Something wrong von Turiana ================================================================================ Prolog: die Jagd ---------------- Sasuke hasste den Schnee. Er war erschöpft und wusste, dass ihn die weißen Flocken verraten würden. Wie sollte er flüchten oder eine Falle stellen, solange sich jeder seiner Schritte auf dem nassen, kalten Waldboden abzeichnete? Wie sollte er einen Unterschlupf finden, bevor die Dämmerung ihm das Überleben in diesem abgegrenzten Waldstück nahezu unmöglich machte? Sein Verfolger würde ihn sehr bald finden. Dabei musste er nur den Weg zurück aus diesem Wald finden, danach wäre er frei. Dann könnte er nach Hause gehen und sein älterer Bruder und ihr Vater würden sich um diese Wesen kümmern. Und vielleicht durfte er das Leben des Monsters beenden, das ihn ausgewählt hatte, weil es ihm das hier antat. Andere getötet hatte. Und wenn du den Weg nicht findest?, flüsterte eine leise Stimme in ihm. Er schüttelte den Kopf. Das Monster hatte ihm eine Karte gegeben, das Ziel war eingezeichnet worden und für normale Menschen auch in der Hälfte der Zeit erreichbar, die ihm dafür gegeben wurde. Aber Dorfleute wie die, die bisher Opfer des Monsters wurden, verfügten nicht über sein Wissen. Sasukes Problem hierbei war nur, dass er zwar wusste, was er machen, aber nicht, wie er vorgehen sollte. Er könnte zwar Fallen legen, aber er zweifelte seine Fähigkeiten an. Das Monster war schlau, und der junge Uchiha hatte noch keinerlei Erfahrungen in der Jagd. Er sollte es lernen, wenn sie diesen Fall abgeschlossen hatten. Ihm blieb nur die Erinnerung daran, wie sein Bruder und sein Vater das getan hatten, als er diesen zusehen durfte. Wenig später blieb er keuchend stehen und riskierte einen Blick zurück. Deutlich zeigten sich seine Schuhabdrücke im Schnee ab. Die Bäume standen einfach nicht dicht genug und selbst wenn, kam der Schnee dennoch bis zum Waldboden. Und es dämmerte, ihm blieb also nicht mehr viel Zeit, um ein Versteck zu finden. Ein Versteck, schnaubte Sasuke in Gedanken. Ein Versteck, zu dem meine Spuren sie sofort führen. Er sah prüfend nach oben in den sich schnell langsam verdunkelnden Himmel- und grinste verzweifelt, als ihm der einzige ´sichere´ Weg klar wurde. Er würde sich jeden Knochen im Leib brechen, wenn er auch nur einen winzigen Fehler beging. Kapitel 1: der Zaun ------------------- So gut wie möglich hielt sich der Junge an dem dicken Ast über ihm fest, während er auf einem etwas dickeren Ast in Richtung des nächsten Baumes balancierte. Seine Hände waren eiskalt und verkrampft, ihm war übel und er zitterte vor Kälte und Angst. Wie weit ihn das bisschen Holz tragen konnte wusste er nicht. Er wollte auch gar nicht darüber nachdenken, dass er sich gut fünf Meter über dem Boden aufhielt und nicht in direkter Richtung des Ziels gehen wollte sondern in einem weitläufigen Bogen. Der Ast knarzte leise unter seinem Gewicht, und zu Sasukes Entsetzen bot ihm auch der obere Ast kaum noch Halt. Unendlich langsam und vorsichtig bückte er sich, und erst als er eine Hand auf die Rinde unter seinen Füßen legen konnte, ließ er ihn los. Schnell packte auch die andere Hand den unteren Ast und er setzte sich rittlings auf seinen einzigen Halt, um in seine Tasche zu greifen. Er war froh darum, dass man ihm erlaubt hatte, eine Tasche mit Lebensmitteln zu packen. Itachi hatte ihm noch ein paar Seile und Drähte dazugepackt, Messer und andere Waffen, die sie wichtig fanden. Zumindest das dicke Seil und eine Kralle würde Sasuke nun zweckentfremden können. Die Kralle bestand aus mehreren gebogenen Metallstücken, durch ein weiteres Metallstück verbunden. Sasuke hatte einmal zugesehen, wie Fugaku die Kralle einem Monster in den Rücken gerammt und es daran aufgehängt hatte, bevor sie unter dem schreienden Wesen Feuer entzündet und es verbrannt hatten. Sasuke hoffte, dass sie sich um den Stamm des anderen Baumes schlingen und verhaken würde, damit er sich hinüberschwingen konnte. Er wusste nicht, wie er sonst seinen Baum verlassen sollte, und die Fußspuren würden seinen Jäger zu ihm führen. Der Baum war kein Versteck, nur eine Sackgasse. Weit holte der Gejagte aus und schleuderte die Waffe mit aller Kraft zum anderen Baum. Es gab für ihn nur diesen einen Versuch, das wusste er. Würde die Kralle im Schnee landen, wüsste sein Jäger genau, welchen Weg Sasuke nahm. Die Kralle schwang nur halb um den Stamm und Sasuke musste sich stark zusammen reißen, um nicht verzweifelt aufzuschreien. Immerhin landete sie nicht auf dem Waldboden, und vielleicht konnte sie zurückholen und doch noch einen Versuch riskieren, auch wenn es nun schon fast dunkel war und seine Jäger ihn sicher in den nächsten Stunden hier finden würden. Doch als er die Kralle am Seil, das er um das Ende der Waffe gebunden hatte, zurückziehen wollte, hakte sie sich fest. Sasuke wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Er wusste nicht, wie stabil der Halt war, den das Metall gefunden hatte. Er zog einmal ruckartig daran, doch nichts tat sich. Und so band er das Seil fest um seine Taille und konnte nur hoffen, dass alles gutging, als er sich auf seinen Ast stellte und leicht pendelte. Es würde ein sehr schmerzhafter Tod werden, wenn jetzt etwas schiefging. Sein Ast pendelte mit und ihm wurde noch übler, auch wenn das kaum möglich schien. Dann verlor er im nächsten Moment den Boden unter den Füßen, wenn man das Holz so nennen konnte, und sprang, in jeder Hand ein Kunai. Er hoffte, dass sich die Klingen der Wurfmesser durch das Holz gruben und er Halt fand. Seine Hände waren mittlerweile so kalt und nahezu taub, dass er nicht glaubte, wirklich weiter zu kommen. Im Moment des Sprungs wurde ihm schwindelig. Er spürte, wie er fiel, und hörte das Blut in seinen Ohren Rauschen. Kaum war der Stamm des anderen Baumes in seiner Reichweite bohrte sich die Klinge eines Kunais tief in Rinde, aber er rutschte noch etwa einen halben grauenvollen Meter voller Angst weiter hinab, bis er Halt fand. Leise stöhnte er auf, seine Schultern und Handgelenke sendeten glühenden Schmerzwellen in den übrigen Körper. Er suchte sich einen nahen Ast, kletterte darauf und zog dabei das Kunai aus dem Stamm. Dann kletterte er mühsam und langsam weiter hoch, um seine Kralle zu holen und die Prozedur zu wiederholen, während der Mond am Himmel stand und er wusste, dass er längst verfolgt wurde. Seine Jäger waren im Vorteil, immerhin war fast Vollmond und eine klare Nacht lag vor ihnen. Der Mond würde Sasuke verraten, wenn dieser nicht schnell genug verschwand oder endgültig keine Kraft mehr in den Armen hätte. Eine Ewigkeit später erreichte Sasuke einen Baum, unter dem ein Zaun verlief. Ihm war mittlerweile unheimlich schwindelig und er wusste, er würde nicht mehr weitergehen können. Diese Fortbewegungsmethode verlangte ihm zu viel ab. Er war den ganzen Tag gerannt, bevor er auf die Bäume geklettert war, und hatte nur einmal kurz gerastet. Mittlerweile stand der Mond hoch am Himmel und Sasuke fühlte sich, als wäre er selbst aus Schnee. Kalt genug war ihm jedenfalls. Nicht einmal die Splitter und Risse in seinen Händen spürte er noch. Seine Hände waren so taub, dass er sich fragte, ob sich das jemals wieder ändern würde. Aber Sasuke sah den Zaun und wusste um dessen Bedeutung. Er war in der Karte eingezeichnet und markierte die Grenze des Jagdgebietes. Sasuke durfte ihn nicht überqueren, aber das hatte er auch gar nicht vor. Der Zaun bestand nämlich nur aus sehr hohen Holzpflöcken, die durch dünne Fäden verbunden wurden, in die Glöckchen eingeflochten waren. Sobald er mit einem Faden in Berührung käme, wüsste sein Jäger davon. In ihm keimte die Frage, ob den Monstern denn so langweilig war, dass sie solche Zäune errichteten. Die Fäden waren so kreuz und quer, aber straff gespannt, dass es dafür Jahre gebraucht haben musste, dieses riesige Gebiet auf diese Weise vom restlichen Wald abzugrenzen. Er schüttelte den Kopf und beschloss, sich nun endlich auszuruhen. In wenigen Stunden würde es wieder hell werden und er wollte seinen Weg dann fortsetzen. So schlang er das Seil um den Baum, auf dem er sich befand, und fesselte sich daran. Ihm blieb nur die Hoffnung, dass seine Hände bis zum Morgen nicht abstarben oder er gefunden wurde. Doch kaum hatte er seine Hände mit in seine Jacke geschoben und es sich so gemütlich gemacht, wie es eben ging, schrak er heftig zusammen und wäre ohne seine Fesselaktion wohl heruntergefallen. Sein Herz raste und er sah sich panisch um. Es war wieder ruhig, aber eine ganz andere Stille als zuvor. Eine geladene. Sasuke wusste nicht, was das für ein durchdringendes, grauenhaftes Geräusch gewesen war, bis es ihm dämmerte: das Monster musste geschrien haben. Sehr wütend. Wahrscheinlich hatte es das Ende seiner Fußspuren entdeckt. Sasuke seufzte innerlich und erlaubte es sich trotz der Wut des Jägers, seine Augen zu schließen. Das Monster würde vermuten, dass er seinen Weg zum Ziel fortgesetzt hatte. Und obwohl er seinen Weg damit verlängert hatte, war er nun froh, sich davon entfernt zu haben. So fühlte er sich etwas sicherer. Wenig später schlief er tief und fest ein. "Wir haben einen Auftrag bekommen", verkündete Uchiha Fugaku seinen Söhnen nach dem Abendessen. Sasuke blickte aufgeregt zu seinem Bruder, hoffend, nun endlich selbst ein Monster töten zu können. Der ältere Bruder nickte lediglich und fragte, was das für ein Auftrag sei. Sie wussten alle, dass ihr Vater Sasuke nicht jagen lassen würde, sollte es ein schwieriger Fall sein. Itachi stellte sich darauf ein, Sasuke vielleicht aufbauen zu müssen, der schon seit längerem ungeduldig war und unbedingt beweisen wollte, dass er so gut war wie der ältere Bruder, der schon mehrere Aufträge erfolgreich beendet hatte. "Ein paar Vampire terrorisieren ein Dorf im Norden. Einmal im Monat zwingen sie die Dorfbewohner, sich zu versammeln. Dann wählen sie einen Menschen aus und nehmen ihn mit. Ihr könnt euch denken, was dann passiert." Die Brüder nickten, und schon öffnete Sasuke seinen Mund für ein "Darf ich das machen?". Itachi starrte ihn skeptisch an, während ihr Vater den Kopf schüttelte. "Wir werden dorthin gehen und uns die Lage anschauen. Es sind mehrere, wir müssen vorsichtig sein. Du kannst uns helfen, Sasuke, aber das ist zu schwer für dich. Selbst Itachi lasse ich das nicht alleine machen." Wütend senkte der jüngere Bruder seinen Blick. Es war einfach unfair, dass er noch nicht jagen durfte. Er war jetzt 16 Jahre alt und wollte eigenes Geld verdienen können und sich beweisen. Ein Monster töten, zeigen, dass er kein kleines Kind mehr war. Itachi hatte auch mit 16 sein erstes Monster ermordet. Und Sasukes siebzehnter Geburtstag war nur noch ein halbes Jahr entfernt. Wenn Sasuke ehrlich war, war er auch enttäuscht. Sein Vater schien ihn gar nicht ernst zu nehmen. Fugaku sprach weiter, doch Sasuke hörte nur noch mit halbem Ohr hin. "Wir werden uns dort einquartieren und bei der nächsten Wahl wirst du alles daran setzen, damit du ausgewählt wirst, Itachi. Du bist jung, das ist sicher von Vorteil. Und sobald du die Möglichkeit hast, schickst du uns eine Krähe, dann holen wir dich da raus. Sasuke, du wirst dann auch dabei sein. Halte dich aber bitte im Hintergrund, ja?" Das hatte er gehört. Sasuke grinste. "Mach ich", sagte er sofort zu in der Hoffnung, doch noch ein Monster töten zu können. Es war schon enttäuschend genug, dass Itachi der Köder war. Aber gut, wenn Itachi nach ihnen pfiff, flogen die von ihm aufgezogenen Vögel sofort zu ihm, die sich sonst in den Wäldern herumtrieben. Er war das einzige Familienmitglied, das auf Krähen vertraute. Die anderen nutzten einfach zu händelnde Katzen, die sich ebenso selten bei der Familie blicken ließen wie Itachis Krähen. Einige Wochen später waren sie im Dorf angekommen, und schon nach zwei Tagen stand die Auswahl bevor. Sasuke verhielt sich unauffällig, wie es der Vater der Brüder wollte, während sie in der Dunkelheit der Nacht gemustert wurden, bis ein junger Mann das Dorf betrat. Er war hochgewachsen, sicher einen Kopf größer als Itachi und leichenblass. Die Monster machten ihm Platz. Sofort wusste Sasuke, dass er das Monster war, das hierfür verantwortlich war. Der Anführer dieser Vampire. Neugierig spähte Sasuke über Itachis Schulter und ärgerte sich, dass er ein bisschen kleiner war als sein Bruder. Der Vampir ging auf die Menschen zu, einige wichen zurück. Sasuke sah die Dorfbewohner, von denen er bisher nur wenige kennen gelernt hatte, und die Angst in deren Augen. Der jüngere der Brüder wurde unruhig und drängte sich neben seinen Bruder, um mehr sehen zu können. Er hatte keine Angst, immerhin sollte er nicht das Opfer sein. Und selbst wenn er ausgewählt werden sollte, sagte er sich, dass er mit diesen Geschöpfen sicher fertig werden würde. Immerhin würde er ihnen nicht alleine gegenübertreten. Das große Monster drehte sich plötzlich um, als hätte es Sasukes Blicke gespürt. Unverhohlen es ihn an. Itachi versuchte, ihm die Sicht auf den kleinen Bruder zu versperren, doch das interessierte das bleiche Monster nicht. Es trat an den älteren Bruder heran und säuselte beinahe liebevoll: "Mach Platz." Sasuke spürte die Anspannung seines Bruders, bevor dieser beiseitetrat und den jüngeren einfach mit sich zog. Der Vampir grinste, packte Itachi am Arm und zerrte ihn grob und mit einer Kraft von Sasuke fort, mit der dieser nicht gerechnet haben musste, denn plötzlich stand das Monster vor Sasuke. Es ließ den ziemlich erschrocken wirkenden Itachi los und packte stattdessen Sasukes Kinn. Ein anderes Monster eilte zu ihnen und ergriff den Anführer an der Schulter. "Madara", sagte es leise. "Das ist keine gute Idee. Nimm den anderen." "Ich nehme dich mit", sang das Monster und ignorierte den Einwurf des anderen Vampirs. "Du siehst aus wie er. Ich will sehen, wie du dich schlägst." In dem Moment rutschte Sasuke das Herz in die Hose und Itachi drängte sich zwischen das Monster und seinen Bruder. "Ihr wollt doch eine aufregende Jagd, oder? Ich komme freiwillig mit. Dieses Kind kann euch nichts bieten." Das Monster lachte auf, verhöhnte Itachis Bemühungen, doch noch das Kind aus dem Brunnen zu ziehen. "Nein. Der Kleine kommt mit. Du musst bis zum nächsten Monat warten. Junge, du darfst dir Essen mitnehmen für drei Tage. Los, hol deine Sachen!" Sasuke schreckte aus dem Schlaf. Verwirrt erkannte er die Fesseln und brauchte ein paar Minuten, um sich zu erinnern, wieso er an einen Baum gefesselt war. Und er schrak gleich noch einmal zusammen, als er bemerke, dass es schon Mittag war. Er hatte viel länger geschlafen als gewollt, und das warf ihn in seinem Zeitfenster zurück. Zudem nahm ihm der Traum mit und die Erinnerung daran, wie seine Mutter geweint hatte und Itachi ihm versprach, seine Krähen zu schicken. Fugaku hatte gar nichts gesagt. Er schien bis zu seinem Abschied nicht begriffen zu haben, dass das Monster seinen jüngeren Sohn gewählt hatte. Ausgerechnet den Sohn, der noch nie selbst getötet hatte, sondern immer nur assistiert. Erst nach wenigen Augenblicken nahm der Flüchtige die Krähe wahr, die auf einem Ast neben ihm saß und ihn anstarrte. In ihrem Schnabel hielt sie ein kleines Röhrchen. Vorsichtig löste Sasuke seine Fesseln und seufzte erleichtert. Seine Hände waren zwar zerkratzt und wund und brannten höllisch, aber sie waren auch wieder warm und nicht mehr taub. Er hatte gefürchtet, sie stürben ihm in der Kälte ab. Er nahm dem Tier das Röhrchen ab und las die Nachricht. Itachi bat ihn um eine Antwort, damit sie ihn holen und die Monster töten konnten. Sasukes Augen brannten, als er die Worte las. Das winzige Stück Kohle, um das das Papierröhrchen gewickelt gewesen war, musste zum Schreiben ausreichen. Sasuke hatte seinem Bruder auch schon einmal so ein Stück Kohle geschickt, zusammen mit einem genauso kleinen Zettel, nur war der Bote eine Katze seines Vaters gewesen. Das lag bestimmt schon mehrere Jahre zurück. Damals hatte Itachi seinen ersten Auftrag gehabt, den er ohne Sasukes Assistenz oder Fugakus Beistand hinter sich bringen musste. Sasuke hatte es nie ausgesprochen, aber damals war er noch jung gewesen und hatte Angst gehabt, seinen großen, tollen Bruder nie mehr wieder zu sehen. Hastig schüttelte er den Kopf und die Erinnerung ab und schrieb von dem eingezäunten Waldstück und der Jagd. Auch, dass ihm der Waldboden zu unsicher war und er sich weiter am Zaun entlang bewegen würde. Es schien ihm der sicherste Weg zu sein. Für die Kälte und dass er seine Familie vermisste war kein Platz auf dem Zettel. Die Kohle steckte er in seinen Rucksack, den Zettel gab er der Krähe zurück, die sofort wegflog. Sehnsüchtig folgte er ihr mit den Augen und wünschte sich selbst Flügel, um zu seiner Familie zurück zu kehren. Danach frühstückte er einen Streifen Fleisch und einen Apfel, bevor er sich auf den Weg machte. Ihm blieben nur noch anderhalb Tage, um das Ziel zu erreichen. Kapitel 2: das Ziel ------------------- Sasuke stöhnte. Ganz leise nur, damit es nicht unnötige Aufmerksamkeit auf ihn lenkte. Das konnte er sich nun gar nicht leisten. Er war nur noch wenige Stunden von seinem Ziel entfernt und es war tiefste Nacht. Diesmal hatte er beschlossen, nicht zu schlafen. Er wusste, das Monster suchte ihn jetzt auch weiter vom Ziel entfernt. Er wusste nicht, ob es seine Spur aufgenommen hatte, und deshalb ging er weiter von Baum zu Baum. Nur leiser und langsamer, weil der Himmel bewölt war und er dementsprechend schlecht sah. Er konnte nur hoffen, unentdeckt zu bleiben. Einige Stunden später entschloss sich Sasuke dazu, wenigstens eine kurze Rast zu machen. Ihm war eiskalt und er fühlte sich krank und schwach. So kletterte er zur Sicherheit einige Äste weiter hinauf und lehnte sich an den Stamm, gut verborgen von den dichten Zweigen und Nadeln der Tanne, auf der er sich befand. Wenn er sich nicht bewegte, knarrte der Ast nicht. Er trug ihn gerade so. Den Rucksack schnürte er verkehrt herum, damit ihm nichts herunter fiel und er sich etwas zu Essen herausholen konnte. Doch als er die Tasche öffnen wollte vertrieb ein Knacken die Stille. Sofort hielt Sasuke inne und ihm wurde noch kälter als ohnehin schon. Er hatte in diesem Wald bisher keine Tiere gesehen. Nicht innerhalb des Zaunes, der nur einige Meter von ihm entfernt war. Dann sah er die Gestalt. Rote Augen glommen in der Dunkelheit, während das Monster leise durch den Wald schlich, suchend. Dann kletterte es einen Baum hinauf und Sasuke wusste, dass es grinste, als es über die Rinde strich. Er war vor wenigen Stunden auf diesem Baum gewesen, sicher hatte das Monster seine Spur gefunden. Der Uchiha drückte sich noch enger an den Stamm und hoffte, nicht entdeckt zu werden. Ihm schlug das Herz bis zum Hals und er hatte riesige Angst. Seine Hände zitterten, als das Monster innerhalb weniger Minuten bis zu Sasukes Baum gelangt war. Es stand nun direkt unter ihm. Wenn Sasuke sich fallen ließe, könnte er den Vampir vielleicht erledigen, aber dieser war bestimmt nicht alleine auf der Jagd nach ihm. Außerdem war Sasuke erschöpft. Er würde Fehler machen. Seine Tarnung aufzugeben wäre sein Todesurteil. Er musste noch einen Tag länger ausharren und zum Ziel laufen, dann wäre er in Sicherheit. Dort lagen sicher Itachi und sein Vater auf der Lauer, um ihn nach Hause zu holen und diese Monstern zu beseitigen. Itachi kannte das Ziel, Sasuke hatte einer weiteren Krähe vor einigen Stunden die Karte anvertraut. Doch wenn dieses Monster hier in ihn fand, würde ihm das kein bisschen nutzen, denn dann wäre Sasuke längst tot, bevor seine Familie eingreifen konnte. Wenn der Flüchtige nur daran dachte, wie sehr er sich noch vor wenigen Tagen eine solche Aufgabe gewünscht hatte… Mittlerweile hielt er sogar die Luft an, als das Monster unter ihm sich genauer umsah. Dann sprang es auf den Baum, den Sasuke als nächstes erreichen wollte, und suchte dort nach Spuren. Es zischte, weil es dort noch keine Spuren gab, und sprang auf einen der anderen Bäume. Ob es wohl glaubte, Sasuke könnte nun ohne Spuren weiter voran kommen? Er hoffte es. Tatsächlich entfernte sich das Monster wenig später von seinem Versteck. Sasuke erlaubte es sich, endlich wieder zu atmen, und hielt sich fest am Stamm. Und er wusste, dass er die Nacht hier verbringen würde. Als es dämmerte hörte er wieder Schritte. Er rührte sich nicht, bis er ein Klingeln hörte, das vom Zaun kam. Wenige Sekunden später landete eine Krähe auf dem Ast, auf dem vor einigen Stunden dieses Monster nach ihm gesucht hatte. Vor Erleichterung hätte Sasuke heulen können. Vorsichtig ließ er sich hinab gleiten und der Vogel flog zurück zum Zaun. Eine große Gestalt stand dahinter und sah ihn an. Die Augen glühten nicht und waren schwarz, nicht rot. Sasuke verließ endgültig zum ersten Mal seit Tagen einen Baum. Es fühlte sich komisch an, auf nachgiebigem Waldboden zu stehen, und er geriet leicht ins Straucheln. Eine weitere Gestalt tauchte auf. Sasuke ging auf diese beiden zu und erkannte wenig später Itachi und Fugaku. Jetzt kamen doch ein paar Tränen, die er schnell wegblinzelte in der Hoffnung, die beiden sahen sie nicht. Itachi starrte ihn an, und auch Fugaku wirkte besorgt. Sie waren blasser als gewöhnlich, aber im Gegensatz zu Sasuke wurden sie nicht gejagt. Ihre Kleidung war nicht verdreckt und ihre Hände nicht wund und rissig wie seine. Aber die Erschöpfung fiel von Sasuke ab, er fühlte sich sicher. Das erste Mal seit drei Nächten und zwei Tagen. Er vergaß für einen Moment, dass er noch eine weite Strecke vor sich hatte. Und wenn er ehrlich war, wollte er jetzt wieder normal laufen. Diese vielleicht fünf Meter bis zum Zaun hätten ihn sicher über eine halbe Stunde gekostet, und er hatte sie auf dem Boden innerhalb weniger Sekunden bewältigt. Ihm wurde schwindelig. "Wir wissen jetzt, wieso er so scharf auf dich war", verkündete Itachi, statt den kleinen Bruder einfach zu begrüßen. Ihnen blieb nicht viel Zeit, das wusste er. Dank der Karte war ihnen klar, wie viel wirklich noch vor Sasuke lag- und was das Ziel war. Dort waren sie schon gewesen. Sasuke ließ sich dankend etwas frisches Wasser von seinem Vater durch den Zaun reichen. Seines war leer und das wussten sie alle. Gierig trank Sasuke einige Schlucke, bevor er nach dem Grund fragte. "Vor ein paar Jahren sind die Vampire gekommen", erklärte Fugaku grimmig. "Sie haben nur wenige Menschen geholt, aber als die einen der Vampire fingen und töteten, kamen sie häufiger. Und forderten die Menschen auf, sich zu versammeln." Sasuke schnaubte. "Deshalb hetzen sie mich hier durch den Wald?" "Gehen wir doch ein Stück weiter", schlug Itachi vor. Und das taten sie auch, obwohl der Zaun für Sasuke wirklich störend war. Er hätte alles darum gegeben, dass es eine Lücke gab und er für kurze Zeit zu Itachi und seinem Vater könnte. Auf die wirklich sichere Seite des Zaunes. Stattdessen wurde ihm erzählt, dass er dem ermordeten Monster wohl sehr ähnelte. "Deshalb haben dich ein paar Dorfleute auch komisch angestarrt, als wir mit ihnen von den Vampiren ausgemustert wurden." "Wer hat mich denn da angestarrt?", fragte der Jüngere. Ihm war da wohl so einiges entgangen. Fugaku brummte. "Unser Auftraggeber zum Beispiel. Aber dass du einem Monster so ähnlich bist, hätten sie uns direkt sagen können. Dann wärst du nicht dort gewesen." Er klang wütend, war es sicher auch. Sasuke war bisher nicht erfolgreich gewesen, sondern nur geflohen. "Am Ziel stelle ich ihnen eine Falle", murmelte er. "Dann sind wir sie los." "Red keinen Unsinn", entgegnete sein Vater. "Bis du dort angekommen in deinem Zustand bist ist schon Dämmerung. Du wirst keine Zeit haben, um eine Falle zu errichten." "Wenn ich da ankomme lassen sie mich am Leben. Dann warten wir eben bis zum nächsten Monat und töten sie noch im Dorf." Itachi wirkte abwesend, und auch Fugaku erwiderte nichts mehr. Glaubten sie nicht, dass er es rechtzeitig dorthin schaffte oder dachten sie, die Monster würden ihn trotzdem töten? Es war Sasuke egal, denn er würde nicht sterben. Und wenn, dann nahm er noch mindestens eines dieser Monster mit- den Mann, der ihn jagte. Wenig später verließen sie ihn. Sie wollten eine Falle vorbereiten, und ohne ihn waren sie schneller. Sasuke war wütend. Natürlich waren sie schneller, denn sie waren nicht erschöpft und übermüdet. Sie wurden nicht gejagt. Und so schleppte er sich einfach weiter. Er würde es bestimmt noch schaffen, auch wenn es schon bald dämmerte. Und mit Einsetzen der Dunkelheit kam er tatsächlich aus dem Wald heraus und auf eine weitläufige Lichtung. Er konnte das Ziel sehen, einem verkohlen schwarzen Baum gleich in den Himmel ragend. Er würde noch sicher eine Weile unterwegs sein und stolperte schneller weiter, als er aus den Augenwinkeln heraus etwas Rotglühendes sah. Ihm wurde schlecht. Er war auf dem Präsentierteller, nicht zu übersehen für Monster wie diesen Madara oder wie er hieß. Vorsorglich zog Sasuke ein Kunai. Sein Herz raste und er schwitzte stark, während er weiterlief. Doch immer wieder, wenn er sich umdrehte, kam es ihm vor, als wäre das Monster schneller als er. Es holte ihn ein. Sasuke zwang sich voller Grauen dazu, nicht mehr zurückzublicken, und heulte erleichtert auf, als das Ziel keine fünfzig Meter mehr von ihm entfernt war. Den Rucksack warf er im Rennen fort in Richtung des Monsters, das geschickt auswich. Der junge Uchiha setzte zum Sprint an und hoffte, seine Beine gaben jetzt nicht nach. Als er sich dann doch umdrehte, war das Monster direkt hinter ihm und die gierigen roten Augen bohrten sich tief in seine schwarzen weit aufgerissenen, in denen nichts mehr als Panik lag. Dann packte ihn eine warme, große Hand und riss ihn zu Boden. Schwer lag das Monster auf ihm und lachte. "Hallo, Izuna", flüsterte es dann und beugte sich über den panischen Jungen, der noch das Kunai in der Hand hielt und dieses in den Hals des Vampirs rammte. Gurgelnd sprang das Monster auf, und sofort war auch Sasuke auf den Beinen und rannte weiter. Er begriff gar nicht, was das Monster gesagt hatte, und es war sowieso egal. Hätte er es verstanden, auch die Bedeutung dieser Aussage gekannt, hätte er sich wahrscheinlich selbst die Klinge in den Hals gerammt. Er erreichte den verkohlten Baumstamm in der Dunkelheit der einsetzenden Nacht. Rote Augen blickten ihn an, niemand hielt ihn auf. Er lehnte sich an das verkohlte Holz und bemerkte nicht, was es in Wirklichkeit war. Mit dem Rücken daran angelehnt und dem blutigen Kunai in der Hand stand er zitternd da, als das Monster wieder auftauchte, dem er vorhin entkommen war. Zu allem Übel grinste Madara und die Wunde, die Sasuke ihm verpasst hatte, war geheilt. Und weder von seinem Vater, noch von seinem Bruder war etwas zu sehen. Sasuke bekam Angst, dass sie zu spät kamen. "Herzlichen Glückwunsch, Izuna", strahlte der Vampir mit einer Herzlichkeit, bei der es Sasuke eiskalt den Rücken herunter lief. Und erst recht, als er diesen Namen hörte, denn es war zwar ein Name, aber sicher nicht seiner. "Ich heiße Sasuke", zischte der Uchiha und blickte sich um. Noch immer kein Zeichen von Fugaku oder Itachi. Die beiden müssten doch längst hier sein! Sie waren doch schneller als er! "Ich will heimgehen", fügte er noch hinzu. "Ihr habt versprochen, mich am Leben zu lassen." Der Vampir, der Madara genannt wurde, lachte. "Genau, wir lassen dich am Leben. Von gehen lassen haben wir aber nichts erwähnt", schnarrte er. Wütend funkelte Sasuke das Monster an. Die anderen ignorierte er, denn sie schienen sich gar nicht so dafür zu interessieren, was hier los war. Aber dieser Madara, dieses Monster, der schien alles zu genießen. Und er kam Sasuke gefährlich nahe, obwohl es diesem offensichtlich nicht passte. "Lasst mich von hier gehen, das war vereinbart!" Dann stand der Vampir direkt vor ihm und grinste. "Vereinbart war, dass ich dich am Leben lasse. Nicht, wie ich das tue, Izuna." "Sasuke", flüsterte der deutlich kleinere abwesend und starrte das Monster an. Er war wie erstarrt, konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen und sich plötzlich auch nicht mehr bewegen. Schon gar nicht verstehen, was da passierte, als sich das Monster zum beugte und er von hinten gepackt wurde. Als er verstand, war es schon längst zu spät und seine Gegenwehr nutzlos. Das Kunai fiel mit leisem Klirren auf den Boden neben dem verbrannten Pfahl. Weiteres Blut tropfte darauf. Als Sasuke wieder zu sich kam, fühlte er sich anders. Er war hungrig und konnte nicht sagen, wieso, aber etwas war anders. Nicht nur, dass er sich in einem großen Zimmer wiederfand, das er nicht kannte, sondern irgendetwas entscheidendes. Er kam nicht darauf. Es lag nicht an den seltsamen Klamotten, die man ihm angezogen hatte. Es hatte bestimmt etwas damit zu tun. Erst als ein Vampir den Raum betrat und ein Glas für ihn brachte, verstand er. Das Blut sei sein eigenes gewesen, aber noch menschlich, als sie es geholt hatten, sprach der riesige Vampir namens Madara. Und er nannte ihn Izuna, wieder Izuna. Sasuke schrie markerschütternd, als er ganz verstand, was passiert war. Kapitel 3: die Folgen --------------------- Itachi und Fugaku ließen sich von einer Krähe führen. Sie waren zu spät gekommen, da sie auch für Sasuke noch Waffen eingepackt hatten. Und mehr Fallen, als sie problemlos hätten verstauen können. Alles, was sie an Sasukes Ziel noch gefunden hatten, war das Kunai gewesen. Sie hatten sich mit noch weniger Hoffnung als ohnehin schon auf die Suche nach dem Jugendlichen gemacht, und nun standen sie vor einem riesigen Anwesen, das ganz seltsam gebaut war. Aus einer anderen Zeit schien es zu sein. Sie wussten, dass sie die Fallen dort drin nicht anwenden könnten, und ließen sie zurück. Durch ein offenstehendes Fenster verschafften sie sich Zutritt. Beide machten sich riesige Sorgen. Das Blut zeigte, dass Sasuke sich gewehrt haben musste und dabei verletzt worden war. Itachi beharrte darauf, dass der kleine Bruder noch am Leben war. Etwas anderes war inakzeptabel. Also suchten sie nun nach ihm. Fugaku schien anders zu denken, das hatte Itachi bemerkt. Er trug zwar auch Sasukes Waffen, aber das tat er so, als wären es seine eigenen. "Nur zur Sicherheit", begründete er Itachi gegenüber sein Handeln. Schon nach wenigen Metern stießen sie auf den ersten Vampier. Er starb leise und schnell, bevor er es begriff. Itachis Schwert trennte ihm den Kopf vom Rumpf. Doch plötzlich stand ein Vampir vor ihnen, und er sah sie ruhig an. "Ihr seid wegen dem Jungen hier", erkannte er. "Wo ist er?", zischte Itachi mit gehobener Klinge. Er hasste Monster und würde diesen Vampir sofort umbringen, aber er suchte Sasuke. Deshalb hielt er auch seinen Vater davon ab, das Monster umzubringen. "Wie stehst du zu ihm?", wollte der grauhaarige Vampir wissen. Itachi knurrte: "Er ist mein Bruder." Der Vampir zuckte mit den Schultern. "Ihr solltet gehen. Ich habe nichts gegen Menschen, aber wenn Madara euch bei deinem Bruder findet sieht es nicht gut für euch aus." Itachi wurde wütend. Es interessierte ihn nicht, dass hier das erste Monster vor ihm stand, das menschenfreundlich war, wenn man es so ausdrücken konnte. Es half ihnen auf seine Weise. Er hörte nur, dass er Sasuke aufgeben sollte. Das würde er niemals können, denn seinetwegen -weil er nicht genug aufgepasst hatte und nicht schnell genug gewesen war-, befand sich Sasuke nun in der Gewalt von Vampiren. Wahrscheinlich hielten sie ihn am Leben, um ihn zu quälen und von ihm zu trinken. Manche Vampire machten das. Knurrend richtete er die Klinge seines Katanas auf den Vampir. "Bring mich sofort zu meinem Bruder", zischte er. Der Vampir zuckte mit den Schultern und forderte die beiden Menschen auf, ihm zu folgen. Itachi entging nicht, dass Fugaku seine Waffen erneut kontrollierte. Sie wollten nur Sasuke holen, das hatte Itachi klar gemacht. Rache wollte er später üben, wenn Sasuke wieder bei ihnen war und sein erstes Monster tötete: Den großen Vampir mit dem gierigen Blick, der Sasuke gewählt hatte. Sie folgten dem Vampir eine schmale Treppe hinauf. Es schienen nicht sehr viele Monster in dieser Nacht hier zu sein, denn sie begegnetem keinem mehr. Itachi war das nur recht, er wollte seine Kräfte sparen. Vielleicht musste er Sasuke tragen. Fugaku meinte zwar vor ihrem Einbruch, dass die Wahrscheinlichkeit dafür gering sei, mit Sasuke zusammen zu fliehen, aber Itachi war davon überzeugt, dass Fugaku nur nicht hoffen wollte, dass Monster ihr Wort hielten. Der ältere Bruder tat dies allerdings, sonst würde er wohl verrückt werden. Schon immer war ihm der kleinere Bruder wichtiger gewesen als andere Familienmitglieder. Er wollte nur, dass Sasuke in Sicherheit war, mehr nicht. Er weigerte sich, dessen Tod anzuerkennen, solange er nicht Sasukes Leiche sah. Er wusste noch genau, wie er Sasuke versprochen hatte, ihn immer zu beschützen, als dieser noch klein gewesen und Angst gehabt hatte, alleine in seinem Bett zu schlafen. Damals hatte Sasuke von den Monstern geträumt, gegen die Itachi zu diesem Zeitpunkt noch nicht kämpfen durfte. Am Ende eines langen dunklen Ganges blieb das Monster stehen. "Wo ist mein Bruder?", zischte Itachi. Das Monster seufzte und trat beiseite. "Hier ist sein Zimmer. Ihr solltest wirklich besser gehen, er ist noch... jung." Das Zögern entging Itachi nicht, seinem Vater schon gar nicht. Dieser nahm sein Schwert in die Hand. Itachis Hände zitterten plötzlich und ihm wurde übel. Wie es Sasuke wohl ging? "Ihr solltet die Tür offen lassen. Von Innen bekommt ihr sie nicht mehr auf", riet der Vampir und verschwand. Von der einen auf der anderen Sekunde war er fort, als wäre er nie dagewesen, und Fugaku fluchte. "Wir hätten ihn töten sollen", knurrte er. Itachi griff längst an die Türklinke und drückte sie hinunter. Fugaku erhob sein Schwert, Itachi schüttelte darüber innerlich nur den Kopf. Es war Sasuke, den sie hier suchten, und wenn dieser Vampir sie hergebracht hatte, war wohl dieser größere Vampir nicht bei seinem Bruder. Und wenn er es doch wäre, würde Itachi sich darüber freuen. Dann könnte er ihn gleich umbringen für das, was er Sasuke angetan hatte. Alleine schon für diese Jagd, die seinem Bruder so zugesetzt hatte. Wenn Itachi daran dachte, dass Sasuke einem anderen, toten Vampir ähnelte und wohl nur deshalb gewählt worden war, wurde ihm übel. Sasuke befand sich in einem riesigen Zimmer. Die Fenster waren verbarrikadiert, vielleicht damit er nicht fliehen konnte. Als er den Raum betrat, knirschte der Boden unter seinen Füßen. Als Itachi einen Blick nach unten warf, konnte er Scherben funkeln sehen. Ihm wurde übel und eiskalt. An den Scherben klebte eine dunkle Flüssigkeit, und er ahnte, was das war. "Sasuke?", flüsterte er leise und tastete sich in die Dunkelheit vor. Vor ihm glommen rote Augen auf, als der Raum plötzlich erhellt wurde. Itachi schrak zurück. Es war kein Folterzimmer, aber das beruhigte Itachi nicht. Zusammengekauert saß unter einem Fenster sein Bruder, wiegte sich vor und zurück. Und starrte ihn aus dunkelroten Augen an. Erleichterung machte sich in Itachi breit und er rannte sofort zu seinem Bruder. Schnell kniete er sich zu dem jüngeren, erkannte zudem die beunruhigend blasse Haut. "Wie fühlst du dich?", fragte er. Sasuke starrte ihn an und öffnete den Mund ein bisschen. "Zerrissen", flüsterte er. "Itachi, lass uns abhauen", zischte Fugaku, der weiter in der Tür stand. Der ältere Bruder zog Sasuke auf die Beine, der eher stolperte als lief. Er wirkte unheimlich schwach auf Itachi, und so hob er ihn sich kurzerhand auf den Rücken. Blasse Hände klammerten sich an ihm fest, während Fugaku sie eilig zu sich winkte. "Ihr solltet ihn hierlassen", vernahm Itachi die Stimme des grauhaarigen Vampirs. Doch als er sich umblickte, war da niemand. "Was ist los?", fragte Sasuke leise. Itachi schüttelte den Kopf. "Gar nichts." Sie schafften es aus dem Anwesen heraus. Ein Monster war aufgetaucht, nicht der Vampir, der ihnen -warum auch immer- geholfen hatte. Fugaku hatte es sofort umgebracht. Sasuke hatte sich fester an Itachi geklammert, als er das gesehen hatte. Nun rannten sie durch den Wald, der zwischen dem Dorf und den Vampiren lag. Sasuke hielt sich weiter fest und Fugaku ließ sie vorlaufen. Er bestand darauf. Die Art, wie Fugaku dabei Sasuke ansah, machte Itachi misstrauisch. Als wäre das nicht Sasuke, den er auf dem Rücken trug, sondern ein Abklatsch dessen. Aber Fugaku sagte nichts. Im Wald begegnete ihnen niemand, und sie schafften es unbehelligt ins Dorf und in die Hütte, die sie dort bewohnten. Itachi fühlte sich sicher, nur Fugaku blieb wachsam, auch als ihre Mutter half, Sasuke in sein Bett zu bringen. Der Junge stöhnte gequält. "Du bist in Sicherheit, Sasuke", flüsterte Mikoto, deren Augen gerötet waren vor Sorge um ihren Jüngsten. "Diese Monster werden dir nichts mehr antun." Fugaku schnaubte. "Das brauchen sie doch auch gar nicht mehr." "Was soll das heißen?", fragte Mikoto erschrocken. Itachi funkelte seinen Vater wütend an. Er stellte sich zwischen Sasuke und seinen Vater, der seine Waffen noch nicht abgelegt hatte, was den älteren Bruder beunruhigte. "Schaut ihn euch an", brummte Fugaku und legte nun doch seine Waffen auf den Küchentisch. "Seht euch an, was diese Monster gemacht haben. Das ist nur, weil er gewählt wurde." Er klang müde, als er das sagte. Itachi drehte sich um. Sasukes Augen glommen nach wie vor rötlich und er schien Angst zu haben. Angst vor ihnen oder um sie? Dann fiel ihm ein, dass Sasuke auf seine Frage geantwortet hatte, sich zerrissen zu fühlen. Ihm wurde übel, als er gegen seinen Willen erkennen musste, was aus Sasuke geworden war. "Wir werden dir nichts tun", versprach er dennoch. Ihre Mutter schluchzte auf, als auch sie die roten Augen sah und verstand. Kapitel 4: Rufe --------------- Sasuke entspannte sich nicht. Stattdessen biss er sich auf die Unterlippe und zuckte zurück, als Itachi sich an seine Bettkante setzte. "Die Glasscherben waren von dir", stellte Itachi fest. Sasuke nickte. "Er wollte, dass ich mein Blut trinke. Sie hatten es sich geholt, bevor sie... das gemacht haben." Fugaku nahm seine Frau in den Arm. "Hast du getrunken?", wollte er wissen. Sasuke schüttelte den Kopf. Er musste nicht sagen, wieso er das nicht getan hatte, sie wussten es auch so. Er war kein Monster. Und deshalb konnte nicht einmal Fugaku Sasuke umbringen. "Wir werden von hier verschwinden", knurrte er. "Sobald du dich erholst hast, sind wir hier weg." "Er hat gesagt, wenn ich nicht trinke, kann ich mich nicht erholen", flüsterte Sasuke und sah seine Eltern und Itachi verzweifelt an. In seinen roten Augen flackerte die Angst, die er vor sich selbst hatte. Fugaku knurrte. "Dann wirst du trinken." "Nein", zischte Sasuke. "Ich bin kein Monster!" Fugaku ließ Mikoto los und funkelte Sasuke an. "Du wirst trinken. Ich lasse meinen Sohn nicht sterben, nur weil ich mich zu spät informiert habe. Weil andere uns nicht gesagt haben, was passieren kann, obwohl sie dich gesehen haben und diesen Vampir damals töteten." "Izuna", flüsterte Sasuke. "Er hieß Izuna." Itachi nahm ihn in den Arm. "Du bist nicht Izuna, auch wenn dieser Vampir dich so nennt." In Sasukes roten Augen brannten Tränen und er wirkte verwirrt auf den älteren Bruder, aber er lehnte sich an ihn und schloss die Augen. Der ältere lächelte. Sasuke sah normal aus, nur sehr erschöpft. "Du solltest schlafen", meinte Itachi. Doch Sasuke reagierte schon nicht mehr. Vorsichtig brachte Itachi seinen Bruder ins Liegen und deckte ihn zu. Der jüngere war ziemlich blass, aber vielleicht lag das daran, was passiert war. Was er nun war. "Er muss trinken", knurrte Fugaku. Blickte seine Familie dabei an. "Wir müssen von hier verschwinden. Wenn dieser Vampir ihn Izuna nennt und zu einem seiner Art gemacht hat, wird er ihn zurückholen wollen." Mutter und Sohn nickten. "Er kann mein Blut haben", schlug Itachi vor. "Wenn wir es in ein Glas geben, kann nichts schiefgehen." Mikoto wurde noch blasser, wiedersprach aber nicht. Als Sasuke wieder aufwachte, war es Nacht geworden. Er hatte den ganzen Tag unruhig geschlafen und war kein bisschen erholt. Itachi half ihm ins Sitzen und Mikoto drückte ihm wortlos eine Tasse in die Hand. Der Vampir starrte den Inhalt mit großen Augen an, biss sich auf die Unterlippe. Itachi wusste, dass Sasuke sein Blut nicht wollte, doch bevor der jüngere es bemerkte, hatte er ihn gepackt und drückte ihm die Tasse an den Mund. Sasuke schluchzte auf, als Itachi ihm die Nase zudrückte und er fühlte, wie ihm jemand die Hände und Füße festhielt. Seine Eltern. Und als er Luft holen wollte floss zäh das dunkle Blut in seinen Mund und erstickte sein Selbst. Als Sasuke trank ließen Mikoto und Fugaku von ihm ab. Er hing in Itachis Armen und griff nun selbst nach der Tasse. Aufmerksam wurde er dabei von seiner Familie beobachtet. Als das Gefäß leer war, zitterte Sasuke und versuchte, auch noch den letzten Rest rauszuholen. Fugaku hatte das geahnt. Sie hatten für diesen Fall noch eine ganze Flasche Blut. Ihnen blieb nur die Hoffnung, dass es genügte. Es dauerte nicht lange, bis auch die Flasche geleert war. Sasukes Augen schimmerten dunkelrot und Tränen liefen über sein Gesicht. Er drückte sich haltsuchend an seinen Bruder und weinte. "Es musste sein", flüsterte Itachi in sein Ohr. "Und jetzt lass uns verschwinden." Sasuke hatte gar nicht mehr die Gelegenheit, etwas zu antworten, als es an der Tür hämmerte. Fugaku fluchte und schob die Holztür auf. "Was habt ihr gemacht?", brüllte ihn ein Mann an, den Sasuke bisher noch nicht kannte. Oder er erkannte ihn nur nicht. Für ihn stand die Welt auf dem Kopf, auch wenn es ihm etwas besser ging, seit er das Blut getrunken hatte. Erst jetzt bemerkte er einen Verband um Itachis Ellenbeuge und wimmerte kaum hörbar. Er hatte gar nicht erst wissen wollen, woher das Blut kam, doch nun war es ihm klar. Am liebsten hätte er alles ausgekotzt, aber das durfte er nicht. Nichts hasste er mehr als das, was aus ihm geworden war, weil er nicht einfach die Flucht über den Zaun gewagt hatte. Vielleicht sähe nun alles anders aus, wenn er nicht so dumm gehandelt hätte. "Was ist passiert?", hörte er seinen Vater fragen. "Die sind wieder hier. Und der Anführer will uns alle töten, wenn wir ihm nicht Izuna aushändigen- was auch immer das sein soll!" Sasuke ging sofort in die Hocke, doch Itachi hielt ihn fest. "Du wirst hier bleiben!", zischte er. "Er wird dich nicht kriegen." Doch der jüngere der beiden wimmerte nur und griff sich an den Kopf, als hätte er starke Schmerzen. Sackte förmlich in sich zusammen und keuchte schwer. "Ist das Izuna? Wieso habt ihr ein Monster bei euch?", kreischte der Mann, den Itachi als das Dorfoberhaupt und ihren Auftraggeber erkannte. Fugaku packte ihn und zerrte ihn in ihre Hütte, wo er den Dorfbewohner gegen eine Wand drückte. "Ruhe", zischte er leise und drückte dem Mann die Klinge eines Kunais an den Hals. "Und jetzt sieh dir genau an, was euretwegen aus meinem Jungen wurde. Nur weil ihr mir nicht alles gesagt habt!" Ihr Auftraggeber keuchte erschrocken und ängstlich, als er Sasukes rote Augen wahrnahm und das Blut, das noch an seinen Lippen klebte. "Deswegen sind sie hier", brüllte er panisch. "Weil ihr einen von denen entführt habt!" "Wir haben meinen Bruder geholt", knurrte Itachi. Der Mann schüttelte den Kopf und ignorierte das Messer, das seinen Hals leicht anritzte. "Das ist ein Monster, und ihr habt es in unser Dorf geholt! Wir werden alle sterben!" Sasuke keuchte schmerzverzerrt auf, was Itachis und Fugakus Aufmerksamkeit wieder auf den Jüngsten lenkte. Vorsichtig strich ihm der ältere Bruder durch das Haar, was ihn nur wimmern ließ. Mit gerunzelter Stirn wandte sich Itachi an seinen Vater, der um einiges blasser geworden war. Ihr Auftraggeber riss sich los und rannte davon. Mikoto, die bisher mit zitternden Händen Kleidung genäht hatte, starrte mit aschfahlem Gesicht zu den Brüdern. "Sasuke?", flüsterte Fugaku. "Er ist in meinem Kopf", zischte Sasuke und packte fest Itachis Hand. "Wieso ist er in meinem Kopf?" Sasuke schrie heiser auf, und mehr aus Reflex denn etwas anderem eilte Mikoto, die bisher nur vollkommen neben sich stehend hatte zusehen können, zu ihren Söhnen. Sie hielt ein Stück Stoff in den Händen, Itachi konnte nicht sagen, was es war. Aber sie zwang Sasuke, ihr sein Gesicht zuzuwenden, und stopfte ihm den Stoff in den Mund. Ignorierte diesen verletzenden verzweifelten Blick ihres jüngsten Sohnes, dessen Schreie keine Sekunde später nur noch leise durch den provisorischen Knebel drangen. Er wand sich in den Armen des älteren Bruders, der seine eigene Hand grob befreit hatte. "Wir müssen verschwinden", knurrte Fugaku und griff nach seinen vor kurzem erst abgelegten Waffen. "Sofort." "Wie weit reicht dieser Ruf?", fragte Itachi leise, während er seinen Bruder aus dem Bett holte und ihn fesselte, als sich dieser den Knebel aus dem Mund holen wollte. Fugaku starrte Sasuke an, der sich nun heftig gegen seinen Bruder wehrte. Seine Augen funkelten blutigrot und waren weit aufgerissen. Er hatte Angst vor der eigenen Familie, was seine Eltern sehr verletzte. "Das finden wir noch raus", knurrte Fugaku. Hastig packten sie ihr wichtigstes Hab und Gut ein, bevor Itachi seinen kleinen Bruder hochhob und wie ein kleines Kind trug. Mittlerweile war dieser schweißgebadet und zitterte stark, reagierte nicht einmal mehr. Der ältere Bruder runzelte die Stirn und fragte sich, wie es weitergehen sollte, wenn sie diesem Monster nicht entkommen konnten, das Sasuke so quälte. Wenn keine noch so große Entfernung etwas änderte an der Stimme, die in Sasukes Kopf schreien musste. Unwillkürlich keimte in Itachi die Frage, ob es nicht besser für Sasuke wäre, wenn sie ihn diesem Monster überließen. Offensichtlich wollte es ihm nicht schaden, denn der ältere Bruder ahnte, dass dieser Madara -oder wie auch immer- Sasuke wiederhaben wollte und dafür auch nicht davor zurückschreckte, diesen zu foltern. Wäre Itachis Bruder nicht geknebelt worden, hätte das Monster sie längst gefunden. Doch Itachi wagte es nicht, diesen Verdacht seinen Eltern mitzuteilen. Sie würden Sasuke niemals ausliefern. Als sie ihre Hütte verließen hörten sie Schreie. Sasuke zuckte nur kurz, schien sein Bewusstsein gänzlich verloren zu haben. Itachi würde gerne mit seinem Bruder tauschen. Es wäre besser gewesen, als den jüngeren so leiden zu sehen. Viel besser. Aber es war zu spät. So leise und unauffällig wie möglich schlich sich die Familie an den Hütten der Dorfbewohner vorbei in Richtung der Stille des Waldes, die ein krasses Gegenteil zu den Schreien der Leute bildete. Ob dieser Madara das ganze Dorf auslöschen würde, nur um Sasuke zu finden? Entschlossen schüttelte der ältere Bruder seinen Kopf und die Gedanken ab. Er musste sich konzentrieren. Wenn sie gefunden wurden war Sasuke verloren. Sasuke, der leichenblass in seinen Armen hing und dessen Körper manchmal zuckte. Ob diese Schreie in seinem Kopf ihn umbringen könnten? Diese Frage ließ ihn innehalten. Dieser Gedanke, der ihm die Luft zum Atmen raubte. "Was ist los?", flüsterte Mikoto besorgt, die ihre Nachhut war, während Fugaku nach Vorne ihren Weg sicherte. "Was ist, wenn dieser Madara ihn umbringt?", fragte Itachi. Diese Angst, seinen Bruder zu verlieren -nicht nur an einen Vampir sondern ganz und gar- ließ ihn alle Vorsicht vergessen. "Wenn diese Stimme ihn umbringt? Wir wissen darüber nichts!" "Das kann er nicht", zischte Mikoto, aber die Angst konnte sie nicht vor ihrem Sohn verbergen. "Es wird Sasuke besser gehen, wenn wir von hier verschwinden, Itachi. Da bin ich mir sicher." "Wird es nicht." Mit einem leisen Schrei fuhr Mikoto herum, ein Kunai in den Händen. Direkt hinter ihr stand der grauhaarige Vampir, der Itachi zu Sasuke geführt hatte. Das Kunai, dessen Klinge auf ihn gerichtet war, schien er gar nicht wahr zu nehmen. "Madara wird den Jungen jagen und alle umbringen, die sich ihm in den Weg stellen. Und seine Rufe nach ihm werden nicht leiser, je weiter ihr flieht. Es wird für ihn nur schlimmer, und irgendwann verkraftet das sein Körper nicht mehr, egal, wie viel er trinkt", fuhr das Monster fort. Itachi kam es vor, als wäre Sasuke auf einmal unendlich schwer. Gerade so konnte er ihn noch halten. Der Körper seines Bruders zuckte schwach. "Du lügst", zischte Mikoto, zögerte aber, den Vampir anzugreifen. Er schüttelte den Kopf, bevor er leise sagte: "Er glaubt, es sei Izuna. Vielleicht glaubt er das wirklich. Wenn ihr mir den Jungen gebt, bringe ich ihn zu Madara. Es wird ihm dort nicht schlecht gehen." Itachi schluckte schwer, während Mikoto sich verzweifelt zu ihrem Mann umsah, der noch nicht bemerkt hatte, dass seine Famillie nicht mehr direkt hinter ihm war. "Was will er von ihm?", fragte Itachi leise. "Dass er bei ihm bleibt. Er wird sich um ihn kümmern, mehr nicht", antwortete das Monster ruhig und sah in Itachis Augen. Ihnen war klar, dass Itachi entscheiden musste. Seine Mutter würde Sasuke nie hergeben. Nicht einmal zu dessen Schutz. "Er ist mein kleiner Bruder", kam es zögernd von dem Uchiha. "Ich kann ihn nicht einfach weggeben." "Nächsten Monat wird Madara bestimmt ein letztes Mal hier jagen wollen. Er wird deinen Bruder nicht mehr aus den Augen lassen. Du kannst dich davon überzeugen, wie es ihm geht." Itachis Augen brannten, als er seinen Bruder vorsichtig auf dem Bogen absetzte und den Knebel entfernte. Schwer rang Sasuke um Luft, und er schwitzte. "Ich bringe ihn selbst zu diesem Monster", stellte Itachi klar und strich Sasuke über die Stirn. "Und wehe, es geht ihm nicht sofort besser." "Das kannst du nicht machen", schrie seine Mutter und stürzte sich auf ihren ältesten Sohn. "Du kannst ihn nicht einfach aufgeben!" Sie packte Itachi und schlug zu. Als Itachi auf dem Boden lag und sie über ihm kniete, drückte sie das Kunai an seinen Hals. Ihre Tränen fielen auf sein Gesicht. "Sasuke bleibt bei uns, klar? Er kann dort nicht hin!" Auch über Itachis Wangen rannen Tränen, nicht die seiner Mutter. "Er kann aber auch nicht bei uns bleiben. Wenn er stirbt, verzeihe ich mir das nie." Sie schrie wie von Sinnen auf. Ihre kleinen Hände gruben sich in das Oberteil ihres Sohnes. "Er ist mein Kind!", hörte er sie flüstern. "Er ist doch mein Sohn." Sasuke zuckte wieder und wimmerte. Itachi ließ ihn, hielt ihn höchstens noch fester. Mit gesenktem Blick folgte er dem Vampir, der ihn zurück zu dem Monster brachte, dass seinen Bruder wollte. Forderte. Er fühlte sich wie apathisch, eine Marionette. Konnte und wollte nicht begreifen, dass er seinen kleinen Bruder hergeben würde. Damit Sasuke nicht starb. Es sollte sich nicht so richtig anfühlen, sondern falsch. Itachi hatte Sasuke immer nur schützen wollen. Nicht einem Monster überlassen. Er ging langsam weiter, wollte noch diese kurze Zeit für sich nutzen. Wollte Sasukes Gesichtszüge so gut einprägen, dass er sie nie vergaß. Als könnte er das. Itachi fragte sich, ob er wohl irgendwann gegen Sasuke kämpfen würde. Ob sein Bruder noch wissen würde, wer er war. Wer Sasuke selbst gewesen war. Würde er irgendwann noch wissen, wie er wirklich hieß? Oder würde dieses Monster ihm alle Erinnerungen rauben? Itachi wusste nicht, ob dieser Madara dazu in der Lage war. Er wollte es auch gar nicht wissen. Alles, was er wollte, war, dass es Sasuke gut ging. Alleine der Gedanke daran, Sasuke alleine zu lassen, ihn abzugeben, brach Itachi das Herz. Ihm war furchtbar übel und jeder Schritt fiel ihm schwerer. Die Schreie der Dorfbewohner wurden leiser, obwohl sie zu diesem Monster gingen. Es interessierte Itachi nicht. Doch dann waren sie plötzlich da. Leichen pflasterten den Dorfplatz, Leichen und Menschen, die noch zu atmen schienen. Das Monster hatte ein Kind gepackt, das laut weinte und nach seinen Eltern schrie. Eigentlich hätte es Itachi gedrängt, dem Kind zu helfen, aber dieses Mal war es anders. Das Monster sah zu ihnen, als Kakashi seinen Namen rief. Blutrote Augen bohrten sich in Itachis schwarze. Im Blick des Monsters lag reine Wut gepaart mit Angst. Angst, dass es Sasuke nicht finden könnte? Der jüngere stöhnte leise. Itachi hätte ihn küssen können, weil er plötzlich wieder normal atmete. Sein Körper zuckte nicht mehr, schien, als wiche alle Spannung aus ihm. "Izuna", sagte das Monster. Das Kind ließ es achtlos fallen und stand im nächsten Moment direkt vor Itachi und Sasuke. "Izuna", flüsterte es diesmal nahezu liebevoll. Itachi wäre am liebsten mit Sasuke fortgelaufen, konnte es aber nicht. Er würde nie mit ihm von hier fliehen können, das war ihm klar. Das Monster funkelte nun Itachi an, nachdem es sich vergewissert hatte, dass das wirklich Sasuke war. Ein Vampir wie er. "Wieso erst jetzt?", zischte es und wandte sich dann an den grauhaarigen Vampir. "Wieso bringt ihr ihn erst jetzt? Sieh ihn dir an, Kakashi, er hätte sterben können!" "Es ginge ihm bedeutend besser, wenn du ihn nicht gerufen hättest", entgegnete das andere, weit weniger schlimme Monster trocken. "Und jetzt lass ihn aufwachen. Du könntest ihm wenigstens den Abschied lassen, wenn du ihn schon aus seiner Familie gerissen hast." Nun flammte Wut in den Augen des Monsters, Wut und Eifersucht, als Itachi von ihm angesehen wurde. "Du lässt Izuna bei mir", zischte das Monster. "Ihr werdet ihn nicht mehr verschleppen und auch nicht anderweitig behelligen. Klar?" Itachi sah seinen kleinen Bruder an. "Wenn ich weiß, dass es ihm gut geht. Vorher nicht." Das Monster knurrte nur, doch es war Itachi egal. Sein kleiner Bruder kam endlich wieder zu sich. Vorsichtig setzte er Sasuke ab und stützte ihn, bis er in der Lage war, alleine zu sitzen. Ein Schrei entkam Sasukes Lippen, als er das Monster sah. Er war verwirrt, drückte sich an seinen Bruder. Seine Hände zitterten. Itachi legte einen Arm um die Schultern seines Bruders, der ihn panisch ansah. "Wieso bin ich hier?", fragte er. "Erinnerst du dich noch daran, wie er dich gerufen hat?", entgegnete Itachi leise. Der Vampir schnaubte und ging ein paar Schritte weg von den Brüdern, behielt sie aber im Blick. Sasuke nickte. "Es tut mir leid, ich habe nicht mehr viel mitbekommen. Wollten wir nicht verschwinden?" Itachi nickte ebenfalls, schüttelte dann jedoch den Kopf. "Du wärst gestorben, hätte ich dich nicht hergebracht", erklärte er leise. "Lieber lasse ich dich bei diesem Monster, das sich um dich kümmern will, als dass du stirbst. Mama und Papa werde ich das irgendwie erklären." Verletzt, das war Sasuke. Er hätte nicht gedacht, dass Itachi ihn zurückbringen würde. Aber dann lehnte er sich trotzdem an seinen großen Bruder. "Ich komme zurück", versprach Sasuke. "Irgendwie erledige ich ihn schon, und dann komme ich zurück." "Ich warte darauf", grinste Itachi und verkniff sich die Tränen, die in seinen Augen brannten. Er wollte es ihnen nicht noch schwerer machen. Sasuke sollte nicht sehen, wie sehr ihn dieser Abschied mitnahm. "Izuna, wir müssen jetzt gehen", rief dieses Monster. Es hatte sich einen Menschen über die Schulter geworfen. Fest drückte Itachi Sasuke noch einmal an sich, bevor er ihn wegschickte. Immer wieder drehte sich Sasuke zu ihm um mit der Hoffnung in den roten Augen, dass Itachi einen Scherz machte, obwohl Sasuke es doch besser wusste. Dann waren sie fort. "Er wird sich nicht mehr an dich erinnern, wenn du ihn wiedersiehst", sagte der grauhaarige Vampir namens Kakashi leise. Ganz plötzlich stand er wieder neben Itachi. "Dafür wird Madara sorgen." Mit diesen Worten verschwand auch dieses Monster. Itachi blieb in der Dämmerung alleine zurück. Alleine mit Leichen und schwer verletzten Menschen, einem weinenden Kind und dem Wissen, dass er Sasuke verkauft hatte. Dass es besser für Sasuke war interessierte ihn nicht mehr. Kapitel 5: Izuna ---------------- Izuna starrte nachdenklich in den nachtblauen Himmel. Es war bereits recht spät, bald würde er wieder ins Haus gehen müssen. Aber das lag für ihn noch in weiter Ferne, und Madara würde ihn schon rechtzeitig hinein holen. Oder er schickte Kakashi oder einen anderen, aber eigentlich bekam Izuna fast nur Kakashi und Madara zu Gesicht. Sein älterer Bruder hoffte, seinem Gedächtnis so auf die Sprünge zu helfen. Izuna konnte sich an nichts mehr erinnern. Er war vor ein paar Wochen aufgewacht und hatte nur noch seinen Namen gekannt und gewusst, dass Madara sein Bruder war. Alles davor war wie ausradiert, und so sehr er sich auch bemühte, es kam nichts zurück. Nicht einmal aus seiner Zeit als Mensch. Gar nichts. Es war, als hätte er bis vor Kurzem gar nicht existiert. Niemand konnte sich das erklären, und da nichts zurückkam, beschloss Izuna, dass es in Ordnung war. Er wusste, Madara war sein Bruder, das musste genügen. Wobei er das Gefühl hatte, dass da etwas in ihm schrie, wenn Madara in seiner Nähe war. Etwas, das wütend war und Angst hatte. Eine Stimme, die Izuna Sorgen bereitete. Er wagte es aber nicht, seinem Bruder davon zu erzählen. Bestimmt würde das aufhören, und vielleicht kamen dann auch seine Erinnerungen zurück. Es kam Izuna deshalb auch gelegen, dass er in der nächsten Nacht jemanden aussuchen sollte, den sie jagten. Den Menschen, dessen Blut er nach seinem Erwachen getrunken hatte, hatten sie auch gejagt, hatte Madara ihm erzählt. Izuna erinnerte sich auch daran nicht. Es war unangenehm, nichts zu wissen. Er verließ sich zwar auf seinen Bruder und vertraute diesem blind, aber es war trotzdem nicht einfach für ihn. Er hasste seinen Gedächtnisverlust. "Komm rein, Izuna", sagte Madara, der sich neben ihm ins Gras der Wiese vor ihrem Anwesen fallen ließ. "Du solltest dich ausruhen. Morgen suchen wir unser Essen aus." "Es ist grausam, wie leicht dir das über die Lippen kommt", murrte Izuna. Ihm war es ja schon sehr schwer gefallen, überhaupt Blut zu trinken. Dabei sollte es das Natürlichste der Welt für ihn sein. "Daran wirst du dich schon wieder gewöhnen", lachte sein Bruder. „Wir leben schon so lange vom Menschenblut.“ Diese Leute hatten Angst, das fiel Izuna sofort auf. Sie wichen zurück vor seinem Bruder und gafften Izuna selbst unverhohlen an. Es kam ihm vor, als wäre ein Albtraum dieser Menschen zurückgekehrt, etwas, dass sie sicher vergraben wähnten. Zumindest interpretierte der Vampir diese Blicke so. Hatten sie ihn angegriffen und er dabei deine Erinnerungen verloren? Vielleicht hatte Madara ihn ja gefunden und konnte es nur nicht aussprechen. Es würde erklären, wieso der ältere darauf bestand, dass Izuna in seiner Nähe blieb. Die letzten Menschen betraten die Lichtung, eine Frau weinte. Izuna sah sie und erkannte Trauer in ihren Augen. Hatten sie eines ihrer Kinder ermordet? Oder fürchtete sie sich davor, dass ihr Sohn ausgewählt wurde, der mit gesenktem Blick neben seinen Eltern lief? Es war ein junger Mann, etwa in dem Alter, in dem Madara zum Vampir wurde. Der Vater des Menschen warf Izunas Bruder einen Blick zu, der ihn hätte töten können- und irgendetwas kam Izuna faul vor. Er wusste nur nicht, was es war. Alles Wissen, was ihm hätte nützen sein können, war fort. "Izuna, du suchst heute aus", bestimmte Madara. Jener biss sich auf die Unterlippe, denn es gefiel ihm nicht, irgendwen auszusuchen, der dann sterben würde. Diese Situation sollte ihm bekannt vorkommen, aber sie war ihm so fremd wie diese Menschen. Er sah zu dem jungen Mann, dessen Gesicht er eben nicht hatte sehen können, und sein Blick wurde erwiedert. Schwarze Augen starrten ihn forschend an. In ihnen konnte Izuna eine Fürsorge erkennen, die er sonst nur bei Madara sah, nicht einmal Kakashi schien so in Sorge um sein Wohl. Es ließ Izuna stutzig werden. Ihm war, als kenne er diese Person. Er riskierte einen unsicheren Blick zu seinem Bruder, dessen Miene starr war. Auch er musterte den Unbekannten, aber kalt. Izuna fröstelte leicht und ging dann entschlossen zu diesem jungen Mann, der ihn die ganze Zeit ansah. Auch die Eltern des jungen Mannes starrten Izuna an, aber er hatte das Gefühl, es wäre besser, ihn auszuwählen. Er wusste, der Mann würde eine Nacht bei ihnen bleiben und alles erklärt bekommen, bevor er während des Tages ein Versteck vor ihnen suchen würde. Der junge Vampir erhoffte sich Antworten, die Madara ihm vielleicht nicht geben konnte oder wollte. Dieser Mensch schien ihn zumindest zu kennen- näher zu kennen. Eigentlich sollte er nämlich Angst haben. Izuna wies ihn an, hervor zu treten, und der Mensch zögerte keine Sekunde. Er schien darauf gewartet oder gehofft zu haben. So genau konnte Madaras Bruder das auch nicht sagen. "Du solltest dir einen anderen aussuchen, der gefällt mir nicht", flüsterte Madaras tiefe Stimme in Izunas Ohr. Der jüngere erschauderte kurz und warf seinem Bruder einen bösen Blick zu. "Mir aber", stellte er klar. "Und ich soll doch dieses Mal aussuchen." "Die Jagd wird euch sicher sehr viel Spaß machen", sagte der Mensch plötzlich und mit einer Ernsthaftigkeit in der Stimme, die Izuna bekannt vorkam. Dieser Mensch konnte einiges klären, das Izuna verwirrte, da war er sich sicher. Madara machte einen wütenden Eindruck auf seinen jüngeren Bruder. Er schien so etwas sagen zu wollen wie "ich hasse ihn, deshalb nimmst du einen anderen", beließ es aber dabei. Knurrend wandte er sich ab, während Izuna zufrieden dem Menschen auftrug, seine Sachen zu packen und in einer halben Stunde wieder zurück zu sein. Er war ziemlich überrascht, als die Eltern des Mannes an ihn herantraten. Die Frau, die wohl die Mutter des Unbekannten war, hielt eine Tasche in den Händen. Der Mann nahm sie ihr ab und wandte sich an Izuna. Fest blickte er ihm in die Augen, suchend nach etwas, von dem Izuna nicht wusste, was es war. "Wir können gehen." Madara schlich direkt vor Izuna durch den Wald. Es war eine tiefschwarze Nacht, und der jüngere richtete sich ganz nach seinem Bruder, auch wenn er deshalb ein schlechtes Gefühl hatte. Wieso das so war, konnte er nicht sagen. Er hoffte eigentlich, diesen Mann vor Madara zu finden, was so aber nicht möglich war. Doch schon nach gut einer dreiviertel Stunde fluchte Madara. Mittlerweile fand sich Izuna auch ein bisschen besser zurecht, und so erkannte er, was seinen Bruder so sehr störte: Die Fußspuren waren verschwunden. "Er kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben! Und fliegen kann er auch nicht", zischte Madara. Izuna fühlte sich zunehmend unwohl und wich einen Schritt von dem anderen Vampir zurück, warum wusste er selbst nicht. Wieso hatte er Angst vor Madara, der sich um ihn sorgte und kümmerte? Izuna biss sich auf die Unterlippe und warf einen Blick nach oben. Die Bäume... Von Madara unbemerkt starrte der junge Vampir nach oben und sah, dass einige Zweige abgeknickt waren. Und je mehr er sich umsah, desto eher bekam er eine Idee davon, wie der Gejagte geflohen war. Nach einem Blick zurück erkannte er, wie Madara wütend auf den Baum einprügelte, den der Mensch für seinen Aufstieg genutzt haben musste. An Izuna schien er gar nicht mehr zu denken. Seine Augen funkelnden wütend wie noch nie und die Angst des jüngeren Vampires wuchs. Vorsichtig entfernte er sich von seinem Bruder, der ihn komischerweise so verwirrte und beunruhigte und zum Glück seine Flucht nicht bemerkte. Dann drehte sich der kleinere Vampir um und folgte den Spuren des Flüchtenden, den Grund seiner Angst in seinem Rücken wissend. Madara würde toben vor Wut, wenn er bemerkte, dass Izuna auf eigene Faust jagen gegangen war. Es wurde still um ihn herum. Und es war das erste Mal seit er sich erinnern konnte, dass er wirklich alleine und unbeobachtet war. Madara und Kakashi ließen ihn nie aus den Augen, und wenn sie es nicht taten, vermutete Izuna, dass andere Vampire in seiner Umgebung waren. Doch diesmal war er wirklich alleine, und ihm graute es davor, wenn Madara ihn finden sollte. Ein Knacken ließ ihn zusammenzucken. Schnell drückte er sich an einen Baum und schielte darum herum in die Richtung, aus der das Knacken ertönte. Da war der Mensch und kletterte den Baum hinab. Izuna könnte ihn hier und jetzt fangen und zu Madara bringen. Vielleicht würde der andere dann nicht ganz so sauer sein. Aber er wollte nicht. Izuna hatte mehr Interesse daran, etwas über sich heraus zu finden, als den Menschen zu töten. Und noch wusste Madara vielleicht gar nicht, dass Izuna die Spuren gefunden hatte. Der Mann sah sich um, bevor er an den Zaun lief, der nur wenige Meter entfernt war. Izuna folgte ihm neugierig, und irgendetwas kam ihm hieran bekannt vor. Es war, als würde er sich selbst zusehen, nur, dass am Zaun jemand auf ihn gewartet hatte- nicht unter der Erde ein Langschwert. Izunas Hände bohrten sich in die Rinde des Baumes, hinter dem er sich versteckte. Er verstand seine eigenen Gedanken nicht- und in der nächsten Sekunde hatte er gar keine mehr, denn etwas Kaltes legte sich an seinen Hals. Locker, aber scharf. Tödlich scharf. “Ich habe dich sofort bemerkt", flüsterte der Mensch. „Wenn du mich angreifst, stirbst du." “Ich tue dir nichts, versprochen“, kam es leise über Izunas Lippen. Die Klinge an seinem Hals verschwand, noch während er sich fragte, wieso er dem Menschen so etwas versprach. Dieser Mann war dazu ausgewählt worden zu sterben. Es war falsch, ihn nicht zu verraten oder anzugreifen. Warum kam es ihm dann aber so richtig vor? Als nächstes wurde Izuna angewiesen, sich umzudrehen, was er auch sofort tat. In der Dunkelheit konnte er das Gesicht des Menschen nur schemenhaft sehen. Das Schwert schnürte sich der Unbekannte auf den Rücken, dann sah er den Vampir lange Zeit einfach nur an. Izuna fühlte sich nicht unwohl, aber etwas war komisch. Etwas daran, wie dieser Mann ihn ansah. Sie mussten sich kennen. "Willst du nicht eigentlich mein Blut trinken?", fragte der Mensch irgendwann. Izuna zuckte mit den Schultern. "Ich habe noch keinen großen Hunger." "Weißt du, wer ich bin?", fragte der Flüchtige. Seine Stimme klang dabei seltsam belegt. Der Jäger schüttelte den Kopf, nickte dann. "Ich kenne dich. Aber ich weiß nicht, woher. Alles von früher ist weg. Madara weiß auch nicht, wieso." Schnauben. "Natürlich weiß er das nicht", zischte der Mensch ungewohnt aufgebracht. Izuna bekam trotzdem keine Angst vor ihm- obwohl er sicher ziemlich gefährlich war. Er musste dieses Gebiet kennen, sonst hätte er seine Waffe hier nicht verstecken können. Der Fremde trat etwas näher an Izuna heran und lächelte dann schwach. "Ich heiße Itachi", sagte der Mensch. "Und du bist mein kleiner Bruder." "Was?", flüsterte der Vampir verwirrt. Madara hatte ihm erzählt, es gäbe nur sie beide. "Madara ist mein älterer Bruder. Aber er hat dich nie erwähnt." "Du bist nicht Izuna. Du bist Sasuke", kam es von diesem Itachi. "Du bist mein kleiner Bruder. Die Frau und der Mann, die mit mir bei der Auswahl waren, sind unsere Eltern. Du wurdest im letzten Monat ausgewählt und Madara hat dich zum Vampir gemacht." Heftig den Kopf schüttelnd wich überfordert und verunsichert Izuna vor dem Menschen zurück. Sein Kopf schmerzte und jetzt bekam er doch Angst. Aber er konnte nicht sagen, wovor. Vor Itachi, einem schwachen Menschen? Vor Madara, der ihn von diesem Menschen eindeutig hatte fernhalten wollen? Er wusste es nicht. Er wusste nur, dass er Angst hatte und nicht wusste, was er von dieser Situation und ganz besonders von Itachi halten sollte. Dieser Mensch blickt ihn nur an. Er kam ihm nicht näher, entfernte sich aber auch nicht von ihm. Schien auf etwas zu warten. Und etwas kam, aber nicht, was sich dieser Mensch wohl erhofft hatte. Eine Stimme dröhnte in Izunas Kopf, dunkel und kalt. "Izuna", rief sie. Mit lautem Keuchen griff sich der Vampir an den Kopf und sank zu Boden. Sofort war Itachi an seiner Seite, drückte ihn an sich. Es fühlte sich schrecklich vertraut an, und irgendwie fühlte sich der kleinere der Beiden in den Armen dieses Fremden sicherer als in Madaras Nähe. "Du musst zu Madara zurück", sagte Itachi, und Izuna konnte dessen gerunzelte Stirn in der Dunkelheit ausmachen. "Er wird dich umbringen, wenn du seinem Ruf nicht folgst." "Er ist mein Bruder, er würde mich nie töten", wimmerte der Vampir, doch der Mensch schüttelte den Kopf. Nahm Izuna damit alle Sicherheit, die dieser in seinem kurzen bewussten Leben gehabt hatte. "Er will, dass du seinen Bruder ersetzt. Izuna wurde von den Dorfbewohnern getötet. Du siehst ihm zum Verwechseln ähnlich, darum bist du jetzt ein Vampir, Sasuke. Wir konnten dich nicht vor ihm schützen." Izuna schüttelte den Kopf und ihm wurde schlecht, als die Stimme lauter schrie. Und dann hörte er ihn nicht nur in seinem Kopf. Auch der Mensch hatte sich umgedreht. Plötzlich war er weg, und Izuna konnte nur ein Kratzen hören. Itachi musste auf einen Baum geklettert sein- vielleicht sogar auf den Baum, an dem der junge Vampir nun kauerte. Madara erschien, als würde ihn die Dunkelheit abstoßen. Die Rufe in seinem Kopf verschwanden, und kraftlos blickte Izuna zu seinem Bruder auf, der sich vor ihn hockte. Madara sah ihn ernst an und der jüngere wich seinem Blick aus. Schuldbewusst. "Wieso bist du weggelaufen?", fragte der ältere gefährlich leise. "Ich wusste nicht, wann du dich beruhigst", antwortete Izuna unsicher und noch ganz benommen vom Angriff des anderen. "Und ich habe eine Spur gefunden. Es tut mir leid." Madara knurrte nur, dann zog er den kleineren auf die Beine. "Wehe, du machst das noch mal." Der jüngere wollte gar nicht wissen, was dann mit ihm passierte. Die Worte des Menschen verunsicherten ihn immens- und er hatte das Gefühl, dass es keine Lüge gewesen war. Es würde erklären, wieso er sich in Madaras Nähe unwohl fühlte. Ein Teil von ihm jedenfalls. Doch plötzlich stürzte ein dunkler Schatten auf Madara und riss ihn zu Boden. Erschrocken wich Izuna zurück und musste mit ansehen, wie Itachi den älteren Vampir zu Boden drückte und sich die Spitze des Katanas tief in die Brust des untenliegenden bohrte. Madara brüllte, und seine Stimme brüllte weiter in Izunas Kopf, der wimmernd und kraftlos zu Boden sank. Sein Herz raste und sein Kopf fühlte sich an, als würde er platzen. Schmerzerfüllt keuchte er auf und wiegte sich vor und zurück in der Hoffnung, irgendwie diese Schmerzen los zu werden. Mit einem Mal war es vorbei. Ganz plötzlich erstarb dieser Schrei in seinem Kopf, Madaras Schrei. Benommen rang der junge Vampir um Luft und hoffte, dass diese Folter nicht wieder begann. Ein weiteres Mal, da war er sich sicher, würde er das nicht überleben können. Sein Körper zitterte wie Espenlaub und erst eine Hand an seiner Schulter brachte ihn zumindest ein Stück weit in die Realität zurück. Sein Blick fiel auf Madaras leblosen Körper und ihm wurde eine Spur übler. Heftig musste Izuna würgen und erbrach nichts als bittere Galle. Nur am Rande nahm er wahr, wie ihm durch das schweißnasse Haar gestrichen wurde. Beruhigende Worte drangen an seine Ohren, die er nicht verstehen konnte. Zitternd hing er in den Armen eines anderen, es musste wohl Itachi sein. "Es wird alles gut, Sasuke", vernahm er irgendwann. "Niemand wird dir mehr wehtun." Und er hatte das Gefühl, dass er wirklich Sasuke hieß. Es fühlte sich richtig an, nicht Izuna genannt zu werden. Erschöpft lehnte er sich an den Menschen, der angeblich sein Bruder war, und hoffte, dass es wirklich so war. Dass er keine Angst mehr haben musste. Kapitel 6: Familie ------------------ Irgendwann erhob sich Itachi mit ihm und bot ihm an, ihn zu tragen. Der Vampir, der Sasuke hieß, willigte ein und konzentrierte sich in der nächsten Stunde nur noch darauf, sich fest zu halten. Es fühlte sich vertraut an, so von diesem Menschen getragen zu werden, und auch wenn er sich nicht erinnern konnte, beschloss er, dass es in Ordnung war. Dann war er eben Sasuke, Sprössling einer Vampirjägerfamilie. Die Dinge, die ihm der Mann erzählte, kamen ihm bekannt vor, mehr aber auch nicht. Nachdem Itachi ihn einige Zeit getragen hatte, schlief der kleinere der beiden ein. Konnte sich nicht mehr gegen diese Erschöpfung wehren, die ihn vereinnahmt hatte. Itachi bemerkte es bald am regelmäßigen Atem Sasukes. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen, erleichtert und frei. Sasuke war nun wirklich in Sicherheit, und um die anderen Vampire kümmerten sich bereits ihre Eltern. Madara war nur starrsinnig gewesen. Ein normaler Vampir, der auch schnell gestorben war, da er sich nur auf Sasuke konzentriert hatte. Itachis Anwesenheit hatte er nicht bemerkt, und so hatte dieser die wahrscheinlich einzige Gelegenheit gesehen, um dieses Monster los zu werden, das ihm auf grausame Weise den kleinen Bruder genommen hatte. Und da dessen Erinnerungen noch nicht zurückgekehrt waren, fürchtete Itachi, dass dieser junge Vampir nie mehr wissen würde von damals als das, was man ihm erzählte. In gewisser Weise hatte er doch den kleinen Bruder verloren. Es verletzte Itachi immens, aber Sasukes Vertrauen beruhigte ihn ein bisschen. Der Vampir ließ sich von ihm tragen und schien nicht einmal Angst vor ihm zu haben, obwohl er in dessen Augen wohl den Bruder getötet haben musste. Aber auf Itachi hatte es ohnehin den Eindruck gemacht, dass Sasuke auch ohne seine Erklärungen Angst vor Madara gehabt haben musste. Alles an seinem Verhalten hatte darauf hingewiesen. Vielleicht hatte ja doch noch ein winziger Teil seines kleinen Bruders überlebt. Ein Teil, der Grund genug gewesen war, dass Sasuke ihm auch in seiner momentanen Situation vertraute. Er konnte es nur hoffen, aber die Wirklichkeit sah bestimmt anders aus. Sasuke war nun ein Vampir, der sich an nichts mehr erinnerte. Vielleicht spielte er den kleinen Bruder -wenn auch sehr überzeugend-, nur um auf eine Gelegenheit der Flucht zu warten. Itachi wusste es nicht. Aber er war davon überzeugt, dass Sasuke bei ihnen blieb. Und vielleicht erinnerte er sich ja wieder an alles, wenn er ihre Eltern wiedersah. Als Itachi zur Morgendämmerung sein Ziel erreichte standen seine Eltern bereits dort. Die Vampire, die zu diesem Monster gehört hatten, lagen tot am Boden. Ihre Kehlen waren aufgeschlitzt und ihre Herzen durchbohrt worden. Der ältere der Brüder war froh, dass Sasuke schlief. Es hätte ihm Angst gemacht. Doch schnell bemerkte Itachi das Fehlen dieses anderen Vampires, der ihnen geholfen hatte. Ob er geflohen war? Nein, dann wären seine Eltern nicht hier, säßen nicht wartend im vom Morgentau feuchten Gras. Mikoto war etwas blasser als üblich, und auch Fugaku wirkte sehr erschöpft. Selten hatten sie gegen so viele Vampire gekämpft. Insgesamt lagen an die zehn Leichen auf dem Platz. Ihre Mutter schrie auf, als sie Sasuke bemerkte. Sofort rannte sie zu den Brüdern und half Itachi, Sasuke vorsichtig abzusetzen. "Er schläft nur", beruhigte der langhaarige die Frau sofort. "Es geht ihm den Umständen entsprechend gut." Dennoch ließ es sich Mikoto nicht nehmen, ihren Jungen an sich zu drücken. Zärtlich strich sie ihm durchs schwarze Haar, während ihr die Tränen über die Wangen rannen. Fugaku ließ es sich nicht nehmen, Sasukes Atemzüge zu beobachten, bevor Itachi sie darauf aufmerksam machte, dass sie verschwinden sollten. "Du hast recht. Wenn wir ihn nicht von hier wegbringen stirbt er", brummte der Vater und bestimmte, dass er seinen Sohn selbst trug. Itachi und Mikoto waren beide erschöpft, ebenso wie er, aber er wollte Sasuke bei sich wissen. Er erinnerte sich noch gut daran, wie Mikoto ihm unter Tränen berichtet hatte, dass Itachi Sasuke an die Vampire ausgeliefert hatte. Noch immer vertraute er seinem älteren Sohn nicht vollkommen, obwohl er wusste, dass Sasuke sonst gestorben wäre. "Das Anwesen dieser Monster liegt in der Nähe", sagte er nachdenklich und warf seiner Frau einen Blick zu. "Wir sollten dorthin gehen. In das Dorf schaffen wir es nicht mehr. Ich bezweifle, dass es hier in der näheren Umgebung Höhlen gibt." Sie nickte. Als die Sonne aufging stieß Itachi die Tür des Gebäudes auf. Sasuke schlief noch immer, nun wahrscheinlich, weil er es gewohnt war. Schnell betrat Fugaku mit seinem jüngeren Sohn auf dem Rücken das nachtschwarze Gebäude, ohne darauf zu achten, ob jemand hier war. Wenn es so wäre, würden sie sich kaum noch wehren können, es aber zumindest versuchen. Sie hatten keine andere Wahl mehr als sich in diesem Gebäude zu verstecken. Als die Tür ins Schloss fiel, ließ der Vampirjäger seinen Sohn herab, der auf den kalten Boden sackte und trotzdem weiterschlief. "Wir sollten Sasukes Zimmer suchen", flüsterte Itachi leise. "Dort können wir uns zur Not verbarrikadieren, sollte hier doch noch jemand sein." "Wir haben sie alle umgebracht", sagte Mikoto leise. Doch der ältere Bruder tastete bereits nach Sasuke und hievte ihn sich auf die Schultern. "Mindestens einer fehlt. Der, der uns damals geholfen hat. Vielleicht hat er euch früh genug bemerkt und war schon fort. Wir sollten vorsichtig sein." Fugaku stimmte dem zu, und so schlich sich die Familie in der Dunkelheit weiter. Erst nach einigen Metern konnte Mikoto eine Fackel ertasten, die sie mit den Feuersteinen entzündeten, die sie immer bei sich trug. Nur schwach erhellte die Fackel den langen Flur, nur schemenhafte Umrisse von Wänden und Türen zeichneten sich aus der Dunkelheit ab. Weil die Familie so erschöpft und abgekämpft war kamen sie nur langsam voran. Es dauerte sicher eine halbe Stunde, bis Itachi meinte, das richtige Zimmer gefunden haben, und sie dieses betraten. In einer Wandhalterung fanden sie eine weitere Fackel, die sie ebenfalls entzündeten. Der große Raum wurde in warmes Licht getaucht, gerade ausreichend um die Möbel zu erkennen. Itachi legte Sasuke vorsichtig auf dem weichen Bett ab und deckte seinen kleinen Bruder zu. Zur Sicherheit sollte Itachi neben ihm in dem großen Bett schlafen, während Mikoto und Fugaku beschlossen, einen Teppich zur Tür zu zerren und sich dort hin zu legen. Sie wollten nicht in einen tiefen Schlaf fallen können, um schnell auf etwaige Angriffe reagieren zu können. Wie früher, als Sasuke noch ein Kind gewesen war und Itachi mit ihm alleine gewesen war, wenn ihre Eltern arbeiteten, zog der Ältere seinen kleinen Bruder nun auch jetzt in seine Arme. Er brauchte das Wissen, dass Sasuke wirklich bei ihm war. Und tatsächlich schlief er wenig später tief und fest, genau wie Sasuke. Ein aufblitzendes Licht weckte sie. Es war plötzlich taghell in dem großen Raum, und auch Sasuke schlief nicht mehr. Seine roten Augen suchten das Zimmer verunsichert ab, und Itachi zog ein Kunai aus seiner Waffentasche, die er noch um die Hüfte geschnallt trug. Er war froh darum, sie nicht abgelegt zu haben. Auch ihre Eltern waren sofort auf den Beinen und standen nun Rücken an Rücken vor dem Bett, in dem noch immer die Brüder lagen. Schnell verließen die jungen Männer dieses und Itachi drängte den kleinen Bruder in ihre Mitte. Es herrschte Totenstille, und plötzlich stand wie aus dem Nichts der grauhaarige Vampir vor ihnen. Sein Gesicht war wie immer, wenn Itachi ihn sah, von einer Maske verborgen, aber die roten Augen musterten die kleine Familie interessiert. "Eigentlich bricht hier niemand freiwillig ein", sagte er gelassen. "Bist du alleine?", fragte Itachi misstrauisch und war froh, als dieser nickte. Sofort senkte er die Hand mit dem Wurfmesser, was ihm einen panischen Blick der Mutter einbrachte. Sasuke schien keine Angst mehr zu haben, blieb aber weiterhin sehr verunsichert. "Wenn ihr hier seid, sind alle anderen wohl tot", stellte dieser Vampir fest. "Auch Madara." Nun war es an Itachi, zu nicken. Der Blick des Vampirs fiel auf Sasuke, der blass war und sich sichtlich unwohl fühlte. "Ich werde euch helfen." Mikoto zischte wütend und Fugaku erhob entschlossen die Klinge seines Schwertes. "Ein Monster will uns helfen?", fragte er überheblich. "Und wie bitteschön? Du wirst Sasuke nicht zu Nahe kommen, keinem meiner Söhne!" Kakashi, fiel Itachi der Name des Vampirs ein, zuckte mit den Schultern. Er wirkte trotz der Gegenwart von drei ausgebildeten und erfahrenen Monsterjägern ziemlich ruhig. "Einer deiner Söhne ist ein Vampir. Und ihr wisst nur, wie ihr uns tötet, nicht, wie wir leben. Sasuke braucht jemanden in den nächsten Jahren, der ihm beibringt, wie er überlebt. Madara hat ihm nur beigebracht, ihm zu gehorchen. Wenn ihr ihn hier wegschafft, nur zu- aber stellt euch darauf ein, dass er Menschen anfällt. Vielleicht auch euch. Er hat Hunger. Er muss in den nächsten Nächten etwas trinken, und ich kann ihm zeigen, wie er das tut." "Er hat recht", sagte der Grund ihrer Unterhaltung leise. Fugaku schnaubte. "Er ist ein Monster. Natürlich will er sich um dich kümmern- damit du wirst wie er." "Er war bei der Jagd nicht dabei", entgegnete Sasuke ungewohnt heftig. "Und er hat mich nicht ein einziges Mal so genannt wie Madara. Das ist doch ein Anfang, oder?" "Ich habe gute Chancen, Sasuke zur Not außer Gefecht zu setzen, wenn er vor Hunger verrückt wird, ohne ihn zu verletzen", fügte der andere Vampir hinzu. "Er sollte mit uns gehen", meinte Itachi leise und räumte seine Waffen wieder weg. Kakashis Worte hatten ihn sehr verunsichert. Ob Sasuke wirklich wahnsinnig werden könnte nur durch Hunger? "Wir können nicht für immer auf Sasuke achten, und so hat er wenigstens eine Chance, auch ohne uns zurecht zu kommen." Drohend drückte die Klinge von Fugakus Katana gegen den Hals des grauhaarigen Vampirs. Der Vater fühlte sich überstimmt und in seiner Autorität begraben. Ihm bereiteten die Worte des Monsters sorgen. Er hasste es, so voreilig eine Entscheidung treffen zu müssen. Ihm blieb nicht mehr, als sich auf die Urteile seiner Söhne zu verlassen. "Wenn du Sasuke ein Haar krümmst oder ihn irgendwie zu Kontrollieren versuchst wie dieser Madara, lege ich dich um!" Der grauhaarige Vampir nickte lediglich und versprach, ihnen nichts zu tun. Hoffentlich hielt dieses Monster sein Wort auch. Kapitel 7: Schüler und Lehrer ----------------------------- Sasuke schlief bereits, als die anderen aufbrachen. Kakashi blickte Eltern und Bruder seines Schützlings erleichtert nach, freute sich über die nun einkehrende Ruhe. Es dämmerte, und sie hatten noch rechtzeitig einen Unterschlupf für den Tag gefunden. Die Vampirjäger wollten das Tageslicht ausnutzen und waren zuversichtlich, das Dorf, in dem es einen Auftrag geben sollte, bis zum Abend zu erreichen. Sie hatten gehört, dass sich in der Nähe des Dorfes wohl ein Monster herumtrieb, ein Vampir wie Kakashi und Sasuke. Es wurde nach Leuten gesucht, die verrückt genug waren, ihn zu jagen. Und während die Uchiha den Auftrag annahmen und den Lohn vereinbarten, würde Kakashi einmal mehr mit Sasuke alleine durch die Nacht streifen und ihm zeigen, wie er sich am besten verbarg. Und wenn ihnen ein Wanderer begegnete, würde Sasuke auch lernen, wie er Menschen fing. Wenn nicht, würden sich wohl seine Verwandten als Opfer ausgeben. Kakashi hatte das bisher verhindern können, denn Sasuke war noch zu jung, als dass soetwas eine gute Idee hätte sein können. Niemand wusste, wie sich der schwarzhaarige Vampir verhalten würde. Außerdem erinnerte er sich noch immer nicht. Alles, was vor Madara passiert war, kehrte nicht zurück, nicht einmal Bruchstückhaft. Sasuke verfügte über die Erinnerungen aus dem halben Jahr, das er mit Kakashi und seiner Familie verbracht hatte -vorwiegend Kakashi- und natürlich auch der Zeit nach seiner Wandlung, nachdem Madara ihn wieder bei sich hatte. Wahrscheinlich würden die anderen Erinnerungen nie mehr zurückkehren. Und weil er sich nicht erinnern konnte, vertraute Sasuke seinen Eltern und Itachi genauso wie Kakashi: Wenig. Sie waren ihm frem, auch wenn er keine Angst vor ihnen hatte. Er versuchte zwar, so zu tun, als kenne er seine Eltern und seinen Bruder, aber es war offensichtlich. Sasuke glaubte zwar die Dinge, die sie ihm erzählten, aber mehr war da nicht. Er blieb bei ihnen, weil sie alles waren, was er noch hatte, aber sie waren ihm völlig unbekannt. Das war der Hauptgrund für Kakashi, Sasuke im Auge zu behalten. Zumindest bis er sicher sein konnte, dass Izunas Doppelgänger alleine für sich sorgen konnte und nicht zu einer Bedrohung für die Menschen wurde. Auch wenn Sasukes Familie diesen sicher aufhalten konnte bezweifelte er, dass sie das im Ernstfall auch tun würden. Itachi hatte ihm mehrmals bewiesen, wie wichtig ihm sein kleiner Bruder war. Diesen sah er noch immer in dem Jungvampir, auch wenn der Sasuke, den er kannte, längst verschwunden war. Davon war Kakashi überzeugt. Zudem war ihm aufgefallen, dass Sasuke keine Angst mehr hatte, das Blut, um dessen Besorgung sich meist Kakashi kümmerte, auch zu trinken. Das Sasuke sich zu Beginn so gesträubt hatte und schon ein paar Wochen später kein Problem mehr damit zu haben schien machte den grauhaarigen Vampir misstrauisch. Er selbst hatte auch seine Probleme gehabt am Anfang seines Vampirdaseins, aber so schnell hatte er diese nicht überwunden. Und zusammen mit Sasukes Gedächtnisverlust wirkte der jüngere auf ihn sehr instabil. Deshalb lehnte der ältere Vampir immerzu die Angebote von Sasukes Eltern und Bruder ab, doch einen von ihnen zu Übungszwecken zu nutzen. Er fürchtete, das Sasuke aus dieser Übung einen Ernstfall machen könnte. Als Sasuke mit der Dämmerung aufwachte, war Kakashi schon lange auf den Beinen. Er benötigte nicht so viel Schlaf wie der Jungvampir, weil er schon so viel länger lebte als dieser. Es kam ihm gelegen, so könnte Sasuke nicht einfach verschwinden, nur weil er schlief. "Gehen wir", sagte er, kaum dass sich der Jüngere aus seiner Schlafstätte gekämpft und gewaschen hatte. Der schwarzhaarige brummte nur zustimmend. In seinen Augen konnte Kakashi Hunger sehen und er hoffte, sie fanden jemanden zum Jagen. Die beiden reisten mit leichtem Gepäck. Sie brauchten keine Vorräte wie Menschen, und so hatten sie nur ein paar Klamotten dabei. Mehr benötigten sie nicht. Sie bewegten sich leise durch den nachtschwarzen Wald. Der Mond spendete ihnen genug Licht, um nicht vom Weg abzukommen, was Kakashi erleichterte. Der ältere Vampir hatte keine Lust, sich zu verlaufen und doch nicht vor Dämmerung in diesem Dorf anzukommen. Trotzdem kamen sie nur langsam voran, denn immer wieder lauschten sie. Sasuke musste Kakashi sagen, was er hören und sehen konnte und was er roch. Sein Lehrer erklärte ihm, was davon wichtig war, und nach einigen Stunden konnten beide schwach einen menschlichen Geruch wahrnehmen. Sasuke wollte schon losstürmen, wurde aber von Kakashi zurückgehalten. Ein Finger legte sich auf seine Lippen und Sasukes hungriger Blick wechselte schnell in einen genervten, was Kakashi nicht entging. "Wir sind nicht alleine in diesem Wald, das weißt du", erinnerte ihn der grauhaarige daran, dass selbst Sasuke vor etwa einer halben Stunde etwas gespürt hatte. Es war ein anderer Vampir, ihnen beiden fremd und wohl auch der, den Sasukes Familie wohl jagen würde, wenn sie den Auftrag bekamen. "Also sind wir vorsichtig. Manche Vampire reagieren empfindlich auf Konkurrenz, und wir sind nicht so unhöflich und töten die Beute eines anderen." Sasuke schnaubte nur, gehorchte aber. "Und jetzt will ich von dir sehen, wie du dort hinten wieder auftauchst." "Das ist kindisch", entgegnete der Jüngere. Sie wussten beide, dass er verschwinden konnte wie Kakashi. Und beide wussten auch, das er Hunger hatte und keine Lust auf ein Training, das zumindest im Moment aus Wiederholungen bestand. Sasuke musste jagen, und bisher hatten sie niemanden gefunden. Dieser Mensch, den sie gerochen hatten, bot sich an. Kakashi erkannte, das Sasuke darauf brannte, das Blut floss. Es wiederstrebte ihm, den Jungen auf einen Menschen los zu lassen. Sasuke wusste mit Sicherheit, wie er vorgehen sollte, aber Kakashi konnte nicht einschätzen, ob er sein Opfer nicht mehr quälen würde als notwendig. Doch schon nach mehreren Minuten der Suche ertönte ein greller Schrei. Sasuke zuckte zusammen und blickte seinen Lehrer, der direkt hinter ihm war, enttäuscht an. Ihnen war klar, was der Schrei zu bedeuten hatte: Ihr Artgenosse war schneller gewesen. Nicht verwunderlich, immerhin handelte Sasuke noch vorsichtig und bedacht und hatte keine Erfahrung. Der andere Vampir brauchte nicht mehr aufzupassen, er hatte genügend Erfahrung. Der Schrei endete abrupt, und die folgende Stille hatte etwas Bedrohliches. "Lass uns weitergehen", sagte Kakashi und schob seinen Schützling vor sich her. Sasuke nickte wiederwillig. Seine Augen funkelnden hellrot und sein Begleiter runzelte die Stirn. Ihm entging nicht, das Sasuke am liebsten dem Schrei und dem Blutgeruch folgen würde. Doch es dauerte nicht mehr lange, bis der Ursprung des Schreies und des durchdringenden, verführerischen Geruchs auszumachen war. Unmittelbar vor ihnen am Wegesrand befanden sich zwei Gestalten- eine davon lag am Boden, die andere beugte sich über sie. Sasuke begriff schnell, was da vor sich ging, blieb stehen und starrte auf den offensichtlich toten Körper, dessen Blut den Waldboden dunkel färbte. Kakashi beobachtete seinen Schützling aufmerksam, der das Blut wie hypnotisiert ansah und sich über die Lippen leckte. Deutlich knurrte der Magen des jungen Vampirs und seine roten Augen funkelten hungriger als zuvor. Doch er rührte sich nicht vom Fleck, also riskierte Kakashi einen Angriff seines Schützlings und begab sich zu dem fremden Vampir, der sich nun aufrichtete. "Hallo", grüßte er den Unbekannten, dessen rote Augen nur matt schimmerten. Der Unbekannte wischte sich das Blut seines Opfers, einer jungen Frau, aus dem Gesicht und lächelte freundlich. "Hallo. Was treibt euch denn in diese Gegend?", fragte er gut gelaunt. "Wir folgen der Familie meines Schülers", antwortete Kakashi offen. Sein Blick fiel auf die Tote, als sein Gegenüber sich erhob. "Ich möchte ihm das Jagen beibringen." Der Vampir pfiff anerkennend. "An der eigenen Familie? Dass er da mitspielt, wundert mich." Nun musterte der Fremde Sasuke, dem der Hunger anzusehen war. "Aber in seinem Zustand kommt ihr nicht weit. In diesen Wald traut sich nachts niemand mehr. Das hier war ein Zufallstreffer." Kakashi nickte und bemerkte aus den Augenwinkeln, wie sich sein Schützling in Bewegung setzte. Sasuke schien nicht zu bemerken, dass da noch ein anderer Vampir war, er starrte nur die Leiche und das Blut an. Der fremde Vampir wiederrum starrte den Jungen an und zuckte mit den Schultern. "Für ihn müsste noch genug da sein. Lass ihn ruhig, ich bin satt." Kakashi bedankte sich, während Sasuke weiter auf die Tote zuging und sich dann zu ihr kniete. Sein Lehrer seufzte, als er sah, dass sich der jüngere in das Blut gekniet hatte- hoffentlich verweigerte Sasuke nicht noch das Wechseln seiner Kleidung. Er würde sich wohl kaum von ihm in einen Fluss stecken lassen. Dennoch schwieg der grauhaarige und beobachtete Sasuke beim Trinken. "Hast du ihn erst gemacht?", wollte der Fremde wissen. Seine roten Augen musterten den Jungen ebenfalls, nur neugierig und belustigt. "Ich kümmere mich nur um ihn", erklärte Kakashi ruhig. "Der, der ihn gemacht hat, ist tot. Ich konnte den Jungen nicht sich selbst überlassen." Der Unbekannte lachte. "Das wäre mir zu heikel. Wenn ich ein Kind erziehen muss, dann doch eines, das ich auch kontrollieren kann." "Es wäre mir auch lieber", gab der grauhaarige zu und bemerkte misstrauisch, dass Sasuke noch immer von der Leiche trank. Eigentlich müsste er mittlerweile satt sein. "Das gibt sich. Hat er schon getötet?" Stumm schüttelte er den Kopf. Der andere Vampir schnaubte abfällig. "Solange er das nicht kann wirst du ihn auch nicht los. Mein Beileid. Deshalb würde ich nie einen Menschen überleben lassen oder ein Kind schaffen. Das wäre mir zu viel Verantwortung." In diesem Moment blickte Sasuke auf, und noch bevor Kakashi reagieren konnte, hatte Sasuke ein Kurzschwert gezogen und dem fremden Vampir die Klinge in den Hals gerammt. Dieser krächzte und versuchte, den jüngeren abzuschütteln, doch Sasuke rang ihn zu Boden und seine Augen funkelnden hasserfüllt, als er den Kopf des Vampirs von dessen Körper abtrennte. Er rang um Luft und Tränen rannen über seine blasse Wange. Kakashi kam es vor, als wäre es Itachis kleiner Bruder, nicht mehr der Vampir, der das getan hatte. "Ich bin kein Monster", zischte Sasuke. "Ich bin kein Monster!" Das Blut der toten Frau klebte noch an seinen Lippen, als sich Kakashi vorsichtig zu ihm kniete. Er wusste nicht, wie das soeben geschehene einschätzen sollte. "Das bist du nicht", bestätigte er dem Jungen, der ihn wütend anstarrte. Zu seiner Erleichterung griff Sasuke ihn nicht an, sondern spuckte auf den ermordeten Vampir, bevor er sich wieder der toten Frau zuwandte, um weiterzutrinken. Kakashi runzelte die Stirn und beschloss, seinem Schützling nicht mehr den Rücken zuzuwenden. Ihn beunruhigte diese Wechselhaftigkeit, die der jüngere bisher nicht gezeigt hatte, und er fürchtete sich vor deren Folgen. Es war unter seinesgleichen allgemein bekannt, dass es durchaus Jungvampire gab, die nicht alt wurden. Als Sasuke von der Leiche abließ rang sich Kakashi ein Lächeln ab. "Na, immerhin brauchen deine Eltern jetzt nur noch das Geld zu kassieren. Ich bin mir sehr sicher, dass er der Vampir war, den sie jagen wollten." Der schwarzhaarige nickte abwesend und leckte sich die Lippen. Seine Augen blickten sich matt um, was dem anderen erleichtert aufatmen ließ. Dunkle, matte Augen waren ein gutes Zeichen. Epilog: Monster --------------- Itachi begutachtete zufrieden die Hütte, in der sie wohnen würden. Sie wurde ihnen kostenlos zur Verfügung gestellt, und obendrein würden sie von dem Geld, das sie für die Ermordung des Monsters verdienten, sicher zwei bis drei Wochen leben können. Kurz verdunkelte sich das Gesicht des Vampirjägers, als er daran dachte, wieso Sasuke nicht hier war. Er hätte bei der Verhandlung dabei sein sollen, um zuzusehen und zu lernen. Stattdessen lernte er das Töten von Menschen. Es war schwierig für Itachi, damit umzugehen, zumal er manchmal das Gefühl hatte, es sei nicht sein Bruder, der mit ihnen zusammenlebte. Es waren Kleinigkeiten, die er gerne verdrängte. Das Sasuke sich ungern in der Nähe ihrer Eltern aufhielt. Das Sasuke immer im Auge behielt, wo ihre Waffen waren. Es war auch diese Stille, die ihn umgab. Sein kleiner Bruder war nie so ruhig gewesen. Es war nichts, was mit der Veränderung zu einem Vampir zu tun hatte, da war sich Itachi sicher. Aber nicht einmal vor sich selbst wollte er das alles eingestehen. Es war immer noch Sasuke, sein kleiner Bruder. Der langhaarige hoffte, dass sich diese Veränderungen noch legten. Das Sasuke sich wieder an ihn und seine Eltern erinnerte und nicht mehr glaubte, sie könnten ihm etwas antun. Denn ob Itachi seinen Bruder verletzen konnte wusste er nicht. Ihm graute es bei der Vorstellung. Deshalb war er insgeheim über Kakashis Anwesenheit erleichtert. Dieser behielt Sasuke im Auge, und sollte etwas Unvorhergesehenes geschehen könnte er eingreifen. Sasuke in Zaum halten. Darauf vertraute Itachi, auch wenn er den grauhaarigen Vampir eigentlich gar nicht kannte. Noch vor der Dämmerung erreichten Kakashi und Sasuke das Dorf. Im Gegensatz zu Kakashi war dessen Schüler sehr erschöpft, da er um diese Zeit eigentlich längst schlief. Ihnen blieb zwar nicht mehr viel Zeit, aber sie würden es schaffen. Der ältere Vampir wollte mit Itachi und dessen Eltern über den Zwischenfall im Wald reden, der ihm sehr zu denken gab. „Wer seid ihr?“, rief ihnen ein Dorfbewohner zu. Langsam und mit erhobenem Speer näherte er sich den beiden Vampiren. Kakashi schob Sasuke hinter sich. Er würde mit dem Mann reden, sein Schüler könnte Probleme bereiten. Der jüngere wirkte auf ihn instabil, seit er den anderen Vampir getötet hatte. Zudem hatte Sasuke mehr Blut getrunken als er gebraucht hätte. Kakashi ahnte, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war, wusste aber nicht genau, was es war. Noch hoffte er, dass er sich Sasukes Instabilität nur einbildete. Aber ihm fiel auf, wie hellwach dieser auf einmal war. Kein gutes Zeichen. Und das nächste Zeichen war noch schlechter. Sasukes Augen funkelten blutigrot, was eigentlich nicht sein durfte. „Das ist Sasuke und ich bin Kakashi“, stellte sich der ältere Vampir vor. „Wir gehören zu den Jägern, die gestern in euer Dorf gekommen sind.“ Der Mann drückt die Spitze des Speers an Kakashis Hals. „Ihr seid Monster. Der Junge zumindest. Auf deine Lügen falle ich nicht herein“, zischte er. Doch bevor er dem Grauhaarigen auch nur eine Schramme hätte zufügen können, regte sich Sasuke. Der Mann hatte die Bewegung, die in den Schwarzhaarigen gekommen war, nicht einmal bemerkt. Schon stürzte sich der jüngere Vampir auf den deutlich größeren Menschen und rammte seine Zähne in dessen Hals. Zusätzlich stach er mit einem Kunai in den Rücken seines Opfers, trennte hierbei wichtige Nerven und Blutgefäße. Der große Körper sackte zu Boden und Kakashi erkannte die Panik in den Augen des Mannes, der sich nie wieder würde bewegen können. Aber er sollte den nächsten Morgen ohnehin nicht mehr erleben. „Sasuke!“, zischte der Ältere und packte seinen Schützling grob an der Schulter. „Reiß dich zusammen!“ Der Jungvampir zischte, blickte seinen Lehrer aus noch blutroten Augen an. Das Blut des Mannes klebte an seinen Lippen, und dieser lebte noch. Kakashi zog das Kunai aus dem Rücken des Menschen und bereitete dessen Leben ein schnelles Ende. Sasuke zitterte, als er das Blut sah. Der ältere zerrte ihn auf die Beine. „Was soll das?“, murrte der Jungvampir. „Er hat uns bedroht!“ „Du musst trotzdem ruhig bleiben“, mahnte Kakashi, als Schritte laut wurden, und schob den Jugendlichen hinter sich. „Er hatte Angst. Und jetzt benimm dich. Denk an die anderen.“ Sasuke schnaubte abfällig, blieb aber gehorsam hinter seinem Lehrer stehen, als mehrere Menschen auf sie zuliefen. Es waren Männer, die wie Sasukes Opfer Speere bei sich trugen. Und obwohl der Jüngere um diese Zeit eigentlich längst schlief, war er nicht mehr müde; im Gegenteil. Er fühlte sich berauscht, hellwach und klar. Ihm gefiel das Blut, das den Boden tränkte. Der Geruch der Leiche. Die Angst der Männer, die ihr Dorf voller Menschen schützen wollten. Und Kakashi sah es ihm ganz genau an, als er sich kurz zu seinem Schützling umdrehte. Als Rufe von draußen in ihre Hütte schallten, wollte Itachi sich vom Küchentisch erheben, um Sasuke und Kakashi zu begrüßen. Seine Mutter winkte ab. „Bleib du ruhig hier, ich gehe den beiden entgegen“, lächelte sie. Deutlich konnte man ihr die Sorge um ihren Jüngsten ansehen. Itachi wiedersprach ihr nicht. Es war nicht ungewöhnlich, dass es Aufruhr gab, wenn Kakashi und Sasuke ein Dorf betraten. Passiert war noch nie etwas. Dennoch hatte der ältere Bruder ein mieses Gefühl. Er war unruhig und glaubte, etwas sei anders als sonst. Benennen konnte er nicht, was ihn störte, weshalb er seinen Eltern gegenüber auch nichts erwähnte. Vielleicht bildete er sich nur etwas ein. Es war alles, wie es sein sollte. Die Leute waren immer misstrauisch und bekamen Angst, wenn Sasuke und Kakashi ein Dorf betraten. Es war nicht ungewöhnlich. Sobald sie die Unruhe der Dorfbewohner mitbekamen ging deshalb einer von ihnen an den Dorfrand, um für die beiden Vampire zu bürgen. Sie waren es gewohnt. Aber die Unruhe blieb in Itachi. Vielleicht wurde er ja verrückt. Diese ständige Sorge um Sasuke und dessen Veränderungen trieb ihn wohl in den Wahnsinn. Und die Schuldgefühle, weil er seinen kleinen Bruder nicht gut genug geschützt hatte. Er hatte zugelassen, das Sasuke gewählt worden war. Er hatte dieses Monster zu spät umgebracht, hätte es direkt töten sollen bevor Madara Sasuke wählte, auch wenn er bei dem Versuch gestorben wäre. Sasuke wäre es wert gewesen. Er hätte zumindest das Gefühl gehabt, Sasuke so von dieser Bestie fernhalten können. Hätte versuchen können, sich das zumindest einzureden. Jedes Mal, wenn er seinen jüngeren Bruder sah, kamen die Schuldgefühle. Wenn er seine Eltern ansah waren sie ebenfalls da. Sein Fehler zerstörte ihre ganze Familie. Auch wenn weder sein Vater noch seine Mutter ihm die Schuld gaben- er tat es. Denn er hatte Sasuke nicht gut genug abgeschirmt. Er hatte Madara nicht getötet, bevor dieser Sasuke gewandelt hatte. Itachi hatte versagt, und das beim Schutz seines Bruders. Dabei hatte er sein Leben lang an nichts anderes gedacht, seit dieser auf der Welt war. Nein, noch länger: Seit er damals gewusst hatte, dass er ein Geschwisterchen bekommen würde. Doch nun fühlte er sich, als sei er der schlechteste große Bruder der Welt. Kakashi keuchte schmerzerfüllt auf. Sasuke hatte die Klinge des Wurfmessers tief in seinen Brustkorb gerammt. Vage vernahm er das schrille Kichern des Jüngeren, bevor ihn erneut ein tiefbrennender Schmerz an den Rand der Bewusstlosigkeit drängte. Diesmal war ihm eine Klinge in den Rücken getrieben worden. Wenn der grauhaarige Vampir ehrlich war, wünschte er sich einen schnellen Tod. Das er sterben würde war ihm klar, aber der andere schien sich an seiner Qual zu ergötzen. Sasuke war wirklich ein Monster geworden, viel schlimmer als Madara es jemals gewesen war. Der Ältere war ihm kräftemäßig gesehen eigentlich überlegen, aber das glich Sasuke durch Wahnsinn und Raserei schnell aus. Immerhin, tröstete sich Kakashi, konnten so ein paar Menschen fliehen und benachrichtigten hoffentlich Sasukes Familie. Er wusste, dass diese in der Lage war, den Jungvampir aufzuhalten. Und er flehte darum, dass ihm ein schnelles Ende ermöglicht wurde. Mittlerweile lag Kakashi seitlich im Dreck und Sasuke kniete über ihm. Und er hielt noch immer mehrere Kunai in den Händen. Ein müder Blick Kakashis in die Augen des Überlegeneren verdeutlichte ihm, das er so schnell nicht sterben durfte. Sasuke genoss es, ihn zu foltern. Und erst wenn Kakashi starb, würde er sich ein neues Opfer suchen. Mit einem Mal war es dem Älteren egal. Er hatte Leute schützen wollen, die er nie zuvor gesehen hatte, weil er kein Monster war. Zumindest wollte er nie mehr Monster sein als notwendig. Deshalb hatte er Sasuke in seinem neuen Leben begleiten wollen. Er wusste selbst, wie sehr diese ganze Umstellung einen Jungvampir überfordern konnte. Auf diese Weise wollte er Buße tun für die Leben, die er zum Überleben genommen hatte. Aber nun zollten der immense Blutverlust und die Folter ihren Tribut: Kakashi war müde. Unendlich müde. Als Sasuke dann die nächste Klinge in seinen Körper stechen wollte, hob Kakashi mit aller verbliebenen Kraft die Hand und packte die Klinge, um sie an seinen Hals zu drücken. Er fühlte nicht einmal mehr, wie sich das Metall seinen Weg durch Haut und Muskeln und Sehnen und Blutgefäße fraß. Das gierige Funkeln in Sasukes Augen, blutdürstig und wahnsinnig, sollte das Letzte sein, was er jemals in seinem langen Leben sah. Und die Enttäuschung und Wut in Sasuke, als der Jungvampir begriff, dass sein wunderbares Folteropfer gestorben war, bevor er es ihm erlaubt hatte. Hasserfüllt schrie der jüngere auf und stach immer wieder mit einem Kunai auf den Toten ein. Plötzlich vernahm er Schritte, die sich ihm näherten. Erst jetzt fiel ihm auf, wie still es in seiner Nähe geworden war, als wäre alles Leben in seiner Umgebung mit dem seines Lehrers ausgelöscht worden. Die Rufe der zwei, drei Dorfbewohner, die ihm entkommen waren, nahm er gar nicht wahr. Er wusste, sie würden zu den Vampirjägern fliehen, aber es interessierte ihn nicht. Er hörte diese Schritte, mal rennend, mal zügig gehend, und er roch die Frau. Sie war ihm nicht unbekannt, doch es interessierte ihn nicht. Er würde mit ihr das tun, was Kakashi ihm verweigert hatte. Also lief er ihr entgegen, von einer Vorfreude erfüllt, die er so noch nie gekannt hatte in seinem kurzen Leben als Vampir. Laute Rufe und ein schnelles heftiges Klopfen an ihrer Hüttentür riss die beiden Uchiha aus ihren Tätigkeiten. Itachi hatte sich ablenken wollen und zu seinem Vater gesetzt, der ihre Waffen reinigte und pflegte, stumpfe Klingen ausmusterte. Sie würden sie bei einem Schmied reparieren lassen. Danach würden sie weiterziehen zu einem neuen Auftrag, und wieder würde Itachi sich Sorgen um seinen kleinen Bruder machen, der immer hinter ihnen zurückfiel, weil er tagsüber schlief. Zudem konnte Itachi nicht abstreiten, das er den Eindruck hatte, das Kakashi es beabsichtigte, sie von Sasuke fern zu halten. Trotzdem vertraute er dem Vampir, der ihnen geholfen hatte. Und er schien gut mit Sasuke umgehen zu können, darauf kam es an. Aber seine Vorstellungen ihres neuen, anderen Familienlebens endete in diesem Moment. Er bemerkte, wie sein Vater zur Tür ging und diese öffnete. Ein totenbleicher junger Mann stand vor ihnen, und aus jeder seiner Pore sprach die Panik. Er zitterte am ganzen Leib. Itachi brauchte ein paar Sekunden, um ihn als den Mann zu erkennen, bei dem sie direkt nach ihrer Anreise ein paar Lebensmittel gekauft hatten. Nun sah der gelassene Mann, der etwa so alt wie Itachi selbst sein musste, aus, als wäre er dem Tod höchstselbst begegnet. Und erst jetzt nahm der schwarzhaarige die Rufe wahr und die flüchtenden Menschen, die an ihrer Unterkunft vorbei in Richtung Wald rannten. „Was ist passiert?“, fragte Fugaku mit einer Ruhe, die Itachi bewunderte. Er selbst würde am liebsten herausstürmen und Sasuke suchen, der irgendwo in diesem Chaos sein musste. Vielleicht kämpften sein kleiner Bruder und Kakashi zusammen mit ihrer Mutter gegen die Angreifer, um Zeit zu schinden. Es hört sich nicht nach einem Kampf an, flüsterte eine grausame, hämische Stimme in seinem Kopf. Der Mann sackte förmlich in sich zusammen. Itachi half seinem Vater, ihn in die Hütte zu ziehen, wo er sich auf einem niedrigen Hocker zusammensinken ließ und in Tränen ausbrach. Mit gerunzelter Stirn blickte der ältere Sohn zu seinem Vater, der nur den Kopf schüttelte. „Die Wachen sind tot“, berichtete der Dorfbewohner dann hastig und mit sich überschlagender Stimme. „Ich habe es gesehen. Zwei Fremde kamen, und der eine war kein Mensch. Dieses Ding hat die Wachen einfach umgebracht, und dann einfach mit allen anderen Menschen weitergemacht, die er kriegen konnte. Seinen Begleiter, der ihn wohl fortbringen wollte, hat es auch umgebracht. Es hat ihn gefoltert, und der Mann war noch am Leben. Das habe ich gesehen, als ich mich einmal umgedreht habe.“ Die Stimme des Mannes brach und trockene Schluchzer zerrissen die Stille in der Hütte. Fugaku war aschfahl geworden und sah aus, als wäre er um Jahre gealtert. Itachi wusste warum. Wahrscheinlich sah er selbst kein bisschen anders aus. Auf einen Wink seines Vaters hin packte er ihre Waffen zusammen. Als er nach seinem Katana griff, zögerte er. Dafür gibt es keinen Grund, sagte Itachi sich. Es wird das Monster sein, das wir jagen sollten. Wahrscheinlich kommen Sasuke und Kakashi erst in der nächsten Nacht an, weil sie so viel üben. Kakashi hat sich bisher immer an den Zeitplan gehalten, wiedersprach ihm diese grässliche leise Stimme. Wenige Sekunden später verließen Vater und Sohn die Hütte. Der Mann würde das Dorf verlassen. Fugaku hatte ihn gebeten, die anderen Überlebenden zu finden und mit ihnen in der Nähe zu bleiben. Beiden machte der Zeitpunkt des Angriffes Sorgen, denn bis zur Dämmerung würde es nicht mehr lange dauern. Eigentlich zeigten sich um diese Zeit keine Monster mehr. In der Nacht war ein Überfall um einiges leichter. Ihnen entging die Stille nicht, die sich mittlerweile im Dorf verbreitet hatte. Auf dem Weg von ihrer Hütte zum Dorfplatz waren ihnen noch vereinzelt Menschen begegnet, aber je näher sie dem Dorfeingang kamen, desto stiller wurde es. Es war unheimlich. „Wir könnten Sasuke und Kakashi brauchen“, flüsterte Itachi, als sich die beiden an der nächsten Hütte vorbeistahlen. „Irgendetwas ist faul an der Sache.“ Fugaku schüttelte den Kopf: „Das Faule an der Sache ist, das wahrscheinlich Sasuke für das Chaos hier verantwortlich ist.“ Entschieden schüttelte der jüngere seinen Kopf. „Sasuke ist bei Kakashi gut aufgehoben. Er würde keine Menschen töten.“ Doch sein Vater warf ihm einen Blick zu, der ihm Magenschmerzen bereitete. Unser Sasuke ist gestorben, und das weißt du. Und die Stimme in seinem Inneren lachte zustimmend. Sie erreichten den Tatort schon ein paar Meter weiter. Itachi wurde übel, als er die zerstümmelten, aufgeschlitzten Menschen sah, deren Organe aus den Körpern herausgerissen wurden. Die Leichen waren über den ganzen Dorfplatz verteilt. Und dort am Rande, vielleicht zehn Schritte von ihnen entfernt, raschelte es plötzlich und hellrote Augen funkelten die Neuankömmlinge an. Itachis Herz raste und ihm war speiübel, als die dunkle schmale Person im langsam heller werdenden Licht der Dämmerung einen Blick auf eine weitere übel zugerichtete Gestalt zuließ. Eine Frau lag dort, und sie war so blutverschmiert, das Itachi sich zusammenreißen musste, um sich nicht zu übergeben. Tiefe Schnitte klafften in Beinen und Armen. Ihr Brustkorb war offengelegt und Itachi konnte ihre Organe sehen und Blut. Viel Blut. Überall. Der Körper zuckte sogar noch. Lange war die Arme noch nicht tot. Der ältere Bruder war so geschockt vom Zustand des letzten Opfers, den Schnitten und Kratzern und Bissspuren, das er seine Mutter erst anhand der Reaktion seines Vaters erkannte. Dieser stürmte den Namen seiner Frau brüllend mit erhobenem Katana auf das irre lachende Wesen zu, das seine Mutter umgebracht hatte. Doch mit einem Geschick, das nicht normal war –nicht einmal für einen Vampir oder ein anderes Monster, das er kannte-, wich die Kreatur seinem Vater aus. Und dann erst erkannte Itachi eine weitere Leiche. Graue Haare waren dunkel vom Blut, aber die dunkelroten toten Augen starrten ihn an. Kakashis Kehle war aufgeschnitten worden. Das Tuch, welches sein Gesicht immerzu verborgen hatte, war zerschnitten, und mit ihm das Gesicht des Vampirs, der sich um seinen Bruder gekümmert hatte. Nun hat sich Sasuke um ihn gekümmert, zischte diese hämische Stimme in seinem Inneren. Und die Kreatur, die seine Mutter, die Dorfleute und auch Kakashi umgebracht hatte… Es war Sasuke. Blutverschmiert und irre lachend mit hellroten Augen stand sein kleiner Bruder da und schien sich prächtig zu amüsieren. Die einsetzende Dämmerung ignorierte er schlichtweg, oder er bemerkte es einfach nicht. Weil er verrückt geworden ist. Das Blut rauschte in seinen Ohren und Itachis Kopf fühlte sich an, als wollte er platzen. Die Hand, in der er sein Katana hielt, zitterte. Sasuke hockte sich grinsend hin und funkelte ihn gierig an. Er hat deine Mutter getötet. Und viele andere auch, hörte Itachi eine andere Stimme in seinem Kopf. Die von Kakashi, glaubte er. Ich wollte ihn noch aufhalten. Manche Vampire werden nicht alt, hatte Sasukes Lehrer einmal gesagt. Fest packte Itachi das Katana mit beiden Händen. Hoffte, seine zitternden Hände so zu beruhigen. So weit zu beruhigen, das er gegen seinen eigenen kleinen dummen hilflosen Bruder kämpfen konnte, der das geworden war, war er so sehr gefürchtet hatte. Itachi stand seinem lebendig gewordenen Albtraum gegenüber. Seinem eigenen Bruder. Du wirst niemanden mehr töten, Sasuke, beschloss Itachi. Das Monster sah zu, wie sich Vater und Sohn mit einem einzigen Blick absprachen und gluckste. Es freute sich schon darauf, seine beiden nächsten Opfer zu töten und zu foltern. Oh, wie er sich darauf freute! Er lachte auf und stürmte gleichzeitig mit den beiden anderen los. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)