Die Farbe Rot von Kyo_aka_Ne-chan ================================================================================ Kapitel 10: Eine wohlverdiente Pause ------------------------------------ Vogelgezwitscher weckte Elena sanft und eine leichte Brise vom Fenster her streichelte ihre Haut. Sie fühlte sich, als hätte sie extrem lange geschlafen und ihr Bett war bequemer als sonst... so schön warm, gemütlich, fest, kräftig, muskulös... //Moment mal...!// Elenas Augen flogen auf und sie sah direkt auf den dunklen Anzugsstoff, der die Turks ausmachte. Sie befand sich in der Umarmung eines Mannes, der sie recht fest an sich drückte und als Elena nach oben sah, traf sie der Schlag. //Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott!//, dachte sie und sie spürte sofort, wie die Röte in ihre Gesicht schoss, als sie Tsengs entspanntes Gesicht über sich sah. Ihr Chef schlief tief und fest den Schlaf der Gerechten, während er sie ganz selbstverständlich im Arm hielt als wäre sie sein Eigentum. Elenas Herz verdreifachte seine übliche Tätigkeit, sie konnte ihren schnellen Puls in ihren Ohren hören und vor Aufregung wurde sie ganz starr. Sie schielte vorsichtig nach oben, nahm die geringe Distanz zu Tseng wahr, um ihn genauer anzuschauen, weil sie sonst kaum dazu kam. Seine dunklen Haare fielen ihm über die Schulter, sein Gesichtsausdruck war erschöpft, was Elena mit Sorge sah. Trotzdem schien der Schlaf ihm gut zu tun, denn ein entspannter Zug lag zumindest um seinen Mund, was sie wieder aufatmen ließ. //Er hat immer so viel zu tun... hoffentlich übernimmt er sich nicht//, dachte Elena betrübt und seufzte leise. Sie war nun eine ganze Zeit lang bei den Turks, doch sie fühlte sich immer noch wie am Anfang. Das Problem war einfach, dass sie zwar fähig war, doch immer wieder Schusselfehler machte. Je mehr sie sich vornahm, ihre Sache besonders gut zu machen, passierten ihr die peinlichsten Dinge, die Tseng mehr Arbeit verursachten, obwohl Elena ihm eigentlich eine Hilfe sein wollte. Die junge Frau genoss noch einen kleinen Moment Tsengs Nähe, dann löste sie sich vorsichtig von ihm, um ihr Glück nicht allzu sehr herauszufordern. Er hatte sich lediglich neben sie gelegt und so deckte sie nun ihn zu, das sie sowieso aufstehen wollte. Sie sah sich um und erspähte ihre Sachen auf einem kleinen Hocker. Sie sah an sich herunter und entdeckte einen unförmigen Krankenhauskittel und sie verzog unglücklich das Gesicht. Hatte Tseng sie etwa so gesehen? Elena errötete in einem noch tieferen Rotton und verbarg ihr Gesicht mit den Händen, ein unglückliches Geräusch unterdrückend. Das durfte doch nicht wahr sein?! Nachdem sie sich beruhigt hatte, stand sie auf, was gar nicht so einfach war. Doch sie war kurz darauf stolz auf sich, denn sie schaffte es, bis zu dem Hocker zu gehen, ihre Sachen zu nehmen und ins angrenzende Bad zu gehen. Sie schloss die Tür und besah sich ihr Aussehen erst einmal im Spiegel, welches zum Glück nicht allzu katastrophal anmutete. Elena atmete auf, dann putzte sie sich mit einer Einwegzahnbürste die Zähne, kämmte ihre Haare und zog sich dann ihren Anzug an. Nach und nach fielen ihr auch die Ereignisse wieder ein, die dafür gesorgt hatten, dass sie hier in einem Krankenzimmer gelandet war und wieder biss sie sich unglücklich auf die Unterlippe. Sie hatte Tseng bestimmt wieder riesige Umstände gemacht und ihn von der Arbeit abgehalten... Elena warf erneut einen Blick in den Spiegel und richtete ihre Krawatte. Sie beschloss, heute sofort wieder an die Arbeit zu gehen und Tseng so zu unterstützen, dass er sich keine Sorgen mehr um sie machen musste. Das war das Mindeste, was sie tun konnte. //Immerhin konnte ich sein Leben beschützen//, dachte Elena und tröstete sich damit, trotzdem seufzte sie. Es wog leider nicht im Ansatz das auf, was sie Tseng bisher schon schuldete... Tseng blinzelte gegen die Morgensonne an und er brauchte ein paar Momente, um nachzuvollziehen, wer und wo er war. Müde richtete er sich auf und rieb sich mit den Händen über das Gesicht, um somit wach zu werden. Sein Blick fiel wenig später zur Seite und der Schock fuhr durch seinen gesamten Körper als er sah, dass die andere Seite des Bettes leer war. Sofort sprang er auf und durchsuchte das Zimmer, während die Panik sein Herz heftig schlagen ließ. „Elena!“, rief er laut und verzweifelt, als plötzlich Badtür aufschwang und die blonde junge Frau ins Zimmer stürmte. „Sie brauchen mich?!“, rief sie und nahm vor ihm Aufstellung. Tseng schaute verwundert auf Elena, dann auf das Bett, dann wieder auf die junge Turk vor ihm, die sich nun verlegen ein paar blonde Haarsträhnen hinter die Ohren strich, die jedoch sofort wieder nach vorn fielen. „Elena...“, sagte Tseng leise, unsicher, weil er glaubte noch zu träumen. „Ja? Was kann ich für Sie tun?“, erkundigte sie sich eifrig wie immer und pure Freude sorgte dafür, dass Tseng sie an sich zog und sie fest umarmte. „Elena“, sagte er wieder und die Turk wurde tomatenrot, während sie stocksteif wurde. „Du bist wieder da.“ Elena hob zaghaft ihre Arme, umarmte ihren Chef etwas unbeholfen und nickte an seiner Brust, ein Gefühl, dass ihr äußerst willkommen war. Sie glühte förmlich und schmiegte ihren Kopf an ihn. „Ja“, antwortete sie und lächelte. Er entließ sie wenig später ein Stück weit aus seiner Umarmung, nahm seine Hände aber noch nicht von ihrem Körper, als ob er sich versichern wolle, dass sie auch wirklich hier war und ihm sein müder Verstand keine Streiche spielte. „Ich bin froh, dass du wieder aufgewacht bist“, sagte er und strich nun selbst ihre widerspenstigen Haarsträhnen hinter ihr Ohr. Elena lächelte und ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals, trotzdem zwang sie sich, nicht zu viel in Tsengs Worte zu interpretieren, schließlich waren sie Chef und Angestellte. „Das freut mich. Damit kann ich Ihnen ja wieder nützlich sein, also was ist meine erste Aufgabe?“, fragte sie eifrig. Tseng schaute nachdenklich auf sie herab und Elena wurde sofort nervös. Würde Tseng ihr überhaupt noch Aufträge erteilen, nachdem sie auch dieses Mal versagt hatte? „Nun...“ Elena schluckte. Das klang schon einmal gar nicht gut. „Als Erstes möchte ich, dass du die Höflichkeitsfloskeln lässt, Elena.“ Elena wurde schlagartig rot im Gesicht, was in Tsengs Gegenwart langsam zum Dauerzustand wurde und sie nickte eifrig. „I-i-in Ordnung, Sir, ich werde Ihrem Befehl nachkommen- äh... ich meine... d-d-deinem Befehl“, stammelte sie und Tseng musste sich ein Lachen verkneifen. „A-Also was k-kann ich dann jetzt für Sie äh dich tun?“, fragte Elena weiter und sie befürchtete, dass diese neue Vorschrift ihr noch einige Schwierigkeiten bereiten würde. In diesem Moment kam ein WRO-Angestellter herein und Tseng wandte sich ihm zu, um sich dessen Neuigkeiten anzuhören, doch noch immer lagen seine Hände dabei an Elenas Hüften, was dieser langsam peinlich wurde. Nur mühevoll konnte sie ihren Verstand dazu bringen, sich ebenfalls die Neuigkeiten anzuhören. „Reno ist aufgewacht, Sie können ihn nun besuchen. Es geht ihm... nun, er schimpft bereits wieder“, sagte der Angestellte gezwungen und Tseng grinste kurz in sich hinein. Wenn der ungestüme Rothaarige die Leute um sich herum verärgern konnte, so musste es ihm bestens gehen und Tseng atmete auf. „In Ordnung, ich mache mich gleich auf den Weg.“ Der WRO-Angestellte verließ das Zimmer wieder und Tseng widmete sich wieder Elena. „Du hast es gehört, wir gehen Reno besuchen“, meinte er und ließ die blonde Turk los, während Elena nickte und sie sich schon in Bewegung setzte. Was war denn nun schon wieder mit Reno? Scheinbar fehlten ihr einige wichtige Informationen, aber sie wäre keine Turk, wenn sie nicht gewusst hätte, wie man an Informationen kam. „Ach und Elena?“ Tsengs Stimme ließ Elena zu ihm sehen und sie stoppte, während er zu ihr aufschloss. Er beugte sich ein wenig herab, um mit ihr auf Augenhöhe zu sein, dann lächelte er. „Ich möchte, dass du dich ausruhst. Und wenn es dir wieder völlig gut geht, dann möchte ich dich um eine Verabredung zum Abendessen bitten. Ich hoffe auf eine positive Antwort“, meinte er und genoss es sichtlich, wie Elena dunkelrot anlief und keinen zusammenhängenden Satz mehr zustande brachte. Wesentlich besserer Laune ging Tseng aus dem Zimmer und schlug den Weg zu seinem chaotischsten Mitarbeiter ein, während Elena ihm mit einem gewissen Sicherheitsabstand folgte. Vincent hatte seine Unterredung mit Reeve sehr schnell hinter sich gebracht, da er informiert worden war, dass Reno aufgewacht war. Er war noch nicht ganz aus dem Fahrstuhl gestiegen, als er den Turk schon fluchen und zetern hörte und sein Mund verzog sich zu einem belustigten Grinsen. Er hatte wirklich Bedenken gehabt, als er den anderen in die Obhut der WRO-Leute gegeben hatte, denn zu diesem Zeitpunkt hatte Reno nicht mehr reagiert und hatte bereits apathisch vor sich hingestarrt. Dieser Anblick hatte Vincent Sorge bereitet, aber nun schien der Rothaarige ja wieder in Vollbesitz seiner Kräfte inklusive seiner großen Klappe zu sein, also war die Sorge wohl unbegründet gewesen. Der Schütze betrat das Zimmer, als Reno gerade dabei war, einen der Pfleger dazu zu animieren, ihm mehr Schmerzmittel zu verabreichen. Sein Bein schmerzte höllisch und er verstand nicht, warum man nicht einfach Materia anwandte, um diesen Umstand zu beseitigen. Stattdessen bekam er hier die Normalverpflegung mit Verbandswechsel, kühlenden Gels und dem minimalsten Standard an Schmerzmitteln, den man sich vorstellen konnte. „Ich habe Schmerzen, verflucht, mein gottverdammtes Bein stand in Flammen und ich will, dass das aufhört, ich kann gar nicht klar denken! Ich will Schmerzmittel, los jetzt!“, forderte der Rothaarige, während er die Arme vor der Brust verschränkte und den armen Pfleger nicht aus den Augen ließ. Vincent schüttelte den Kopf und bedeutete dem Mann, dass er das Zimmer lieber schnellstens verlassen sollte. Der Pfleger nahm diesen Rat sofort an und machte sich schnellstens aus dem Staub, was Reno nur noch mehr zetern ließ. „Super gemacht, Valentine und wie komme ich jetzt an Schmerzmittel?!“, wollte er wissen und machte Anstalten dazu, aus dem Bett zu steigen, um sich seine Schmerzmittel selbst zu organisieren. Vincent war im Nu am Bett und drückte ihn auf die Krankenliege zurück. „Du bleibst schön liegen.“ „Aber ich habe Schmerzen, wann geht das in deinen Betonschädel!“ „Die solltest du aushalten, du bist ein Turk.“ „Scheiß drauf, mein Bein stand in gottverdammten Scheißflammen! Ich habe ein Recht darauf, ein paar Minuten nicht daran erinnert zu werden, was passiert ist!“ Vincent stutzte und schaute Reno aufmerksam an. Dann verstand er. „Es geht gar nicht um das Feuer... es geht um Cissnei, habe ich Recht?“ Reno biss sich auf die Unterlippe und tatsächlich schloss er kurz die Augen, als er ihren Namen hörte. „Reno...“, sagte Vincent, doch dieser schüttelte nur den Kopf und ballte die Hände zu Fäusten. „Du hättest sie nicht mehr retten können... also gib dir nicht die Schuld.“ Vincents Worte hätten helfen können, doch dazu steckte Reno schon viel zu tief in dieser Schuldgeschichte. Cissnei hatte ja Recht gehabt, sie hatten sie im Stich gelassen und waren damit Schuld an all diesen Ereignissen. Der Schmerz in seinem Bein erinnerte Reno wieder und wieder daran, dass er versagt und Cissnei nicht hatte helfen können. Vincent sah, dass er Reno nicht weiterhelfen konnte, aber zumindest war der andere nun ruhig. Er drückte ihn sanft zurück in eine liegende Position. „Du musst dich ausruhen...“ „Wozu? Genauso gut kann ich mich auch wieder in die Arbeit stürzen, die Gefahr ist ja vorbei und du kannst auch wieder dein Ding machen“, meinte der Rothaarige und Vincent fiel dieser Umstand erst jetzt auf. „Du hast Recht... wahrscheinlich sollte ich dann wohl gehen. Leb wohl, Reno“, sagte er stoisch und verließ also das Zimmer, so dass Reno wieder allein war. Er biss sich auf die Unterlippe, während er innerlich mit sich kämpfte. Er hätte Vincent zurückrufen und sich bei ihm für die Hilfe und die Mitarbeit bedanken sollen, doch Renos Stolz war ihm dieses Mal einfach im Weg... also tat er gar nichts, sondern starrte an die eierschalenfarbene Decke des Zimmers. Wahrscheinlich passte so ein Abschied sogar besser, schließlich war Reno immer noch ein Turk und Vincent war... ja, was war der andere eigentlich? Bevor Reno dieser Frage weiter nachgehen konnte, ging die Tür erneut auf und dem Rothaarigen gingen die Augen über. „Boss! Elena!“, rief er erfreut und setzte sich auf, während die beiden in sein Zimmer kamen. Ja, seine Kollegen waren jetzt genau die richtige Ablenkung für ihn und so waren die düsteren Gedanken bald darauf vergessen. Eine sanfte Berührung an ihrer Stirn weckte Cissnei und sie öffnete langsam die Augen. Sie begegnete einem Blick aus durchdringenden grünen Makoaugen, nahm die grauen Strähnen des langen Haares war und das sanfte Lächeln, welches gleichzeitig bedrohlich wirkte. „Das hast du gut gemacht, Cissnei“, lobte er sie und obwohl sie Angst vor ihm hatte, freute es sie, dass sie ihm von Nutzen gewesen war. „Bald kannst du dich an ihnen rächen, aber du brauchst noch ein wenig Geduld. Außerdem musst du dich schonen. Dein Körper war einer großen Anstrengung ausgesetzt und ich konnte dich nur retten, indem ich dich noch länger dem Mako ausgesetzt habe“, meinte er jetzt seufzend und Cissnei sah an sich herab. Ihr Körper war völlig unbekleidet und dafür von einer grünen Mako-Schicht bedeckt. Sie war nun vollkommen ein Monster, ihre Haut glühte grün und machtvoll und sie wusste, dass es nun keinen Schritt mehr zurück gab. Sie atmete bebend ein, schluckte die Verzweiflung hinunter, doch er hatte es bemerkt. „Du musst diese schwächlichen Gefühle ausschalten, nur dann wirst du wahrhaft mächtig sein. Werde grausam und dann räche dich an denen, die dich zurückließen“, säuselte er über ihr und er begann, ihre Haare zu streicheln. Die Berührung machte sie erneut schläfrig und abermals kräuselten sich seine Lippen. „Schlaf, kleine Cissnei. Du hast dir eine Pause verdient.“ Und Cissnei gehorchte, so wie sie ihm immer gehorcht hatte, seit er sie bei sich aufgenommen hatte und driftete in einen tiefen, traumlosen Schlaf. Er richtete derweil den Blick auf die silberne Kugel, die er aus ihrem Fleisch geholt hatte und sein Lächeln verflog, machte dem wahrhaft grausamen Gesichtsausdruck Platz, der ihm gerechter wurde als alles andere. „Bald, Vincent Valentine... bald.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)