Die Farbe Rot von Kyo_aka_Ne-chan ================================================================================ Kapitel 12: Wiedergänger ------------------------ Elena hatte sich einigermaßen von ihrer Sprachlosigkeit erholt und das keinen Moment zu früh, denn Tseng stieg aus dem Fahrstuhl und trat zu ihnen. Er sah nachdenklich aus, was Elena sorgte. Wie immer schulterte er alle Last allein und in diesen Momenten wünschte sich Elena immer besonders, für ihn da sein zu können. Aber wollte das Tseng überhaupt? Sie hatte ihm noch nicht einmal eine Antwort auf seine Einladung hin gegeben, also stand es ihr eigentlich sowieso nicht zu, sich so sehr in seine Angelegenheiten zu mischen. „Ist alles in Ordnung, Chef?“, fragte Elena dennoch zaghaft nach und sofort glitt sein Blick zu ihr, teils noch abgelenkt, teils aufmerksam. „Hm?“, fragte er dann auch noch und Elena kam sich dumm vor. „Ich dachte nur... vielleicht kann ich... können wir irgendetwas tun, um ihnen zu helfen?“, fragte sie und stieß Reno dabei in die Seite, der gerade mit einem Finger im Ohr beschäftigt war. Der Rothaarige wandte sich also auch wieder dem aktuellen Geschehen zu, konnte aber nicht die Zeichen entdecken, die Elena sehen konnte. Die Erschöpfung und Sorgen waren deutlich an Tsengs gerunzelter Stirn zu sehen, ebenso die leichten Augenringe, die sich unter seinen sonst so aufmerksamen Augen befanden. „Oh... nein, es ist nichts, alles in Ordnung“, äußerte sich der Chef nun und Elena kam sich nun wirklich dumm vor. Sich biss sich auf die Unterlippe und senkte den Kopf, um auf ihre Füße zu schauen. Warum hatte sie nicht einfach die Klappe gehalten? „Aber danke, Elena...“, hörte sie dann leise und sie sah überrascht auf. Tseng lächelte sie sanft an und das ging ihr durch und durch. Sie blinzelte, sah, wie er seine Hand zuerst zögernd und dann immer entschlossener auf sie zu bewegte. Wenig später berührten seine warmen Finger ihre Stirn, dann ihre Haare, strichen hindurch... und Elena konnte nicht anders, sie musste einfach in seine Augen schauen, die sie ansahen, als gäbe es keine Arbeit, keine Turks, keine Krise... sondern einfach nur sie, Elena, für ihn auf dieser Welt. Elenas Herz schlug ihr bis zum Hals, ihr Mund wurde trocken und bestimmt nahm auch ihre Gesichtsröte zu, was bei ihrer blassen Haut und ihren hellen Haaren doppelt so auffällig war. Aber sie konnte daran jetzt keinen Gedanken verschwenden, während sie in Tsengs dunkle Augen sah. Sein Blick war nun so intensiv, dass Elena ganz heiß zumute wurde und plötzlich fragte sie sich, warum sie eigentlich zögerte. Sie wollte ihm doch auch näher kommen, wollte etwas aufbauen, was mehr hergab als nur Chef und Angestellte. Es stimmte, was Reno gesagt hatte, sie war vollkommen und rettungslos verknallt in Tseng, der ihr damals ihr Abschlusszeugnis in die Hände gedrückt hatte. Sie zehrte noch immer von diesem Augenblick, als ihre Hände sich dabei berührt hatten und wie er ihr kurz darauf noch einmal richtig die Hand gegeben hatte, um sie für ihre herausragenden Leistungen zu beglückwünschen. Seit jenem Zeitpunkt war Elena rettungslos verloren gewesen, sie hatte sich Hals über Kopf in den Dunkelhaarigen verliebt und so lange schon hoffte sie, dass er sie nicht nur als Angestellte bemerkte. Elena atmete tief durch, doch es war mehr, als würde sie nach Luft schnappen, weil ihre Gefühle sie vollständig im Griff hatten. Sie räusperte sich und fand nach ein paar Malen ihre Stimme wieder, um Tseng endlich die Antwort zu geben, auf die dieser jetzt seit fast einer Woche schon wartete. „Ja, ich-“ Ohrenbetäubender Lärm unterbrach ihre viel zu leise Stimme und sie wurde aus dem Bann von Tsengs Blick gerissen, als sie beide nach der Ursache des Lärms aufschauten. Es handelte sich um den internen Alarm des WRO-Gebäudes, welches einen bevorstehenden Einsatz ankündigte. „Was ist los?“, fragte Reno einen nun vorbeirennenden WRO-Offizier und hielt diesen am Oberarm auf. „Es gab einen Alarm in Sektor 5. Noch unbekannte Lebensformen kommen aus dem Inneren und halten auf die Innenstadt zu!“, rief dieser, machte sich aus dem Griff los und lief weiter, um zu seiner Einheit zu gelangen. Reno entwich ein lautstarker und sehr unflätiger Fluch, dass Elena zusammenzuckte und Tseng die Augenbraue erhob, doch sie konnten sich ausmalen, warum Reno so heftig reagierte. „Tseng, ich muss gehen. Ich muss zu Sektor 5“, sagte der Rothaarige nun und wollte schon losstürzen, doch der Dunkelhaarige hielt ihn auf. „Warte!“ Reno gab einen genervten Laut von sich. „Tseng, ich bitte dich! Sektor 5... das kann kein Zufall sein! Vielleicht lebt Cissnei noch und sorgt für dieses Chaos. Wenn dem so ist, dann müssen wir – die Turks – sie aufhalten, das ist unsere Pflicht! Ich werde sie nicht noch einmal hängen lassen, das kann ich einfach nicht!“, rief er dann und Tsengs Blick wurde mörderisch. Er holte aus und schlug Reno mitten ins Gesicht. Elena schlug sich erschrocken die Hände vor den Mund und gab einen entsetzten Laut von sich, während Reno von der Wucht des Schlages von den Füßen gerissen wurde. Da saß er nun benommen auf dem Boden und schaute verdutzt zu seinem Chef hoch, welcher die Hände hinter dem Rücken verschränkte und nun völlig ruhig, ja fast gelassen, auf ihn hinunter schaute. „So lange bist du schon bei den Turks, aber dein Temperament geht immer noch mit dir durch. Bleib ruhig und fokussiert, Reno, sonst kann es sein, dass du der Nächste bist, der nicht zurückkehrt. Und ich kann nicht noch mehr Leute aus meinen Reihen verlieren, hast du das verstanden?“ Reno nickte langsam und mahnte sich nun selbst zur Ruhe. „Ja Boss... entschuldige.“ Er erhob sich langsam, zaghaft, immer noch in der Befürchtung, Tseng könne ein weiteres Mal ausholen, doch nichts geschah. „Also... darf ich gehen?“, fragte der Rothaarige beinahe schüchtern und Tseng nickte. „Ja. Aber nimm Elena mit. Du wirst alle Hilfe brauchen, wenn es Cissnei ist und wer weiß, was dort noch alles auf dich wartet. Ich werde mich mit Reeve Tuesti kurzschließen, vielleicht kann ich von hier aus etwas für euch tun“, sagte er und Reno nickte, dann schnappte er sich Elena und rannte mit ihr los. Die blonde, junge Frau warf noch einen Blick zurück zu Tseng und sie konnte sehen, dass der Chef der Turks nur mühevoll dastehen und Ruhe bewahren konnte. Wahrscheinlich wollte auch er am liebsten losstürzen und vor Ort nachschauen, was los war, doch als Oberhaupt war und blieb ihm das verwehrt. Elena nahm sich vor, auch für Tseng alles zu geben, was in ihrer Macht stand und so richtete sie den Blick nach vorn und verfiel in Gleichschritt mit Reno. Tseng schaute hinter seinen beiden Untergebenen her und hoffte das Beste. Sie würden es schaffen, was immer ihnen auch bevorstand, schließlich waren sie seine Besten. Doch trotzdem konnte er dieses unruhige Gefühl nicht abstellen, dass ihn nun ergriff. „Passt auf euch auf...“, wisperte er leise, dann wandte er sich erneut den Fahrstühlen zu, um ebenfalls sein Möglichstes zu geben. Vincent sprang von Dach zu Dach, immer das Motorrad Clouds unter sich im Blick habend, welches waghalsig durch die Gassen und Straßen von Midgar kurvte. Sie hatten Barrets Haus aufgesucht, um nach Spuren zu suchen und hatten einen dort absichtlich platzierten Zettel gefunden. Die Botschaft hatte den beiden Männern ein ungutes Gefühl verschafft, denn Marlene war entführt worden. Doch was Vincent noch mehr Sorge bereitete, war der Umstand, dass die Täter Marlene in den Sektor 5 verschleppt hatten. //Das kann kein Zufall sein//, dachte er düster und schaute in die Richtung, in der Sektor 5 lag. Ein leiser Fluch entglitt ihm, als ihm das unheilvolle, grüne Leuchten auffiel, welches zuzunehmen schien, je mehr er sich näherte. Er sprang in die Tiefe, als Cloud und er gerade dabei waren, den letzten Schutz der Gassen hinter sich zu lassen und genau in diesem Moment stoppte auch der Blonde sein Motorrad. „Von hier aus sollten wir vorsichtig sein“, meinte Vincent. „Du weißt mehr, als du sagst, oder?“, erkundigte sich Cloud und Vincent nickte, sagte aber nichts dazu. Das war auch nicht nötig, Cloud verstand auch so den Härtegrad der Gefahr, in welcher sie schwebten. Er versteckte sein Motorrad in seiner Nebengasse, betätigte dann einen Schalter an jenem Gefährt, um sich eins seiner langen Breitschwerter zu nehmen. Vincent ging derweil weiter, bewegte sich lautlos, um keine Geräusche zu verursachen und sondierte die Lage. Es war geradezu gespenstisch still, keine Menschenseele bewegte sich auf den Straßen und alle Häuser waren unbeleuchtet und wirkten verlassen. Es wirkte bedrohlich und nicht normal, als wären sie in einer menschenleeren Sphäre. Vincents Sinne fingen eine merkwürdige Luft auf. Nebelige Schwaden klebten am Boden, so dass seine Füße darin verschwanden, weiterhin lag ein fauliger Gestank darin, der immer stärker wurde, je weiter er ging. Leise Schritte hinter ihm kündigten Cloud an und Vincent bestaunte wie immer dessen Fähigkeit, dass dieser sich mit einem Breitschwert so lautlos fortbewegen konnte. „Was ist hier bloß los...?“, fragte der Blonde leise und Vincent wollte diese Frage ebenfalls schnellstens beantwortet haben. Gemeinsam gingen sie weiter, der Nebel stieg ein wenig höher und je weiter sie voranschritten, desto mehr drangen endlich Geräusche zu ihnen. Allerdings waren es keine Akustik, die beruhigend war, im Gegenteil. Es begann als langgezogenes Stöhnen und Keuchen, gefolgt von schlurfenden Schritten, als ob sie mitten am Set eines Horrorfilms gelandet wären. Passend dazu hörten sie einen Schrei, der von einem kleinen Mädchen stammen musste. „Das war Marlene!“ Cloud wollte schon losstürzen und Vincent verstand das sehr gut, doch sie mussten besonnen sein und bleiben, daher hielt er den Blonden fest. „Das könnte eine Falle sein, wir brauchen zuerst eine Übersicht und einen Plan, sonst können wir sie nicht retten“, zischte der Dunkelhaarige und Cloud nickte nachdem er sich beruhigt hatte. Vincent hatte ja Recht, aber es war sehr schwer, schließlich ging es um Marlene. „Geh du auf eins der Dächer und verschaffe dir einen Überblick, ich schaue von hier unten, ob ich eine Möglichkeit sehe, wie wir weitermachen“, sagte er und Vincent nickte, ehe er das nächstgelegene Gebäude erklomm. Von hier oben sah er deutlich ihre begrenzten Möglichkeiten. Marlene war auf einer erhöhten Plattform an einem Pfahl festgebunden, ihre Entführer waren nicht zu sehen, dafür aber Hunderte von zombieartigen Gestalten, die versuchten, an das Mädchen heranzukommen. Es würde nichts nützen, zu schleichen oder die Zombies vom Dach aus mit Schusswaffen niederzustrecken, denn dazu waren es zu viele und sie verstopften geradezu den Bereich, in welchem Marlene festsaß. Vincent konnte ihre Angst selbst von hier aus sehen und er ballte die Fäuste. Es musste doch irgendeinen Weg geben, um sie abzulenken...? Der Schütze machte sich wieder auf den Weg nach unten, um Cloud die Ergebnisse seiner Observierung mitzuteilen und der andere nahm es ebenso frustriert auf, wie er selbst. „Das heißt, wir müssen mitten durch diese Plage durch“, schloss der Blonde aus der ganzen Sache und Vincent nickte, da er den gleichen Einfall gehabt hatte. „Wenn wir von normalen Zombies ausgehen, dann sind sie schwerfällig und können uns in punkto Schnelligkeit nichts anhaben. Allerdings könnten sie infektiös sein und ich nehme an, dass du kein Mittel dagegen bei dir hast“, mutmaßte Vincent. Cloud schüttelte düster den Kopf. Wer ahnte auch schon eine Zombieplage mitten in der Stadt? „Wir könnten zusammen eine Schneise durch diese Horden schlagen, aber das würde Zeit brauchen. Ich habe noch einen anderen Vorschlag, der etwas waghalsiger ist...“, sagte Vincent jetzt und Cloud hörte ihm genau zu, als er die zweite Methode erläuterte, die um einiges gefährlicher war. Aber sie hatten keine große Wahl, wenn sie Marlene mit absoluter Sicherheit erreichen und retten wollten. Schließlich einigten sie sich und Vincent ging abermals auf dem Dach eines Hauses in Position. Er wartete auf Clouds Zeichen, welches bald darauf zu hören war. Das Motorrad des Blonden veranstaltete einen Heidenlärm und machte die Zombies aufmerksam. Träge wandten sie sich in die Richtung, woher das Geräusch kam, aber sie waren nicht darauf vorbereitet, als Cloud von einer Seitenstraße auf den Platz raste und etwa zehn Gegner zeitgleich unter dem Metall begrub. Er bremste scharf mit dem Fuß ab, vollführte eine enge Kurve, pflügte damit noch mehr der Zombies um und alle anderen wandten sich ihm zu, griffen nach ihm. Doch wie Vincent mutmaßt hatte, waren die Zombies zu träge und schwerfällig und Cloud war mithilfe des Motorrads schneller und wendiger, so dass er die Oberhand und den Überraschungseffekt auf seiner Seite hatte. Vincent nahm nun Anlauf, sprang in die Luft und mithilfe seines Mantels schwebte er geradezu lautlos und schnell durch die Luft. Er sprang an einer Hauswand ab und landete nach ein paar waghalsigen Sprungeinlagen und Drehungen bei Marlene. „Vincent“, sagt sie verzweifelt und ihre großen Augen klebten förmlich an ihm fest, als wäre er der letzte rettende Strohhalm. Vincent nickte und machte sich daran, das Mädchen zu befreien, was mit seiner goldenen Klaue kein Hindernis war. Er hob Marlene auf seine Arme, raunte ihr zu, dass sie sich gut festhalten sollte, dann sprang er in die Luft und nutzte abermals den Auftrieb, um sie in Sicherheit zu bringen. Sie landeten sicher auf einem weiter entfernten Häuserdach, welches Vincent als sicher empfand und dort setzte er sie ab. Marlene rutschte sofort in die Knie, sie zitterte am ganzen Leib und Vincent beugte sich zu ihr herab. „Es ist alles in Ordnung... du bist in Sicherheit“, sagte er und Marlene nickte zittrig. „Wo... wo ist Papa?“, fragte sie und Vincent beruhigte sie sogleich. „Er ist bei Tifa. Er war ziemlich angeschlagen, aber das wird wieder. Du kannst ihn bald sehen.“ Marlene atmete erleichtert auf und Vincent wollte sie gerade fragen, wer sie entführt hatte, als sie beide ein ohrenbetäubendes Kreischen vernahmen. Vincent sah alarmiert nach unten und sah, dass Cloud mitsamt dem Motorrad am Boden lag. Zum Glück rappelte er sich sofort auf und wehrte die Zombies, die nach ihm griffen, mit dem Schwert ab, dass die Monster fortschleuderte. Doch Vincent wusste, dass der andere nicht ewig durchhalten würde, also musste er eingreifen. Schnell wandte er sich an Marlene. „Du versteckst dich hier oben. Ich helfe Cloud und dann gehen wir gemeinsam nach Hause, in Ordnung?“ Marlene wurde blass und Vincent konnte es ihr nicht verdenken, doch dann schluckte sie ihre Angst entschlossen herunter. „Versprochen?“, wollte sie wissen und Vincent nickte. „Versprochen.“ Damit ging er zur Kante des Daches, ließ sich fallen und zog dabei seine Cerberus. Mit gezielten Schüssen erledigte er ein paar der Monster, sprang von der Hauswand ab und beförderte sich damit zu Cloud. „Ist sie in Sicherheit?“, wollte er als Erstes wissen und schleuderte drei Zombies mit seiner Klinge zurück. „Ja. Sie wartet auf uns... also dachte ich, ich gehe dir etwas zur Hand“, erwiderte Vincent und ließ seinen Worten eine Salve Schüsse folgen. Konzentriert kämpften die beiden Seite an Seite oder Rücken an Rücken und sie hielten der Übermacht stand. Doch der Ansturm schien nicht abnehmen zu wollen... „Verdammt, wo kommen die nur her?!“, fluchte Cloud verbissen und nutzte den Schwung seines Schwerts, um einen angreifenden Gegner gegen eine der Hauswände zu befördern. Vincent sagte nichts, aber er vermutete, dass die Monster aus dem Reaktor kamen, auch, wenn er sich da nicht sicher sein konnte. „Du hast nicht zufällig eine Möglichkeit, um Verstärkung zu rufen?“, fragte Cloud jetzt, doch es war augenscheinlich, dass sie alle Hände voll zu tun und keine freie Spitze zur Verfügung hatten, um ein Handy zu bedienen. „Hat jemand nach Verstärkung gerufen?“, rief da jemand und zwei Gestalten mischten sich ins Geschehen. Vincent gingen fast die Augen über, als er Renos rote Haare sah und sein Herz geriet kurz aus dem Takt. Es tat gut, den anderen zu sehen... aber der Schütze rief sich sogleich zur Ordnung, denn er durfte jetzt nicht nachlässig werden. Zu viert hielten sie den Monstern stand, doch es wurde nicht einfacher, die Zahl nahm immer noch nicht ab. Im Gegenteil: Für jeden Zombie, den sie töteten, kamen zwei neue hinzu und es war ein aussichtsloses Unterfangen. „Wir müssen hier weg!“, rief Elena zu den anderen hinüber. „Wie hast du dir das vorgestellt? Sollen wir diese Viecher in die restliche Stadt lassen?“, antwortete Cloud und zerteilte zwei Zombies auf einmal in Einzelteile. Auf einmal waren laute Geräusche zu hören, welche vom Himmel kamen und sie alle erspähten einen Helikopter, der über ihnen schwebte. Einen Augenblick später konnte man Tsengs Stimme durch die beiden Walkie-Talkies, die Elena und Reno immer bei sich trugen hören. „Hier Tseng, macht, dass ihr da wegkommt. Das Sprengstoffkommando der WRO hat überall Bomben ausgelegt und sie werden den Bereich in die Luft jagen, damit diese Monster nicht die ganze Stadt in Beschlag nehmen. Ihr müsst fliehen, sofort, das ist ein Befehl!“ Reno atmete laut und erleichtert auf und zog seinen Schlagstock aus einem eben erledigten Zombie heraus. „Na endlich, das wurde langsam eine echt abartige Angelegenheit!“, rief er aus und meinte das einerseits angesichts der Gegnerzahl und zum anderen aufgrund der schleimigen Masse, die seine Waffe zierte. Cloud bildete die Vorhut und schlug eine Schneise durch die Gegner hindurch, Reno und Elena folgten ihm, während Vincent zwei Zombies als Sprunghilfe nutzte, um Marlene von dem Hausdach abzuholen, wo er sie zurückgelassen hatte. Nun zu fünft rannten sie aus dem Gebiet, welches sich sieben Minuten später in ein Flammenmeer verwandelte und nichts als Asche und Staub zurückließ. Sektor 5 gab es nicht mehr... „Marlene!“, rief Barret dröhnend und in seinen Augenwinkeln standen Tränen, als er seine Stieftochter Marlene endlich wieder in seine massigen Arme schließen konnte. Tifa sah gerührt zu, während Cloud seinen angestammten Platz an der Bar einnahm, um kurz auszuruhen. „Vincent und Cloud haben mich gerettet“, rief Marlene und war ebenfalls froh, der Gefahr entronnen zu sein. „Hey, vergiss die Turks nicht! Wir haben dich auch gerettet“, maulte Reno protestierend. „Ignorier ihn, Kleines“, riet Elena und winkte ab, denn sie brauchte diese Honorierung nicht. Außerdem war die eigentliche Rettungsaktion ja schon abgeschlossen gewesen, als Reno und sie eingetroffen waren, daher hatte das Mädchen schon Recht. Reno gab einen missbilligenden Laut von sich und wischte seinen Schlagstock mit einem desinfizierenden Tuch ab, um eventuelle Zombiekeime abzutöten. Nur der fette Chocobo allein wusste, wie sehr er Zombies hasste... „Wie seid ihr eigentlich dort in Sektor 5 gelandet?“, wollte Tifa jetzt wissen, da Sektor 5 nicht in der Nähe von Marlenes und Barrets Zuhause war. Cloud erklärte es ihr und kurz darauf war die Erleichterung aller über den guten Ausgang verflogen. Dafür traten viele neue Fragen auf. „Marlenes Entführer waren nicht da? Nur diese Zombiehorde?“, fragte Barret verwirrt und Vincent nickte. Auch ihn störte das und es fühlte sich immer mehr an, als wären sie in eine Falle getappt oder zumindest in eine Art Test. „Und wie kamt ihr dahin?“, fragte Tifa nun Elena und diese zog ihre Stirn in besorgte Falten. „Wir wollten eigentlich die WRO unterstützen... aber wir haben keine der Einheiten gefunden, nur diese Zombies und euch. Es ist merkwürdig“, sagte die blonde Frau und alle Anwesenden gaben ihr Recht. „Was auch immer das heute war, es war ein Test“, sagte Reno düster und Vincent sah aufmerksam zu ihm, da der andere auf die gleichen Schlüsse gekommen war, wie er selbst. „Ein Test wofür?“ „Keine Ahnung... aber ich habe das Gefühl, wir werden es bald erfahren“, sagte der Rothaarige düster und bestätigte damit auch Vincents Befürchtungen. „Ach, ihr und eure Schwarzmalerei! Wir sollten feiern, dass die Gefahr vorbei und Marlene in Sicherheit ist!“, rief Barret jetzt und nahm das Ganze nicht ernst. Trotzdem war es wahrscheinlich genau das, was die anderen von ihrem Trübsinn ablenkte und der Hauptteil beschloss, es für heute gut sein zu lassen. Vincent hingegen konnte nicht von seinen düsteren Ahnungen ablassen und verzog sich aufs Dach der Bar, um in Ruhe über alles nachzudenken. Er wurde das Gefühl nicht los, dass es mit Cissnei zu tun hatte, denn Ort und Zeitpunkt waren kaum ein Zufall gewesen. Eher kam es ihm wie die Ouvertüre zu etwas viel Schlimmeren vor und er wurde dieses Gefühl einfach nicht los. „Du kannst wohl auch nicht abschalten, oder...?“, vernahm er plötzlich eine Stimme und er sah sich um, um zu sehen, dass Reno sich ihm näherte. Wortlos schüttelte der Dunkelhaarige den Kopf und Reno seufzte. „Ich weiß, was in dir vorgeht. Es hängt alles zusammen, glaube ich... ich weiß nicht wie, aber hier stimmt etwas nicht.“ „Das Gefühl habe ich auch...“, sagte Vincent nachdenklich, ehe er den Blick wieder auf Reno richtete. Wie lange hatte er den anderen nicht gesehen? Waren es wirklich erst wenige Tage, die verstrichen waren? Es kam dem Schützen viel, viel länger vor... „Was ist? Hab ich irgendwo noch Zombieschmiere?“, fragte der Rothaarige und begann, sich durchs Gesicht zu wischen, doch er entdeckte nichts von geleeartiger Konsistenz auf seiner Haut. „Nein... es freut mich nur, dass es dir wieder gut geht“, sagte Vincent und nicht nur Reno schaute ihn daraufhin überrascht an, sondern auch der Dunkelhaarige war verdutzt über sich selbst. Es war selten, dass er solche gefühlsträchtigen Sätze von sich gab... „Ich... bin auch froh... und es tut mir leid, dass ich so unausstehlich war. Muss der Schock von der Brandwunde gewesen sein“, sagte Reno schnell und wandte den Blick ab. Schweigen entstand und sie hingen ihren Gedanken nach. Es war merkwürdig, so normal miteinander zu reden... „Solange... solange wie das mit Sektor 5 nicht vollständig aufgeklärt ist...“, begann Reno kurz darauf und lenkte Vincents Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Ähm... also... wäre es okay für dich, wenn wir wieder Partner wären? Nur, solange das geklärt ist? Mich lässt das einfach nicht los, es ist zu … verrückt“, sagte der Rothaarige weiter und Vincent erklärte sich nach kurzem Zögern einverstanden. Sie hatten bessere Chancen, das Ganze aufzuklären, wenn sie ihre Kräfte bündelten... so versuchten sich beide zu überzeugen, während sie andere Gründe nicht einmal wagten zu denken. „Dann also auf gute Partnerschaft, was?“, grinste Reno schließlich und reichte Vincent die Hand. Der andere schaute darauf, dann ergriff er sie und ein kleines Lächeln lag zumindest auf einem seiner Mundwinkel. Er fühlte sich seltsam ruhig und entspannt... was war das bloß? Plötzlich rauschte es in Renos Walkie-Talkie und der Rothaarige entwand seine Hand Vincents sanftem Griff, um es in die Hand zu nehmen. Doch es war kein erneuter Befehl, sondern Elenas Stimme. „...T- Tseng... bist du... da? Over...“, fragte sie zögernd. Reno wusste, dass er die Frequenz verlassen und das Walkie-Talkie am besten ganz abstellte, doch er konnte nicht. Innerlich hielt er Elena alle Daumen und hoffte, dass sie den Mut haben würde, der tief in ihr schlummerte. Heute im Kampf hatte er diesen Mut gesehen und er hoffte wirklich, dass die junge Frau dieses Gefühl in andere Bereiche übertragen konnte. Also lauschte er mit angehaltenem Atem dem, was folgen sollte. „Elena? Ist alles in Ordnung?“, antwortete der Turk-Chef nun endlich. „J-ja... d- das heißt, eigentlich... eigentlich nein.“ „Elena?“ „Es tut mir leid, Chef...“, sagte die blonde Frau leise, fast flüsternd, dass Reno die Ohren spitzen musste, um sie verstehen zu können. „Was tut dir leid? Ich habe dich wie eine Löwin kämpfen gesehen. Du warst... fabelhaft“, sagte Tseng und man konnte an seiner Stimme hören, dass er lächelte. Elena gab einen piepsigen Laut von sich, schien sich aber schnell wieder zu sammeln und machte Anstalten dazu, mit ihrer wahren Absicht herauszurücken. Reno feuerte sie nun innerlich besonders an und hatte Vincent, der neben ihm stand, vollkommen vergessen. „Chef, ich...“ Elena atmete tief durch, dann versuchte sie es erneut. „Ich sage ja...“ Tsengs Stimme hatte selten amüsierter geklungen, als er genauer nachhakte. „Du sagst ja... zu was? Zu der neuen Vorschrift im Turk-Handbuch?“ „N- n- nein, ich... ich sage ja zu der V-V-V-Verabredung, wenn.. also wenn Sie noch w-w-wollen“ Elena war ein nervöses Nervenbündel und das hörte man ihr auch an, aber sie blieb zumindest in der Leitung, was Reno ihr hoch anrechnete. Es herrschte eine ganze Weile Stille und selbst Renos Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Dann endlich gab Tseng die Antwort. „Das freut mich. Ich hole dich morgen ab, sagen wir... gegen 8?“ „M-morgen schon?“ „Natürlich, Elena. Ich möchte nicht, dass du es dir anders überlegst.“ „A- aber Chef!“ „Keine Widerrede, Elena. Morgen Abend, nur du und ich... und es ist ein Date, also möchte ich keine Turk-Kleidung sehen.“ „T-Tseng!“ „Gute Nacht, Elena“, war alles, was Tseng noch sagte, dann antwortete er nicht mehr auf Elenas Kontaktversuche, in denen die junge Frau alles versuchte, um die Verabredung wieder rückgängig zu machen. „Oh je... ich werde ihr wohl meine Hilfe anbieten müssen“, sagte Reno und kratzte sich verlegen lachend im Nacken. Vincent sagte nichts dazu. Er kam allerdings nicht umhin zu bemerken, dass sich die Verhältnisse bei den Turks um einiges verändert hatten. Doch diese Erkenntnis behielt er lieber für sich... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)