Ihr Leben in der Einsamkeit von Fee_chen (~Prolog~) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- ~Kapitel 1~ Tränen sammelten sich in ihren Augen, als sie auf die erste Seite des Buches starrte. All seine Lügen, all seine leeren Versprechungen standen in diesem Buch. Sie hatte sie sich alle aufgeschrieben. Jede einzelne Nachricht von ihm an sie. Jede einzelne Lüge, mit der er jedes Mal ihr Herz ein bisschen mehr gebrochen hatte. Jedes Versprechen, dass er dann doch nicht gehalten und sie wieder enttäuscht hatte. Jede Ungereimtheit, und davon gab es eine ganze Menge, die sie damals einfach nicht wahr haben wollte. Sie war blind gewesen. Blind vor Liebe. Und jetzt schaffte sie es kaum mehr einen Menschen zu vertrauen. Sie lebte in der Einsamkeit, schaffte es nicht, die Fesseln zu lösen. Sie hatte nie mit ihren Freunden darüber geredet was damals passiert war. Ein paar Leute hatten es zwar mitbekommen, weil sie Teil seines Spiels gewesen waren, aber mit diesen Leute hatte sie heute keinen Kontakt mehr. Zur sehr müsste sie dann an die Vergangenheit denken. Zu sehr müsste sie dann wieder an ihn denken. Dabei hatte sie ihn aus ihrem Leben verbannt. Sie wollte nicht mehr an ihn denken, was natürlich leichter gesagt war, als es in die Tat umzusetzen. Immer, wenn sie jemand neues kennen lernte, musste sie unweigerlich auch an ihn denken. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass er sie für zukünftige Beziehungen zerstört hatte. Er hatte ihr Vertrauen so sehr erschüttert, dass es ihr jetzt schwer fiel wieder jemanden an sich ran zu lassen, jemanden in ihr innerstes blicken zu lassen. Sie hatte es noch nicht einmal geschafft mit ihren Freunden darüber zu reden was damals eigentlich passiert war. Ein Stück weit lag es daran, weil es ihr einfach peinlich war, dass sie damals so jung und naiv gewesen war. Sie hatte ihm jedes Wort geglaubt und wollte einfach nicht wahr haben, dass er sie anlügen könnte. Eigentlich war sie davon ausgegangen, dass sie es überstanden hatte, dass sie den Schmerz endlich vergessen konnte. Aber schon ein Blick auf das Buch reichte, um sie aus dem Gleichgewicht zu bringen. Obwohl sie sich innerlich ermahnte es nicht zu tun, überflog sie ein paar Nachrichten, die er damals an sie geschrieben hatte. Damals, als sie noch nicht zusammen gewesen waren. Schon damals war er sehr charmant gewesen und hatte ganz genau gewusst wie er ihr Herz zu beben bringen konnte. Sie hatte wirklich gedacht, ja, gehofft, dass dieses Kapitel für sie keine Rolle mehr spielte. Ja, es hatte sie geprägt, aber sie hatte wirklich angenommen, dass sie dies alles hinter sich gelassen hatte. Sie wollte einfach nicht mehr, dass dieser Teil ein Teil ihrer Gegenwart und Zukunft war. Es sollte ein Teil ihrer Vergangenheit bleiben. Es sollte nicht mehr so viel Macht über sie haben, dass es ein Teil der Gegenwart, oder gar der Zukunft, war. Sie wusste es noch ganz genau, als wäre es erst gestern gewesen, als er in ihr Leben getreten war und einfach alles verändert hatte. Wie fast immer war ihr am diesem Nachmittag langweilig gewesen, also ging sie online, um sich die Zeit ein bisschen beim Chatten zu vertreiben. Sie hatte ganz normal mit ein paar Onlinefreunden geschrieben, als er auf einmal den Chat betrat und sich in das Gespräch einklinkte. Eine Freundin schien ihn zu kennen, denn sie sprach ihn sofort mit seinem Namen an. Sie machten Witze und Mimi musste wirklich ein paar Mal schmunzeln. Ihre Freundin musste sich recht schnell verabschieden, da ihre Mutter mit ihr einkaufen wollten. Also blieb Mimi alleine mit ihm. Sie schrieb noch ein paar Minuten mit ihm und wollte dann auch offline gehen, aber er hielt sie zurück und fragte sie nach ihrer Handynummer. Mimi stutzte, da sie ihre Nummer normalerweise nicht so schnell rausgab. Aber irgendwas ließ sie diesmal anders handeln. Sie schrieb ihn an, gab ihm ihre Handynummer und ging dann offline, um sich um ihre Hausaufgaben zu kümmern. Sie griff nach dem Geschichtsbuch und legte sich ins Bett. Sie glaube nicht daran, dass er sich bei ihr melden würde. Wahrscheinlich war das einfach nur seine Masche, dachte sie. Doch, als ihr Handy vibrierte schlug ihr Herz plötzlich schneller. Schnell griff sie nach ihrem Handy und sah eine unbekannte Nummer, die ihr geschrieben hatte. Sie grinste, als sie seine Nachricht las, die sie aufforderte zu raten wer ihr denn grade geschrieben hatte. Schnell waren ihre Hausaufgaben vergessen, stattdessen hielt sie die ganze Zeit ihr Handy in der Hand und wartete auf eine Nachricht von ihm. Jedes Mal macht ihre Herz einen erneuten Hüpfer, als sie eine Nachricht von ihm bekam. Sie schrieben bis zum frühen Abend hin und Mimi war ganz verzaubert von ihm. So hatte damals alles seinen Lauf genommen. Von Morgens bis Abends saß Mimi an ihrem Handy und schrieb mit ihm. Irgendwann konnte sie einfach nicht aufhören an ihn zu denken, bis sie schließlich feststellten, dass sie gar nicht weit von einander weg wohnten und sich trafen. Sie schaute in den Spiegel, erblickte ihre Spiegelbild und lächelte traurig. Sie war damals so nervös gewesen, als sie sich mit ihm getroffen hatte. Sie waren im Park spazieren gewesen und hatte sich über so vieles unterhalten. Selten hatte Mimi sich so befreit, so gelöst gefühlt. Wenn sie jetzt daran dachte verspürte Mimi einen Stich in ihrem Herzen. Warum war ihr nicht schon viel früher aufgefallen, dass er es einfach nicht ehrlich mit ihr meinte? Warum hatte sie damals schon nicht in Frage gestellt, was er ihr immer wieder erzählt hatte, als die ganzen Ungereimtheiten anfingen? Warum hatte es ihr damals so sehr an Mut gefehlt von ihm eine ehrlich Antwort zu bekommen? Warum hatte sie sich immer wieder so schnell abweisen lassen? Sie hatte seinen Lügen geglaubt, obwohl sie tief in ihrem Inneren wusste, dass er sie grade wieder einmal angelogen hatte. Hatte sie damals zu viel Angst vor der Wahrheit gehabt? Wollte sie lieber seinen Lügen glauben und damit an etwas festhalten, was dem Untergang geweiht war? Noch immer quälte Mimi die Frage, warum sie es nicht eher geschafft hatte sich von ihm zu trennen. Sie hatte sich damit so viel ersparen können. So viel leid, so viel Kummer und so viele Tränen. Vielleicht wäre sie dann aus der ganze Sache nicht so verletzt herausgegangen. Vielleicht hätte sie sich ein bisschen was von ihrer Stärke aufheben können, wenn sie eher den Mut gefunden hätte sich von ihm zu trennen. Sie schluckte den Kloß in ihrem Hals herunter und schloss die Augen. Einige Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie ließ den Schmerz zu, obwohl sie ihn so sehr verabscheute und nicht wahrhaben wollte. Ihr Körper zitterte, als sie an den ersten Kuss denken musste. Sie lagen in seinem Bett, lauschten der Musik und redet wieder über alles mögliche. Bei ihm hatte Mimi das Gefühl sich fallen lassen zu können. Ihre Hände waren miteinander verschränkt, sein Daumen strich immer wieder über ihren Handrücken und löste eine Gänsehaut bei ihr aus. Seine blonden Haare waren verstrubbelt und kleine Grübchen zeigten sich, wenn er sie anlächelte. „Wer war eigentlich der komische Typ, der dich vorhin im Chat so angebaggert hat?“, fragte er leise. Seine Stimme war raus, seine Miene wirkte nachdenklich. Mimi rappelte sich auf und grinste ihn frech an. „Eifersüchtig?“ Er schnaubte und verdrehte seine Augen. „Wenn dich mir jemand weg schnappen will, dann kann derjenige sich schon mal auf Ärger einstellen.“ „Kizu“, schimpfte Mimi leise und schüttelte den Kopf. Trotzdem grinste sie ihn breit an, schaffte es einfach nicht eine ernste Miene zu machen. Viel zu sehr klopfte ihr Herz bei seinen Worten. Er wusste einfach immer was er sagen musste, damit sie sich wie etwas besonderes fühlte. „Mimi“, äffte er sie nach und zog sie dann in seine Arme. Ihre Gesichter waren nur wenige Zentimeter voneinander getrennt. Sie konnte seinen Atem spüren. „Ich meine es ernst. Wenn dich mir jemand weg schnappt, dann gibt es eine auf die Zwölf.“ „Du bist unmöglich“, verdrehte sie die Augen und biss sich auf die Lippe. „Außerdem, wer sagt denn, dass ich dir gehöre?“ „Ich“, sagte er leise und strich ihr über die Wange. „Wo bist du mein ganzes Leben lang nur gewesen, Mimi?“ „Genau hier“, flüsterte sie leise und beugte sich ein Stückchen zu ihm herunter. Sollte sie es wagen? Sollte sie den ersten Schritt machen und ihn küssen? Die Gedanken in ihrem Kopf überschlugen sich und Mimi wusste nicht wie sie reagieren sollte. Sie hatten sich noch nie geküsst. Wollte er es überhaupt? Oder würde es es doof finden, wenn sie ihn küsste? Was war, wenn er nur Freundschaft für sie empfand? „Ich glaube, du weißt gar nicht wie lieb ich dich habe“, murmelte er rau, zog sie zu sich herunter und legte seine Lippen auf ihre. Ein Beben ging durch ihren Körper, als sie seine Lippen das erste Mal auf ihren spürte. Seine Zunge strich sanft über ihre Lippen und erkundete dann ihren Mund. Ihr Herz klopfte und sie hatte sich selten so glücklich gefühlt wie in diesem Moment. Sie wollten diesen Moment für immer in ihrem Herzen tragen. Als sie sich voneinander lösten legte Mimi ihren Kopf auf seine Brust und seufzte leise. „Bist du glücklich?“, fragte sie ihn und atmete seinen Duft tief ein. „Ja“, nickte er mit dem Kopf und strich sanft über ihren Rücken. „Und du?“ Er ignorierte sein Handy, welches unter seinem Kissen lag und grade vibriert hatte. Darum würde er sich später kümmern. „Ja“, nuschelte Mimi und kuschelte sich enger an ihn heran. Sie genoss die Zweisamkeit, die sie grade hatten. Und so waren sie schlussendlich zusammen gekommen. Und Mimi war auch wirklich glücklich gewesen. Bis die ganzen Ungereimtheiten anfingen. Er fing an Dinge in verschiedenen Ausführungen zu erzählen, bis Mimi irgendwann nicht mehr wusste was sie ihm eigentlich glauben sollte. Immer mehr hatten sich dann in ihre Beziehung eingemischt. Am Anfang war sie noch so naiv gewesen und hatte geglaubt, dass sie ihnen ihr Glück einfach nicht gönnten. Erst viel später hatte sie gemerkt, dass es grade diese Menschen gewesen waren, die Mimi vor einem großen Fehler bewahren wollten. Denn eigentlich war es Kizu gewesen, der sie immer weiter in den Abgrund zog. Sie vertrieb die Gedanken, wollte nicht mehr an ihn denken. Sie wollte den Schmerz endlich vergessen. Sie wollte nach vorne blicken. Aber sie wusste auch, dass es noch ein ziemlich weiter weg war, wenn der Anblick des Buches sie immer noch so fertig machte. Warum sie das Buch noch nicht entsorgt hatte konnte Mimi sich auch nicht erklären. Schon oft hatte sie daran gedacht und es sich auch vorgenommen aber dann hatte sie doch immer etwas davon abgehalten. Hin und wieder, wenn sie schwach geworden war, packte sie das Buch aus und erlaubte sich eine Reise in die Vergangenheit. Aber es war schon ewig her gewesen, dass sie es in der Hand gehalten hatte. Ja, sie hatte es sogar schon vergessen gehabt. Bis es ihr heute wieder in die Hände gefallen war und sie damit aus ihrem Gleichgewicht geraten war. Obwohl sie tief in ihrem Inneren wusste, das es ein Fehler war, packte sie das Buch in ihren Nachtschrank. Dort, wo es immer in ihrer Nähe war und sie daran erinnerte, warum sie ein Leben in der Einsamkeit vorzog.... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)