Die Geschichte einer Kämpferin von CyuNamikaze ================================================================================ Kapitel 4: Das Verhör --------------------- Kyoko war bereits seit einigen Stunden bewusstlos. Die Nacht war eingebrochen und Kakashi stand einsam am Fenster ihres Krankenzimmers und blickte gedankenversunken in die Dunkelheit. Er hatte mit Tsunade abgesprochen, dass er hier bleiben sollte. Kyoko kannte ihn. Vielleicht würde sie ihm erzählen können, was ihr passiert war. Er seufzte. In der Stille des Zimmers kam es ihm unerträglich laut vor. Selbst die Maschinen waren abgeschaltet worden und lediglich das leichte Atmen Kyokos war zu hören. Er ließ seine Hände in seine Hosentaschen sinken, wandte sich dem Bett zu und ließ sich auf den Stuhl sinken, auf dem vor einigen Stunden noch Naruto gesessen hatte. Er bereute es, nicht verhindert zu haben, dass Sakura und Naruto Kyoko so mit Fragen bedrängten, aber nach ihrer Offenbarung, dass sie Sasukes Lehrmeisterin gewesen sei, war er selbst derart perplex gewesen, dass er nicht hatte reagieren können. Und dann war alles ganz schnell gegangen. Ohne es wirklich zu merken betrachtete er die junge Kunoichi vor sich. Er hätte niemals damit gerechnet sie wieder zu sehen. Es löste schmerzhafte Erinnerungen aus sie zu betrachten. Erinnerungen an die Vergangenheit, an seinen Sensei und auch an Rin und Obito. Erinnerungen an alle, die sie damals im Krieg verloren hatten. Es war wirklich ein Wunder, dass sie jetzt hier vor ihm lag. Erschöpft wischte er sich mit der Hand über die Augen, gerade so als wollte er sich Tränen wegwischen, doch er hatte schon lange nicht mehr geweint. Er konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern, wann er das letzte Mal Tränen vergossen hatte. Vielleicht als sein Vater gestorben war. Er seufzte abermals. Alle diese Erinnerungen, die Kyoko mit sich gebracht hatte. Er wollte nicht, dass sie alle zurückkamen. Ein leises Stöhnen riss ihn aus seinen Gedanken und er bemerkte, dass er Kyoko angestarrt hatte, ohne sie wirklich wahrzunehmen. Sie bewegte ihren Kopf leicht und langsam öffnete sie ihre Augen. Sie schien für einen kurzen Moment verwirrt, bevor sie ihn erkannte und sich anscheinend erinnerte. Sie lächelte, bevor ihre Augen einen anderen Ausdruck annahmen. Sie schien sich schuldig zu fühlen und überrascht schossen seine Augenbrauen in die Höhe. „Es tut mir Leid, dass ich euch eure Fragen eben nicht beantworten konnte.“, sagte sie leise und senkte den Blick. Seine Augenbrauen schossen falls möglich noch ein wenig weiter in die Höhe. Es tat ihr Leid? „Das braucht dir nicht Leid tun. Naruto und Sakura hätten dich nicht so bedrängen dürfen. Du bist noch sehr schwach.“, erklärte er ihr freundlich und beobachtete sie dabei, wie sie vorsichtig einen Arm hob: „Wie geht es dir?“ Kyoko brauchte einen Moment, bevor sie antwortete: „Ganz gut, ich kann mich wieder bewegen, allerdings schmerzt mein ganzer Körper. Ich muss wieder trainieren.“ Sie streckte ihren Arm zu einem Wasserglas auf ihrem Nachtisch, da es Kakashi jedoch unangebracht schien, dass sie das alleine machen musste, beugte er sich über sie und reichte ihr das Glas mit einem genuschelten „Bitteschön.“ „Du kannst aber jetzt noch nicht wieder trainieren.“, entgegnete er, als er sich wieder angelehnt hatte: „Du bist viel zu schwach, das würde dein Körper nicht mitmachen. Außerdem musst du einiges an Chakra regenerieren. Es war recht schwer deine Reserven wieder zu füllen, hat Tsunade gesagt.“ Kyoko nickte verstehend, während sie einen Schluck aus dem Glas tat. Es fühlte sich wunderbar an, ihr Hals war wie ausgetrocknet gewesen. „Ich muss trainieren. Wenn mein Körper zu schwach wird, werde ich sterben.“ Kakashis Augen weiteten sich. „Sterben?“, wiederholte er und sie schien verunsichert. Es schien ihm, als wüsste sie nicht was sie sagen sollte. „Es liegt an Orochimaru. Er hat mit einem Juin dafür gesorgt, dass ich niemals schwach werde.“, erklärte sie dann kurz, rief dadurch aber noch mehr Fragen in Kakashi hervor, als sie beantwortete. Er bemerkte, dass er sie schon wieder anstarrte und wandte den Blick ab. Wieso war es so als würde er plötzlich wieder in der Vergangenheit sein, wenn sie so vor ihm saß und ihn aus den Augen ihres Bruders ansah. Sie hatte sich äußerlich sehr verändert, aber ihre Augen waren gleich geblieben. „Wie geht es allen so?“ Die Frage war Kakashi unangenehm und er musste schlucken. Wusste sie, dass ihr Bruder dem Kyuubi zum Opfer gefallen war? Wusste sie, dass Obito und Rin bereits gestorben waren? Kyoko erschrak, als sie bemerkte wie traurig Kakashis Gesicht geworden war. Das hatte sie nicht gewollt, sie hatte nur das Thema ändern wollen. „Du .. weißt.. das von deinem Bruder?“ Niedergeschlagen sah er sie an und sofort senkte sich traurig ihr Blick. Sie nickte schwach. „Ich habe es gehört.“, erwiderte sie schlicht. Auch ihr Bruder war kein Thema, über das sie nun reden wollte, denn es brachte sie fast um den Verstand, dass sie ihn nie wieder sehen würde. „Was macht der Rest deines Teams?“, fragte sie somit, um nicht weiter über Minato sprechen zu müssen. Sie hatte sein Team selbstverständlich gekannt. Nicht selten waren Obito, Rin und Kakashi bei ihnen zu Hause gewesen und regelmäßig hatte sie bei dem Training des Teams zugesehen und manchmal hatte sie sogar teilnehmen dürfen. Bei dieser Erinnerung musste sie lächeln. Besonders Rin hatte sie immer sehr gemocht und mit Obito hatte man auch immer Spaß gemacht. Lediglich zu Kakashi hatte sie nie einen besonders guten Draht gehabt, aber sie hatte ihn für sein Können respektiert. Und sie hatte immer versucht ihn zu übertreffen. In Gedanken versunken merkte Kyoko nicht wie sich Kakashis Hand in seine Hose gekrallt hatte. Wie sollte er es ihr sagen? Sie sollte sich in diesem Zustand nicht zu sehr aufregen. Und er wollte es nicht sagen. Er wollte nicht derjenige sein, der diese Nachricht überbrachte. Und er wollte es nicht schon wieder aussprechen müssen. Aber er sollte sie nicht belügen. „Sie sind tot.“ Schlichte drei Worte. Worte, die er schon so oft gesagt hatte und trotzdem wurde ihm seltsam schwer um sein Herz. Er wollte nicht aufsehen, nicht sehen was es mit Kyoko anstellte diese Nachricht zu hören, nicht sehen für welchen Schmerz er verantwortlich war. Aber er ließ sich nichts anmerken und hielt den Blick auf das Gesicht der braunhaarigen Kunoichi gerichtet. Sie brauchte einen kurzen Moment bis sie verstand, dann wich ihr ein leises „Oh.“ über die Lippen und sie wandte ihr Gesicht ab. Sie starrte gegen die Wand, doch er konnte ihrem Gesicht keine wirkliche Regung entnehmen. Es war vollkommen starr. „Das wusste ich nicht. Es tut mir Leid.“ sagte sie leise nach ein paar Sekunden und blickte ihn an. Er erkannte, dass sie ihren Schmerz zu verbergen versuchte, so wie es für einen Shinobi typisch war, doch er bemerkte die Trauer in ihren Augen. Er nickte, wusste nicht, was er darauf sagen wollte, das Thema wollte er ungern weiter vertiefen. Und Kyoko schien das zu merken, denn sie fragte nicht weiter nach. Seufzend stand Kakashi auf, seine Hände immer noch in den Taschen vergraben und entfernte sich ein wenig von dem Bett. „Wenn du willst, kann ich jetzt gehen.“, sagte er zu Kyoko: „Du solltest noch etwas schlafen.“ Eigentlich wollte er nur keine weiteren Fragen beantworten müssen. „Nein, ich bin nicht müde.“, erwiderte sie und setzte sich ein wenig in ihrem Bett auf: „Müsstest du mich nicht eigentlich verhören?“ Er zuckte mit den Schultern und blickte wieder aus dem Fenster. Ja, an sich musste er sie verhören, doch er wollte nicht wieder auf seine toten Kameraden zu sprechen kommen. „Ich fühle mich jetzt fit genug, um dir ein paar Fragen zu beantworten.“, ergriff Kyoko dann die Initiative und entlockte dem Kopierninja ein Lachen. Auch wenn die beiden nie viel zu tun gehabt hatten und sie mehr eine Rivalität als Freundschaft verband erinnerte er sich gut daran zurück, dass Kyoko schon in jungen Jahren ein extrovertiertes, ruheloses Mädchen gewesen war. „In Ordnung. Sei bitte ehrlich.“ Kakashi wandte sich von dem Fenster und ließ sich abermals auf den Stuhl an Kyokos Bett sinken. Sie nickte eifrig und Kakashi stellte fest, dass sie bereits ziemlich fit wirkte, dafür, dass sie derart viel Chakra verloren hatte. „Was ist damals passiert, als du verschwunden bist?“, stellte er seine erste Frage und beobachtete sie neugierig. Kyoko antwortete ihm ohne zu zögern, unterbrach sich lediglich zwischenzeitlich selbst, um kurz darüber nachzudenken, welche Worte sie wählen sollte: „Wir wurden damals auf Mission geschickt. Zwei 4er Teams bestehend aus sechs Chu-Nin und zwei Jo-Nin. Wir hatten keine besonders schwierige Mission, zumindest sah es danach aus. Wir sollten einem Dorf zu Hilfe eilen, das von ein paar Banditen angegriffen wurde, doch als wir dort ankamen, bot sich ein furchtbares Bild. Sie waren bereits alle getötet worden. Schnell fiel uns auf, dass das nicht das Werk gewöhnlicher Banditen war und da wir nicht die Möglichkeit hatten noch irgendwem zu helfen, machten wir uns schnell auf den Heimweg. Uns wurde schnell klar, dass wir einen Verräter unter uns haben mussten. Anders hätten die Mörder nicht von uns wissen können und hätten nicht alle Informationsquellen vernichtet. Mitten in der Nacht überwältigte uns der Verräter. Ich konnte entkommen, doch Orochimaru stellte sich mir in den Weg. Ich wehrte mich so gut ich es damals konnte, doch ich hatte keine Chance und er nahm mich mit. Ich hatte den Tod einige Teammitglieder ansehen müssen, die anderen traf ich nie wieder. Ich gehe davon aus, dass er sie alle getötet hat.“ Wütend ballte Kyoko ihre Hand zu einer Faust und Kakashi verstand sofort wie sie sich fühlte. Sie wünschte, sie hätte sie alle retten können. „In Ordnung. Was geschah dann?“, fuhr Kakashi fort. Er wollte nicht, dass sie sich in ihrem Schmerz verrannte, es war sinnvoller für das Verhör, wenn sie es schnell hinter sich brachten. „Ich kann mich kaum noch an das erinnern, was danach geschah. Es war wie im Krankenhaus, nur schmerzhafter. Ich wurde für seine Experimente verwendet, dachte schon ich würde sterben, so wie die meisten seiner Versuchskaninchen, aber irgendwie habe ich überlebt. Ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen war, bis er seine Experimente an mir beendete, auf jeden Fall war ich danach anders. Er legte mir ein Juin auf, das meine Gefühle verschloss.“ Zu Kakashis Überraschung beugte sie sich nach vorne, zog ihr weißes Krankenhaushemd ein Stück nach unten und gab dadurch den Blick auf ihr rechtes Schulterblatt frei. Kakashi sog scharf die Luft ein. Dort war das Juin, von dem sie gesprochen hatte. Allerdings war da etwas, das ihn misstrauisch machte. „Es ist bereits versiegelt?“, wollte er wissen und brachte Kyoko zum Stocken. Er sah, wie sie kurz nachdachte, eine Entscheidung traf und sich dann wieder in die Kissen sinken ließ. „Zum Teil.“, antwortete sie und fügte hinzu: „Ich habe meine Gefühle wieder, allerdings kann es mich noch immer töten.“ Kakashi zog eine Augenbraue hoch: „Dich töten?“ Sie nickte: „Wie gesagt, wenn mein Körper zu schwach wird, dann wird mich dieses Juin umbringen. Deswegen muss ich auch dringend trainieren. Ich spüre bereits wie das Juin dabei ist mich zu vernichten.“ Auch Kakashi nickte, war jedoch noch nicht 100% überzeugt. Allerdings wollte er lieber weiter fortfahren, als mit Kyoko über ihr Juin zu reden. „Und dann kam Sasuke?“ Es war die Frage gewesen, die er eigentlich bereits zu Beginn hatte stellen wollen, allerdings war er professionell genug sich an die gängigen Verhörregeln zu halten. Allerdings war Sasuke auch sein Schüler gewesen und auch er machte sich Sorgen um seinen Schützling. „Ja.“, hauchte Kyoko und wirkte abermals sehr niedergeschlagen: „Ich hatte bereits einige Zeit mit Orochimaru zusammengearbeitet, war sogar von ihm trainiert worden, als der junge Uchiha zu uns stieß. Ich wurde von Ororchimaru zu seiner Lehrmeisterin ernannt und brachte ihm alles bei, was ich gelernt hatte. Bis mein Juin versiegelt wurde und ich meine Gefühle zurück erlangte. Ich habe ihn darin unterstützt, sich von seinen Bindungen zu lösen und sich ganz auf seinen Hass zu konzentrieren. Ich schäme mich so sehr, für das was ich in dieser Zeit getan habe, Kakashi.“ Sie vergrub das Gesicht verzweifelt in ihren Händen und atmete tief durch. Kakashi war wie eingefroren. Er wusste nicht wie er reagieren sollte. Sollte er weiter nachfragen oder doch lieber versuchen, Kyoko ein wenig Trost zu spenden? Sie nahm ihm die Entscheidung ab, indem sie sich wieder aufrichtete und fortfuhr: „Ich hatte durch Sasukes Ankunft das Interesse von Orochimaru verloren, war lediglich noch gut genug dafür ihn zu unterrichten. Allerdings war das kein Problem für mich, schließlich hatte ich anderes zu tun, nachdem ich meine Gefühle wieder hatte. Ich trainierte und wurde stärker in der Hoffnung Orochimarus Fängen irgendwann zu entkommen.“ „Wie?“, flüsterte er, doch er konnte ihre Antwort bereits erahnen. „Sasuke hat Orochimaru getötet.“ Nach ihren Worten herrschte Schweigen. Das Gerücht, das Sasuke wirklich einen der legendären San-Nin getötet hatte, hatte Konoha bereits erreicht, doch trotzdem war es noch mal etwas anderes es aus dem Mund einer Zeugin zu hören. „Ich wünschte, ich hätte es verhindern können. Ich wünschte ich wäre es gewesen.“ Kyoko sprach so leise, dass Kakashi sie kaum verstand und trotzdem waren ihre Worte unheimlich deutlich. Er spürte ihren Schmerz, dass sie den jungen Uchiha nicht vor dem hatte bewahren können. „Was ist denn dann passiert?“ „Ich wollte den Kampf zwischen Sasuke und seinem Bruder verhindern.“, erklärte sie und machte eine kurze Pause: „Allerdings habe ich es nicht geschafft und bin letztendlich aufgrund meines Chakraverlustes zusammengebrochen.“ Er wurde das ungute Gefühl nicht los, dass sie ihm in diesem Punkte etwas verschwiegen hatte, aber Kyoko hatte sich bereits von ihm abgewandt und starrte gedankenversunken auf die Kette auf ihrem Nachttisch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)