Silbermond von Fiamma ================================================================================ Kapitel 6: ----------- Kapitel 6   „Sie ist auf dem Mond.“ Eine kurze Zeit herrschte Stille im Raum, bis schließlich alle wild durcheinander anfingen zu sprechen. „Aber natürlich … Wie konnten wir daran nicht denken. Darum ist er also Silber. Aber was hat das zu bedeuten?“, lief Minako aufgeregt in dem kleinen Zimmer auf und ab, „Worauf warten wir noch? Auf zum Mond!“ Mamoru ging zurück zum Tisch. Er musste sich dringend wieder setzen. Er merkte, wie er immer schwächer wurde. Und genau das ärgerte ihn. Er wollte hier nicht nutzlos herumsitzen, und nur damit beschäftigt sein, sich zu konzentrieren, nicht um zu kippen. „Wir sollten nächste Nacht zum Mond reisen“, sprang Luna auf die Mitte des kleinen Tisches, „Lasst uns Usagi zurückholen.“ Besorgt sah Rei herüber zu Mamoru. „Du solltest lieber hier bleiben. Ich denke nicht, dass du den Weg schaffen würdest.“ Zähneknirschend nickte Mamoru. Er hatte keine Wahl. Er würde es vermutlich wirklich nicht schaffen in seinem Zustand. Dabei wollte er nichts lieber, als Usagi wieder in seine Arme schließen und ihr sagen, wie leid ihm das alles tat. Wollte er ihr sagen, was für ein Idiot er gewesen ist. Aber er konnte nicht. Er konnte jetzt nur darauf hoffen, dass die anderes es schaffen würden, sie zurückzubringen. „Gut, dann morgen Nacht also“, hüpfte Artemis neben Luna und sofort begannen sie die Vorbereitungen. Kurz flüsterte Luna Artemis, unbemerkt vor den anderen, etwas ins Ohr. Kurz nickte Artemis und so widmeten sie sich wieder dem Gespräch.       Angespannt lag Mamoru in der nächsten Nacht auf dem Bett und starrte die Decke an. Nun lag er schon wieder hier in dem kleinen Gästezimmer. Eigentlich wollte er schon längst wieder zurück nach Hause. Aber kam er überhaupt wieder nach Hause? Wenn sie nicht schnell herausfanden, was mit der Erde passierte und es aufhielten, sah es wohl schlecht um ihn aus. Hatte Usagi womöglich etwas damit zu tun? Oder standen sie wirklich neuen Feinden gegenüber? Aber, wenn dem so wäre, warum hatte sich dann bisher niemand gezeigt? Oder agierten sie so im Hintergrund, dass sie keine Chance hatten, sie zu bemerken? Üblicherweise gingen ihre Gegner immer sehr offensiv an die Sache. Stöhnend seufzte er laut aus. Es war doch einfach zum verrückt werden die ganze Sache. Leise klopfte es an der Tür und Mamoru richtete sich langsam auf. „Ja?“ Leise wurde die Tür einen Spalt aufgezogen. „Ich wollte kurz bescheid geben, dass wir uns nun auf den Weg machen“, lugte Rei durch die Tür. „Okay“, ließ Mamoru seinen Kopf hängen. „Wir werden sie zurückholen … Mach dir keine Sorgen“, flüsterte Rei und hörte sich selbst nicht so überzeugt davon an, wie sie es wohl gerne wäre. Ohne ein weiteres Wort schloss sie wieder die Tür und Mamoru blieb allein zurück. Tief ein atmend ließ er sich zurück auf das Bett fallen. Nun hieße es warten. Was anderes blieb ihm nicht übrig. Er konnte nichts tun, außer warten. Er war dazu verdammt, hier auszuharren und das Schicksal in die Hände der anderen zu legen. Zu gerne wäre er mit ihnen gegangen, aber er konnte nicht. Zur Bestätigung krampfte sich auch prompt schmerzhaft seine Brust zusammen. Wie lange er dies wohl noch durchhielt? Er wusste es nicht. Erschöpft schloss er seine Augen und ohne es zu wollen, schlief er kurze Zeit später ein.     Erstaunt gingen die vier Senshi und die bei beiden Katzen in Richtung Mondpalast. Sie hatten den Mond noch nicht mal erreicht gehabt, da strahlte ihnen schon das silbern schimmernde Licht, welches er ausstrahlte, entgegen. „Wow“, bekam Venus große Augen, „Das ja der Wahnsinn.“ Auch die anderen konnten ihre überraschten Gesichter nicht verbergen. Usagi hatte hier einen prachtvollen Palast geschaffen. Alles funkelte, wie kleine Diamanten. Und doch wirkte es irgendwie, … es wirkte irgendwie kalt. Es versprühte keine Wärme oder Geborgenheit, wie man es von früher kannte. „Schaut mal“, deutete Jupiter um den Palast herum. Tiefe Risse zierten den trockenen Boden. „Was hat das zu bedeuten?“, sah Venus die anderen fragend an. Doch die konnten nur mit ihren Köpfen schütteln. Sie steuerten weiter den Palast an, als plötzlich ein kurzes Beben den Mond erschütterte. Die Senshi, sowie Luna und Artemis, gingen zu Boden, und beobachteten, wie laut krachend neben ihnen ein weiter Spalt im Boden aufriss. Kurz vor den Palast Mauern stoppte es zum Glück. Schnell rappelten sich alle wieder auf. „Was war das denn?“ „Nichts Gutes denke ich Mars. Wir sollten schleunigst Usagi finden.“ Nickend stimmten alle Luna zu und gingen schnell weiter. Sie liefen einen langen glänzenden Boden entlang, der sie zum riesigen Palasteingang brachte. Der Weg wirkte fast so, als wäre er aus Glas. Plötzlich blieb Mars allerdings stehen und schloss ihre Augen. „Spürt ihr das auch?“ „Ich spüre es auch“, nickte Merkur und auch die anderen stimmten zu. Es blieben keine Zweifel übrig. Usagi war hier, das spürten sie. Aber ihre Aura hatte sich verändert. Schnell gingen sie weiter und hatten das große Tor erreicht. „Da suchen wir die ganze Erde nach ihr ab und sie versteckt sich hier auf dem Mond“, schnaubte Mars und schob vorsichtig mit Jupiter die große Tür auf, die sie ins Innere führte. Sie betraten den Palast und standen nun in einer großen Eingangshalle. Alles wirkte auf sie so vertraut und gleichzeitig ganz fremd. Es war der frühere Palast und andrerseits war er ganz anders. „Lasst und schnell Usagi finden und von hier verschwinden. Mir ist die Sache hier nicht geheuer“, ging Jupiter einige Schritte vor. Luna und Artemis nickten sich zu. Artemis trennte sich daraufhin von der kleinen Gruppe und lief einen langen Gang entlang. „Wo läuft denn Artemis hin?“, wandte sich Ami an Luna und sah dem kleinen weißen Kater hinterher, wie er aus ihrem Blickfeld verschwand. „Er muss kurz etwas erledigen. Los suchen wir Usagi.“ Mit schnellen Schritten liefen sie durch den riesigen Palast, doch keine Spur von ihrer Freundin. „Usagi?“, riefen alle durcheinander und suchten ein Zimmer nach dem anderen ab. „Warum muss dieses verdammte Ding auch so viele Zimmer haben“, schnaufte Venus und verließ mit den anderen einen großen Saal. Rasch liefen sie zu einer langen Treppe, die in die oberen Stockwerke führte, und blieben schlagartig am Treppenansatz stehen. Am anderen Ende stand eine junge Frau und sah zu ihnen herunter. Mit ihren silbernen Augen funkelte sie die Neuankömmlinge böse an. „Wer seid ihr?“ Mit offen stehenden Mündern starrten die Senshi und Luna die junge Frau an. Sollte das Usagi sein? Von ihrer früheren Freundin war kaum etwas wiederzuerkennen. Aber sie musste es sein. „U-u-usagi?“, stotterte Jupiter und zeigte auf sie. Statt ihren wiedererkennbaren blonden Zöpfen fielen ihr nun lange silberne Haare offen über den Rücken. Hell leuchtete ihr Halbmond auf ihrer Stirn. Doch wie vor ein paar Wochen im Museum war er nicht mehr golden, sondern Silber. „Dein Kleid … wow“, staunte Minako und betrachtete sie von oben bis unten. Usagi trug ein silbernes bodenlanges Kleid und es funkelte und glitzerte überall. „Wer seid ihr?“, erhob Usagi erneut ihre Stimme und ließ sie dabei nicht aus den Augen. Verwundert sahen alle zu ihr herauf. „Erkennst du uns denn nicht? Wir sind es doch“, hüpfte Luna eine Stufe herauf. „Ich kenne euch nicht. Was wollt ihr hier?“ Mars ging an den anderen vorbei und stieg bis zur Mitte der Treppe hinauf. „Usagi. Wir sind es doch … Deine Freundinnen. Ami, Makoto, Minako, Luna“, drehte sie sich zu den anderen und zeigte nacheinander auf sie, „ und ich … Ich bin es doch, Rei. Wir möchten dich nach Hause holen.“ Usagi legte ihren Kopf schief und musterte die jungen Frauen und die Katze genau. „Usagi es tut uns leid, was passiert ist. Wir wissen mittlerweile, wie du dich gefühlt hast. Wir wollten doch nur, … ich meine, … bitte verzeih uns ... Komm mit uns nach Hause. Du fehlst uns“, bekam Venus tränen in den Augen und sah ihre Freundin bittend an. Kopfschüttelnd rieb sich Usagi mit ihrer Hand über ihre Schläfe. „Nein, ich … Ich kenne euch nicht. Das hier ist mein Zuhause. Verschwindet von hier. Ihr seid doch nur gekommen, um sie zu holen“, schnell legte sie ihre Hände über die Kette. Usagi drehte sich herum und wollte davon laufen, als sie eine Hand an ihrem Oberarm spürte. Mars war sofort zu ihr geeilt und hinderte sie daran schon wieder wegzulaufen. „Dein Zuhause ist nicht hier. Erinnere dich … Usagi … Mamoru braucht dich. Ihm … Ihm geht es gar nicht gut. Ich weiß nicht, wie lange …“, brach Mars mitten im Satz ab. „Mamo-chan …“, flüsterte sie leise, doch sofort danach kniff sie ihre Augen zusammen und schüttelte Mars ab. „Verschwindet endlich!“, schrie sie und hob beide Hände in die Luft, „Haut endlich ab!“ Ihre Hände begannen zu leuchten, und bevor die Kriegerinnen oder Luna auf irgendeine Weise reagieren konnten, schwebten sie auf ein Mal in der Luft und eine Art Energiewirbel umhüllte sie. Keine Sekunde später landeten sie plötzlich vor dem Palast auf dem Boden. „Hat sie uns gerade rausgeschmissen?“, rappelte sich Jupiter wieder auf. Auch die anderen standen langsam wieder auf. „Wieso erinnert sie sich nicht an uns?“, klopfte Venus den Staub von ihrem Rock. Traurig sahen alle zur großen Tür des Palastes. „Ich denke, die Kette ist daran schuld. Und ich habe auch schon einen Verdacht. Daher habe ich Artemis losgeschickt, etwas zu suchen“, schüttelte Luna ihr Fell. Und wie aufs Stichwort sahen sie, wie er auf sie zu gelaufen kam. Er hatte offenbar einen der Seitenausgänge benutzt. „Trägt er da ein Buch in seiner Schnauze?“, hob Merkur fragend ihre Augenbrauen. Nachdenklich wanderte Mars Blick zu dem großen Tor. „Ich denke nicht, dass wir noch mal hereinkommen … Luna, was hast du für einen Verdacht?“ Doch Luna antworte ihr nicht und wartete, dass Artemis sie erreicht hatte. „Wie ich sehe, hast du es gefunden. Lasst uns zurück zur Erde reisen. Ich erkläre euch alles, wenn wir zurück sind. Ich glaube, hier kommen wir heute nicht weiter.“       Die ersten Sonnenstrahlen bahnten sich langsam durch die Wolken und müde hatte die kleine Gruppe den Tempel betreten. Ohne ein Wort zu sprechen, schlichen sie, damit sie Reis Großvater nicht weckten, zu dem kleinen Gästezimmer, dass Mamoru gerade bewohnte. Luna hatte ihnen immer noch nicht gesagt, was sie für eine Befürchtung hatte und so hing jeder in seinen eigenen Gedanken. Luna und Artemis hatten sich kurz zurückgezogen. Sie wollten gleich hinterherkommen und ihnen alles erklären. Leise betraten sie das Gästezimmer. Mamoru schlief noch, daher ging Ami langsam zu ihm herüber und rüttelte ihn vorsichtig an seinem Arm. Blinzelnd öffnete er seine Augen. „Ami?“ räusperte er sich und schlagartig war er wach. Wenn Ami wieder da war, mussten sie zurück sein. Ruckartig richtete er sich auf, doch sofort kippte er zurück. Alles drehte sich. „Usa …“, wanderte sein Blick durch das Zimmer und entdeckte dabei die anderen. Aber wo war Usagi? War sie nicht mit zurückgekehrt? „Wo?“, richtete er sich wieder auf und lehnte sich an die Wand. Beklommen sahen plötzlich alle auf den Boden und ein unangenehmes Schweigen herrschte in Raum. „Wo ist Usagi?“ Tief einatmend setzte sich Rei zu Mamoru ans Bett und schloss kurz ihre Augen. Seufzend begann sie zu erzählen, was auf dem Mond passiert war. Zitternd krallte Mamoru seine Finger in die Bettdecke. Das einzige Wort, das ihn durch den Kopf schoss war, warum. Warum erinnerte sie sich nicht? Warum passierte das alles? Warum konnte er sie nicht in seinen Armen halten? Er musste es herausfinden, und zwar sofort. Entschlossen warf er die Decke zur Seite und versuchte vom Bett zu rutschen. Er musste zu ihr. „Hey. Schön liegen bleiben. Ich weiß, was du vorhast und das ist eine ganz blöde Idee“, hielt Rei ihn an seinen Schultern fest. „Lass mich. Ich muss zu ihr.“ Blöderweise hatte er in seinem Zustand keine Chance gegen Rei und rutschte zur Wand zurück. Er wusste selbst, dass es eine blöde Idee war. Vermutlich würde er es nicht mal bis zum Mond schaffen, aber er konnte doch nicht einfach hier herumsitzen und nichts tun. „Wir verstehen dich. Wirklich. Aber du kannst kaum geradestehen“, sah Rei ihn eindringlich an. Ami ging in der Zwischenzeit zum Fenster und betrachtete nachdenklich den Sonnenaufgang. „Das muss doch irgendeinen Zusammenhang haben … Usagi bekam silberne Augen und ihre Haare wurden auch immer silberner. Und nun schimmert auch der Mond Silber … Irgendetwas passiert mit der Erde … “, murmelte Ami leise und ging in ihren Gedanken alle Fakten hindurch, die sie kannten. Keiner störte sie dabei, bis Mamoru sie plötzlich fixierte. „Denkst du etwa …?“, zog er seine Augenbrauen zusammen. Ohne sich zu Mamoru herumzudrehen, sah sie weiterhin aus dem Fenster. „Ja, genau das denke ich.“   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)