On the run von Cirque_des_Reves ================================================================================ Kapitel 1: ----------- “Kannst du mir verraten, wie du hier schon wieder hineingeraten bis, Fräulein?“, brüllte Deadpool über den Lärm von brechenden Ästen, umfallenden alten Bäumen und übergroßen, trampelnden Hühnerfüßen auf dem Boden. Ja, richtig gelesen! Übergroßen, alles nieder trampelnden Hühnerfüßen! Was da alles platt gemacht wurde, wusste er nicht, aber das tat auch gerade wenig zur Sache. Oh, da flitzten ein Hase und drei Rehe an ihm vorbei! Sie wollten wohl auch kein blutiger Fettfleck am Boden werden. Verübeln konnte er es ihnen nicht. Aber es ärgerte ihn, dass sie schneller waren als er und sein Bündel. Nun gut, eigentlich war es seine Tochter, die er sich unter seinem Arm geklemmt hatte und vielleicht etwas zu fest an sich drückte, aber er wollte sie ja auch nicht verlieren. Das wäre ganz unpraktisch, immerhin war dieses komische Haus hinter ihr her. „Ich hab gar nichts ange-...Wuuu-aaah!“, schrie die Kleine und hob panische ihre Hände, als ein riesiger Ginsterstrauch vor ihnen auftauchte. Deadpool bog scharf nach links ab und versuchte dabei nicht über seine eigenen Füße zu stolpern. Gut, dass er dies nicht zum ersten Mal tat. Also hastig abbiegen, wegrennen tat er selten. Aber da sein Beschuss auf dieses dämliche Haus so rein gar nichts brachte, hatte er dann doch lieber die Beine in die Hand genommen, vor allem, da es um Ellie und nicht ihn selber ging. „Streich meine Frage einfach! Dafür haben wir jetzt keine Zeit! Erzähl mir das später! Irgendwann! Aber nicht jetzt!“, brüllte er wieder und musste feststellen, dass er sich für die falsche Seite entschieden hatte. Jetzt kam eine Wildschweinfamilie auf ihn zu gerast. Ganz schlecht! Die waren immer so angriffslustig und rannten einfach alles um, was ihnen im Weg war. Er sprang in die Höhe, schaffte es über die Bache, aber musste den Keiler als Abstützung nehmen, um noch etwas weiter springen zu können. Leider erwischten ihn die Hauer des Biests an seiner linken Wade. Er spürte, wie die Haut aufriss und warmes Blut herauslief. Gut, dass man es auf seinem Anzug nicht sehen würde. Die Landung war hart und ein stechender Schmerz ging von seiner Fleischwunde aus. Es würde wieder heilen, kein Problem! Vielleicht sogar bevor diese Verfolgungsjagd ein Ende genommen hatte. „Alles gut bei dir, Ellie?“, fragte er und sah zu seiner Tochter, die ihre Hände vor ihre Augen gepresste hatte. Aber es war kein Blut zu sehen, was verdammt gut war. Nur ein paar kleine Äste und Blätter hatten sich in ihrem dunklen Haar verirrt, aber das sah irgendwie süß aus. Ebenso wie sie vorsichtig ihre kleinen Hände wieder von ihren Augen nahm. Ach, das erwärmte ihm das Herz. Die Panik in ihrem Blick allerdings weniger. Er mochte sie lieber lächelnd und fröhlich, aber ok, das war bei diesem Szenario wahrscheinlich auch etwas viel verlangt. „Daddy!“, schrie sie und streckte ihre Finger gerade aus. „Ich hab dir doch gesagt, du sollst mich in der Öffentlichkeit nicht... Oh Fuck!“ Er hob seinen Blick und verstand, warum ihr eigener so panisch war. Da stand das alte Haus mit den Hühnerbeinen nur noch zwei Baumreihen entfernt und es scharrte tatsächlich mit seinem Hinterbein. „Du bist doch kein Stier!“, schnaubte er. „Nachher meinst du noch, du mit dem Schornstein zuerst angreifen zu müssen, was?“ „Da-Deadpool, sei still!“, schrie seine Kleine wieder und er war mächtig stolz darauf, dass sie doch tatsächlich nicht Daddy gesagt hatte. Ach, sie war schon ein schlauer Schatz! Doch wurden seine väterlichen Gedankengänge unterbrochen und das passierte wirklich nicht oft. Ernsthaft! Aber das Haus meinte sich auf einmal auf den verfluchten Hühnerbeinen drehen zu müssen. Bis jetzt war keine Tür zu sehen gewesen und er wollte nicht wissen, ob sich doch noch irgendwo eine befand, als sich die letzte Hauswand offenbarte. „Fuck!“, murmelte er etwas sprachlos, ehe er sich wieder auf zur Flucht machte und weitere deutlich unschönere Flüche folgten. Sicherlich würde Greenpeace oder sonst irgendeine Organisation bitterlich weinen und schimpfen wegen der ganzen Zerstörung des Waldes. Aber mal ganz ehrlich, das war eigentlich gar nicht seine Schuld, wenn man es genau nahm und er würde dafür auch sicherlich nicht gerade stehen! Es war dieses Haus und dessen Besitzer, den er noch nicht gesehen hatte. Es musste jemand da drinnen sein und den Ton angeben, oder? So ein tollwütiges Haus ließ man doch nicht einfach so herum laufen?! Wenn er es sich nicht eingebildet hatte, dann hatte er ein ziemlich schräges Lachen gehört. Gackernd und rau und alt. Definitiv weiblich, aber er wollte die dazugehörige Person nicht live und in Farbe sehen. Sein Kopfkino stellte da schon genug schräge Sachen zusammen. Alte runzelige Haut, überall diese komischen Altersflecken, verfaulte Zählen, gelbe viel zu lange Fingernägel, unter denen komische Sachen kleben, wie Dreck, Blut und Haut von anderen Menschen. Sie stank bestimmt auch ganz schrecklich – tausendmal schlimmer als Blind Al - und sie sabberte. Dauernd, durchgehend! Deadpool schauderte nicht, ihm wurde speiübel, aber würde er sich jetzt übergeben, bekäme Ellie sicherlich etwas ab. Keine gute Idee! Stattdessen schlug er lieber einen Haken, landete äußerst unelegant auf einem umgestürzten Baumstamm – seine Wunde an der Wade tat doch mehr weh, als ihm lieb war – und wollte dann auf der anderen Seite weiter, wäre da nicht ein reißender Fluss gewesen. „Gibt es hier denn gar keinen Ausgang aus diesem verfickten Wald?!“, fluchte er, als er auch schon einem panischem Bären auswich, der sich tatsächlich in die Fluten warf. „Nein, so verzweifelt bin ich noch lange nicht!“ Doch statt dass diese verrückte Verfolgungsjagd weiter ging, spürte er auf das nur allzu beklemmende Gefühl von Spinnennetzen um seinen Brustkorb. Dann ging es auch schon mit einem Ruck aufwärts. Deadpool ächzte und spürte, wie die Knochen von mindestens zwei Rippen brachen. Es war ein unschönes Gefühl, aber viel zu bekannt, als dass es ihn großartig stören würde. Die Äste, die seine Haut schrammten, waren da etwas unangenehmer. Ellie quietschte vergnügt, während das Haus unter ihnen stehen blieb, aber keinen Mucks von sich gab. Er hätte damit gerechnet, dass es einen lauten Schrei von sich gab oder irgendwas, aber nicht einfach still blieb. „Irgendwie enttäuschend!“, murrte er, als er endlich die Baumzipfel erreicht hatte und den Helikopter erkennen konnte, in den sie gezogen wurden. „Geht das auch schneller?“ Dabei war die freundliche Spinne von nebenan schon dabei, das Spinnennetz herunter zu klettert. Es sah verdammt cool aus! Und nein, er war kein Fanboy von Spider-Man. Vielleicht ein klitzekleines bisschen. Ellie würde es dementieren und sagen, dass er sein größter Fan war. Hoffentlich hielt sie ihre Klappe, nicht wie beim letzten Mal. „Onkel Spidey!“, freute sie sich, als die Spinne bei ihnen angekommen war. „Du weißt, ich steh darauf, deswegen tust du das. Richtig?“, grinste Deadpool, als er den linken Fuß des Superhelden auf seinem Kopf hatte und die Hände auf seinem Brustkorb. „Halt die Klappe Wade!“, knurrte die Spinne und stellte das rechte Bein auf das Brustbein von Deadpool, während er seine Hände ausstreckte, damit er Ellie in die Arme nehmen konnte. „Halt dich gut fest, Ellie.“ „Natürlich!“, versprach sie und klammerte sich an den Körper. Sie sah so glücklich aus und es war für Deadpool echt verständlich, auch wenn er etwas eifersüchtig war. „Vergiss mich nicht!“, rief Deadpool nach oben. „Ich möchte mich nämlich auch ganz fest halten an dir!“ „Ich kapp es gleich, wenn du dein Maul weiter aufreißt!“, war seine Antwort, die ihn vergnügt glucksen ließ. Wenn er sein Handgelenk ausrenken würde, dann käme er auch an seine Katana heran und konnte die Spinnenweben selber durchtrennen. Aber sicherlich wusste Spidey das, der war nämlich ein helles Köpfchen! Ach, es war nett von ihm gerettet zu werden. Wobei die Frage aufkam, warum war er eigentlich hier? Das würde er ihm gleich fragen, sobald er mit oben im Heli saß. Vergnügt pfiff er und wartete darauf, dass die Spinne wieder herunter kam. Er würde Ellie zu Emily Preston bringen und dann hatten sie das Land so schnell wie möglich zu verlassen. Er könnte dann noch den ein oder anderen Wodka mit Spidey heben und sie hätten eine Menge Spaß! Ja, das war ein guter Plan. Was allerdings das kirre Lachen in seinem Plan zu suchen hatte, verstand er nicht sofort. Erst als er seine Augen wieder öffnete und ein altes Weib auf einem Besen erblickte, bemerkte er, dass es nicht von ihm kam. „Hey, misch dich nicht in mein Happy End ein!“, brüllte er wütend und schwang wild hin und her. „Das Mädchen gehört mir!“, schrie die Alte. Gott war sie hässlich! Die Idee mit dem Ausrenken war vielleicht doch keine so schlechte Idee. Es krachte und auch wenn er die Warnung von Spider-Man hörte, endlich still zuhalten, beachtete er sie nicht. „Keine Zeit, Spidey! Sorg' dafür, dass Ellie hier weg kommt!“ Er durchtrennte das Spinnennetz, was ihn gefangen hielt und sprang dann halbwegs gezielt auf die Alte zu, um eigentlich auf dem Besen oder ihr zu landen. Ging voll daneben! Der Aufprall riss die Alte vom Besen und so ging es im Sturzflug zurück in den Wald. „Du bist so alt und schon am vermodern, aber metallene Beißerchen?“ Deadpool staunte ernsthaft über das Gebiss der Alten, die gerade ihre Lippen bleckte und auf ihm saß. Der Aufprall würde also ihn treffen. „Und du stinkst noch übler als ich es mir vorgestellt habe. Kennst du Duschen, die sind eine hervorragende Erfindung. Zur Not hilft auch einfach Wasser und Seife und jetzt geh runter von mir!“ Er zog seine Pistole und feuerte, aber die Alte war verdammt schnell. Er traf sie nicht und das brachte so einige unschöne Déjà-vus mit sich! „Klappt wohl nicht so, Bürschen!“, hörte er die raue Stimme der Alten. „Wenn ich das Mädchen nicht kriege, dann nehme ich dich mit zu den Toten.“ Doch bevor er noch etwas sagen konnte, landete er sehr unvorteilhaft und mehrfach aufgespießt auf einem abgebrochenen Baumstumpf. Sein Körper zeigte für den Moment keine Lebenszeichen und so richtete sich die Alte auf und verschwand zufrieden. Sie hatte noch mehr Seelen zu holen, die sich gerade in ihrem Gebiet befanden. Zum Beispiel diese zwei Wilderer weiter ostwärts. „Du hast hier immer noch nichts verloren...“, hauchte eine leise Stimme und Wade glaubte seinen Augen kaum, als er unweit von ihm Lady Death entdeckte. Er wollte zu ihr, was er normalerweise konnte, wenn er mal im Totenreich war. Aber sie hielt ihn davon ab, in dem sie einfach nur ihre Skeletthand hob. „Geh wieder zurück!“ „Aber ich könnte dich nun küssen, Süße!“ So einfach wie sie sagte, war es gar nicht, immerhin wusste er weder wo hier der Ausgang war, noch was ihn davon abhalten sollte nicht bei ihr zu bleiben. Immerhin hatte sie doch gesagt, dass sie sich erst näher kommen würden, wenn er tot wäre. War er jetzt, also? „Wir haben uns so lange nicht gesehen und ich habe dich wirklich vermisst!“ „Du hast eine Tochter und Shikla ...“, hauchte sie wieder und der Saum ihrer Kapuze rutschte etwas nach hinten. So konnte man in ihren bleichen Schädel sehen, als sie näher schwebte. Sie war atemberaubend und er erinnerte sich an die vielen kleinen Abenteuer, die sie erlebt hatten. Auch wenn sie genau genommen nicht real gewesen waren, sondern von ihr erschaffen. Aber er wollte es nicht so genau nehmen, stattdessen ging er ihr entgegen und lehnte sich vor, um sie zu küssen. „...und kein Recht zu sterben!“ Sie stieß ihn mit ihrer Skeletthand gegen jene Stelle, wo sein Herz saß und er setzte sich im nächsten Moment ruckartig auf. Seine Lippen pressten sich dabei hart gegen etwas Warmes. Definitiv nicht Lady Death. Seine Sicht klärte sich und er wurde wieder zurück gestoßen. Dann erst erkannte er, wenn er gerade geküsst hatte. „Spidey?“, kam es ungläubig über seine Lippen. „Halt die Klappe!“, knurrte jener und rieb sich über seine Maske. „Das war unser...“, plapperte Deadpool natürlich weiter. Warum sollte er sich auch abhalten lassen. „Ich sagte, du sollst die Klappe halten!“ „... erster Kuss? Ich habe ihn mir ja ein wenig anders vorgestellt. So mit Kerzenschein und romantischer... Autsch!“ Deadpool rieb sich den Schädel, da Spider-Man ihn mit einem dicken Ast eine verpasst hatte. „Genau die Stelle tat noch nicht weh! Ich hab zwar gesagt, ich steh auf Schmerzen und Fesselspiele, aber können wir nicht etwas langsamer beginnen. Der Boden ist verdammt holprig. Ey, hörst du mir zu!“ „Halt endlich die Klappe oder ich zerre dich wirklich den ganzen Weg über den Boden zurück!“, warnte Spider-Man. „Immerhin ist Baba Jaga weg.“ „Wer? Oh, heißt die Alte so? Woher kennst du sie?“ Deadpool wurde weitergeschleift. Seine Wunden heilten und er fragte sich, ob es etwas gab, was die Spinne nicht wusste. Damit sollte er sich mal Zuhause auseinandersetzen. Wo sie sich doch nun geküsst hatten, waren sie auf einer anderen Ebene. Und... oh! Das würde Ärger mit Shikla geben, wenn sie es herausfand. Er schwieg und biss die Zähne aufeinander, um sich einen Plan zu überlegen, dabei überhörte er die Erklärung zu Baba Jaga. Sie war jetzt wirklich absolut nebensächlich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)