And now we can't have it von Khaleesi26 ================================================================================ Kapitel 38: Zurück zum Anfang Teil 1 ------------------------------------ „Gib mir nur einen Tag mit dir. Danach kannst du mich für immer in die Wüste schicken.“ „Was?“, zischte Mimi und zog skeptisch eine Augenbraue hoch. „Das soll wohl ein schlechter Witz sein!“, sagte sie und ging an ihm vorbei. „Ein Tag mit mir? Was erhoffst du dir denn davon?“ Sie konnte sich nicht vorstellen, was er damit bezwecken wollte, doch auf so komische Spielchen hatte sie keine Lust. Ein Tag und dann durfte sie ihn in die Wüste schicken? Was für ein Unsinn! Tai wollte ansetzen etwas zu sagen, doch Mimi unterbrach ihn. „Und dann darf ich dich in die Wüste schicken? Das hab ich schon längst getan, falls du es noch nicht bemerkt hast.“ Tai runzelte die Stirn und hielt ihrem Blick stand. „Das hat sich gestern Nacht aber anders angefühlt.“ Normalerweise war die Brünette nicht auf den Mund gefallen, doch dieser Satz verschlug ihr förmlich die Sprache. Er hatte sie eiskalt erwischt. Verärgert presste sie die Lippen aufeinander. Natürlich hatte ihr diese gemeinsame Nacht mit ihm etwas bedeutet und es fühlte sich sogar so an, als wären ihre Gefühle für ihn stärker denn je. Doch das durfte und wollte sie sich nicht anmerken lassen! „Und wenn schon“, antwortete sie kühl und zuckte gleichgültig mit den Schultern. „So was kann vorkommen.“ „So was kann vorkommen?“, lachte Tai auf. „Hörst du dir eigentlich mal selbst zu?“ Er fixierte sie mit seinen Augen und sah sie entschlossen an. „So etwas kommt bei uns nicht einfach so vor! Nicht bei uns beiden!“ Mimi ballte ihre Hände zu Fäusten. Wieso konnte er nicht einfach gehen und sie in Ruhe lassen? Doch der Student dachte nicht einmal daran und redete stattdessen weiter energisch auf sie ein. „Mimi… Immer, wenn wir miteinander geschlafen haben, waren Gefühle im Spiel. Und das war gestern Nacht nicht anders!“ Wieso tat er das? Wieso tat er ihr so weh und führte ihr die schmerzliche Wahrheit vor Augen? Sie wollte das nicht hören! „Also, hör endlich auf so zu tun, als würdest du nichts mehr für mich empfinden, denn du bist keine besonders gute Lügnerin.“ Wie bitte? Mimi verengte ihre Augen zu Schlitzen. Was bildete er sich ein, so mit ihr zu reden? Keine gute Lügnerin? Nicht so gut, wie er war? „Das reicht!“, unterbrach sie ihn schließlich wütend, griff nach seiner Jacke, die auf dem Fußboden lag und schmiss sie ihm entgegen. „Verschwinde endlich!“ Der Braunhaarige überlegte kurz und sah Mimi eindringlich an, doch dann zog er sich widerwillig seine Jacke über und ging auf sie zu. „So schnell wirst du mich nicht los!“, flüsterte er ihr entgegen, während Mimi seinem Blick auswich. „Sei dir da mal nicht so sicher“, erwiderte sie barsch und wartete darauf, dass er endlich ging. Langsam schloss er die Tür hinter sich und atmete schwermütig aus. War er eben zu weit gegangen? Betrübt verließ Tai das Gebäude und machte sich zu Fuß auf den Weg nach Hause, während seine Gedanken immer wieder um die letzte Nacht und um ihr letztes Gespräch kreisten. Nein! Er musste ihr irgendwie klarmachen, dass sie zusammengehörten. Die letzte Nacht war ein guter Anfang gewesen. Auch, wenn es nicht geplant war und reden sicherlich die bessere Alternative gewesen wäre. Und doch hatte sie ihm ihre Gefühle offenbart und so sehr sie das auch abstritt… sie empfand immer noch etwas für ihn, da war er sich jetzt ganz sicher. Er hatte es in ihren Augen gesehen. Und sie in seinen. Die letzten Tage hätte er fast gedacht, sie verloren zu haben. Doch das hatte er nicht, es gab immer noch Hoffnung. Mimi spielte zwar die Unnahbare, aber in ihrem Inneren war auch ihr klar, wie sehr sie sich gegenseitig brauchten und vermissten. Er würde es ihr beweisen, dass er recht hatte mit dem, was er sagte. Er würde um sie kämpfen! „Ich hasse dich, Sora Takenouchi!“ „Tut mir ja leid, aber…“, begann Sora sich zu rechtfertigen und seufzte am anderen Ende der Leitung. „Er hat mir leidgetan und er ist auch mein Freund. Was hätte ich denn tun sollen?“ Mimi schnaufte verächtlich ins Telefon. „Na ja, geholfen hast du mir auf jeden Fall nicht damit. Jetzt hat er sich wieder Hoffnungen gemacht.“ „Hoffnungen?“, hakte die Rothaarige nach und klang sichtlich verwirrt. „Wieso macht er sich Hoffnungen, er hat dich doch nur nach Hause gebracht…“, überlegte sie laut, brach ihren Satz jedoch ab. Alles was kam, war ein leises „Ouh!“, als sie die Situation verstand. „Ja genau – ouh! Sora, was mach ich denn jetzt?“, fragte Mimi ihre beste Freundin und war offensichtlich ziemlich überfordert mit dem, was letzte Nacht und heut Morgen geschehen war. Es hatte sie völlig aus der Bahn geworfen und nicht zuletzt deshalb, weil er recht hatte. Er hatte das erkannt, was sie so lange von sich geschoben hatte. Sie hatte sich selbst belogen, sich eingeredet sie würde ihn hassen für das, was er getan hatte. Doch sie konnte es nicht… „Was hat er denn gesagt?“, fragte Sora nach einer längeren Pause nach. Mimi seufzte, ging ans Fenster und sah gedankenverloren hinaus. „Er will, dass ich ihm noch eine Chance gebe“, erklärte sie ihr, bevor sie leise auflachte. „Einen Tag will er mit mir. Danach darf ich ihn aus meinem Leben verbannen, hat er gesagt.“ „Willst du das denn?“, antwortete Sora vorsichtig und wartete auf eine Reaktion ihrer Freundin, die jedoch ausblieb. Diese Frage hatte sich Mimi selbst schon oft genug gestellt und keine wirkliche Antwort darauf gefunden. Und das, obwohl sie die Konsequenz schon längst gezogen hatte… „Und warum gibst du ihm dann nicht diesen einen Tag? Ich meine…“, setzte Sora an und Mimi runzelte die Stirn. „Was hast du schon zu verlieren?“ Die Brünette schluckte den Kloß in ihren Hals hinunter, denn genau so war es. Sora hatte recht. Sie hatte nichts, rein gar nichts mehr zu verlieren. Außerdem würde es eh nichts mehr ändern. „Ich glaub, ich muss auflegen“, versuchte Mimi ihre Freundin abzuwimmeln, um weiteren unangenehmen Fragen aus dem Weg zu gehen. Irgendwie musste sie selbst für sich herausfinden, was das Richtige war. „Und danke noch mal, dass du mich ihm ausgeliefert hast. Das kriegst du definitiv irgendwann wieder“, drohte Mimi ihr, grinste jedoch. Zum Glück war Sora ihre beste Freundin und wusste, wie sie das zu verstehen hatte. „Ha ha, sehr witzig! Ich wollte nur, dass er dich nach Hause bringt. Für alles Weitere seid ihr selbst verantwortlich“, protestierte Sora gespielt empört. „Ja ja, ich hab dich auch lieb“, meinte Mimi und legte auf. Was sollte sie jetzt nur tun? Unruhig saß Tai vor seinem Laptop und versuchte sich zu konzentrieren. Viel zu lang hatte er die Uni schleifen lassen, er musste unbedingt ein bisschen Stoff nachholen. Doch es wollte ihm einfach nicht gelingen seine Gedanken zu ordnen. Alles kreiste um Mimi. Er vermisste sie so sehr… Wie weggedrehten kaute er auf seinem Bleistift herum und starrte auf den Bildschirm. Es war, als könne er immer noch ihren Duft riechen, ihre Hände spüren, sie immer noch im Arm halten. Das alles hatte etwas zu bedeuten, da war sich Tai ganz sicher! Jetzt musste nur noch Mimi das erkennen. Er zuckte leicht zusammen, als plötzlich sein Handy klingelte, welches neben ihm lag. Erwartungsvoll nahm er es in die Hand und öffnete die SMS. Von Mimi. „Einen Tag?“ Tai grinste und tippte eilig eine Antwort ein. „Einen Tag!“ Ungeduldig wartete er darauf, dass es wieder klingelte, während er weiter nervös auf seinem Bleistift rum kaute. Es klingelte, er öffnete die Nachricht. „Okay.“ „Ich freue mich.“ Mimi seufzte, legte das Handy wieder zur Seite und kuschelte sich wieder in ihre Decke. Sie hatte sich einen Film angemacht, schaute jedoch gar nicht wirklich hin. Mehrere Stunden hatte sie darüber nachgedacht, was das Richtige war. Doch niemand konnte ihr diese Frage beantwortet, also entschied sie sich dazu einfach auf ihr Bauchgefühl zu hören. Auch sie wollte noch einen Tag mit ihm verbringen, auch wenn sie sich das nie laut eingestanden hätte. Kurzentschlossen griff sie also ihr Handy und schrieb ihm. Alles andere lag nun bei ihm. Was auch immer er vorhatte… Wie auch immer dieser Tag enden sollte… Es würde definitiv nichts an ihrer Entscheidung ändern. Und doch wollte sie sich und ihm diesen einen Tag schenken… Er parkte den Wagen direkt vor ihrem Haus. Seine Hände, die immer noch das Lenkrad umklammerten, fingen an zu schwitzen. Nervös betrachtete er sich ein letztes Mal im Rückspiegel, bevor er ausstieg und sich auf den Weg zum Eingang machte. Schwermütig atmete er aus, straffte seine Schultern und drückte ihre Klingel. „Tachikawa“, erklang ihre blecherne Stimme aus der Gegensprechanlage. „Ich bin’s, Tai.“ „Ich komme runter“, sagte sie schnell und legte auf. Während er auf sie wartete schlug ihm das Herz bis zum Hals. Selten war er so nervös vor einer Verabredung gewesen. Aber das war ja auch nicht irgendeine Verabredung… Er hatte nur diese eine Chance und er durfte sie auf keinen Fall verschwenden! Sie schnappte sich ihre Tasche und ihre Schlüssel und schloss die Tür hinter sich ab. Irgendwie war es komisch… Warum war sie so aufgeregt? Es war doch schließlich nicht ihre erste Verabredung. Wahrscheinlich war ihr einfach so mulmig zumute, weil sie wusste, was an diesem einen Tag dranhing. Außerdem hatte sie keine Ahnung, wie sie ihm gegenübertreten sollte. Auf der einen Seite wollte sie diesen Tag mit ihm genießen, so wie sie früher ihre gemeinsame Zeit genossen hatten. Doch auf der anderen Seite sträubte sich alles in ihrem Inneren dagegen sich auch nur ansatzweise auf ihn einzulassen. Was noch dazu kam war, dass Tai ihr einfach nicht sagen wollte, was sie vorhatten. Er wollte sie überraschen. Aber Mimi war sich nicht sicher, ob ihr in dieser Situation groß nach Überraschungen zumute war… Alles an der Sache hatte irgendwie einen faden Beigeschmack. Sie atmete noch einmal tief ein und aus, als sie unten angekommen war und sah, wie er vor der Tür auf sie wartete. Die Kette, die sie um ihren Hals trug, versteckte sie unter ihrem Shirt. Um ihre Unsicherheit zu verbergen ging sie schnellen Schrittes nach draußen. „Können wir?“, drängte sie ihn und ging ohne eine weitere Begrüßung an ihm vorbei, stockte jedoch, als sie sah, was da vor ihr stand. „Tai, das hatten wir doch schon“, meinte sie daraufhin leise und schloss die Augen, als ihr die Erinnerungen von ihrer Geburtstagsnacht wieder in den Sinn kamen. „Ja, ich weiß“, antwortete Tai und trat neben sie. „Genau deswegen.“ Ein kleines Lächeln huschte über ihre Lippen, als sie die Augen wieder öffnete und das rote Cabrio betrachtete, das vor ihr stand. Genau, wie an ihrem 18. Geburtstag… „Außerdem, Deal ist Deal. Also, darf ich bitten?“, witzelte Tai, ging zum Auto und hielt ihr die Tür auf. Kurz überlegte Mimi, ob sie auf dem Absatz kehrtmachen und das Ganze abblasen sollte. Ihre Gefühle schienen sich jetzt bereits zu überschlagen. Dass er hier mit diesem Cabrio auftauchen würde, damit hatte sie nicht gerechnet. Doch machte es weglaufen wirklich besser? Zögerlich ging sie auf Tai zu und stieg in das Auto ein. Dieser lächelte sie dankend an, ging um den Wagen drum rum und setzte sich auf die Fahrerseite. Ihr Herz klopfte stark gegen ihre Brust, als er den Motor startete und sie losfuhren. Der Fahrtwind ergriff ihr Haar und ließ es wild herumwirbeln. Eine Weile fuhren sie stillschweigend durch die Stadt, bis sie bei der letzten Kreuzung abbogen und geradewegs auf die Brücke zusteuerten. Das Kribbeln in ihrem Bauch wurde immer stärker. Es war alles, wie damals. Die Situation war dieselbe… nur das Gefühl war ein anderes. Ihren Blick richtete sie starr geradeaus, während Tai den Wagen immer weiter beschleunigte. Sie konnte sich noch gut an diese Nacht erinnern. Nie zuvor hatte sie sich vorher so frei und unbeschwert gefühlt und nie zuvor hatte sie sich so gefangen gefühlt, wie jetzt. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, wie Tai sie beobachtete, doch sie wollte seinen Blick nicht erwidern und stierte weiter stur geradeaus, in der Hoffnung, dass ihre Gefühle sie nicht völlig übermannten. Als sie das Ende der Brücke erreicht hatten, steuerte Tai zielgerichtet den Hafen an. Mimi schluckte. Das hätte sie sich denken können. Wieso tat er das? Wollte er ihr damit weh tun? Tai lenkte das Auto genau an die Stelle, die sie schon kannte, und hielt dort an. Der Hafen sah bei Tag ein wenig anders aus, doch nicht weniger schön. Es war einfach ein romantischer Ort. Perfekt, um in Erinnerungen zu schwelgen… wenn man das denn wollte. Doch Mimi wollte nicht! „Was machen wir hier?“, fragte sie ihren Begleiter leicht angesäuert. Tai überlegte und runzelte die Stirn. „Gefällt es dir hier nicht?“ „Wieso sollte es?“, entgegnete die Brünette und warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. Tai sah sie verträumt an, was Mimi völlig irritierte. „Hier haben wir uns das erste Mal geküsst“, klärte er sie auf, woraufhin Mimi zusammenzuckte. Abweisend verschränkte sie die Arme vor der Brust und verzog das Gesicht. „Du meinst, hier hast du mich zurück in die `Friendzone` geschickt.“ Tai seufzte auf und ließ die Schultern hängen. „Das war so dumm von mir!“, gestand er ihr und wandte seinen Blick betrübt ab. „Ich hätte den Moment mit dir einfach genießen sollen, anstatt ihn kaputt zu machen. Aber mein schlechtes Gewissen Izzy gegenüber hat mich förmlich aufgefressen.“ Mimi hörte ihm aufmerksam zu, wusste jedoch nicht, was sie davon zu halten hatte. Hätte sie damals schon gewusst, was für ein falsches Spiel sich zwischen ihnen abspielte, hätte sie ihn doch nie geküsst. „Du hattest tausend Möglichkeiten es mir zu sagen.“ „Ich weiß und das hätte ich auch tun sollen. Doch ich hatte einfach Angst dich zu verlieren.“ Er sah sie an, mit großen Augen und Mimi hätte schwören können, dass dieser Blick aufrichtig war. Er sah so traurig aus… „Und jetzt hast du mich nicht verloren?“ Tai zuckte leicht mit den Schultern und ein zaghaftes Lächeln umspielte seine Lippen. „Das weiß ich noch nicht.“ Die Brünette wandte den Blick von ihm ab, während ihr Herz ihr bis zum Hals schlug. Insgeheim wusste sie es selbst nicht. Hatte er sie verloren? Endgültig? Der startende Motor riss Mimi aus ihren Gedanken und sie sah Tai irritiert an. „Fahren wir schon wieder?“ „Ja, es sei denn, du möchtest noch bleiben…“ „Nein“, antwortete Mimi ein wenig verbissen, woraufhin sie sich ein vielsagendes Grinsen von Tai einfing. „Gut, dann fahren wir“, meinte dieser und fuhr los. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)