Endormis von Friedi ================================================================================ Kapitel 10: Ein ziemlich schlauer Kater --------------------------------------- Protagonist: Sirius Black *** Jana hatte sich furchtbar aufgeregt, als ich ihr von meinem gescheiterten Versuch, Peter zu schnappen, erzählt hatte. Sie hatte einen Anfall bekommen deswegen und ich war zwei Tage lang gezwungen gewesen, bei ihr zu bleiben, weil ich mich zunächst um sie kümmern musste. Sie hatte ja Recht, ich hätte meine Nerven nicht so verlieren dürfen. Das war nicht gut für mich. Selbst wenn ich Peter zu fassen bekäme, könnte ich es dadurch schwieriger haben, das Ministerium von meiner Unschuld zu überzeugen. Ich musste umsichtiger vorgehen. … Auch Jana zuliebe. Wenn sie wenigstens eine kleine Chance haben sollte, ihre Schwangerschaft zu überleben, dann durfte ich ihre Nerven nicht so sehr strapazieren. Also betrat ich erst nach zwei Tagen wieder das Gelände. Ich konnte nicht erkennen, inwieweit schärfere Sicherheitsmaßnahmen getroffen worden waren. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass sie von meiner Animagusgestalt wussten war auch ziemlich gering. Ich huschte in den verbotenen Wald. Im Augenblick hatte ich sowieso noch keinen neuen Plan, um in den Gryffindor-Turm zu gelangen, also konnte ich auch genauso gut weiter beobachten. Das Wetter wurde jetzt so langsam immer schlechter und ich hielt mich daher lieber etwas tiefer im Wald auf, wo die dichten Baumwipfel den Regen etwas abmilderten. Produktiv war das nicht, aber wenigstens hatte ich die Möglichkeit um nachzudenken. Plötzlich riss mich jedoch ein Fauchen aus meinen Gedanken. Ich wandte mich überrascht um. „Was bist du?“, zischte es und jetzt erst fiel mein Blick auf eine rundliche Katze mit langem, rotem Fell und einem ziemlich eingedellten Gesicht, als wäre sie mal bei einer Verfolgungsjagd von einer Backsteinmauer ausgebremst worden. Normalerweise würde es mich ja nicht verwundern, dass eine Katze einen Hund anknurrte und fauchte, aber hatte dieses Tier gerade zu mir gesprochen? „Was bist du für ein Wesen?“, fauchte das Tier erneut. Tatsächlich! Das war schon putzig! Ich war in meiner Animagusgestalt schon mehreren anderen Tieren begegnet, aber noch nie hatte eines davon mit mir gesprochen. „Ein Hund“, log ich in meinen Gedanken. Ich wusste nicht, ob die Katze sie hören konnte, aber jedenfalls antwortete sie. „Du bist kein Hund!“, knurrte sie. „Bin ich nicht?“ „Nein“ „Na sowas!“ Ich überlegte, aber ich kam zu dem Schluss, dass es wohl kaum etwas ausmachen konnte, einer Katze meine wahre Gestalt zu zeigen. Ich nahm nicht an, dass dieses Tier ein anderer Animagus sein konnte, denn auch James und Peter hatten nie auf diese Art und Weise mit mir kommunizieren können, wenn wir verwandelt waren. Also verwandelte ich mich in einen Menschen. Die Katze und ich sahen uns einen Moment lang an. Sie blickte ziemlich misstrauisch drein, aber in meinem Kopf war es plötzlich wieder still geworden. Konnte die Katze etwa nur mit mir kommunizieren, wenn ich mich in einen Hund verwandelt hatte? „Bist du jetzt zufrieden?“, fragte ich sie, aber dieses Mal bekam ich keine Antwort. Also musste ich mich tatsächlich in meiner Animagusgestalt befinden, um mit ihr zu reden. Ich verwandelte mich wieder zurück in einen Hund und wiederholte meine Frage von geradeeben. „Was willst du?“, forderte die Katze. „Ich suche nach jemanden“, antwortete ich. „Nach diesem Menschenjungen mit den schwarzen Haaren und grünen Augen hinter Glas?“ „Nein, nach jemandem anderes.“ „Alle Menschen sagen, dass du diesen Jungen willst.“ „Aber ich bin nicht auf der Suche nach ihm. Ich suche jemanden anderes.“ „Ich werde dich im Auge behalten.“ Mit diesen Worten zog die Katze von dannen und ich starrte ihr verblüfft hinterher. Das war schon eine verrückte Begegnung gewesen! Noch nie zuvor hatte ich mich so mit einem Tier unterhalten. Ich fragte mich, ob diese Katze vielleicht irgendwelche besonderen Kräfte besaß. Auch während der nächsten Tage lief ich dieser Katze wieder über den Weg. Sie funkelte mich nur misstrauisch an und antwortete mir nicht, wenn ich sie grüßte, also beachtete ich sie nicht großartig. Am Samstag nach Halloween stand das erste Quidditchspiel der Saison an. Das wollte ich mir nicht entgehen lassen. Schließlich wollte ich doch sehen, wie Harry Slytherin auf dem Feld platt machte. Das Wetter an diesem Samstag war furchtbar. Es war noch schlimmer als schon die ganze Woche über, aber wegen des Wetters wurden Quidditchspiele normalerweise nicht abgesagt. Jedenfalls hatte auch James damals bei jedem Wetter gespielt und sich selbst von dem schlimmsten Gewitter nicht abhalten lassen. Ich setzte mich auf die oberste Reihe der Zuschauertribünen. Die war komplett frei und Schüler und Lehrer würden sowieso zu sehr damit beschäftigt sein das Spiel zu verfolgen, als mich zu sehen und sich zu wundern, warum ein Hund das Quidditchspiel verfolgt. Gryffindor spielte nicht gegen Slytherin, stellte ich fest, als die Mannschaften das Spielfeld betraten. Sie spielten gegen Hufflepuff und ich fragte mich wirklich, warum sie nicht gegen Slytherin spielten. Normalerweise war doch das erste Spiel der Saison immer zwischen Gryffindor und Slytherin gewesen! Aber vielleicht hatten sie das ja aus irgendeinem Grund mal geändert. Das Spiel begann und ich hatte wirklich Mühe, den Spielstand zu verfolgen. Die Sicht war bei dem Wetter stark eingeschränkt und der Wind heulte so sehr, dass ich nicht einmal die Kommentare hören konnte. Nach einer ziemlichen Weile musste es 80 zu 30 für Gryffindor stehen und ich hörte, wie Madam Hooch zu einer kurzen Pause in ihre Pfeife blies. Ich konnte geradeso erkennen, wie sich das Gryffindor-Team unter einem großen Schirm versammelte, wo der Mannschaftskapitän offensichtlich gerade eine Ansprache hielt. Aber viel konnte ich nicht erkennen. Die Pause dauerte nur etwa fünf Minuten, dann ging das Spiel auch schon weiter. Gryffindor schoss ein weiteres Tor, aber Harry schien den Schnatz noch nicht entdeckt zu haben. Plötzlich, während er sich umsah, fiel sein Blick genau in meine Richtung. Ich hatte ihm schon mal einen Schrecken eingejagt und ich war mir nicht sicher, ob er mich wiedererkannte. Ich verschwand lieber unter die Sitzbänke, um mich besser zu verbergen. Im nächsten Augenblick wurde es kalt. Eisig kalt! Diese plötzliche Kälte war definitiv nicht normal und im nächsten Moment erkannte ich auch schon die Ursache. Hunderte Dementoren waren zum Spiel gekommen und mir blieb vor Schreck fast das Herz stehen. Sie konnten unmöglich wissen, dass ich hier war. Niemand wusste es und die Katze hatte mich doch nicht verraten, oder? Oder aber sie waren einfach wegen der ganzen Aufregung hier auf dem Quidditchfeld gekommen. Das war auch eine logische Erklärung. Meine Gedanken wurden allerdings jäh abgelenkt, als ich sah, wie Harry vom Besen fiel. Nicht wenige der Schüler vor mir schrien und auch ich konnte nur geschockt dabei zusehen. Ich konnte erkennen, dass Dumbledore irgendeinen Zauberspruch in Harrys Richtung schleuderte, der seinen Fall offenbar abbremste, sodass er sanfter auf dem Boden aufkam. Dann rannte er auf das Feld, den Dementoren entgegen. Ich hatte noch nie einen derart wütenden Dumbledore erlebt! Harrys Besen jedoch trieb ab. Ich verfolgte ihn mit meinem Blick, doch, wenn ich mich nicht täuschte, dann wurde er ausgerechnet von der Peitschenden Weide aufgehalten. Das war bitter und im nächsten Moment hörte ich einen Pfiff, der das Spiel beendete. Ich sah noch, wie der Sucher von Hufflepuff triumphierend den Schnatz in die Luft hielt. Erst danach schien er zu bemerken, dass Harry vom Besen gefallen war. Gryffindor hatte verloren. Das alleine war schon hart genug. Ich hatte Harry wirklich meine beiden Vorderpfoten gedrückt, aber, was noch viel schlimmer war, war, dass er vom Besen gefallen war. Ich vermutete, dass wohl die Dementoren daran schuld sein mussten. Jedenfalls konnten sie diesen Effekt haben und ganz offensichtlich reagierte Harry besonders empfindlich auf sie. Ich war völlig durcheinander vor Sorge. Ich sah zu, wie er von Dumbledore auf eine Trage gezaubert wurde und dieser ihn ins Schloss begleitete. Die Schüler verließen ebenfalls die Zuschauertribünen und machten sich auf den Weg zurück ins Schloss. Kaum jemand sprach wirklich über das Spiel selbst. Aufgeregt unterhielten sie sich hauptsächlich über die Dementoren und darüber, dass Harry vom Besen gefallen war. Nicht einmal die Hufflepuffs schienen sich so wirklich über ihren Sieg zu freuen. Sie schienen es für nicht fair zu halten, nachdem was passiert war. Lediglich ein paar Slytherins konnte ich beobachten, wie sie sich unglaublich darüber freuten, dass Gryffindor auf diese Art und Weise verloren hatte. Ich knurrte, aber sie hörten mich nicht und was erwartete ich auch von Slytherins? Schließlich begab ich mich wieder in Richtung Peitschender Weide. Von Weitem konnte ich noch sehen, wie Professor Flittwick Harrys Besen unter ihren Zweigen hervorholte. Der Besen war definitiv hinüber, das war klar. Kein noch-so-guter Besenhersteller würde ihn wieder reparieren können, nachdem er eine Begegnung mit der Peitschenden Weide hinter sich hatte. Wenigstens aber, so überlegte ich mir, hatte ich jetzt eine Idee, was ich Harry zu Weihnachten schenken konnte. Jana war wirklich bestürzt, als ich ihr von dem Spiel erzählte. „Geht es Harry gut?“, wollte sie wissen. „Ich weiß es nicht“, gab ich ehrlich zu. „Aber Madam Pomfrey bekommt ihn sicher wieder hin. Mach dir keine Sorgen.“ „Aber er ist vom Besen gefallen. Er hätte sich doch sonst-was brechen können!“ „Dumbledore hat seinen Fall ja abgebremst. Ihm ist sicher nichts weiter Schlimmes passiert. Er ist nur ohnmächtig geworden wegen der Dementoren. Und die machen mir viel mehr Sorgen.“ „Warum sind sie überhaupt zum Spiel gekommen?“ „Ich hoffe jedenfalls, dass sie nicht wegen mir da waren, sondern wegen der Stimmung im Stadion. Das muss für sie wie ein Fest gewesen sein!“ Jana blickte mich erschrocken an. „Mach dir keine Sorgen um mich“, fügte ich hastig hinzu. „Ich pass schon auf mich auf.“ Nachdem ich sie beruhigt hatte, verlief sich das Thema. Ich erzählte ihr noch von der Katze, die ich getroffen hatte und wir unterhielten uns auch eine Weile über das Tier. Jana fand es genauso interessant. Ich bekam Harry erst am Montag wieder zu sehen, als ich seine Unterrichtsstunde bei Hagrid beobachten konnte. Er hatte den Sturz also im Großen und Ganzen unbeschadet überstanden und ich konnte Jana dahingehend beruhigen. Ansonsten hatte ich noch einige Begegnungen mit der Katze. Mittlerweile redete sie wieder mit mir, wenn ich sie grüßte. Je öfter ich jetzt die Stimme in meinem Kopf hörte, desto mehr bekam ich das Gefühl, dass es eigentlich ein Kater war. „Wie heißt du eigentlich?“, wollte ich von ihm eines Nachmittags wissen. „Namen sind Schall und Rauch für mich“, antwortete er. „Du willst mir deinen Namen bloß nicht verraten!“ „Was würde er dir nützen?“ „OK, ich frag nicht weiter nach. Kannst du mir trotzdem behilflich sein?“ „Nur solange ich davon überzeugt sein kann, dass du dem Menschenjungen mit den schwarzen Haaren und den grünen Augen hinter Glas nichts antun wirst.“ „Ich bin nicht hier um Harry etwas anzutun.“ „Wie kann ich mir da sicher sein?“ „Ich hatte bereits genügend Chancen. Wenn ich hinter Harry her wäre, dann hätte ich bereits zuschlagen können. Aber ich suche nach jemandem anderes.“ „Nach wem?“ „Einem Zauberer, der sich in eine Ratte verwandeln kann.“ In den Augen des Katers blitzte etwas auf. „Da ist ein Wesen“, erzählte er. „Es sieht aus, wie eine Ratte, aber es ist keine Ratte.“ „Er muss im Gryffindor-Turm sein“, fügte ich hinzu. „Hast du ihn dort gesehen?“ „Ja“ „Du weißt also, wen ich meine?“ „Ja“ „Kannst du mir helfen, an ihn heran zu kommen?“ „Nur diese eine falsche Ratte?“ „Ja, nur ihn.“ „Was führt diese falsche Ratte im Schilde?“ „Im Moment hoffe ich, dass er noch nichts im Schilde führt. Aber er könnte Harry etwas antun, wenn er nur einen Anlass dazu sieht.“ „Er ist also gefährlich?“ „Möglicherweise.“ „Ich wusste es!“ Der Kater blickte gefährlich drein. Dann erzählte er mir, dass er im Sommer von Harrys bester Freundin in der Winkelgasse gekauft worden war. Er war damals schon Peter begegnet, da dieser zu Harrys bestem Freund gehörte. Seitdem gab es wohl gelegentlich Streit zwischen Harrys beiden Freunden, weil der Weasley-Junge offenbar sein Haustier schützen wollte. Der Kater vertraute mir nun also und ich fand, dass ich schon einen etwas ungewöhnlichen Verbündeten gefunden hatte. Er hielt mich über alles auf dem Laufenden, was im Gryffindor-Turm so vor sich ging. Er nannte zwar nie Namen, aber mit der Zeit verstand ich ungefähr, wen er meinte, denn zumindest hatte ich ein ungefähres Bild von Harrys Mitschülern im Kopf, wenn ich ihn und seine Klasse in Pflege magischer Geschöpfe beobachten konnte. Gegen Ende November zeigte ich dem Kater, wie er in den Gang unter der Peitschenden Weide und in die Heulende Hütte gelangte. Ich veränderte auch den Zauber, der das Portal verbarg für ihn, damit er durch das Portal treten konnte, wenn er Informationen für mich hatte. Jana war ganz hin und weg von ihm, als er das erste Mal bei ihr zu Hause auftauchte. Mittlerweile waren auch bei ihr so langsam Fortschritte zu erkennen. Sie sah wieder besser aus, ihre morgendliche Übelkeit hatte sich endlich gelegt und aktuell hatte sie auch keine großartigen Probleme mit ihrer Schwangerschaft. Sie hatte sich sogar so weit erholt, dass sie endlich ihre Stimme wieder gebrauchen konnte, nachdem sie so lange zu schwach dafür gewesen war. „Ich mag ihn“, erzählte sie lächelnd, während der Kater es sich schnurrend auf ihrem Schoß bequem machte. „Da sind wir uns ja dann einig“, erwiderte ich und grinste. Ich war lange nicht mehr so optimistisch gewesen. Jana ging es mittlerweile wirklich gut und ich ertappte mich dabei, wie ich mich tatsächlich fast auf das kleine Kind freute. … Aber nur fast. Denn noch war es ja nicht da und ich sollte den Tag besser noch nicht vor dem Abend loben! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)