Sumi - e von Chaosbande (Tuschebild) ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Die Stunden scheinen nur so dahin zu fließen. Stunden, in denen die Nervosität immer mehr von ihm abfällt. Gerade als er ein Gespräch mit einem Interessenten an seinem Landschaftsgemälde von Konoha beendet und Guren mit diesem davon schreitet um die Formalitäten zu klären, ertönt ein schüchternes Räuspern zu seiner Rechten. Verwirrt wendet er seinen Kopf zur Seite und entdeckt die kleine Holzkünstlerin.   “Ähm … Hallo”, begrüßt er das Mädchen. “Hi. Glückwunsch zum ersten Verkauf.” Ein kleines Lächeln umspielt ihre Lippen, während sie ihre Hände knetet. “Danke? Ich bin Sai und du bist?” Sich an seine guten Manieren erinnernd streckt er ihr seine Hand entgegen. “Oh entschuldige. Mein Name ist Mary”, sagt sie hastig und ergreift seine Hand schnell, nur um sie ebenso schnell wieder loszulassen. “Ich stelle die Holzskulpturen aus”, haspelt sie und deutet dabei nach hinten. “Wollte mir mal deine Arbeiten ansehen … also … ähm.” Selbst Sai merkt, dass diese Mary sich anscheinend äußert unwohl fühlt, dafür sind ihr Gestotter und das Reiben der Arme doch ein eindeutiges Zeichen. “Tu dir keinen Zwang ein.” Mit einem ermutigenden Lächeln tritt er einen Schritt zur Seite um ihr einen ungestörten Anblick seiner Arbeiten zu gewähren. Mit Argusaugen beobachtet er dieses fremde Mädchen während sie an seinen Bildern entlang schreitet. Nicht dass sie diese noch anfasst! Vor dem Löwen bleibt sie schließlich stehen und blickt über ihre Schulter zu ihm zurück. Langsam geht er auf sie zu und bleibt hinter ihr stehen.   “Er ist so … beeindruckend”, haucht sie und richtet ihren Blick wieder auf das Kunstwerk. “Es ist, als wenn er gleich rausspringt und alles verbrennt, dass sich ihm in den Weg stellt. Wie ein treuer Kämpfer der beschützt was ihm wichtig ist, ohne Rücksicht auf Verluste.” Überrascht blickt er auf den Hinterkopf dieser Unbekannten. Hat sie doch mehr oder weniger seine Gedanken zu diesem Bild ausgesprochen. Das Einzige was er krächzend hervor bringt, ist ein “Ja.” Langsam dreht sich das Mädchen zu ihm herum und lächelt ihn ehrlich an, während sie zu ihm empor guckt. “Du solltest es nicht verkaufen, sondern behalten”, rät sie ihm, woraufhin er sie nur mit gerunzelter Stirn mustert. Hat sie vielleicht recht? Von all seinen Arbeiten ist dieses Gemälde jenes welches ihm am meisten am Herzen liegt.  Unbeholfen kratzt er sich am Kinn, ehe er sie gezwungen anlächelt. “Ja vielleicht hast du recht. Ich werde es mir überlegen.” Eifrig nickend nimmt sie seine Aussage hin, ehe sie unsicher auf ihrer Unterlippe herumbeißt. “Ähm … würdest du dir vielleicht auch meine Arbeiten ansehen?”, fragt sie vorsichtig und beginnt wieder die Hände zu kneten. Soll er? Kann er seine Bilder unbeobachtet lassen? Wobei, die anderen Künstler laufen auch durch die Gegend und dieser ungehobelte Kerl hatte sogar kurzzeitig das Atelier verlassen und sich anschließend mit einem Sandwich in der Sitzecke niedergelassen. Zudem hatte diese Mary gerade seine Arbeiten bewundert und gelobt, bietet es da nicht der Anstand es bei ihren Werken gleichzutun? “Sai?” Die Stimme Marys und ihre Hand an seiner Schulter lassen ihn kurz zusammenzucken, ehe er nickt. “Cool!”, ruft sie aus und zieht ihn euphorisch zu den Holzskulpturen.   So kommt es, dass er ihre Arbeiten begutachtet und neidlos ehrlich zugibt, dass sie wirklich gute Arbeit geleistet hat. Dankbar blickt sie ihn an und Sai kann wieder einmal nur Ne zustimmen, der ihm einmal sagte Künstler seien Menschen, die besonders glücklich für jedes kleinste Lob sind. Für alles, was ihr Ego streichelt und sie in ihrer Leidenschaft bestärkt. Dafür, dass ihr Fleiß belohnt wird. Doch Ne hatte ihm auch eingebläut, dass der Künstler selber alles geben muss um dies zu erhalten; selber dafür verantwortlich ist, ob er Lob oder Kritik bekommt oder gar in der Masse untergeht. Das Fachsimpeln mit Mary über Konturen, Schatten und die Schwierigkeiten ihrer jeweiligen Arbeitsmaterialien, entspannt ihn deutlich. Wie lange ist es her, dass er mit jemanden SO über seine Leidenschaft gesprochen hat? Ino hört ihm schon lange nicht mehr wirklich zu, wenn er von einer neuen Tuschemischung spricht. Ihre Interesse lag immer deutlicher auf dem Fokus ‘Finanzen’ und somit wie teuer das Ganze ist und im Gegenzug wenig einbringt.   Als Mary schließlich einen Interessenten hat, verabschiedet er sich mit einem Winken und beschließt sich auch einmal die anderen Künstler anzusehen. Der Nächste von seiner neuen lilahaarigen Bekanntschaft aus, ist der ‘Flegel-Künstler’ wie er den unbekannten Blauäugigen insgeheim getauft hat.   Mit verschränkten Armen mustert der Sumi die fremden Arbeiten. Was soll das alles darstellen? Es sind Figuren und lebensgroße Puppen. Doch keine dieser Objekte stellt etwas Reales dar. Es ist eher eine Versinnbildlichung von … ja, wovon eigentlich? Von einer Seite auf die andere neigt er seinen Kopf, schreitet an den Werken entlang und betrachtet sie aus verschiedenen Winkeln. Doch was er auch tut, er wird einfach nicht schlau aus ihnen! Alles was er herausfindet ist, dass alle etwas ‘tierisches’, ‘düsteres’ und ‘geheimnisvolles’ an sich haben. Im Kontrast zu seinen eigenen Werken stehen, die dem Betrachter nicht auf den ersten Blick gleich ein Rätsel aufgeben.   “Na, interessiert, Pinsler?” Die amüsierte Stimme in seinem Rücken lässt Sai mit einem verschreckten Quietschen herumwirbeln. “Och, so schreckhaft. Keine Sorge ich tu dir schon nichts.”   Vor ihm steht niemand anderes als eben jener Erschaffer dieser seltsamen Kunst. Die blauen Augen blitzen belustigt und ein selbstgefälliges Grinsen ziert das Gesicht, während er mit locker verschränkten Armen nur wenige Schritte vor ihm steht. Schnell weicht Sai einen Schritt nach hinten. “Bist du taubstumm oder hab ich was im Gesicht, so wie du mich angaffst?” Stirnrunzelnd tastet sein Gegenüber sich ab. Vollkommen überfordert kann Sai seinen Blick einfach nicht von dem Anderen abwenden. Irgendwas an diesem … nimmt ihn gefangen. Nur kann er einfach nicht greifen was es ist! Verwirrt schüttelt der schwarzhaarige Tuschekünstler seinen Kopf. Er benimmt sich gerade wirklich unnormal. Vielleicht hat er einen Schwächeanfall? Wäre ja nur zu verständlich, wo er doch bisher nichts gegessen und nur wenige Schlücke getrunken hat. Ja, das muss es sein. Sein Kreislauf ist einfach überbeansprucht durch die Unterversorgung mit Lebensmitteln, der warmen Luft im Atelier und all dem Stress. Irgendwann muss das alles ja seinen Tribut zollen. “Ent … Entschuldige”, krächzt er räuspernd, ehe der Sumi sich strafft und fortfährt. “Deine Arbeiten sind … ungewöhnlich. So ganz kann ich damit nichts anfangen”, sagt er geradeheraus im nun wieder kühlen Ton.   Das gleicht in seinen Augen schon beinahe einer Beleidigung und so wappnet er sich gegen einen Wutanfall des anderen Künstlers. Doch dieser verwirrt ihn noch mehr, als er in Gelächter ausbricht, sich locker durch die Haare fährt und um Sai herum tritt. “Dies alles … sind Dämonen, Pinsler. Die Dämonen die ein jeder ins sich trägt.” Ohne sich umzudrehen lässt er sich die Erklärung des Künstlers durch den Kopf gehen. Noch einmal ruft er sich die erst vor wenigen Minuten eingängig betrachteten Figuren vor Augen und tatsächlich. Mit Hilfe dieser Erklärung … kann er trotzdem nicht so wirklich nachvollziehen, was der Flegel meint. Was sollen Dämonen im Inneren sein? Kann ja nur etwas schlechtes sein. Irgendwie ist der Typ genauso geheimnisvoll wie seine Kunst, das steht schon nach den wenigen Minuten für Sai fest. Er würde weder aus Erschaffer, noch Kunst schlau werden. Lieber kann er sich endlich etwas vom Buffet nehmen und die Werke der anderen Künstlerkollegen betrachten. Mit Guren oder Mary sprechen. Oder vielleicht bei Frau Shijimi, die eben angekommen war, bedanken, denn nur durch ihre Begeisterung war er in Gurens Fokus gerückt. Ja, das würde er machen! Noch einmal blickt er über die Schulter zu dem Fremden: “Aha. Na dann … tschüss.” Mit diesen Worten entfernt er sich von dem Geheimnisvollen. “Moment mal!”, entschlossen wird er am Oberarm gepackt und herumgerissen, nur um sich direkt vor dem geheimnisvollen Blauäugigen wiederzufinden. Blaue Augen, gebräunte Haut und schwarze Haare. So nah, wie er dem jungen Mann ist, bemerkt er nicht nur, dass der Andere wenige Zentimeter größer ist als er selbst, sondern auch dass sich feine Sommersprossen unter dem linken Auge befinden. Nicht nur ihre Kunst steht im Kontrast, auch ihr eigenes Aussehen tut es. Sai selbst hat glatte, schwarze Haare, dunkle Augen und ist eher blass. Der Typ der immer noch eine Hand auf seinem Arm liegen hat - wie Sai irritiert feststellt - hat ebenfalls schwarze Haare, doch stehen sie ab wie nach einem Stromschlag. Die Augen sind strahlend, geradezu freiheitsversprechend blau und die Hautfarbe zeugt eindeutig von reichlich Sonnenkontakt. Irgendwie muss er gerade an den Vampirefilm denken, den er vor kurzem mit Ino gucken musste. Nur das er in dem Fall der blasse Vampire ist. Schmunzelnd schüttelt er seinen Kopf.   “Was ‘nein’, Pinsler?”, erkundigt sich der andere Schwarzhaarige mit Neugierde in der Stimme. “Geht dich nichts an und ich habe einen Namen!”, gibt er giftiger als gewollt zurück. “Oh eine kleine Diva, unser Herr Tuschekünstler.” Schmunzelnd löst der Andere seine Hand, um erneut die Arme zu verschränken. Abschätzig schnaubt Sai. Eingebildeter Fatzke! Bestimmt ein neureiches Söhnchen, dass die Kunst nur zum Zeitvertreib nutzt. “Na dann, Pinsler. Raus mit der Sprache.” “Du zuerst”, fordert der Sumi und verschränkt nun ebenfalls die Arme. Anscheinend genervt verdreht der vor ihm Stehende seine Augen, ehe er den Namen preisgibt. “Menma. Mein Name ist Menma. Nett dich kennenzulernen, …?”   Doch bevor er antworten kann, wird er ebenso wie Menma von Guren in die Arme gezogen. “Jungs, es ist ja toll das ihr euch beschnuppert. Aber wenn ihr nicht augenblicklich aufhört hier immer wieder herumzublöken und Blitze zu verschießen, dann lernt ihr mich kennen.” Der säuselnde, liebenswerte Ton, in dem sie dies sagt, steht im starken Kontra zu ihren Worten. Sich unwohl fühlend aufgrund der Worte und der Nähe, versucht er aus der Umarmung zu kommen. “Junger Mann, du hast da noch eine reizende ältere Dame, mit der du noch nicht gesprochen hast. Nicht wahr?” Schwach nickt der Tuschekünstler. “Gut, dann los. Sie war eben in der Sitzecke.” Damit schubst ihn die Atelierbesitzerin mehr oder weniger von sich. Nach einem letzten unschlüssigen Blick zurück auf die beiden, macht er sich auf den Weg um endlich mit Frau Shijimi zu sprechen. Hätte er das doch nur sofort getan, dann wäre er um diese mehr als seltsame und auch … verwirrende Begegnung mit diesem Menma herumgekommen. Was ist das bitte für ein Kerl?   Der restliche Tag zieht nur so an ihm vorbei. Erfüllt von längeren Gesprächen mit Frau Shijimi, anderen Kunst Interessierten, die ihn nach seinen Bilder ausfragten und Mary. Die junge Frau ist wirklich nett, dies kann Sai ohne jegliche Bedenken sagen.   “Und du willst wirklich nicht mitkommen, Sai?”, fragt ihn die Lilahaarige, während er ihr in den Mantel hilft. “Nein danke, Mary. Genieß du deinen Abend mit deinem Verlobten. Ich werde noch mit dir warten, bis er dich hier abholt und dann heimgehen. Meine Freundin wird wahrscheinlich schon warten und noch irgendwas mit mir unternehmen wollen.” Beruhigend lächelt er sie mit geschlossenem Mund an. “Na … wenn du meinst. Aber du musst nicht warten, ich bin schon groß!” “Also ich mag zwar nicht viel wissen, aber dass man eine hübsche junge Dame nicht alleine im Dunklen stehen lässt, weiß selbst ich!” Leise lachend harkt sich die Frau bei ihm unter und die beiden verlassen, nachdem sie sich von Guren und Yukimaru verabschiedet haben, gemeinsam das Atelier. “In zehn Minuten müsste er da sein”, gibt die Frau bekannt, nachdem sie ein Blick auf ihre Armbanduhr geworfen hat. “Keine Sorge, ich habe Zeit.”   Schweigen senkt sich über die beiden, während die Lichter des Ateliers erlöschen und sie nur noch im Licht der Straßenlaternen dastehen. “Sag mal, Sai …”, zögerlich dreht sich Mary zu ihm herum und beißt sich wieder mal unsicher auf der Unterlippe herum. Was kommt denn jetzt? “Du hast eben gesagt, dass deine Freundin ‘wahrscheinlich warten’ würde und was ‘unternehmen wolle’. Entschuldige meine Neugierde … aber irgendwie klingt das nicht nur ziemlich danach als hättest du keine Ahnung, sondern auch vor allem keine Lust. Also … ich weiß du kennst mich nicht … aber, ist da alles ok?” Verdutzt blickt er die Holzkünstlerin an. Hatte er das wirklich gesagt? Worauf spielt sie an mit ihren Fragen? Hatte er die Aussage wirklich so gemeint, wie sie diese deutet? Ist dies das Phänomen des ‘zwischen den Zeilen-Lesens?’ “Ähm …”, überfordert kratzte er sich am Hinterkopf. Wie soll er auf diese Fragen reagieren? Doch bevor er wirklich in Erklärungsnot kommt, unterbricht ihn der laut “HEY!”, brüllende Menma.   Als der andere Schwarzhaarige keuchend vor ihnen stehen bleibt und sich auf den Knien abstützt, ist er dem Flegel beinahe dankbar. Auch wenn er sich fragt, ob der Andere gerade einen Marathon gelaufen oder nur ebenso unsportlich wie er selbst ist. “Hey Menma. Was können wir für dich tun?”, richtet sich Mary genau so verwirrt wie er selbst an den wieder zu Atem kommenden. “Ich wollte … wollte euch beiden nur fragen, ob ihr mit uns Anderen mitkommen wollt. Also anstoßen auf den ersten geschafften Tag. Freunde von mir kommen auch mit.” “Nein danke. Wann anders vielleicht. Ich werde gleich von meinem Verlobten abgeholt. Er hat einen Tisch im ‘New Ichirakus’ reserviert.” Nickend scheint Menma diese Erklärung hinzunehmen, ehe dieser sich an ihn wendet. “Und du?” Kopfschüttelnd lehnt er das Angebot ab. “Ich muss nach Hause. Meine Freundin wartet bestimmt schon.” Augenblicklich kann Sai beobachten wie ein belustigtes Schmunzeln auf Menmas Gesicht erscheint. “Och, wartet das kleine Frauchen auf dich, Pinsler?”   Seufzend rollt Sai mit den Augen, begrüßt Marys Freund, der in der Zwischenzeit angekommen ist und dreht sich ab um nach Hause zu gehen. Doch die laute Stimme Menmas, der fordert dass er stehen bleibt, lässt ihn genervt anhalten, beherrscht herumdrehen und mit kalter Stimme sagen: “Geh mir nicht auf die Nerven, nur weil du anscheinend keine Beziehung hast, sondern nur Saufbekanntschaften. Hör auf, mich ‘Pinsler’ zu nennen. Um es in deinem ‘Slang’ zu sagen: Geh mir nicht auf den Sack!” Dass er während seiner Ansprache direkt an den Blauäugigen herangetreten war, bemerkt er erst, als er direkt in die großen, klaren blauen Augen blickt. Sie sind doch eher von einem dunkleren Blau. Nicht wie ein Sommermittagshimmel, sondern eher wie kurz vor Sonnenuntergang. Ein Lapislazuli-Blau. Wie lange sie so voreinander stehen, während ihre Blicke ineinander verharkt sind und nichts außer ihres vermischtem Atem zur hören ist, weiß er nicht. Doch als er es bemerkt, tritt er hektisch zurück und räuspert sich. “Man … man sieht sich.” Mit diesen Worten verschwindet er eilig in die Dunkelheit. Was im Namen aller Tuschemeister, ist das gewesen? Warum lässt er sich immer wieder von diesem Schnösel provozieren und zu solchen Ausbrüchen hinreißen? Warum stört ihn die Nähe des ‘Dämonenkönigs’ weniger, als die anderer Menschen? Irgendwas an diesem Kerl ist wirklich komisch und er kann sich beim besten Willen keinen Reim darauf machen.   Frustriert öffnet er die Wohnungstür, schaltet das Licht ein und streift erschöpft die Schuhe ab. Moment, das Licht war aus? Schläft Ino etwa schon? “Ino?”, ruft er unsicher, während er die Wohnung absucht. Doch Ino ist nirgends aufzufinden. Wo treibt sich seine blondhaarige Freundin denn jetzt schon wieder rum? Die Shopping Mall hat doch schon lange geschlossen! Vielleicht ist ja etwas passiert? Schnell zieht er sein Handy aus der Tasche und tippt seiner Freundin eine Nachricht, während er die gelockerte Krawatte von seinem Hals zieht. »Hi. Bin zu Hause, wo bist du? Sai« Die Harken hinter der Nachricht zeigen ihm, dass sie zugestellt ist. Jetzt muss er nur darauf warten, dass sie diese liest und antwortet. Nun die Zeit würde er für eine Dusche nutzen. ‘Wartet das Frauchen?’, kommen ihm die Worte des unsympathischen Schwarzhaarigen in den Sinn. Er kann ein kaltes Auflachen nicht vermeiden, während er ins Bad tritt und sich aus den Klamotten schält. “Von wegen ...”, murmelt er. Wenn er gewusst hätte, dass Ino noch nicht zu Hause gewesen wäre, dann … ja, was dann? Kopfschüttelnd stellt er sich unter die Dusche und genießt das kühle Wasser, das nicht nur ihn abkühlt, sondern auch seine chaotischen Gedanken beruhigt. Sehnsüchtig kommt ihm der Wasserfall in der Nähe von Nes Berghütte in den Sinn. Jetzt gerade könnte er das kalte, klare Bergwasser wirklich gut gebrauchen um darunter zu meditieren.   Als er, nur in ein Handtuch gewickelt, zurück ins Wohnzimmer kommt, verrät ihm der Blick aufs Handy, dass Ino die Nachricht zwar inzwischen gelesen, doch nicht geantwortet hat. Er weiß nicht warum, doch das knallende Geräusch, mit dem er das Handy zurücklegt, hallt in seinen Ohren wieder. Es reicht! Ja, für heute ist es wirklich genug, entschließt er überraschend schlecht gelaunt und trottet ins Schlafzimmer. Schnell zieht er sich eine Boxershort und ein T-Shirt zum schlafen über. Nach einem Blick auf das große Doppelbett schnappt er sich kurz entschlossen seine Decke und das Kopfkissen, wankt zurück ins Wohnzimmer und richtet sich auf der Couch für die Nacht ein. Er weiß nicht warum, aber gerade fühlt sich diese Entscheidung einfach richtig an! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)