Beauty and the Mermaid von CharleyQueens ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Ariel blickte nachdenklich auf das noch immer leere Pergament, das vor ihr auf dem Tisch lag. Jemand hatte ein Herz und die Buchstaben ,SW & F - Forever' in das Holz geritzt. Die Spuren sahen noch frisch aus und Ariel fragte sich, wann es der Bibliothekarin Madame Potts wohl auffallen würde. Wieder warf sie einen Blick auf das unbeschriebene Pergament. Wobei, ganz leer war es nun auch wieder nicht. In die obere rechte Ecke hatte sie ihren Namen geschrieben. Doch abgesehen von diesen Worten war das Blatt immer noch leer. Sie seufzte schwer und ließ einen Blick über die Titel der Bücher gleiten, die sie sich herausgesucht hatte. 'Die Hexenverfolgung der Muggelwelt', 'Faszination Muggelwelt: Wie man ohne Magie überleben kann' und 'Die größten Gemeinsamkeiten zwischen der Muggel- und der Zaubererwelt' lauteten nur einige Titel. Nicht gerade hilfreich für ihren Aufsatz. Manchmal hasste sie ihre Faulheit. Aber es war nun mal so viel interessanter gewesen mit ihren besten Freundinnen Jasmine und Esmeralda über das Quidditch-Feld zu jagen und für das in einer Woche anstehende finale Spiel gegen Gryffindor zu trainieren, statt sich um ihre Hausaufgaben zu kümmern. Dass Ariel sowieso die einzige von ihnen dreien war, die Muggelkunde als Fach gewählt hatte und sie aus diesem Grund auch die einzige war, die diesen Aufsatz schreiben musste, hatte sie dabei gekonnt verdrängt. Und wahrscheinlich hätte sie es auch weiter vergessen, wenn sie nicht zufällig mitbekommen hätte, wie sich die beiden Ravenclaws Kida und Pocahontas, zwei Hexen, mit denen sie eben jenes Fach zusammen hatte, über den Aufsatz unterhalten hatten. Panisch war ihr klar geworden, dass sie selbst noch kein einziges Wort geschrieben hatte. Und Abgabe war schon nächsten Montag. "Entschuldige bitte?" Überrascht blickte Ariel auf, als ein Schatten auf den Tisch fiel. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass jemand näher gekommen war. Doch nun stand vor ihr eine junge Frau, die leicht lächelnd zu ihr herunter sah. Ihr haselnussbraunes Haar hatte sie zu einem lockeren Zopf gebunden, welcher nun über ihre Schulter hing und dabei ihr Schulsprecherabzeichen leicht verdeckte. Als wäre sie bei etwas ertappt worden, rutschte Ariel tiefer in den Stuhl hinein. Sie kannte die Hexe, die dort vor ihr stand. Sie war eine Ravenclaw und  Schulsprecherin. Arista, eine ihrer älteren Schwestern, die ebenfalls eine Ravenclaw war, hatte sich letztes Weihnachten über diesen Bücherwurm aufgeregt, dem so gut wie alle Zauberer aus ihrem Jahrgang hinterher sahen. Und als Ariel sie nun das erste Mal wirklich aus der Nähe betrachten konnte, verstand sie, was so besonders an ihr war. Denn Belle machte ihrem Namen wirklich alle Ehre. Ihr Haar, das in braunen, leichten Locken um ihre Schulter hing und dabei ein freundlich blickendes Gesicht umrahmte, während ihre ebenfalls braunen Augen die jüngere Ariel mit offenem Blick ansahen - da war etwas an Belle, was sie besonders machte. Ariel errötete, als ihr klar wurde, was sie soeben gedacht hatte. "Hast du gehört, was ich gesagt habe?" Belles Stimme holte sie wieder zurück in die Realität. "Die Bibliothek schließt gleich." "Was?" Überrascht sprang Ariel auf und blickte aus dem Fenster. Und tatsächlich, der Himmel färbte sich in sanfte orange und rosa Töne, während die Sonne langsam unterging. Und sie selbst hatte noch immer nicht mit dem Aufsatz aufgefangen. Natürlich konnte sie den Aufsatz im Gemeinschaftsraum weiterschreiben. Aber dort würde sie zu vieles ablenken. Aus diesem Grund war sie ja überhaupt in die Bibliothek gegangen. Hier konnte sie sich in aller Ruhe ihrem Aufsatz widmen... Hier hätte sie sich ihrem Aufsatz widmen können... "Also, ich... Kann ich nicht hier bleiben?" Sie erschrak und blickte Belle entschuldigend an. Sie wollte nicht so fordernd klingen. Vor allem nicht gegenüber der Schulsprecherin, die ihr nun bestimmt eine Handvoll Hauspunkte abziehen würde. "Nun, weshalb denn?" Belle sah sie neugierig an. "Ehrlich gesagt, ist da dieser Aufsatz, den ich bis Montag fertig kriegen muss. Und ich hab ehrlich gesagt noch kein einziges Wort geschrieben." Ariel biss sich nervös auf ihre Unterlippe. Bestimmt würde Belle nun so etwas sagen wie, dass sie sicher lang genug Zeit für diesen Aufsatz gehabt hätte und es nun ihr Problem wäre, wenn sie den Text nicht rechtzeitig fertig kriegen würde. "Für welches Fach denn? Und welches Thema?" Doch mit diesen Fragen hätte Ariel unter keinen Umständen gerechnet. Und doch waren sie gerade aus Belles Mund gekommen. Die junge Hexe Ariel starrte sie erstaunt an. Vielleicht war diese Belle doch nicht so schlimm, wie ihre Schwester immer behauptete? "Muggelkunde. Wir sollen uns einem Märchen oder einer Legende aus der Muggelwelt widmen und darüber einen Vortrag halten!" "Muggelkunde?" Belle wirkte überrascht "Ich weiß, ich weiß! Es ist merkwürdig für eine Slytherin dieses Fach belegt zu haben. Vor allem für ein Reinblut für mich. Aber ich finde die Muggelwelt einfach so faszinierend. Sie leben ihr ganzes Leben ohne Magie und sind uns doch in so vielen Dingen überlegen und haben ihre eigenen Lösungen gefunden um ihre Probleme zu bewältigen. Oder hast du schon mal einen Besen gesehen, der mehrere Zauberer und Hexen von einem Ort zum anderen fliegen kann? Und ich rede hier jetzt nicht von zwei oder auch drei Hexen, ich rede von ganz vielen... zwanzig, dreißig Personen, wenn nicht sogar mehr! Muggel haben einen riesigen Besen aus Metall gebaut mit Flügeln, der sie über den ganzen Ozean bringen kann!" "Flugzeug!" Überrascht blickte Ariel Belle an. Sie hatte zu viel geredet, bemerkte sie. Wahrscheinlich hatte sie Belle damit nur gelangweilt und von wichtigeren Dingen abgehalten... "Dieser Metallbesen von dem du redest, das Ding nennt sich Flugzeug!", erklärte Belle ihr nun. Ariel dachte kurz nach und nickte dann aufgeregt. Genau so hatte Professor Sebastian das Teil genannt. "Woher weißt du das?" Ariel blickte sie fragend an. "Ich ... ich bin selbst muggelstämmig!", entgegnete Belle zögernd. "Das heißt, du weißt also alles über die Muggelwelt?" Ariel strahlte sie überglücklich an. "Oh, bitte. Du musst mir helfen... also, nur wenn es dir nichts ausmacht... Aber wahrscheinlich hast du schon genug zu tun, oder? Immerhin stehen doch bald die UTZ an..." Ariel verstummte, als sie bemerkte, dass sie die andere wieder mit einem Redeschwall überhäufte und sah sie nervös an. "Es tut mir Leid, aber ich kann nicht!" Wie zu erwarten. Und trotzdem tat es Ariel weh, als Belle ihr diese Absage erteilte. Wie dumm von ihr zu denken, dass Belle ihr tatsächlich helfen würde. Die Schulsprecherin war bestimmt mit anderen Dingen beschäftigt. "Jedenfalls nicht heute. Es ist spät, die Bibliothek schließt gleich und ich habe noch einiges zu erledigen. Was hältst du also davon, wenn wir uns morgen treffen und ich helfe dir bei deinem Aufsatz? Ich habe zufälligerweise ein paar Muggelmärchen in meiner Sammlung und könnte..." Weiter kam Belle nicht, denn Ariel war nun aufgesprungen und hatte sich der älteren Hexe um den Hals geschmissen. "Oh, ich danke - danke - danke dir! Du rettest mir gerade wirklich das Leben! Oh, danke, danke, danke!"   ♡◇♡   Es war Samstag und obwohl Ariel am Wochenende liebend gerne bis zum späten Mittag schlief, war sie dieses Mal eine der ersten, die wach war. Mit Belle hatte sie ausgemacht, dass sie sich in ihrem Studienzimmer - ein Privileg, dass den beiden Schulsprechern zustand - treffen würde, sobald sie beide gefrühstückt hatten. Nur wer wusste schon, wann Belle überhaupt aufstand. Vielleicht wäre es praktischer, wenn das Frühstück einfach zu ihr kam, überlegte die junge Hexe Ariel. Gesagt, getan. Entschlossen sprang sie auf  und schlich sich leise in das angrenzende Badezimmer der Slytherinhexen. Niemand war so früh hier und weil sie vermutete, dass Belle vielleicht selbst noch schlafen würde, erlaubte sich Ariel etwas länger zu duschen. Schließlich aber stellte sie den Wasserhahn aus und wickelte ihr rosafarbenes Handtuch um ihren Körper. Gerade, als sie sich ihr Haar bürstete, öffnete sich die Tür. Eine junge Hexe betrat das Bad und blickte sich um, im ihrer Hand hielt sie Duschzeug und zwei kleine Handtücher. Als sie Ariel entdeckte, schnalzte sie missbilligend mit der Zunge und warf ihr dunkelbraunes Haar über ihre Schulter. "Und ich dachte, man könnte mal in Ruhe duschen ohne einem rothaarigen Clown zu begegnen!", meinte sie abwertend. Bewahr Ruhe, Ariel, ermahnte sie sich. Das letzte Mal, als sie auf Vanessas Sticheleien eingegangen war, hatte sie danach Stunden damit verbringen müssen, die Pokale im Pokalzimmer zu polieren. Und das ganz ohne Magie. "Bist du jetzt endlich stumm geworden? Ein Glück! Dann muss sich Eric ja nicht mehr dein Geheule anhören, dass du ihn zurück haben willst!" Das war zu viel des Guten. Wütend schnappte sich Ariel ihren Zauberstab, den sie auf dem Rand des Waschbeckens abgelegt hatte, wirbelte herum und trat entschlossen einige Schritte nach vorne, während die Spitze auf Vanessa gerichtet war. "Hör mir mal ganz genau zu, du widerliche verlogene Krake... Ich renne Eric nicht hinterher! Was soll ich mit einem Typen, der lieber mit der Nächstbesten in die Kiste springt, anstatt seiner Freundin Verständnis entgegenzubringen? Mir ist absolut egal, was zwischen dir und ihm abgeht. Und wenn er glaubt, dass er mit jemandem wie dir glücklicher ist, dann ist das nicht mein Problem!" Vanessa blickte sie fassungslos an. Ariel grinste und ohne auf ein weiteres Wort zu warten, drehte sie sich wieder um, schnappte sich ihre Sachen und stolzierte aus dem Gemeinschaftsbad. Schwer atmend und stolz auf sich selbst eilte sie in den Schlafsaal zurück. Noch immer schliefen alle, sodass Ariel auf Zehenspitzen zu ihrem Bett schlich. Dabei kam sie an Esmeraldas Bett vorbei und entdeckte, dass diese nicht alleine dort drin lag. Eng umschlungen lagen ihre beiden besten Freundinnen dort. Der Anblick der beiden ließ Ariel beflügelt lächeln. Sie war so glücklich mit ihnen befreundet zu sein. Und obwohl Jasmine und Esmeralda nun schon seit mehreren Wochen ein Paar waren, hatte Ariel nie das Gefühl gehabt, das fünfte Rad am Wagen zu sein. Die beiden nahmen sie auf jedes ihrer Dates mit, zum 100-tägigen Jubiläum hatten beide ihr etwas schenken wollen - manchmal hatte Ariel das Gefühl sie würde zu dieser Beziehung dazugehören. Dass Jasmine auch noch oft genug behauptete, sie wäre sowohl mit Esmeralda als auch mit Ariel zusammen, machte es allerdings nicht einfacher. Obwohl sie das Verhalten ihrer beiden Freundinnen schon ziemlich süß fand, musste sie gestehen. "Und wenn ich mich wieder in jemanden verliebe? Mit dem ich zusammen sein will?" "Das kannst du doch auch, Undine. Du bist nur immer noch mit uns beiden zusammen." "Und wenn ihr euch mal trennt? Wem soll ich dann treu bleiben?" "Dann schnappen wir uns einfach eine Schere und schneiden dich entzwei!" Und dann hatten sie sich auf Ariel gestürzt und sie durchgekitzelt. Ariel streckte sich gähnend und legte ihre Sachen auf dem Bett ab, dass noch immer ungemacht dort stand. Nun, das hatte auch noch bis nachher Zeit. Schließlich war sie verabredet.    Sie machte sich auf den Weg in die Große Halle. Obwohl es immer noch früh war, saßen schon einzelne Schüler an den Tischen und frühstückten. Ariel schnappte sich einen Teller und befüllte diesen mit einigen Leckereien, die sie entdeckte. Gebratener Speck, Muffins, Rührei, Croissants. Zum Schluss schnappte sie sich noch einen Krug gefüllt mit frisch gepresstem Kürbissaft, wirkte noch einen Zauber, dass ihr der Saft nicht aus Versehen überschwappte, und machte sich dann auf den Weg zu Belles Studienzimmer. Belle hatte ihr gestern Abend noch erklärt,  dass ihr Studienzimmer im Turm auf der Ostseite lag, genau neben dem der Ravenclaws. Eine Brücke verband die beiden Türme miteinander. Zwar hatten die Schulsprecher ein Privileg auf ein eigenes Zimmer und Gerüchten zufolge auch ein eigenes Bad, doch auch sie mussten in den Gemeinschaftsschlafsälen nächtigen. Auf dem Weg die Wendeltreppe nach oben bemerkte Ariel, dass der Mond immer noch am Himmel zu sehen war. Ein wirklich strahlend schöner Vollmond. Sie erinnerte sich daran, wie sie im vierten Jahr das Thema Werwölfe im Unterricht behandelt hatten. Was war das wohl für ein Gefühl, sich vor dem Vollmond so sehr zu fürchten? Vor der Tür blieb sie stehen und klopfte dann gegen das Holz. "Belle? Ich weiß nicht, ob du schon da bist, aber ich hab uns Frühstück mitgebracht!" Keine Antwort. Sie klopfte noch mal gegen die Tür, dieses Mal kräftiger. Immer noch keine Antwort. Anscheinend war die Schulsprecherin nicht anwesend. Ariel seufzte laut und wollte gerade gehen, als sich die Tür schließlich doch öffnete und Belle ihren Kopf herausstreckte. Die junge Hexe sah schrecklich aus. Belle hatte tiefe Augenringe, ihre Haare waren strähnig und ihr Blick wirkte nervös, beinahe ängstlich. Sie machte keinen guten Eindruck auf Ariel. "Alles in Ordnung?", fragte sie besorgt nach. "Du siehst ziemlich fertig aus!" Belle blickte hungrig auf das Essen, dass Ariel mitgebracht hatte und schnupperte dann kurz. "Ist das Schinken?", fragte sie neugierig und Ariel nickte kurz. "Gib mir fünf Minuten und ich lasse dich rein. Wenn ich arbeite, kann ich ziemlich ... unordentlich sein!" "Kein Problem!", meinte sie lächelnd und die Tür wurde wieder zugemacht. Nach wenigen Minuten öffnete Belle wieder die Tür und sah Ariel freundlich an. Ihre Haare waren wieder ordentlich, doch noch immer trug sie dicke Augenringe im Gesicht. "Bist du sicher, dass ich nicht später wiederkommen soll?" "Das geht schon in Ordnung!", meinte Belle bestimmt und griff nach dem Teller. "Außerdem haben wir beide doch sicher Hunger. Also, was hältst du davon, wenn wir zusammen frühstücken und ich dir etwas von den Muggelmärchen erzähle?" Zögernd betrat Ariel das Zimmer der älteren Hexe. Die Möbel und Gardinen waren in dem typischen Blau der Ravenclaws ausgestattet. Um den Holztisch standen zwei Paar Stühle und im Kamin brannte ein Feuer, dass den Raum wärmte. Doch was Ariels Aufmerksamkeit auf sich zog, war die linke Seite, die komplett von Bücherregalen bedeckt wurde. Sie hatte noch nie so viele Bücher auf einmal gesehen. Neugierig trat sie näher und las neugierig die Titel. Alice im Wunderland, Stolz und Vorurteil, Der Zauberer von Oz... Titel, die sie in Muggelkunde besprochen hatten und die Ariel selbst lesen wollte. Aber auch ihr unbekannte Titel wie Das Lied von Eis und Feuer. Ihr Blick fiel auf zwei Bücher, die die Titel 'Ritus' und 'Sanctum' trugen. Daneben einige Sachbücher. Ein kurzes Überfliegen verriet Ariel, dass diese Bücher sich alle um das Thema Werwölfe drehten. Sie hätte nie gedacht, dass Muggel sich so sehr dafür interessieren würden. "Ich schreibe einen Aufsatz über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Lykanthropie zu den Legenden der Muggelwelt und der Zaubererwelt." Belle war neben sie getreten und sah sie mit ernsten Augen an. "Wollen wir frühstücken?" Ariel blickte zu dem Tisch, auf den Belle in der Zwischenzeit Geschirr und Besteck gestellt hatte. Und sie hatte die ganze Zeit auf das Bücherregal gestarrt. Was war sie nur für ein schrecklicher Gast? "Du bist hier Gast, also mach dir keine Gedanken darüber. Schließlich habe ich dich doch eingeladen. Und du hast schon genug damit getan, dass du überhaupt extra Essen für uns beide mitgebracht hast." Belle lächelte und erfreut erwiderte Ariel dieses. Es freute sie, die junge Hexe so lächeln zu sehen. Sie setzte sich auf einen der Stühle und Belle nahm ihr gegenüber auf der anderen Seite Platz. Sie griff nach dem Krug Orangensaft und schüttete ihnen beiden ein Glas voll ein. Dabei rutschte ihr Ärmel leicht nach oben und Ariel konnte eine verblasste und dennoch deutliche Narbe auf der Unterseite ihres Armes erkennen. Belle bemerkte nicht, dass Ariel diese alte Verletzung entdeckt hatte und sie entschied sich dazu sie nicht darauf anzusprechen. Es ging sie schließlich nichts an. Und außerdem hatten sie interessantere Gesprächsthemen. Obwohl Ariel nun schon seit sechs Jahren die Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei besuchte, hatte sie viel zu selten mit Muggelstämmigen Kontakt. In Slytherin gab es keine, nur einige Halbblüter, die aber zum größten Teil auf der Seite der magischen Familie aufwuchsen. Die anderen hatte sie zwar versucht über die Welt der nichtmagischen Menschen auszuquetschen, doch die meisten fanden es befremdlich, dass sich ausgerechnet eine Reinblüterin für die Welt der Muggel interessierte und mieden sie lieber. Und auch wenn sie den Unterricht bei Professor Sebastian liebte, es waren nun mal Berichte eines Zauberers, der über Muggel erzählte. Es war etwas vollkommen anderes jemanden zu treffen, der bei Muggeln aufgewachsen war und nie damit gerechnet hätte, dass es tatsächlich so etwas wie Magie gab. "Wie war das eigentlich damals, als du erfahren hast, dass du eine Hexe bist?", fragte Ariel neugierig nach. "Ich meine, dass muss doch mega aufregend gewesen sein zu erfahren, dass Magie wirklich existiert und dass man damit so viel anstellen kann. Ihr erfahrt das doch bevor die Schulzeit hier anfängt." "Ich war sieben", meinte Belle ruhig und nahm dann einen Schluck aus ihrem Becher. Ariel blickte sie fragend an. Professor Sebastian hatte ihnen doch damals erzählt, dass Muggelstämmige an ihrem zehnten oder elften Geburtstag davon in Kenntnis gesetzt wurden, dass sie magische Kräfte besaßen. Ariel war ihr Leben lang mit Magie aufgewachsen. Wie das wohl war, wenn man feststellte, dass man in der Lage war zu zaubern? Und vor allem, warum hatte Belle so früh davon erfahren? "Nahe dem Dorf,  in dem ich aufgewachsen bin, steht ein altes Herrenhaus. Der Sohn dieser Familie ist verwöhnt und launisch, und die meisten Kinder im Dorf haben ihn gemieden... abgesehen von mir. Ich war überzeugt davon, dass in ihm etwas Gutes steckte, also hab ich versucht mich mit ihm anzufreunden." "Das klingt wirklich nett von dir. Und dann hast du erfahren, dass er ein Zauberer ist?", riet Ariel, doch Belle schüttelte den Kopf. "Es war Weihnachten. Seine Eltern waren auf Geschäftsreise und deshalb hatten wir ihn eingeladen, bei uns das Fest zu verbringen. Doch es wurde später und später und Adam tauchte einfach nicht auf. Als ich mich auf den Weg zu ihm machte, traf ich jedoch nur seinen Hauslehrer Monsieur Cogsworth an. Adam hatte das Haus verlassen, also machten sich Monsieur Cogsworth und sein Freund Lumiere auf die Suche nach ihm..." Belle verstummte und blickte mit traurigem Blick vor sich hin, sodass Ariel nicht anders konnte, als sich nach vorne zu beugen und ihre Hand auf die von Belle zu legen. "Es ist schon okay!" Sanft drückte Ariel ihre Hand und sah sie aufmunternd an. "Du musst nicht weiter reden, wenn es dir zu schwer fällt." "Nein, es ist schon in Ordnung. Wenige Stunden später kehrten die beiden schließlich zurück. Adam war von einem Wolf angegriffen wurden. Er hat es überlebt, allerdings war er danach nie mehr derselbe..." "Wie hast du es erfahren?" "Ich habe mitgekriegt, wie die beiden sich über Adam unterhalten haben. Sie redeten darüber, wie sie es seinen Eltern erklären wollten. Adam würde nun nie wieder normal sein. Also bin ich zu ihnen und habe ihnen erklären wollen, dass mit Adam alles in Ordnung ist. Und dabei war ich so wütend, dass ich das erste Mal gezaubert habe und das ganze Geschirr im Schrank habe explodieren lassen. Und da haben Cogsworth und Lumiere mir erzählt, dass sie Zauberer sind. Und ich eine Hexe." "Wow! War es aufregend? Ich bin sicher, dass du und Adam danach viel Zeit miteinander verbracht hast!" Doch Belle schüttelte den Kopf. "Adam stieß mich von sich. Er wollte mich nicht mehr sehen und vergrub sich im seinem Zimmer. Ich habe versucht für ihn da zu sein, aber irgendwann hatte ich einfach keine Kraft mehr dazu. Was bringt es mir, Jahre vor einer verschlossenen Tür zu verbringen? Ich wollte Adam helfen, aber irgendwann habe ich gemerkt, dass es besser ist, loszulassen... Tut mir Leid, Ariel. Wir waren eigentlich hier, damit ich dir etwas über Muggelmärchen erzählen kann und dann musst du dir so etwas Uninteressantes anhören!" Belle blickte sie entschuldigend an. "Es war nicht uninteressant!", meinte Ariel jedoch entschlossen. "Außerdem habe ich doch danach gefragt. Weil es mich interessiert hat!" "Du bist wirklich eine außergewöhnliche Hexe", entgegnete Belle schmunzelnd. "Was bringt ein Reinblut dazu, sich so sehr für die Welt zu interessieren, aus der ich stamme? Eine Welt, in der keine Wunder möglich sind. Erzähl mir, was hat dich dazu getrieben?" "Ich bin die Jüngste von insgesamt sieben Töchtern. Meine Eltern wollten immer einen Sohn haben, doch nachdem ich geboren wurde, machten meine Eltern einige Jahre später eine Schiffsreise. Mutter hatte Vater dazu gedrängt. Allerdings ist das Schiff gekentert und mein Vater hat es nur geschafft, mich zu retten." "Das... Das tut mir Leid, Ariel. Es ist hart seine Mutter zu verlieren!" "Ich bin darüber hinweg gekommen. Vater allerdings... Er nahm es nicht so gut auf. Er verbot uns jeglichen Kontakt zur Muggelwelt... und ich wollte das nicht hinnehmen. Denn wie kann eine Welt ohne Magie, die so wundervolle Dinge erschafft, böse sein?" "Du hast also rebelliert?" "Ja, so kann man es wohl nennen. Ich weiß nicht, woher dieses Interesse für die Muggelwelt kommt. Aber wenn ich mir ansehe, dass Muggel für die gleiche Arbeit, die wir in Sekunden erledigen können, oftmals Stunden brauchen und doch ... es steckt so viel Liebe in ihrer Arbeit." Ariel verstummte, als sie bemerkte, dass Belle sie schmunzelnd ansah und errötete. "Tut mir Leid. Das hört sich wahrscheinlich bescheuert an. Dass sich ein Reinblut so sehr für Muggel interessiert..." "Ganz im Gegenteil!" Belle schüttelte bestimmt den Kopf. "Es macht dich einzigartig, Ariel." Sie stand auf und ging zu ihrem Bücherregal, um nach nur wenigen Sekunden mit einem Buch in der Hand zurückzukommen. Sie schlug das Buch auf und Ariel konnte den Titel des Buches lesen. H. C. Andersen - Gesammelte Märchen Schließlich fand Belle wonach sie gesucht hatte und legte das aufgeschlagene Buch verkehrt herum auf den Tisch, sodass Ariel die Kapitelüberschrift lesen konnte. "Die kleine Meerjungfrau erzählt die Geschichte von einer jungen Nixe, die sich für die Welt der Menschen interessiert. Ich denke, dass ist ein Märchen, dass dir gefallen könnte!" Kapitel 2: ----------- Entschuldigen Sie?" Das Erste, was Belle an ihr auffiel, waren ihre leuchtend roten Haare. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals so ein Rot gesehen zu haben. Überhaupt konnte sie nicht behaupten, schon einmal jemanden gesehen zu haben, dessen Haar so rot war. Es war nicht das gewöhnliche Karottenrot, wie die Haare von Merida, stattdessen war es leuchtend rot, so wie frische Erdbeeren oder gar ein Rubin. Belle bemerkte, dass sie die junge Frau anstarrte und so besann sie sich zur Ordnung. "Wir schließen  in fünf Minuten. Wenn Sie das Buch noch kaufen wollen, dann kommen Sie mit zur Kasse!" "Oh!" Die junge Frau drückte das Buch enger an sich und blickte dann aus dem Fenster. Draußen schüttete es wie aus Kübeln. Wirklich kein schönes Wetter um nach Hause zu gehen. Zum Glück war Belles Wohnung, die sich die junge Studentin zusammen mit zwei Kommilitonen teilte, nur zwei Straßen entfernt. Und vielleicht würde der Regen aufgehört haben, sobald sie im Laden fertig war. Sie hasste sich dafür, dass sie heute Morgen nicht auf Rapunzel gehört und sich einen Regenschirm mitgenommen hatte. Immerhin hatte es heute Morgen noch nach strahlendem Sonnenschein ausgesehen. "Uhm..." Nervös sah die junge Frau wieder auf. Sie trug eine dunkelrote Collegejacke, auf dessen linker Seite das Emblem der Walt Disney University abgebildet war. Ob sie eine der Erstsemester war? Das Semester würde erst nächste Woche anfangen. "B-bitte kann ich nicht hier bleiben? Also nur solange bis der Regen aufgehört hat. Ich hab meinen Schirm vergessen und es ist ein verdammt langer Weg nach Hause." Sie biss sich auf die Unterlippe und sah Belle bittend an. "Nun, ich..." "Bitte!" Mit großen Augen und einem leichten Schmollmund sah die junge Frau Belle weiter an. Sie seufzte leicht. Möglich wäre es. Immerhin waren sie beide die letzten im Laden. Da ihr Chef auf einer Buchmesse unterwegs war, hatte er sie und ihre Kollegin Jane Porter damit beauftragt, den Laden zu bewachen. Heute hatte sie die Spätschicht übernommen. "Also gut", meinte Belle schließlich und wurde dann fast von der jungen Frau erdrückt, die sie unerwartet umarmte. Was war schon dabei, wenn sie diese junge Frau hier kurz warten ließ? Es war unmenschlich, sie nach draußen in den Regen zu schicken. "Du solltest noch dein Buch bezahlen gehen", erinnerte Belle sie. "Damit ich mich um die Kasse kümmern kann." "Oh. Aber natürlich!" Die beiden jungen Frauen gingen in den vorderen Teil des Buchladens. Sie zahlte das Buch und setzte sich dann auf einen der herum stehenden Sitzsäcke, während Belle sich um die Kasse kümmerte. Eine Viertelstunde später war Belle schließlich fertig. Überraschenderweise hatte Arielle, so hieß die junge Frau, wie sie zwischendurch erfahren hatte, ihr angeboten, das kleine Geschäft zu staubsaugen. Obwohl Belle erst abgelehnt hatte, hatte Arielle darauf bestanden. Immerhin ließ sie sie hier warten, bis der Regen aufhören würde. Doch leider sah es nicht so aus. Denn noch immer prasselte Regen an die Fensterscheiben und auf die Straßen draußen. "Es tut mir Leid, aber ich muss den Laden jetzt wirklich schließen..." Sie wollte nach Hause. Heute hatte Merida ihre leckere Lasagne zubereitet und außerdem war sie müde. Sie freute sich schon auf ein warmes Bad und dann auf ihr Bett. "Bitte, ich..." "Wenn du willst, dann kannst du mit zu mir und ich leih dir meinen Schirm aus", schlug Belle vor. "Ehrlich gesagt, ich will nicht nach Hause. Ich hab meinen Freund... also wohl eher Ex, heute morgen mit einer anderen erwischt." Sie schniefte und wischte sich eine Träne aus dem Auge. "Oh. Das tut mir Leid." "Deshalb, wenn ich nur diese Nacht hier mit dir bleiben kann? Ich weiß, dass Eric morgen früh raus muss wegen seiner Arbeit. Dann kann ich hin, meine Sachen abholen und dann bei einem Freund unterkommen. Nur jetzt..." Ihr versagte die Stimme und sie blickte nervös auf den Boden. Arielles Geschichte tat Belle im Herzen weh. Sie selbst hatte sich vor Beginn der Semesterferien von ihrem langjährigen Freund getrennt. Und sie wollte wirklich nicht, dass Arielle zufällig auf ihren Ex traf. "Also gut. Aber das ist nur eine Ausnahme", entschied Belle. "Und bitte, erzähl es niemandem, okay? Mein Chef ist zwar nett, aber er sollte es trotzdem nicht mitbekommen." "Ich schwöre auf den Styx, das kein Wort darüber über meine Lippen kommt!" "Vorsicht! Schwüre auf den Styx sollte man nicht so leicht aussprechen." Belle schmunzelte und die beiden jungen Frauen setzten sich auf ein Sofa, das in der hinteren Reihe des Geschäfts stand. "Das ist mir bewusst. Ich werde aufpassen, wenn ich morgen den Göttern meine Opfergabe gebracht habe." "Du kennst also die Percy Jackson Reihe?", stellte Belle zufrieden fest. "Ich liebe die Reihe. Oh, es ist schön einen weiteren Fan zu treffen!" Arielle sah sie strahlend an. "Hast du Riordans andere Bücher auch gelesen? Was ist mit den Nachfolgerreihen Helden des Olymps und Trials of Apollo? Und die Kane Chroniken? Und Magnus Chase?" Belle blickte sie fragend an. "Alles gelesen. Na gut, bis auf den zweiten Teil von Magnus. Der liegt derzeit Zuhause auf meinem SuB." "Oh, du musst ihn lesen. Riordan hat einen genderfluid Charakter eingebaut und Alex ist so toll. Ich hoffe, Alex und Magnus kommen zusammen. Sie sind wirklich süß als Paar." "Genderfluid?" Arielle blickte sie überrascht an. Belle rieb sich die Nase. Sie wusste doch gar nichts über Arielle und wie sie zu nicht binären Menschen stand. "Dann wird es Zeit, dass ich Ping davon überzeuge, die Reihe zu lesen. Er freut sich bestimmt darüber, dass mal nichtbinäre Charaktere in Büchern auftauchen." "Ist Ping dein...?" "Oh nein!" Lachend strich sich Arielle ihre Haare hinter ihr Ohr. "Ping ist mein bester Freund. Wir kennen uns seit Kindertagen und gehen jetzt zusammen hier auf die Uni " "Also seid ihr beide Erstsemester?" "Hat mich meine Jacke etwa nicht genug verraten, Miss Holmes?" "Und was studiert ihr beide?" "Ping studiert Sport auf Lehramt. Er will später Sportlehrer werden. Und ich hab mich für Anthropologie eingetragen. Und du?" "Literatur." "Hätte ich mir denken können, mit diesem Nebenjob." "Was soll ich sagen, ich liebe Bücher einfach. Auch wenn ich doch sehr überrascht war, wie viel ich lesen muss." Belle kicherte leicht. "Und du findest trotzdem noch Zeit um privat etwas zu lesen?" "Ich bin auf Hörbücher umgestiegen. Wenn ich Auto fahre oder sonstigen Kram mache, bei dem ich mich nicht vollkommen nur aufs Lesen konzentrieren muss. Das klappt mit Hörbüchern wirklich wunderbar", erzählte Belle aufgeregt. Es tat gut mit jemanden über das Lesen zu reden. Zwar war ihre Mitbewohnerin Rapunzel auch jemand, der gerne las, doch sie hatte ein viel größeres Interesse am Zeichnen und Malen. Es war selten, dass man die junge Kunststudentin mal ohne Farbe und Pinsel antraf. "Wenn ich raten müsste, wer dein Lieblingscharakter aus Harry Potter ist...", sprach Arielle nun weiter und riss Belle aus ihren Gedanken. "Wie kommst du darauf, dass ich Harry Potter gelesen habe?" "Dein Ravenclaw T-Shirt hat dich verraten!", meinte Arielle grinsend. Belle schmunzelte und blickte an sich herunter. Aber natürlich. Wie konnte sie das nur vergessen? "Also, wer ist mein Lieblingscharakter?" "Ich würde auf Hermine tippen." "Falsch geraten." Belle grinste. "Wirklich?" Arielle sah sie verwundert an. "Dabei seid ihr euch doch so ähnlich. Ich hätte meine Seele darauf verwettet, dass sie dein Lieblingscharakter ist." "Ehrlich gesagt ist dass der Grund weshalb sie nicht mein Favorit ist. Jeder hat mir gesagt, dass ich wie Hermine sei. Und in unserer Theater AG aus der Mittelschule hat man mir diese Rolle übertragen, als wir ein Musical dazu aufgeführt haben. Ich weiß wir sind uns ähnlich, aber ist es ein Grund sie zu mögen, nur deswegen?" "Nicht wirklich", meinte Arielle verständnisvoll. "Aber wer ist denn nun dein Lieblingscharakter?" "Ich fand Remus Lupin wirklich interessant. Ich mag, dass er der erste Lehrer ist, der den Kindern wirklich etwas beibringt in dem Fach. Und die Werwolfsache mochte ich. Also nicht, dass er gebissen wurde, sondern eher deren Stellung in der Zauberergesellschaft. Das war es, was mich fasziniert hat. Und er ist ein wirklich kluger und treuer Freund." "Hmm, verstehe." Arielle wollte noch etwas sagen, als ein lautes Magenknurren die Stille durchbrach. "Ich denke, da hat jemand Hunger", meinte  Belle grinsend und Arielle errötete leicht. "Soll ich uns zwei von den Tassenkuchen machen, die vorne an der Kasse stehen? Es ist das einzige, was hier an Nahrung herumsteht." Noch ehe Arielle antworten konnte, war Belle schon aufgestanden und hatte von vorne zwei Packungen geholt. Sie verschwand im Pausenraum, der unter anderem eine Mikrowelle beherbergte, nutzte die Zeit um ihren beiden Freundinnen zu schreiben, dass sie heute Nacht nicht nach Hause kommen würde. Knapp fünf Minuten später kam sie schließlich zurück, zwei Löffel und zwei Tassen in der Hand, aus denen Dampf aufstieg. "Hier!" Sie reichte Arielle eine Tasse und einen Löffel. "Es ist nicht gerade ein Festmahl, aber ich denke es dürfte reichen." "Danke dir!" Arielle lächelte sie an und Belle setzte sich wieder neben sie. Schweigend aßen sie ihren Tassenkuchen. Es war eine angenehme Stille. Sie saßen nebeneinander, nur das Kratzen des Teelöffels am Tassenrand und ihre Kaugeräusche waren zu hören. Schließlich stellte Belle als erste ihre leere Tasse auf dem Boden ab. "Jetzt würde mich aber schon interessieren, wer dein Lieblingscharakter ist!", meinte sie neugierig. "Hmm?" Arielle blickte sie ratlos an, ehe ihr klar wurde, wovon sie sprach. "Ich mag Cho wirklich gerne. Sie ist die einzige, die noch zu Marietta hält, nachdem diese Dumbledores Armee verraten hat." "Erstaunlich! Es ist selten, dass man mal jemanden antrifft, der Cho und Marietta nicht die Pest an den Hals wünscht!", stellte Belle fest. "Ich hab angefangen mich für sie zu interessieren, weil jeder sie gehasst hat. Immerhin hat Marietta ja nichts Böses tun wollen. Sie wollte nur ihre Familie schützen. Ich mag die Bücher wirklich, aber bei manchen Sachen..." Sie verstummte und suchte nach den passenden Wörtern. "Wie zum Beispiel, dass alle Slytherins böse sind, weil sie Slytherins sind?", fragte Belle nach und Arielle nickte. "Zum Beispiel", stimmte sie ihr zu. "Ich für meinen Teil wäre gerne eine Slytherin." "Dann wärst du die erste Weasley, die im Haus der Schlangen unterkommt!" "Stimmt, das wäre ich wohl!" Arielle kicherte und gähnte dann laut. "Müde?", fragte Belle mitfühlend. Ihr ging es ja nicht anders. "Nein, ist schon okay. Ich saß gestern einfach zu lange vor dem Rechner." Sie warf einen aufmerksamen Blick auf Belle. "Tut mir Leid, dass du wegen mir jetzt hier bleiben musst!" Belle beugte sich nach vorne um an den Bücherregalen vorbei schauen zu können. Im fahlen Licht der Straßenlaterne konnte  die junge Studentin erkennen, dass es draußen immer noch regnete. "Ist schon in Ordnung!", meinte sie. "Die Gesellschaft könnte schlimmer sein und außerdem kann ich dich jetzt nicht zu diesem Idioten schicken." "Danke! Wir kennen uns eigentlich gar nicht, und trotzdem bist du so hilfsbereit!" "Ist doch keine große Sache!" "Doch ist es! Kann ich mich bei dir revanchieren? Meine ältere Schwester hat ein Dorf weiter ein kleines Restaurant aufgemacht und ich würde dich gerne dorthin einladen.  Bitte! Ich bestehe darauf!" "Wie kann ich bei so einem freundlichen Gesicht schon Nein sagen?" "Oh, wie toll. Uhm... Du hast doch nichts gegen veganes Essen?" Arielle blickte sie besorgt an. "Nein, ist schon okay." Sie hatte zwar noch nie etwas Veganes gegessen, aber irgendwann war schließlich immer das erste Mal. Und es würde sicher schmecken. "Super!" Sie entschieden sich dafür nächsten Sonntag hinzugehen und tauschten Nummern aus, nur für den Fall, dass eine der beiden absagen musste. "Wie kommt es, dass du Anthropologie studierst?", fragte Belle neugierig. "Ich fand Menschen und ihre verschiedenen Kulturen schon immer spannend. Naja, und die Tatsache, dass ich riesiger Bones Fan bin." Sie errötete und strich sich wieder ihr Haar aus dem Gesicht. "Bones? Du meinst die Krimiserie mit der Anthropologin?" Belle erinnerte sich an die Serie. Sie selbst war kein Krimifan, sah man mal von Sherlock Holmes ab, aber sie glaubte sich zu erinnern, dass Merida die ganzen DVDs bei sich im Zimmer hatte stehen. "Ja, genau die!", pflichtete Arielle ihr bei. "Ich bin ein ziemlicher Serienjunkie. Wenn wir also noch mal so eine Übernachtung veranstalten, dann erinnere mich daran, dass ich meinen Laptop mitbringe. Ich hab genug Serien, da finde ich sicher etwas, was uns beide interessiert." Belle schmunzelte wieder. Was für eine interessante junge Frau diese Arielle doch war. "Wir sollten nichts gucken, was auf einem Roman basiert", erwiderte Belle. "Ich kann dir garantieren, dass ich jede Szene kommentieren werde und dir bis ins kleinste Detail erzähle, wie sich die Serie vom Buch unterscheidet." "Wirklich?" Arielle sah sie erstaunt an. "Oh ja! Merida hasst es mit mir Games of Thrones zu gucken." "Wie süß!" Arielle kicherte und Belle blickte sie irritiert an. "Das würde ich zu gerne erleben!" "Ich kann aber ziemlich anstrengend werden!", warnte Belle sie vor. "Ich bin mit sechs älteren Schwestern aufgewachsen. Ich weiß, wie man mit Anstrengung klar kommt!" "Sechs Schwestern?" Belle blickte sie erstaunt an. "Ich weiß, es ist eine große Menge. Aquata, Andrina und Arista sind allerdings Drillinge. Und Adella und Alana waren die Kinder von Vaters Schwester Ursula. Sie ist bei einem Schiffsunglück gestorben und meine Eltern haben sie adoptiert, damit sie nicht getrennt werden. Naja, und dann gibt es noch Attina und mich." "Wow! An Weihnachten muss es bei euch ja wirklich lebhaft zugehen." "Man gewöhnt sich dran! Auch wenn ich froh bin, endlich von Zuhause weg zu sein." "Bist du mit deinem Ex hierhergezogen?" "Hm?" Für einen Moment sah Arielle aus, als wüsste sie nicht von wem Belle da sprach. Dann fasste sie sich jedoch wieder. "Ja, genau. Wir hatten uns diese Universität hier ausgesucht, weil sie gleich am Meer liegt. Meine Familie und ich sind öfters umgezogen wegen der Arbeit meiner Eltern und wir haben immer an der Küste gelebt. Irgendwie hat das abgefärbt. Naja, und weil mein bester Freund halt auch auf diese Uni wollte." "Ach, so war das." "Ja, genau." Nun war es Arielle, die laut gähnte. "Verdammt, bin ich müde!" "Wir könnten uns schlafen legen!", schlug Belle vor. "Schließlich ist es ja auch schon ziemlich spät." "Und wenn der Regen aufhört?" "Ich kann dich doch nicht so spät nach Hause gehen lassen!", entgegnete sie. "Es ist schon in Ordnung." Sie streckte sich und legte sich dann auf das Sofa. "Also, was hältst du davon, zu schlafen? Es ist zwar nicht allzu viel Platz hier und ich hab auch keine Decken für uns, aber..." "Es ist perfekt!", murmelte Arielle und legte sich dann, den Kopf neben Belles auf die andere Hälfte des Sofas. Nun war Belle dankbar dafür, dass der Ladenbesitzer damals dieses lange Sofa gekauft hatte. Sie mochte es so nah neben Arielle zu liegen. Nun bemerkte sie auch die Muschelkette, die die junge Frau um den Hals trug. "Ein Geschenk von Tante Ursula!", meinte Arielle, als sie Belles Blick bemerkte. "Sie ist hübsch!" "Danke dir!" Es war zu dunkel um etwas zu erkennen und doch war sich Belle sicher, dass Arielle lächelte. Sie war wirklich müde. Doch eigentlich wollte sie noch etwas sagen. Sie wollte Arielle doch noch fragen, weshalb diese auf einmal nach Hause gehen wollte, sobald der Regen aufgehört hatte... Vorhin hatte sie doch noch gesagt, dass sie ihrem Ex... Belle war eingeschlafen, noch ehe sie den Gedanken beendet hatte.   ~°♥°~   Arielle war die Erste, die am nächsten Morgen aufwachte. Vorsichtig, damit sie Belle nicht aus Versehen aufweckte, stand die junge Frau auf und blickte nach draußen. Es war noch früh am Morgen. Ein Blick auf die digitale Uhr über der Kasse sagte ihr, dass es gerade einmal kurz vor sechs war. Und der Regen hatte aufgehört. Die wichtigste Sache. Arielle drehte sich um und blickte auf die noch immer schlafende Belle. Was für ein lieber Mensch sie doch war. Sie hätte nicht gewusst, was sie getan hätte, wenn Belle sie gestern in den Regen geschickt hätte. Das wäre ihr Ende gewesen. Sie musste Belle dafür danken, dass diese ihr das Leben gerettet hatte. Und sich dafür entschuldigen, dass sie sie angelogen hatte, was die Sache mit ihrem Ex oder ihre Schwestern betraf. Sie schrieb ihr eine kurze Nachricht auf ein Stück Papier, in der sie sich noch einmal dafür bedankte, dass sie hier übernachten durfte. Sie hatte sie nicht wecken wollen, deshalb sei sie ohne ein Wort gegangen. Den Schlüssel für den Hintereingang hatte Arielle durch den Briefschlitz geworfen. Und sie würde sich riesig auf ihre Verabredung nächsten Sonntag freuen. Den Brief legte Arielle schließlich auf Belles Tasche ab und verließ dann das kleine Buchgeschäft. Obwohl der Regen aufgehört hatte, war der Himmel immer noch wolkenverhangen. Sie musste sich beeilen, denn auf offener Straße von einem Regenschauer erwischt zu werden, war keine gute Idee. Zum Glück war der Weg zum Meer nicht allzu weit. Schon bald hatte sie die kleine Stadt hinter sich gelassen und eilte nun den Hang hinauf. Sie konnte hören, wie die Wellen an den Felsen brachen und musste lachen. Es klang wie Musik in ihren Ohren. Ohne sich noch einmal umzusehen, sprang Arielle schließlich von der Klippe und stürzte sich kopfüber in die Tiefe. Und das Meer empfing seine Tochter mit offenen Armen... Kapitel 3: ----------- Es war still. Nun, eigentlich nicht wirklich. Sie hörte das Zwitschern der Vögel und das Rascheln der Blätter im Wind. Unter ihren Füßen plätscherte der Fluss vor sich hin. Doch abgesehen von diesen Geräuschen war es still. Ganz anders als im Camp, wo es gerade laut zuging, feierten sie doch gerade, dass Ares' Hütte wieder einmal das Flaggenspiel gewonnen hatte. Sie hatte am Spiel nicht wirklich teilgenommen, sondern sich lieber so bald es möglich war sich aus dem Staub gemacht und wieder in ihrer Hütte verkrochen, doch nun wo alle anderen draußen um das Campfeuer saßen und feierten, einige Kinder Apollos ihre Gesangskunst zum Besten gaben, war es ihr unmöglich in der Hütte lesen zu können. Und so hatte sie sich ihr Buch geschnappt und war zu ihrem Lieblingsplatz im Wald gegangen. Ein umgestürzter Baumstamm, der die Ufer des Flusses miteinander verband war das Ziel gewesen, das sie angesteuert hatte. Am Anfang hatte sie Angst gehabt, dass der Stamm einstürzen würde, doch nachdem ihre beste Freundin Mulan ihr gezeigt hatte, dass der Baumstamm sie beide zusammen aushalten würde, hatte Belle ihre Angst verloren. Sie wusste, sie konnte Mulan vertrauen. Schließlich waren die beiden beste Freundinnen, auch wenn sie Mulan nun schon seit einem Jahr nicht mehr gesehen hatte. Denn die Tochter der Athene hatte sich den Jägerinnen der Göttin Artemis angeschlossen und reiste nun mit ihnen durch das Land. Es freute Belle, dass ihre beste Freundin glücklich war, wenngleich sie sie auch täglich vermisste. Das Campleben war nicht das Gleiche ohne Mulan. Und hier am Baumstamm fühlte sich Belle ihr am nächsten. Doch seit einiger Zeit hatte Belle noch einen anderen Grund hier zu sein. Das erste Mal war es ihr vor wenigen Wochen aufgefallen. Aus Unachtsamkeit hatte sie ihr Buch ins Wasser fallen lassen. Sie hatte stundenlang danach gesucht, es aber nicht wieder finden können. Und als sie dann mit Ursula, einer Tochter des Gottes Poseidon zurückgekehrt war - schließlich könnte diese bestimmt irgendwie das Wasser so verzaubern, dass es ihr ihr Buch zurückbrachte - da lag ihr Buch am Ufer. Die Seiten waren durchnässt und trotzdem war sich Belle sicher, dass jemand ihr Buch zurückgebracht hatte. Es hieß im Fluss würden Naijaden leben. Gesehen habe sie jedoch noch keines dieser Wesen. Ursula war es zu verdanken, dass sie das Buch noch einigermaßen retten konnte, denn das ältere Mädchen bot ihr an, das Wasser aus dem Papier zu saugen. Zwar ging dadurch auch einiges am Text verloren, aber Belle war froh ihr Buch überhaupt wieder zu haben. Und Ursula war wirklich hilfsbereit. Sie hatte um die Ältere mit der Punk-Kleidung immer einen Bogen gemacht, da sie nicht wusste, wie sie mit ihr umgehen solle, aber damals hatte sich herausgestellt, dass Ursula eigentlich doch ein guter Mensch war. Und Belle hatte gelernt nicht nur nach dem Äußerlichen zu gehen. Als sie wenige Tage später wieder zum Fluss gegangen war, schwammen direkt neben dem Baumstamm an der Stelle an der sie immer saß einige Seerosen. Belle war sich sicher, dass diese Rosen letztes Mal nicht dagewesen waren. Und dann hatte Belle angefangen mit diesem fremden Wesen, das ihr Buch gerettet und ihr diese Rosen geschenkt hatte, zu reden. Wenn sie jemand hier entdecken würde, er würde sich bestimmt wundern, wieso sie hier alleine im Wald Selbstgespräche führte, doch Belle war sich sicher, dass dort im Fluss jemand war, der ihr zuhörte. Und vielleicht war dieser Jemand einfach viel zu schüchtern um mit ihr zu reden. "Hallo Nixe!", sprach sie laut in Richtung des Flusses. Ein blubberndes Geräusch antwortete ihr, doch ansonsten blieb es still. Sie kletterte auf den Baumstamm und ließ sich dann in der Mitte nieder. Das Buch lag vor ihr, doch für einen Moment genoss sie die Ruhe und das Plätschern des Flusses, der sanft ihre nackten Füße streichelte. Es war ein heißer Sommertag gewesen und Belle war froh um die kleine Abkühlung. "Ich hab dir meine Lieblingsgeschichte mitgebracht!", meinte sie lächelnd. "Sie handelt von einer jungen Prinzessin, deren Königreich angegriffen wird und sie muss durch ein Portal in eine andere Welt fliehen. In diese Welt um es genau zu nehmen. Also, in die Welt der Normalsterblichen. Und sie muss lernen für sich selbst zu sorgen, denn jetzt ist sie keine Prinzessin mehr sondern ein ganz normales Mädchen. Und sie wächst an ihren Erfahrungen und entscheidet sich dann zum Schluss des Buches zurückzukehren um ihren rechtmäßigen Thron einzufordern. Und... Oh je, jetzt hab ich dir das Ende verraten. Das... Wollte ich nicht. Ich rede einfach zu gerne über diese Geschichte." Es blieb still und so nahm Belle an, dass es okay war. Sie blätterte durch das Buch, bis sie das eine ihrer Lieblingsstellen gefunden hatte. "Hier trifft sie ihre Prinzessin. Aber das erfährt sie erst im dritten Band. Was hältst du davon, wenn ich dir die Stelle vorlese?" Ein Blubbern antwortete ihr. Belle strich sich eine Haarsträhne zurück und beugte sich dann vor um den ersten Satz besser lesen zu können. ""Bist du verletzt?“ Eine junge Frau, nicht viel älter als die Prinzessin selbst, sah sie besorgt an. Sie reichte ihr eine Hand um ihr beim Aufstehen zu helfen, doch die Prinzessin war noch immer zu geschockt um diese Geste zu registrieren. Diese Augen. Diese blauen Pupillen, die so hell waren, dass sie schon fast wie weiß aussahen. 'Das Mädchen mit den Eisaugen' hatte die junge Prinzessin sie lächelnd getauft. Und diese Augen waren es gewesen, die der jungen Prinzessin so viel-" - "Belle! Belle, bist du hier irgendwo?" "Ich bin hier!“, rief sie in Richtung der Stimme, schlug das Buch zu und balancierte dann zurück zum Ufer. Eine junge Frau mit blonden Haaren und einem pink-blau gestreiften Kleid kam auf sie zu. "Was gibt es, Rose?“, fragte Belle ihre Hüttengenossin freundlich. "Ich bin hier, um dich zurückzuholen", erklärte Aurora ihr kopfschüttelnd. "Was treibst du dich zu solch später Stunde noch hier draußen herum? Und das dann auch noch alleine." "Ich bin sehr wohl in der Lage, selbst auf mich aufzupassen!", erwiderte Belle schnippisch. "Was auch immer", entgegnete Aurora gähnend und ging dann einige Schritte voraus. Belle nutzte die Gelegenheit um sich noch einmal umzudrehen und dem Fluss ein leises "Wir sehen uns ein anderes Mal wieder!“, zuzuflüstern, ehe sie ihrer Hüttengenossin zurück zum Camp folgte.   ~0~   Arielle seufzte leicht, als sie der jungen Demigöttin nachsah. Sie hatte sich schon wieder nicht getraut mit ihr zu reden. Seit dem Tag, an dem sie und die Tochter der Athene diesen Ort gefunden hatten, hatte Arielle sich in ihrer Nähe aufgehalten. Versteckt im Fluss, sodass Belle sie nicht sehen konnte. Sie hatte sich schon so oft vorgenommen, sie anzusprechen. Sie fand dieses Mädchen mit der sanften Stimme und dem kleinen Muttermal auf ihrer linken Ferse wirklich interessant. Doch die anderen Nymphen hatten sie gewarnt. Vor den Kindern der Göttin Aphrodite hielt man sich fern. Sie waren bekannt dafür, dass sie Herzen brachen. Die Baumnymphe Anna hatte ihr Herz an einen Sohn der Liebesgöttin verloren, nur um dann zu erfahren, dass er sie nur geküsst hatte, um eine Wette zu gewinnen. Seit dem mieden sie die Gesellschaft der Kinder der Liebesgöttin. Es war ein ungeschriebenes Gesetz zwischen den Nymphen, die hier im Wald in der Nähe des Halfbloodcamps lebten. Arielle jedoch konnte sich nicht dagegen wehren, dass sie Belle interessant fand. So ein liebes Mädchen, die ihr jedes Mal, wenn sie hier war, eine Geschichte vorlas, konnte einfach kein schlechter Mensch sein. Und da war sich Arielle sicher.   ~0~   In den nächsten Tagen nutzte Belle wieder jede Chance um sich fortzustehlen und am Fluss in Ruhe lesen zu können. Sie kümmerte sich nicht darum, was die anderen von ihr dachten. Hier fühlte sie sich am wohlsten und sie hoffte so sehr, dass sich die Flussnymphe ihr vielleicht zeigen würde. "Ich würde mich wirklich freuen, wenn ich wenigstens deinen Namen kennen würde! ", meinte Belle eines Abends." Mildred?“ Ein Spritzer Wasser traf ihr Knie. "Okay, das wäre auch nicht passend. Wie wäre es dann mit Diana oder Sandra?" Zwei weitere Spritzer, die Belle am Knie trafen. Vielleicht war es doch keine so gute Idee einfach die Namen aus ihrem aktuellen Buch vorzulesen und zu hoffen, dass der Name der Nymphe zufällig dabei war. "Was hältst du denn davon, wenn du mir deinen Namen einfach aufschreibst?", schlug sie schließlich vor und holte aus ihrem Stoffbeutel Stift und einen Notizblock hervor, von dem sie ein Stück Papier abriss. "Ich werde Stift und Papier in den Wurzeln verstecken und wenn ich weg bin, kannst du die Gelegenheit nutzen. Du kannst doch schreiben, oder?" Dieses Mal traf der Spritzer sie im Gesicht. Belle lachte und rieb sich das Gesicht trocken. "Tut mir Leid, ich wollte dich nicht verärgern. Ich freue mich schon, wenn ich deine Antwort lesen kann."   Doch am nächsten Tag sollte Belle nicht die Gelegenheit haben den Platz wieder zu besuchenDenn gerade, als sie am Morgen ihre Hütte verlassen hatte, erblickte sie das Gesicht eines ihr nur zu bekannten Menschen. "Mulan!" Erfreut schrie Belle auf und fiel dann ihrer besten Freundin um den Hals. "Was machst du hier?" "Wir jagen einen Eber, der hier durchgekommen ist, also hab ich Merida um Erlaubnis gebeten, dich kurz sehen zu können", erklärte Mulan. Die Jägerinnen der Artemis vermieden jeden Kontakt mit dem männlichen Geschlecht und hielten sich nur selten im Camp auf. "Wir haben uns ja schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen, Belle. Erzähl mir, was hab ich alles verpasst!" " Wenn du wissen willst, was du verpasst hast, warum bist du dann überhaupt gegangen?", neckte Belle sie, ehe die beiden sich einen ruhigen Fleck suchten, um sich gegenseitig auf den aktuellsten Stand zu bringen, was das vergangene Jahr anging.   Doch die Minuten flogen viel zu schnell vorbei und schließlich tauchte Merida, eine junge Frau mit den wildesten roten Locken, die man je gesehen hatte, im Camp auf, um Mulan zu sagen, dass sie ihre Jagd fortsetzen wollten. "Es tut mir Leid, dass ich schon wieder gehen muss!" Nervös biss sich Mulan auf die Unterlippe. "Was ist los, Mulan?" Belle blickte sie fragend an. "Was soll schon los sein?" "Spiel nicht die Unschuldige. Ich weiß genau, wann du etwas zu verbergen versuchst. Ich kenne dich gut genug, Liebes." "Bist du sicher, dass du nicht doch von Athene abstammt?", fragte Mulan nach. "Lenk nicht vom Thema ab!" "Also gut." Mulan seufzte und spielte mit dem Stoff ihres einfachen, dunkelblauen Shirts herum. "Du weißt, wie sehr ich die Jägerinnen und die Jagd liebe und sie niemals verlassen werde, aber in den letzten Monaten habe ich festgestellt, dass mir doch etwas fehlt. Meine beste Freundin." Mit ernsten Augen blickte Mulan sie an. "Wäre das nicht etwas komisch?" Belle lachte verunsichert. "Eine Tochter der Liebesgöttin Aphrodite, die sich den Jägerinnen anschließt, die jede Beziehung ablehnen?" "Du bist das einzige Kind von Aphrodite, dass den ganzen Tag lesen kann. Also sag mir nicht, es wäre komisch, wenn ein Kind von ihr bei uns wäre." Nun, da hatte Mulan recht. "Außerdem ist es doch genau das, was du immer wolltest. Die Abenteuer erleben, die die Heldinnen in deinen Büchern auch immer erleben. Abenteuer in der großen, weiten Ferne und die ganze Welt für dich erfahren. So ein langweiliges Provinzleben ist nichts für dich, das hast du selbst gesagt, Belle!" "Ja, aber..." "Du musst mir nicht sofort eine Antwort geben. Sagen wir drei Tage und dann ruf Artemis an, damit du ihr gegenüber den Schwur machen kannst. Und wenn du doch nicht willst, dann ist das auch okay. Es würde mich nur sehr freuen, Belle." Und mit diesen Worten verließ Mulan sie wieder.   ~0~   Arielle spürte, dass etwas nicht in Ordnung war. Belle war gestern nicht gekommen und sie hatte den Zettel nicht aus den Wurzeln geholt, wo Arielle ihn wieder versteckt hatte, nachdem sie ihren Namen und auch, dass sie Belle beim Vorlesen mit Freude zuhörte, auf das Stück Papier geschrieben hatte. Doch heute saß Belle nun schon seit Stunden auf dem Stamm und starrte betrübt vor sich hin. Ihr Blick war traurig, aber doch gleichzeitig sehnsüchtig. Vielleicht sollte sie sich endlich trauen und sie ansprechen. "Ich habe vor das Camp zu verlassen!", brach Belle schließlich die Stille zwischen ihnen. "Heute war Mulan wieder da. Und sie hat mich gefragt, ob ich mich nicht ihnen anschließen will. Den Jägerinnen der Artemis. Das wäre komisch, oder? Ich bin immerhin eine Tochter von Aphrodite, und dass ausgerechnet ich mich den Jägern anschließe, die ewige Jungfräulichkeit schwören, klingt irgendwie nach einer ziemlich schrägen Vorstellung. Aber ich war noch nie wirklich glücklich damit, mich nur um gutes Aussehen und Romantik zu kümmern. Klar, es ist etwas Tolles in den Büchern, aber mir geht es viel mehr um die Abenteuer, die sie in den Geschichten erleben." Arielle konnte Belle verstehen. Sie mochte die Romantik, aber die Geschichten von den fernen Welten, von all den Erlebnissen waren der eigentliche Grund, weshalb sie die Geschichten so faszinierend fand. "Ich will nicht das kleine Weib eines dummen und eitlen Kerls werden! Und vielleicht ist das meine einzige Chance, dem zu entkommen. Nur... Dann müsste ich dich auch zurücklassen, kleine Nixe." Es tat weh, als sie diesen Satz aussprach. "Und irgendwie... ich mag den Gedanken nicht, dass das hier unsere letzten Stunden zu zweit sein könnten. Ich hab lange darüber nachgedacht, was ich tun soll. Und mein Entschluss steht schon beinahe fest..." Der Klang ihrer Stimme ließ Arielle aufhorchen. Es klang fast so, als würde Belle sie auffordern, etwas zu sagen. Als wolle sie, dass Arielle sie darum bat, nicht zu gehen. "Vielleicht kannst du ja auch mit? Ich weiß nicht, kannst du den Fluss verlassen?", sinnierte Belle vor sich hin. "Aber wahrscheinlich hast du hier deine Freunde. Und es ist dumm von mir, dich um so etwas zu bitten. Ich weiß ja nicht einmal, ob du überhaupt hier weg wollen würdest." Sie war als Naijade daran gebunden, mindestens einmal am Tag im frischen Wasser zu sein. Aus Angst, dass ihr etwas zustoßen könnte, hatte sie den Fluss nie wirklich verlassen. Ihre Freundin Anna war da sorgloser gewesen. Doch nachdem Hans ihr das Herz gebrochen hatte und sie gestorben war, hatten die Nymphen des Waldes jeden Kontakt mit den Kindern der Liebesgöttin untersagt. Mit jedem sonst durften sie sich einlassen. Und Arielle wusste, dass die anderen Nymphen sauer auf sie waren, weil sie sich so oft hier aufhielt, wenn Belle da war. Sie wollte so sehr mehr von der Welt sehen...   ~0~   Mit wachen Augen blickte die Göttin das junge Mädchen an. Es kam selten vor, dass sich eine Tochter ihrer Schwester Aphrodite der Jagd anschließen wollte. Aber Artemis urteilte nicht. Wenn es das war, was dieses junge Mädchen wollte, dann würde sie ihren Schwur annehmen. Auch wenn sie wusste, dass Aphrodite nicht sehr glücklich darüber sein würde, dass ihr eigenes Kind sich dafür entschied ewig Jungfrau zu bleiben. "Ich... Ich weiß nicht, was ich sagen soll." Belle hatte die Göttin nur einmal gesehen, damals, als Mulan ihr die Treue geschworen hatte. "Verzeiht, bitte. Ich wollte nicht respektlos klingen!" "Deine Mutter ist die Göttin Aphrodite. Wie kommt es, das ausgerechnet eines ihrer Kinder sich mir anschließen möchte?“ "Meine beste Freundin hat sich Euch vor ungefähr einem Jahr angeschlossen. Vielleicht kennt Ihr... Nein, ihr kennt sie mit Sicherheit, sie ist die Tochter der Athene und trägt den Namen Mulan... Und jetzt hat sie mich gefragt, ob ich mich Euch nicht anschließen will. Ich will die Welt sehen und nicht nur, weil ich Aphrodites Tochter bin, mich verlieben müssen. Und das hier ist meine einzige Möglichkeit dem zu entkommen." Artemis hatte nie wirklich darüber nachgedacht, was die Töchter der Göttin der Liebe empfanden. Sie hatte einfach immer angenommen, das diese nach ihrer Mutter kamen. Aber dieses junge Mädchen war anders. Und vielleicht hatte Artemis einen Fehler gemacht, dass sie nie deren Töchter in Betracht gezogen und ihnen angeboten hatte, sich ihnen anzuschließen. Belle atmete nervös ein und aus. Als Mulan damals das Gelübde gesprochen hatte, war sie anwesend gewesen. Die Worte hatten sich ihr eingebrannt und sie hatte sie seit dem nicht vergessen können. Und so fiel es ihr leicht, nun den Schwur zu sagen. "Ich weihe mich der Göttin Artemis. Ich widersage der Gesellschaft von Männern, nehme ewige Jungfräulichkeit auf mich und schließe mich der Jagd an!" Stille trat ein. Und schließlich, nach einer gefühlten Ewigkeit erhob die Göttin der Jagd ihre Stimme. "Ich nehme das Gelübde an, Tochter der Aphrodite. Von jetzt an bist du eine von uns." Ein freudiges Funkeln lag in Belles Augen und für einen kurzen Moment war sie kurz davor, der Göttin um die Hals zu fallen, ehe sie sich zur Beherrschung rief. "Meine Jägerinnen werden in wenigen Stunden hier sein. Nutze die Zeit um dich von deinen Freunden hier zu verabschieden, Belle", befahl die Göttin ihr. Belle nickte und eilte in Richtung ihrer ehemaligen Hütte. Die Göttin selbst wollte gerade verschwinden und ihren Jägerinnen Bescheid geben, dass sie am Camp vorbeikommen sollten, als sie eine Bewegung im Dickicht des Waldes bemerkte. Ein Augenschlag und sie hatte ihren Bogen gezogen und die Spitze des Pfeils zeigte in Richtung des Waldes. "Zeig dich, Eindringling!", befahl sie. "Ich weiß, dass du da bist!“ Für eine Weile tat sich nichts, doch die Göttin dachte keine Sekunde daran, ihren Bogen zu senken. Sie wusste, dass dieser Jemand noch immer dort war. Und schließlich kam sie hervor. Ein junges Mädchen, deren Haut so blass war wie die einer Wassernymphe, während ihr Haar strahlend rot war. Sie wirkte nervös und ängstlich. Erleichtert ließ Artemis ihren Bogen wieder sinken. Von dieser Naijade ging keine Gefahr aus, das konnte sie spüren. "Ihr... Ihr seid die edle Göttin Artemis, oder?“ "Und wer bist du?“, fragte sie argwöhnisch. "Mein Name ist Arielle. Und ich bin hier, weil ich das Gelübde ablegen und mich der Jagd anschließen will!"   Kapitel 4: ----------- Auf dem Profilbild blickte ihr ein schwarzhaariger Teenager mit comic-haften Katzenohren und einer rosa Katzennase mit dünnen Schnurrhaaren entgegen. Arielle würde nie verstehen, was ihr Kind an dieser App namens Snapchat so toll fand. Aber vielleicht war sie dafür auch schon einfach zu alt. Sie seufzte und steckte ihr Smartphone zurück in ihre Handtasche, dann drückte sie die Tür auf. Es war still auf dem Flur. Um diese Zeit waren die meisten Schülerinnen und Schüler bestimmt schon zuhause und nur wenige hatten noch Unterricht. Auf dem Weg zum Schulgebäude war sie am Sportplatz vorbeigefahren und hatte dort eine Gruppe von Cheerleadern trainieren sehen. Den Weg ins dritte Stockwerk und damit zum Sekretariat fand Arielle leicht. Immerhin war sie hier selbst einmal Schülerin gewesen. Und so vieles hatte sich nicht geändert. Die Glasvitrine mit den Pokalen stand noch immer neben der Tür zum Zimmer des Direktors. Und der Pokal für den Sieg des Gleeclubs bei den nationalen Meisterschaften stand noch immer dort. Sie lächelte, als sie sich an diesen Abend erinnerte. Doch heute warf Arielle nur einen kurzen Blick darauf, ehe sie an die Tür des Sekretariat klopfte. Stille. Aber natürlich, was hatte sie denn erwartet? Es war Freitag, da hatte das Sekretariat schon längst geschlossen. Also drehte sie wieder um und entschied sich, es beim Zimmer der Vize-Direktorin B. Rose zu probieren. "Herein!" Arielle drückte die Klinke herunter und trat dann ein. Sie selbst war schon oft genug hier gewesen. Irgendwie hatte sie sich als Teenager immer Ärger eingehandelt. Die Wände waren immer noch in hellen Blautönen gestrichen und von der Borte prangte das Wappen der Walt-Disney-Highschool. Regale standen neben der Tür, und vor dem Fenster stand ein großer Schreibtisch. Eine Frau, höchstens ein Jahr älter als Arielle selbst saß dahinter und blickte sie lächelnd an. "Belle?" Überrascht trat sie einige Schritte nach vorne. Dieses Gesicht kam ihr so bekannt vor. "Ich bin es, Arielle. Wir sind zusammen zur Schule gegangen, erinnerst du dich?“ Für einen kurzen Moment sah die Vize-Direktorin sie verwundert an, doch dann erhellte sich ihr Gesichtsausdruck. "Arielle! Ich wusste nicht, dass du..." "Könnt ihr eure Wiedersehensfreude bitte auf später verschieben?", ertönte hinter ihr eine genervte und doch bekannte Stimme. Auf der anderen Seite neben der Tür stand ein weißes Sofa. Und auf diesem Sofa saß niemand anderes als ihre eigene Tochter. Sie trug auf der rechten Seite einen Undercut, die schwarzen Haare wurden zu den Spitzen hin grau bis weiß und endeten dann in einem hellen Grün. "Es freut mich auch, dich zu sehen", begrüßte Arielle Mel lächelnd. "Also, was hast du angestellt?" "Warum setzt du dich nicht hin?", schlug Belle vor. Arielle stimmte seufzend zu und setzte sich auf einen der Stühle vor dem Tisch. Nach einer Aufforderung von Belle ließ sich Mel auf dem anderen Stuhl nieder. "Also... Was ist vorgefallen, dass ich extra hierher kommen sollte um Mel abzuholen?", fragte sie schließlich. "Nun, Melo... Mel hat sich mit einem anderen Schüler geprügelt!", erklärte Belle ihr. Entsetzt blickte Arielle Mel an. "Er hat es verdient", entgegnete Mel gelangweilt. "Und würdest du uns bitte darüber aufklären, warum er das verdient hat?", fragte Arielle nach. "Wer war es überhaupt?", wandte sie sich an Belle. "Peter Pan. Ein Junge aus Mels Jahrgang." "Geht es ihm gut?", fragte Arielle besorgt nach. "Er hat eine gebrochene Nase davongetragen und ein paar blaue Flecken. Aber nichts schlimmes." Belle schob sich ihre Brille wieder gerade. Sie hatte ihre Haare kurz geschnitten, bemerkte Arielle. Die Frisur ließ sie intelligenter aussehen. Nicht, dass das nötig wäre. Belle war damals die beste Schülerin ihres Jahrgangs gewesen. "Er hat es verdient!", murmelte Mel leise, aber doch hörbar. "Und, womit genau hat er es verdient?", fragten Belle und Arielle gleichzeitig nach. "Wen interessiert's?" "Es interessiert mich, weil es meine Aufgabe ist. Du bist noch nie gewalttätig geworden. Also, was ist vorgefallen zwischen dir und Peter?" Belle blickte sie streng an. "Hat er dich beleidigt?" Arielle blickte Mel besorgt an. Nicht jeder kam mit Mels Sexualität und Geschlechtsidentität klar. "Mir ist scheißegal, wenn jemand etwas gegen mich sagt. Die Meinung von diesem Idioten kann mir gestohlen bleiben." "Aber irgendetwas muss doch vorgefallen sein?" Arielle kannte ihr Kind gut genug und ihr Mutterinstinkt verriet ihr, dass etwas anderes geschehen sein musste. "Mel, ich verspreche dir, dass alles, was du sagst, hier in diesem Raum bleibt. Niemand wird davon erfahren, wenn du es nicht willst." Belle sah sie aufmunternd an. "Er hat Allie beleidigt",meinte Mel schließlich zögernd. "In der ganzen Schule herum erzählt, das sie auf Frauen steht und... Bitte, Mama. Zwing mich nicht, es auszusprechen. Es reicht, wenn du weißt, dass es widerliche homophobe Grütze war!" Sie kannte Allie. Alice, die Tochter der berühmten Modedesignerin Aurora, die selbst einst hier Schülerin gewesen war und mit ihr im Gleeclub gewesen war. Alice war zudem Mels feste Freundin. Ein freundliches, manchmal vielleicht etwas zu neugieriges Mädchen. Arielle wusste, dass Aurora sehr konservativ und altmodisch eingestellt war und so hielten Mel und Alice ihre Beziehung geheim. Aber anscheinend war ihr Geheimnis jetzt ans Licht gekommen. Arielle warf wieder einen Blick auf ihr Kind. Es war eine ziemliche Überraschung für sie gewesen, als sie erfahren hatte, dass Mel nicht nur pansexuell war, sondern sich auch weder weiblich noch männlich fühlte. Aus Melody wurde Mel und schon bald reagierte selbst Arielle nicht mehr, wenn jemand ihr Kind Melody nannte. Nachdem der erste Schock damals überstanden war, hatte sie beschlossen ihr Kind zu unterstützen. Sie liebte Mel schließlich. Trotzdem würde sie lügen, wenn sie behauptete, dass sie nicht anfangs geschockt gewesen wäre, als Mel mit kurzen Haaren nach Hause gekommen war und ihren Eltern eröffnet hatte, dass sie die Pronomen sie und ihr nicht mehr benutzen sollten und sie von nun an einfach nur Mel nennen sollten. Sie und Eric waren fassungslos gewesen, doch während sie selbst langsam lernte mit der Situation klarzukommen, so weigerte sich ihr Mann vollkommen die Wünsche von Mel zu respektieren. Was schließlich dazu führte, dass sie und Mel auszogen und Arielle die Scheidung einreichte. "Nun, es ist aber trotzdem kein Grund, jemanden einfach so zusammenzuschlagen, Mel!", erklärte Belle mit strengem Blick auch wenn sie ein leichtes Lächeln nicht verbergen konnte. "Er hat es verdient!", entgegnete Mel energisch. "Ich lasse nicht zu, dass so ein Arsch ungestraft davon kommt!" "Deine Wortwahl, Mel!" Arielle blickte ihr Kind strafend an. "Nun, warum sind du und Miss Liddell dann nicht einfach zu mir gekommen und habt etwas gesagt?“ "Weil ich keine Petze bin", erklärte Mel und Arielle konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Sie erinnerte sich daran, wie sie sich mit Eric gestritten hatte und er ihr vorgeworfen hatte, alles in Mels Erziehung falsch gemacht zu haben. Er irrte sich. Und mit größter Sicherheit hätte Arielle selbst zugeschlagen, wenn jemand ihr Kind beleidigt hätte. Auch wenn sie wusste, dass es falsch war. Belle seufzte und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Und möglicherweise reagiere ich manchmal etwas zu voreilig!“, fügte Mel hinzu. "Ich hab nicht weiter darüber nachgedacht, ich hab einfach nur gehandelt... Und nein, ich werde mich nicht bei ihm entschuldigen. Lassen Sie mich meinetwegen die Toiletten schrubben oder schmeißen Sie mich raus, aber ich werde definitiv nicht zu ihm gehen und ihn um Verzeihung bitten. Denn ich will nicht hören, dass er mir verzeiht, wenn ich es nicht ernst meine." "Ich werde dich nicht zwingen, dich zu entschuldigen, Mel!", entgegnete Belle ruhig. Arielle bemerkte, dass Belle ständig Mel sagte. Und es erfüllte sie mit Freude, denn normalerweise reagierten die meisten Erwachsenen nicht so positiv. Aber Belle war schon immer so gewesen. Sie urteilte nicht über einen Menschen, sondern akzeptierte ihn, so wie er war. Sie war es auch gewesen, die dem damaligen Mitschüler und Rowdy Adam Zvyre Nachhilfeunterricht gegeben hatte, obwohl jeder ihr geraten hatte, sie solle von ihm fern bleiben. Adam war die Sorte von Schüler, die gerne mal dem Unterricht fernblieb und auch sonst eher durch Prügeleien als durch gute Noten aufgefallen war. "Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass Peter einen Grund haben könnte, weshalb er so gemein zu Alice gewesen ist?“, fragte Arielle nun. Mel blickte sie fassungslos an. "Er ist einfach ein Arschloch. Mehr nicht." "Ich glaube, ich weiß, was deine Mutter ansprechen will, Mel", entgegnete Belle nach einigen Sekunden und lächelte Arielle aufmerksam zu. "Du musst wissen, deine Mutter und ich sind damals zusammen zur Schule gegangen. Und mit uns auch ein Schüler, der Peter Pan sehr ähnlich war. Er hatte etwas gegen alle, die in seinen Augen anders waren. Gegen Homosexuelle vor allem. Aber auch ansonsten war er nicht der Typ Mensch, mit dem man sich anfreundete." "Belle war schon immer jemand, der in allem etwas Gutes sehen konnte", fuhr Arielle fort. "An ihrem zweiten oder dritten Schultag hier hat sie einen Kater von der Straße aufgelesen. Ein dreckiges Biest. Ihm fehlte ein Bein und er kratzte und fauchte, wenn man nur in seine Nähe kam. Nur Belle erlaubte er, ihn anzufassen. Und sie hat ihn aufgepäppelt und schließlich wurde Simba dann zu so etwas wie unserem Klassenmaskottchen." "Wow!“ Mel blickte die Vize-Direktorin begeistert an. "Ich wusste gar nicht, dass Sie so tierlieb sind!“ "Jeder hätte an meiner Stelle genauso gehandelt", meinte Belle errötend. "Nein, hätten sie nicht. Stell dich nicht unter den Scheffel. Du weißt genau, dass niemand von uns so reagiert hätte, Belle!“ Die Vize-Direktorin errötete noch mehr bei diesen Worten und blickte Arielle dann dankbar an, ehe sie sich wieder ihrem Kind widmete. "Jedenfalls, Adam war kein Mensch der guten Sorte. So wirkte es jedenfalls auf den ersten Blick..." "Und auf den zweiten und dritten und zehnten... Und irgendwann hat man einfach nicht mehr hingesehen!", fügte Arielle hinzu. "Ich war schon immer der Ansicht, dass in jedem Menschen etwas Gutes steckt. Aber auch ich hatte damals meine Bedenken, als unser Klassenlehrer mich bat Adam Nachhilfe zu geben. Sein Erziehungsberechtigter hatte darum gebeten und Mister Rolfe hatte sofort mich vorgeschlagen. Und trotzdem bin ich hingegangen. Adam war kompliziert, um es kurz auszudrücken. Und er weigerte sich sehr lange, aufzupassen und zuzuhören. Es würde zu lange dauern, wenn ich dir jetzt alles erzähle, Mel. Bis ich endlich zu ihm durchgedrungen war, ist viel Zeit vergangen, aber schließlich hatten wir so etwas wie Freundschaft aufgebaut. Und auf dem Sommerball kam es dann zum großen Eklat. Ich hatte Adam eingeladen mit mir hinzugehen, denn so lächerlich es auch klang, ich hatte mich ein kleines bisschen in ihn verguckt. Jedoch waren wir nicht die einzigen, die Aufmerksamkeit auf uns zogen. Denn Mister Rolfe zeigte sich das erste Mal öffentlich mit seinem Lebensgefährten. Einem Engländer namens John Smith. Und Adam..." "Er hat doch nicht eurem Lehrer etwas angetan?“, fragte Mel schockiert. Belle und Arielle schüttelten im Einklang ihren Kopf. "Adam hat mich stehen gelassen, als wir die beiden sahen. Ich bin ihm nachgerannt, weil ich mir Sorgen machte. Er sah ziemlich schockiert aus und wirkte durcheinander. Und auf dem Footballfeld hab ich ihn dann eingeholt. Lange Rede, kurzer Sinn, nachdem ich ihn getröstet habe, hat er mir dann erzählt, dass er schwul sei. Und er war nur so ein Arschloch, weil er sich selbst nicht akzeptieren konnte. Weil er nicht akzeptieren wollte, dass er anders war." "Adam verließ die Schule und niemand von uns wusste, weswegen. Belle schwieg über das, was auf dem Footballfeld vorgefallen war und so verging ein Jahr, bis er zurückkehrte. Und verdammt, hatte er sich geändert. Er sah gepflegt aus und war ordentlich gekleidet, die Haare waren geschnitten und auch sein Verhalten war anders. Er entschuldigte sich bei all den Menschen, denen er auf die ein oder andere Weise weh getan hatte. Adam war ein komplett anderer Mensch geworden. Doch die größte Überraschung kam dann, als er nach einem Footballspiel geradewegs zu seinem Mitspieler Shang ging, der übrigens offen mit seiner Homosexualität umging und ihn auf den Mund küsste und sich somit vor der gesamten Schule outete." Mel blickte Belle erstaunt an und Arielle konnte sehen, wie ihr Kind nun nachdachte und Mel schließlich klar wurde, was die Vize-Direktorin eigentlich damit hatte sagen wollen. "Und Sie denken also, dass Peter genauso ist?“ "Ich denke, Peter hat einfach nur Angst. Und wenn Menschen Angst haben, dann machen sie meistens dumme Sachen und denken nicht nach", meinte Belle, doch Mel schüttelte unbeeindruckt den Kopf. "Mel, hör mir bitte zu! Was Peter gesagt hat, war falsch und wir haben schon ein Gespräch mit seinen Pflegeeltern vereinbart. Und ich werde nicht verlangen, dass du dich bei ihm entschuldigst. Ich weiß, es würde nicht ehrlich sein. Mach dir keine Sorgen, ich habe nicht vor dich zu suspendieren. Du bist klug und selbstbewusst und weißt dich durchzusetzen. Und du bist nie negativ aufgefallen. Von daher werde ich es bei einer Verwarnung belassen ... Allerdings nur unter einer bestimmten Voraussetzung", fügte Belle streng hinzu, als sie Mels strahlenden Gesichtsausdruck sah. "Alles!“ erklärte Mel ihr. "Du kannst dir vorstellen, dass du und Miss Liddell sicherlich nicht das einzige nicht-heterosexuelle Paar hier an der Schule seid. Und genau wie Alice und Adam gibt es Schüler und Schülerinnen, die sich schämen, weil sie der Ansicht sind, das etwas nicht mit ihnen in Ordnung ist. Es gibt Schüler und Schülerinnen, die Angst davor haben, von ihren Freunden ausgegrenzt zu werden, wenn sie ihnen sagen, dass sie schwul oder lesbisch oder bi oder... wie in deinem Fall halt pansexuell sind. Ihnen wird von zuhause aus eingetrichtert, das es etwas Unnatürliches sei. Und es ist meine Aufgabe diese Schule zu einem sicheren Ort zu machen. Ein Ort, an dem jeder sich wohl fühlt. Zur Schulzeit von Arielle und mir hatte die LGBTQ-Community nur wenig Rechte. Diese Schule akzeptierte uns zwar, doch war es ein unbeschriebenes Gesetz, das man seine Sexualität nicht zeigen sollte. Und deshalb hatten Mister Rolfes und auch Adams Coming Out eine wunderbare Auswirkung. Sie waren diejenigen, die den Ball ins Rollen brachten. Doch leider haben wir immer noch einen weiten Weg zu gehen. Und hier kommst du ins Spiel, Mel. Ich will, dass du dir etwas einfallen lässt um diese, Schule zu einem sicheren Ort zu machen. Ich will, dass du all den Schülern und Schülerinnen hier mitteilst, dass sie akzeptiert werden und sie sich nicht zu verstecken brauchen. Sie können sich an die Lehrer wenden, wenn sie Angst vor der Reaktion ihrer Eltern haben und die wir finden eine Lösung." Mel starrte Belle fassungslos an, ehe sie ihre Stimme wiederfand. "Ich soll der ganzen Schule..." "Fang in kleinen Schritten an. Such dir Leute, die dich unterstützen. Wenn du dich nur umguckst, dann wirst du sicher jemanden finden." "Und, wie genau soll ich das anstellen?" Mel wirkte nicht gerade überzeugt. "Schatz, du bist ein wunderbarer Mensch. Ich bin dir sicher, dass dir etwas einfallen wird", mischte sich nun Arielle ein. "Und danke dir, Belle. Ich bin sicher, dass Mel sich anstrengen wird." "Nun, ich habe keinen Grund zur Annahme, dass Mel nicht alles geben wird. Immerhin hast du eine wundervolle Mutter, die dich in allem unterstützt!“ Sie lächelte Arielle wieder an und diese erwiderte das Lächeln verlegen. "Also... gäbe es sonst noch etwas zu besprechen?", fragte Mel und unterbrach damit diesen Moment zwischen ihnen. Wenn man es denn überhaupt Moment nennen konnte. Arielle war sich da nicht so sicher. "Nun, ja... ihr seid entlassen. Wenn du eine Idee hast, dann komm zu mir und wir besprechen alles Weitere. Zweieinhalb Wochen dürften ausreichen, einverstanden?“ Belle blickte sie auffordernd an und Mel stimmte zu. "Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, hierher zu kommen, Arielle." Belle sah aus, als wolle sie noch etwas sagen, doch dann schüttelte sie ihren Kopf und stand einfach nur auf, um den beiden zum Abschied die Hand zu schütteln. Auf dem Weg zum Auto schwiegen beide. Mel blickte auf ihr Handy und checkte ihre verpassten Nachrichten und Arielle war in Gedanken bei Belle. Sie verfluchte sich dafür, dass sie Belle nicht zu einem... Date eingeladen hatte? Dabei wusste sie nicht einmal, ob Belle überhaupt auf Frauen stand. Zu ihrer Schulzeit war sie in Adam verschossen gewesen, und danach hatten sie sich aus den Augen verloren. "Sie frühstückt Sonntags gerne im Tiana's Palace", meinte Mel aus heiterem Himmel und Arielle blickte ihr Kind fragend an, ehe ihr klar wurde, dass Mel von Belle sprach. "Oh, okay. Wieso denkst du, es würde mich interessieren?“, fragte Arielle unbekümmert, während sie schon in Gedanken überlegte, wie sie zum Tiana's Palace kam. Es lag mitten in der Innenstadt und die Parkplätze waren dort ziemlich schnell weg. Arielle nahm den Fuß vom Gas, als sie sich einer Ampel näherten, die gerade auf Orange gesprungen war. "Weil ihr die ganze Zeit nicht eure Augen voneinander lassen konntet", entgegnete Mel und nutzte die Gelegenheit um im Handschuhfach nach einer Flasche Wasser zu kramen, die Arielle dort immer verstaut hatte. Mel nahm einige großzügige Schlucke daraus und legte die Flasche schließlich zurück. "Ernsthaft, das hätte selbst ein Blinder mitbekommen." "Nun, selbst wenn ich sie die ganze Zeit angestarrt hätte... Wer sagt, dass sie überhaupt auf Frauen steht?“ " Sie ist bisexuell, Mom. Hast du ihr eigentlich vorhin zugehört? Wenn sie von der LGBTQ-Community sprach, dann sagte sie nicht so etwas wie 'ihr' und 'euch'. Sie sprach von 'uns' und 'wir'." "Und weshalb bist du dir so sicher, dass sie bi ist?“ "Weil sie es uns selbst einmal erzählt hat. Sie war verheiratet gewesen... mit einer Soldatin, wenn ich mich richtig erinnere. Die beiden haben eine Adoptivtochter namens Jane, die... ich hab keine Ahnung mehr, was sie studiert... Miss Rose ist echt cool drauf, Mom. Lass dir die Chance also nicht durch die Finger gehen. Sonst mache ich meine Drohung wahr und melde dich bei einer Dating-Seite an." Arielle schmunzelte und fuhr Mel dann durch ihr Haar. "Ist okay, ich werde Sonntag dort antanzen und so tun, als wäre es ein totaler Zufall, dass wir uns treffen. Bist du dann zufrieden?“ "Solange ihr nicht in meiner Nähe herumknutscht. Das wäre megapeinlich." "Wieso? Weil wir zwei Frauen sind?", fragte Arielle neckend. "Nein. Weil ihr alt seid. Und weil du meine Mutter bist und es einfach mega awkward wäre, euch beide rummachen zu sehen." Arielle nutzte die Gelegenheit, als sie vor einem Andreaskreuz hielten um sich zur Seite zu beugen und Mel kurz zu umarmen. "Ich bin so stolz, dich als Kind zu haben!" Kapitel 5: ----------- Belle wusste nicht, was genau sie dazu brachte, die junge Frau, die mitten auf dem Weg stand und verträumt in die Wolken starrte, anzusprechen. Sie war unterwegs zum Krankenhaus gewesen, hatte die Abkürzung durch den Stadtpark genommen und dort, nahe des Ententeiches, hatte sie auf einmal gestanden. Ihr rubinrotes Haar zu einem unordentlichen Dutt gesteckt, hatte sie ihren Kopf tief in den Nacken gelegt und scherte sich nicht um die vorbeigehenden Passanten, die ihr missbilligend hinterher blickten. Doch irgendetwas an ihr richtete Belles Aufmerksamkeit auf sie. Und noch ehe sie sich versehen konnte, war sie zu ihr gegangen. "Ist es nicht ein wunderschöner Tag heute?", fragte sie freundlich. Die junge Frau senkte langsam ihren Kopf und drehte sich dann um. Blaue Augen blickten ihr neugierig entgegen. Belle trat verwundert zurück. Diese Augen waren so ruhig und aus irgendeinem Grund erinnerten sie Belle an das Meer. An einen warmen Sommertag auf hoher See. Die Wellen plätscherten seelenruhig vor sich hin und nichts konnte diese idyllische Ruhe stören. Dann lächelte die fremde Frau erfreut und zog sie ohne Warnung in eine Umarmung. Starke Arme, die sich um sie klammerten und sie drückten, sodass Belle für einen Moment nicht wusste, wo oben und unten war. Denn dieses Gefühl kam ihr so vertraut vor. Sie hatte diese Wärme schon einmal gespürt. "Lass sie in Ruhe!“ Ihr Kopf brummte vor Schmerzen und sie konnte ihre Augen nur zum Teil öffnen. Verschwommen sah sie, wie sich jemand zwischen sie und das Biest stellte. Merkwürdig. Sie hatte doch alle Menschen in dieser Bibliothek nach draußen geschickt, ehe sie sich in den Westflügel begab. Wer war das also? Das Biest brüllte und dem Krach nach zu urteilen, der kurz darauf folgte, hatte es erneut ein Bücherregal umgeschmissen. "Schnell... Lauf weg!", rief sie der fremden Person zu und versuchte aufzustehen. Ihre Beine schmerzten wahnsinnig. Wahrscheinlich gebrochen. Wenn sie doch nur auf Herkules gehört hätte... Nein! Sie wollte ihm beweisen, dass sie sehr wohl dazu in der Lage war mit diesen Monstern klarzukommen. Sie brauchte seine Hilfe nicht. "Wie kannst du diese Bücher nur zerstören? Hast du eine Ahnung, wie viel Wissen du gerade vernichtest?" Die junge Frau schnappte sich ein Holzbein von einem der Tische, die das Biest zerstört hatte, und warf dieses nach dem Monster. "Adam, bitte! Hör auf damit!" Das Biest hatte also einen Namen? Es dauerte einige Sekunden, ehe sie eins und zwei zusammen zählen konnte. Das Biest dort war ein Mensch. Oder genau gesagt, ein Secundus. Und seine Gene hatten sich anscheinend jetzt weiterentwickelt. Was ein wirklich toller Zeitpunkt war, dachte sie sarkastisch und versuchte weiterhin sich an der Säule hochzuziehen. Sie musste stehen, wenn sie ihre Kräfte vollständig einsetzen wollte. Wütend drehte sich das Biest um und kam auf sie zugeeilt. Nur noch ein Stück, nur noch ein Stück... "Halt dir die Ohren so fest wie möglich zu!", rief sie der Fremden zu, als sie es endlich geschafft hatte sich einigermaßen aufzurichten. Ihre Beine schmerzten höllisch, doch sie ignorierte den Pein. "Vertrau mir einfach!" Für einige Sekunden blickte sie sie verwundert an und hob dann ihre Hände um sie gegen ihre Ohren zu pressen. Das Biest hatte sie fast erreicht. Entschlossen atmete sie tief ein und fing dann an zu singen. Sie sang in einer Tonlage, der jedes Glas im Umkreis zersplittern ließ, doch vor allem würde ihr Gesang dem Biest Kopfschmerzen bereiten und es so ausschalten. Wenn sie nur noch ein bisschen länger weiter schrie, dann würde es ohnmächtig werden. "Siren! Siren, hör auf!" "Arielle! Arielle, wo bist du?" Die Stimme riss Belle aus ihren Gedanken zurück in die Realität und sie schob die junge Frau von sich, die sie erschrocken anblickte. "Du kannst doch nicht einfach wildfremde Menschen umarmen!", erklärte Belle ihr vorwurfsvoll. Doch anstatt etwas zu sagen, zeichnete die junge Frau mit ihren Händen in der Luft. Belle blickte sie verwundert an, ehe ihr klar wurde, dass es sich dabei um Gebärdensprache handeln musste. Die junge Frau vor ihr war stumm. "Tut mir Leid, aber ich verstehe leider nicht, was du sagst", erklärte Belle entschuldigend. Die junge Frau blickte sie enttäuscht an. "Arielle!" Jemand kam auf die beiden zugerannt. Ein junger Mann, schlaksig und hochgewachsen, mit karottenrotem Haar. "Ich hab dir doch gesagt, du sollst nicht einfach weglaufen!" Arielle. Was für ein wunderschöner Name, dachte Belle erstaunt. Arielle drehte sich zu dem jungen Mann um. Von der Art, wie sie hektisch ihre Arme bewegte und ihrem finsteren Gesichtsausdruck konnte Belle verstehen, dass sie nicht gerade glücklich war... diese Person zu sehen. Ob er ihr wehtat? Er sah zwar nicht gerade so aus, als wäre er kräftig genug um einer Fliege die Flügel ausreißen, aber der erste Schein konnte manchmal trügen. "Was genau wollen Sie von ihr?" Belle trat zwischen die beiden und der junge Mann blickte sie überrascht an. "Du!", rief er erstaunt aus. "Ich?" Er seufzte und schüttelte dann seinen Kopf. "Tut mir Leid. Du hast uns an jemanden erinnert, den wir mal gekannt haben." "Oh. Das tut mir Leid", meinte Belle aufrichtig, als Arielle auf einmal nach ihrer Hand griff und diese sanft drückte. "Hat sie mich deshalb umarmt?, wollte sie wissen. Der junge Mann nickte zögernd. "Ihr Verlust ist für meine Cousine am schwersten gewesen. Sie haben sich sehr nahe gestanden." "Oh. Das tut mir Leid", meinte Belle aufrichtig und erwiderte Arielles Händedruck. "Ich hab selbst einen Menschen verloren, der mir wichtig gewesen ist." "Das... tut uns Leid", erwiderte der junge Mann. Belle zuckte mit ihren Schultern. "Ich war noch ein kleines Kind und kann mich kaum an meine Mutter erinnern", meinte Belle abwinkend. "Ich bin drüber hinweg." "Nun, jedenfalls... Ich bin froh, dass du auf meine Cousine aufgepasst hast. Wir waren spazieren und als ich mal zwei Minuten nicht aufgepasst hab, da ist sie..." Er verstummte und blickte irritiert an Belle vorbei. "Ich weiß, dass du alt genug bist und auf dich aufpassen kannst", sprach er zu Arielle und so drehte sich Belle zur Seite, um einen besseren Blick auf sie zu haben. "Aber die Stadt ist Chaos. Dir kann so schnell etwas passieren und... Ich kann nicht immer auf dich aufpassen." "Vielleicht wird es Zeit, dass sie lernt auf ihren eigenen Füßen zu stehen!", mischte Belle sich ein. Sie konnte es nicht ausstehen, wenn ein Mann eine Frau beschützen wollte, weil sie ja als Frau schwach und hilflos war. "Ich..." Er seufzte und fuhr sich dann mit einer Hand durch seine Haare. "Arielle ist das erste Mal in der Stadt. Sie kommt vom Land, sie ist einfach nicht vertraut mit den Gepflogenheiten hier. Und sie ist eine Tagträumerin. Wenn sie einmal mitten auf der Straße stehen bleibt, nur um in die Wolken zu gucken, dann..." "Du solltest trotzdem etwas mehr Vertrauen in sie haben. Trotz ihres Defizits. Gib ihr Papier und Stift, dann wird sie sich auch so verständigen können. Selbst mit Menschen, die die Gebärdensprache nicht beherrschen." Dankbar blickte Arielle sie an. Ihre Augen strahlten Belle an und sie zeichnete wieder mit ihren Händen in der Luft. "Was sagt sie?", fragte Belle. "Dass du Recht hast. Und dass ich ein Idiot bin, der sie nicht wie ein kleines Kind behandeln soll",übersetzte er für sie. "Oh, und das sowas doch schon einmal vorgefallen ist und ich wissen müsste, dass ich gegen zwei Frauen keine Chance habe... Okay, ich geb mich ja schon geschlagen. Nur seit dem Unfall bin ich einfach etwas übervorsichtig." Enttäuscht und vorwurfsvoll blickte Arielle ihn an. Und auch wenn Belle die Gebärdensprache nicht beherrschte, so konnte sie sich doch denken, was Arielle ihrem Cousin nun sagte. Ihre Augen funkelten gefährlich. Und wieder einmal erinnerten sie Belle an das Meer. Wenn sie genau hinsah, dann konnte sie die Wellen sehen, die an den Felsen brachen. Pure Macht, die nur kurz demonstrierte, zu was sie fähig war. Sie schüttelte angestrengt ihren Kopf um die Gedanken zu vertreiben. Augen konnten nicht wie das Meer sein. Wahrscheinlich war es nur eine Lichtspiegelung gewesen, denn als Belle ihr nun wieder in die Augen blickte, waren diese wieder ganz normal. Die Kirchenglocken schlugen und überrascht blickte Belle auf ihre Uhr. Sie hatte die Zeit ganz vergessen. "Ich, es tut mir Leid, aber ich muss los", meinte sie zu den beiden. Arielle blickte sie niedergeschlagen an. "Sie fragt, ob sie dich wiedersehen kann", übersetzte ihr Cousin. "Ja, klar. Habt ihr ein Handy dabei?" Arielle drückte ihr ihres in die Hand und Belle tippte ihre Nummer ein, ehe sie es ihr wieder gab und Arielle sie dann kurz anklingelte, damit auch sie ihre Nummer hatte. "Wir schreiben, okay?" Sie umarmte Arielle spontan und diese erwiderte ihre Umarmung freudig. Belle konnte es sich nicht erklären, aber dieses Gefühl der Wärme, dass sie in Arielles Nähe empfand, kam ihr einfach so merkwürdig vertraut vor. "Mach's gut", verabschiedete sie sich schließlich noch von Arielles Cousin. "Mach's gut, Vollidiot!" Mit einem lauten Knall fiel die Wohnungstür wieder zu und er konnte hören, wie Arielle die Treppen hinunter eilte und dann unten ebenfalls die Haustür zuknallte. Entnervt ließ er sich in seinen Sessel fallen. Er hatte nicht vorgehabt sich mit ihr zu streiten. Aber Arielle war so temperamentvoll und so leicht zu reizen. Sie verstand einfach nicht, dass es gefährlich war, wenn sie dort draußen auf Verbrecherjagd ging. Er hatte ihrem Vater versprochen, sie zu beschützen und auf sie aufzupassen. Und darin hatte er ganz groß versagt. Es war eine leichte Aufgabe ein ganzes Gebäude am Einstürzen zu hindern, aber auf seine kleine Cousine aufzupassen? Unmöglich, wenn man Herkules fragte. Aber er musste sie finden. Er hatte keine andere Wahl, denn wenn er sich nicht beeilte, wer wusste, was dann passieren würde. Die Menschen hier waren nicht so wie die Olympianer und Atlantikaner. Sie würden Arielles Stimme nicht aushalten. Entschlossen schnappte er sich seine Wohnungsschlüssel und verließ dann seine Wohnung, nur um ein Stockwerk tiefer mit der Witwe Tremaine zusammenzustoßen. Eine alte, hochnäsige Frau, die leider auch seine Vermieterin war. "Ein ziemlicher Krach vorhin, nicht wahr?" Miss Tremaine blickte ihn ermahnend an und Herkules schluckte. Innerlich korrigierte er seine Aussage von vorhin. Auf seine Cousine aufpassen und sich mit Tremaine anzulegen, waren zwei unmögliche Dinge. "Es tut mir wirklich Leid, Ma'am. Aber sie wissen doch, wie Teenager sind", entschuldigte er sich. "Wenn ich auch nur einen winzig kleinen Schaden entdecke, dann setze ich Sie vor die Tür", drohte Tremaine ihm. Ihre Stimme war eisig und er trat aus Reflex einen Schritt zurück, ehe er sich wieder fasste. "Wenn irgendwelche Schäden entstanden sind, dann werde ich es selbstverständlich reparieren, werte Dame", versprach er ihr und machte sich in Gedanken eine Notiz, später die Türen zu untersuchen und dann gegebenenfalls bei Meister Gepetto anzurufen. Der Tischler und Secundus hatte ein Talent dafür wirklich alles reparieren zu können. Er zwängte sich durch die Tür und traf dann im Vorgarten auf Tremaines Stieftochter Cinderella, die in einen innigen Kuss mit ihrer Freundin Tiana versunken war. Er räusperte sich kurz, denn so süß die beiden auch waren, sie versperrten leider den Weg und durch das Blumenbeet, welches den Weg zu beiden Seiten schmückte, wollte er nicht laufen, denn das Betreten war strengstens untersagt. Außerdem war die Gärtnerin mit den goldblonden Haaren und der zarten Stimme so eine nette junge Frau, da wollte er ihre Arbeit nicht zunichte machen. "Oh, entschuldige bitte, Herc", meinte Cinderella, als sie ihn entdeckt hatte. "Wir wollten nicht..." "Ihr solltet vorsichtig sein", unterbrach er sie und deutete zum Hauseingang. "Tremaine könnte euch sonst noch erwischen!" "Danke dir. Wir sind das nächste Mal vorsichtiger", versicherte Tiana und drückte die Hand ihrer Freundin. Er winkte ihnen noch kurz zum Abschied und eilte dann in Richtung Innenstadt. Das dort ein Secundus Unheil anrichtete, war statistisch gesehen am wahrscheinlichsten. Und er wusste auch schon wen er um Hilfe bitten konnte. Aladdins Nachricht kam augenblicklich und nachdem er diese gelesen hatte, eilte Herkules in Richtung der Stadtbibliothek, denn dort war bei einem Menschen das Secundus ausgebrochen und hatte ihn in ein tosendes Biest verwandelt. Und mit etwas Glück war Arielle auch dort. Als er ankam, hatte sich schon eine Menschenmenge um die Bibliothek gebildet. Schaulustige, die mit ihren Handys filmten, aber auch die Polizei hatte das Gebäude umstellt. Er riss sich im Laufen sein Shirt vom Leib, während seine Körpermasse wuchs, sich Muskeln bildeten und ihm auch die restliche Kleidung zerriss. Würde er nicht sein Superheldenkostüm darunter tragen, würde er nun nackt auf dem Platz stehen. Ein Schrei ertönte und um ihn fielen die Passanten in Ohnmacht. Die Fensterscheiben zersprangen zu tausend Scherben. Herkules blickte sich um. Wenn er Arielle nicht aufhielt, dann würde sie bei den Menschen noch größeren Schaden anrichten. Er schickte ein Stoßgebet zu seinem Vater, dass dort oben niemand anderes mehr war und eilte dann ins Innere der Bibliothek. "Siren! Siren, hör auf!" Sie verstummte und blickte ihn wütend an. "Was soll das, Herakles? Ich hab dir doch gesagt, dass ich das alleine regeln kann. Ich hab den Secundus unschädlich gemacht." "Zu welchem Preis?" Er deutete auf das bewusstlose Mädchen zwischen ihnen. "Was? Aber, aber ich hab doch..." Arielle stürzte nach vorne und drehte das Mädchen um. Blut tropfte aus ihren Ohren und Nasenlöchern und erschrocken stolperte Arielle zurück. "Das... Das wollte ich nicht, das wollte ich nicht... Oh, Zeus, was hab ich... Was hab ich nur getan... das war nicht meine Absicht... ich hab doch nur... Ich wollte doch nur... Ich hab... Oh Zeus, bitte mach, dass sie nicht... sie darf nicht, sie darf nicht, sie darf nicht... Sie wollte mich retten, sie darf nicht... Sie..." "Hey, Adam. Tut mir Leid, dass ich so spät bin." Sie schloss die Tür hinter sich und trat dann an das einzelne Bett, das im Zimmer stand. Adam hatte ihr den Rücken zugewandt und blickte zum Fenster. Ein Rosenstrauß stand auf der Fensterbank. Ein Geschenk von Philip. "Ich hab jemanden kennen gelernt", erzählte sie. "Sie ist ein wirklich interessanter Mensch. Aber weißt du... Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass ich sie schon einmal getroffen habe..." Belle blickte nachdenklich auf den Hinterkopf ihres besten Freundes. Sie konnte es sich einfach nicht erklären. Diese Augen, die sie so sehr an das Meer erinnerten. Aber sie würde so einen Blick niemals vergessen können. Natürlich war da immer noch die Möglichkeit, dass Arielle die Person war, die Belle damals in der Bibliothek getroffen hatte. Ihre Erinnerungen an diesen Tag waren voller Lücken und sie konnte sich immer noch nicht alles erklären, was damals alles passiert war. Sie fuhr sich durch ihr Haar und blickte dann durch das Zimmer. Trotz der Tatsache, dass Adam ein Secundus war, hatte er ein Einzelzimmer bekommen. Aber da seine Familie zu den reichsten und einflussreichsten Leuten der Stadt gehörte, war es nicht zu verdenken. Sein Vater hatte nach dem Ereignis seinen ganzen Einfluss spielen lassen, damit in keinem Artikel der Name seines Sohnes erwähnt wurde. Er zahlte Geld an jeden, der die Sache gefilmt hatte und ließ gegen diejenigen, die sich weigerten eine einstweilige Verfügung ausstellen, die sie dazu zwang das Video zu löschen. Offiziell ging Adam aufs College in Europa, wo er seinen Master machen sollte. Inoffiziell lag Adam jedoch hier im Krankenhaus, wo die Ärzte sein Secundus untersuchten und nach einem Weg forschten seine menschliche Gestalt wieder herzustellen. Nur wenige Ärzte wussten, wer dieses Biest eigentlich war. Belle war einer der wenigen Menschen, die Adam hier besuchen durfte. Sie war froh darüber, dass sie ihrem Kommilitonen und bestem Freund in dieser Zeit beistehen konnte, allerdings hatte sie nicht wirklich das Gefühl, dass Adam ihre Hilfe überhaupt wollte. "Wie laufen die Untersuchungen?", fragte sie zögernd. "Irgendwelche Ergebnisse?" Keine Reaktion. "Adam, bitte... du solltest dich nicht so aufgeben. Wenn du nur etwas Vertrauen hast..." "Vertrauen, worauf?" Adam blickte sie wütend über seine Schulter an. Sein Kopf erinnerte an den eines Büffels, dem an den Schläfen Hörner wuchsen, seine Stoßzähne sahen aus wie die eines Ebers und eine wilde Löwenmähne umrahmte sein Gesicht. Er sah sie wütend und verletzt an. "Sag schon, Belle. Worin soll ich Vertrauen haben? Dass alles wieder gut wird? Dass ich wieder normal werde? Die Ärzte haben schon längst die Hoffnung aufgegeben, dass sie mich wieder hinkriegen. Sie suchen nur weiter, weil mein Vater ihnen Geld verspricht." Tränen benetzten seine Augen und besorgt streckte Belle eine Hand nach ihm aus, die er jedoch wegschlug. "Ich bin ein Monster, Belle. Mein Secundus hat mich in ein Monster verwandelt. Das ist es, was ich nun bin!" Sein Gesicht war von Schmerz erfüllt und Belle wünschte, sie konnte etwas für ihn tun. Aber Adam hatte Recht. Nicht jeder bekam mega coole Superkräfte, die einem das Leben erleichterten. Niemand wusste genau, wie sich das Secundus gebildet hatte und welche Faktoren dazu beitrugen, dass es sich bei einigen Menschen entwickelte. Die Wissenschaft hatte dieses besondere Gen erst vor einigen Jahren entdeckt. Man nannte es Secundus, also Zweites Gen, denn 'es war so versteckt gewesen, dass man es erst auf den zweiten Blick wirklich entdecken konnte', so hatte es damals in den Fachzeitschriften scherzhaft gehießen. Und in Ermangelung eines besseren Namen hatte man irgendwann angefangen diejenigen, deren Secundus-Gen sich ausgeprägt hatte, ebenfalls 'Secundi' zu nennen. "Du bist kein Monster, Adam!", entgegnete Belle wütend. "Es sind deine Entscheidungen und Taten, die dich zu einem Monster machen und nicht dein Aussehen. Mag sein, dass dein Secundus nicht so toll ist wie das von anderen, aber du bist nicht der Einzige, der damit leben muss. Und es gibt genug andere Menschen, deren Äußeres sich deswegen geändert hat und die auch nicht aufgeben. Und nur weil du wie ein Monster aussiehst, musst du nicht auch wie eines handeln." "Aber die Menschen werden denken, dass ich eines bin, Belle. Sie werden mir misstrauen, ihre Kinder vor mir verstecken und mich mit Mistgabeln und Feuer attackieren, so wie sie es immer tun, wenn sie sich vor etwas fürchten", entgegnete er mit lauter und erzürnter Stimme. "Du bist... Du bist so ein Idiot!", schimpfte Belle verärgert. "Nicht jeder Mensch würde dich als Monster sehen. Aber du willst das ja nicht wahr haben." "Wer, Belle? Wer würde mich so schon lieben wollen? Wer könnte ein Biest lieben?" Sie schüttelte den Kopf und deutete dann zur Fensterbank hin. "Ich bin fast jeden Tag hier und rede mit dir, auch wenn du mich nur ignorierst. Und außerdem, was ist mit den Rosen, die dir Philip jede Woche schenkt, obwohl du ihm gesagt hast, dass du ihn nie wieder sehen willst? Er ruft mich jeden Tag an, weil er wissen will, wie es dir geht und ob du nach ihm gefragt hast. Ihm ist es egal, wie du aussiehst. Er liebt dich trotzdem, Adam." Wütend blickte sie den fassungslosen Adam an, dann hob sie ihre Tasche auf. "Es ist wahrscheinlich das Beste, wenn ich gehe." Nachdenklich blickte Arielle auf das Smartphone im ihren Händen. Sie hatte den Kontakt Belle aufgerufen und starrte nun auf die Nummer, die Belle dort eingetragen hatte. "Arielle?" Aus dem Augenwinkel beobachtete sie wie ihr Cousin einen Stuhl neben sie stellte und sich dann neben sie setzte. "Ich weiß du fragst dich, ob du ihr schreiben sollst, Arielle", meinte er nach einer Weile. Sie nickte zögernd und blickte Herkules dann besorgt an. "Arielle, nachdem was vorgefallen ist, denkst du, es wäre eine gute Idee mit ihr Kontakt aufzunehmen? Was, wenn sie sich eines Tages wieder erinnert?" Sie wusste, dass Herkules nur das Beste für sie wollte. Doch andererseits war es vielleicht Schicksal, dass sie Belle heute wieder gesehen hatte. Ausgerechnet sie hatte sie im Park angesprochen. Auch wenn sie sich nicht an damals erinnern konnte. Was, wenn sie sich eines Tages wieder erinnert? Bestimmt würde sie Arielle dann hassen. Und allein der Gedanke daran schmerzte unerträglich. Arielles Finger schwebte über der Nachrichten-Taste. Vielleicht sollte sie sie anschreiben und sie zum Tee einladen. Ob Belle Tee trank? Vielleicht war sie auch eher der Kaffee-Typ, auch wenn Arielle nie verstehen würde, was Menschen an diesem bitteren Getränk so lecker fanden. Sie selbst konnte es nur mit einer dreifachen Menge an Milch und Zucker runterkriegen. Es gab so vieles, was sie über Belle wissen wollte. "Eine Sache solltest du dich fragen, Arielle", erwähnte Herkules und sie blickte ihn irritiert an, denn seinem Tonfall zu urteilen würde das, was er nun sagte, ihr nicht wirklich gefallen. "Was willst du von ihr? Wenn es dir nur darum geht, dass du dich besser fühlst, dann solltest du ihr nicht schreiben." Nein! Sie wollte Belle kennen lernen, weil sie sie interessant fand. Arielle fand es bewundernswert, dass sich Belle damals so mutig diesem Biest gestellt hatte. Es war ihr egal, dass Belle sie hassen könnte, wenn sie die Wahrheit herausfand. "Nein. Das wäre dir nicht egal!", widersprach Herkules ihr. Arielle wusste, dass er Recht hatte. Sie wollte nicht, dass Belle sie hasste. Aber es war ihre Schuld gewesen. Sie hatte Belle verletzt, nur weil sie nicht daran gedacht hatte, dass ein normaler Mensch ihre Fähigkeiten nicht aushalten würde. Es war ein Wunder, dass Belle überhaupt noch am Leben war. "Willst du wissen, was ich an den Menschen so faszinierend finde?" Herkules' Stimme klang verträumt und beinahe melancholisch. "Sie unterscheiden sich alle voneinander. Kein Mensch gleicht dem anderen. Als ich hier ankam, hatte ich auch meine Probleme. Und ich war damals in der Highschool. So etwas ist wirklich niemandem zuzumuten, kann ich dir sagen... Der Grund, weshalb ich zu diesem Superhelden namens Wonderboy wurde, war die Faszination an den Menschen. Trotz all der schlimmen Dinge, die einige erlebt hatten, sie gaben die Hoffnung nicht auf. Und aus diesem Grund bin nicht nur ich ein Superheld geworden. Auch Ice Queen, oder das Superheldenpaar Bravely Arrow und Ocean's Heart und all die anderen Helden und Heldinnen da draußen haben ihre Inspiration gefunden gegen das Böse zu kämpfen. Sie haben nicht aufgegeben, denn irgendwie war da immer jemand, der ihnen zeigte, dass es Menschen gibt, die noch Hoffnung haben. Die Vertrauen haben. Und das schenkt uns Hoffnung, Arielle. Und wenn es nur das kleine Kind ist, dessen Katze wir vom Baum holen oder der alte Herr, dem wir die Einkäufe nach Hause tragen und wir als Dank nur ein Lächeln bekommen. All diese Menschen sind Beweis genug, dass man einfach Vertrauen haben muss. Manche Menschen werden dich verletzen, das mag sein, aber an diesen Menschen wirst du wachsen. Und für all die anderen Menschen lohnt es sich zu kämpfen, Arielle." Schluchzend fiel Arielle ihrem Cousin um den Hals. Sie war auf die Erde gekommen, weil sie so gerne etwas über die Menschen lernen wollte. Ihr Vater, König Triton von Atlantica hatte ihr verboten zu gehen, doch nachdem sie ihn überzeugt hatte, dass Herkules schon auf sie aufpassen würde, hatte er schließlich nachgegeben. Sie hatte versprochen, ihre Kräfte nicht zu benutzen, doch dann hatte sie mitbekommen, dass ihr Cousin der Superheld Wonderboy war. Ein Superheld so wie in den Comics, die sie so gerne las. Also wollte sie ihm nacheifern und ignorierte seine Ermahnungen, dass die Menschen nicht zurecht kämen mit ihren Kräften. Schließlich war ja nicht nur er ein Superheld. Ganz normale Menschen mit besonderen Fähigkeiten konnten maskiert die Welt retten. Sie war dumm und naiv und sie wollte doch nur Gutes tun. Aus diesem Grund hatte sie sich dieses Kostüm gekauft, das eigentlich nur aus einem violetten Sport-BH mit Muschelmuster und einer grünen Fischschuppenmuster-Leggings bestand. Ja, sie hatte sich sogar diesen lächerlichen Namen Scarlet Siren gegeben. Und dann war ihr erster Tag als Superheld vollkommen in die Hose gegangen. Erneut blickte sie auf das Smartphone in ihrer Hand. Sie wollte Belle besser kennen lernen. Doch dafür musste sie ihr die Wahrheit sagen. Sie musste sich ihren Dämonen stellen. Belles Kopf schmerzte, als würden tausende von Nadeln auf sie einstechen. Sie versuchte, ihre Augen zu öffnen, doch grelles Licht blendete sie und sie hob ihre Hand um ihre Augen zu schützen. Sie hörte die Stimmen von Menschen, die durcheinander redeten und versuchte zu verstehen, was genau sie sagten. Doch ihr Gehirn fühlte sich wie ein vollgesaugter Schwamm und sie war unfähig einen klaren Gedanken zu fassen. Angestrengt versuchte Belle sich zu erinnern an das was vorgefallen war. Sie war mit Adam und Philip in der Bibliothek verabredet gewesen... War sie dort gewesen? Sie konnte sich nur noch daran erinnern, wie sie am Morgen das Haus verlassen hatte. Belle versuchte zähneknirschend ihre Erinnerungen wachzurufen. Sie spürte einfach, dass es da noch etwas gab, was sie nicht vergessen wollte. Sie spürte warme Hände an ihrem Gesicht und öffnete langsam die Augen. Es war, als würde sie mitten auf dem Meer treiben. Nur ein Holzstück an dem sie sich festklammern konnte, doch irgendetwas packte sie an den Beinen und zog sie tiefer ins dunkle Meer. Ihr Kopf schrie, sie solle dem Zug zu widerstehen, doch ihr Körper reagierte nicht und so ließ sie sich tiefer ziehen und versank in der Dunkelheit... 'Zur Seehexe' hieß das Restaurant am Hafen, in welches Arielle sie eingeladen hatte. Wie so üblich war Belle viel zu früh, aber als sie sich umblickte, konnte sie Arielles Rotschopf an einem der Tische entdecken. Nervös warf sie einen Blick auf ihr Spiegelbild. Ob sie nicht etwas zu overdressed war? Ihr gelbes Kleid ließ sie elegant und erwachsen aussehen, aber eigentlich war es etwas, was man zu einem Date trug. Und Belle wusste nicht einmal, was das hier nun eigentlich war. Sie wickelte eine ihrer braunen Locken um den kleinen Finger und seufzte leise. Vielleicht war das ja nur ein rein freundschaftliches Treffen und Belle machte sich zum Affen, wenn sie nun so angezogen dort auftauchte. Sie blickte zu dem Tisch, an dem Arielle saß und versunken in die Speisekarte blickte. Das Restaurant wirkte edel und nicht gerade nach etwas, was man für ein einfaches Treffen aussuchen würde. Aber jetzt war sie doch schon hier, also konnte sie auch zum Tisch gehen, entschied Belle entschlossen. Denn immerhin freute sie sich auf diesen Abend und darauf, Arielle wiederzusehen. Dem Kellner am Eingang erklärte sie, dass sie verabredet war und deutete dann in Arielles Richtung. Er nickte und führte sie dann zu dem Tisch. "Hallo, Arielle!" Sie lächelte nervös und setzte sich dann ihr gegenüber. Erfreut stellte Belle fest, dass auch Arielle sich herausgeputzt hatte. Obwohl das pinke Kleid sich mit ihren Haaren biss, sah sie wirklich fantastisch aus. "Du siehst toll aus." Arielle erwiderte das Lächeln und griff dann nach dem Schreibblock, der neben ihr auf dem Tisch gelegen hatte. Anscheinend hatte sie Belles Vorschlag in die Tat umgesetzt. Danke. Du siehst wunderschön aus Belle errötete leicht und war froh, als der Kellner wieder an ihren Tisch trat und ihre Bestellung aufnahm. Tut mir Leid, dass ich mich die ganze Woche nicht gemeldet habe Es freut mich, dass du hier bist. Wie geht es dir? war das nächste, was Arielle auf ihren Block schrieb. "Schon okay", erklärte Belle, während der Kellner die zwei Gläser Wasser neben sie stellte. "Es geht mir ganz... gut. Was ist mit dir?" Hektisch schrieb Arielle etwas auf ihren Block und reichte diesen dann an Belle weiter. "Nein, es ist nichts. Schon okay. Ich will dich nicht mit meinen Problemen belästigen, Arielle", meinte sie abwinkend. Du belästigst mich nicht mit deinen Problemen, Belle. Wir sind doch Freundinnen!!! Belle lächelte, als sie den Text las. Vielleicht würde es ganz gut tun, mit jemandem über ihren Streit mit Adam zu retten. Seitdem hatte sie ihn nicht mehr besucht. Und so erzählte sie Arielle von Adam und wie lächerlich sie es fand, dass er sich so abkapselte und der Ansicht war, dass niemand ihn mehr lieben würde, denn Liebe war so viel tiefer als das Äußere. Arielle hörte ihr aufmerksam zu und schrieb dann auf, dass sie ihm einfach etwas Zeit geben sollte. Irgendwann würde er sich daran gewöhnen. Sie redeten den ganzen Abend. Wobei es eigentlich nur Belle war, die redete und Arielle hörte ihr aufmerksam zu. Erstaunt stellte Belle fest, dass Arielle so vieles nicht kannte. Von Harry Potter hatte sie noch nie etwas gehört und auch solche Klassiker wie Jane Austen waren ihr vollkommen fremd. Und so erzählte Belle ihr von all den fantastischen Romanen, die Arielle unbedingt lesen musste. Der Abend verstrich wie im Flug und schließlich verließen die beiden jungen Frauen das Restaurant wieder. Weil es noch früh war, entschieden sie am Hafen entlang spazieren zu gehen. Nach einer Weile deutete Arielle auf eine Parkbank, die Richtung des Ozeans stand und schrieb dann etwas auf ihren Block. Wir müssen reden, Belle Belle sah sie verwundert an. Normalerweise bedeuteten diese drei Worte nichts Gutes und sie fragte sich, was Arielle so wichtiges mit ihr zu bereden hatte. Vielleicht würde sie ihr jetzt sagen, dass sie nicht an Frauen interessiert war und ihre Komplimente, ihre Berührungen und ihr Lächeln rein freundschaftlich gemeint war. Nun,wenigstens konnte sie sich dann gleich ertränken. Doch dann fiel ein dunkler Schatten auf sie und die beiden Frauen blickten überrascht auf. Eine Frau in den Vierzigern, die im Rollstuhl saß und deren Beine von einer dunklen Decke bedeckte waren, war vor ihnen aufgetaucht. "Arielle? Du bist es tatsächlich! Ich wusste doch, dass ich dieses rote Haar kenne!" Sie blickte sie lächelnd an, doch etwas an ihrem Blick löste eine Gänsehaut bei Belle aus. Und dem erschrockenen Blick von Arielle nach zu urteilen war auch sie nicht erfreut diese Frau zu sehen. "Würden Sie uns bitte nicht belästigen?", fragte Belle nun freundlich aber bestimmt. Doch die Fremde beachtete sie nicht, sondern blickte zu Arielle. "Es hat dich also hierher verschlagen? In diese dumme Menschenstadt?“ Besorgt warf Arielle Belle einen flehenden Blick zu, der laut Hilf mir schrie. "Hören Sie auf uns zu belästigen", ermahnte Belle sie erneut. "Oder ich rufe um Hilfe!" "Dummes Menschenmädchen!“ Die Frau drehte sich nun zu Belle um und blickte sie arrogant an. "Niemand hat dir die Erlaubnis gegeben zu reden. Ich unterhalte mich gerade, also sei still." "Arielle kann Ihnen nicht antworten", erklärte Belle ihr. "Sie ist stumm." "Bitte was?" Die Frau warf lachend ihren Kopf in den Nacken. "Und ich bin eine dumme Krabbe namens Sebastian." "Bitte, gehen Sie! Sehen Sie denn nicht, dass Arielle nicht mit ihnen reden will?" "Willst du etwa nicht hören?" Sie blickte Belle finster ins Gesicht und schnappte sich dann ihren Arm. "Nun, vielleicht kann etwas Schmerz dir ja Manieren beibringen!" Belle wollte schreien, doch da wickelte sich etwas Glitschiges um ihren Körper und die fremde Frau zerrte sie in Richtung des Meeres. Als Belle an der Frau herunter blickte, erkannte sie, weshalb diese im Rollstuhl saß. Denn statt zwei Beinen hatte sie ab der Hüfte Tentakel, mit denen sie sich nun in Richtung des Ozeans fortbewegte. Belle wollte schreien, doch da hatte sich die Frau schon in die Wellen gestürzt und zog sie in die Tiefen. Arielle sah geschockt mit an, wie Ursula ihre Freundin in die Tiefe zog. Verdammt, wieso hatte sie nicht besser aufgepasst? Sie wusste doch, wozu diese Hexe fähig war. Entschlossen sprang sie ihnen hinterher und tauchte unter. Es war dunkel, doch ihren Augen machte die Finsternis nichts aus und schon bald hatte Arielle die beiden entdeckt. Sie machte einen kräftigen Schwimmzug und brachte sich näher an die Atlantikanerin heran. Diese drehte sich schließlich um und blickte abwartend zu ihr. Belle trieb bewusstlos in ihren Armen. "Dieser Mensch ist dir wohl wichtig, nicht wahr?", fragte Ursula schmunzelnd. "Es wäre ein Leichtes sie einfach zu zerquetschen. Menschen sind so... zerbrechlich. Sie können uns nicht das Wasser reichen!“ Um ihre Aussage zu bestätigen, wickelte sie einen ihrer Tentakel um die junge Frau und drückte dann zu. Erschrocken stürzte Arielle nach vorne, doch Ursula schlug sie mit einem Tentakel beiseite. "Willst du diese dumme Scharade etwa weiterhin aufrechterhalten?“ Ursula schlug erzürnt mit ihren Tentakeln auf. "Sag etwas, oder deine kleine Freundin wird ertrinken!“ Arielle schwamm wieder auf sie zu und blickte Ursula flehend an. Sie konnte nicht. Sie schaffte es einfach nicht. Das letzte Mal, als sie ihre Stimme benutzt hatte, war beinahe jemand gestorben. "Du willst es wohl wirklich darauf ankommen lassen? Wie lange kann ein Mensch wohl unter Wasser überleben? Für Belle wird es bestimmt gleich zu spät sein..." "Bitte, Ursula... Lass sie gehen!“ Es war ein merkwürdiges Gefühl nach all dieser Zeit ihre Stimme wieder zu benutzen. Merkwürdig, aber auch befreiend. Und sie fasste neuen Mut. "Na, geht doch!“ Gelangweilt applaudierte Ursula mit ihren Tentakeln. "Lass sie gehen!“ Arielle blickte ihre Gegnerin drohend an, doch diese lachte nur. "Sie ist doch sowieso schon tot, dumme Göre. Du kommst zu spät!“ "Nein!!!" Arielle stürzte nach vorne. Blitzschnell wich sie den Tentakeln aus, mit denen Ursula nach ihr schlug und als sie sie schließlich erreicht hatte, rammte sie ihr den Stift ins Auge, den sie die ganze Zeit in ihrer Jackentasche mit sich geführt hatte. Ursula schrie auf vor Schmerz und ließ Belle los. Arielle nutzte die Gelegenheit und schnappte Sie sich. Ohne nach hinten zu blicken schwamm sie so schnell wie möglich zurück an die Oberfläche. Sie hievte Belle aus dem Wasser. Im Fernsehen hatte sie gesehen, wie bei einem geretteten Ertrunkenen die Brust gedrückt und er beatmet wurde, um das Wasser aus seinen Lungen zu bekommen. Eine merkwürdige Sendung mit Frauen in roten Badeanzügen, die in Zeitlupe am Strand entlang liefen. Aber vielleicht würde es ja helfen. Und so drückte Arielle so fest sie konnte auf Belles Brust. Sie flehte, dass Belle es schaffen würde. Sie wollte sie nicht verlieren. Nicht noch einmal... Belle hustete schließlich und spuckte das Meerwasser aus, doch ansonsten zeigte sie keine andere Reaktion. "Belle, bitte... wach auf!" Schluchzend beugte sich Arielle über sie. Es war so wie damals. Ihretwegen war Belle verletzt. Vielleicht war es das Beste, wenn sie einfach aus ihrem Leben verschwand. Wenn sie zurück ging nach Atlantika würde sie Belle nicht mehr verletzen können. Es war das Beste für sie alle. Und doch... "Hier, wo du lebst, will ich bei dir sein Hier, wo du lebst, will ich bei dir bleiben Hier will ich sein, du bist mein, du bist mein Glück Wann, sag' mir, wann wird es passier'n Daß wir dann in der Sonne spazier'n? Werd' ich wie sie? Zeigst du mir, wie? In deiner Welt Ich weiß nicht, wie, ich weiß nicht, wann Doch fängt mein Leben dann endlich an Dann werd' ich dein, dann wirst du mein, in deiner Welt..." Ein Lied drang an Belles Ohren und sie öffnete langsam ihre Augen. Arielle beugte sich über sie und verdammt, sie war wunderschön. Und ihre Stimme war... Erinnerungen stürzten auf sie ein und ihr wurde wieder klar, weshalb sie so sehr das Gefühl hatte, Arielle zu kennen. Sie war die Heldin gewesen, die Adam damals ausgeschaltet hatte, damit er nicht noch mehr Schaden anrichten konnte. Wie hatte sie sie nur vergessen können? Diese wunderbare Stimme, die ihre Schmerzen heilte. Doch da schwang auch eine Spur von Schmerz und Schuld mit sich. Ob Arielle sich die Schuld gab an dem was vorgefallen war? Dabei konnte sie doch wirklich nichts dafür... Belle versuchte aufzustehen, doch sie war immer noch zu schwach. Gerade einmal ihre Arme konnte sie heben und so schlang sie diese um Arielle, die nun verstummte und zog die junge Frau an sich. "Danke", flüsterte sie leise und drückte dann ihre Lippen auf die von Arielle. Sie schmeckten nach Salzwasser und Belle seufzte wohlfühlen​d in den Kuss hinein, den Arielle vorsichtig erwiderte. Es war ein wunderbares Gefühl. Und Belle wusste, dass nun etwas entstanden war, was vorher nicht so gewesen war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)