Die Farbe Rot von Kyo_aka_Ne-chan ================================================================================ Kapitel 17: Und wenn es das Letzte ist, was ich tue --------------------------------------------------- Der Belüftungsschacht schien immer enger zu werden und Reno kam nur langsam voran, zumal er nicht allzu schnell auf sich aufmerksam machen wollte. Es machte sich zumindest bezahlt, dass er sehr drahtig war und somit perfekt hier durch passte. //Angenehm ist es trotzdem nicht//, dachte er grimmig, aber er beschwerte sich nicht, sondern zog sich mithilfe seiner Arme immer weiter nach vorne. Es erinnerte ein bisschen an die Grundausbildung bei den Turks, nur, dass er sich da durch Schlamm gekämpft hatte. Hier in diesen Belüftungsschächten wusste er nicht einmal, wo sein Ziel war, auch, wenn Vincent es ihm wirklich gründlich erklärt hatte. Letztlich hatte Reno sich jedoch nur die Richtungen gemerkt, schließlich war das das Wichtigste. An der nächsten Abbiegung wandte er sich nach rechts und krabbelte dann sehr lange geradeaus. Er hatte das Gefühl, als würde ihm wichtige Zeit verloren gehen und das, obwohl er schon so schnell machte, wie er nur konnte, ohne die Aufmerksamkeit seiner Gegner auf sich zu ziehen. Endlich hörte der Gang auf und ein einfaches Gitter war zu erkennen. Reno hielt darauf zu und spähte hindurch. Er erkannte dahinter den Raum, der sein Ziel war und er atmete erleichtert auf, als er dort niemanden sah. Es war genauso wie Vincent gesagt hatte, daher konnte Reno unbehelligt das Notfallprotokoll deaktivieren. Aber zuallererst würde er aus diesem viel zu engen Schacht kriechen, damit er sich nicht mehr wie eine Ratte vorkam. Reno holte einen kleinen Schraubendreher aus der Brusttasche seines Hemdes, drehte damit die vier kleinen Schräubchen ab, bis das Gitter ihm in die Hände fiel. Er nahm es, drehte dann seinen Körper und stieg aus dem engen Gang in den Kontrollraum. Er klemmte das Gitter wieder an den Ursprungsort, damit man nicht sofort auf den ersten Blick sehen konnte, woher er gekommen war, sollte sich doch ungebetener Besuch einstellen. Anschließend näherte er sich den zahlreichen Pulten und Bildschirmen und atmete tief durch. Jetzt kam der schwierige Teil. Elena versuchte stark zu sein, aber sie konnte nicht leugnen, dass sie Angst hatte. Sie vertraute zwar auf Reno und Vincent, aber sie machte sich auch Sorgen, dass die beiden der Gefahr nicht gewachsen waren. Sie maß es nicht den Fähigkeiten der beiden zu, aber dafür den Gegnern, die ihr übermächtig erschienen waren. Die bloße Anwesenheit von Cissnei gehüllt in Mako und dem unbekannten Silberhaarigen, der sich als Hojo vorgestellt hatte, hatte Elena förmlich gelähmt, als würden deren Kräfte sie schon lähmen, obwohl sie noch nichts Nennenswertes getan hatten. Bei der bloßen Erinnerung daran erschauderte Elena und Tseng, der neben ihr saß, bemerkte es. „Mach dir keine Sorgen. Reno und Vincent sind ein gutes Team“, sagte er leise. „Ich weiß... aber ich mache mir Sorgen um sie. Was ist, wenn Cissnei und dieser Hojo zu stark für sie sind? Sie haben Vincents Protomateria und noch dazu Reeve in ihrer Gewalt... Tseng, ich will nicht tatenlos hier herumsitzen, wenn sie unsere Hilfe brauchen“, antwortete Elena und ihre Hände ballten sich frustriert zu Fäusten. „Ich verstehe dich gut... aber zuerst müssen wir auf die beiden vertrauen. Ohne sie kommen wir hier nicht raus. Aber glaub mir, du kannst bald zeigen, was in dir steckt“, sagte Tseng lächelnd und sein Vertrauen in Reno und Vincent schien ungebrochen. Elena beschloss, ebenfalls fest daran zu glauben und so fasste sie auch etwas mehr Mut. Natürlich hätte eine Umarmung von Tseng noch mehr bewirkt, aber da sie mit mehreren WRO-Angestellten hier in diesem Raum festsaßen, ging das natürlich nicht. //Aber vielleicht, wenn alles vorbei ist...//, dachte Elena und tröstete sich damit. Aus diesem Gedanken schöpfte sie zusätzlich neue Kraft und Hoffnung, welche sich noch steigerte, als ihr Walkie-Talkie knisterte und Renos Stimme zu hören war. „Elena? Tseng? Sobald ich das Notfallprotokoll deaktiviert habe, müsst ihr so schnell wie möglich zur Forschungsetage kommen. Meidet die Fahrstühle und nehmt die Treppen. Tseng, sag den WRO-Leuten, dass sie die Biege machen sollen, sie müssen die Evakuierung der Stadt in die Wege leiten. Macht euch also alle bereit, over.“ Elena lächelte und unterdrückte den Jubelschrei, den sie am liebsten losgelassen hätte. „Verstanden, Reno. Over.“ Tseng wandte sich sogleich an die WRO-Angestellten und gerade als er seine Instruktionen beendet hatte, informierte eine mechanische Stimme über die Deaktivierung des Notfallprotokolls. Von überall her war das Quietschen der Rolltore zu hören, die nun wieder nach oben glitten und sowohl Elena und Tseng, als auch die übrigen Männer und Frauen zwängten sich durch die immer größer werdende Lücke, die sich für sie auftat. Es wurde Zeit, zum Angriff über zu gehen. Vincent lud gerade seine Cerberus nach, als er die mechanische Stimme hörte, die das Notfallprotokoll aufhob. Er nickte zufrieden, denn das hieß, dass Reno es geschafft hatte. Das bedeutete weiterhin, dass nun Phase zwei ihres Plans in Kraft trat. Vincent verließ das WRO-Gebäude durch den Haupteingang, den er vorhin betreten hatte und kletterte anschließend an der Außenfassade hinauf. Sein Ablenkungsmanöver hatte nicht so funktioniert, wie er sich das vorgestellt hatte, denn Hojo hatte lediglich kleine mechanische Gegner geschickt. Innerlich hatte Vincent gehofft, wenigstens Cissnei herauslocken zu können, doch wie er es sich schon gedacht hatte, war etwas im Gange, wozu sowohl Reeve als auch Cissnei gebraucht wurden. //Hojo wird sie beide opfern//, dachte Vincent mit Bestimmtheit und so legte er noch etwas an Geschwindigkeit zu. Im Bereich der Forschungsetage hieb Vincent ein Fenster ein und drang so in eins der Büros ein. Er lief zum Forschungstrakt und trat beim größten Labor die Tür ein, um es zu stürmen. Doch seine Gegner waren wenig überrascht, ihn zu sehen, womit Vincent wiederum schon gerechnet hatte. Cissnei stand ihm entspannt gegenüber, während bereits zwei ihrer Makobälle in ihren Händen rotierten, während Hojo an einem Tisch herumwerkelte. „Oh, Mr. Valentine, Sie kommen gerade recht“, sagte Hojo in seiner jugendlichen Gestalt und er wandte sich zu Vincent um. „Wo ist Reeve?“, wollte der Dunkelhaarige wissen und Hojo lächelte. „Aber er ist doch hier“, sagte er und gab den Blick auf den Tisch frei. Reeve war mithilfe von Schnallen auf den Tisch befestigt worden und er war ohne Bewusstsein. Alles in Vincent sträubte sich, denn er selbst war ebenfalls schon in dieser Situation gewesen. Chaos in ihm tobte, wollte seine Krallen in Hojo versenken und ihm das Gleiche antun, was dieser ihnen beiden angetan hatte. Aber Cissnei stand zwischen ihnen und würde Vincent keinen Millimete näher kommen lassen. „Was hast du vor, Hojo?“ „Gut, dass du fragst. Ich habe vor, unseren gemeinsamen Freund Reeve zu einem Monster zu machen. Nur, dass er ausschließlich auf mich hören und keinen eigenen Willen haben wird. Damit sinkt die Fehlerquote, die ich anhand deines Beispiels errechnet habe, auf ein Minimum. Er wird furchterregend sein und er wird Midgar vernichten... zuerst Midgar, dann Kalm, dann Wutai... ach, was rede ich, er wird die ganze Welt auf einmal auslöschen und es wird wundervoll werden“, lachte Hojo kalt und bereitete eine Spritze mit einer Flüssigkeit vor. „Vergiss es, das lasse ich nicht zu“, rief Vincent und er zog seine Waffe, um auf Hojo zu schießen. Cissnei reagierte blitzschnell und die Kugeln versenkten sich in ihrem Körper, jedoch ohne Schaden zu hinterlassen. „Ach, ich vergaß zu erwähnen, dass Miss Cissnei ein paar neue Fähigkeiten und Resistenzen für sich entwickelt hat. Garantiert brennt sie darauf, sie dir näher zu bringen, Vincent“, säuselte Hojo, doch Vincent erwiderte nichts darauf. „Töte ihn, Cissnei“, sagte Hojo sanft und augenblicklich preschte Cissnei nach vorn und warf ihre Makobälle nach Vincent. Der Geruch von verbranntem Stoff lag kurz darauf in der Luft, doch Vincent trug keine Verletzung davon, weil er so schnell ausgewichen war. Er schoss auf Cissnei, doch wie zuvor schluckte ihr Körper seine Kugeln und sie hinterließen keinen Schaden an ihr. Das Spiel wiederholte sich wieder und wieder, bis Vincent keine andere Möglichkeit mehr sah. Er musste zu Chaos werden, es führte kein Weg daran vorbei... „Schneller Reno, schneller!!!“, spornte sich Reno selbst an und er rannte wirklich noch schneller. Er erreichte die Forschungsetage und stieß beinahe mit Tseng und Elena zusammen, die im gleichen Moment die andere Treppe heraufkamen. „Reno!“, rief Elena aus und sie umarmte den Rothaarigen aus einem Impuls heraus. Reno reagierte überrascht, dann ließ er es jedoch zu, denn auch er war froh, seinen Boss und Elena unversehrt wiederzusehen. „Wo ist Vincent?“, wollte Tseng wissen, während er versuchte, nicht allzu eifersüchtig zu werden. Elena ließ Reno los und auch sie erkundigte sich nach dem Schützen. „Wir haben uns getrennt. Er hat unten beim Haupteingang für Ablenkung gesorgt, damit ich durch den Belüftungsschacht ins Kontrollcenter konnte. Er müsste schon bei Hojo und Cissnei sein“, informierte Reno die beiden. Plötzlich hörten sie Schüsse und sie erstarrten alle. „Das ist Vincent“, sagte Reno und er wollte sogleich losstürmen, doch Tseng hielt ihn auf. Er zog ihn und Elena in ein angrenzendes Büro und verschloss die Tür. „Tseng, was soll das? Willst du Vincent sterben lassen?!“, regte sich Reno auf und wollte aufbegehren, doch Elena beruhigte ihn, indem sie eine Hand auf seinen Arm legte. „Wir können nicht einfach losstürzen, wir brauchen einen Plan, Reno“, sagte sie und Tseng nickte dazu. „Ganz recht... wir haben vier Konstanten, die wir beachten müssen.“ „Vier... was?“ Reno verstand nur Bahnhof. „Konstante 1 ist Reeve, wir müssen ihn finden und befreien. Konstante 2 sind Hojo und Cissnei, wir müssen sie ablenken. Kontante 3 ist die Protomateria, wir müssen dafür sorgen, dass sie dieses Gebäude nicht verlässt. Und Konstante 4 ist...“ „Vincent...“, schlussfolgerte Reno und er bekam ein flaues Gefühl im Magen. „Richtig. Wenn er unkontrollierbar wird, müssen wir ihn aufhalten.“ Reno atmete tief durch. „Nummer 3 und 4 übernehme ich... ich habe es ihm versprochen“, sagte er dann und Tseng und Elena hatten keinerlei Einwände. Nachdem die übrigen Punkte verteilt worden waren, sondierten die Turks die Lage. Sie brauchten das Überraschungsmoment und eine große Portion Glück. Hojo grinste selbstzufrieden. Es lief alles nach Plan, es war einfach perfekt. Er schaute Cissnei zu, wie sie Vincent, der sich endlich in Chaos verwandelt hatte, das Leben schwer machte und bewunderte ihre neue Gestalt. Nachdem sie weiteres Mal im Mako gelandet war, hatte das ihre ganze Struktur verändert. Sie schien nur noch aus Mako zu bestehen, konnte ihre Erscheinung beliebig verändern und nichts konnte ihr etwas anhaben, nicht einmal Schusswaffen oder Sprengsätze. Sie war eine lebendige Superwaffe und er, Hojo, hatte sie erschaffen. Und durch die Materia, die in ihr steckte, war sie nahezu unbesiegbar... Der Professor war so abgelenkt, dass er nicht bemerkte, wie Elena, Tseng und Reno sich über einen der Belüftungsschächte Zugang verschafften und nacheinander direkt unter dem Tisch auftauchten, wo dieser Gang verlief. Nahezu lautlos löste Elena Reeves Gurte und rüttelte ihn ganz sachte, damit er aufwachte. Als er nach einer ganzen Weile endlich die Augen aufschlug, hielt sie ihm geistesgegenwärtig den Mund zu, damit er nicht laut machen konnte und Tseng half ihr, um Reeve in den Schacht zu befördern. Elena folgte Reeve, um ihm den Ausgang zu zeigen und ihn zu schützen, während Tseng Hojo aus dem Hinterhalt angriff. Der Professor ließ die Spritze in seinen Händen fallen, als Tseng ihn von hinten würgte und Reno sprang in Deckung, ehe er aus einem Versteck heraus nach der Protomateria Ausschau hielt. //Sie muss einfach hier sein... er würde sie doch nie irgendwo unbeobachtet lassen, nachdem er sie das erste Mal schon verloren hat//, dachte Reno und dachte angestrengt nach, während er sich genau umsah. Hojo schaffte es, sich aus Tsengs Griff zu befreien und augenblicklich rief er nach Cissnei. „Cissnei! Töte sie alle!“, schrie er, doch das hatte nur den Effekt, dass Cissnei kurz abgelenkt war und Chaos nutzte eine Lücke, um ihren Zugriff zu entkommen und sich auf Hojo zu stürzen. Mit einem wütenden Grollen schlug Chaos zu, ließ all das Leid in seinen Inneren seine Kräfte nähren und ließ all seine Wut auf Hojo los. Dieser hatte kaum eine Chance, vor allem nicht, als Chaos den Lauf seiner modifizierten Cerberus an dessen Brust drückte und solange abdrückte, bis das Magazin leergeschossen war. Tseng landete mit einer ausweichenden Rolle in Cissneis Nähe und die Wut züngelte wie Flammen in ihren Augen. „Tseng...“, sagte sie hasserfüllt. „Ciss... es tut mir so leid“, sagte Tseng leise, doch sie hörte es kaum. Stattdessen stieß sie einen wütenden Schrei aus und stürzte sich auf das Oberhaupt der Turks. Reno hörte Kampfgeräusche aus allen Ecken und er wusste, dass ihm die Zeit davonlief. //Verdammter Mist, wo ist diese Materia, sie kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben//, schimpfte er innerlich, als er nicht fündig wurde. „Reno! Cissnei hat die Protomateria!“, rief plötzlich Tseng und Reno verließ sein Versteck, um nachzuschauen. Tatsächlich glänzte die Materia in Cissneis halbdurchsichtigen Makokörper. Es war die perfekte Aufbewahrungsmöglichkeit, denn die Materia wurde durch das Mako nicht beschädigt, aber gleichzeitig war sie so sehr geschützt, dass jemand von außen ihrer nicht Herr werden konnte. Reno überlegte fieberhaft, dann nutzte er sein Walkie-Talkie und rief nach Elena, welche sich augenblicklich meldete. „Reno? Was ist los? Gibt es Probleme?“ „Kann man wohl sagen. Hör zu, ich brauche alles an Materia, die man in diesem Laden hier auftreiben kann. Und bitte schnell.“ „Verstanden!“ Chaos sah Hojo immer noch vor sich, wie er lachte und ihm unaussprechliche Dinge antat. Er konnte nicht von ihm lassen, obwohl der böse Wissenschaftler sich schon längst nicht mehr rührte und ihn aus leblosen Augen anstarrte. Doch es löschte Chaos Wut nicht aus, wieder und wieder schlug er zu, zerfetzte mit seinen Krallen den Körper des kranken Individuums vor sich und sorgte dafür, dass nichts mehr von ihm übrig blieb und dieses Übel nie wiederkehren konnte. Blut durchnässte seine Haut, doch Chaos spürte es kaum, so tief steckte er in seinem Schmerz und seinem Leid, sowie seiner Wut. Dieser Mann vor ihm hatte ihm das angetan und er musste noch mehr dafür bezahlen... Reno sah immer wieder auf seine Uhr, während er unablässig die Lage einschätzte. Tseng hielt sich bisher gut gegen Cissnei, er wich ihr gut aus, doch so langsam wurde er müde. Weiterhin war da Chaos, der noch immer damit beschäftigt war, Hojo zu Brei zu verarbeiten. Doch bald würde nichts mehr von Hojo übrig sein und dann hatten es die Turks mit einem wütenden Chaos zu tun und das würde nicht angenehm werden. Wieder bemühte Reno sein Walkie-Talkie. „Elena, wo bleibst du? Es wird langsam ungemütlich“, zischte er und raufte sich die roten Haare. Da steckte die Blonde schon den Kopf durch die Öffnung des Schachtes unter dem Tisch und warf Reno einen Beutel zu. „Ich danke dir“, sagte Reno erleichtert und begann, den Inhalt zu inspizieren. Er versorgte sich selbst mit einer Schutzmateria, um eventuellen Angriffen besser standzuhalten, sowie einer Heilmateria, dann pickte er sich noch zwei starke Zaubermaterias heraus und einem Geschwindigkeitsupgrade, von dem er hoffte, dass diese drei Materia das bewirken würden, was er beabsichtigte. Er steckte die drei leuchtenden Kugeln in seine Hemdtasche, dann mischte er sich in den Kampf zwischen Cissnei und Tseng ein. Er ging dazwischen, wehrte Cissneis Angriff mithilfe der Schutzmateria ab, wodurch ein schwacher Schild erschien, der ihn und Tseng eine Weile lang schützen würde. Mit einer Hand zog er die Materia aus seiner Hemdtasche und gab sie Tseng, welcher nicht lange brauchte, um zu verstehen, was Reno beabsichtigte. Die Schutzmateria machte Cissnei derweil rasend und sie schlug in schnellen Abfolgen gegen den schwachen Schild, bis dieser endlich Risse bekam. Sie bekam Reno zu fassen und schleuderte ihn gegen eine Wand, dann wollte sie sich Tseng zuwenden, doch dieser flimmerte plötzlich und verschwand vor ihren Augen. Das Oberhaupt der Turks bewegte sich so rasend schnell, dass sie keine Chance hatte, ihn zu fassen und frustriert schrie sie auf, aktivierte ihre letzten Kraftreserven und nahm es nun wieder mit ihm auf. Tseng aktivierte die Feugamateria und mithilfe seiner rasenden Geschwindigkeit konnte er Cissnei an vielen Punkten treffen. Das Mako, aus welchem ihr Körper nun bestand, erhitzte sich schnell und schlug Blasen, während Dämpfe von Cissnei ausgingen, weil sich ihre Körpertemperatur um einiges steigerte. Anschließend aktivierte Tseng die Eisgamateria in seinem anderen Arm und kühlte Cissnei damit augenblicklich wieder herunter. Das Mako erstarrte langsam, bekam eine Art Steinstruktur und Tseng holte mit einem Bein aus und trat mit voller Wucht gegen Cissneis Körper, welcher sofort Risse bekam. Reno hatte sich derweil erholt, heilte sich vorsichtshalber nochmal und kam Tseng zur Hilfe. Gemeinsam führten sie eine Kombo aus Tritten und Schlägen durch, wie sie es in ihren regelmäßigen Trainingseinheiten geübt hatten und Cissneis Körper durchzogen letztendlich viele Risse und Einkerbungen. Tseng holte zu einem machtvollen Schlag aus und legte all seine Kraft hinein, was Cissneis Aus bedeutete. Ihr Körper fiel in sich zusammen, zerfiel völlig zu Staub und kleinen Steinen, bis man nicht mehr ausmachen konnte, was sie vorher gewesen war. Schwer atmend ging Tseng in die Knie und starrte auf die Überbleibsel der ehemaligen Turk. Er wusste, er war das Oberhaupt und durfte nicht trauern, vor allem nicht in einem Gefecht, doch die Gefühle übermannten ihn. „Cissnei... es tut mir so leid“, sagte er leise und wenig später spürte er, wie jemand die Arme um ihn schlang und ihn sanft drückte und damit in seinem Schmerz stützte. Reno atmete tief durch, nahm sich die Protomateria, die inmitten der Überbleibsel Cissneis lagen und wandte sich Chaos zu. Jetzt blieb eigentlich nur noch eine Sache zu tun... und es lag allein in seinen Händen, was nun mit Chaos und Vincent geschehen würde. Der Rothaarige ging langsam auf Chaos zu, welcher sich nun aufrichtete und ruhelos wirkte. Er grollte und brüllte plötzlich seine Wut heraus, dass Wände und Boden bebten. „Vincent“, sprach Reno ihn an und Chaos wandte sich ihm ruckartig zu, die Muskeln zum Angriff angespannt. Es war nicht so wie das letzte Mal, als er Reno noch erkannt hatte und der Turk wusste, dass er ernst machen musste. Aber er konnte es nicht... nicht, wenn noch Hoffnung bestand. Wieder brüllte Chaos auf, seine Krallen hieben schon jetzt nach Reno, doch dieser nahm keine Rücksicht darauf, sondern kam weiter näher. Chaos Brüllen wurde wütender, er knurrte und zeigte seine Zähne, während seine gelben Augen wieder diesen stechenden Ton angenommen hatten. Alles an dem Wesen zeigte höchste Angriffsbereitschaft aus, aber Reno stoppte nicht. Vincent war sein Partner und er würde alles tun, um den anderen zurückzuholen. Reno umklammerte die Protomateria mit seiner rechten Hand, dann überbrückte er die letzte Distanz zwischen sich und Chaos. Er umklammerte den Nacken des anderen mit dem linken Arm, holte mit der rechten Hand aus und stieß die Protomateria in Chaos Brust. Chaos brüllte erneut, dass alles wackelte und bebte, während das weiße Leuchten alles und jeden blendete, der zu genau hinsah. Reno hielt sich nun mit beiden Armen an Chaos Nacken fest, umarmte ihn so fest er konnte und dachte an Vincent. Er stellte sich jegliche Eigenheit des Schützen vor, sah jede einzelne Haarsträhne, jede Bewegung und einfach alles, was er von dem Dunkelhaarigen mitbekommen hatte, vor seinem inneren Auge. //Komm zurück, Vincent... komm zurück//, war alles, was Reno innerlich immer wieder wiederholte und woran er nur noch denken konnte. Er schaute Chaos ins Gesicht, sah die unausgesprochene Drohung darin... doch für einen Moment flackerte Vincent auf, nur um dann wieder zu Chaos zurückzukehren. Es schien, als bräuchte Vincent noch einen Anker mehr, um wieder zurück zu kommen... Reno fiel nichts ein, es blieb keine Zeit, um Cloud und die anderen hierher zu holen, also musste ihm schnell etwas anderes einfallen. Sein Blick fiel wie heute Morgen auf Chaos Gesicht, welches nun wieder zu Vincents Gesicht wurde und ihm kam eine Idee. Ohne Zweifel war sie verrückt, wenn nicht sogar das Verrückteste, was er je getan haben würde, wenn er das wirklich durchzog. Aber verrückte Ideen funktionierten doch oft genug oder nicht? Und es war nun mal die einzige Idee, die ihm auf die Schnelle kam. Die Macht der Verzweiflung trieb Reno zum Äußersten und er gab seinem Instinkt nach, presste seine Lippen auf die von Vincent. Was in Märchen klappte, konnte schließlich auch in der Wirklichkeit funktionieren und so küsste er Vincent, während er daran dachte, was sie zusammen durchgemacht hatten... und er hoffte, dass es reichte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)