People always leave von Khaleesi26 (Fortsetzung zu 'And now we can't have it') ================================================================================ Kapitel 25: Aussprache ---------------------- „War das wirklich nötig?“, stellte Sora ihn endlich zur Rede, nachdem sie den ganzen Weg zurück zum Krankenhaus kein einziges Wort miteinander gewechselt hatten. Matt schlug die Tür zum Taxi zu. „Ja, war es.“ „Matt“, stieß seine Freundin fassungslos aus und ging ihm hinterher. „Du hast sie total fertig gemacht.“ Oh ja, allerdings. Er hatte Mimi den Spiegel vorgehalten und er bereute es noch immer nicht. Im Gegenteil. Das alles musste endlich einmal gesagt werden. „Und was ist mit dieser einen Sache?“, fragte Sora. „Welcher Sache?“ „Ihr habt telefoniert? Du und Mimi? Du hast ihr … was gesagt? Dass sie sich von Tai fernhalten soll?“, stellte ihn Sora giftig zur Rede. Matt schluckte und versteifte sich. „Habe ich. Sie hat Tai kaputt gemacht“, rechtfertigte er sich. „Aber er liebt sie, du Idiot!“, fuhr sie ihn an, woraufhin Matt kurz zusammenzuckte. Doch dann wandte er sich ab. „Das alles war längst überfällig.“ Schnellen Schrittes durchquerten sie die Eingangshalle des Krankenhauses, bis hin zu den Fahrstühlen. Matt betätigte den Knopf und vergrub die Hände in den Hosentaschen, während Sora sich neben ihn stellte und ihre Blicke in ihn bohrte. „Das meinst du nicht ernst.“ „Doch, tue ich.“ „Aber Matt …“ „Sora“, erwiderte er seufzend und drehte seinen Kopf in ihre Richtung. „Ich werde mich nicht dafür entschuldigen, dass endlich mal jemand ehrlich zu Mimi war. Sie war schon immer eine kleine Prinzessin und ich weiß, du hattest schon immer das Bedürfnis, sie beschützen zu müssen. Aber sie ist erwachsen, Sora. Sie muss nicht beschützt werden. Sie muss die Wahrheit hören. Und sie muss verdammt noch mal dazu stehen, was sie tut.“ „Du bist mir sympathisch.“ Sora und Matt drehten sich gleichzeitig um, als sich eine unbekannte Stimme von hinten in ihre Unterhaltung einmischte. Matt zog bedächtig eine Augenbraue in die Höhe und musterte das Mädchen, mit den eigenwilligen Klamotten und der Brille. „Entschuldige, und du bist …?“ „Oh“, machte sie und hielt ihm schnell die Hand entgegen. „Hi, ich bin Alison.“ Sora runzelte die Stirn, aber bei Matt machte es Klick. „Du bist die Freundin von Tai.“ Alison grinste schief. „Naaa, nicht ganz. Eigentlich bin ich die Freundin von Mimi, aber wenn du damit meinst, dass ich im Team Tai bin, dann ja verdammt. Ich bin so was von im Team Tai.“ Sora kicherte. „Team Tai, das ist irgendwie schräg.“ Auch Matt musste grinsen. Schräg traf es irgendwie ganz gut. Das war also Alison. Tai hatte sie erwähnt, aber er wusste nichts genaueres über sie. Er ergriff ihre Hand. „Hi, ich bin Matt und das ist meine Freundin Sora.“ „Oh, ich weiß“, antwortete Alison eifrig nickend, während hinter ihnen die Fahrstuhltür aufsprang. „Tut mir leid“, fügte sie noch hinzu, als sie alle einstiegen und Matt den Knopf betätigte. „Es muss unheimlich sein, dass ich mehr über euch weiß als ihr über mich.“ „Nur ein bisschen“, entgegnete Matt grinsend und Sora musste erneut kichern. „Was machst du hier? Willst du Tai besuchen?“, fragte sie dann. Alison nickte. „Ja, ich habe mir Sorgen um ihn gemacht, weil er seit mehreren Tagen nicht in seinem Hotelzimmer war und auch nicht an sein Handy gegangen ist. Also habe ich Izzy gefragt. Er hat mir erzählt, was passiert ist und dass Kyle ihn …“ Sie brach unvermittelt ab. Es war auch nicht nötig, dass sie weiterredete. Jeder wusste, dass Kyle hinter der Sache steckte. Niemand musste es aussprechen. „Mein Bruder ist so ein Arschloch.“ Matt und Sora wirbelten gleichzeitig herum. „Dein Bruder?“, entfuhr es ihnen und Alison ließ beschämt den Blick sinken. „Ja, wir sind nicht blutsverwandt, aber er ist mein Bruder. Und irgendwann werd ich ihm so richtig in den Hintern treten.“ Matt knurrte und sein Blick verfinsterte sich bei dem Gedanken an Kyle. Auch, wenn er ihn nicht persönlich kannte, würde er ihm am liebsten höchstpersönlich in den Arsch treten. „Ihr dürft nicht sauer auf Mimi sein“, fing Alison plötzlich an, woraufhin Matt und Sora überrascht aufsahen. „Sie kann nichts dafür.“ „Was meinst du damit?“, fragte Sora. „Ich meine damit, dass mein Bruder sehr manipulativ sein kann. Außerdem haben er und Mimi eine Menge zusammen durchgemacht, weshalb sie irgendwie glaubt, an ihn gebunden zu sein.“ In Matts Kopf tauchten mit einem Schlag hunderte von Fragen auf und Sora ging es anscheinend nicht anders, ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen. Aber sie kamen nicht mehr dazu, sie zu stellen, denn der Fahrstuhl stockte und die Türen öffneten sich. Nur zu gerne hätte Matt noch einige Dinge mehr von Alison erfahren, denn er war sich ziemlich sicher, dass sie die Person war, die am meisten über Kyle und Mimi wusste. Doch gerade hatte er ein ganz anderes Problem: Wie sollte er seinem besten Freund beibringen, dass Mimi nicht kommen würde? Darüber hatte er sich noch gar keine Gedanken gemacht, weil er so sehr damit beschäftigt war, sauer auf Mimi zu sein. Sora klopfte an Tais Tür und die drei traten ein. Tai lag in seinem Bett, während Kari im Schneidersitz am Fußende und Izzy links neben dem Bett auf einem Stuhl saß. Der Fernseher lief, doch als Tai die drei bemerkte, schaltete er sofort aus. Alle sahen erwartend auf. „Und?“, wollte Tai sofort wissen. „Wird sie kommen?“ Die Hoffnung in seinem Blick versetzte Matt einen Stich. Verdammt, hätte er Mimi nicht so angefahren, wäre sie vielleicht mitgekommen, um sich zu verabschieden. Jetzt würde Tai in ein paar Tagen zurückfliegen und die beiden würden sich wahrscheinlich nie wiedersehen. Das würde Tai definitiv das Herz brechen – zum zweiten Mal. „Ähm … ich“, begann Matt, doch während er noch die richtigen Worte suchte, drängte sich Alison an ihm und Sora hinein ins Zimmer. „Hey Sportsfreund.“ Tais Gesicht erhellte sich augenblicklich und er setzte sich im Bett auf. „Alison? Was machst du denn hier?“ „Wollte nur mal sehen, ob du wirklich so entstellt aussiehst, wie Izzy behauptet hat.“ „Hey! Ich habe gar nichts behauptet“, protestierte der Rothaarige und stand auf, während Tai und Alison gleichzeitig losprusteten. „Wenn du dich das nächste Mal prügelst, gibst du bitte vorher Bescheid, okay? Dann können wir dem Wichser zusammen eine reinhauen.“ Tai grinste schief. „Ich werd’s mir merken.“ Matt atmete erleichtert auf, als er seinen Freund so entspannt sah. Alison schien eine gute Freundin für Tai geworden zu sein. Sie tat ihm gut. Er wünschte, er könnte dasselbe auch von Mimi behaupten. Alison trat zu Tai ans Bett und stellte sich Kari vor. Danach fing die an, aus dem Nähkästchen zu plaudern, wofür Matt sehr dankbar war, denn das verschaffte ihm ein paar weitere Minuten, in denen er überlegen konnte, wie er seinem Freund am besten das Herz in Stücke riss. Alison erzählte von der Uni und von den Vorlesungen, bot Tai ihre Mitschriften an und berichtete vom schlechten Essen der Mensa und dass sie sich neulich nach dem Schokoladenpudding fast übergeben hätte. Kein Wort über Kyle. Kein Wort über Mimi. Doch es war unvermeidbar. Vor allem, als Alison der Gesprächsstoff ausging und Tai schließlich doch den Kopf hob und Matt ansah, der immer noch wie versteinert im Raum stand. „Matt … hast du mit ihr gesprochen?“ Gesprochen? Er hatte sie völlig fertig gemacht. Der Musiker schluckte, während sich nach und nach alle Blicke auf ihn richteten. Sora sah schuldbewusst zu Boden, ihr war die Situation merklich unangenehm. „Ja, also ich …“, begann Matt und kratzte sich am Hinterkopf. Er wusste nicht so recht, wie er es sagen sollte. Aber egal wie, er würde Tai auf jeden Fall damit verletzen. Scheiße. Hätte er dieses Mädchen nicht einfach packen und mitschleifen können? „Entschuldigt bitte.“ Matt sog scharf die Luft ein, als hinter ihm Mimis Stimme erklang und alle Augenpaare auf einmal von ihm zu ihr wanderten. Er drehte sich um und da stand sie tatsächlich im Türrahmen. Sie trug ein weißes Shirt, darüber einen dicken grauen Mantel mit pinkem Schal und eine Jeanshose mit Stiefel. Allerdings sah man ihrem Gesicht noch deutlich den kürzlichen Streit zwischen ihnen an, denn ihre Augen waren verweint und gerötet. Sie wirkte geknickt und unsicher, vor allem als sie Matt erblickte. „Äh, ich hoffe, ich störe nicht.“ „Gar nicht“, antwortete Tai sofort und setzte sich auf. „Könntet ihr uns bitte allein lassen?“ „Na klar, Brüderchen“, sagte Kari und stand auf. „Schön, dich zu sehen, Mimi“, begrüßte sie Mimi im Vorbeigehen, die ihr ein unsicheres Lächeln schenkte. „Ich find’s gut, dass du gekommen bist“, flüsterte Sora ihr zu, nachdem auch Izzy und Alison, die sie kurz, aber innig umarmt hatten, ebenfalls den Raum verließen. Mimi atmete tief ein, als sie an Matt vorbei ging. Er ergriff ihr Handgelenk und hielt sie sanft zurück. „Ich warne dich, Prinzessin. Tu ihm nicht weh“, wisperte er ihr zu, so dass nur sie es verstehen konnte. Mimis Miene verhärtete sich und sie schenkte Matt einen kühlen Blick, ehe er sie losließ und die Tür hinter sich schloss … „Hi du.“ „Selber hi“, erwiderte Tai grinsend und sah sie an, wie sie langsam auf sein Bett zukam und ihren Mantel auf dem Stuhl, auf dem eben noch Izzy gesessen hatte, ablegte. „Danke, dass du gekommen bist“, sagte Tai und sie schenkte ihm ein zaghaftes Lächeln. „Ich habe mich ja schließlich noch nicht für den schönen Abend neulich bedankt“, sagte sie ruhig und strich sich eine ihrer langen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Tai musste fast lachen. „Welchen schönen Abend meinst du denn? Den, als du aus dem Wagen geflüchtet und weggerannt bist?“ Mimi seufzte und setzte sich an den Rand seines Bettes. Dann ergriff sie seine Hand. „Es tut mir so leid. Einfach alles, Tai.“ Tränen stiegen ihr in die Augen und am liebsten hätte er sie sofort in den Arm genommen und geküsst. „Das ist alles meine Schuld. Wäre ich nicht weggelaufen … nein, hätte ich mich doch niemals an diesem Abend mit dir getroffen, dann wäre das alles nicht passiert.“ „Du gibst dir die Schuld daran?“ Fassungslos sah er sie an. Wie kam sie nur darauf? „Hey, du kannst nichts dafür, dass dein Freund krankhaft eifersüchtig ist.“ Mimi senkte den Blick und wagte es nicht ihn anzusehen. „Du denkst also auch, dass er es war.“ „Du etwa nicht?“ „Ich weiß es nicht …“ Tai seufzte resigniert. Was sah sie nur in ihm? Wieso konnte sie ihn nicht als das sehen, was er war? Ein kranker Psychopath. „Wie geht es dir?“, wechselte sie schnell das Thema und wischte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht, bevor sie sich zusammenriss. Tai schenkte ihr ein Lächeln. „Ganz gut. Du weißt doch, Unkraut vergeht nicht.“ „Jaah“, sagte sie geknickt und senkte erneut den Blick. „Ich hoffe, du kannst bald hier raus.“ „Mmh“, machte Tai und ein dicker Kloß bildete sich in seinem Hals. Anscheinend war jetzt der Zeitpunkt des Abschiedes gekommen. Viel zu früh und er fühlte sich alles andere als bereit dafür. Aber er hatte es sich und seinen Freunden versprochen… „Genau deshalb wollte ich, dass du herkommst.“ „Matt sagte, du willst dich von mir verabschieden“, begann sie nun zu schniefen und erneut stiegen ihr Tränen in die Augen. „Ja, ich denke, es ist besser, wenn ich …“ „Bitte geh nicht!“, stieß Mimi mit einem Mal aus und wirbelte herum. Flehend sah sie ihn an. In ihren Augen spiegelte sich so viel Leid, so viel Kummer. „Bitte, Tai … bitte, geh nicht. Bitte geh nicht, bitte geh nicht … Ich …“ Mimis Stimme brach und sie fing bitterlich an zu weinen. Sie vergrub das Gesicht in ihren Händen und ihre Schultern bebten vor Erschütterung. Völlig perplex über diesen plötzlichen Gefühlsausbruch, sah Tai sie an und wusste nicht, was er tun oder sagen sollte. Sie schien mehr als nur verzweifelt zu sein. Mimi so zu sehen, so am Boden zerstört, versetzte Tai einen Stich ins Herz. „Ich weiß nicht, was ich ohne dich tun soll. Es fühlt sich an, als würde ich am Rande der Hölle stehen und wenn du weg gehst … dann werde ich fallen und ich werde nie wieder allein da rauskommen. Bitte, Tai. Ich brauche dich so sehr. Ich weiß einfach nicht weiter …“ „Mimi …“ Tai griff nach ihren Händen und zog sie ruckartig an sich. Sie sank in seine Arme und klammerte sich an seine Brust, um zu weinen. Was war nur los mit ihr? Tai wurde das Gefühl nicht los, dass alles miteinander in Verbindung stand. Dass sie neulich panisch aus dem Auto geflüchtet war, dass sie niemanden an sich ranließ, dass sie mit Kyle zusammen war und nicht von ihm loskam … ihre tiefe Traurigkeit. Alles hatte miteinander zu tun und es fehlte nur noch das letzte Puzzlestück, um es zusammen zu setzen. „Ich möchte dich so gerne verstehen, Mimi“, hauchte er in ihre Haare und gab ihr einen Kuss. „Aber ich kann dir nicht helfen, wenn du nicht aufrichtig zu mir bist.“ Die Brünette nickte, schluchzte dabei aber unaufhörlich weiter. Er wusste, sie würde ihm gerne alles erzählen, doch irgendetwas hielt sie zurück. Die eine Sache, die sie die ganze Zeit über von ihm ferngehalten hatte. „Rede mit mir, Prinzessin“, sagte er nun fast schon flehend, weil er ihr so unbedingt helfen wollte. „Bitte, rede mit mir.“ Wieder nickte Mimi und diesmal richtete sie sich auf, um ihn anzusehen. „Ja … du hast recht“, sagte sie schwer atmend und unter Tränen. „Ich werde dir alles erzählen …“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)