Beauty vs. Beast von Fara_ThoRn ================================================================================ Kapitel 3: Runde III – Kussstimmung ----------------------------------- Runde III – Kussstimmung Gott, ist das langweilig! Wie lange sind wir nun schon unterwegs? Keinen Plan. Hab nicht auf die Uhr geschaut, aber es kommt mir vor wie Tage, seit wir losgefahren sind, und ich mit diesem Widerling zusammen im Auto eingesperrt bin. Dabei sind es allerhöchstens 5 Stunden. Zwar sitzen wir immer noch in Taytes dummen Geländewagen, fahren jedoch keinen Meter. Wir werden gefahren. Nämlich von einem Zug. Zusammen mit anderen Passagieren, die ebenfalls in ihren Autos hocken und darauf warten, dass die Überfahrt auf die Insel endlich vorbei ist. Tayte blättert in einer Zeitschrift herum und beachtet mich nicht. Ich schaue hinaus und betrachte den Deich. Eine höchst aufregende Sache, sage ich euch. Sand und Wasser. Sand und Wasser. 'Wenn wir angekommen sind, musst du so tun, als wärst du mein Partner.' Ich verziehe das Gesicht. Allein mich an diesen Satz zu erinnern, bringt meinen Würgereflex zum zucken. Der Typ will allen ernstes, dass ich vor seiner Familie so tue, als sei ich sein beschissener Freund! Mehr noch: "Wir sind schon seit vier Jahren zusammen und verlobt, deshalb guck vorn ins Handschuhfach. Da liegt ein Kästchen mit einem Ring* drinnen. Steck ihn dir an den Finger." "Du spinnst doch! Niemals!", habe ich aufgebracht gerufen. "Ich spiele doch nicht deinen Verlobten! Wie kommst du darauf?" "Ist mir halt so eingefallen", hatte er gelacht. "Da mache ich nicht mit. Vergiss es." Beschlossene Sache. Ich war doch nicht wahnsinnig! "Das wirst du aber müssen", sagte er ruhig. "Ich habe meiner Familie schon gesagt, dass ich meinen Verlobten mitbringen werde." Ich konnte es nicht glauben. "Du tust auch alles, um mich bloßzustellen, oder?" "Ich gebe mein bestes." Ein überhebliches Lachen folgte. "Stell dich nicht so an. Was ist schon dabei?" "Was dabei ist? Ich bin nicht dein beschissener Verlobter und ich werde ganz bestimmt nicht mit dir vor deiner Familie so tun, als wäre ich es!" "Doch, das wirst du. Und du wirst ein ganz besonders verliebter Verlobter sein, denn sonst endet unser Wochenende damit, dass ich zu Kevin fahre und ihn zu einem zweiwöchigen Urlaub einlade, in dem wir beide ganz ungestört unsere Zweisamkeit genießen können." Ich wurde so wütend! Am liebsten hätte ich mich zur Seite gelehnt und das Lenkrad herumgerissen. Konnte ich selbstverständlich nicht, sonst wären wir beide draufgegangen, oder zumindest schwer verletzt. Mir blieb es daher nur wütend zu knurren und ihn mit weiteren, höchst einfallsreichen Schimpfwörtern zu beschimpfen. Genutzt hatte es nicht viel. All meine Versuche, ihn zu beleidigen schlugen fehl, habe ihn sogar nur noch mehr amüsiert. Und jetzt sind wir hier. Immer noch eingepfercht in dem miefigen Geländewagen und warten. Seufzend schließe ich die Augen und donnere mit dem Hinterkopf gegen die Kopfstütze. "Mach meinen Wagen nicht kaputt", murmelt Tayte, der noch immer in seine Zeitung vertieft ist. "Mir ist langweilig. Wie lange fahren wir noch?" "Keine Ahnung. Bin schon lange nicht mehr hier oben gewesen." Ich brumme mürrisch. Tayte schmunzelt und legt die Zeitschrift weg. "Wir könnten uns das Warten gemeinsam versüßen. Was meinst du?" "Nur über meine aufgedunsene Watt-Leiche." Mein Nebenmann gibt einen genervten Laut von sich. "Bist du immer so gut drauf? Ist ja kaum auszuhalten mit dir." He he. "Hättest mich ja nicht mitnehmen müssen." "Und mir den ganzen Spaß verderben? Nur über meine aufgedunsene Watt-Leiche." "Sprücheklauer." "Sumpfzicke." Boah! Ich werfe Tayte einen bösen Blick zu, doch er lacht bloß wieder. "In dir ist ja doch noch Leben drinnen." "Ach leck mich doch", knurre ich und schließe meine Augen wieder. Ich darf mich nicht mehr von ihm provozieren lassen. "Würde ich sofort machen, aber ich fürchte, dann kassiere ich von dir wieder einen Tritt in die Weichteile." "Bingo." Wenigstens ist er lernfähig. Wenn auch in einem sehr begrenzten Rahmen. "Aber mal im Ernst. Wenn wir ein überzeugendes verliebtes Pärchen mimen wollen, müssten wir das zumindest mal üben." Und dahin ist es mit meinem Vorsatz, mich nicht mehr von ihm provozieren zu lassen. "Was heißt hier wir?", frage ich ihn und öffne meine Augen wieder. "Du willst das. Mir ist es scheißegal, ob uns das einer abkauft." "Ach so? Tja, wenn das so ist, frage ich das nächste Mal Kevin, ob er mich begleitet. Wer weiß? Vielleicht sind wir ja bis dahin wirklich ein Paar." Uhh! Damit hat er mich wieder. "Ich dachte, du willst mir nicht mehr drohen", murmle ich kleinlaut. "Wollen und müssen sind zwei paar Schuhe." "Falls du glaubst, ich würde mich dir jemals freiwillig an den Hals werfen, dann hast du dich geschnitten." "Dann tut es mir leid. Ich werde dir weiterhin drohen müssen." Meine Finger krallen sich in den Stoff meiner Hose. Nur viel zu deutlich spüre ich dabei diesen beschissenen Ring, den ich mir vorhin an den Finger stecken musste. Allein, dass er mich dazu gebracht hat, beweist, wie sehr er mich in der Hand hat. Wenn ich nicht will, dass er Kev jemals wieder zwischen seine schmierigen Klauen bekommt, werde ich ihn wohl einigermaßen zufriedenstellen müssen. Scheiße! "Und was genau willst du üben?", frage ich ihn nachdem ich innerlich von Zehn auf Null runtergezählt habe. "Am liebsten wäre mir Küssen", antwortet er mit einem schäbigen Grinsen auf den Lippen. "Verreck doch!" "Mit deinen Lippen auf meinen wäre das sogar hinnehmbar, Gigilein." Oh dieser ...! Das Grinsen auf Taytes Gesicht wird breiter. Meine Birne glüht heiß, was bedeutet, ich werde knallrot. Kein Wunder, dass er das lustig findet. "Schön! Üben wir eben. Aber deine Zunge bleibt in der Garage, kapiert?" "In der Garage?", lacht er auf. "Okay. Von mir aus." Wenigstens ein kleiner Sieg für mich. Tayte löst seinen Gurt und dreht sich ein Stück in meine Richtung. "Kommst du her zu mir? Du kannst dich auch auf meinen Schoß setzen." "Ich kann dir auch nochmal den Sack eintreten, wenn du es nötig hast", knurre ich. Eine von Taytes Augenbrauen wandert nach oben. "Wie kann jemand, der so süß aussieht wie du, nur ein so freches Mundwerk haben?" Äh ... süß?! Ich?! "Hör auf mich zu foppen, du Idiot." Dämlicher Spacken! "Gut", kichert Tayte und rutscht näher an mich heran, bis er dicht neben mir lehnt. "Keine Worte mehr." Ich schlucke hart. Taytes Blick verhakt sich mit meinen, ohne dass ich es wirklich will, doch ich kann nicht weggucken. Wie ein in Panik erstarrtes Karnickel starre ich ihn ebenfalls an, bewundere beinahe seine blauen Augen und die dunklen Flecken darin, während er langsam immer näher kommt. Ich fasse es nicht, dass wir uns gleich küssen werden, und ich dies auch noch, mehr oder weniger, freiwillig zulasse. Kurz, bevor er meinen Mund berührt, legt er seinen Kopf leicht schief und lässt eine seiner Hände in meinen Nacken gleiten. Erst will ich protestieren, lasse es dann jedoch. Am Ende würde das bloß wieder eine Drohung heraufbeschwören, mit dem Ergebnis, dass seine Hand am Ende doch wieder in meinem Nacken landet. Als sich Taytes Lippen schließlich auf meine pressen, halte ich für ein paar schnelle Herzschläge die Luft an. Immer noch schaut er mich an, hält meinen Blick gefangen, bis sich seine Augenlider senken. Ich dagegen starre immer noch in sein Gesicht, fühle, wie sich sein Mund gegen meinen bewegt, meiner dagegen bewegungslos bleibt. Seine Worte von heute Morgen fallen mir ein. Dass mit dem leidenschaftlichen Küsser, der ich sein soll. Klar küsse ich gern und bestimmt auch leidenschaftlich, aber bei ihm? Wie soll das gehen, bei so einem selbstverliebten Widerling, der nur an sich denkt, andere bedroht, damit sie das tun, was er will? Diesem arroganten Schnösel mit Geländewagen und einer Verwandtschaft auf Sylt, der anscheinend auch sie hinters Licht führt mit seinen Lügen und Behauptungen, einschließlich mir als angeblichen Verlobten und ... "Gigi?" Plötzlich sind Taytes Lippen verschwunden, was ich gar nicht mitbekommen habe. "Das geht doch noch besser, oder? Du sitzt einfach nur stocksteif da." "Auch noch beschweren", schnaube ich. "Hm", macht er und guckt nachdenklich drein. "Sieht aus, als wärst du doch kein so guter Küsser, wie ich anfangs dachte." Oh na warte … Diesmal bin ich es, der seine Hand in den Nacken des anderen legt. Und ehe Tayte sich versieht, liegen auch schon meine Lippen auf seinen. Herausfordernd schaue ich ihm in die Augen, bis seine abermals zufallen. Gut. Ich schließe meine ebenfalls und versuche mir einen heißen Typen vorzustellen. Wie wäre es mit Georg Cloney? Oder den jungen Harrison Ford? Alles nicht schlecht, doch leider will meine Fantasie nicht so recht anspringen. Ich kann nur an diesen Widerling denken. Also gut. Ich musste ja schon zugeben, dass Tayte kein allzu hässlicher Kerl ist. Vergessen wir für ein paar Minuten mal seinen widerwärtigen Charakter. Stellen wir uns eben vor, er wäre ein netter, zuvorkommender Mann, und tada! Es funktioniert. Ich entspanne mich und bringe mich in den Kuss mit ein. Alles ganz easy. Mein Herz beginnt schneller zu schlagen und meine Haut prickelt erregt. Der Kuss ist wirklich nicht schlecht ... Ganz und gar nicht ... Seufzend lehne ich mich nach hinten und ziehe Tayte dabei mit. Er landet halb auf mir und seine Hände umfassen meine Taille. Ich lege meine andere Hand ebenfalls um seinen Nacken und drücke ihn auf diese Weise noch näher an mich. Dabei vergesse ich tatsächlich, was für ein Arsch er ist und bevor ich auch nur genauer darüber nachdenken kann, öffne ich meinen Mund einen Spalt breit. Alle aufschreienden Alarmglocken verdränge ich auf der Stelle. Ich will sie nicht hören. Meine Libido hat das Ruder übernommen, und die kümmert es nicht, dass Tayte ein Arsch ist. Erst recht, wenn jemand so küssen kann ... Meine Zunge stiehlt sich zwischen meine Lippen und stupst leicht gegen Taytes. Doch anders als erwartet zuckt dieser zurück. Wieso ...? "Ich dachte, keine Zunge", sagt er rau. Ich brauche einige Sekunden, um meine Gedanken wieder auf Spur zu bekommen. Wollte ich eben wirklich ...?! Prompt schießt mir das Blut, das sich zuvor weiter unten gesammelt hat, hoch in mein Gesicht. "Das war keine Absicht", krächze ich und drücke Tayte von mir. "War mein Kuss so gut?" Wieder klebt dieses selbstgefällige Grinsen in seiner Visage. Ich könnte durchdrehen! Warum habe ich mich nur so gehen lassen?! "Nein", zische ich und wische mir über den Mund. "Ich hatte mir jemand anderen vorgestellt. Meine Fantasie ist etwas mit mir durchgegangen." Ich bin froh darüber, dass ich eine so gute Ausrede parat habe. "Du hast dir einen anderen vorgestellt?" Irre ich mich, oder ist Tayte jetzt geknickt. Das macht mich nun aber schadenfroh. Hehehe. Gleich nochmal nachtreten. "Irgendwie muss ich ja in Kussstimmung kommen, wenn du deine Familie von mir als deinen Verlobten überzeugen willst." "Kussstimmung?" "Ja ... Kussstimmung", bestätige ich. "Du bist wirklich der zickigste Mensch, den ich jemals kennengelernt habe." Bitte?! "Und du bist der widerlichste, den ich jemals kennengelernt habe, du perverser Kinderverführer!" Er sieht mich schief an und rutscht zurück auf seinen Platz. "Wie wäre es mit einem Waffenstillstand?" Fragt er mich das jetzt ernsthaft? "Und wie sähe der aus?", frage ich, denn ich bin ja kein Unmensch und unter normalen Umständen eigentlich ein recht umgänglich. "Lass uns das Wochenende über etwas Spaß miteinander haben und gut ist." "Spaß?", der veralbert mich doch wieder! "Während einer Beerdigung?" "Na nicht währenddessen. Davor und danach. Wie ein längerer ONS. Wir müssen uns doch nicht die ganze Zeit über ankeifen." "Du keifst mich doch die ganze Zeit über an!" Wieder ein schräger Blick der sagen soll, dass ich derjenige bin, der das tut. "Ich wehre mich bloß! Du hast doch angefangen." "Lass gut sein", seufzt Tayte. "Dann eben nicht." Ich beiße mir auf die Zunge. Hat er recht? Bin ich derjenige, der ständig herumnörgelt? Aber er hat doch angefangen! Er hat mich erpresst, wollte mich in meinem Schlafzimmer fast vergewaltigen und droht mir ständig damit, Kevin zu verführen, wenn ich nicht spure! Grimmig verschränke ich meine Arme vor der Brust und sinke tiefer in den Sitz. Der kann mich mal! *** Die Überfahrt hat zum Glück nicht mehr lange gedauert. Und laut Taytes kurzen Kommentar vor wenigen Minuten, sind wir auch gleich an unserem Ziel angelangt. "Schaffst du es wenigstens zu lächeln? Nicht dass sich alle fragen, was ich mit einem solchen Miesepeter wie dir will." Gar keine üble Idee. Ich blamiere Tayte vor seiner gesamten Familie. "Die Meisten von ihnen glauben sowieso schon, ich wäre krank." "Womit sie recht haben", blaffe ich ihn an. "Dann findest du Homosexualität krank?" Mein Kopf ruckt zu Tayte herum. "Sehe ich so aus?" "Eher nicht, aber du hast dem homophoben Teil meiner Familie gerade recht gegeben, also ..." Den Rest des Satzes lässt er offen stehen. "So meinte ich das nicht", murmle ich verlegen und denke nach. Ich kann Tayte zwar nicht ausstehen, doch was ich noch viel weniger ausstehen kann ist Homophobie, Transphobie ect. "Von mir aus. Dann werde ich meine Rolle perfekt spielen." "Okay. ... Danke." Danke? Der Typ kann auch danke sagen? Wunder gibt es anscheinend wirklich. Wieder schweigen wir. Ich spiele das altbekannte aus-dem-Fenster-guck-Spiel und betrachte die Gegend. Null Plan, wo wir sind, oder wie das Kaff heißt, durch das wir momentan fahren. Ich war noch nie auf Sylt. "Wo sind wir eigentlich?", breche ich das Schweigen. "In List", bekomme ich geantwortet. "Kenne ich nicht." Ehrlich gesagt, Sylt hat mich als Reiseziel noch nie wirklich interessiert. Mich zieht es eher in wärmere Gefilde. "Na jetzt wirst du es kennenlernen." "Jippie", sage ich emotionslos. "Bin schon total gespannt darauf." Tayte gibt einen zischenden Laut von sich und setzt den Blinker. Wir biegen in eine Seitenstraße ein. Die Häuser sehen teuer aus. Schicke Bauten mit gepflegten Vorgärten und die Autos, die hier und da an den Straßenrändern und vor den Garagen stehen, übersteigen bei weitem mein Jahresgehalt. "Dein Onkel muss ja gut betucht gewesen sein." "Großonkel", verbessert er mich, was mich wieder fast aus der Haut fahren lässt. "Oh Verzeihung", töne ich hochnäsig. "Dann eben reicher Großonkel. Hoffst wohl auf ein üppiges Erbe." Das würde zu diesem Ekelpaket passen. "Eher nicht. Mein Großonkel hat mich gehasst. Er fand es nicht so toll, dass ich auf Schwänze stehe." Oh. "Und wieso gehst du dann auf seine Beerdigung?", frage ich vorsichtig nach. "Weil meine Mutter darauf bestanden hat. Die guten alten Familienzwänge." Tayte lacht freudlos auf. "So. Da wären wir. Das Haus meiner Eltern." Er schaut rüber zu einem großen Haus mit langer Auffahrt und stellt den Motor aus. "Willst du nicht hochfahren?" "Nein. Mir ist es lieber, wenn mein Auto fluchtbereit auf der Straße stehen bleibt." Muss ich das jetzt verstehen? Wir steigen aus und holen unsere Taschen aus dem Kofferraum. Als wir auf das Gebäude zugehen, wirkt Tayte angespannt. Fast bin ich versucht ihm ein paar beruhigende Worte zuzuflüstern, lasse es aber. Was geht es mich an? Jeder von uns hat mit Vorurteilen und Problemen zu kämpfen, die mit unserer Lebensweise einhergehen. Wir müssen damit klarkommen. Und so ein kaltschnäuziger Typ wie Tayte wird damit sicher spielend fertig. In der Auffahrt stehen schon eine Menge Autos. Ein paar Leute stehen draußen, werfen uns verächtliche Blicke zu, während wir an ihnen vorbeigehen. Tayte beachtet sie gar nicht, sondern läuft mit versteinerter Miene an ihnen vorbei. "Die können dich ja echt nicht leiden", flüstere ich ihm zu. "Jepp. Sogar noch mehr als du." "Das bezweifle ich." Ich lächle ihn dünn an, weil ich ihn damit, trotz dem inneren Wiederstreben, etwas aufheitern will. Helfen tut es jedoch nicht. Dafür sinkt meine Laune noch ein Stück. Das hätte ich mir auch sparen können. Ich beschließe, bevor ich mich wieder aufrege, einfach gar nichts mehr zu sagen. Das ist viel gesünder und schont mein sowieso schon arg beanspruchtes Nervenkostüm. Vor der Eingangstür bleibe ich hinter Tayte stehen, doch er zieht mich an seine Seite und legt sogar seinen Arm um mich. "Muss das sein?", zische ich leise. "Ja", nickt er. "Und denk daran: Wir sind ein glücklich verlobtes Liebespaar, denn sonst ..." "Ist ja schon gut. Ich spiele mit." Er muss mich ständig daran erinnern, oder? Er klingelt. Wir atmen gleichzeitig tief ein, was mich normalerweise zum Lachen gebracht hätte, doch mir ist momentan so gar nicht nach lachen zumute. Am liebsten würde ich wegrennen, als gleich Taytes Verlobten spielen zu müssen. Allein daran zu denken, ihn vor seiner Familie küssen zu müssen ... Na nu? Ich fasse mir an die Brust. Was war das denn eben? Ein Stolpern. Das ist ja eigenartig. Sicher, weil ich so nervös bin ... Die Tür geht auf. "Tayte!" "Hallo Mutti", tönt es neben mir. Mutti? Pfff... nicht lachen Gigi! Tayte und seine 'Mutti' umarmen sich. "Und das ist er? Dein Verlobter?" Nein! "Ja. Das ist Gigi. Mein Ein und alles." Würg, kotz, Atemnot! Auch ich gelange in die Fänge von 'Mutti' und werde fest an ihren großen Busen gedrückt. Oh Gott! So eine Erfahrung wollte ich ganz sicher nicht machen! "Wie schön, dich endlich kennenzulernen. Tayte hat schon so viel über dich erzählt." "Hat er das?", frage ich Mutti perplex. "Aber ja! Ständig hat er nur von dir gere..." "Ist ja schon gut", unterbricht Tayte den Redefluss seiner Mutter. "Gehen wir doch erstmal rein." "Ach so. Ja natürlich. Dann kann dir gleich die andern vorstellen, Gigi." Ich kann es kaum erwarten ... Tayte zerrt mich mit sich, während wir seiner Mutter folgen. "Was für einen außergewöhnlichen Namen du hast, Gigi. Woher kommt der?", möchte sie wissen und schaut kurz über ihre Schulter. "Eigentlich heiße ich Luigi. Gigi ist mein Spitzname", erkläre ich leicht abgelenkt. Die Bude wirkt angsteinflößend. Alles hell und freundlich, doch irgendwie abgehoben und dekadent. Kein Wunder, dass Tayte so ist. Er ist in seiner Kindheit bestimmt total verzogen worden. "Du bist Italiener?", geht Muttis Befragung weiter. "Mein Vater", erwidere ich knapp. Tayte neben mir kichert leise. Was ist daran so lustig? "Wie interessant", tönt Taytes Erzeugerin. "Apropos Vater ... Wo ist deiner bloß? ... Thorsten?!" "Ist schon gut Mutti. Wir bringen schnell die Taschen hoch, machen uns frisch und kommen dann runter ja?" Endlich mal ein guter Vorschlag von Tayte. Nur weg von hier! "Fein. Kommt danach ins Wohnzimmer. Da sind die anderen alle. Dein Vater sicher auch." "Okay. Bis gleich." Wieder zerrt Tayte mich hinter sich her. Diesmal auf eine Treppe zu. Ich muss große Schritte machen, um mit ihm mithalten zu können. "Sind wir auf der Flucht oder was?", frage ich ihn abgehetzt, nachdem wir unter uns sind und einen langen Flur entlang laufen. Eine Antwort bekomme ich nicht. Sehr freundlich. Tayte zieht mich in einen Raum, schubst mich an sich vorbei und schließt die Tür. Ein leises Schnaufen seinerseits, danach das Klacken des Türschlosses. Den Schlüssel lässt er innen stecken. Sehr beruhigend. Ich möchte nicht nochmal um den scheiß Zimmerschlüssel kämpfen müssen. "Willst du zuerst ins Bad und dich frisch machen?" Fragt er mich das gerade wirklich? "Nur, wenn du hier solange wartest." Er nickt und geht an mir vorbei. Seine Tasche landet auf dem Bett, die er daraufhin öffnet und darin herumwühlt. Ich hasse es, es zuzugeben aber sein Verhalten macht mir langsam Sorgen. "Alles okay mit dir?" Die Worte sind raus, noch bevor ich sie genau überdenken kann. Ich wollte mich doch nicht einmischen! Und mich erst recht nicht um seine Launen kümmern. Ich bin eben doch zu gut für diese Welt. "Bin nur ein bisschen kaputt von der Fahrt", antwortet er mir. Glauben tue ich ihm das nicht. Vorhin ging es ihm noch hervorragend. "Na gut. Dann werde ich mich mal frisch machen gehen." Argwöhnisch begutachte ich Tayte. "Das Badezimmer ist gleich dort." Er zeigt auf eine Tür, die neben einem antik aussehenden Kleiderschrank liegt. Ich nicke und laufe zum Badezimmer. Dort angekommen, verriegele ich die Tür hinter mir. Sofern er keinen Zweitschlüssel hat, oder es hier irgendwelche Geheimgänge gibt, bin ich fürs Erste sicher und ungestört. "Dann machen wir uns mal frisch für die lieben Schwiegereltern", murmle ich seufzend zu mir selbst, werfe die Tasche in eins der beiden Waschbecken und krame frische Kleidung heraus. Dabei fällt mir das Pfefferspray entgegen. Irgendwie komme ich mir gerade ziemlich kindisch vor, weil ich es für diesen Trip extra gekauft habe. Andererseits ... Ich stelle die kleine Flasche auf die Ablage unter dem Spiegel. Ich sollte es mir nachher einstecken. Sicher ist sicher und wer weiß, wer mir hier noch alles begegnet. Schließlich laufen hier lauter Menschen herum, die Taytes Gene in sich tragen. Eine gruselige Vorstellung. ****** * xDDD Ich lach mich hier weg. Vor dem Korrekturlesen stand hier noch Rind, anstatt Ring. Tayte hat ein Kästchen in seinem Auto, in dem ein Rind steckt xDDDD Warum zum Teufel bekomme ich jetzt Hunger auf einen Big Mac??? *lach* Ob Gigilein das Pfefferspray noch brauchen wird? Ehrlich gesagt, ich weiß es selbst noch nicht xD Euch allen und eurer Familie ein schönes Weihnachtsfest. Lasst es euch gut gehen ^^ Eure Fara Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)