Neuanfang von Fee_chen (~Prolog) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- ~Kapitel 1~ Takeru verbrachte seinen freien Tag damit die Wäsche zu waschen, den Einkauf zu erledigen und den Haushalt wieder in Ordnung zu bringen. Zusammen mit Ami räumte er ihr Zimmer auf, obwohl er wusste, dass es in zwei Stunden wahrscheinlich wieder chaotisch aussehen würde, aber das machte ihm nichts aus. Die Hauptsache war doch, dass seine Tochter glücklich war und endlich wieder lachen konnte. Auch sie hatte ein paar schreckliche Wochen hinter sich. Noch immer konnte er nicht begreifen, dass seine Ehefrau gestorben war. Noch immer fühlte es sich falsch an, alleine, in ihrem gemeinsamen Bett zu liegen. Oftmals lag er Abends im Bett und ertappte sich dabei, wie er darauf wartete, dass sie endlich nach Hause kam, dass sie sich an ihn kuschelte und sie Arm in Arm einschliefen. Seine Augen brannte, als sich Tränen in ihnen bildeten. Sie fehlte ihm so sehr. Noch immer hing ihr Duft im gesamten Haus. Noch immer lagen ihre Sachen so da, wie sie sie hinterlassen hatte, als sie aus dem Haus gegangen war. Er wusste nicht wie er die letzten Wochen ohne sie überstanden hatte. Und er fragte sich auch, wie sein Leben ohne sie weiter gehen sollte. Wie sollte er dir Kraft finden nach vorne zu schauen, wenn sie nicht mehr da war? Wie sollte er je wieder glücklich sein, wenn seine Frau bei einem Autounfall ums Leben gekommen war? Wie, ja wie nur, sollte er weiter machen? Maron war so ein Herzensguter Mensch. Sie war eine liebende Ehefrau, eine liebende Mutter. Und sie hatte ein großes Loch im Leben von Takeru und Ami hinterlassen. Er hatte das Gefühl immer tiefer zu fallen und wusste nicht, wie er den Fall abbremsen konnte. Er hörte leises Getrampel, welches sich der Küche näherte, in der er sich grade um das Mittagessen kümmerte. Die Schritte wurden lauter und Ami kam die Treppe runter gelaufen. In der einen Hand hielt sie eine Barbie und in der anderen Hand eine Bürste. Ein sanftes Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als er seine Tochter anblickte. Sie war der Grund, warum er weiter machte. Sie war der Grund, warum er nicht aufgab. Sie war der Grund, warum er nach vorne blickte. „Guck mal, Papa. Kannst du meiner Barbie die Haare machen?“, fragte sie, sah ihn mit ihren großen blauen Augen an. Sie hatte ihre Stirn gerunzelt, ein eindeutiges Zeichen dafür, dass sie sich nicht sicher war, ob ihr Vater dieser Aufgabe gewachsen war. Takeru blickte auf ihre braunen Haare, die er Notdürftig mit einem Zopf zusammen gebunden hatte. Sie hatte so feines Haar, dass er sich fragte wie Maron es immer wieder geschafft hatte diese zu einem ordentlichen Zopf zusammen zu binden. Er war schon froh, wenn er einen einfachen Zopf hinbekam. „Hat Hikari nicht gestern deiner Barbie den Zopf gemacht?“, fragte er, als er erkannte das die Barbie einen geflochtenen Zopf trug. Ami nickte mit dem Kopf und seufzte dann. „Deine sehen immer so schlimm aus.“ Takeru verschluckte sich an seinem Lachen. Da war es wieder, die gnadenlose Ehrlichkeit der Kinder. Er war wirklich kein Meister darin, irgendwelchen Puppen die Haare zu machen. „Ich frage morgen einfach Tante Hika.“ „Mach das, mein Schatz. Sie kriegt das auch viel besser hin, als ich“, seufzte er und rührte die Soße um. „Sieht dein Zimmer wieder wie ein Schlachtfeld aus?“ „Natürlich“, nickte sie mit dem Kopf, als wollte sie damit fragen, was das für eine Frage war. Mit ihren vier Jahren war Ami wirklich ziemlich schlagfertig und er hatte ein bisschen Angst wohin das ganze noch führen sollte. „In ein paar Minuten gibt es essen. So lange kannst du hochgehen und dein Zimmer wieder aufräumen, Ami. Wir haben vorhin schließlich nicht umsonst aufgeräumt.“ „Ja, Papa“, seufzte sie, erhob sich von ihrem Stuhl und ging trotzig nach oben. In der letzten Zeit hatte Ami ziemliche Stimmungsschwankungen, mit denen er nur sehr schwer zurecht kam. Natürlich litt auch sie darunter, dass ihre Mutter nicht mehr am Leben war. Die ersten Tage hatte sie immer nachgefragt, wann ihre Mutter denn endlich wieder nach Hause kam, oder, ob ihre Mutter sie nicht mehr lieb hatte und deswegen nicht mehr nach Hause kam. Sie konnte es einfach nicht begreifen und Takeru hatte es immer wieder das Herz gebrochen seine Tochter am Fenster stehen zu sehen, die darauf wartete, dass ihre Mutter endlich nach Hause kam. Trotzdem hatte er das Gefühl, dass Ami sich langsam gefangen hatte. Maron war jetzt acht Wochen tot. Trotzdem kam es ihm immer noch so vor, als wäre es erst gestern gewesen, als er auf der Arbeit den Anruf aus dem Krankenhaus bekommen hatte. Sofort hatte er Matt angerufen, der Ami aus dem Kindergarten geholt hatte, und war anschließend ins Krankenhaus gefahren. Als er ankam, war Maron schon tot gewesen. Und sein Leben war nicht mehr dasselbe gewesen. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern wie er nach Hause gekommen war. Das Einzige woran er sich noch erinnern konnte war, dass Matt, Kari und seine Eltern auf ihn gewartet hatten. Ami lag zu dieser Zeit zum Glück schon im Bett und bekam von der tiefen Trauer und dem Schock nicht so viel mit. Er vertrieb die dunklen Gedanken und blickte auf, als die Tür zum Garten aufging. Fast jeden Tag kam einer seiner Freunde vorbei, schaute nach Ami und ihm und half ihnen so gut es ging. Heute war anscheinend sein großer Bruder dran bei ihm vorbei zu schauen. „Oh, du kochst?“, fragte Matt überrascht. Er legte eine Tüte auf den Tisch und kam dann näher und beäugte, was sein kleiner Bruder grade kochte. „Es riecht auch noch ganz gut.“ „Du mich auch“, seufzte Takeru leise und schaltete den Herd aus. Er ging zum Schrank und holte drei Teller heraus. „Ami hat sich Nudeln mit Tomatensoße gewünscht. Wenn du lieb bist, kriegst du auch einen Teller ab.“ „Wie geht es Ami?“, fragte Matt leise und schaute nach oben, wo ihr Zimmer lag. Es war ziemlich still und Ami schien sich leise zu beschäftigen. „Langsam wird es wieder“, murmelte Takeru leise und verschränkte die Arme vor seiner Brust. „Kari meinte gestern Abend auch zu mir, dass Ami endlich wieder aufzublühen scheint. Trotzdem mache ich mir immer noch sorgen, um sie. Es ist für sie nicht leicht, dass ihre Mutter tot ist. Manchmal habe ich das Gefühl, dass sie es immer noch nicht verstanden hat.“ Er fuhr sich mit einer Hand durch die Haare und lachte verbittert auf. „Aber ich habe es selber noch nicht verstanden, dass meine Ehefrau gestorben ist, dass ich sie nie wieder im Arm halten werde. Wie soll das da eine vierjährige verstehen?“ „Es ist für niemanden leicht zu verstehen. Rede einfach mit Ami, gib ihr nicht das Gefühl, dass sie nicht mit dir darüber reden darf, dass sie ihre Mama vermisst. Wenn du willst, kann ich sie dir auch einmal für eine Nacht abnehmen, damit du mal etwas Zeit für dich hast, damit du auch mal um Maron trauern kannst.“ „Ich trauere jeden Moment, um sie. Ich zeige es nur noch so offen. Ich muss an Ami denken.“ „Vielleicht würde es Ami aber auch mal ganz gut tun, wenn sie sieht wie ihr Papa um ihre Mutter weint. Ihr habt euch sehr geliebt, Takeru.“ „Ich weiß. Lass uns essen, bevor es kalt wird.“ „Ich gehe Ami holen“, sagte Matt und ging die Treppen nach oben. Leise näherte er sich ihrem Zimmer und blieb an der Tür stehen. Sein Herz zog sich zusammen, als er sah wie sie am Fenster saß, den Teddybären, den sie von ihrer Mutter bekommen hatte, fest in ihrem Arm, und aus diesem sah. Sie blickte nach oben, als würde sie etwas suchen. Wahrscheinlich wartete sie darauf, dass die Sterne sich endlich zeigten. Immerhin war ihre Mama jetzt ein Engel und Takeru hatte ihr gesagt, dass sie jetzt ein bei den Sternen war und auf sie aufpasste. Er öffnete die Tür und trat leise in das Zimmer. „Na, Prinzessin, was machst du?“ „Onkel Matt“, rief Ami begeistert und warf sich in seine Arme. Sie drückte ihm einen feuchten Kuss auf den Mund und schlang die Arme um seinen Hals. „Mein Zimmer ist aufgeräumt!“ „Das ist schön“, runzelte Matt die Stirn und blickte auf den Teddy, der nun auf dem Boden lag. „Willst du den Teddy wieder in dein Bett legen? Das Essen ist fertig.“ „Okay“, nickte sie mit dem Kopf und zappelte in seinen Armen. Matt setzte sie wieder auf den Boden, sah dabei zu wie sie den Teddybären wieder in ihr Bett legte und ging dann zusammen mit ihr herunter, wo Takeru schon mit dem Essen auf sie wartete. Sie lief zu ihrem Papa, schlang die Arme um sein Bein und lächelte ihn an. „Ich hab dich lieb, Papa.“ „Ich dich auch, mein Schatz“, Takeru hob seine Tochter hoch, umarmte sie fest und drückte ihr dann einen Kuss auf die Wange, bevor er sie auf ihren Stuhl setzte. „Und jetzt lass uns essen, bevor Matt uns alles weg isst.“ Ihre Augen wurde groß und sie öffnete ihren Mund weit. „Wehe, du machst das, Onkel Matt!“, rief sie entrüstet, griff nach ihrem Löffel und begann zu essen. Lächelnd schüttelten Matt und Takeru den Kopf und begannen ebenfalls etwas zu essen. ɞ – εїз - ❣ - εїз - ɞ „Gott, ich liebe sie wirklich, aber es ist jedes mal eine wohltat, wenn sie endlich eingeschlafen ist“, seufzte Takeru leise, als er die Treppe runter lief und sich, neben Matt, auf die Couch niederließ. „Manchmal frage ich mich, woher sie diese Ausdauer hat.“ „Ich glaube, sie hat sich einfach gefreut, dass ihr Papa heute mal frei hatte und den ganzen Tag für sie da war. Sie vermisst ihre Mutter sehr.“ „Ich weiß“, seufzte er und schloss verletzt die Augen. „Wir haben ihr heute Abend gute Nacht gesagt. Immerhin ist sie ja jetzt ein Engel und bei den Sternen, wo sie auf sie aufpasst.“ „Vorhin stand sie auch am Fenster und schien darauf zu warten, dass die Sterne sich endlich zeigen. Es ist halt ihre Art, mit dem Tod ihrer Mutter fertig zu werden. Es ist für alle schwer.“ „Ja“, nickte Takeru mit dem Kopf. „Ich wüsste gar nicht, was ich ohne euch machen würde. Kari kommt fast jeden Nachmittag her, wenn ich arbeiten muss. Auf dich kann ich auch immer zählen.“ „Wir sind eine Familie, Takeru. Natürlich kannst du immer auf mich zählen. Du kannst auch mit mir reden, wenn du willst.“ „Danke, aber nein“, schüttelte er den Kopf und lächelte traurig. „Mir ist im Moment noch nicht nach reden. Jeden Abend bin ich froh, wenn ich wieder einen Tag, ohne sie, geschafft habe. Manchmal frage ich mich, wie ich es überhaupt geschafft habe.“ „Friss nicht alles in dich hinein, Takeru“, seufzte Matt und starrte auf den Fernseher. „Morgen übernimmt Kari Ami, oder?“ „Ja“, nickte Takeru erschöpft mit dem Kopf. „Es ist echt eine wohltat, dass sie in der Kita ist, wo Kari arbeitet, dann muss sie nicht extra noch rum fahren. Obwohl es mir auch leid tut, dass sie sich nach der Arbeit auch noch um Ami kümmern muss.“ Jedes Mal hatte er ein schlechtes Gewissen, wenn er sah wie erschöpft Kari war. Vielleicht sollte Takeru sich um ein Kindermädchen kümmern, welches Ami an den Nachmittagen betreuen konnte. Aber sollte er seiner Tochter in dieser schwierigen Zeit wirklich eine neue, fremde Person zumuten? „Aber dafür sind Freunde da, Takeru. Und Kari macht das bestimmt gerne, sie liebt Ami.“ „Ich weiß, trotzdem tut es mir leid. Zumal sie von ihr ein ganzes Stück fahren muss, um nach Hause zu kommen. Vielleicht sollte ich mir langsam was anderes einfallen lassen.“ Erschöpft schloss Takeru die Augen und lehnte sich hinten an die Couch an. Der Tag hatte ihn wirklich geschafft, aber trotzdem war er froh darüber, dass Ami auch heute wieder Lachen konnte. Das Einzige was für ihn zählte war, dass seine Tochter glücklich war.... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)