Die Farbe Rot von Kyo_aka_Ne-chan ================================================================================ Kapitel 9: Monster ------------------ Reno landete sicher auf der anderen Seite, doch sengender Schmerz durchschoss sein rechtes Bein. Er sah nach unten und entdeckte, dass seine Hose brannte. Der dünne Stoff war kein Hindernis für das Feuer und so schlugen sich die Flammen in seine Haut. „Aua, so eine Scheiße!“, fluchte Reno lauthals und klopfte auf die Flammen, bis sie endlich ausgingen. Sein Bein brannte wie die Hölle, aber er ignorierte es. Er musste zu Cissnei, musste sie aufhalten! „Cissnei!“, rief er und sie wandte sich vom Reaktorkern aus zu ihm hin. „Warum bist du nicht bei deinem Freund geblieben...? Sieh es ein, Reno... du kannst hier niemanden retten. Weder den Reaktor, noch mich“, sagte sie und wirkte plötzlich erschöpft. Reno schüttelte heftig den Kopf, so dass seine roten Haarsträhnen nur so flogen. „Ich gebe nicht so einfach auf, nur, weil du sagst, dass du nicht mehr dazugehörst! Einmal Turk, immer Turk, hast du das vergessen?“ Cissnei lächelte bitter und sie wandte sich ihrem ehemaligen Kollegen zu. Ihre Hände formten wieder die Kugeln, die gefährliche Kräfte innehatten und Reno starrte darauf. Wenn Cissnei beschloss, diese Kräfte gegen ihn einzusetzen, dann würde nicht viel von ihm übrig bleiben. „Cissnei...“, sagte er beschwörend, doch sie schnitt ihm das Wort ab. „Ich bin allein aufgewacht... ich hatte Angst! Keiner von euch war bei mir, obwohl ich euch gebraucht hätte! Ihr habt mich nur benutzt... und jetzt bin ich ein Monster!“, sagte sie heftig und die die beiden Kugeln begannen in ihren Händen zu lodern wie wütende Flammen. Die Erinnerungen an diese Stunden voller Furcht und Leid waren noch sehr präsent und erschütterten ihre ohnehin schon labile Psyche. „Wir wussten nicht, dass du noch lebst! Du warst verschwunden und wir hatten keinen Anhaltspunkt, wo du warst!“, rief Reno dazwischen. „Ihr hättet trotzdem suchen können... gründlicher!“ „Cissnei, das haben wir. Wir haben alles getan, was wir konnten.“ „Lügen!“, schrie sie und die Flammen in ihren Händen wurden unkontrolliert, dass es aussah, als ob Cissnei brennen würde... doch ihr geschah nichts. „Was ist mit dir passiert?“, wollte Reno wissen, während er das grüne Leuchten bemerkte, dass immer mehr die Kontrolle über Cissnei zu bekommen schien und ihre natürlichen roten Haare vollkommen verschwinden ließ. „Ich bin in Mako aufgewacht... seitdem habe ich diese Kräfte. Keiner von euch war da, ich war allein, wusste nicht, was ich tun sollte...“, flüsterte Cissnei und sie klang, als würde sie weinen. “Niemand war da, bis auf ihn... ich hatte keine Wahl.“ „Wen meinst du, Cissnei? Warum hattest du keine Wahl?“ Doch die junge Frau antwortete nicht mehr, sondern griff an. Es waren genug Worte gefallen, die nichts mehr ändern würden, aber zumindest konnte sie noch einen der Turks der Strecke bringen. Reno war der Schwächste und sie hatte deutlich das Zögern in seinen Augen gesehen. Er würde nicht gegen sie ankommen, nicht, wenn es hart auf hart kommen würde. Cissnei nutzte diese Schwäche, damit auch der Rothaarige lernen konnte, dass jeder auf dieser Welt allein war. „Cissnei!“, rief Reno, versuchte die junge Frau zur Besinnung zu bekommen, doch sie griff an, durchbrach mit Leichtigkeit seine halbherzige Deckung und traf ihn mit ihren Händen an Brust und Bauch. Reno krümmte sich ächzend zusammen und versuchte erst jetzt, sich zu wehren, allerdings ohne Cissnei wirklich dabei wehtun zu wollen. Doch es war zu spät, Cissneis Mako-Hand packte ihn am Hals und er spürte das Gift. „Ciss...nei... hör a... auf“, keuchte der Turk, während seine Sicht sofort verschwamm und von einem grünen Leuchten durchzogen wurde. Er hatte schon oft von Makovergiftung gelesen und gehört, aber sie noch nie am eigenen Leib erfahren. Nun spürte er, wie es sich wie Säure durch seine Haut fraß, allerdings ohne ernste Verletzungen zu hinterlassen. Trotzdem fühlte es sich an, als würde seine Haut verätzt und in Flammen stehen. Hätte Reno noch die Kraft gehabt, die jedoch sekündlich aus ihm herausfloss, als würde sie ihm abgezapft werden, hätte er seinem Schmerz lautstark Ausdruck verliehen. So aber entkam ihm nur ein Keuchen und das Japsen nach Luft. //Das... war es... also?//, dachte er entsetzt, während die ersten Halluzinationen einsetzten und ihm vorgaukelten, dass er es mit einem Monster zu tun hatte. Cissnei erschien ihm als schwarz-grünes Mako-Monster, dessen verzerrte Gesichtszüge einen höhnischen Ausdruck ergaben. Es schien nur aus Säure zu bestehen und trotzdem war der Griff des Widersachers wie aus Stahl. Reno ging langsam die Luft aus, während sich die Angst wie eine Decke über ihn legte. Es war als würden seine schlimmsten Alpträume wahr werden und alles andere in den Hintergrund drängen. „Gib auf, Reno... du hast verloren“, sagte das Monster mit verdrehter Stimme, die sowohl Mann, Frau als auch Kind war. Reno wollte sich wehren, wollte aus diesem Alptraum aufwachen, doch ihm blieb keine Kraft mehr. Nicht mehr viel und er würde in einen komatösen Zustand verfallen, aus dem er vielleicht nie wieder aufwachen würde. Der Rothaarige wollte nicht wahrhaben, was kommen würde und er musste an all seine Freunde denken. //Es tut mir leid... scheiße Leute, es tut mir so leid... mich hat´s erwischt//, ging es ihm durch den Kopf und gerade als die letzte Kraft ihn verlassen wollte, gab es einen hässlichen Ruck und er wurde mehrere Meter weit weg geschleudert. Reno blieb völlig die Luft weg als er schmerzhaft auf dem Metall landete. Das brückenartige Gebilde schwankte bedrohlich und der Rothaarige blieb zuerst reglos liegen, weil er seinem Körper nicht trauen konnte. Dieser fühlte sich weich wie Pudding an, als hätten sich seine Knochen aufgelöst und Reno brauchte ewig, um den Kopf anheben zu können. Kampflaute drangen zu ihm herüber und seine Augen spielten ihm Streiche, denn er sah, wie zwei Monster miteinander kämpften. Ohne Gnade fielen sie übereinander her, krallten und bissen nacheinander... ebenbürtige Rivalen, die um ihr Revier und ihre Beute kämpften. //Und die Beute bin ich//, dachte er angstvoll und hievte sich am Geländer des Konstruktes hoch. Er schwankte dabei, noch immer rang er nach Luft, um seine Lungen gierig mit Sauerstoff zu füllen, doch sein Geist blieb verwirrt. Er wusste nur, dass er fliehen musste, irgendwohin... Das Mako-Monster schleuderte seine magischen Kugelgeschosse auf das andere Monster, welches eine rot-schwarze Gestalt hatte. Mit den klauenhaften Händen wehrte es Mako und Feuer ab, ehe es auf Abstand ging und Reno bald darauf die Sicht versperrte. //Will es mich sofort fressen?//, fragte sich Reno panisch und ein entsetzter Laut entkam seinen Lippen. Noch nie hatte er so viel Angst gehabt, so wenig Kontrolle über sich gehabt... noch nie so eine Todesangst gespürt. „Ich will nicht sterben“, flüsterte er gebrochen und drückte sich an das Geländer, während das Gesicht des roten Monsters sich merkwürdig verzog. „Was redest du da, Reno? Reiß dich zusammen, ich bin es, Vincent!“ Reno blinzelte verwirrt, rieb sich die Augen, doch die monsterhaften Konturen blieben noch immer. Aber die Stimme hatte so deutlich nach Vincent geklungen, dass er es einfach glauben wollte, dass das vor ihm sein neuer Kollege war. „Vincent...“ Vincent schaute besorgt auf Reno, welcher nicht die große Klappe hatte wie sonst auch. Ihm gefielen die Augen des anderen nicht, die einen grünlichen Mako-Schein hatten. Der ursprüngliche Reno war zum Glück noch da, doch die Vergiftung war beträchtlich, dass er kampfunfähig war. //Wenn er nicht bald ärztliche Hilfe bekommt, könnte er in ein Koma fallen//, schätzte der Schütze schnell die Lage ein, dann wandte er sich wieder der Mako-Frau zu, mit der er vor ein paar Minuten gekämpft hatte. Er musste das schnell zu Ende bringen, also zog er kurzentschlossen seine Cerberus und schoss auf Cissnei. Seine Geschosse waren schnell, jedoch nicht schnell genug, denn sie zersetzten sich noch in der Luft, sobald sie ihr zu nahe kamen und zeigten daher keine Wirkung. Vincent steckte seine Cerberus frustriert wieder weg, während er erneut die Fäuste ballte. Es half nichts, er musste wieder in den Nahkampf gehen und darauf hoffen, dass es ihn nicht auch erwischte wie Reno. „Halte durch“, sagte er dem Rothaarigen, dann preschte er blitzschnell nach vorne und lieferte sich erneut einen erbitterten Kampf mit der Frau. Ihr gesamter Körper war von Mako übernommen worden, sie bestand nur noch aus grünen Flammen, ihre Verteidigung war undurchdringlich und er konnte nur selten Treffer landen, was wohl ihrer Turk-Ausbildung zu Verdanken war. //Mir läuft die Zeit davon... Chaos, ich brauche deine Kraft//, dachte Vincent und überließ seinem Alter Ego freiwillig seinen Körper. Vielleicht waren in diesem Fall wirklich animalische Instinkte gefragt, um siegreich aus dieser Geschichte herauszukommen. Reno keuchte panisch auf, als sich das rote Monster nochmals veränderte und zu einem silbrig schimmernden Wesen mit roten Flügeln wurde. Er wich nach hinten aus, drängte sich gegen das Metall des Geländers und hoffte zitternd, endlich aus diesem Alptraum aufzuwachen. Der Arm des Monsters verlängerte sich, so wie ein paar Minuten zuvor schon und wieder flogen diese Geschosse aus ihm heraus, dieses Mal jedoch schneller als zuvor und traf mit einer explosiven Wucht auf den Körper des grünen Makomonsters, dass es von den Füßen gerissen wurde. Ein kreischender Schrei drang mit einer Intensität durch Renos Gehirn, dass er sich krümmte und meinte, sein Trommelfell würde gleich platzen. Der Boden wankte durch die Explosion, das Metall gab nach... und plötzlich befand sich Reno im freien Fall. Vincent erlangte genau da die Kontrolle über Chaos, als der Schuss sich bereits aus seiner Waffe gelöst hatte. Die Munition pumpte sich direkt in Cissneis Körper und explodierte, dann warf sie sie von den Füßen, während auch der Untergrund erschüttert wurde. Die uralte Brückenkonstruktion gab ihren Geist auf und Vincent erhob sich schnellstens in die Höhe, um dem Fall zu entgehen. //Reno!//, dachte er da und wandte sich schnell nach dem Turk um. Da war er, er fiel gerade dem grünen Mako-See entgegen und blitzschnell flog Vincent zu ihm. Mitten im Flug fing er ihn ab, erhob sich mit ihm in die Höhe, während der Rothaarige in seinem Griff zappelte und drohte, abermals in die Tiefe zu fallen. „Halt still!“ Reno zuckte zusammen und verfiel in einen starreähnlichen Zustand, was Vincent sofort leid tat, aber es war wichtig, dass der andere sich ruhig verhielt. Da sah Vincent noch etwas und er sah ihn. Die Mako-Frau fiel und fiel, es war zu spät, um ihr zu helfen. Doch merkwürdigerweise lächelte sie im Angesicht des Todes, als ob sie etwas wusste, was ihnen beiden verborgen geblieben war. //Kann es sein, dass es nicht vorbei ist?//, schoss es Vincent durch den Kopf, doch dann schüttelte er dies ab. Er musste sich darauf konzentrieren, Reno hier raus zu schaffen und ihn schnellstens zur WRO zu bringen, damit sich dort um die Mako-Vergiftung gekümmert werden konnte. Vincent verließ sich ganz auf seine Flügel und nutzte den Auftrieb und die Geschwindigkeit voll aus. Er beruhigte sich damit, dass das Schlimmste ausgestanden war, denn diese Menge an Mako düfte die Frau getötet haben... doch sein ungutes Gefühl verflog damit in keinster Weise. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)