Alles auf Anfang von buntetraumwelt91 ================================================================================ Kapitel 1: Prolog ----------------- Mein Körper war starr vor Angst. Unaufhaltsam liefen unzählige Tränen meine Wangen entlang. Sie verschleierten meine Sicht und hinderten mich daran, dass volle Ausmaß dieser Katastrophe zu sehen. Mein Herz schrie vor Schmerz und mein Verstand konnte nicht begreifen was vor hier vor sich ging. Alles was ich kannte, alles was ich liebte, war zerstört. Kein Stein lag mehr auf den anderen. Leblose Körper überall wo man hinsah und dann dieser entsetzliche Geruch, der sich in meine Gedanken fraß. Blitze durchzogen den Himmel und lautes Donnern übertönte die panischen Schreie, all derer die Angst um ihr Leben hatten. Innerhalb weniger Minuten war nichts mehr von Tokyo zu sehen gewesen. Alles ein einziger Trümmerhaufen und unter diesen unzählige zerstörte Existenzen. Ich versuchte zu schreien, doch kein einziger Ton verließ meine Kehle. Ich versuchte zu kämpfen, doch mein Körper war starr vor Angst. Es war fast so, als wär all meine Kraft verschwunden. Als wenn etwas fehlte. Etwas, was mir die Kraft gab, alldem ein Ende zu setzen. Doch das einzige was ich konnte war weinen, während all die Bilder sich in mein Herz fraßen und es Stück für Stück zerbrach. Kapitel 2: Begegnungen ---------------------- 1. Begegnungen Schweißgebadet wachte ich auf. Mein Atmen ging stoßweise und mein Herz raste wie nach einem Marathon. Verzweifelt krallte ich mich in meiner Bettdecke fest. Nasse Strähnchen klebten an meiner Stirn. Unzählige Bilder schossen durch meine Erinnerungen und einzelne Tränen liefen meine Wangen entlang. „Das war nur ein Alptraum! All das war nicht real!“, murmelte ich leise vor mich hin und versuchte mich selbst zu beruhigen. Doch wirklich funktionieren wollte es nicht. Warum quälte mich dieser Traum jede Nacht aufs Neue? Seit mehr als zwei Wochen ging es nun schon so und allmählich nagte es an meine Substanz. Alles wirkte so unglaublich real. Ich konnte den Schmerz spüren, den beißenden Geruch riechen und meine eigene Verzweiflung war tief in mir verankert. Diese Hilflosigkeit setzte mir zu und ich hatte langsam das Gefühl den Verstand zu verlieren. Ich wollte schreien und all dem Kummer freien Lauf lassen, doch ich biss mir auf meine zitternde Unterlippe. Ganz leicht schmeckte ich den metallischen Geschmack von Blut. Seufzend warf ich die Bettdecke zur Seite und stand mit zitternden Beinen auf. Einen Moment schwankte ich, doch ich konnte mich gerade noch so an meinen Nachtschränkchen festhalten. Vorsichtig setzte ich mich in Bewegung und ließ mich auf den Stuhl vor meinen Schminktisch nieder. Doch das was ich dort sah, machte mir Angst. Unter meinen Augen lagen dunkle Schatten und tiefe Ringe. Mein Gesicht war blass, ja fast schon bleich. Zudem konnte man genau die Tränenspuren sehen. Meine blonden Haare glichen eher einem Vogelnest. Das war nicht mehr ich. Verzweifelt vergrub ich das Gesicht in meinen Händen und ließ den Tränen erneut freien Lauf. Irgendwann hatte die Müdigkeit letztlich doch noch einmal gesiegt und ich war auf meinen Stuhl eingeschlafen. Nicht gerade die bequemste Position, das machte mir vorallem mein Rücken mehr als deutlich. Stöhnend rieb ich mir den Nacken und konnte mir dennoch ein kleines Gähnen nicht verkneifen. Ich hatte zwar unruhig und vorallem unbequem geschlafen, aber der Traum hatte mich wenigstens diesmal in Ruhe gelassen und ich konnte mich etwas erholen. Zwischenzeitlich hatte ich tatsächlich das Gefühl, das der Traum von Bedeutung war. Doch ich hatte Angst vor der Wahrheit und den möglichen Konsequenzen. Tagsüber konnte ich mich ablenken, doch sobald ich alleine war und die Chance hatte über all das nachzudenken, holten die Bilder mich wieder ein. Verzweifelt versuchte ich den wiederkehrenden Alptraum nicht mein Leben bestimmen zu lassen. Es reichte schon vollkommen, das er mir den Schlaf und allmählich auch meine Nerven raubte. Oh Shit, nicht schon wieder. Wieder einmal war ich viel zu spät dran. Ich wollte mich mit Naru, meiner besten Freundin treffen, um ein Geburtstagsgeschenk für meine Mutter zu finden. In Windeseile raste ich ins Bad und duschte im gleichen Tempo. Alleine meine langen Haare würden einiges an Zeit kosten. Mittlerweile gingen sie mir im offenen Zustand bis zu den Kniekehlen. Ein Grund warum ich sie immer zu Odangos trug. So waren sie ein ganzes Stück kürzer und störten mich nicht im Alltag. Abschneiden war für mich absolut keine Option. Dafür war ich viel zu stolz auf meine blonde Pracht. Keine fünf Minuten später stand ich bereits mit den Föhn bewaffnet vor dem Spiegel und versuchte sie wenigstens anzutrocknen. Da es inzwischen angenehm warm war, konnte der Rest auch Lufttrocknen. Die Knoten auf meinen Kopf waren schnell gemacht, nur das Make-up würde jetzt noch einiges an Zeit in Anspruch nehmen. Schließlich wollten die dunklen Augenringe gründlich verdeckt werden. Doch inzwischen hatte ich eine ganz gute Technik für mich entdeckt. Anschließend noch ein passendes Outfit, bestehend aus Jeans und weißer Bluse und ich war fertig. Allerdings verriet mir ein Blick auf die Uhr, das ich mir das Frühstück abschreiben konnte. Musste ich halt etwas bei Motoki essen. Hektisch griff ich nach meiner Handtasche und schon war ich unterwegs. Meiner Familie rief ich noch schnell ein ´Guten Morgen!´ zu, ein 'Tschüß´ hinterher und weg war ich. Da wir relativ außerhalb wohnten, war ich tagtäglich auf die Bahn angewiesen. Das machte es mir allerdings auch nicht wirklich einfacher pünktlich zu sein. Ein paar Sekunden zu spät und ich musste weitere zehn Minuten warten. So sehr ich mich auch anstrengte, so richtig wollte es einfach nicht klappen. Doch wenn ich meinen Vater mir so ansah, wusste ich von wem ich dieses Gen vererbt bekommen hatte. Es wurde wirklich Zeit, das ich nächste Jahr meinen Führerschein machen durfte. Mobil in Tokio zu sein, hatte wirklich seine Vorteile. Gerade als sich die Türen der Bahn schließen wollten, steckte ich meine Handtasche dazwischen und glitt hinein. Ich war zwar vollkommen außer Atem, aber wenn nicht irgendetwas unvorhersehbares geschehen würde, käme ich diesmal tatsächlich nicht zu spät. Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen. Eventuell wurde ich ja wirklich langsam erwachsen. Doch ehe ich weiter über mich und mein Verhalten philosophieren konnte, legte die Bahn eine Vollbremsung hin. Verzweifelt versuchte ich mich an den Griff über mir festzuhalten, doch ich war einfach zu klein. Panisch kniff ich die Augen zusammen und wartete auf den Aufprall. Doch nichts dergleichen geschah. Statt des Bodens spürte ich einen warmen Körper ganz nah an den meinen. Große Hände legten sich um meine Taille und hielten mich sicher umschlungen. Meine ruhten wiederum auf einer harten Männerbrust, worunter ich einen rasenden Herzschlag wahrnehmen konnte. Ein köstlicher Duft stieg mir in die Nase, den ich genießerisch inhalierte. Es war die perfekte Mischung aus Rosen und Schokolade. Ganz langsam öffnete ich meine Augen und das erste was ich sah, brachte mein Herz zum rasen. Die harte Männerbrust fühlte sich nicht nur unglaublich an, nein, sie sah auch noch mindestens genauso appetitlich aus. Ein weißes Hemd umhüllte sie und zeigte dennoch mehr, als sie sollte. Meine Fingerspitzen hatten sich unbemerkt in den dünnen Stoff festgekrallt.Ich hatte beinahe das Gefühl die Zeit wäre stehen geblieben, als ich mich endlich traute meinen Kopf zu heben und meinen unbekannten Retter ins Gesicht zu blicken. Ganz langsam wanderte mein Blick nach oben. Breite und starke Schultern, die eine Frau dazu einluden sich daran festzukrallen. Ein langer und schlanker Hals. Markantes Kinn und wunderschön geschwungene Lippen, die geküsst werden wollten und momentan leicht geöffnet waren. Wundervolle Wangenknochen und eine schmale, filigrane Nase. Doch was mir den Boden unter den Füßen wegzog, waren seine Augen. Wunderschöne ozeanblaue Augen, die mich in ihren Bann zogen und mir das Gefühl gaben, bis tief in meine Seele schauen zu können. Dichte, lange Wimpern umrahmten sie und ließen mich innerlich zerfließen. Seine pechschwarzen und wildverschwuschelten Haare, schrien förmlich nach meinen Händen. Wenn es so etwas wie einen Traumprinzen gab, dann stand ich gerade hier vor einen. Blau traf auf blau. Verschlungen sich. Ich wollte etwas sagen, doch mein Mund war staubtrocken und mein Gehirn hatte sich gerade komplett verabschiedet. Wahrscheinlich war ich gerade im Himmel gelandet ohne es zu merken. Ich wollte irgendetwas tun, doch mein Körper war starr. Selbst wenn ich gewollt hätte, ich hätte mich nicht bewegen können. Hätte nicht die starken Hände, die fest meine Taille umschlossen und beschützend hielten, wegschieben können. Ein leises Räuspern verließ seine Kehle und jagte mir einen erneuten Schauer über den Rücken. Doch auf das was jetzt kam, war ich nicht vorbereitet. „Alles in Ordnung? Hast du dich verletzt?“ Jetzt war ich definitiv im Himmel. Seine Stimme klang rau und betörend sinnlich. Fast so als wenn er gerade mit Reißzwecken gegurgelt hätte und dennoch lag eine Sanftheit in ihr, die mich erröten ließ. Mein Herz legte gerade einen Marathonlauf hin. Sein schief gelegter Kopf und der fragende Blick ließen mich beinahe vergessen zu atmen. „Ich.. Alles okay. D-danke.“, gab ich einfach von mir und war nicht in der Lage einen normalen Satz zu bilden. Die Wörter rasten nur so durch meinen Kopf und dennoch hatte ich das Gefühl, er wäre komplett leer. „Da bin ich ja beruhigt!“, erwiderte er mit einen verschmitzten Lächeln und war sich anscheinend tatsächlich bewusst, welche Wirkung er da gerade auf mich hatte. Ein kleines Grübchen bildete sich auf seiner Wange und ich konnte nur mit Mühe ein lautes Seufzen unterdrücken. Doch gerade als ich etwas erwidern wollte, stieß mich jemand von hinten an und brachte mich in die Realität zurück. Erst jetzt wurde mir bewusst das wir nicht alleine waren. Inzwischen starrten uns alle in unserer Umgebung an und schienen Gefallen an dieser Situation gefunden zu haben. Ich kam mir vor wie ein Tier im Käfig. Erneut färbten sich meine Wange rot, doch diesmal aus Scham. Mir wurde unsagbar heiß und ich versuchte mich so schnell wie möglich von meinen Gegenüber zu lösen. Schnell versuchte ich auf Abstand zu gehen und bemerkte dabei gar nicht, das er nur widerwillig seine Hände von mir löste. Die körperliche Nähe unterbrach er allerdings nicht. Ich hätte nur meine Hände ganz leicht ausstrecken müssen, um ihn erneut berühren zu können. Doch das leise Seufzen um mich herum, hinderte mich daran wieder komplett wegzudriften. Ich spürte sämtliche Blicke auf mir und konnte Wortfetzen hören. Ganz langsam hob ich meinen Blick und sah durch meinem Pony hin durch. Alle männliche Wesen hatten ein dreckiges Grinsen im Gesicht. Die älteren Frauen sahen uns beide verträumt an und schienen in Erinnerungen zu schwelgen. Alle unter fünfundzwanzig konnten entweder ihren Blick nicht von meinen Retter nehmen oder schossen Giftpfeile in meine Richtung. Ich wollte nicht wissen wie viele gerne mit mir getauscht hätten. Aufjedenfall hatten sie ein Gesprächsthema, was sie anscheinend auch sofort ausnutzen. Mein Retter schien mich mit seinen Blick regelrecht zu durchbohren und ich war unfähig auch nur irgendwie zu handeln. Das einzige was ich wirklich mitbekam, waren seine Augen und das Lächeln was er mir schenkte. Ich hatte ja noch nicht einmal mitbekommen das wir längst weiter gefahren waren. Gerade als er seinen Mund öffnete um etwas zusagen, erklang auch schon die Durchsage mit meiner Haltestelle. Inzwischen kam ich mir vor wie ein Karpfen auf den trockenen. Zwar versuchte ich immer wieder irgendwelche Wörter mit meinen Mund zu formen, doch kein kleiner Mucks verließ meine Kehle. Plötzlich blieb die Bahn stehen und ich wusste, das ich endlich hier raus musste, sonst wäre das heute mein sicherer Untergang gewesen. Als ich mich rasch umdrehte um aus der Bahn zu kommen, streifte meine Hand die seine und ein Stromschlag durchfuhr meinen Körper. Jeder kleine Millimeter meines Körpers stand unter Strom. Kurz streiften unsere Blicke sich, doch ich war so überwältigt von der ganzen Situation, das ich nicht anders konnte als die Flucht zu ergreifen. Ich raste aus der Bahn und keine fünf Sekunden später schlossen sich die Türen und sie fuhr davon. Doch anstatt weiterzulaufen, stand ich einfach nur da und konnte es nicht fassen. Konnte all das was gerade geschehen war, nicht in Worte fassen. Dieser Mann hatte mich umgehauen und das obwohl er mich aufgefangen hatte. Wenn ich mich nicht zu sehr täuschte, schien es ihm allerdings nicht viel besser ergangen zu sein. Oder war all das nur Wunschdenken und ich reimte mir etwas zusammen, was gar nicht den Tatsachen entsprach? Ich atmete tief durch und versuchte mich und meine Gedanken unter Kontrolle zu bringen. Die Wahrscheinlichkeit das ich ihn in einer Millionenstadt wie Tokio je wiedersah war so minimal, das es schon fast ausgeschlossen war. Der schöne Unbekannte hatte mich und meine Hormone wirklich komplett durcheinander gewirbelt. ´Reiß dich endlich zusammen Usagi! Wahrscheinlich hat er dich so schnell wieder vergessen, wie der Moment geschehen war.´, ermahnte ich mich in Gedanken, strafte meine Schultern und versuchte den Schwarzhaarigen aus meinen Gedanken zu verbannen. Ein Blick auf die Uhr, verriet mir das es kurz vor zehn war. Erschrocken riss ich meine Augen auf und fluchte vor mich hin. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Ich würde schon wieder zu spät kommen und das obwohl ich so gut in der Zeit gelegen hatte. So schnell wie mich meine Beine tragen konnten, rannte ich durch die Straßen von Tokio. Immer wieder rief ich irgendwelche Entschuldigungen, weil ich ausversehen meine Mitmenschen angerempelte. Anscheinend war ich doch meilenweit davon entfernt, endlich erwachsen zu werden. Gerade als ich um die Ecke des Crown einbiegen wollte, erklang ein herzerwärmendes Miauen. Meine Schritte wurden langsamer und verwirrt sah ich mich um. Das Geräusch wurde immer lauter und ich ging ganz langsam in die Gasse. Ich spitzte meine Ohren und versuchte es zu lokalisieren. Kam das tatsächlich aus dem Karton der achtlos vor die Mülltonne gestellt wurde? Ich ging darauf zu und hockte mich direkt dafür. Vorsichtig öffnete ich die Kiste und sah hinein. Mein Herz wurde unendlich schwer. In einen Haufen Zeitung gewickelt lag eine kleine schwarze Katze. Ihr Blick schien mich zu durchbohren. Ein Pflaster klebte auf ihrer Stirn und ihre Ohren zuckten wild herum. Langsam, weil ich sie nicht erschrecken wollte und auch nicht wusste, ob sie eventuell verletzt war, griff ich unter ihre Achseln und hob sie beinahe zärtlich aus den Karton. Unsere Blicke waren immer noch ineinander verankert. „Na meine Kleine?“, sagte ich sanft und versuchte festzustellen ob sie irgendwo verletzt war. Doch sie schien zumindest keine offenen Wunden zu haben. Ein kleines Miauen erklang, fast so als wenn sie mich begrüßen wollte. Zärtlich berührte ich das Pflaster auf ihrer Stirn und zog es ganz vorsichtig hinunter. Was ich darunter entdeckte, überraschte mich. Auf ihrer Stirn war eine Mondsichel. Heller als der Rest ihres Fells und absolut akkurat. Gerade als ich darüber streichen wollte, weil es mich so faszinierte, fing sie an zu strampeln und sprang aus meinen Armen. Schweigend sah ich ihr hinterher und ein merkwürdiges Gefühl machte sich in mir breit. Während ich aufstand und mir unbewusst den Staub von der Kleidung strich, überschlugen sich meine Gedanken. Ich hatte beinahe das Gefühl das Kätzchen schon einmal gesehen zu haben. Gedankenverloren schüttelte ich meinen Kopf. Sie wäre mir mit ihrem speziellen Aussehen aufjedenfall im Gedächtnis geblieben. Doch das Gefühl ließ mich selbst nicht los, als ich im mäßigen Schritt die Gasse verließ und auf den Weg ins Crown war. Nichtsahnend das sich mein komplettes Leben an diesen Tag für immer verändern würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)