Flying carpet von Cirque_des_Reves ================================================================================ Flying carpet ------------- „Mit dem Lächeln auf den Lippen bist du das schönste Mädchen in dieser Gasse“, versicherte er und ignorierte das abwertende Schnauben hinter sich. „Sie ist das einzige Mädchen in dieser Gasse“, erinnerte ihn Phoenix ungefragt. Vermutlich war er immer noch sauer, dass er weniger Glück bei der Suche nach Gesellschaft gehabt hatte als er. Es war aber auch kompliziert in diesem Land. Jedes hübsche Mädchen schien in Begleitung unterwegs zu sein und die war in der Regel gar nicht glücklich, wenn man versuchte einer schönen Frau ein Kompliment zu machen. Auch Basira schien nicht ganz glücklich zu sein. Eine zarte Röte kroch über ihre Wangen hinweg, während sie krampfhaft zu Boden starrte. Hoffentlich war er jetzt nicht zu direkt gewesen. „Ich habe nicht viel Zeit“, hauchte sie in die Falten ihres Kopftuchs hinein und zupfte nervös an ihren Handschuhen herum. Orion hätte im Moment nicht einmal Handschuhe angezogen, wenn sein Überleben davon abgehangen hätte. Selbst im Schatten war es brütend heiß. Der Gedanke daran, sich ein Tuch über den Kopf oder Stoff über die Hände zu ziehen, brachte ihn dem Hitzschlag näher als es ihm lieb war. Hinter ihm grinste Phoenix. „Ich bin mir sicher, fünf Minuten reichen ihm“, stichelte er und Orion fragte sich ein weiteres mal warum er ihn überhaupt mitgenommen hatte. Im Hotel war es ihm noch wie eine gute Idee vorgekommen. Nur für den Fall, dass die allgegenwärtigen Ordnungshüter in die Gasse schauten und ihn mit seiner hübschen Begleitung entdeckten. Ein Stell-dich-ein mit drei Personen würden sie nicht vermuten, dafür schienen sie ihm zu prüde. Vor ihm hob das Mädchen schüchtern seinen Blick. Braune Augen musterten ihn unsicher. „Ich habe euch etwas mitgebracht“, erklärte Basira fast als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. Ein geheimnisvolles Lächeln erschien auf ihren Zügen während sie ihren Zauberstab aus dem Ärmel zog. Kein Fleckchen Haut blitzte dabei auf und er fragte sich, wie lange sie dafür wohl geübt hatte. Ungewohnt helles Holz tanzte durch die Luft, arabische Worte erklangen, dann puffte es und ein kleiner Geist schwebte zwischen ihnen. Das Mädchen sprach mit ihm, natürlich auf Arabisch und natürlich verstand er kein Wort davon. Sein Arabisch beschränkte sich auf „Salam alaykum“, „ja“ und „nein“. Er hätte wohl auch noch eines dieser langweiligen Standardkomplimente gelernt, doch mit Blick auf die erschreckend niedrige Flirtquote, hatte er sich die Mühe bislang gespart. Neben ihm trat Phoenix nervös von einem Bein auf das andere. „Das ist ein Dschinn“, flüsterte er ihm zu. In den Augen eben jenes Funkeln, das verriet, dass er der Kreatur nicht traute. Konnte man wohl auch nicht. Selbst in ihrer Broschüre vom britischen Portschlüsselbüro stand, dass Dschinns verlogene, kleine Kreaturen waren, die dem Menschen schlimmen Schaden zufügen konnten, wenn sie gryffindorig genug waren, ihnen zu vertrauen. Orion schnaubte abfällig. Er hasste es gryffindorig. Vor seiner Nase verneigte sich der kleine, grüne Geist. Von außen betrachtet erinnerte er ihn ein bisschen an die Absinthfee, die er in Paris getroffen hatte. Phoenix behauptete immer noch, dass er an jenem Tag schlicht zu viel Alkohol getrunken hatte und vielleicht hatte er recht damit. Zumindest wurde ihm bei der Erinnerung gerade wieder schlecht. Es puffte ein zweites Mal, dann war die seltsame „Absinthfee“ fort und Basira deutete hoheitsvoll auf zwei zusammengeschnürte Rollen. „Ich habe euch die Anweisungen übersetzt“, erklärte sie stolz und Orion fragte sich ob das wohl eine gute Idee war. Er wollte nicht undankbar erscheinen, aber sie war nicht das erste Mädchen auf ihrer Reise, das ihnen etwas übersetzt hatte. Er erinnerte sich an den winzigen, mechanischen Bullen, den Phoenix Freundin Julia ihnen zu ihrer Abreise aus Spanien geschenkt hatte. Sie hatten ihn irgendwo in Ägypten in die Luft gejagt, weil er nicht auf die beschriebenen Abschaltzauber reagiert hatte. Hatte erschreckend laut geknallt, das kleine Ding. Trotz allem setzte er sein schönstes Lächeln auf. „So einem wundervollen Geschenk sind wir gar nicht würdig, Madame“, säuselte er. Der Spruch hatte in Frankreich funktioniert, in Italien und in Spanien auch und auch hier schien er seine Spuren hinterlassen zu wollen. Basira wurde wieder rot und als er ihr dann auch noch die mitgebrachten Schokofrösche unter die Nase hielt, erinnerte sie ihn endgültig an eine lila-rote Laterne. Sie hatten im Vorfeld ihrer Reise lange überlegt, was sich wohl am ehesten als Gastgeschenk eignete, doch die billigen XXL-Packungen voller Schokofrösche hatten früh die Führung übernommen. Die Mädchen fanden sie witzig, sie schmeckten gut und sie waren so billig, dass sie die Reisekasse kaum strapazierten. Außerdem konnte man selbst die eigene Mutter bitten einem zehn neue Packungen zu schicken, ohne das sie ahnte, was man damit plante. Das Mädchen vor ihm kicherte verhalten, während es die Packung musterte. Vermutlich bekam es selten Geschenke von Fremden. Eine der Rollen wurde ihm in den Arm gedrückt, noch bevor er sich entscheiden konnte, ob er der Dreistigkeit mit einem Handkuss die Krone aufsetzen sollte. Gut, dann eben nicht. Er konnte genauso gut versuch - „Basira!“ Das Mädchen zuckte zusammen. „Ich muss gehen“, hauchte es und stolperte beim rückwärts laufen fast über seine eigenen Füße. „Ich- ich lasse das Fenster offen“, flüsterte sie noch, dann war sie fort und Orion verwirrt. Fenster hatte sie gesagt. Er hoffte nicht, dass sie erwartete, dass er nachts an den glatten Fassade hochkletterte um Zeit mit ihr zu verbringen. Wenn er ehrlich war, glaubte er auch nicht, dass er an der Fassade hochklettern konnte. Jedenfalls nicht ohne einen Schwebezauber, einen Besen oder - Sein Blick fiel auf die dicke Rolle in seinem Arm. Konnte es sein? War das etwa ein... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)