Die Farbe Rot von Kyo_aka_Ne-chan ================================================================================ Kapitel 3: Du bist wirklich dumm... ----------------------------------- Reno hatte keine andere Wahl, als Vincent mit sich zu nehmen. Selbstverständlich wehrte sich alles in ihm gegen diese Möglichkeit und während sie sich dem Zentrum Midgars näherten, erdachte und verwarf Reno Pläne, wie er den Schützen loswerden konnte. Ihn angreifen und bewusstlos schlagen kam leider nicht in Frage, dafür war Valentine einfach zu kampferprobt. Vor ihm wegzulaufen würde ebenfalls nichts bringen, da Reno diese Taktik schon angewandt hatte und der Dunkelhaarige nun darauf vorbereitet war. Gerade rechnete sich Reno seine Chancen aus, wenn er auf eine der stark befahrenen Straßen rennen würde, um Vincent loszuwerden, als dieser zu ihm aufschloss und ihn ansprach. „Vielleicht sollten wir mit Rufus sprechen“, schlug er vor und Reno schaute ihn zuerst verwirrt an, ehe er seine Fluchtfantasien abschüttelte und sich wieder der Gegenwart zuwandte. „Was sollte uns das bringen? Bisher wurden nur die Turks angegriffen“, wandte er ein. „Das stimmt. Aber wenn jemand weiß, was hier in der Stadt vor sich geht, dann wohl Rufus, oder?“ Reno konnte zumindest nichts Gegenteiliges hervorbringen und so machten sich die beiden auf, um zum neu aufgebauten Shinra-Hauptgebäude zu gehen. Es war genauso wie die alte Shinra Corporation erbaut worden, allerdings waren die Sicherheitsmaßnahmen verschärfter und so war es nicht einfach, um bis zum Big Boss vorgelassen zu werden. Doch da Reno bei Vincent war, fungierte dies quasi wie eine Eintrittskarte und das Sicherheitspersonal ließ die beiden trotz Bewaffnung durch. Reno konnte manchmal selbst kaum glauben, dass er ein so hohes Tier war, obwohl er im Gegensatz zu seinen Kumpanen über keine besonderen Fähigkeiten verfügte. Rufus erwartete die beiden bereits, als sie dem Fahrstuhl im obersten Stockwerk entstiegen. Seit er von Geostigma geheilt worden war, hatte Vincent ihn nicht mehr gesehen und er hatte auch keinen gesteigerten Wert darauf gelegt. Doch nun waren sie auf die Hilfe des Anzugträgers angewiesen und das hieß, der Schütze musste diplomatisch sein, obwohl er dem Blonden am liebsten die Cerberus an den Kopf gehalten und so die Informationen aus ihm herausgeholt hätte. „Vincent Valentine... es freut mich, dass du meine geschätzten Turks unterstützt. Vielleicht ist das ja der Grundstein einer weiteren Zusammenarbeit“, meinte der blonde, hochgewachsene Mann lächelnd und bot dem Dunkelhaarigen die Hand dar. Vincent schaute nur wortlos in Rufus´ Gesicht und enthielt sich eines jeden Kommentars, während er die Geste ignorierte. Er hatte von Reeve gehört, dass ein Unbekannter die WRO finanziell unterstützte und trotz allem Hin- und Herüberlegens war Vincent niemand anderer eingefallen, als Rufus Shinra. Doch selbst wenn Rufus Wiedergutmachung leistete, konnte Vincent nicht einfach über Vergangenes hinwegblicken, als wäre es nicht geschehen. Misstrauisch sah er Rufus an und überließ es Reno, mit dem Oberhaupt Shinras zu sprechen. Reno kam sofort zur Sache und recht schnell wurde klar, dass auch Rufus nicht wusste, was vorging. „Es tut mir leid, dass ich nicht helfen kann. Als ich von den Angriffen hörte, habe ich sofort Maßnahmen ergriffen, doch bisher ohne Erfolg. Ich muss zugeben, dass mir das Sorge bereitet“, äußerte sich der völlig in Weiß gehüllte Mann und enttäuschte damit Renos und Vincents Hoffnungen. „Und hier gab es keine verdächtigen Briefe oder Vorkommnisse? Oder Diebstähle? Wirklich gar nichts?“, wollte Reno wissen, doch Rufus schüttelte den Kopf. So mussten die beiden wieder unverrichteter Dinge abziehen und erneut standen sie am Anfang. Reno vergaß völlig, dass er Vincent eigentlich hatte loswerden wollen und er kickte eine leere Dose gegen eine Hauswand. //Wie soll das bloß weitergehen... wenn ich keine Hinweise finde, kann ich diese Dreckschweine nicht zur Strecke bringen//, dachte der Rothaarige frustriert. „Vielleicht sollten wir nochmal zu dem Ort, wo Elena und Tseng angegriffen wurden... vielleicht haben wir etwas übersehen“, schlug Vincent vor. Reno hatte keinen besseren Vorschlag, also schlugen sie diesen Weg ein. Der Parkplatz sah genauso aus, wie am Tattag höchstselbst und Reno fühlte sich unwohl. Immer wieder sah er Tseng vor sich und die blutende Elena. Das Gefühl der Machtlosigkeit traf ihn wie ein Vorschlaghammer und er musste zuerst tief durchatmen, ehe er dazu fähig war, irgendetwas zu tun. Vincent war derweil über ihm auf den Dächern unterwegs, um dort nach Hinweisen zu suchen und Reno übernahm diese Aufgabe am Boden. Unschlüssig sah sich der Rothaarige um, fuhr sich durch seine roten Strähnen und war unsicher, wo er beginnen sollte. Zu viele Eindrücke prasselten auf ihn ein und er musste sich kurz sortieren. Anschließend ging er zum Hinterausgang, von welchem er und Vincent an jenem Abend gekommen waren und er zwang sich, sich zu konzentrieren. //Ganz ruhig... ich muss diese Emotionen ausstellen und ganz sachlich auf die Sache eingehen. Dann fällt mir vielleicht etwas auf//, dachte er und versuchte, diesen neuen Blickwinkel beizubehalten. Er blendete den Fundort von Tseng und Elena aus und konzentrierte sich auf die übrigen Autos, die hier stand. Ein roter Kombi hatte Einschusslöcher, die Reno am jenem Tag nicht bemerkt hatte und er ging dorthin, um sich das genauer anzusehen. Mit großer Wucht waren die Kugeln eingeschlagen, als hätte sie irgendetwas verstärkt. Reno befreite eine der Kugeln aus dem Metall der Beifahrertür und steckte sie in seine Hemdtasche, danach suchte er Stück für Stück den Parkplatz ab. Er näherte sich Tsengs Wagen, der immer von Elena gefahren wurde und er biss sich auf die Innenseiten seiner Wangen, als er Blut sah. Er hatte seine Kumpanen für unverwundbar gehalten, doch dieses Attentat hatte gezeigt, wie verletzbar sie alle waren. Reno fühlte neue Schuldgefühle in sich aufsteigen und frustriert schlug er mit einer Faust gegen die blutbefleckte Autotür. Es tat weh, aber dieser Schmerz war nötig, um wieder zu klarem Verstand zu gelangen. „Ich schwöre, ich werde diejenigen bestrafen, die dafür verantwortlich sind“, sagte Reno leise, dann erhob er sich und machte einen Schritt zur Seite. Sein Fuß prallte gegen etwas und der Gegenstand, den er getroffen hatte, landete scheppernd unter einem grünen Auto. Verwundert legte sich Reno flach auf den Boden und angelte sich den Gegenstand, wobei er sich ordentlich strecken musste. Doch schließlich umfassten seine Finger etwas Metallisches und er zog es unter dem Auto hervor. Es war wieder ein kleiner Wurfstern und wieder erinnerte das Reno an Yuffie, die Göre aus Wutai. Es war absurd, das wusste er, aber vielleicht nicht so abwegig, wie man zuerst glauben mochte. Er begutachtete den etwas größeren Wurfstern und erkannte, dass ein rotes Band darum gewickelt war. Dieses rote Band... Reno hatte es an Cloud und seinen Freunden gesehen. //Ich darf nichts überstürzen... das ist zu einfach... oder?//, fragte sich Reno, doch sein Gefühl sagte ihm, dass es einfach perfekt war. Cloud und seine Freunde mussten nicht einmal direkt etwas mit dem Motiv zu tun haben, schließlich nahm der Blonde nach wie vor Aufträge an, über die er nie offen sprach. Mit Leichtigkeit hätte er auch an Auftragsmorde kommen können und da er niemandem Rechenschaft ablegen musste, war es eine Sache, die Cloud problemlos vertuschen konnte. Tifa half ihm dabei, denn sie hatte eine Bar, der perfekte Knotenpunkt für Auftraggeber. Der Rest der Truppe wirkte wie ein zusammengewürfelter Haufen, aber sie hatten alle schon bewiesen, dass sie zusammenhielten, wenn es um einen Kampf ging. Reno schwirrte der Kopf und in seinen Ohren piepte es plötzlich, als ihm das volle Ausmaß bewusst wurde. Wenn es stimmte, dann hatte er es mit einer riesigen Verschwörung zu tun. Es fiel ihm wie Schuppen von den Augen, dass nur Reeve Tuesti als Täter in Frage kam, denn dieser konnte ohne Probleme diesen Mord in Auftrag geben. Wenn Tseng aus dem Weg war, konnte er sich wieder bei Shinra einschleichen und so Midgar unter seine Kontrolle bringen. Er konnte alles einfach so übernehmen oder dem Erdboden gleichmachen und das völlig legal. Der Rothaarige schaute nach oben zu den Dächern und er erspähte den roten Mantel und die dunklen Haare. Vincent war als Aufpasser für ihn ebenso perfekt... er war ein Ex-Turk, kannte die Arbeit und konnte andere gut hinters Licht führen. Er war der beste Schütze, also auch der perfekte Attentäter. Er konnte Reno einfach auf der Stelle erschießen, sobald der Turk zu viel in Erfahrung brachte und Reno war ihm einfach so in die Falle getappt wie ein ahnungsloses Schaf auf dem Weg zur Schlachtbank. //Verdammt, wie konnte ich nur so dumm sein?!//, fluchte Reno innerlich und er suchte schnell Deckung, um Vincent kein allzu offensichtliches Ziel zu bieten. Fahrig griff er nach seinem Schlagstock, während das Piepen seiner Ohren schlimmer wurde und Reno wünschte sich mehr denn je etwas, was größeren Schaden anrichten konnte. Fieberhaft überlegte er, wie er Reeve überführen konnte und den Rest der Bande gleich mit, doch er beschloss, dass für derartige Überlegungen noch genug Zeit war, sobald er Vincent entkommen war. Reno duckte sich tiefer, als er das Rascheln eines Mantels über sich hörte und schon kam Vincent neben ihm auf. Reno beschloss, so natürlich wie möglich zu sein, während er hinter seinem Rücken den Schlagstock bereithielt. „Hast du was gefunden?“, fragte Vincent, denn er war nicht fündig geworden bis auf ein paar schwacher, grünlicher Abdrücke. „Nichts“, sagte Reno mit einem Schulterzucken, während er seine Chancen einschätzte. „Und jetzt?“, wollte Vincent wissen und Reno ärgerte das. Der Dunkelhaarige spielte ihm etwas vor und die Erkenntnis, dass der andere ihn für bescheuert hielt, setzte dem Rothaarigen zu. „Sag du es mir“, sagte Reno scharf und ging in Verteidigungsstellung. Vincent seufzte, als er die Waffe nun deutlich sehen konnte und schüttelte den Kopf. „Reno, was immer dir gerade durch den Kopf geht, das ist nicht der richtige Zeitpunkt. Wir müssen einen Anschlag aufklären“, meinte er und Reno lachte humorlos auf. „Das habe ich bereits. Einer der Täter steht genau vor mir“, knurrte der Rothaarige und er ließ den Schützen nicht aus den Augen. „Was erzählst du da, Reno? Wieso sollte ich-“ „Halt´s Maul, deine Lügen kannst du dir sparen! Ich weiß alles!“ Damit beförderte Reno die beiden Wurfsterne vor Vincents Füße und starrte ihn wütend an. „Das sind die Wurfgeschosse eurer kleinen Ninjagöre! Und dieses rote Band ist euer Erkennungszeichen! Ihr habt Tseng und Elena angegriffen!“, wütete Reno und war nicht von diesem Gedanken abzubringen. Das Piepen in seinem Ohr wurde schlimmer und Vincent horchte auf. „Reno, dieses Geräusch-!“ „Hör auf abzulenken! Sag gar nichts mehr, sondern kämpfe!“ Reno griff an und Vincent konnte den Schlagstock gerade so abwehren und den wütenden Rothaarigen danach an den Armen packen und somit aufhalten. „Reno, hör mir zu! Das ist alles eine Falle, wir sollen uns misstrauen!“, rief der Schütze, doch Reno hörte nicht darauf. „Du kannst mir sonstwas erzählen! Ihr alle führt Tuestis Auftrag aus, ihr wollt Shinra und Midgar übernehmen, indem ihr die Turks aus dem Weg räumt und anschließend Rufus!“, schrie Reno und Vincent reichten diese Verleumdungen. Er wollte gerade antworten, als das Piepen zu einem anhaltenden Ton wurde. Er musste ganz schnell handeln... Vincent schubste Reno von sich, schlug ihm den Schlagstock aus der Hand und zog ihn plötzlich mit sich. Dann knallte etwas mit ohrenbetäubenden Lärm und schnell beförderte Vincent den Rothaarigen auf den Boden, als die Bombe in Tsengs Wagen detonierte. Vincent warf sich einem Impuls folgend über Reno, schützte ihn gerade rechtzeitig mit seinem Körper als ein heißer Schmerz seinen Rücken durchdrang. Reno wurde währenddessen die Luft aus den Lungen gepresst, als Vincents Körper auf ihm landete. Er spürte die flammende Hitze und die starke Druckwelle der Explosion und ihm wurde flau im Magen. Er hielt die Augen zusammengepresst, bis die Erschütterung nachließ und Fahrzeugteile und Dreckklumpen auf ihn und Vincent herabprasselten. Der Rothaarige blinzelte und sah Vincent über sich. Seine Gedanken jagten durch seinen Kopf, ansonsten ging es ihm gut. Er konnte nicht fassen, dass Vincent ihn mit seinem Körper geschützt hatten und seine Theorie, dass der Ex-Turk und seine Freunde hinter all dem steckten, fiel in sich zusammen wie ein schlecht gebautes Kartenhaus. //Er hatte Recht... das war eine Falle... ich wäre beinahe...// „Vincent... es... es tut mir leid, ich...“, krächzte Reno entsetzt über sich selbst. Der andere sah ihn nur aus rotem, schwankenden Blick an und ein minimales Lächeln zeigte sich auf den Mundwinkeln des Schützen. „Du bist wirklich... dumm“, keuchte Vincent leise, dann schwankte er und brach bewusstlos auf Reno zusammen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)