimmt sich auch so, wie du gerade und ich hatte den Eindruck, dass ihr ein gutes Team seid. Ich meine, ihr habt schließlich Midgar gerettet, oder nicht?“ Reno verkrampfte seine Hände zu Fäusten und wurde nur noch abweisender. „Anscheinend hast du dich da getäuscht“, erwiderte er hastig und flüchtete danach förmlich aus der Spelunke. Er hatte es gewusst. Irgendwann musste das Thema Vincent wieder aufs Tapet kommen, er war zu lange daran vorbei gekommen. Reno setzte seinen Kontrollgang durch die Stadt fort und fächelte seinem erhitzten Gesicht Luft zu, was jedoch keine Besserung herbeiführte. Jedes Mal, wenn er den Namen Vincent Valentine hörte, fiel ihm ein, was er getan hatte. Weiterhin flammte sein Gesicht auf, sein Inneres verkrampfte sich und er wollte den anderen so unbedingt sehen, dass es wehtat. „Reiß dich zusammen, du Idiot!“, schimpfte Reno mit sich selbst und einige Leute drehten sich nach ihm um, als hätte er am ganzen Körper Geostigma. Peinlich berührt trollte sich Reno wieder zum Hauptquartier und verkroch sich im Hauptbüro. Er versuchte, ein paar Aktenberge Tsengs zu bewältigen, gab es aber relativ bald wieder auf. Brave hatte es geschafft und ihn total aufgewühlt, so dass sich der dunkelhaarige Schütze doch wieder in seine Gedanken drängte. Kleine Erinnerungsfetzen kamen in Reno auf und er gab ein überfordertes Seufzen von sich, als er daran dachte, wie er Vincent zurückgeholt hatte. Er hatte dem anderen die Protomateria in die Brust gesetzt... soweit war ja alles noch vertretbar gewesen. Doch dann hatte er in Ermangelung von Ideen, kurzzeitigem Sauerstoffmangel im Gehirn oder weshalb auch immer seine Lippen auf die des Schützen gepresst. Das war nicht deshalb gewesen, weil der andere es gebraucht hatte, weil er auf der Schwelle des Todes gestanden hatte, sondern... ja weshalb nur? Reno fragte sich das, seitdem er wieder zu klarem Verstand gelangt war. Aber auch vier Wochen nach diesem Ereignis hatte er nicht einmal den blassesten Schimmer, weshalb er Vincent geküsst hatte und warum es ihn selbst nicht einmal abschreckte, dass er es getan hatte. Vielmehr hätte er es nochmal tun können und das war es, was Reno wahrhaft entsetzte. Der Rothaarige ließ seinen Kopf mit der Stirn voran auf den Schreibtisch sinken und knurrte erneut überfordert vor sich hin. Möglicherweise hatte er doch mehr Mako abbekommen, als er gedacht hatte und das, obwohl man ihn mehrmals deshalb untersucht und nichts festgestellt hatte. Seit jenem Ereignis war Reno Vincent aus dem Weg gegangen und hielt es auch weiterhin für das Beste. Denn er hatte keine Ahnung, wie er auf ihn reagieren sollte und er war sich ziemlich sicher, dass es ihn vollkommen aus der Bahn werfen würde. „Also verstecke ich mich mal lieber weiter und hoffe, dass es bald Ärger auf der Welt gibt“, seufzte Reno und legte den Kopf seitlich auf einem Aktenberg ab, um das Telefon im Blick zu behalten. Hoffentlich stellte sich bald eine Katastrophe ein... Reno wachte sehr früh am Morgen auf. Sein Mund fühlte sich pelzig an, seine Augen waren auf Halbmast und an seiner Wange klebte eins der Auftragsformulare, während auf seinem Kopf ein rotes, wildes Durcheinander herrschte. Er erhob sich ächzend, weil er sich den Rücken krumm gesessen hatte, anstatt sich anzulehnen und so stakste er erst einmal durchs Büro, um wieder in seine normale Form zurückzufinden. Er ging zur Kaffeemaschine und bereitete eine ganze Kanne vor, ehe er zu den Waschräumen ging, um sich einigermaßen herzurichten. Er hatte ein paar heftige Augenringe, ein leichter Bartschatten war zu erkennen und ansonsten saß seine Krawatte mörderisch schief und seine Kleidung war enorm zerknittert. //Sollte mal nach Hause gehen//, dachte der Rothaarige, doch er entschied sich recht schnell dagegen. Vincent war mal bei ihm in der Wohnung gewesen und das brachte nur neue Erinnerungen und widersprüchliche Gefühle mit sich, die Reno lieber vermeiden wollte. Er begann, sich mechanisch zu rasieren, die Zähne zu putzen und seine Haare zu bändigen, ehe er seine Kleidung glattstrich und seine Krawatte halbherzig richtete. Es würde schon gehen... Schlurfenden Schrittes kehrte er zum Büro zurück, schenkte sich dunkelbraunen Kaffee in einen neuen Kaffeebecher und kehrte zum Schreibtischsessel zurück. Beiläufig checkte er seine E-Mails, so wie jeden Morgen und entdeckte nichts Neues. Er wollte sich gerade wieder ausloggen, als eine neue E-Mail mit einem Dringlichkeitssiegel einging. Renos Herz begann schneller zu schlagen und er klickte nahezu euphorisch auf die E-Mail, während seine Sinne schlagartig erwachten. Es handelte sich um einen Schutzauftrag für einen VIP mit der höchsten Gefahrenrate, die man eintragen konnte und Reno lachte freudig. Endlich gab es wieder Probleme in Midgar, die Durststrecke war vorbei. Eifrig nahm er sich ein neues Auftragsformular und begann mit der Bearbeitung. Er sollte seinen Auftraggeber im besten Hotel der Stadt treffen und ihn ab da eine Woche lang beschützen. Er würde ebenfalls in dem Hotel unterkommen, alle Kosten für Unterbringung, Essen und allem, was sonst anfallen würde, würden gestellt werden. Dazu würde es ein saftiges Gehalt geben, wovon man sich eine ganze Chocobofarm hätte kaufen können. Reno tippte eine schnelle Antwort, dass er pünktlich erscheinen würde und er erhielt weitere Instruktionen mit dem Treffpunkt, -ort und -zeit. Reno schaute auf seine Armbanduhr und sah, dass er noch drei Stunden Zeit hatte. Es würde reichen, um sich passabler zu machen, schließlich wollte er die Turks bei einem hochrangigen Mitglied der Gesellschaft gut vertreten, damit sie mehr solcher Aufträge an Land ziehen konnten. Sie waren darauf angewiesen, jetzt, wo die Welt ein eher friedlicher Ort geworden war... Reno packte alles, was er dringend brauchte in eine kleine Tasche und verließ wenig später das Hauptgebäude. Ihm widerstrebte es, nach Hause zu gehen, doch wenn er duschen und sich umziehen wollte, um etwas her zu machen, so musste es wohl sein. Vielleicht brachte es ja etwas, wenn er einfach mit geschlossenen Augen durch seine vier Wände ging, um nicht wieder an den anderen erinnert zu werden. „Konzentriere dich einfach auf diesen Auftrag, einfach nur darauf, der Rest ist egal“, sagte Reno zu sich selbst und er nahm sich fest vor, sich daran zu halten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)