Beauty and the Mermaid von CharleyQueens ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Auf dem Profilbild blickte ihr ein schwarzhaariger Teenager mit comic-haften Katzenohren und einer rosa Katzennase mit dünnen Schnurrhaaren entgegen. Arielle würde nie verstehen, was ihr Kind an dieser App namens Snapchat so toll fand. Aber vielleicht war sie dafür auch schon einfach zu alt. Sie seufzte und steckte ihr Smartphone zurück in ihre Handtasche, dann drückte sie die Tür auf. Es war still auf dem Flur. Um diese Zeit waren die meisten Schülerinnen und Schüler bestimmt schon zuhause und nur wenige hatten noch Unterricht. Auf dem Weg zum Schulgebäude war sie am Sportplatz vorbeigefahren und hatte dort eine Gruppe von Cheerleadern trainieren sehen. Den Weg ins dritte Stockwerk und damit zum Sekretariat fand Arielle leicht. Immerhin war sie hier selbst einmal Schülerin gewesen. Und so vieles hatte sich nicht geändert. Die Glasvitrine mit den Pokalen stand noch immer neben der Tür zum Zimmer des Direktors. Und der Pokal für den Sieg des Gleeclubs bei den nationalen Meisterschaften stand noch immer dort. Sie lächelte, als sie sich an diesen Abend erinnerte. Doch heute warf Arielle nur einen kurzen Blick darauf, ehe sie an die Tür des Sekretariat klopfte. Stille. Aber natürlich, was hatte sie denn erwartet? Es war Freitag, da hatte das Sekretariat schon längst geschlossen. Also drehte sie wieder um und entschied sich, es beim Zimmer der Vize-Direktorin B. Rose zu probieren. "Herein!" Arielle drückte die Klinke herunter und trat dann ein. Sie selbst war schon oft genug hier gewesen. Irgendwie hatte sie sich als Teenager immer Ärger eingehandelt. Die Wände waren immer noch in hellen Blautönen gestrichen und von der Borte prangte das Wappen der Walt-Disney-Highschool. Regale standen neben der Tür, und vor dem Fenster stand ein großer Schreibtisch. Eine Frau, höchstens ein Jahr älter als Arielle selbst saß dahinter und blickte sie lächelnd an. "Belle?" Überrascht trat sie einige Schritte nach vorne. Dieses Gesicht kam ihr so bekannt vor. "Ich bin es, Arielle. Wir sind zusammen zur Schule gegangen, erinnerst du dich?“ Für einen kurzen Moment sah die Vize-Direktorin sie verwundert an, doch dann erhellte sich ihr Gesichtsausdruck. "Arielle! Ich wusste nicht, dass du..." "Könnt ihr eure Wiedersehensfreude bitte auf später verschieben?", ertönte hinter ihr eine genervte und doch bekannte Stimme. Auf der anderen Seite neben der Tür stand ein weißes Sofa. Und auf diesem Sofa saß niemand anderes als ihre eigene Tochter. Sie trug auf der rechten Seite einen Undercut, die schwarzen Haare wurden zu den Spitzen hin grau bis weiß und endeten dann in einem hellen Grün. "Es freut mich auch, dich zu sehen", begrüßte Arielle Mel lächelnd. "Also, was hast du angestellt?" "Warum setzt du dich nicht hin?", schlug Belle vor. Arielle stimmte seufzend zu und setzte sich auf einen der Stühle vor dem Tisch. Nach einer Aufforderung von Belle ließ sich Mel auf dem anderen Stuhl nieder. "Also... Was ist vorgefallen, dass ich extra hierher kommen sollte um Mel abzuholen?", fragte sie schließlich. "Nun, Melo... Mel hat sich mit einem anderen Schüler geprügelt!", erklärte Belle ihr. Entsetzt blickte Arielle Mel an. "Er hat es verdient", entgegnete Mel gelangweilt. "Und würdest du uns bitte darüber aufklären, warum er das verdient hat?", fragte Arielle nach. "Wer war es überhaupt?", wandte sie sich an Belle. "Peter Pan. Ein Junge aus Mels Jahrgang." "Geht es ihm gut?", fragte Arielle besorgt nach. "Er hat eine gebrochene Nase davongetragen und ein paar blaue Flecken. Aber nichts schlimmes." Belle schob sich ihre Brille wieder gerade. Sie hatte ihre Haare kurz geschnitten, bemerkte Arielle. Die Frisur ließ sie intelligenter aussehen. Nicht, dass das nötig wäre. Belle war damals die beste Schülerin ihres Jahrgangs gewesen. "Er hat es verdient!", murmelte Mel leise, aber doch hörbar. "Und, womit genau hat er es verdient?", fragten Belle und Arielle gleichzeitig nach. "Wen interessiert's?" "Es interessiert mich, weil es meine Aufgabe ist. Du bist noch nie gewalttätig geworden. Also, was ist vorgefallen zwischen dir und Peter?" Belle blickte sie streng an. "Hat er dich beleidigt?" Arielle blickte Mel besorgt an. Nicht jeder kam mit Mels Sexualität und Geschlechtsidentität klar. "Mir ist scheißegal, wenn jemand etwas gegen mich sagt. Die Meinung von diesem Idioten kann mir gestohlen bleiben." "Aber irgendetwas muss doch vorgefallen sein?" Arielle kannte ihr Kind gut genug und ihr Mutterinstinkt verriet ihr, dass etwas anderes geschehen sein musste. "Mel, ich verspreche dir, dass alles, was du sagst, hier in diesem Raum bleibt. Niemand wird davon erfahren, wenn du es nicht willst." Belle sah sie aufmunternd an. "Er hat Allie beleidigt",meinte Mel schließlich zögernd. "In der ganzen Schule herum erzählt, das sie auf Frauen steht und... Bitte, Mama. Zwing mich nicht, es auszusprechen. Es reicht, wenn du weißt, dass es widerliche homophobe Grütze war!" Sie kannte Allie. Alice, die Tochter der berühmten Modedesignerin Aurora, die selbst einst hier Schülerin gewesen war und mit ihr im Gleeclub gewesen war. Alice war zudem Mels feste Freundin. Ein freundliches, manchmal vielleicht etwas zu neugieriges Mädchen. Arielle wusste, dass Aurora sehr konservativ und altmodisch eingestellt war und so hielten Mel und Alice ihre Beziehung geheim. Aber anscheinend war ihr Geheimnis jetzt ans Licht gekommen. Arielle warf wieder einen Blick auf ihr Kind. Es war eine ziemliche Überraschung für sie gewesen, als sie erfahren hatte, dass Mel nicht nur pansexuell war, sondern sich auch weder weiblich noch männlich fühlte. Aus Melody wurde Mel und schon bald reagierte selbst Arielle nicht mehr, wenn jemand ihr Kind Melody nannte. Nachdem der erste Schock damals überstanden war, hatte sie beschlossen ihr Kind zu unterstützen. Sie liebte Mel schließlich. Trotzdem würde sie lügen, wenn sie behauptete, dass sie nicht anfangs geschockt gewesen wäre, als Mel mit kurzen Haaren nach Hause gekommen war und ihren Eltern eröffnet hatte, dass sie die Pronomen sie und ihr nicht mehr benutzen sollten und sie von nun an einfach nur Mel nennen sollten. Sie und Eric waren fassungslos gewesen, doch während sie selbst langsam lernte mit der Situation klarzukommen, so weigerte sich ihr Mann vollkommen die Wünsche von Mel zu respektieren. Was schließlich dazu führte, dass sie und Mel auszogen und Arielle die Scheidung einreichte. "Nun, es ist aber trotzdem kein Grund, jemanden einfach so zusammenzuschlagen, Mel!", erklärte Belle mit strengem Blick auch wenn sie ein leichtes Lächeln nicht verbergen konnte. "Er hat es verdient!", entgegnete Mel energisch. "Ich lasse nicht zu, dass so ein Arsch ungestraft davon kommt!" "Deine Wortwahl, Mel!" Arielle blickte ihr Kind strafend an. "Nun, warum sind du und Miss Liddell dann nicht einfach zu mir gekommen und habt etwas gesagt?“ "Weil ich keine Petze bin", erklärte Mel und Arielle konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Sie erinnerte sich daran, wie sie sich mit Eric gestritten hatte und er ihr vorgeworfen hatte, alles in Mels Erziehung falsch gemacht zu haben. Er irrte sich. Und mit größter Sicherheit hätte Arielle selbst zugeschlagen, wenn jemand ihr Kind beleidigt hätte. Auch wenn sie wusste, dass es falsch war. Belle seufzte und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Und möglicherweise reagiere ich manchmal etwas zu voreilig!“, fügte Mel hinzu. "Ich hab nicht weiter darüber nachgedacht, ich hab einfach nur gehandelt... Und nein, ich werde mich nicht bei ihm entschuldigen. Lassen Sie mich meinetwegen die Toiletten schrubben oder schmeißen Sie mich raus, aber ich werde definitiv nicht zu ihm gehen und ihn um Verzeihung bitten. Denn ich will nicht hören, dass er mir verzeiht, wenn ich es nicht ernst meine." "Ich werde dich nicht zwingen, dich zu entschuldigen, Mel!", entgegnete Belle ruhig. Arielle bemerkte, dass Belle ständig Mel sagte. Und es erfüllte sie mit Freude, denn normalerweise reagierten die meisten Erwachsenen nicht so positiv. Aber Belle war schon immer so gewesen. Sie urteilte nicht über einen Menschen, sondern akzeptierte ihn, so wie er war. Sie war es auch gewesen, die dem damaligen Mitschüler und Rowdy Adam Zvyre Nachhilfeunterricht gegeben hatte, obwohl jeder ihr geraten hatte, sie solle von ihm fern bleiben. Adam war die Sorte von Schüler, die gerne mal dem Unterricht fernblieb und auch sonst eher durch Prügeleien als durch gute Noten aufgefallen war. "Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass Peter einen Grund haben könnte, weshalb er so gemein zu Alice gewesen ist?“, fragte Arielle nun. Mel blickte sie fassungslos an. "Er ist einfach ein Arschloch. Mehr nicht." "Ich glaube, ich weiß, was deine Mutter ansprechen will, Mel", entgegnete Belle nach einigen Sekunden und lächelte Arielle aufmerksam zu. "Du musst wissen, deine Mutter und ich sind damals zusammen zur Schule gegangen. Und mit uns auch ein Schüler, der Peter Pan sehr ähnlich war. Er hatte etwas gegen alle, die in seinen Augen anders waren. Gegen Homosexuelle vor allem. Aber auch ansonsten war er nicht der Typ Mensch, mit dem man sich anfreundete." "Belle war schon immer jemand, der in allem etwas Gutes sehen konnte", fuhr Arielle fort. "An ihrem zweiten oder dritten Schultag hier hat sie einen Kater von der Straße aufgelesen. Ein dreckiges Biest. Ihm fehlte ein Bein und er kratzte und fauchte, wenn man nur in seine Nähe kam. Nur Belle erlaubte er, ihn anzufassen. Und sie hat ihn aufgepäppelt und schließlich wurde Simba dann zu so etwas wie unserem Klassenmaskottchen." "Wow!“ Mel blickte die Vize-Direktorin begeistert an. "Ich wusste gar nicht, dass Sie so tierlieb sind!“ "Jeder hätte an meiner Stelle genauso gehandelt", meinte Belle errötend. "Nein, hätten sie nicht. Stell dich nicht unter den Scheffel. Du weißt genau, dass niemand von uns so reagiert hätte, Belle!“ Die Vize-Direktorin errötete noch mehr bei diesen Worten und blickte Arielle dann dankbar an, ehe sie sich wieder ihrem Kind widmete. "Jedenfalls, Adam war kein Mensch der guten Sorte. So wirkte es jedenfalls auf den ersten Blick..." "Und auf den zweiten und dritten und zehnten... Und irgendwann hat man einfach nicht mehr hingesehen!", fügte Arielle hinzu. "Ich war schon immer der Ansicht, dass in jedem Menschen etwas Gutes steckt. Aber auch ich hatte damals meine Bedenken, als unser Klassenlehrer mich bat Adam Nachhilfe zu geben. Sein Erziehungsberechtigter hatte darum gebeten und Mister Rolfe hatte sofort mich vorgeschlagen. Und trotzdem bin ich hingegangen. Adam war kompliziert, um es kurz auszudrücken. Und er weigerte sich sehr lange, aufzupassen und zuzuhören. Es würde zu lange dauern, wenn ich dir jetzt alles erzähle, Mel. Bis ich endlich zu ihm durchgedrungen war, ist viel Zeit vergangen, aber schließlich hatten wir so etwas wie Freundschaft aufgebaut. Und auf dem Sommerball kam es dann zum großen Eklat. Ich hatte Adam eingeladen mit mir hinzugehen, denn so lächerlich es auch klang, ich hatte mich ein kleines bisschen in ihn verguckt. Jedoch waren wir nicht die einzigen, die Aufmerksamkeit auf uns zogen. Denn Mister Rolfe zeigte sich das erste Mal öffentlich mit seinem Lebensgefährten. Einem Engländer namens John Smith. Und Adam..." "Er hat doch nicht eurem Lehrer etwas angetan?“, fragte Mel schockiert. Belle und Arielle schüttelten im Einklang ihren Kopf. "Adam hat mich stehen gelassen, als wir die beiden sahen. Ich bin ihm nachgerannt, weil ich mir Sorgen machte. Er sah ziemlich schockiert aus und wirkte durcheinander. Und auf dem Footballfeld hab ich ihn dann eingeholt. Lange Rede, kurzer Sinn, nachdem ich ihn getröstet habe, hat er mir dann erzählt, dass er schwul sei. Und er war nur so ein Arschloch, weil er sich selbst nicht akzeptieren konnte. Weil er nicht akzeptieren wollte, dass er anders war." "Adam verließ die Schule und niemand von uns wusste, weswegen. Belle schwieg über das, was auf dem Footballfeld vorgefallen war und so verging ein Jahr, bis er zurückkehrte. Und verdammt, hatte er sich geändert. Er sah gepflegt aus und war ordentlich gekleidet, die Haare waren geschnitten und auch sein Verhalten war anders. Er entschuldigte sich bei all den Menschen, denen er auf die ein oder andere Weise weh getan hatte. Adam war ein komplett anderer Mensch geworden. Doch die größte Überraschung kam dann, als er nach einem Footballspiel geradewegs zu seinem Mitspieler Shang ging, der übrigens offen mit seiner Homosexualität umging und ihn auf den Mund küsste und sich somit vor der gesamten Schule outete." Mel blickte Belle erstaunt an und Arielle konnte sehen, wie ihr Kind nun nachdachte und Mel schließlich klar wurde, was die Vize-Direktorin eigentlich damit hatte sagen wollen. "Und Sie denken also, dass Peter genauso ist?“ "Ich denke, Peter hat einfach nur Angst. Und wenn Menschen Angst haben, dann machen sie meistens dumme Sachen und denken nicht nach", meinte Belle, doch Mel schüttelte unbeeindruckt den Kopf. "Mel, hör mir bitte zu! Was Peter gesagt hat, war falsch und wir haben schon ein Gespräch mit seinen Pflegeeltern vereinbart. Und ich werde nicht verlangen, dass du dich bei ihm entschuldigst. Ich weiß, es würde nicht ehrlich sein. Mach dir keine Sorgen, ich habe nicht vor dich zu suspendieren. Du bist klug und selbstbewusst und weißt dich durchzusetzen. Und du bist nie negativ aufgefallen. Von daher werde ich es bei einer Verwarnung belassen ... Allerdings nur unter einer bestimmten Voraussetzung", fügte Belle streng hinzu, als sie Mels strahlenden Gesichtsausdruck sah. "Alles!“ erklärte Mel ihr. "Du kannst dir vorstellen, dass du und Miss Liddell sicherlich nicht das einzige nicht-heterosexuelle Paar hier an der Schule seid. Und genau wie Alice und Adam gibt es Schüler und Schülerinnen, die sich schämen, weil sie der Ansicht sind, das etwas nicht mit ihnen in Ordnung ist. Es gibt Schüler und Schülerinnen, die Angst davor haben, von ihren Freunden ausgegrenzt zu werden, wenn sie ihnen sagen, dass sie schwul oder lesbisch oder bi oder... wie in deinem Fall halt pansexuell sind. Ihnen wird von zuhause aus eingetrichtert, das es etwas Unnatürliches sei. Und es ist meine Aufgabe diese Schule zu einem sicheren Ort zu machen. Ein Ort, an dem jeder sich wohl fühlt. Zur Schulzeit von Arielle und mir hatte die LGBTQ-Community nur wenig Rechte. Diese Schule akzeptierte uns zwar, doch war es ein unbeschriebenes Gesetz, das man seine Sexualität nicht zeigen sollte. Und deshalb hatten Mister Rolfes und auch Adams Coming Out eine wunderbare Auswirkung. Sie waren diejenigen, die den Ball ins Rollen brachten. Doch leider haben wir immer noch einen weiten Weg zu gehen. Und hier kommst du ins Spiel, Mel. Ich will, dass du dir etwas einfallen lässt um diese, Schule zu einem sicheren Ort zu machen. Ich will, dass du all den Schülern und Schülerinnen hier mitteilst, dass sie akzeptiert werden und sie sich nicht zu verstecken brauchen. Sie können sich an die Lehrer wenden, wenn sie Angst vor der Reaktion ihrer Eltern haben und die wir finden eine Lösung." Mel starrte Belle fassungslos an, ehe sie ihre Stimme wiederfand. "Ich soll der ganzen Schule..." "Fang in kleinen Schritten an. Such dir Leute, die dich unterstützen. Wenn du dich nur umguckst, dann wirst du sicher jemanden finden." "Und, wie genau soll ich das anstellen?" Mel wirkte nicht gerade überzeugt. "Schatz, du bist ein wunderbarer Mensch. Ich bin dir sicher, dass dir etwas einfallen wird", mischte sich nun Arielle ein. "Und danke dir, Belle. Ich bin sicher, dass Mel sich anstrengen wird." "Nun, ich habe keinen Grund zur Annahme, dass Mel nicht alles geben wird. Immerhin hast du eine wundervolle Mutter, die dich in allem unterstützt!“ Sie lächelte Arielle wieder an und diese erwiderte das Lächeln verlegen. "Also... gäbe es sonst noch etwas zu besprechen?", fragte Mel und unterbrach damit diesen Moment zwischen ihnen. Wenn man es denn überhaupt Moment nennen konnte. Arielle war sich da nicht so sicher. "Nun, ja... ihr seid entlassen. Wenn du eine Idee hast, dann komm zu mir und wir besprechen alles Weitere. Zweieinhalb Wochen dürften ausreichen, einverstanden?“ Belle blickte sie auffordernd an und Mel stimmte zu. "Danke, dass du dir die Zeit genommen hast, hierher zu kommen, Arielle." Belle sah aus, als wolle sie noch etwas sagen, doch dann schüttelte sie ihren Kopf und stand einfach nur auf, um den beiden zum Abschied die Hand zu schütteln. Auf dem Weg zum Auto schwiegen beide. Mel blickte auf ihr Handy und checkte ihre verpassten Nachrichten und Arielle war in Gedanken bei Belle. Sie verfluchte sich dafür, dass sie Belle nicht zu einem... Date eingeladen hatte? Dabei wusste sie nicht einmal, ob Belle überhaupt auf Frauen stand. Zu ihrer Schulzeit war sie in Adam verschossen gewesen, und danach hatten sie sich aus den Augen verloren. "Sie frühstückt Sonntags gerne im Tiana's Palace", meinte Mel aus heiterem Himmel und Arielle blickte ihr Kind fragend an, ehe ihr klar wurde, dass Mel von Belle sprach. "Oh, okay. Wieso denkst du, es würde mich interessieren?“, fragte Arielle unbekümmert, während sie schon in Gedanken überlegte, wie sie zum Tiana's Palace kam. Es lag mitten in der Innenstadt und die Parkplätze waren dort ziemlich schnell weg. Arielle nahm den Fuß vom Gas, als sie sich einer Ampel näherten, die gerade auf Orange gesprungen war. "Weil ihr die ganze Zeit nicht eure Augen voneinander lassen konntet", entgegnete Mel und nutzte die Gelegenheit um im Handschuhfach nach einer Flasche Wasser zu kramen, die Arielle dort immer verstaut hatte. Mel nahm einige großzügige Schlucke daraus und legte die Flasche schließlich zurück. "Ernsthaft, das hätte selbst ein Blinder mitbekommen." "Nun, selbst wenn ich sie die ganze Zeit angestarrt hätte... Wer sagt, dass sie überhaupt auf Frauen steht?“ " Sie ist bisexuell, Mom. Hast du ihr eigentlich vorhin zugehört? Wenn sie von der LGBTQ-Community sprach, dann sagte sie nicht so etwas wie 'ihr' und 'euch'. Sie sprach von 'uns' und 'wir'." "Und weshalb bist du dir so sicher, dass sie bi ist?“ "Weil sie es uns selbst einmal erzählt hat. Sie war verheiratet gewesen... mit einer Soldatin, wenn ich mich richtig erinnere. Die beiden haben eine Adoptivtochter namens Jane, die... ich hab keine Ahnung mehr, was sie studiert... Miss Rose ist echt cool drauf, Mom. Lass dir die Chance also nicht durch die Finger gehen. Sonst mache ich meine Drohung wahr und melde dich bei einer Dating-Seite an." Arielle schmunzelte und fuhr Mel dann durch ihr Haar. "Ist okay, ich werde Sonntag dort antanzen und so tun, als wäre es ein totaler Zufall, dass wir uns treffen. Bist du dann zufrieden?“ "Solange ihr nicht in meiner Nähe herumknutscht. Das wäre megapeinlich." "Wieso? Weil wir zwei Frauen sind?", fragte Arielle neckend. "Nein. Weil ihr alt seid. Und weil du meine Mutter bist und es einfach mega awkward wäre, euch beide rummachen zu sehen." Arielle nutzte die Gelegenheit, als sie vor einem Andreaskreuz hielten um sich zur Seite zu beugen und Mel kurz zu umarmen. "Ich bin so stolz, dich als Kind zu haben!" Hosted by Animexx e.V. 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