Alvia Defense Organisation (Arbeitstitel!) von Darkphoenix92 ================================================================================ Kapitel 1: Die Flucht --------------------- Wir hatten es fast geschafft! Immer wieder ging mir dieser Satz durch den Kopf, während ich mir die Hände wusch und einen Blick in den Spiegel warf, der über dem Waschbecken in der Toilette des kleinen Cafes der Grenzstadt Besk angebracht war, in dem meine beste Freundin Teresa Fey und ich eine kleine Pause nach der achtstündigen Zugfahrt machten. Ich konnte es noch gar nicht so richtig glauben, doch wir waren tatsächlich nur noch ungefähr zehn Minuten Fußmarsch von der Grenze entfernt, die direkt durch die große Stadt führte. Noch zehn Minuten laufen, dann würden wir endlich unser Heimatland Alvia verlassen und Beor betreten, wo wir ein neues Leben anfangen konnten, so, wie wir es uns vorstellten! Ein leises Lächeln stahl sich auf mein Gesicht, während ich meinem Spiegelbild in die Augen sah, welches mir recht fremd vorkam. Diese braune Perücke, die meine natürlichen blonden Haare verdeckte, die mir normalerweise bis knapp unter die Schultern gingen, passte gar nicht zu mir und meinen sonst so leuchtenden hellblauen Augen. Zudem ließ dieses dunkle braun mein Gesicht noch ein wenig blasser wirken, als es normalerweise schon war. Jeder, der mich so sah, musste denken, dass ich ein Vampir war, aber das sollte mir nur Recht sein, immerhin war es ja genau das, was wir wollten – nicht erkannt werden! Ich fuhr mir noch einmal kurz durch die braunen, künstlichen Haare, richtete die Kapuze meines grauen Pullovers, verließ die Toilette schließlich wieder und trat in den recht dunklen, kleinen Raum, in dem haufenweise Tische und Stühle standen, die beinahe alle belegt waren. Ich bahnte mir meinen Weg durch die laut redende Gästemenge und kam schließlich zu dem Tisch, an dem Teresa und ich uns niedergelassen hatten und uns mit einer Tasse Latte Macchiatto aufwärmten. Wir hatten uns extra den abgelegensten Tisch ausgesucht, für den Fall der Fälle. Teresa blickte auf, als ich mich ihr näherte. Auch sie wirkte auf mich fremd und wenn ich nicht bereits zwei Wochen lang so mit ihr durch ganz Alvia gereist wäre, hätte ich sie wahrlich nicht erkannt. Ihre normalerweise langen, schwarzen Haare waren kurz und hellbraun und anstatt aus ihren wunderschönen smaragdgrünen Augen, sah sie mich aus ebenso braunen Augen an. Einzig ihre Klamotten waren so wie immer: T-Shirt mit Aufdruck, hellblaue, leicht zerrissene Jeans, Turnschuhe und ihre schwarze Lieblingslederjacke, die sie so ziemlich immer trug, wenn sie es konnte. Anhand ihrer Kleiderwahl, die sie immer ein wenig rebellisch wirken ließ, konnten nur die Wenigsten auf Anhieb glauben, dass es sich bei meiner besten Freundin um die Tochter des großen Herrschers von Alvia handelte. „Weißt du...“ begann ich zu sprechen, als ich mich wieder auf meinen Stuhl, gegenüber von ihr, niederließ. „Ich bin echt froh, wenn wir endlich über die Grenze sind und ich diese blöde Perücke abnehmen kann!“ Teresa nahm einen Schluck von ihrem Latte Macchiatto und sah mich an. „Glaub ich dir, Maya. Aber ein bisschen musst du dich noch gedulden! Soweit ich weiß, geht das Stadtfest erst in einer halben Stunde los und viel eher brauchen wir uns in der Nähe der Grenze nicht blicken lassen. Zurzeit wimmelt es da draußen ja nur so von ADO-Kriegern und Kriegern der Besker Stadtwache.“ Ich nickte. „Ja, ich weiß. Was muss dieses blöde Stadtfest auch ausgerechnet diese Woche stattfinden? Wir könnten schon längst in Beor sein.“ „Lässt sich eben nicht ändern. Aber wir müssen uns überlegen, wo genau wir die Grenze überqueren. Mich würde es nicht wundern, wenn auch einige Krieger der ADO mit die Grenze kontrollieren.“ „Ich rechne sogar ganz stark damit!“ gab ich ihr Recht. „Und das heißt, dass wir die normalen Grenzübergänge meiden können! Die Stadtwache hätten wir ja noch austricksen können, die sind nicht so clever, aber ADO-Krieger? Wir sollten unser Glück dann doch nicht zu sehr herausfordern!“ „Also müssen wir eine Stelle finden, wo wir über die Grenze kommen, ohne, dass es jemand bemerkt.“ murmelte meine beste Freundin nachdenklich und sah dabei nicht mich an, sondern direkt zum Tresen des Cafes, wo die Kellnerinnen standen. „Ja... Und ich denke, dass wird schwierig werden. Die werden wohl alle möglichen Übergänge kontrollieren.“ gab ich zu bedenken. „Ja, vielleicht... Aber ein Schlupfloch gibt es immer! Und die ADO kann nicht überall sein!“ Teresa erhob sich so plötzlich, dass ich ein wenig zusammen zuckte vor Schreck. „Was hast du vor?“ fragte ich sie verwirrt. „Ich habe eine Idee. Warte hier mal kurz!“ antwortete sie nur und machte sich sogleich auf den Weg Richtung Tresen. Ich war wirklich gespannt, was Teresa für eine Idee hatte, mit der wir über die Grenze kommen sollten. Sicher, irgendwo gab es bestimmt eine Stelle, wo keiner es bemerken würde, wenn wir uns rüberschlichen, aber weder sie, noch ich kannten uns hier aus. Eigentlich hatte ich ja geplant über die üblichen Grenzposten zu marschieren, denn wie schon erwähnt, war die Stadtwache nicht besonders helle und es waren selten mehr als zwei Krieger an einem Grenzposten stationiert, sodass wir uns einfach nur ein kleines Ablenkungsmanöver hätten einfallen lassen müssen. Da nun aber auch Krieger der ADO hier waren, hatte sich dieser Plan erledigt, denn sie ließen sich nicht so einfach täuschen, immerhin bestand die ADO, was ausgesprochen Alvia Defense Organisation hieß, aus den besten Kriegern, die die Kriegerakademien in unserem Land hervorbrachten! Und vor genau dieser Organisation waren Teresa und ich seit zwei Wochen auf der Flucht! Ich seufzte, wandte meinen Blick von meiner besten Freundin ab, welche soeben mit einer Kellnerin redete und nahm einen Schluck meines Latte macchiatos. Zwei Wochen schon... Solange hatte wir es bereits geschafft, den Kriegern der ADO zu entkommen. Nie hätte ich mir träumen lassen, dass ausgerechnet Teresa und ich mal vor ihnen fliehen würden, immerhin waren wir Beide diejenigen, die diese Organisation hoch ansahen und niemanden mehr bewunderten, als die Krieger, die dort arbeiteten. Es war unser größter Traum, bei der ADO eine Ausbildung zu absolvieren und schließlich als Krieger anerkannt zu werden.... doch dieser Traum wurde uns bislang verwehrt, was auch der Grund dafür war, dass wir nun in diesem kleinen Cafe saßen und überlegten, wie man am besten über die Landesgrenze kam! Normalerweise war es ja nicht verboten, dass Land zu verlassen, geschweige denn ein neues Leben in einem anderen Land anzufangen, so wie wir es vor hatten, doch wenn man, wie wir, erst 23 Jahre alt waren und damit noch minderjährig, da wir zu den Übernatürlichen zählten und diese erst mit 27 Jahren als volljährig galten, dann war es gewiss nicht erlaubt, schon gar nicht, ohne Erlaubnis der Eltern! Und weder Teresas Vater noch meine Mutter wären damit einverstanden gewesen, weswegen wir einfach in einer Nacht und Nebel Aktion abgehauen waren. Mein Blick ging wieder zu meiner besten Freundin, die noch immer am Tresen stand und nun auf irgendetwas wartete. Aus dieser Entfernung wirkte sie noch kleiner und zierlicher, als sie mit ihren 1,60 m so schon war und dennoch hätte sie mehr Chancen gehabt, in der ADO aufgenommen zu werden, als ich und ich war um die sieben Zentimeter größer und bei weitem nicht ganz so zierlich wie sie! Doch ich hatte das Pech ein recht... nun ja... sagen wir mal unvorteilhaftes Wesen zu besitzen, denn anstatt ein Werwolf oder ein Vampir oder etwas dergleichen zu sein, war ich ein sogenanntes Halbwesen, ein Dhampir! Das bedeutete, dass ich zur Hälfte Mensch und zur Hälfte Vampir war, allerdings noch als Übernatürliche galt. Dies allerdings bedeutete nicht, dass ich das Gleiche Ansehen hatte, wie ein normaler Übernatürlicher... Bereits als Kind musste ich erfahren, was es bedeutete, zur Hälfte Mensch zu sein und das war definitiv keine sehr schöne Erfahrung, da Menschen von den Übernatürlichen verachtet und als Schwächlinge und Nichtsnutze bezeichnet wurden! Das ich aber kein richtiger Mensch war, interessierte niemanden. Ich wurde gemieden, beleidigt oder, schlimmer noch, sogar körperlich angegriffen! Schon früh musste ich lernen mich zu wehren und keine Schwäche zu zeigen. Natürlich wollte meine Mutter mir helfen. Sie suchte das Gespräch mit den Lehrern und auch den Eltern der Anderen, doch sie war nun mal ein Mensch und wurde in unserer Gesellschaft absolut nicht Ernst genommen. Naja und mein Vater... Der hatte sich kurz vor meiner Geburt von meiner Mutter getrennt und war in die Hauptstadt Beors, Jimeé, gezogen, um ein hochangesehener Alchemist zu werden, was er letztendlich auch schaffte. Von ihm konnte ich allerdings kaum Hilfe erwarten, immerhin sah ich ihn nur in den Sommerferien, wenn meine Mutter und ich zu ihm fuhren. Zudem liebte er seine Arbeit über alles und interessierte sich herzlich wenig für meine Probleme, was mich durchaus sehr traurig stimmte, doch mit der Zeit hatte ich mich daran gewöhnt und in den letzten Jahren waren wir die Sommerferien über zu Hause geblieben. Der Grund, weswegen ich nicht komplett durchdrehte und mit meiner Mutter ins Menschenreich zog, wo die Menschen eben normalerweise unter ihresgleichen lebten, war schließlich Teresa! Es war wirklich mein Glück, dass ihr Vater sich dazu entschloß, sie in einen normalen Kindergarten zu stecken, damit sie unter gleichaltrige Kinder kam, denn dadurch hatten wir uns mit drei Jahren kennengelernt und im Gegensatz zu den Anderen, hatte sie mich nicht gemieden, sondern war sofort zu mir gekommen. Wir verstanden uns auch auf Anhieb und wurden schließlich unzertrennlich. Teresa war diejenige, die, wann immer sie konnte, zu mir hielt oder mich aufmunterte, wann immer ich es benötigte. Wenn wir zusammen unterwegs waren, hatte ich auch meist meine Ruhe, denn niemand traute sich, in ihrer Gegenwart etwas Falsches zu machen, da sie die Tochter des Herrschers war und mit Aaron Fey wollte sich niemand anlegen! Auf jeden Fall war die Schulzeit alles andere als einfach für mich gewesen und ich hatte große Hoffnung, was die Zeit nach der Schule betraf. Schon als Kind freute ich mich auf die Ausbildung, die ich bei der ADO absolvieren wollte. Ich trainierte, natürlich gemeinsam mit Teresa, hart dafür, deren Aufnahmebedingungen zu erfüllen und strengte mich in der Schule so gut an, wie es nur ging. Doch diese Hoffnung wurde jäh zerstört, als ich eine Antwort auf meine erste Bewerbung bekam, was nun ungefähr vier Wochen zurück lag. Noch immer fühlte ich diese herbe Enttäuschung, als ich, trotz meiner guten Noten eine Absage erhielt. Und die einzige Begründung dafür war, dass keine Halbwesen in der ADO aufgenommen wurden! Da es allerdings insgesamt zwei Hauptzentralen der ADO in unserem Land gab und ich mich nur bei der Zentrale von Perox, der Stadt, wo ich wohnte, beworben hatte, gab ich noch nicht auf! Ich bewarb mich auch in der anderen Zentrale und hoffte, dass sich einer der Teamleiter dazu erbarmte, mich aufzunehmen, immerhin gab es pro Zentrale vier Teams, wovon jeder Teamleiter selber entscheiden konnte, wen er als Novizen annahm und wen nicht! Doch ich hatte sowohl in Perox, als auch in Darish, dem Standort der anderen Zentrale, kein Glück und nach der letzten Absage, die ich bekam, war ich so verbittert, dass ich mich für einige Tage in meinem Zimmer einschloß und niemanden rein ließ, nicht einmal meine beste Freundin! Diese hatte im übrigen noch weniger Glück als ich, wenn man bedachte, dass sie kein Halbwesen war und ebenfalls super Noten hatte. Sicher, es war nicht üblich für Gestaltwandler, wie sie es war, eine Ausbildung zum Krieger zu machen, da diese körperlich den anderen Wesen ein wenig unterlegen waren, aber durch ihre Fähigkeit, sich in jedes Lebewesen verwandeln zu können, waren sie in der ADO gern gesehen! Und dennoch hatte Teresa keine Chance darauf, sich überhaupt bei der ADO zu bewerben, was bei ihr allerdings nur an einem lag: Ihrem Vater! Aaron Fey, Herrscher von Alvia und eine der vielleicht mächtigsten Personen, die es in unserem Land gab wollte natürlich, dass sein einziges Kind sein Erbe antrat und ihn später einmal als Herrscherin ablöste. Teresa hingegen hatte absolut keine Lust darauf Herrscherin zu werden, was schon oft zu Streitigkeiten zwischen den Beiden geführt hatte und nicht zuletzt dazu, dass sie sich dazu entschied mit mir abzuhauen, denn wenn Aaron ihr verbat, diese Ausbildung anzutreten, dann gab es für sie auch keine Möglichkeit diese anzutreten. Ich war natürlich auf Teresas Seite, auch wenn ich ihren Vater ein kleines bisschen verstehen konnte. Ein Krieger zu sein, speziell einer der ADO, bedeutete, dass man sein Leben Tag für Tag aufs Spiel setzte. Sicherlich gab es auch mal langweilige Tage bei der Arbeit, aber die Gefahr, dass etwas passierte, bestand immer, schließlich war die ADO für so ziemlich alles in Alvia zuständig, von kleinen Taschendiebstählen bishin zu Mordfällen! Und das Aaron seine Tochter nicht verlieren möchte, war mehr als verständlich, immerhin war sie alles, was er noch hatte, nachdem Teresas Mutter bei ihrer Geburt verstorben war. Aber so verständlich das auch war, ich musste ebenso meiner besten Freundin Recht geben, welche der Meinung war, dass sie selber bestimmen konnte, wie sie leben wollte. Schließlich war es ihr Leben und nicht Aarons! Und genau aus diesen Gründen hatten wir beschlossen, unser Schicksal selber in die Hand zu nehmen, nach Beor zu fliehen und uns ein Leben aufzubauen, wie wir es uns vorstellten. Natürlich war zu erwarten, dass sowohl Aaron als auch meine Mutter sofort die ADO einschalten würden, deswegen hatten wir schon ein paar Vorbereitungen getroffen, bevor wir uns auf den Weg gemacht hatten. Ich hatte mir diese Perücke besorgt und Teresa hatte solange an ihren Gestaltwandlerfähigkeiten geübt, bis sie es schließlich schaffte, die Veränderung ihres Aussehens für längere Zeit zu halten, ohne sich dauerhaft darauf konzentrieren zu müssen. Da sie noch so jung war, hatte sie den Dreh damit nämlich noch nicht ganz so raus. Sie konnte sich auch noch nicht gänzlich in etwas Anderes verwandeln, aber für unsere Zwecke reichten ihre Veränderungen durchaus aus. Ich hatte schließlich auch keine andere Möglichkeit als diese braune Perücke. Hauptsache man erkannte uns nicht auf Anhieb! Dann hieß es, sich unbemerkt nach Besk zu begeben, um von hier aus, über die Grenze zu marschieren, geradewegs in unser neues Leben hinein! Das allerdings dieses Stadtfest stattfand und es hier somit nur so von ADO-Kriegern wimmelte, hatten wir nicht geahnt. Wir waren unserem Ziel so nah! Und waren wir einmal über der Grenze, konnte uns kein ADO-Krieger mehr etwas anhaben, ebenso wenig wie Aaron selber, denn in Beor hatte er absolut nichts zu sagen! Nur der dortige Herrscher, die Krieger der Beor Defense Organisation, kurz BDO, sowie unser Alter konnten uns noch in die Quere kommen. Wir waren immerhin nachwievor minderjährig und hatten somit kein Recht allein in einem anderen Land zu leben, doch selbst in diesem Punkt hatte ich eine Lösung gefunden, nämlich meinen Vater! Mochte er sich auch kaum für mich interessieren, so war er doch mein Vormund und ich wusste, wenn Teresa und ich ihm versprechen würden, ihn nicht bei der Arbeit zu stören, so würde er uns bei sich leben lassen! Und war dies erstmal geklärt, hatte der Herrscher Beors keinen Grund uns wieder zurück nach Alvia zu schicken, selbst dann nicht, wenn Aaron es verlangte. Es war eben kein Geheimnis, dass die Herrscher der verschiedenen sechs Reiche unserer Welt sich nicht so gut verstanden, was auch wieder Glück für uns war. Nun mussten wir nur noch das letzte Problem lösen, was zwischen uns und unserer Freiheit stand und das war die Grenzüberquerung. Wie schon erwähnt, konnten wir die normalen Grenzübergänge getrost vergessen! Krieger der ADO auszutricksen war nicht einfach und ich hatte während unserer Flucht schon einmal einen mit einem Holzbrett niederschlagen müssen, da er uns beinahe geschnappt hätte. Eine Wiederholung dessen, wollte ich um jeden Preis vermeiden, wenn es ging! Allerdings hatte ich ansonsten wirklich keine Ahnung, wie wir unbemerkt über die Grenze kommen sollten, weswegen ich sehr gespannt darauf war, was sich meine beste Freundin hat einfallen lassen. Diese ließ mich zum Glück auch nicht allzu lange rätseln, denn nur ein paar Minuten später kam sie zu unserem Tisch zurück, etwas in der Hand haltend, was aussah, wie ein mehrmals zusammengefaltetes Blatt Papier. Fragend sah ich sie an, doch sie sagte kein Wort, sondern reichte mir nur dieses Papier, ehe sie sich selber wieder auf ihren Platz fallen ließ. Neugierig betrachtete ich es und stellte fest, dass es sich hierbei um eine Karte der Stadt Besk handelte. „Genial...“ murmelte ich, während ich die Karte ausbreitete. „Wieso bin ich nicht darauf gekommen?“ Ich legte die Karte mittig auf den Tisch und drehte sie so, dass wir beide einen perfekten Blick darauf hatten. Jetzt zeigte sich erst wieder, wie groß die Stadt Besk in Wirklichkeit war! Dagegen wirkte Perox, welches nicht nur meine Heimatstadt war sondern gleichzeitig auch die Hauptstadt Alvias, wie ein kleines Dorf. Ernsthaft! Ich vermutete, dass Besk ungefähr dreimal so groß war wie Perox! Die Grenze war als rote Linie gekennzeichnet und auch die normalen Grenzposten waren auf der Karte markiert. „Also die vier Stellen hier können wir schon mal meiden!“ sagte Teresa und deutete auf eben diese. „Vielleicht können wir ja hier versuchen, die Grenze zu überqueren! Das scheint ganz in der Nähe von hier zu sein!“ Ich folgte ihrem Finger, welcher nun auf einem Gebiet ruhte, welches dem Cafe wirklich sehr nahe war. Es lag direkt zwischen zwei Grenzposten und bestand aus Unmengen an kleinen Gassen. „Das ist ja das reinste Labyrinth...“ murmelte ich. „Ja und deswegen wahrscheinlich auch die beste Lösung, wenn du mich fragst! Ich glaube nicht, dass sie gerade dort kontrollieren!“ „Da müssen wir aber aufpassen, dass wir uns selber nicht verlaufen.“ „Deswegen ja die Karte! Die Kellnerin meinte, dass ich sie behalten kann! Aber ich finde, wir sollten den schnellsten Weg nehmen. Umso länger wir hier sind, desto gefährlicher wird es für uns!“ erwiderte meine beste Freundin, den Blick nun auf mich gerichtet. Ich sah weiterhin auf die Gegend, durch die sie gedachte, durchzugehen und nickte. Recht hatte sie! Je schneller wir Alvia hinter uns ließen, umso besser! Dennoch war mir nicht ganz wohl bei der Sache. Einmal falsch abgebogen, hatten wir den Salat! Ausserdem wirkte diese Gegend schon allein auf der Karte beinahe so, wie eine Gegend, durch die zwei 23-jährige Mädchen niemals allein durchgehen sollten! Aber vielleicht machte ich mir ja auch einfach nur zu viele Gedanken... „Gut! Machen wir es so! Aber wir müssen auf der Hut sein. Man kann sich nie sicher sein, wer in diesen Gassen noch so rumschleicht...“ sagte ich zu Teresa, welche die Karte schließlich wieder zusammenfaltete und sie sich in die Jackentasche steckte. „Ich ahne, worauf du hinaus willst, aber ich denke nicht, dass wir auf irgendwelche komischen Gestalten treffen werden! Immerhin sind überall Krieger und das werden wohl die Einzigen sein, vor denen wir uns in Acht nehmen müssen!“ antwortete sie. „Hoffentlich hast du Recht...“ Teresa lächelte mir aufmunternd zu und nahm, nach langem, mal wieder einen Schluck, ihres bereits kalt gewordenen Latte macchiatos. Ich tat es ihr gleich, verzog jedoch ein wenig mein Gesicht. Kalter Latte macchiato schmeckte einfach nicht! Ich hörte, wie sich hinter mir die Tür des Cafes öffnete und spürte, wie sich die kühle Septemberluft in dem Raum breit machte. Wir saßen zwar ein wenig von der Tür entfernt, aber dennoch konnte ich die beißende Kälte gut spüren und zog mir meine Jeansjacke, die ich über meinem Pullover trug, ein wenig enger um mich. Teresa nahm es ebenfalls wahr und warf einen kurzen Blick Richtung Tür. Augenblicklich konnte ich dabei zusehen, wie ihr sämtliche Gesichtsfarbe entwich und sie sich ein wenig mehr in die dunkle Ecke quetschte, sodass sie ein wenig von den Schatten verschluckt wurde. Irritiert sah ich sie an. „Was ist denn jetzt los?“ fragte ich meine beste Freundin, welche mir sogleich andeutete, meine Stimme ein wenig zu senken. Dann nickte sie kurz in Richtung Tresen. „Josh...“ murmelte sie nur durch zusammengebissene Zähne und mit verdammt ernstem Blick, was allerdings nicht unbedingt dafür sorgte, dass ich weniger verwirrt war. Wer zum Henker war Josh? So unauffällig wie möglich wandte ich mich um und sah nun ebenfalls zum Tresen, an dem zwei neue Gäste standen und sich mit der Kellnerin unterhielten, mit der Teresa vor ein paar Minuten noch geredet hatte. Ich spannte mich sofort ein wenig an, als ich erkannte, dass es sich um zwei Krieger der ADO handelte. Der, der soeben mit der Kellnerin sprach, schien der Ältere von Beiden zu sein. Er war vielleicht Anfang dreißig, hatte schwarzes, zerzaustes Haar, tiefblaue Augen, wie ich es sogar aus der Entfernung erkennen konnte und eine für Vampire typisch blasse Hautfarbe. Mir fiel auf, dass er recht muskulös gebaut war. Er ging zwar nicht unbedingt als Bodybuilder durch, aber er war definitiv auch niemand, mit dem man sich einfach so anlegen wollte! Seine Kleidung bestand zum Teil aus der üblichen Arbeitskleidung eines Kriegers der ADO, weswegen ich auch sofort erkannt hatte, dass sie eben das waren. Schwarze Jacke, mit dem ADO-Logo drauf, ein weißes Hemd, eine blaue Jeans und schwarze Halbstiefel... Mein Blick jedoch blieb kurz an seinem Gürtel hängen, an dem zwei Dolche, sowie die silberne Marke, die jeder Krieger besaß, festgemacht waren. Sein Kollege, der offensichtlich ein wenig jünger war als der Vampir, stand neben ihm und lauschte jedem der Worte, die er mit der Kellnerin wechselte. Er hatte rot-braunes Haar, ebenso braune Augen und trug so ziemlich die gleiche Kleidung wie sein älterer Kollege. Allerdings hatte er kein weißes Hemd, sondern ein T-Shirt und anstatt der Halbstiefel trug er normale Turnschuhe. Zudem fiel mir auf, dass er weder Marke, noch Waffen besaß, was mir verriet, dass es sich bei ihm um einen Novizen handeln musste. Und da er soeben im Dienst war, obwohl normalerweise noch eine Woche lang Ferien waren, ehe das neue Ausbildungsjahr begann, musste er bereit zweites oder sogar drittes Lehrjahr sein! Die Novizen des ersten Jahres musste weder das Wochenende noch zu den Ferien arbeiten. Das geschah erst ab dem zweitem Jahr! Ich wandte mich wieder an meine beste Freundin, welche noch immer im Schatten der Ecke saß und angespannt zu den Kriegern sah. „Kennst du die Beiden?“ fragte ich sie leise. „Nur den Einen...“ murmelte sie. „Den Vampir... Das ist Josh, der beste Freund meines Vaters! Er gilt als einer der besten Krieger der ADO...“ „Echt jetzt?“ fragte ich erstaunt und sah abermals zu dem Vampir, der Josh hieß. „Leider ja... Verdammt, was macht der hier? Mit ihm habe ich am Allerwenigsten hier gerechnet!“ fluchte Teresa leise. „Wenn er der beste Freund deines Vaters ist, ahne ich, was er hier sucht... Wir sollten uns schleunigst aus dem Staub machen, wenn du mich fragst!“ „Wenn wir jetzt aufstehen und abhauen, werden die Beiden sofort auf uns aufmerksam!“ gab sie zu bedenken. „Und das wäre ganz schlecht... Bleiben wir lieber ruhig hier sitzen, so beachten sie uns vielleicht gar nicht! Hoffe ich zumindest...“ Ich hatte keine Zeit ihr zu sagen, dass ich nicht sonderlich angetan war, von dieser Idee, denn genau in dem Moment, wo ich ihr widersprechen wollte, machte die Kellnerin uns alle auf sich aufmerksam. Mit wachsamen Blicken wandten wir uns ihr zu und ich begann nun auch ein wenig in die Ecke zu rücken, da sich die beiden Krieger nun im Raum umsahen. Die Kellnerin nickte dem Vampir zu, welcher sogleich einen Schritt nach vorn trat. Ich spürte, wie sich mein Atem vor Aufregung beschleunigte. „Wenn ich kurz um Ihre Aufmerksamkeit bitten darf!“ begann er, mit einer sehr warmen und ruhigen Stimme, zu sprechen. „Mein Name ist Joshua-Joel Adams und das ist mein Kollege Adrian Turner! Wir sind von Team Ignis, aus der Darisher ADO-Zentrale und auf der Suche nach zwei 23-jährigen Mädchen, die, wie wir vermuten, vorhaben, dass Land zu verlassen und nach Beor zu fliehen!“ Er zog zwei Fotos hervor und hielt sie so in die Höhe, dass jeder im Raum sie sehen konnte. Es war, als sähen Teresa und ich in einen Spiegel. „Das sind Teresa Fey und Maya-Sophie Johnson! Wir haben Grund zur Annahme, dass sie sich zurzeit in Besk aufhalten und versuchen über die Grenze zu kommen. Zudem wissen wir, dass sie ihr Aussehen ein klein wenig geändert haben, sollte Ihnen also zwei junge Mädchen auffallen, die sich merkwürdig verhalten und in der Nähe der Grenze sind, sagen Sie bitte sofort mir oder einem anderen Krieger Bescheid! Danke!“ Mit diesen Worten nickte er uns allen nocheinmal zu und wandte sich schließlich wieder an seinen Kollegen. Ich warf Teresa in der Zwischenzeit einen Blick zu. Sie war kreidebleich geworden und sah höchst angespannt aus. Nun... Ich dürfte soeben nicht besser aussehen. Aus dem Augenwinkel nahm ich eine Bewegung war und wandte mich wieder von meiner besten Freundin ab. Eine ältere Dame hatte sich von ihrem Platz erhoben und lief langsam aber zielstrebig auf die beiden Krieger zu. Alarmiert richtete ich mich auf, griff kurz in meine Jackentasche um ein wenig Geld rauszuholen und legte es auf den Tisch. „Wir müssen hier weg! Sofort!“ zischte ich nun meiner besten Freundin zu und wollte mich soeben erheben, als sie mich an der Jacke packte und so unauffällig wie möglich wieder nach unten zog. „Noch nicht! Wir müssen warten, bis die Beiden verschwunden sind!“ murmelte sie, doch ich schüttelte den Kopf. „Dann kannst du dich ihnen auch gleich stellen! Siehst du die Frau, die direkt auf sie zu geht? Sie hat, während dieser Josh gesprochen hat, die ganze Zeit zu uns gesehen! Mit Sicherheit ahnt sie was und wird es ihnen sagen! Wenn wir jetzt nicht verschwinden, dann wars das!“ Teresas Blick ging zu der Frau, die nun mittlerweile bei den Kriegern angekommen war. Ein paar Sekunden lang überlegte sie, ehe sie nickte und sich nun, gemeinsam mit mir erhob. Da die Krieger in das Gespräch mit der Frau verwickelt waren, schafften wir es tatsächlich einigermaßen unbemerkt das Cafe zu verlassen, allerdings bekam ich das ungute Gefühl nicht los, dass wir beobachtet wurden, weswegen ich meine beste Freundin so schnell wie möglich mit mir zog, die mittlerweile recht belebten Straßen Besks entlang. Obwohl das Stadtfest noch nicht ganz angefangen hatte, hatten sich schon allerhand Besucher hier eingefunden, was uns ein wenig Deckung brachte, für den Fall, dass uns einer der Krieger tatsächlich gefolgt war. Da es auf den Straßen aber ebenfalls von Kriegern nur so wimmelte, liefen Teresa und ich praktisch im Zick-Zack durch die Straßen, um die Gegend zu erreichen, die wir uns auf der Karte herausgesucht hatten. „Hier lang, Maya!“ Tess packte mich am Ärmel und zog mich in eine kleine Seitengasse herein. Dort blieben wir erst einmal stehen und sahen uns um. „Sind wir hier wirklich richtig?“ fragte ich meine beste Freundin skeptisch, als ich meinen Blick durch die dunkle, dreckige Gasse gleiten ließ, die alles andere als einladend aussah. Keine einzige Person hielt sich hier auf und nur der Lärm der Menge hinter uns verriet, dass wir immer noch in einer riesigen Stadt waren, wo soeben ein Stadtfest begann. „Laut Karte, ja...“ antwortete Teresa und nahm besagte Karte zur Hand. „Wir müssen die Gasse entlang gehen und in die nächste nach rechts abbiegen!“ „Ich weiß nicht so Recht...“ erwiderte ich. „Hälst du das wirklich für eine gute Idee?“ Je länger ich die Gegend betrachtete, desto weniger konnte ich glauben, dass dies noch zu Besk gehörte. Die belebten Straßen, die keine 10 Meter hinter uns lagen wirkten viel freundlicher und heller, als diese düstere Gasse. Der Putz bröckelte von den Hochhäusern ab, die sich bis in die Wolken erstreckten und die Müllcontainer, die hier herumstanden, quilten praktisch über, weswegen es auch dementsprechend roch. Es war genau, wie ich es vermutet hatte. Eine Gegend, in die zwei junge Mädchen wie wir nicht reingehen sollten! „Wenn wir über die Grenze wollen, bleibt uns nichts anderes übrig! Zumindest können wir uns aber sicher sein, dass uns hier kein Krieger begegnen wird, denn wer rechnet schon damit, dass wir durch diese Gegend spazieren?“ „Wohl ist mir dabei trotzdem nicht...“ murmelte ich, aber trotz aller Bedenken setzte ich mich langsam in Bewegung, denn Teresa hatte in einer Sache wirklich Recht: Es war die einzige Chance, über die Grenze zu kommen! „Mir auch nicht... Aber wir schaffen das schon!“ Mit diesen Worten setzte auch sie sich nun in Bewegung und es dauerte nicht lange, da hatten wir den Lärm der Menge hinter uns gelassen und wurden von der Stille dieser schrecklichen Gegend verschluckt. Da die Häuser so hoch waren, gelangte kein Sonnenlicht in die Gassen, was es um einiges kühler und noch ungemütlicher machte. Ich zog mir meine Jeansjacke noch ein wenig enger und beschleunigte meinen Schritt, um so schnell wie möglich die Grenze zu erreichen. Auch Teresa fing an zu frieren, denn auch sie beschleunigte und wickelte sich in ihre Lederjacke ein. Ungefähr fünf Minuten waren wir bereits unterwegs und die Gegend veränderte sich kein bisschen. Vom Stadtfest war gar nichts mehr zu hören und niemand lief uns je über den Weg. Wenn Teresa nicht die ganze Zeit auf die Karte gesehen hätte, hätte ich vermutet, dass wir uns eiskalt verlaufen hatten. Als wir schließlich bei einer weiteren Gabelung ankamen, blieb ich stehen und zog mir meine Perücke samt Haarnetz vom Kopf, um so meinen blonden Pferdeschwanz freizulegen. „Was tust du da?“ fragte Tess mich erschrocken. „Wir sind doch immer noch in Alvia!“ „Ja, in einer Gegend, in die sich sowieso niemand verirrt!“ antwortete ich ihr und warf die Perücke und das Haarnetz in die nächste Mülltonne. „Ich bin das Ding leid und ich glaube kaum, dass wir hier einem Krieger begegnen werden, also...“ Ich löste den Haargummi und ließ meine Haare über meine Schulter fallen. Endlich war ich diese Perücke los und hatte mein geliebtes, blondes Haar wieder! Teresa seufzte, schloss aber die Augen und keine Sekunde später wurden ihre Haare wie von Geisterhand länger und pechschwarz. Als sie ihre Augen wieder öffnete waren auch diese endlich wieder smaragdgrün, so, wie ich sie kannte! „Schon viel besser, was?“ fragte ich sie und musste leicht grinsen, als ich das erleichterte Gesicht meiner besten Freundin wahrnahm. „Auf jeden Fall...“ murmelte sie, ebenfalls mit einem leichten Grinsen auf dem Gesicht. Dann sah sie abermals auf die Karte. „Wo geht’s jetzt lang?“ fragte ich und sah mir die drei Möglichkeiten an, die wir hatten. Sie sahen alle so ziemlich gleich aus, sodass ich absolut keine Ahnung hatte, wo wir lang mussten. „Nach links und dann immer gerade aus. Wir haben es gleich geschafft!“ Ich trat einen Schritt nach vorn und blickte direkt in die lange Gasse, die sich vor uns erstreckte und die uns zum Ziel führen sollte. Nichts konnte uns jetzt mehr aufhalten! Wir waren Beor zum greifen nah und in ein paar Minuten war unsere Flucht vorbei. In ein paar Minuten waren wir frei! Als ich zu dieser Erkenntnis kam, beschleunigte sich mein Herzschlag vor Aufregung. Die ganze Zeit hatten Teresa und ich uns vorgestellt, wie es wohl war, wenn wir die Grenze erst einmal überquert hatten und nun war es soweit! Unser neues Leben war bereit uns zu empfangen! Einen Blick auf Teresas Gesicht verriet mir, dass sie soeben genauso aufgewühlt war wie ich. Wir sahen uns in die Augen, schwiegen und genossen einfach nur den Moment. Zwei Wochen lang hatten wir dafür gekämpft, genau an diesem Punkt zu stehen. Nun würden sich die Strapazen dieser Flucht endlich auszahlen. Ich nickte meiner besten Freundin zu, welche es lächelnd erwiderte. Dann wollten wir endlich losgehen, Richtung Freiheit, und hatten bereits einen Schritt getan, als wir plötzlich am Oberarm gepackt und ein wenig zurückgezogen wurden. „Was zum...?“ Ich wand mich in dem Griff, konnte mich aber nicht befreien und richtete meinen Blick auf denjenigen, der uns in seiner Gewalt hatte. Pure Panik durchströmte meinen Körper, als ich in die tiefblauen Augen von Josh sah, dem Krieger der ADO! Er war hier! Hier bei uns, während wir unsere Verkleidung abgelegt hatten und gerade dabei waren direkt zur Grenze zu marschieren. Und nicht nur er war hier. Neben ihm tauchte dieser Adrian auf, sein junger Kollege, mit wachsamen Blick, bereit, uns aufzuhalten, sollte es uns widererwartend gelingen, uns loszureißen. Teresa versuchte sich, genau wie ich, aus dem Griff des Vampires zu befreien, doch als auch sie einen Blick auf Adrian erhaschte, hielt sie in ihrem Versuch inne. Noch dazu hätte sie es ebenso wenig geschafft, sich loszureißen, wie ich. „Endstation, ihr Zwei!“ sagte Josh mit abwechselndem Blick zu Teresa und mir. Ich startete einen weiteren Versuch, ihm meinen Arm zu entreißen, doch das sorgte nur dafür, dass er seinen Griff ein wenig festigte und mir einen wütenden Blick zu warf. Das konnte doch nicht wirklich das Ende sein! Wir waren nur ein paar Meter von der Grenze entfernt! „Wie habt ihr uns gefunden?“ fragte Teresa ihn, was seinen Blick wieder auf sie zog. Pure Verzweiflung stand in ihren Augen, die Josh durchweg anblickten. „Wir sind euch gefolgt.“ antwortete der Vampir ihr. „Nachdem uns die nette Dame im Cafe auf euch aufmerksam gemacht hat, haben wir uns an eure Fersen geheftet. Ich hab nicht schlecht gestaunt, als ihr geradewegs in diese Gegend gegangen seid, immerhin ist das hier kein Ort für zwei junge Mädchen wie euch!“ „Und warum hast du uns da nicht schon eher aufgehalten?“ knurrte Tess ihm nun entgegen. „Weil wir euch kurzzeitig aus den Augen verloren hatten! Aber nun haben wir euch ja erwischt und das, praktischerweise, ohne eure kleine Verkleidung!“ Grimmig sah ich den Vampir an. Sie hatten uns also die ganze Zeit verfolgt... Das erklärte mein Gefühl, welches ich hatte, als wir das Cafe verließen. Das Gefühl, dass wir beobachtet wurden... Ohne es zu ahnen, hatten wir zwei ADO-Krieger in unserer Nähe und dann war ich auch noch so dumm und legte meine Verkleidung ab... Wunderbar! „Und was hast du jetzt mit uns vor?“ fragte meine beste Freundin weiter. „Ich bringe euch jetzt erstmal nach Darish, in die Zentrale! Unterwegs werde ich eure Eltern benachrichtigen und dann sehen wir weiter. Auf jeden Fall erwartet euch eine Menge Ärger, ich hoffe, dass ist euch bewusst!“ „Was wollen Sie tun? Uns einsperren, weil wir geflüchtet sind?“ giftete ich ihn nun an und zog seine Aufmerksamkeit so wieder auf mich. Ich war so verdammt frustriert, weil mir einfach nichts einfiel, was ich tun konnte, um uns aus dieser missligen Lage zu befreien. „Wegen der Flucht können wir euch nicht anklagen, leider...“ antwortete er mir, mit ernstem Blick. Ich gab mir größte Mühe, diesem standzuhalten. Leicht fiel es mir nicht, bei diesen Augen... „Aber soweit mir bekannt ist, kommt zu eurer Flucht noch Körperverletzung hinzu und das bleibt nicht ohne Folgen!“ Ich biss mir auf die Unterlippe. Verdammt! Die Körperverletzung! Daran hatte ich nicht mehr gedacht und dabei war es gerade mal zwei Tage her, als ich diesen Krieger niederschlagen musste, weil er uns beinahe geschnappt hätte... In diesem Moment hatte ich nicht daran gedacht, was das für Folgen haben konnte. „Damit hat Teresa nichts zu tun...“ knurrte ich bitter. „Ich war diejenige, die den Krieger niedergeschlagen hat, nicht sie!“ „Wie gütig von dir!“ erwiderte der Vampir. „Aber Teresa steckt trotzdem genauso mit drin, denn ich denke nicht, dass sie versucht haben wird, dich aufzuhalten.“ Daraufhin sagte ich nichts mehr. Natürlich hatte Tess nicht versucht mich aufzuhalten, immerhin hatte ich das für uns getan! Mein Schweigen deutete Josh offenbar allerdings auch als Zugeständnis. „Das dachte ich mir.“ sagte er und seufzte kurz. „Nun aber los! Wir brauchen eine Weile bis nach Darish und eure Eltern warten bereits ungeduldig!“ Mit diesen Worten setzten sowohl er, als auch Adrian, sich in Bewegung und somit, unfreiwilligerweise, auch wir. Ich warf noch einmal einen Blick zurück in die Gasse, die uns direkt Richtung Freiheit geführt hätte. Ich wollte nicht, dass unsere Flucht gescheitert war und das auch noch so kurz vor dem Ziel, doch was sollte ich tun? Wir waren in der Gewalt zweier ADO-Krieger, wovon einer der Elite angehörte... Wie sollten wir den beiden entkommen? Da fiel mir wieder die Sache mit dem anderen Krieger ein. Ich hatte uns schon einmal aus so einer Lage befreit, doch ich wusste nicht, wie ich es schaffen sollte, die beiden Krieger zu überwältigen, sodass wir fliehen konnten. Gewiss, ich wurde von einem Krieger festgehalten, welcher mehrere Waffen besaß, aber ich hatte nicht vor zur Mörderin zu werden und mit Dolchen anzugreifen! Wenn ich ihn allerdings zu Fall bringen würde... Mein Blick ging von der Gasse zu Josh und von Josh zu Adrian. Josh war bislang das größte Problem, denn er war derjenige, der Teresa und mich festhielt. Wenn wir zwei es schaffen würden, ihn zu überwältigen, mussten wir also nur noch an Adrian vorbei und das, wenn möglich, bevor Josh sich wieder aufgerappelt hatte. Oder aber, wir schafften es, an Adrian vorbeizuschlüpfen und einfach wegzurennen. Da allerdings bestand das Problem darin, dass ich nicht wusste wie schnell er war. Was, wenn er schneller war als wir? Aber das war unsere einzige Chance, dass Blatt noch einmal zu wenden! Also atmete ich tief ein und warf meiner besten Freundin mehrere Blicke zu, die sie irgendwann bemerkte und fragend erwiderte. Ich musste ihr irgendwie zu verstehen geben, was ich vor hatte, auch wenn ich selber nicht ganz wusste, es war! Nach einer kleinen Weile schien sie zu verstehen, dass ich irgendetwas plante, weswegen sie sich kaum merklich anspannte und einen ernsteren Blick aufsetzte. Aber wie sollte ich ihr zu verstehen geben, dass sie mir helfen musste, Josh zu überwältigen? Nun, dass ging nicht. Und das hieß, dass ich es allein schaffen musste! Ich atmete tief ein und ballte meine rechte Hand zur Faust. Da Josh mich nur am linken Arm festhielt hatte ich mit diesem freie Bahn und ich hatte mich zum Glück schon mehrmals in meinem Leben prügeln müssen, sodass ich wusste, wie ich zuschlagen musste. Doch eines machte mir Sorgen... Würde ich es schaffen, Josh zu treffen? Er war ein Vampir, mit erstaunlichen Reflexen und ein ADO-Krieger noch dazu! Ohne Überraschungsmoment schaffte ich es nicht, also musste ich wirklich blitzschnell reagieren! Höchst konzentriert starrte ich auf einen Punkt vor uns. Josh hatte keine Hand frei, was mir noch einen kleinen Vorteil verschaffte. Ich musste es einfach schaffen! Jetzt oder nie! Ein letztes Mal atmete ich tief ein, ehe ich schließlich so schnell wie möglich ausholte und Josh, so kräftig ich konnte, ins Gesicht schlug. Es war ein Schlag, wie er im Buche stand! Josh ließ uns sofort los und taumelte ein Stück nach hinten, was ich sogleich nutzte, um ihm gleich noch ein Bein zu stellen, sodass er rücklings auf dem Boden aufschlug. Zeit, um mich selber dafür zu loben, hatte ich nicht! Ruckartig wandte ich mich zu Adrian um, welcher sich natürlich sofort auf mich stürzte, doch Teresa rempelte ihn so stark von der Seite her an, dass es ihn gegen die Wand schleuderte und wir freie Bahn hatten. „Komm schnell!“ rief Tess mir zu und keine Sekunde später rannten wir auch schon die Gasse zurück, wieder in die Richtung, in die wir schon vorher hatten gehen wollen. Natürlich war mir klar, dass meine kleine Aktion Josh nicht lange aufhielt und wir ihn und Adrian schon bald wieder hinter uns hatten, weswegen ich versuchte, mein Tempo noch ein wenig mehr zu erhöhen. Wir mussten die Grenze erreichen! Einmal drüber, konnten die beiden uns nichts mehr anhaben, egal, ob wir dahinter stehen blieben oder nicht. Nur leider kamen wir nicht so weit... Anfangs hatte ich noch das Gefühl, dass wir eine Chance hatten, den beiden zu entkommen. Sie lagen ein ganzes Stückchen hinter uns und kamen kaum näher, was die Hoffnung in mir ein wenig ansteigen ließ. Es waren nur noch ein paar Meter bis zur Grenze und so schnell konnten die beiden einfach nicht aufholen! Doch dann passierte etwas, mit dem ich absolut nicht gerechnet hatte. Obwohl ich wirklich gut aufpasste, wo ich hintrat, damit ich nicht stolperte und unseren Verfolgern somit die Chance gab aufzuholen, schaffte ich es doch, mit meinem Fuß irgendwo hängen zu bleiben und verlor mein Gleichgewicht. Mit einem Schrei knutschte ich den Beton unter mir und brachte Teresa so dazu, stehen zu bleiben. „Renn weiter!“ schrie ich ihr zu und versuchte mich ebenfalls wieder aufzurappeln, doch es war zu spät. Ich wurde sofort wieder zu Boden gedrückt, gerade, als ich mich halbwegs aufgerichtet hatte. Natürlich versuchte ich mich zu wehren und mich zu befreien, doch ich hatte keine Chance. „Jetzt ist Schluß mit lustig!“ drang die extrem wütende Stimme von Josh an mein Ohr. Er war also derjenige, der mich zu Boden drückte. „Ihr hättet es euch wirklich ein wenig leichter machen können, aber so...“ Ein leises Klacken drang an mein Ohr und einen Moment später spürte ich, wie mir Handschellen angelegt wurden. „Handschellen? Ist das Ihr Ernst?“ schrie ich entsetzt. Nun ging Josh von mir runter, packte mich und zog mich schließlich wieder auf die Füße. „Das ist mein voller Ernst!“ sagte er zu mir und sah mir mit wütendem Blick in die Augen. Mir fiel auf, dass mein Schlag beiweitem nicht so gut gewesen war, wie ich es gehofft hatte. Seine Nase hatte ja nicht mal geblutet... „Ihr hattet die Wahl! Wärt ihr einfach mitgekommen, ohne weiteren Ärger zu machen, hättet ihr euch das ersparen können!“ Ein weiteres Klacken ertönte und ich bemerkte, dass nun auch Teresa von Adrian Handschellen angelegt bekam. Ihr Blick sprach genau die gleiche unbändige Wut aus, wie meiner. „So, los jetzt!“ sagte Josh wieder, als Adrian fertig war. „Wir sollten schon längst auf dem Weg nach Darish sein!“ Und mit diesen Worten, setzten wir uns in Bewegung. Mein Blick ging noch einmal zu der Stelle hin, an der ich gestolpert war, doch ich konnte nichts erkennen. Der Boden war eben, kein Hindernis war zu sehen. Was also hatte mich zum stolpern gebracht? Mit gerunzelter Stirn sah ich mich ein wenig um, aber es gab hier wirklich nichts, worüber ich hätte stolpern können. War ich echt so dumm gewesen, um über meine eigenen Füße zu stolpern? Offensichtlich war es so... Vollkommen verbittert ließ ich mich von Josh den Weg zurück zur Innenstadt Besks zurückschleifen. Teresa, welche von Adrian festgehalten wurde, hatte sich offenbar ihrem Schicksal ergeben, denn sie ließ sich von ihm ohne zu murren die Gasse entlangführen, wenn auch mit extrem bitterem Blick. Ich hingegen hatte mich noch lange nicht damit abgefunden, dass wir gescheitert waren. Mit meinem gesamten Gewicht stemmte ich mich in die entgegengesetzte Richtung, weswegen Josh Mühe hatte, mich überhaupt dazu zu bringen, vorwärts zu laufen. Nebenbei warf ich ihm ein Schimpfwort nach dem Anderen an den Kopf, was ihn jedoch absolut kalt zu lassen schien, denn er reagierte kein bisschen darauf. Das Einzige, was ihn sichtlich nervte, war die Tatsache, dass ich mich immer mehr weigerte mitzukommen. Nach einer Weile schließlich verlor er ein wenig seine Geduld, blieb mit wütendem Blick direkt vor mir stehen, packte mich und warf mich kurzerhand über seine Schulter, was mir einen spitzen Schrei entlockte. „Lassen Sie mich sofort runter!“ schrie ich entsetzt, als ich den Boden unter meinen Füßen verlor und über seiner Schulter hing. „Ich will nicht den ganzen Tag hier verbringen, nur weil du nicht einsehen kannst, dass eure Flucht nun gescheitert ist!“ antwortete er mir, während er seinen Weg einfach fortsetzte. „Glauben Sie ja nicht, dass ich so schnell aufgebe!“ knurrte ich ihm wütend zu, was ihm ein leises Lachen entlockte. „Du kannst nichts mehr tun, kleiner Dhampir! Sieh endlich ein, dass hier Schluß ist und mach die Sache nicht noch schlimmer für dich, als sie sowieso schon ist.“ Noch mehr Wut stieg in mir empor, als ich hörte, wie er mich nannte. Was dachte dieser Kerl eigentlich, wer er war? Kurzzeitig bereute ich es wirklich, ihm keinen seiner Dolche abgenommen zu haben... „Ich hasse Sie!“ knurrte ich ihm entgegen und traktierte ihn mit meinen Todesblicken, auch wenn er diese nicht sehen konnte. „Schön für dich!“ Wir bogen in eine weitere Gasse ab und allmählich drang der Lärm des Stadtfestes wieder an mein Ohr. Abermals machte sich Bitterkeit in mir breit. Wir waren der Grenze so nah gewesen... Beinahe hätte wir sie überquert, aber nun waren wir wieder viel weiter von ihr entfernt, als uns lieb war. Und einen weiteren Fluchtversuch konnten wir nicht starten, da wir beide Handschellen um hatten und uns somit nicht von den Kriegern befreien konnten. Wenn wir diese Dinger nur irgendwie loswerden könnten.... Wie ein Blitz schoss mir dieser eine Gedanke durch den Kopf und sorgte dafür, dass ich wieder ein klein wenig Hoffnung bekam. Vielleicht hatten wir wirklich eine Möglichkeit die Handschellen loszuwerden! Wieso war ich nicht eher auf den Gedanken gekommen? Jedes übernatürliche Wesen war von Geburt an, an eines der fünf Element gebunden: Feuer, Wasser, Erde, Luft und Geist! Wir lernten früh mit dieser Kraft umzugehen und konnten bereits als Kind den Großteil dieser Elementarmagie nutzen, was uns, bei den Menschen, den Namen Elementarbenutzer einbrachte. Um allerdings großem Chaos zu umgehen, gab es gewisse Regeln in unserer Welt, was die Benutzung unseres Elementes anging. Die wichtigste Regel, die auch am härtesten bestraft wurde, sollte man sie brechen, war, dass man sein Element niemals zum kämpfen benutzen durfte! Natürlich gab es auch Ausnahmen, wie zum Beispiel im Falle einer Selbstverteidigung, aber normalerweise war es strengstens verboten, dass Element im Kampf einzusetzen. Natürlich gab es aber auch in diesem Fall Personen, die sich nicht daran hielten, was ihnen allerdings eine saftige Strafe einbrachte, sollte man sie erwischen. Dennoch ist bekannt, dass es geheime Treffen gab, in denen sich einige Elementarbenutzer beweisen wollten, wie stark sie waren und einzig mithilfe ihres Elementes kämpften. Diese illegalen Organisationen hatte man bisher nie ganz auflösen können. Worauf ich aber eigentlich hinauswollte war, dass ich nun mithilfe meines Elementes versuchen wollte, diese dämlichen Handschellen zu zerstören. Ich war an das Feuerelement gebunden und Stahl schmolz ja bekanntlich bei hohen Temperaturen, weswegen ich versuchen wollte, meine gesamte Elementarmagie auf meine Hände umzulenken. Das dies nicht einfach werden würde, war mir klar, ebenso, dass ich mir selber Verbrennungen zufügen konnte, sobald der Stahl schmolz, aber das war es mir wert. Waren meine Hände erstmal frei, würde ich Josh ein weiteres Mal überwältigen und ihm diesmal einen von diesen blöden Dolchen abnehmen. Und dann... Dann würden Teresa und ich über die Grenze gehen, ohne, dass uns wieder jemand aufhielt! Fest entschlossen also, dass zu tun, fing ich an, mich direkt auf mein Element zu konzentrieren. Wie immer, wenn ich es benutzen wollte, stieg wohlige Wärme in meinem Körper auf und breitete sich bis in die Fingerspitzen aus. Ich versuchte, meine Wut ein wenig zu unterdrücken und die gesamte Hitze in mir auf meine Hände umzulenken, was ein gewisses Maß an Konzentration erforderte, doch nach einer kleinen Weile schaffte ich es sogar und musste nun nur noch probieren, die Temperatur ein wenig zu erhöhen, damit diese blöden Dinger auch wirklich schmolzen... „Das kannst du vergessen!“ Ich zuckte tierisch zusammen, als Josh´s Stimme plötzlich wieder ertönte. Sofort war meine gesamte Hitze verschwunden und alles war wieder wie vorher. Für einen kurzen Moment überlegte ich, ob er auch wirklich mich meinte, doch da Teresa und Adrian hinter uns liefen und vor uns definitiv keiner war, gab es keine andere Möglichkeit, als das er wirklich mich meinte. „W-Was meinen Sie?“ fragte ich ihn, so unschuldig wie möglich. Er konnte unmöglich wissen, was ich vor hatte. Selbst wenn mein Element mich ausfüllte und ich die Hitze in mir spürte... Niemand konnte es merken, selbst dann nicht, wenn man mich berühren würde! „Du brauchst gar nicht erst versuchen, die Handschellen mithilfe deines Elementes zu zerstören. Die bestehen aus einem Stahl, der allen Elementen standhalten kann!“ antwortete Josh allerdings wissend, woraufhin mir die Kinnlade herabfiel. Wie zum Henker hatte er das herausgefunden? Selbst Teresa hatte offenbar keine Ahnung gehabt, denn sie sah extrem verwirrt zu mir. „Das hatte ich doch gar nicht vor!“ rief ich, in der Hoffnung, glaubwürdig rüberzukommen. Doch er fing nur erneut an zu lachen, was mir sagte, dass ich nicht sonderlich erfolgreich war. „Natürlich nicht...“ Dieser spöttische Unterton in seiner Stimme, brachte mich regelrecht zur Weißglut. „Woher wollen Sie bitte schön wissen, was ich vorhabe und was nicht?“ rief ich ihm wütend zu. „Können Sie Gedanken lesen oder was?“ Anstatt mir gleich zu antworten, blieb er stehen und ließ mich runter. Dies geschah allerdings so schnell, dass sich die Welt kurzzeitig für mich drehte und ich ein paar Sekunden brauchte, bis ich wieder klar sehen konnte. Mir fiel auf, dass wir die Innenstadt erreicht hatten, in der es mittlerweile nur so von Leuten wimmelte und nun direkt vor einem Wagen der ADO standen. Verdammter Mist! Mit einem leichten, wissenden Lächeln auf dem Gesicht, sah Josh mir in die Augen und ich versuchte mit aller Mühe seinem Blick standzuhalten. „Leider...“ sagte er leise zu mir. „... ist mir die Fähigkeit Gedanken zu lesen, nicht zuteilgeworden, obwohl ich es mir manchmal wünschte. Aber ich konnte spüren, was du vor hast und deswegen würde ich dir raten, es nicht noch einmal zu probieren! Noch ehe du etwas machen kannst, habe ich dich schon daran gehindert!“ „Inwiefern können Sie es spüren?“ „Ich bin genau wie du an das Element Feuer gebunden! Sobald jemand das Feuerelement benutzt oder aber kurz davor steht, es zu benutzen, spüre ich das und kann dementsprechend handeln.“ Ungläubig sah ich ihn an. „Davon habe ich ja noch nie gehört!“ „Es gibt immer ein erstes Mal!“ Er warf mir ein leicht gehässiges Grinsen zu, welches ich mit rausgestreckter Zunge quittierte. Gott, wie ich diesen Kerl verabscheute! Nach einem kurzen Kopfschütteln öffnete Josh die hintere Autotür und deutete mir an einzusteigen. Das Gleiche tat Adrian auf der anderen Seite für Teresa. Widerwillig fügten wir uns unserem Schicksal und ließen uns von den beiden in den Wagen helfen. Das war gar nicht so einfach, wenn die Hände auf dem Rücken gefesselt waren. Nachdem sie uns schließlich auch angeschnallt hatten, schlossen sie die Türen wieder und begaben sich selber nach vorn, Josh auf die Fahrerseite und Adrian auf die Beifahrerseite. Keine Sekunde später fuhr Josh auch schon los. „Ich hoffe, ihr wisst, was jetzt auf euch zukommt.“ sagte er zu Teresa und mir, während er das Auto auf die stark befahrene Hauptstraße lenkte. „Körperverletzung, Widerstand gegen zwei ADO-Krieger... Das sieht nicht gut für euch aus!“ „Das wissen wir...“ murrte Teresa und sah seufzend aus dem Fenster. „Kriegen wir wenigstens die Chance, zu erklären, wieso wir das alles überhaupt getan haben?“ „Sicherlich! In ungefähr vier Stunden dürft ihr Rede und Antwort stehen!“ antwortete er ihr und warf ihr einen kurzen Blick durch den Rückspiegel zu. „Gut...“ Die restliche Fahrt über herrschte Stille, welche einzig durch das Radio unterbrochen wurde. Ich ließ meinen Blick aus dem Fenster gleiten und sah zu den Hochhäusern hinaus, hinter denen unser Ziel, die Grenze zwischen Alvia und Beor, lag. Während wir uns immer weiter von der großen Stadt entfernten und Richtung Süden fuhren, wurde mir erstmal so richtig klar, was geschehen war. Noch vor ein paar Stunden war ich enthusiastisch gewesen und hatte geglaubt, dass uns nichts und niemand mehr aufhalten konnte! Und nun? Nun saß ich neben meiner besten Freundin in einem Auto, welches der ADO gehörte, mit zwei Kriegern der ADO, auf dem Weg nach Darish in die Zentrale. Unsere Flucht war vorbei, gescheitert, weil wir nicht gut genug aufgepasst hatten! Ich lehnte meinen Kopf gegen die Scheibe, schloss die Augen und verfluchte das Schicksal, wie ich es schon so oft in meinem jungen Leben getan hatte! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)