Something wrong von Turiana ================================================================================ Kapitel 5: Izuna ---------------- Izuna starrte nachdenklich in den nachtblauen Himmel. Es war bereits recht spät, bald würde er wieder ins Haus gehen müssen. Aber das lag für ihn noch in weiter Ferne, und Madara würde ihn schon rechtzeitig hinein holen. Oder er schickte Kakashi oder einen anderen, aber eigentlich bekam Izuna fast nur Kakashi und Madara zu Gesicht. Sein älterer Bruder hoffte, seinem Gedächtnis so auf die Sprünge zu helfen. Izuna konnte sich an nichts mehr erinnern. Er war vor ein paar Wochen aufgewacht und hatte nur noch seinen Namen gekannt und gewusst, dass Madara sein Bruder war. Alles davor war wie ausradiert, und so sehr er sich auch bemühte, es kam nichts zurück. Nicht einmal aus seiner Zeit als Mensch. Gar nichts. Es war, als hätte er bis vor Kurzem gar nicht existiert. Niemand konnte sich das erklären, und da nichts zurückkam, beschloss Izuna, dass es in Ordnung war. Er wusste, Madara war sein Bruder, das musste genügen. Wobei er das Gefühl hatte, dass da etwas in ihm schrie, wenn Madara in seiner Nähe war. Etwas, das wütend war und Angst hatte. Eine Stimme, die Izuna Sorgen bereitete. Er wagte es aber nicht, seinem Bruder davon zu erzählen. Bestimmt würde das aufhören, und vielleicht kamen dann auch seine Erinnerungen zurück. Es kam Izuna deshalb auch gelegen, dass er in der nächsten Nacht jemanden aussuchen sollte, den sie jagten. Den Menschen, dessen Blut er nach seinem Erwachen getrunken hatte, hatten sie auch gejagt, hatte Madara ihm erzählt. Izuna erinnerte sich auch daran nicht. Es war unangenehm, nichts zu wissen. Er verließ sich zwar auf seinen Bruder und vertraute diesem blind, aber es war trotzdem nicht einfach für ihn. Er hasste seinen Gedächtnisverlust. "Komm rein, Izuna", sagte Madara, der sich neben ihm ins Gras der Wiese vor ihrem Anwesen fallen ließ. "Du solltest dich ausruhen. Morgen suchen wir unser Essen aus." "Es ist grausam, wie leicht dir das über die Lippen kommt", murrte Izuna. Ihm war es ja schon sehr schwer gefallen, überhaupt Blut zu trinken. Dabei sollte es das Natürlichste der Welt für ihn sein. "Daran wirst du dich schon wieder gewöhnen", lachte sein Bruder. „Wir leben schon so lange vom Menschenblut.“ Diese Leute hatten Angst, das fiel Izuna sofort auf. Sie wichen zurück vor seinem Bruder und gafften Izuna selbst unverhohlen an. Es kam ihm vor, als wäre ein Albtraum dieser Menschen zurückgekehrt, etwas, dass sie sicher vergraben wähnten. Zumindest interpretierte der Vampir diese Blicke so. Hatten sie ihn angegriffen und er dabei deine Erinnerungen verloren? Vielleicht hatte Madara ihn ja gefunden und konnte es nur nicht aussprechen. Es würde erklären, wieso der ältere darauf bestand, dass Izuna in seiner Nähe blieb. Die letzten Menschen betraten die Lichtung, eine Frau weinte. Izuna sah sie und erkannte Trauer in ihren Augen. Hatten sie eines ihrer Kinder ermordet? Oder fürchtete sie sich davor, dass ihr Sohn ausgewählt wurde, der mit gesenktem Blick neben seinen Eltern lief? Es war ein junger Mann, etwa in dem Alter, in dem Madara zum Vampir wurde. Der Vater des Menschen warf Izunas Bruder einen Blick zu, der ihn hätte töten können- und irgendetwas kam Izuna faul vor. Er wusste nur nicht, was es war. Alles Wissen, was ihm hätte nützen sein können, war fort. "Izuna, du suchst heute aus", bestimmte Madara. Jener biss sich auf die Unterlippe, denn es gefiel ihm nicht, irgendwen auszusuchen, der dann sterben würde. Diese Situation sollte ihm bekannt vorkommen, aber sie war ihm so fremd wie diese Menschen. Er sah zu dem jungen Mann, dessen Gesicht er eben nicht hatte sehen können, und sein Blick wurde erwiedert. Schwarze Augen starrten ihn forschend an. In ihnen konnte Izuna eine Fürsorge erkennen, die er sonst nur bei Madara sah, nicht einmal Kakashi schien so in Sorge um sein Wohl. Es ließ Izuna stutzig werden. Ihm war, als kenne er diese Person. Er riskierte einen unsicheren Blick zu seinem Bruder, dessen Miene starr war. Auch er musterte den Unbekannten, aber kalt. Izuna fröstelte leicht und ging dann entschlossen zu diesem jungen Mann, der ihn die ganze Zeit ansah. Auch die Eltern des jungen Mannes starrten Izuna an, aber er hatte das Gefühl, es wäre besser, ihn auszuwählen. Er wusste, der Mann würde eine Nacht bei ihnen bleiben und alles erklärt bekommen, bevor er während des Tages ein Versteck vor ihnen suchen würde. Der junge Vampir erhoffte sich Antworten, die Madara ihm vielleicht nicht geben konnte oder wollte. Dieser Mensch schien ihn zumindest zu kennen- näher zu kennen. Eigentlich sollte er nämlich Angst haben. Izuna wies ihn an, hervor zu treten, und der Mensch zögerte keine Sekunde. Er schien darauf gewartet oder gehofft zu haben. So genau konnte Madaras Bruder das auch nicht sagen. "Du solltest dir einen anderen aussuchen, der gefällt mir nicht", flüsterte Madaras tiefe Stimme in Izunas Ohr. Der jüngere erschauderte kurz und warf seinem Bruder einen bösen Blick zu. "Mir aber", stellte er klar. "Und ich soll doch dieses Mal aussuchen." "Die Jagd wird euch sicher sehr viel Spaß machen", sagte der Mensch plötzlich und mit einer Ernsthaftigkeit in der Stimme, die Izuna bekannt vorkam. Dieser Mensch konnte einiges klären, das Izuna verwirrte, da war er sich sicher. Madara machte einen wütenden Eindruck auf seinen jüngeren Bruder. Er schien so etwas sagen zu wollen wie "ich hasse ihn, deshalb nimmst du einen anderen", beließ es aber dabei. Knurrend wandte er sich ab, während Izuna zufrieden dem Menschen auftrug, seine Sachen zu packen und in einer halben Stunde wieder zurück zu sein. Er war ziemlich überrascht, als die Eltern des Mannes an ihn herantraten. Die Frau, die wohl die Mutter des Unbekannten war, hielt eine Tasche in den Händen. Der Mann nahm sie ihr ab und wandte sich an Izuna. Fest blickte er ihm in die Augen, suchend nach etwas, von dem Izuna nicht wusste, was es war. "Wir können gehen." Madara schlich direkt vor Izuna durch den Wald. Es war eine tiefschwarze Nacht, und der jüngere richtete sich ganz nach seinem Bruder, auch wenn er deshalb ein schlechtes Gefühl hatte. Wieso das so war, konnte er nicht sagen. Er hoffte eigentlich, diesen Mann vor Madara zu finden, was so aber nicht möglich war. Doch schon nach gut einer dreiviertel Stunde fluchte Madara. Mittlerweile fand sich Izuna auch ein bisschen besser zurecht, und so erkannte er, was seinen Bruder so sehr störte: Die Fußspuren waren verschwunden. "Er kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben! Und fliegen kann er auch nicht", zischte Madara. Izuna fühlte sich zunehmend unwohl und wich einen Schritt von dem anderen Vampir zurück, warum wusste er selbst nicht. Wieso hatte er Angst vor Madara, der sich um ihn sorgte und kümmerte? Izuna biss sich auf die Unterlippe und warf einen Blick nach oben. Die Bäume... Von Madara unbemerkt starrte der junge Vampir nach oben und sah, dass einige Zweige abgeknickt waren. Und je mehr er sich umsah, desto eher bekam er eine Idee davon, wie der Gejagte geflohen war. Nach einem Blick zurück erkannte er, wie Madara wütend auf den Baum einprügelte, den der Mensch für seinen Aufstieg genutzt haben musste. An Izuna schien er gar nicht mehr zu denken. Seine Augen funkelnden wütend wie noch nie und die Angst des jüngeren Vampires wuchs. Vorsichtig entfernte er sich von seinem Bruder, der ihn komischerweise so verwirrte und beunruhigte und zum Glück seine Flucht nicht bemerkte. Dann drehte sich der kleinere Vampir um und folgte den Spuren des Flüchtenden, den Grund seiner Angst in seinem Rücken wissend. Madara würde toben vor Wut, wenn er bemerkte, dass Izuna auf eigene Faust jagen gegangen war. Es wurde still um ihn herum. Und es war das erste Mal seit er sich erinnern konnte, dass er wirklich alleine und unbeobachtet war. Madara und Kakashi ließen ihn nie aus den Augen, und wenn sie es nicht taten, vermutete Izuna, dass andere Vampire in seiner Umgebung waren. Doch diesmal war er wirklich alleine, und ihm graute es davor, wenn Madara ihn finden sollte. Ein Knacken ließ ihn zusammenzucken. Schnell drückte er sich an einen Baum und schielte darum herum in die Richtung, aus der das Knacken ertönte. Da war der Mensch und kletterte den Baum hinab. Izuna könnte ihn hier und jetzt fangen und zu Madara bringen. Vielleicht würde der andere dann nicht ganz so sauer sein. Aber er wollte nicht. Izuna hatte mehr Interesse daran, etwas über sich heraus zu finden, als den Menschen zu töten. Und noch wusste Madara vielleicht gar nicht, dass Izuna die Spuren gefunden hatte. Der Mann sah sich um, bevor er an den Zaun lief, der nur wenige Meter entfernt war. Izuna folgte ihm neugierig, und irgendetwas kam ihm hieran bekannt vor. Es war, als würde er sich selbst zusehen, nur, dass am Zaun jemand auf ihn gewartet hatte- nicht unter der Erde ein Langschwert. Izunas Hände bohrten sich in die Rinde des Baumes, hinter dem er sich versteckte. Er verstand seine eigenen Gedanken nicht- und in der nächsten Sekunde hatte er gar keine mehr, denn etwas Kaltes legte sich an seinen Hals. Locker, aber scharf. Tödlich scharf. “Ich habe dich sofort bemerkt", flüsterte der Mensch. „Wenn du mich angreifst, stirbst du." “Ich tue dir nichts, versprochen“, kam es leise über Izunas Lippen. Die Klinge an seinem Hals verschwand, noch während er sich fragte, wieso er dem Menschen so etwas versprach. Dieser Mann war dazu ausgewählt worden zu sterben. Es war falsch, ihn nicht zu verraten oder anzugreifen. Warum kam es ihm dann aber so richtig vor? Als nächstes wurde Izuna angewiesen, sich umzudrehen, was er auch sofort tat. In der Dunkelheit konnte er das Gesicht des Menschen nur schemenhaft sehen. Das Schwert schnürte sich der Unbekannte auf den Rücken, dann sah er den Vampir lange Zeit einfach nur an. Izuna fühlte sich nicht unwohl, aber etwas war komisch. Etwas daran, wie dieser Mann ihn ansah. Sie mussten sich kennen. "Willst du nicht eigentlich mein Blut trinken?", fragte der Mensch irgendwann. Izuna zuckte mit den Schultern. "Ich habe noch keinen großen Hunger." "Weißt du, wer ich bin?", fragte der Flüchtige. Seine Stimme klang dabei seltsam belegt. Der Jäger schüttelte den Kopf, nickte dann. "Ich kenne dich. Aber ich weiß nicht, woher. Alles von früher ist weg. Madara weiß auch nicht, wieso." Schnauben. "Natürlich weiß er das nicht", zischte der Mensch ungewohnt aufgebracht. Izuna bekam trotzdem keine Angst vor ihm- obwohl er sicher ziemlich gefährlich war. Er musste dieses Gebiet kennen, sonst hätte er seine Waffe hier nicht verstecken können. Der Fremde trat etwas näher an Izuna heran und lächelte dann schwach. "Ich heiße Itachi", sagte der Mensch. "Und du bist mein kleiner Bruder." "Was?", flüsterte der Vampir verwirrt. Madara hatte ihm erzählt, es gäbe nur sie beide. "Madara ist mein älterer Bruder. Aber er hat dich nie erwähnt." "Du bist nicht Izuna. Du bist Sasuke", kam es von diesem Itachi. "Du bist mein kleiner Bruder. Die Frau und der Mann, die mit mir bei der Auswahl waren, sind unsere Eltern. Du wurdest im letzten Monat ausgewählt und Madara hat dich zum Vampir gemacht." Heftig den Kopf schüttelnd wich überfordert und verunsichert Izuna vor dem Menschen zurück. Sein Kopf schmerzte und jetzt bekam er doch Angst. Aber er konnte nicht sagen, wovor. Vor Itachi, einem schwachen Menschen? Vor Madara, der ihn von diesem Menschen eindeutig hatte fernhalten wollen? Er wusste es nicht. Er wusste nur, dass er Angst hatte und nicht wusste, was er von dieser Situation und ganz besonders von Itachi halten sollte. Dieser Mensch blickt ihn nur an. Er kam ihm nicht näher, entfernte sich aber auch nicht von ihm. Schien auf etwas zu warten. Und etwas kam, aber nicht, was sich dieser Mensch wohl erhofft hatte. Eine Stimme dröhnte in Izunas Kopf, dunkel und kalt. "Izuna", rief sie. Mit lautem Keuchen griff sich der Vampir an den Kopf und sank zu Boden. Sofort war Itachi an seiner Seite, drückte ihn an sich. Es fühlte sich schrecklich vertraut an, und irgendwie fühlte sich der kleinere der Beiden in den Armen dieses Fremden sicherer als in Madaras Nähe. "Du musst zu Madara zurück", sagte Itachi, und Izuna konnte dessen gerunzelte Stirn in der Dunkelheit ausmachen. "Er wird dich umbringen, wenn du seinem Ruf nicht folgst." "Er ist mein Bruder, er würde mich nie töten", wimmerte der Vampir, doch der Mensch schüttelte den Kopf. Nahm Izuna damit alle Sicherheit, die dieser in seinem kurzen bewussten Leben gehabt hatte. "Er will, dass du seinen Bruder ersetzt. Izuna wurde von den Dorfbewohnern getötet. Du siehst ihm zum Verwechseln ähnlich, darum bist du jetzt ein Vampir, Sasuke. Wir konnten dich nicht vor ihm schützen." Izuna schüttelte den Kopf und ihm wurde schlecht, als die Stimme lauter schrie. Und dann hörte er ihn nicht nur in seinem Kopf. Auch der Mensch hatte sich umgedreht. Plötzlich war er weg, und Izuna konnte nur ein Kratzen hören. Itachi musste auf einen Baum geklettert sein- vielleicht sogar auf den Baum, an dem der junge Vampir nun kauerte. Madara erschien, als würde ihn die Dunkelheit abstoßen. Die Rufe in seinem Kopf verschwanden, und kraftlos blickte Izuna zu seinem Bruder auf, der sich vor ihn hockte. Madara sah ihn ernst an und der jüngere wich seinem Blick aus. Schuldbewusst. "Wieso bist du weggelaufen?", fragte der ältere gefährlich leise. "Ich wusste nicht, wann du dich beruhigst", antwortete Izuna unsicher und noch ganz benommen vom Angriff des anderen. "Und ich habe eine Spur gefunden. Es tut mir leid." Madara knurrte nur, dann zog er den kleineren auf die Beine. "Wehe, du machst das noch mal." Der jüngere wollte gar nicht wissen, was dann mit ihm passierte. Die Worte des Menschen verunsicherten ihn immens- und er hatte das Gefühl, dass es keine Lüge gewesen war. Es würde erklären, wieso er sich in Madaras Nähe unwohl fühlte. Ein Teil von ihm jedenfalls. Doch plötzlich stürzte ein dunkler Schatten auf Madara und riss ihn zu Boden. Erschrocken wich Izuna zurück und musste mit ansehen, wie Itachi den älteren Vampir zu Boden drückte und sich die Spitze des Katanas tief in die Brust des untenliegenden bohrte. Madara brüllte, und seine Stimme brüllte weiter in Izunas Kopf, der wimmernd und kraftlos zu Boden sank. Sein Herz raste und sein Kopf fühlte sich an, als würde er platzen. Schmerzerfüllt keuchte er auf und wiegte sich vor und zurück in der Hoffnung, irgendwie diese Schmerzen los zu werden. Mit einem Mal war es vorbei. Ganz plötzlich erstarb dieser Schrei in seinem Kopf, Madaras Schrei. Benommen rang der junge Vampir um Luft und hoffte, dass diese Folter nicht wieder begann. Ein weiteres Mal, da war er sich sicher, würde er das nicht überleben können. Sein Körper zitterte wie Espenlaub und erst eine Hand an seiner Schulter brachte ihn zumindest ein Stück weit in die Realität zurück. Sein Blick fiel auf Madaras leblosen Körper und ihm wurde eine Spur übler. Heftig musste Izuna würgen und erbrach nichts als bittere Galle. Nur am Rande nahm er wahr, wie ihm durch das schweißnasse Haar gestrichen wurde. Beruhigende Worte drangen an seine Ohren, die er nicht verstehen konnte. Zitternd hing er in den Armen eines anderen, es musste wohl Itachi sein. "Es wird alles gut, Sasuke", vernahm er irgendwann. "Niemand wird dir mehr wehtun." Und er hatte das Gefühl, dass er wirklich Sasuke hieß. Es fühlte sich richtig an, nicht Izuna genannt zu werden. Erschöpft lehnte er sich an den Menschen, der angeblich sein Bruder war, und hoffte, dass es wirklich so war. Dass er keine Angst mehr haben musste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)