Die Geschichte einer Kämpferin von CyuNamikaze ================================================================================ Kapitel 15: Im Land des ewigen Eis III -------------------------------------- Sie wusste nicht woher sie die Kraft nahm, aber sie spürte die Schmerzen nicht mehr. Spürte nicht die gebrochenen Knochen, die sich tief in ihre Brust drückten und auch nicht die zahlreichen Schrammen. Sie spürte nichts mehr. Nichts, außer Itachi hatte noch Platz in ihrem Kopf. Sie war so eine Idiotin. Wie hatte sie nur die Kette verlieren können... Mit einer Hand stützte sie sich auf einem Stein ab, als sie seitlich darüber sprang. Sie dachte nicht darüber nach, dass es eine idiotische Idee war zurück zu gehen. Alleine und dann auch noch in diesem Zustand. Aber sie sah nichts anderes als Itachis Gesicht vor Augen. Und sie hörte seine Stimme. „Du bist schuld.“, wiederholte er sich immer wieder in ihrem Kopf und egal was sie versuchte, sie schaffte es nicht seine Worte auszublenden. Sie hatte es ihm versprochen. Sie hatte ihm ihr Wort gegeben, dass sie ihre Schuld begleichen und ihn zurückholen würde. Und sie würde alles geben, um dieses Versprechen zu halten. Der Schnee wirbelte um ihre Füße als sie ihre Schritte abermals beschleunigte. Ihre Zähne knirschten leise, als sie sie noch härter aufeinander schlug. Sie würde nicht versagen. Nicht dieses Mal. Alles um sie herum verschwamm. Sie hatte nur ein einziges Ziel, sie würde ihre Kette zurückbekommen. Ein lauter Schrei entfuhr dem Mann als Kyokos Faust in sein Gesicht traf. Niemand von den Fremden hatte damit gerechnet, dass sie zurückkehren würde und so hatte sie den Überraschungsmoment auf ihrer Seite. Sie spürte Blut an ihrer Faust, als seine Nase knirschend brach und sie verzog das Gesicht. Doch sie hatte keine Zeit. Mit aller Kraft drückte sie sich auf seiner Brust ab und sprang über die Gegner hinweg. Sich jetzt mit ihnen auseinanderzusetzen, würde sie nur aufhalten. Sie keuchte auf, als sie wieder auf den Boden aufkam und ihre Knie einknickte. Bei ihrem Tunnelblick hatte sie gar nicht bemerkt, wie viel Energie sie der Rückweg gekostet hatte. Sie fluchte, nur von ihrem hektischen Atem unterbrochen und rappelte sich wieder auf. Schwach rutschte sie auf dem feuchten Schnee weg, doch dann rannte sie wieder los. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass drei der Männer ihr folgten, während die anderen sich wieder auf den Weg machten. Die Fremden hatten gut kalkuliert. In ihrem jetzigen Zustand würde sie niemals mehr als zwei ihrer Gegner gleichzeitig beschäftigen können. Langsam machten sich Zweifel in ihr breit. Sie hatte voreilig gehandelt, nur von ihren Gefühlen geleitet. So etwas gehörte sich nicht für einen Shinobi. „Verdammt, verdammt, verdammt.“, entwich es ihren Lippen immer wieder, während sie im Zick Zack vor ihren Verfolgern floh, die in regelmäßigen Abständen scharfkantige Eisshuriken auf sie schleuderten. Doch wenigstens konnten sie den Abstand zwischen ihnen nicht verringern, dafür war sie noch immer zu schnell. In der Ferne konnte sie bereits die Umrisse des Waldes erkennen, in dem sie ihr Schmuckstück verloren hatte. Wenn alles nach Plan lief, würde sie sie zwischen den Bäumen vielleicht abhängen können, wenn sie ihre letzten Kraftreserven aktivierte. Und dann musste sie die Kette finden. Falls ihr das überhaupt möglich war, schließlich handelte es sich dabei nur um ein kleines Metallherz, das überall im Schnee vergraben sein konnte. Ein weiteres „Verdammt!“ schlich sich zwischen Lippen hervor, als eine der Eisshuriken ihre Schulter traf und einen tiefen Schnitt hinterließ. Sie musste dringend besser aufpassen und nicht wie eine Irre gedankenlos vor sich hin laufen. Sie schloss einen kurzen Moment die Augen. Konzentriere dich, tadelte sie sich und schlug ihre Augen wieder auf. Sie hatte den Wald bald erreicht, jetzt hieß es handeln. Zielsicher fuhr sie mit der Hand in ihre Tasche. Sie ertastete einige Kunai und Shuriken, doch da sie fast ausschließlich Mienen und Briefbomben mitgenommen hatte, waren es weitaus weniger als sie bräuchte. Auch ihr Chakra wollte sie nicht mehr als nötig beanspruchen, sonst würde sie bald nicht mehr fliehen können. Ein resigniertes Seufzen entwich ihr. Sie schien ein Händchen dafür zu haben sich in ausweglose Situationen zu bringen und dieses Mal gab es keinen Uchiha, der sie retten würde. Ein schmerzerfülltes Keuchen entfloh ihren Lippen. Sie hatte kaum noch Luft zu atmen, jeder Schritt schmerzte. Ein Husten schüttelte sie und als sie ihre Hand vor den Mund hielt, fühlte sie die kleinen Tropfen, die ihre Handfläche benetzten. Blut. Die lange Klinge musste sie schwerer getroffen haben, als sie vermutet hatte. Sie versuchte sich an einigen Fingerzeichen, doch sie war ungewohnt langsam und auch das Chakra zu bündeln fiel ihr schwer. Und da war der blauhäutige Mann, mit den seltsam spitzen Zähnen schon wieder bei ihr. Mit einem überlegenen Grinsen sah er in ihre blauen Augen. Ihr stockte der Atem. Kurz verschwamm sein Gesicht vor ihren Augen, dann verlor sie den Boden unter ihren Füßen. Ein stechender Schmerz breitete sich in ihrem Unterkörper aus und durchströmte in rasender Geschwindigkeit auch den Rest, bis schließlich sogar ihr Kopf dröhnte. Sie bekam keine Luft mehr, als sie voller Wucht gegen einen Baum prallte und diesen hinter sich knacken hörte. Er brach entzwei und sie wurde unter den herabfallenden Ästen begraben. Kurz schloss sie die Augen. Was gäbe sie darum einfach liegen zu bleiben. Mit letzter Kraft richtete sie sich wieder auf. Wackelig stand sie auf ihren Beinen, versuchte zu analysieren, was ihr fehlte. Doch es war viel zu viel um es alles zu lokalisieren. Sie hatte kaum noch Chakra. Sie wusste nicht, wie sie es so schnell hatte verlieren können, gab jedoch dem Schwert des Blauhäutigen die Schuld daran. Immer wenn es sie berührte hatte, hatte sie beinahe dabei zusehen können, wie ihr die Energie entzogen wurde. „Mein Schwert freut sich schon sehr auf den Rest deines Chakras.“, knurrte der Mann vor ihr mit tiefer Stimme. Auch er war nicht mehr unversehrt, blutete aus einigen Wunden an seinem Oberkörper und auch sein komischer schwarzer Umhang mit den roten Wolken war komplett zerrissen. Doch Kyoko hatte dieses Chakrasaugende Schwert nicht mit einkalkuliert und so war sie es, die sich kaum mehr auf den Beinen halten konnte. Und wie auf Kommando knickten ihre Beine ein und sie fiel. Gerade noch schaffte sie es ihre Hände auszustrecken und tief trieb sich das faserige Holz in ihre Handflächen. Ihr Gesicht verzog sich vor Schmerz und abermals verschwamm alles vor ihren Augen. Die Umgebung wurde schwarz. Nicht mehr lange und sie würde das Bewusstsein verlieren. Sie brachte es kaum noch fertig zu atmen. Alles tat so weh. Sie biss die Zähne zusammen und spürte ein weiteres Husten ihre Kehle hinaufkriechen. Blut spritzte auf den Boden und schwach ließ sie den Kopf hängen. Sie konnte einfach nicht mehr. „Dein Chakra muss außergewöhnlich sein. Samaheda ist ganz außer sich.“ Sie schaffte es nicht den Kopf zu heben und nahm nur entfernt war, dass der Haifischmann sich ihr nährte. Alles war so schwammig um sie herum, es fühlte sich bereits so an, als wäre sie nicht mehr auf dieser Welt. Mit einem wuchtigen Schlag auf ihren Rücken wurde sie auf den Boden gedrückt. Es trieb ihr alle Luft aus den Lungen und sie konnte nicht anders als lautlos zu schreien. Die Schmerzen ließen ihr Herz rasen und verwirrten ihre Gedanken. Konnte sie überhaupt noch klar denken? Sie kniff die Augen zusammen. Ihr Schädel dröhnte als würde er zerspringen wollen. Fest gruben sich ihre Finger in das Holz unter ihr. So ging es also zuende. Der Druck auf ihrem Körper ließ nicht nach. Sie wurde nach unten gepresst und der Griff ihrer Hand wurde schwächer. Sie merkte, wie ihr Chakra sie verließ. Doch sie war zu schwach sich zu wehren. Ihr Atem beruhigte sich. Wurde langsamer, so langsam, bis er schließlich kaum noch wahrnehmbar war. Auch der Schmerz ließ nach. Lediglich das Pochen ihres Fluchmals drang noch durch sie hindurch. Ihr restlicher Körper war wie in Watte gepackt. Sie blinzelte. Doch die Welt um sie herum verschwamm und wurde schwarz. Es war also vorbei. Sie blinzelte. Es dauerte einen Moment, bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Sie war orientierungslos. Sie sah Bäume, den dunklen Himmel, den Mond, ein Feuer, eine Person. Sie stockte. Dort am Feuer saß jemand. Sie stemmte einen Arm auf den Boden, doch mit einem Stöhnen brach sie wieder in sich zusammen. Verdammt, ihr gesamter Körper schmerzte. „Du solltest liegen bleiben.“ Die leise Stimme, die durch die Dunkelheit zu ihr herüberwabberte, ließ sie aufhorchen. Sie kannte diese Stimme. Sie hatte sie schon einmal gehört, vor wenigen Jahren. Scharf sog sie die Luft ein als sie versuchte den Kopf zu heben, um die Person anzusehen. „Du scheinst nicht gerne auf andere zu hören.“ Fast war es ihr als könne sie ein Schmunzeln aus der Stimme entnehmen. Raschelnd erhob sie die Person. Ein Mann, eindeutig. Gehüllt war er in einen dieser schwarzen Mäntel mit den roten Wolken, den auch ihr Gegner getragen hatte. Konnte es wirklich sein? Sanften Schrittes trat der junge Mann zu ihr hinüber bis sie sein Gesicht schließlich erkennen konnte. Die knisternden Flammen erhellten ihre Haut, als sie in zwei rote Augen sah. Itachi. „Was ist passiert?“, fragte ich mit krächzender Stimme und sah dem Uchiha dabei zu, wie er sich an einen Baum sinken ließ. „Ich war mit Kisame zusammen unterwegs. Du warst fast tot, als ich euch erreichte.“, meinte er schlicht ohne sie dabei anzusehen: „Du musst vorsichtiger sein. Es war dumm von dir ihn zu unterschätzen.“ Sie seufzte laut, obwohl ihr selbst das Schmerzen bereitete und musste husten. „Jetzt hast du mir also schon zweimal das Leben gerettet. Langsam wird es peinlich.“, murrte sie schwach ohne auf seine Worte einzugehen. Sein Kopf wanderte zu ihr und seine Sharingan fixierten ihren Blick. „Kyoko, ich habe dir damals deine Gefühle und Erinnerungen nicht zurück gegeben, damit du stirbst.“, sagte er schlicht aber sehr ernst. Keine Regung zeigte sich in seinem Gesicht. „Warum hast du es überhaupt getan?“ Diese Frage hatte Kyoko schon immer auf der Seele gebrannt. Seit sie ihn damals verlassen hatte. Er fuhr sich durch die langen schwarzen Haare, ehe er ihr noch immer mit neutraler Stimme antwortete: „Sasuke wird dich noch brauchen. Du bist sein Sensei, vielleicht kannst du ihn wieder auf den rechten Weg zurückbringen.“ Überrascht zog Kyoko ihre Augenbraue in die Höhe? Wieso machte sich der Uchiha Gedanken um seinen Bruder? Hatte er nicht selbst seinen ganzen Clan ausgelöscht und nur Sasuke am Leben gelassen, um ihn leiden zu sehen. „Ich verstehe nicht. Sasuke hat erzählt...“, begann sie ehrlich, doch Itachi unterbrach sie, obwohl es normalerweise gar nicht seine Art war: „Sasuke kennt nicht die Wahrheit. Er darf sie auch nie erfahren. Aber dir werde ich sie anvertrauen, in der Hoffnung, dass du ihm helfen kannst.“ Sie versuchte sich an einem schwachen Nicken. Und Itachi begann zu erzählen. Er berichtete von dem geplanten Attentat und davon, wie er als Spion arbeiten musste. Davon wie er den Auftrag bekam seinen Clan auszulöschen um einen Krieg zu verhindern und davon, dass er es nicht über sein Herz brachte seinen kleinen Bruder zu töten. Als er endete, wagte sie es nicht ein Wort zu sagen. Ihre Kehle war wie zugeschnürt. „Versprich mir, dass du ihm nichts verraten wirst. Er soll den Namen Uchiha mit Stolz tragen können.“, fügte der Schwarzhaarige schließlich schwach hinzu und abermals versuchte sie sich an einem Nicken. Sie sah, wie sich ein sanftes Lächeln auf sein Gesicht schlich. Er schien dankbar. „Wenn ich tot bin, wird er nicht mehr viele Menschen haben, die ihn unterstützen würden. Ich hoffe sehr, dass ich dir seine Beweggründe näher bringen konnte.“ Er verstummt und mit aller Kraft drehte sich Kyoko auf die Seite, um ihn besser ansehen zu können. Er sah so traurig aus und trotzdem so friedlich. „Ich verspreche dir, Itachi, ich werde mein Bestes geben, um ihn zu unterstützen.“, versprach sie so überzeugend wie möglich. Ein weiterer Husten schüttele sie. Ihre Lungen brannten. Er lächelte lediglich und nickte. „Es ist nicht fair, dass du sterben musst.“, erhob sie wieder die Stimme, nachdem sich ihr Körper von dem Husten beruhigt hatte. „Es gibt keine andere Möglichkeit. Er muss es tun, anders wird er die Ehre des Clans nie wider herstellen können.“ „Ehre, was ist schon Ehre.“, meinte Kyoko daraufhin so laut es ihr möglich war: „Du darfst ihm nicht diese Bürde auftragen, nur um die Ehre eines Clans wiederherzustellen. Er ist dein Bruder. Er liebt dich.“ Sie wollte trotzig die Arme vor der Brust verschränken, doch sie schaffte es nicht sich zu rühren. „Es ist zu spät.“ Seine Worte waren leise gesprochen, doch sie schienen so final, so wahr. „Ich habe ihn jahrelang darauf vorbereitet mich zu töten. Selbst wenn er die Wahrheit wüsste, er würde es nicht verstehen. Sein Hass ist zu groß.“ Kyoko schluckte schwer. Sie kannte Sasuke, sie kannte seinen Hass. Itachi hatte ganze Arbeit geleistet. „Aber wenn er dich erst einmal getötet hat, wird sein Hass Befriedigung finden.“, erwiderte die Namikaze mit trauriger Stimme: „Was wäre, wenn ich ein Jutsu entwickle, mit dem ich dich zurückholen kann, nachdem er seine Rachsucht gestillt hat. Ihr könntet euch aussprechen, ihr könntet gemeinsam ein Leben beginnen. Er braucht dich. Er braucht dich so viel mehr als du es dir nur vorstellen magst. Und ich brauche dich auch. Wer soll mir sonst mein Leben retten, wenn ich mal wieder unaufmerksam bin?“ Sie versuchte sich an einem Lachen, doch ein stechender Schmerz ließ sie inne halten. Sorgen breiteten sich in ihr aus. Hatte sie den Mund wohl möglich zu voll genommen? „Ein Jutsu, das Menschen wiederbelebt?“ Itachi schien verwundert. Etwas, das Kyoko sehr gut nachvollziehen konnte. Sie selbst war verwundert, aber je länger sie darüber nachdachte, desto deutlicher wurde ihr alles. „Ja, ich lebe bei Orochimaru, habe Zugänge zu seiner Forschung. Er beschäftigt sich seit Jahren mit Unsterblichkeit.“, erklärte sie ihm. Ihre Gedanken rasten. Sie sah alles vor sich. Das Labor, die ganzen Menschen, die hatten sterben müssen, um das Leben der Schlange zu verlängern. Sie sah seine Ergebnisse und seine Proben und plötzlich ergab alles einen Sinn. „Ich habe andere Kräfte als er. Sie sind weitaus umfangreicher, außerdem habe ich viel Chakra. Wenn es jemand schaffen kann, dann ich. Außerdem hast du mir jetzt zweimal den Hintern gerettet. Irgendwie muss ich meine Schuld doch begleichen.“ Ein positives Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus, doch im Inneren war sie angespannt. Sie war sich sicher, dass sie es schaffen konnte, doch würde auch der Uchiha ihrem Plan zustimmen. Würde er seinen Plan umwerfen, den er bereits seit frühster Kindheit ausgefeilt hatte. Sie sah ihn an. Er schien nachzudenken, sein Kopf auf eine seiner Hände gestützt. „Bitte, tu es für deinen Bruder. Er verdient es dich kennen zu lernen, denn kein Mensch kann hassen ohne zu lieben, Itachi. Er braucht dich.“, flehte sie beinahe. Er sollte ihr endlich zustimmen und sich helfen lassen. Er hatte sie schon s oft gerettet, jetzt war sie an der Reihe. Er seufzte ergeben und hob seinen Blick. Seine Augen schienen sie zu durchleuchten, versuchten zu erkennen, ob es ihr ernst war oder nicht. Angespannt rieb er sich den Nasenrücken, bevor er schließlich seine Hände in den Schoss legte. „Versuch dein Glück. Es wird schwer, wenn nicht sogar unmöglich ein solches Jutsu zu entwickeln. Ich nehme es dir nicht übel, wenn du es nicht schaffst, ich habe meinen Frieden geschlossen“, erwiderte er dann und Kyokos Miene erhellte sich. Sie würde eine Chance bekommen, das gleiche für ihn zu tun, was er für sie getan hatte. „Danke Itachi, danke, dass du mir die Chance gibst.“ Und sie meinte es ernst, sie war ihm unendlich dankbar dafür, dass er es sie versuchen ließ. Und auch dafür, dass er ehrlich zu ihr gewesen war und dankbar dafür, dass er sie nie sterben ließ, obwohl sie so oft kurz davor war. „Aber Itachi, wie kann ich mit dir in Kontakt bleiben. Es kann sein, dass ich etwas von dir brauche. Blut oder ähnliches.“, meinte sie dann nachdenklich, doch Itachi erhob lediglich eine Hand. Es dauerte keine Sekunde, bevor eine anmutige schwarze Krähe auf seiner Handfläche erschien. Die Augen des Tieres waren tiefrot, wie die Itachis. Mit einem lauten Aufschrei breitete der Vogel seine schönen Flügel aus und Kyoko betrachtete mit großen Augen, wie er sich in die Lüfte schwang und im Sturzflug auf sie zukam. Ihre Muskeln spannten sich an. Sie wollte ihm ausweichen, doch noch immer verweigerte ihr Körper jede Regung. Sie schloss die Augen, bereit für den Aufprall. Doch ein Aufprall blieb aus und lediglich ein leichtes Kribbeln ergriff ihre Brust. Vorsichtig blinzelte sie einmal, bevor sie ihre Augen plötzlich überrascht aufriss und nur noch sehen konnte, wie die schwarze Krähe in ihrer Brust verschwand. „Schick sie zu mir, wenn du mich brauchst und ich werde dich finden.“ Sie prallte gegen einen Baum, als ihr Bein einknickte. Verdammt, sie war zu schwach, um ihnen noch lange entkommen zu können. Einen kurzen Moment lehnte sie sich gegen den kalten Stamm und atmete tief durch. Nur einen kurzen Moment Pause, sie musste nachdenken, sie musste sich einen Plan zurecht legen, sonst würde sie innerhalb der nächsten Minuten sterben. “Schick sie zu mir, wenn du mich brauchst und ich werde dich finden.“ Sie riss die Augen auf. Fast war es so, als hätte sie Itachis Stimme gehört. Sie hob die Hand, konzentrierte den letzten Rest ihres Chakras auf ihrer Handfläche und sofort kroch die wundersame schwarze Krähe daraus empor. Sie flatterte mit den Flügeln. „Auch wenn du nicht mehr lebst, Itachi, vielleicht wirst du mich ja trotzdem finden.“, flüsterte sie leise. Die Krähe sah sie einen Moment an, ehe sie mit einem einzigen Flügelschlag zwischen den Bäumen verschwand. Hektisch atmend, stützte sie ihre Hände in die Hüften. Auch wenn es vielleicht doof klang, so hatte sie doch das Gefühl, dass er ihr helfen würde, so wie er es immer getan hatte, wenn sie sich unüberlegt in einen Kampf geworfen hatte, den sich nicht gewinnen konnte. Ein wehmütiges Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus. Auch wenn er vielleicht nicht lebte, so war sie sich sicher, dass er immer noch auf sie aufpasste. Und auch sie würde nun auf ihn aufpassen, sie würde ihn nicht aufgeben. Eine letzte Kraftreserve aktivierend stieß sie sich von dem Stamm ab und setzte sich wieder in Bewegung. Sie war langsamer als zuvor, vernahm bereits die Schritte ihrer Gegner hinter sich, aber sie würde es schaffen. Sie folgte den Spuren im Schnee und sie wurden immer dichter. Nicht mehr lange und sie würde den Ort erreichen, an dem sie gekämpft hatten. Mit einem Keuchen torkelte sie zwischen den Bäumen hervor. Sie sah das Blut auf dem Boden, hier war es gewesen. Sie erkannte den Baum, an dem sie gestanden hatte. Sie stürzte nach vorne. Hier musste sie liegen. Ihre Hände gruben sich in den rot gefärbten Schnee und tasteten hektisch hin und her. Hier musste sie sein. Sie konnte sie nirgends sonst verloren haben. Sie biss sich auf die Lippe. Der kalte Schnee brannte auf ihren malträtierten Händen, doch es störte sie nicht, denn als ihre Finger ein Metallkettchen umschlossen, breitete sich schlagartig Wärme auf ihrer Haut aus. Tränen der Erleichterung traten in ihre Augen. Sie hatte sie gefunden. Schnell hob sie sie vor ihre Augen, schüttelte sie leicht, um sie von dem Blut zu befreien, bevor sie das Amulett wieder um ihren Hals band. Nie wieder würde sie es verlieren, versprach sie sich, denn ohne die feine Kette, fühlte sie sich einfach nicht komplett. Doch ihre Erleichterung und Freude darüber, das gesuchte Schmuckstück endlich gefunden zu haben, hielt nicht lange, denn schon kündigte ein lautstarkes Knacken die Ankunft ihrer Gegner an. Sie stöhnte leise und ließ sich kraftlos auf den Hintern fallen und lehnte sich an einen Baum. Tief atmete sie aus, als sie zu ihren Gegner herauf blickte. „Jetzt wäre ein guter Moment, Itachi.“, dachte sie bei sich und ließ erschöpft den Kopf sinken: „Ein wirklich sehr guter Moment.“ Sie hörte die Schritte der Männer vor ihr auf dem Boden, doch sie konnte nicht mehr. Sie war dumm gewesen, dumm und unvorsichtig, aber jetzt war es zu spät. Ihr letzter Rest Kraft war aufgebraucht, sie war kaum noch fähig dazu ihre Augen offen zu halten, so müde war sie. Sie wollte nur noch schlafen. Ein lautes Krähen ließ sie dann doch noch einmal aufblicken. Sie sah zwei rote Augen in der Dunkelheit. Itachi? Die schwarze Krähe schoss zwischen den Bäumen hervor und verschwand mit einem lauten Aufschrei wieder in ihrer Brust. Schwach hob sie die Hand an die Stelle wo der Vogel verschwanden war. Anscheinend hatte sie ihren Besitzer nicht finden können. Ein trauriges Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. „Es tut mir Leid, dass ich mein Versprechen anscheinend doch nicht halten konnte. Ich habe mein Bestes gegeben.“, entschuldigte sich still bei ihrem besten Freund und warf einen kurzen Blick Richtung Himmel. Dieses Mal würde er wohl nicht kommen, um ihr das Leben zu retten. Irgendwann wandte sie den Blick von dem Firmament ab. Dass sie noch immer nicht angegriffen worden war, verwunderte sie. Die Männer hätten ihr längst den Garaus machen können. Mit halb geöffneten Augen sah sie hinab und ihr Mund klappte auf. Da standen die Männer, doch sie bewegten sich nicht. Es war als hätten unsichtbare Fesseln sich um sie gewickelt, die sie auf Ort und Stelle hielten. Sie wollte sich aufrichten und nachsehen, was ihr da den Hintern gerettet hatte, doch noch immer gehorchte ihr Körper ihr nicht. Plötzlich trat ein junger Mann aus dem Schatten. Er hatte seine Finger verschränkt, schien für die unsichtbaren Fesseln verantwortlich sein. Unter seinem schwarzen Zopf sah man sein angestrengtes Gesicht. Einen kurzen Moment dauerte es, dann sah sie sein Konoha-Stirnband und sofort entspannte sie sich und schloss abermals die Augen. „Du, wie geht es dir?“ Eine hohe, weibliche Stimme neben ihr ließen sie ihre Augen ein weiteres Mal kraftlos aufschlagen, sie wollte doch nur schlafen und doch brachte sie ein schwaches Nicken zustande. „Kein Chakra mehr.“, keuchte sie leise und die junge Frau mit dem langen blonden Zopf nickte verstehend. „In Ordnung, ich werde deine Wunden heilen.“, sagte sie und sofort spürte Kyoko die angenehme Wärme, die die Hände der Blonden auf ihrem Körper hinterließen. Es war, als entzögen sie ihr all den Schmerz. Sie seufzte wohlig. „War die Krähe von dir?“, wollte die Blonde dann wissen und überrascht zog sich eine von Kyokos Augenbrauen in die Höhe. „Die Krähe?“, wiederholte sie, während ihre Augen wieder zu fielen und sie in Dunkelheit hüllte. „Ja, sie hat uns hierher geführt.“ Ein sanftes Lächeln schlich sich auf Kyokos geschundene Lippen, bevor sie langsam in einen tiefen traumlosen Schlaf driftete. Auf Itachi war selbst nach seinem Tod noch Verlass. Er würde wohl nie damit aufhören, ihr das Leben zu retten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)