Zwei Welten von Nomaxs ================================================================================ Kapitel 8: Ankunft ------------------ Die Sonne ging über der trockenen weitläufigen Landschaft unter, als Nor´in und Kohras die Lagervorbereitungen beendeten. Seit sie das Portal durchquert hatten war gerade mal ein Tag vergangen, doch Dank Jerrard hatten sie in dieser kurzen Zeit eine erstaunliche Strecke zurückgelegt. Sie waren einfach rein zufällig in eine Richtung aufgebrochen, da sie ansonsten keinerlei Anhaltspunkte hatten, wohin sie gehen sollten und beschlossen, sollten sie drei Tage lang in diese Richtung fliegen, ohne etwas zu finden, was weiterer Aufmerksamkeit bedarf, so würden sie sich wieder auf den Rückweg machen und in anderer Richtung weitersuchen. Es wäre gelogen, zu sagen, dass die bisherige Reise ein Genuss war. Zumindest für Nor´in und Nuroh. Beiden war beim Fliegen Speiübel geworden, doch während sie vorausschauenderweise aufs Frühstück verzichtet hatte, hatte Nuroh nicht an sich halten können und einen erbosten Blick von Jerrard erhalten, für die beschmutzen Schuppen. Leider konnte Jerrard sie nicht alle fünf tragen, weshalb sie sich stets in zwei Gruppen einteilten, die Abwechselnd geflogen wurden. Es war nun schon eine Weile her, das Drache wieder zurückgeflogen war und so hatten Sie und Kohras genug Zeit gehabt, Zelte aufzuschlagen, und genug trockenes Geäst zu finden um ein hoffentlich lange brennendes Feuer zu errichten. Sollte ihnen das nicht gelingen, meinte Kohras, könnten sie ja Jerrard als Küchenchef engagieren. Nun lag Kohras in einer Ecke herum und kaute auf einem zähen Stück rohen Fleisches herum. Jerrard hatte unterwegs noch zwei Fuchsartige Tiere fangen können, die sie wohl als Hauptmahlzeit zu sich nehmen würden. Nur fragte sich Nor´in, was der gewaltige Drache wohl futtern würde. Sie schaute in die Sonne, die im Begriff war hinter einer weit entfernten Gebirgskette zu verschwinden, die sie wohl morgen überqueren würden. Erstmals seit ihre Kameraden im Moor versunken waren, hatte sie wirklich die Möglichkeit über das nachzudenken, was passiert war. Davor war sie noch abgelenkt, von Geschehnissen rund um Dämonen, Drachen, uralten Reichen und anderen Mythen, von welchen sie, seit ihre Mutter ihr Märchen am Kinderbett erzählt hatte nichts mehr gehört hatte. Doch nun überkamen sie all die Fragen, die sich jemand stellen musste, dessen altes Leben in einem einzigem Augenblick vernichtet worden war. Ihr wurde klar, dass die Verwanden ihrer Kameraden wohl niemals erfahren würden, was eigentlich geschehen war. Auch ihre Eltern würden es nicht wissen, aber noch würden einige Jahre vergehen, bis sie bemerken würden, dass ihre Tochter, die stets auf langen Reisen unterwegs war überhaupt verschwunden war. Noch hätte sie die Möglichkeit umzukehren, sie könnte einfach Darius und Jerrard bitten, mit ihr zum Portal zurückzufliegen und sie nach Mooringheim zu schicken. Doch dann wäre sie wieder alleine, in einer Welt, wo ihr das Leben, das sie sich aufgebaut hatte genommen worden war. Sie war doch nur mitgekommen um genau das nicht einsehen zu müssen. Weil es hier etwas gab, das sie von all dem Ablenkte, damit sie nicht alleine dastand ohne eine Ahnung was sie zu tun hätte. Fast hätte sie lachen können. Von allen Möglichkeiten, sich alleine durchzuschlagen, zu ihren Eltern zurückzukehren oder eine andere Zwergengruppe zu suchen, war die Sache, die ihr am naheliegendsten vorgekommen war, sich zwei Dämonenjägern und deren Gefolgschaft anzuschließen. Und es war auch der beste Weg gewesen um nicht an das denken zu müssen was passiert war. Als sie nun in die Sonne starrte stiegen all diese Gedanken und Tränen in ihr hoch und am liebsten wäre es ihr, irgendein Fischmonster würde auf sie zukommen und sie wüßte endlich wieder was zu tun wäre. Doch dann wurde ihr klar, dass sie gar nicht die einzige war, die diesen Schmerz kannte. „Du Kohras.“ Der Dämonenjäger, der mit dem Kopf auf einem Stein in den letzten Sonnenstrahlen gelegen hatte richtete sich auf und schaute zu ihr hinüber, während er den Fleischklumpen ausspuckte. „Wie war es eigentlich für euch drei, nachdem die anderen Drachenjägergetötet wurden?“ „Suppi.“ Meinte dieser scherzhaft, obwohl es nicht ganz so rüberkam, da er völlig ernst dreinschaute. Nor´in schaute ihn nur weiter an, bis er seufzte und anfing zu erzählen. „Am Anfang, haben wir nur das nötigste gemacht. Wir haben unsere Wunden versorgt, uns einen Versteck gesucht, wo wir mehrere Tage lang gelebt haben. Doch dann wurde uns sehr schnell klar, dass wir so nicht lange weitermachen konnten, also haben wir das getan, worauf unser Leben seit wir Kinder waren ausgerichtet war. Die Wesen, die unsere Kameraden töteten zu jagen und zu vernichten.“ „Also habt ihr euch an Rache festgehalten.“ Kohras schüttelte den Kopf. „Weder Jerrard, Darius noch ich sind von Rachegedanken erfüllt. Darius und Jerrard glauben, dass diese Wesen wie Tiere sind, die nur aus einem Instinkt heraus den Menschen schaden. Ich denke, dass da jedoch mehr hintersteckt.“ Er nahm ein weiteres Stück Fleisch aus dem Beutel und begann darauf herumzukauen. „Jedenfalls, war der Hauptgrund gewesen, dass es das einzige war, was wir kannten und wir nicht bereit waren alles hinzuschmeißen um etwas zu tun wofür wir nicht gemacht worden waren. Auch wenn wir immer gerne eingeredet haben, wir täten es um den Stolz unseres Ordens hochzuhalten.“ Er sah Nor´in an. Weißt du eigentlich schon, was du nun machen willst. Oder möchtest du uns ewig begleiten.“ Nor´in schüttelte den Kopf. „Wer weiß, vielleicht begleite ich euch ja bis an mein Lebensende.“ Dann wurde auf einmal Staub aufgewirbelt, und Jerrard stieg über ihnen zum Boden herab. Nuroh lag erstmal vollkommen flach. Als er von Jerrard herabgestiegen war, hatte er sich einfach nur zu Boden fallen lassen und machte den Eindruck, als ob er noch eine ganze Weile dort liegen bleiben wollte. In der Zwischenzeit hatte Jerrard die trockenen Äste entzündet und sie hatten angefangen die Füchse zu braten. Jerrard hatte noch drei weitere und eine Bergziege gefangen, die ihm als weiteres Abendessen dienen würden. Mit einigen Gewürzen, die sie aus dem Gasthaus hatten mitgehen lassen gelang es ihnen das Fleisch schmackhaft zuzubereiten und so dauerte es nicht lange, bis sich eine wohlige Lagerfeueratmosphäre breit machte. Scheinbar fiel nun von allen der Stress ab, den sie die letzten Tage und Stunden mit sich herumgetragen hatten. Kohras meckerte, dass sie kein Bier mitgenommen hatten, erzählte aber Nuroh als dieser ihn darum bat, weitere Geschichten von ihren Reisen als Dämonenjäger, obwohl Nor´in die gespannt mitlauschte schätzte, das die meisten Sachen erstunken und erlogen waren. Darius, Jerrard und Sorna waren auch in Gespräche vertieft, wobei Sorna recht aufgeregt schien, einmal mit einem Drachen sprechen zu können. Doch nach einer Weile wurden sie alle müde und beschlossen, dass es Zeit wäre sich hinzulegen. Worüber Nor´in recht froh war, da Kohras dem großäugigem Nuroh einige Fremdscham hervorrufende Geschichten zu erzählen begann, wie er und sein Bruder ihre Geschick als Krieger zu nutzen um die Töchter reicher Adeliger zu befreien, die sich auch entsprechend bedankten. Als sie unter der Zeltplane waren, mussten sie nur die Augen schließen und waren sofort eingeschlafen. Der nächste Tag begann mit einem schnellen Frühstück, bestehend aus den Resten des gestrigen Tages. Irgendwie waren alle aufgedreht, nachdem sie lange und ausgiebig geschlafen hatten, und wollten sich so schnell wie nur irgend möglich auf den Weg machen, um endlich zu erfahren, ob ihre Reise irgendwelche weiteren Erfolge für sie bereithielt. So beschlossen sie, dass zuerst Kohras, Nuroh und Nor´in über die Berge fliegen, und Jerrard dann zurückkommen würde um auch Darius und Sorna abzuholen. Nor´in und Nuroh waren sich wohl beide einig, den schrecklichen Flug, so schnell wie irgend möglich hinter sich zu bringen. Also machten sie erst einen kleinen Verdauungsspaziergang, bevor sie sich das schlimmste ahnend auf den Rücken des Drachen schwangen. Zurück blieben Sorna und Darius, die sich daran machten, dass Lager abzubauen. Als sie fertig waren, legten setzten beide sich in den Schatten eines Felsens und warteten darauf, dass Jerrard kommen und sie abholen würde. „Sag mal, Sorna.“ Fing Darius an als sie sich niederließen. „Was hast du eigentlich gemacht, bevor wir uns im Gasthaus trafen.“ „Tatsächlich bisher noch gar nichts. Das hier sollte meine erste Bewährungsreise sein. Zuvor habe ich nur meine Ausbildung beendet.“ Darius zog die Augenbraue hoch. „Sagtest du nicht du wärest zweihundertdreizehn Jahre alt.“ Sorna lachte. „Sehen wir Elfen für dich so aus als ob wir es eilig hätten. Wir lernen erst dreißig Jahre auf Strohpuppen zu schlagen und zu schießen, bevor wir auch nur auf ein lebendes Wesen kämpfen und dann kommen hundertfünfzig Jahre weiteren harten Trainings, bis wir unsere Prüfung ablegen und danach die Welt bereisen dürfen. Unser Volk ist sehr darauf bedacht, dass ihre Söldner ihnen keine Schande machen.“ Darius starrte sie ungläubig an. Das waren fünf Leben eines Menschenkriegers, alleine für die Ausbildung. Kein Wunder, dass sie dermaßen gut darin war, die Tentakeln des Monsters abzuschießen. Sorna flunkerte ihn belustigt an, als sie sein erstauntes Gesicht sah. „Willst du es auf einen Probekampf ankommen lassen. „ Er wollte unbedingt, also erhoben sie sich wieder, legten beide ihre Schwertgurte an und positionierten sich einander gegenüber mit etwa vier Schritten Abstand. Dann gingen sie beide in eine Position, aus der heraus sie schnell ziehen konnten. Für einen Moment schauten sie einander nur in die Augen, dann meinte Darius „Los.“ Obwohl er wusste wann er das Signal geben würde, hatte Sorna ihre Hände schneller an der Klinge. Gleichzeitig während sie zog, machte sie drei große Schritte nach vorne und stand direkt vor Darius. Dieser hatte gerade noch genug Zeit seine Klinge zu ziehen und das Kurzschwert welches in Form eines kurzen Blitzes im Sonnenlicht von rechts kam abzuwehren, als dann jedoch auch das von links dazukam, musste er sich eingestehen, dass er keine Chance mehr hatte. Der kalte Stahl legte sich an seinen Hals und beide verharrten in dieser Position. Grinsend ließ Sorna ihre Klingen einfahren, während Darius angespannt die Luft entweischen ließ. Irgendwie pikierte es ihn schon, das er als Drachenreiter so einfach zu besiegen gewesen war, für eine Dunkelelfe, die nach Verhältnissen ihres Volkes noch eine blutige Anfängerin war. Aber jetzt wo sie schonmal alleine hier warten mussten, konnte er ja auch das Beste aus der Situation machen. „Sorna, wäre es für dich in Ordnung, wenn du mich unterrichten würdest.“ Sorna kicherte in sich hinein. „Wer hätte gedacht, dass ich irgendwann einmal als Ausbilderin für einen Drachenreiter fungieren soll. Was ist nur aus den alten Legenden geworden.“ „Ich kann gerne noch Jerrard dazuholen, dann können wir ja nachprüfen was wir noch draufhaben.“ „Der würde mir doch nichts antun, so gut wie wir uns bisher verstanden haben.“ Jetzt war es an Darius zu lachen. „Stimmt so wie du ihn die ganze Zeit schöne Augen gemacht hast, würde er deine Gesellschaft sicher sehr vermissen. Am Ende verbündet ihr euch noch gegen mich.“ Sorna hatte dem Drachen auf ihrer Reise bisher in der Tat stets bewundernd angestarrt und wirkte aufgeregt bei jedem einzelnen Flügelschlag und Atemzug, den Jerrard tat. „Haben Drachen für euch irgendeine besondere Bedeutung.“ Sorna nickte. „Für unser Volk gilt es oftmals als Schande, dass die Drachen sich lieber mit den Menschen als mit uns verbündet haben. Warum sie das taten weiß ich selber nicht, aber wenn ich mir Jerrard so anschaue, dann hat er tatsächlich mehr mit dem wankelmütigem Gemüt der Menschen gemein, als mit dem ruhigen und ausgeglichenem der Elfenvölker. Ich hatte mir einen Drachen etwas mehr…“ sie überlegte nach dem richtigen Wort. „würdevoller vorgestellt.“ „Na, dass er sich dann auf dem Weg andauernd über Nuroh´s Mageninhalt auf seinen wunderbaren Schuppen geärgert hatte, dürfte dem Bild wohl einen Dämpfer verpasst haben.“ Bei der Erinnerung, und das panische Gesicht Nurohs mussten beide lächeln. Dann aber kam Sorna schwungvoll wieder auf die Beine. „Also dann, legen wir los. Als erstes solltest du anfangen zu lernen schneller dein Schwert zu schwingen und zu reagieren.“ In den darauffolgenden Stunden taten sie nichts anderes außer, dass Darius mit dem Schwert verschiedene Bewegungen in der Luft ausführte, während Sorna ihn immer wieder mit einzelnen Schlägen oder Kombos angriff, während er diese zu blocken versuchte. Dabei war klar, dass Sorna sich sehr in ihrem Tempo zurückhielt. Zwischendurch hob sie immer wieder die Hand und er musste sagen wie viele Finger sie hochhielt und dass so schnell wie möglich. Dabei wirkte sie jedoch nie besonders zufrieden mit seiner Reaktionszeit. Dies ging eine Weile so weiter, bis Darius zu seiner Erleichterung Flügelschläge hörte. Seine Arme waren völlig ausgebrannt und er wollte nur noch eine ihrer Wasserflaschen leertrinken, was er auch sofort tat, während Jerrard neben ihnen landete. „Hat ja lange gedauert mein Alter.“ moserte er rum. „Entschuldige, aber ich musste zweimal zum Waschen anhalten, will zwei Personen einfach nicht an sich halten konnten. Und außerdem, weil ich am Ende die Aussicht bewundern musste.“ Letzteres sagte er in einem bedeutungsvollem Tonfall, so dass Darius und Sorna ihn um Erklärung bittend ansahen. „Aber das werdet ihr ebenfalls sehen sobald wir da sind. Ich denke aber wir haben das Ziel unserer Reise erreicht.“ Eilig verstauten Sorna und Darius ihre Sachen und luden sie bei Jerrard auf. Unterwegs versuchten sie Jerrard noch zu entlocken, was er denn gesehen habe, allerdings vergeblich. Der Drache musste sich schon den ganzen Weg hierher darauf gefreut haben, sie damit zu überraschen und die Spannung so hoch aufzubauen wie möglich in dem er immer wieder betonte, so etwas hätten sie noch nie gesehen. Als sie die Berge überquerten, zogen dichtere Wolken über dem Himmel auf. Keine Sturmwolken, aber dichte weiße Wollberge. Dann ging Jerrard runter und sie landeten auf einem Felsvorsprung, auf der anderen Seite der Berge. Dort standen auch schon ihre anderen Kameraden, die in die Ebene hinabblickten oder in die Wolken. Vor ihnen lag eine mit Äckern und Siedlungen durchzogene weite Landschaft. Vertrocknete Nadelwälder erstreckten sich entlang Berge. Wer immer dort lebte, würde ihnen vielleicht zumindest einen Anhaltspunkt liefern, wie ihre Mission von hier an aussuchen würden. „Wooohohooooo.“ Spöttelte Sorna und klatschte Jerrard auf die Flanke. „Also da hast du uns ja echt eine Überraschung geliefert. Ein paar trockene Äcker und zusammengebastelte Strohhütten. Ich spring gleich den Berg herunter vor Begeisterung.“ Doch Darius bemerkte die Ernsthaftigkeit in den Blicken seiner Kameraden die schon länger hier waren und sah, das mitten Im Tal ein gewaltiger Krater lag, so als ob dort gewaltige Felsblöcke herausgenommen worden wären. Dann kahm ein plötzlicher Wind auf und er musste sich die Haare aus dem Gesicht streichen. Die Wolken wurden beiseite gerissen und er sah ganz deutlich wovon Jerrard gesprochen hatte. Er hatte lediglich damit falsch gelegen, als er meinte, so etwas hätten sie noch nie gesehen. Ein einziges Mal hatte er so etwas schon einmal erblickt. Nur verschlug es ihm den Atem als er es nun in Wirklichkeit zu sehen bekam. Er kannte diesen Anblick von einem Wandgemälde aus den Ruinen in Mooringheim. Doch nun starrte er voller Unglauben, auf die weiße Stadt im Himmel, die hinter den Wolken zum Vorschein kam. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)