Black Mirror von Rinnava ================================================================================ Kapitel 3: Juligeschrei ----------------------- Kapitel 3 - Juligeschrei Tief flogen die Wolken über Tokyo und warfen lange Schatten auf die weiße Treppe des Hikawa-Tempels, sodass diese viel mehr dem Grau des Himmels ähnelten. Bunny musste aufpassen in der Eile nicht über eine der Stufen zu stolpern, war sie doch schon viel zu spät für ihre Verabredung mit den anderen Sailor-Kriegerinnen. Und dabei wollten sie heute ausnahmsweise im Park picknicken. "Na, Bunny! Ich bin ja geehrt, dass du überhaupt noch erscheinst", drang es von einer der oberen Treppenstufen herunter. Die Ironie in diesen Worten war kaum zu überhören. Bunny kannte diese Stimme nur zu gut, gehörte diese doch zu einer der nervigsten Personen überhaupt, Rei Hino. Schnell schaute die Blondhaarige nach oben, machte sich bereits gefasst, mit einem ebenso sinnlosen Kommentar zu kontern. Und dort, unter dem weißen Eingangstor, standen die Senshi in Reih und Glied aufgestellt. Rei hatte die Arme abwartend verschränkt und tippte immer wieder mit den Fußspitzen auf den steinernen Erdboden. Auch die anderen Kriegerinnen schienen genervt. So langsam wurde es schwer die ganzen, mit Essen bepackten Körbe in den Händen zu halten. "Ich kann ja auch nichts dafür, dass ich nachsitzen musste! Nur, weil ich in der Stunde Die Fragen nicht Beantworten konnte da sie erst noch bei uns im Unterricht dran kommen werden", entgegnete die Blonde. Inzwischen hatte auch Bunny die Anderen erreicht und lehnte sich an einen der Pfeiler des Eingangstores - die wütenden Blicke von Ray ignorierend. Konnte die Sailor-Kriegerin doch nichts dafür, das ihre Englisch Lehrerin sie nicht ausstehen konnte. Makoto schüttelte nur schmunzelnd den Kopf, nickte aber verstehen den Kopf. "Hier, trag das mal." Die Augen der jungen Tsukino weiteten sich sich als sie das Wunderschön zubereitete Essen sah als sie die Decke ein wenig zu Seite nahm, die Makoto vorsichtshalber über das Essen gelegt hatte. "Hast du das etwa alles allein gekocht?" "Natürlich nicht!", schaltete sich nun auch Minako ein und fiel ihr schon in der nächsten Sekunde zur Begrüßung um den Hals. "Und da wir, im Gegensatz zu einer anderen, gewissen Person, auch alle tatkräftig geholfen haben, lässt du, Usagi Tsukino, uns auch schön was übrig!" Etwas mit abstand folgte Bunny den anderen Kriegerinnen die Treppe hinunter. Das Gemurmel der anderen Parkbesucher im Hintergrund wirkte fast wie die Monotonie des Meeresrauschens. Hier, etwas abseits der Wege waren sie nicht dem üblichen Lärm ausgesetzt. "Ich sage dir doch, Minako, du siehst das völlig falsch! Die Liebe ist schlichtweg die Freisetzung von mehreren, chemischen Botenstoffe, die das Glücksgefühl in unserem Gehirn auslösen. Laut Studien gibt es ungefähr tausend Menschen auf der Erde, die bei dir das Verliebt-sein auslösen können und nicht nur einen", belehrte die blauhaarige Mizuno ihre Freundin erneut. Anscheinend diskutierten Minako und Ami schon wieder über die Liebe. Vor einigen Tagen hatte es alles mit einer kitschigen Romanze und der Frage, ob es wirklich den einen Traummann gab, begonnen und seitdem fuhren sich Minako und Amy beinahe in ihren eigenen Meinungen fest. Bunny hörte schon gar nicht mehr zu, waren es doch sowieso immer die gleichen Argumente von beiden Seiten. Bemerken schienen sie dies allerdings nicht gerade und so fuhr nun Minako fort: "Mann, Ami. Sei nicht immer so unromantisch wie dein Computer. Liebe ist Liebe und meine gehört nur einer einzigen Person... die ich nur noch finden muss!" Langsam schloss Bunny die Augen und entspannte sich allmählich. Den Ärger, wegen des Nachsitzens hatte sie schon längst vergessen. Da... Da war was! Die Blondhaarige schreckte panisch aus ihrem Halbschlaf hoch. War dies gerade ein Traum gewesen? Klar und deutlich hatte sie doch jemanden schreien hören. Es war nicht diese Art von fröhlichem Gekreische, wenn man über etwas ausgesprochen laut lachte, es hörte sich viel mehr danach an, als würde eine Person Hilfe benötigen. Suchend schaute sich Bunny um. Weite Wiesen, alte Lindenbäume, rot-karierte Picknickdecken - etwas Auffälliges bemerkte die Blondhaarige nicht. Vielleicht hatte sie auch nur etwas aufgeschnappt ohne den Hintergrund zu wissen. Immerhin schien keine der anderen Kriegerinnen etwas bemerkt zu haben. "Hi-lfe.... ." Der ungewöhnlich hohe Ton erklang erneut, glich dieses Mal aber eher einem erstickten Schrei. Ein ungutes Gefühl breitete sich in der Magengegend der Blonden aus. Auch ihre Begleiter wirkten nervöser als zuvor. Es war kein Traum, definitiv nicht. "Bunny?", fragte Makoto ihre Freundin. Die Blonde starrte unentwegt in eine Richtung. "I-Ich glaube, es kam von dort.", deutete sie auf eine etwas abgelegene Stelle im Schatten und sprang hektisch von ihrem Platz. "Dort hinten unter den alten Linden." Aus dieser Position konnte man nur schwer etwas erkennen, standen sie doch zu weit entfernt. Bunny sah lediglich zwei verschwommene Gestalten. Sie wirkten wie Menschen, doch keine Menschlichkeit haftete an ihnen. Ihre Präsenzen fühlte sich anders an, vollkommen fremd und von Dunkelheit durchtränkt, jedoch frei von jeglicher Bösartigkeit. Rei war die Erste, die sich regte und sprintete in die Richtung, in die Bunny kurz zuvor noch gezeigt hatte. Auch die anderen Kriegerinnen begannen sich zu regen. Dennoch konnte die Mond-Kriegerin nicht einschätzen, ob sie sich aus freiem Willen dorthin begaben oder von einer ihr unbekannten Macht angezogen wurden. Bunny musste lediglich die Augen schließen und ihre Beine bewegten sich von allein, trieben sie gezielt in eine Richtung. Sie setzte einen Schritt vor den anderen und bemerkte dabei nicht einmal, wie schnell sie rannte, überholte sogar die anderen Kriegerinnen. Bunny zuckte merklich zusammen, als ihre Fußspitze auf einen weichen Widerstand traf. Sie öffnete verwirrt die Augen. Es war, als hätte sie einen menschlichen Körper berührt. Eine Frau lag mit geschlossenen Augen vor ihr auf dem Boden. Rote Haare zierten ihr Haupt und dunkle Strähnen fanden sich darin wieder. Doch die Präsenzen, die Bunny gerade eben noch verspürt hatte, waren verschwunden. Schnell beugte sich Bunny zu der daliegenden Frau hinunter und taste vorsichtig ihren Puls ab. Laut atmete die Blondhaarige aus. Sie lebte zum Glück. Gerade wollte sie die bewusstlose Person in die stabile Seitenlage bringen, als ein kleiner Gegenstand Bunnys Aufmerksamkeit auf sich zog. Ein Kristall lag dort im Gras verborgen. Es war wunderschön, so wie er vor sich hin strahlte. Lediglich dunkle Stellen an den Rändern raubten etwas seiner Ansehnlichkeit, sodass kein Juwelier ihn verarbeitet hätte. Bunny wollte ihn unbedingt berühren. Auch in dem Kristall vor ihr spürte sie diese eigenartige Präsenz. Sie wirkte lange nicht so stark und anziehend wie jene zuvor, wies dennoch gewisse Ähnlichkeiten auf. Kaum berührte die Fingerkuppe der Blondhaarigen ihn, begann dieser zu leuchten. So hell, dass Bunny unweigerlich mit der Hand ihre Augen bedecken musste und nur gerade so durch einen Spalt zwischen den Fingern etwas erkennen konnte. Es schien, als würde der Kristall in den Körper der Frau eintauchen, als wäre er ein Teil von ihr, der schon immer mit dem Körper der Frau verbunden war. Das Licht ebbte schlagartig ab und Bunny starrte unentwegt auf die Stelle im Gras, auf der sich gerade eben noch der Kristall befand. Erst, als sie die leise Stimme von Ami hörte, schreckte sie auf. Wie schnell war Bunny denn gerannt, dass die Anderen sie gerade eben erst erreichten? "Hallo? Können Sie mich hören?", fragte die Blauhaarige immer wieder und nach einer Weile öffnete auch die Frau ihre Augen. Sie schien zwar etwas verwirrt, doch beteuerte, dass man keinen Krankenwagen wegen ihr rufen müsste. Nur die Blondhaarige wirkte den restlichen Tag irgendwie abwesend. "Bunny, geht es dir gut?", fragte Minako sie besorgt, als die Sailor-Kriegerin auf dem Rückweg noch immer schwieg. Völlig untypisch für sie. Bunny starrte unentwegt auf den Bürgersteig vor ihr und fragte nach einer Weile leise: "Du, Minako? Hast du das auch gespürt? Diese dunkle Macht?" Die Sailor-Kriegerin blieb abrupt stehen, nickte dennoch stumm. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)